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O, s.ü vmgegevd Amtsblatt -es Köni-t. Verichtsamteo und des Stabtrathes za Pifchofswerba. -L> .v «Whofswerda, Ttolpe« und VDeAbschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kästet vierteljährlich 121 ?kg»->'^ Inserate werden di« gespaltene Zell» oder deren «au» mit 6 Pf. berechnet. 1860 Soauabeyd, den E. Oktober. Die italienische Frage und Ihre Lösung ist zum Mittelpunkte der ganzen euro- päifchen Politik geworden. Die verschiedenen Interessen der Großmächte haben in ihr einen Tummelplatz zu MwWcher oder feindlicher Begegnung, je nachdem die Lösung ist, die fie begünstigen. Oesterreich und Frank» relch, die zuerst in blutigen Kämpfen zusammenstießen, iH^nen sich roch wieder in dem gemeinsamen Streben, sie «dH zu jener Lösung kommen zu lassen, die Italien selbst erstrebt, zur Gründung eine» einheitlichen, selbst- stäNVigin Staate-, der alle Elemente einer neuen Groß- MlM 1« stch schließt. Beide sehe» in ihm eine Gefähr» du«- ihrer Interessen, Frankreich mit Recht, Oesterreich »it ll «recht. Jene- strebt nach überwiegendem Einfluß auf Hallen und möchte ihm am liebsten eine staaten- bünhlHe Organisation wünschen, die alle Elemente der MteträSht in fich bergen und Frankreich zum SchiedS- richter HalieuS machen würde. Ein einheitliche- Italien würd« mlt jedem Jahre an Kraft wachsen und dadurch Frankreichs Vormundschaft entwachsen. Oesterreich in seiner bisherigen Politik hat in Italien eine Bedingung seiner Machtstellung gesehen, und sein ganze- System innerer Politik auch in Italien zur Geltung zu bringen gesucht,' eS hat dafür den steigenden Haß unterdrückter Völker geerntet, die nationale Idee gepflegt wider seinen Willen und die Italiener in Frankreichs Arme getrieben. Dir Folget, find nicht auSgeblieben. Seine Machtstellung in Italien ist vernichtet Möglich ist, daß die große itastenische Jdee nationaler Einheit scheitert, unmöglich aber, «ine einfache Restauration. Wenn in Oesterreich selbst di« GrabeSglocke g«zogen ist, die da» alte System griffiger Knechtschaft zu den Todten legen wird, wi« sollte e- ihch möglich werden, e» in Italien zu neuer Geltung zu bringen? Mit eigener Kraft nicht, und fremde zu diesem Zwrcke wird eS nicht finden. Nicht Frankreich, nicht England, nicht Rußland, nicht Preußen werden dafür eintreten. Wäre eS gut berathen, so müßte e» begreifen, daß den Italienern mit einer Restauration drohen so viel heißt, al» Frankreichs Interessen begün stigen, nicht da- seinige fördern. Da» Großdeutschthum erhebt fort und fort die warnende Stimme gegen die napoleonische Arglist; aber man entgeht ihr wahrlich nicht, wenn man meint, da» Ankämpfen gegen die nationalen Bestrebungen Italien» mache fie zu Nichte. Dir Italiener fühlen selbst da» Lästige der französischen Fünfzchntrr Jahrgang. Hilfe; fie wissen so gut wie wir, daß Frankreich nicht will, was sie wollen; fie find mit einem Wort in ähn licher Lage wie Deutschland, in jenem den Feind jrdftz nationalen Einigkeit und Stärk« erblicken zu müssens Man steht nun in einem einheitlichen Italien «ine Go» fahr für Deutschland; allein e» ist da» Umgekehrt« der Fall. Ein einheitliches Italien ist immer noch schwach gegenüber von Frankreich; e» wird geraume Zell be dürfen, ehe e» fich eonsolidirt, selbst wenn Alle» nach Wunsch geht; e» wird daher immer in der Lage sein, Bundesgenossen zu bedürfen, und diese kann e» nur suchen in England, Deutschlanv und der Schweiz. Nur auf diesem Wege wirv fich ein auf Einheit der Inter? essen beruhendes Verhältniß fester BundeSgenoffenschast zwischen Deutschland und Italien bilden können. Und dazu muß Oesterreich den Grund legen, damit Italien eine Vormauer, nicht eine Gefahr werde. Gewährt e» seinen eigenen Völkern gesetzliche Freiheit in Staat, Re ligion und Wissenschaft, so wir» eS fie auch Italien gönnen, und statt in der materiellen Gewalt, mit der «S unterdrückt, sein« Sicherheit zu suchen, wird e» in dem Geiste, den «S seiner Fesseln entledigt, seinen stärk? sten Bundesgenossen finden. England hat Amerika frei gegeben und ist nicht schwächer geworden; Oesterreich kann stch von Italien trennen und in dieser Trennung erst die rechte Einigung mit ihm schaffen. Zn jedem Falle hat Oesterreich den deutschen Bund zur Selle, sobald eS in seinen deutschen Staaten bedroht wird. Welche Bahnen eS zunächst in seiner inneren Politik betreten wird, muß fich in nächster Zukunft zeigen. Di« Verhandlungen des ReichSrathS haben tiefe Einblicke in die inneren Schäden der Monarchie thun lassen; daß freie politische Institutionen di« absolute Voraussetzung jeder gründlichen Heilung seien, ist von ollen Seiten anerkannt worden. Die Glorifikation de» ConkordatS durch den Cardinal Rauscher und den Grafen Thun war eine Stimme in der Wüste; fie hat ein lautes Echo im Lande gefunden, aber ein stille» in den Ge- müthern, kein gleichlautendes freilich, sondern ein pro- testirende». ES wird aber anschwellen zu einem Sturm«, von dessen Hauche jene» Werk in alle Winde zerstieben wir», wenn jene Institutionen vorhanden sein werden, welche die in der Tiefe de» GemüthS gefangen gehal tenen Gedanken befreien und zu einer Mach« erheben werden.