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Manufaktur unvergleichlich schon geschmückt. Die Ausstattung der am Eingang-portale ausgestellten GlaSgcmäldc hinter einer Prachtorgel erhöhten den Glanz der Feier. Da« Kaiser paar wurde von dem Musikchor de« Gardekürassier-Regiment« mit Fanfaren begrüßt. Seine Mas. der Kaiser bot zuerst dem zu der Eröffnung der Ausstellung erschienenen Fürsten Ferdinand von Bulgarien die Hand. Nach der Eröffnung der Ausstellung sang die ganze Festversammlung die National hymne ab. Im Parke conzcrtirten Militär- und Civilkapellen. Die Kaiserlichen Majestäten erklärten sich von der ganzen Ausstellung für hoch befriedigt. Die Majestäten frühstückten dann auf dem Festschiffe de« Norddeutschen Lloyd«. — Köln, l. Mai. Die „Kölnische Zeitung" versichert, die Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt de« Han- dclSminister« von Berlepsch seien nicht ohne Grundlage. Die genannte Zeitung bringt den letzten Anstoß hierzu mit dem Fiasko in Zusammenhang, da« der Minister mit dem Handel«kammergcsctz erlitten hat. Die „Kölnische Zeitung" meint, mit Rücksicht aus die wiederholten parlamentarischen "Niederlagen de« Minister« von Berlepsch erscheine nunmehr dessen Rücktritt nicht auffallend. — Der Schah von Persien Nassr-ed-din ist, wie telegraphisch gemeldet, einem Attentat zum Opfer gefallen. In dem Augenblick, al« der Schah die Grabmoschee in dem Wallfahrtsort Abdul Asim, sech« englische Meilen von Teheran, betreten wollte, feuerte der Mörder einen Pistolenschuß auf ihn ab; die Kugel traf den Schah in die Herzgegend; der Monarch wurde schwerverwundet in seinen Palast zurückge bracht, wo er, ehe noch der herbeigeruscne deutsche Gefand schaft«arzt vr. Müller eintras, verschied. — Nassr-ed-din war im Jahre 1831 geboren und al« siebzehnjähriger Jüngling seinem Vater Mohamed aus den Thron gefolgt. Die Re- gicrungSzcit der persischen Herrscher wird nach den mohame- danischcn Mondjahren gerechnet; auf Grund dieser Rechnung wollte der Ermordete am 6. Mai d. I. sein 50jährige« Rc- gierungSjubiläum feiern. Alsdann beabsichtigte der Schah noch im Mai eine Reise nach Europa zu unternehmen, die ihn zunächst nach Moskau zur Kaiserkrönung führen sollte. Nassr-ed-din ist bereits drei Mal, in den Jahren 1873, 1878 und 1889, in Europa gewesen und seit diesen Besuchen ist der jetzt au« dem Leben Geschiedene in den europäischen Groß städten, z. B. Berlin, Pari» und Petersburg, eine in gewissem Sinne populäre Persönlichkeit, deren Andenken im VolkSmunde in Form von vielen Schnurren und Anekdoten sortlebt. Man hat über die naiven Anschauungen und wunderlichen Sitten de« asiatischen Herrscher« viel gelacht und gespöttelt; dieser aber hat seinerseits in den Tagebüchern, welche er nach der Rückkehr in sein Land in persischer Sprache veröffentlichen ließ, bewiesen, daß von ihm nicht nur die edlen Früchte der europäischen Zivilisation, sondern auch die Entartungen un serer Kultur sehr richtig erkannt worden sind. Aus den Schah, den die Mörderhand jetzt getroffen hat, ist bereit« einmal, im August 1852, ein Attentat verübt worden. Damals kam der Anzefallcne mit dem Leben davon; er rächte sich an den Mördern, welche einer von religiösem Fanatismus erfüllten und den Untergang der herrschenden Dynastie mit allen Mitteln anstrcbenden Sekte, den Babi», angehörten, indem er er barmungslos gegen die ganze Geheim-Partci vorging. Au« eben dieser Sekte ist auch diesmal der Mörder hervorgegangen, sodaß das Verbrechen wohl al» ein Racheakt aufzufassen ist. Locale und sächsische Nachrichten. — Dresden, 1. Mai. Eine geheimnißvolle Ge schichte hat sich vorgestern hier abgespielt; die amtlichen Erörterungen darüber, ob ein Verbrechen vorliegt oder nicht, sind im Gange. Gestern morgen wurde ein junger Mann todt au» der Elbe gezogen. Derselbe gelangte vorgestern Abend in den Besitz eines größeren Geldbetrages und besuchte daraus ein Restaurant in der "Neustadt, wo möglicherweise dritte Personen Kenntniß von dem Gclde erlangt haben. Selbstmord erscheint ziemlich ausgeschlossen und auch an einen UnglückSfall glauben die ihm Näherstehendcn nicht. Ein Freund von ihm verließ den in der Altstadt wohnenden Er trunkenen, nachdem er ihn ein Stück Weges begleitet hatte, in vollständig geistig klarem Zustande. — Dresden. Der „große Weltseicrtag" de» l. Mai ist überall in unserm Valerlande ruhig verlaufen. In den Fabriken und Werkstätten wurde allenthalben voll ge arbeitet, und die von den Sozialdemokraten veranstalteten Versammlungen waren nur mäßig besucht. Aehnlich lauten die Berichte au» dem ganzen Reiche, und auch au» dem Aus lande werden nur ganz vereinzelt Ausschreitungen gemeldet. — Dresden. Unter großem Beifallc sprach am Mitt woch Abend Graf HoenSbrocch im Saale de« Gewerbe hause» zu Dresden über „Römische Kirche und evangelische» Christenthum." Die Versammlung nahm folgenden Beschluß antrag an: „In Erwägung, daß da» weltliche politische System der römischen Kirche, da» man mit „UltramontaniSmuS" be zeichnet, eine schwere und dauernde Gefahr für da« Verhält- niß zwischen Kirche und Staat und für den konfessionellen Frieden der Bevölkerung bildet, beschließt die von gegen 2000 deutschen Männern und Frauen Dresden« besuchte Versamm lung, die Reichsregierung und den Reichstag auszufordern, dem Vordringen de« UltramontaniSmuS, der nicht mit der katholischen Religion identisch ist, zielbewußt und nachdrücklich aus allen Gebieten entgegenzuireten und unsere» Volke« heiligste Güter zu wahren." — Leipzig. Aus der Mitte de» Ccntral-AuSschussc» zur Förderung der Volks- und Jugendspiele in Deutschland ist bekanntlich der Plan erwachsen, ein deutsche« Olympia zu schaffen, d. h. eine geweihte Stätte, auf welcher in regel mäßiger Wiederkehr ein allgemeine« deutscher Fest nach Art der olympischen Spiele der alten Hellenen stattsinden soll. Erwachsen ist dieser Plan au« einer vom Central-Ausschuß im Jahre 1894 ausgeschriebenen Preisschrift: „Wie sind die öffentlichen Feste de« deutschen Volke« zeitgemäß zu reformiren und zu wahren Volksfesten zu gestalten?" Im Mittelpunkte de« deutschen Olympia soll die männliche deutsche Jugend stehen, welche in körperlichen Uebungcn mannichsacher Art deutsche Kraft und Stärke zeigen soll. Stattfinden soll da« Fest in dem durch die große Völkerschlacht geweihten Leipzig, und zwar zum ersten Male im Jahre >900. Abgesandte de« Central-AuSschusse« und der deutschen Turnerschast haben zu diesem Zwecke einen provisorischen Ausschuß gebildet, zu welchem später Vertreter nationaler sportlicher Richtungen hinzugezogen werden sollen. Dieser für unser Vaterland bedeutsame Plan wird jetzt in einer Denkschrift unter dem Titel „Nativnaltage für deutsche Kampsspiele" (deutsch-nationale« Olympia) vom Geschäftsführer de« Eentralau«schusse« zur Förderung der Volk«- und Jugendspiele in Deutschland, Realschuldirektor Raydt-Hannover (Boigtländer- Verlag, Leipzig, 60 Pf.), ein gehend und in einer Darstellung, die von hoher Begeisterung für diese« echt vaterländische Ziel getragen ist, der Ocffent- lichkeit übergeben. Die 32 Oktavseilen umfassende Broschüre gliedert den Stoff in die >2 Abschnitte: Da» alte Olympia, Internationale olympische Spiele, Verhältniß zu den Turn festen, Geschichte der neueren Bestrebungen für ein deutsche« Olympia, Ist die Zeit für ein deutsche« Olympia gekommen? Wie kann man sich ein deutsche« Olympia Vorsteven? Ort der deutschen Olympia, Zeit der Veranstaltung, Regelmäßige Wiederkehr de« Feste», Nationaltage für deutsche Kampfspiele, Vorläufige Organisation und Schlußwort. — Chemnitz, 1. Mai. Von der sogenannten Mai feier wurde man heute bi« jetzt wenig gewahr. In den Fabriken und Werkstätten wurde überall voll gearbeitet. Auch auf den Straßen und Platzen war der Verkehr ein alltäg licher und Ausschreitungen haben in keiner Weise stattgesunden. Im Feldschlößchen Kappel hatten sich etwa 1000 bi« 1200 Personen, darunter eine große Anzahl Frauen mit Kindern, au« Chemnitz und der Umgegend eingcfunden. Im Saale, welcher mit roth und weißem Stoff und einem die Freiheit versinnbildlichenden Bilde dckorirt war, fand Unterhaltungs musik statt. Nachdem der Reich»tag«abgeordnete Schippcl von '/«4 bi« '/,5 Uhr gesprochen hatte, verliefen sich die Ver sammelten in ruhiger Weise. — Chemnitz. Hier hat sich ein Verband der Arbeit geber der gesammten Textilbranche und zwar der ange sehensten Firmen der Weberei, Wirkerei, Spinnerei u. Färberei mit einem großen Kapitalfond« zu dem Zweck gebildet, um etwaigen Betriebreinstellungen, mit denen die Textil-Jndustrie unaufhörlich bedroht wird, sofort wirksam entgegen treten zu können. — Schneeberg, I. Mai. Bon dem hiesigen Jung frauenverein wurde bei Gelegenheit de« Geburtstage« des Herrn Superintendent Vic. Noth unserer Kirche ein kost bare«, in der Diakonissenanstalt zu Dresden gefertigte« Veinm geschenkt, d. h. ein Tuch, dazu bestimmt, die heiligen Altar gefäße vor der Consekration zu überdecken. Die kunstfertige Stickerei stellt den Auserstandenen dar, wie er den Emmau«- jüngcrn da« Brod bricht, ist reich ornamentirt mit Weinlaub und Aehren und trägt die Umschrift: „Da wurden ihnen die Augen geöffnet." Diese« Vclum ist bei der heutigen Wochen kommunion da« erste Mal in Gebrauch genommen worden. — Reichenbach, 1. Mai. Der Weltfeiertag der Arbeiter, der l. Mai, ist hier und in der Umgegend bi« jetzt in der größten Ruhe verlaufen. In den Fabriken wurde wie an anderen Arbeitstagen gearbeitet und die Arbeiter gingen wie gewöhnlich ihrer Beschäftigung nach. Einige Un zufriedene jedoch hatten diesen Tag nicht vorübergehen lasten wollen, ohne den Beginn desselben nach ihrer Ar« würdig zu begrüßen. Sie halten nämlich aus die sogenannte Kreuzleite eine ca. 1 in lange gußeiserne geladene Kanone geschafft, jedoch unsere wachsame Polizei hatte sich schon früh 4 Uhr auf diesem Platze eingefunden. Als die Kanonenheldcn dieser ansichtig wurden, entflohen sie und ließen die Kanone im Stich; leider wurden sie nicht erkannt. Die Kanone, sowie eine daneben liegende ebenfalls geladene eiserne Wagenkapsel wurden nach der Polizeiwache geschafft. Abend« sollte Volksversammlung in der „Bleibe" zu Cunsdorf und in Netzschkau im „goldenen Bären" stattfinden. In dem benachbarten Mylau hatten zur Bekundung de« 1. Mai Sozialdemokraten an einem Telephon drahte am sogenannten Wicsenwcge direkt über dem Bahn gleise eine rothe Fahne mit der Aufschrift: „Hoch der Acht stundentag" angebracht. Auch diese Fahne wurde srühmorgcn« von der Polizei entfernt. — Crimmitschau. Herr Stadtrath vr. zur. Ay Hierselbst, der von den städtischen Kollegien zu Waldheim zum Bürgermeister gewühlt worden war, ist auch von den städtischen Kollegien zu Meißen, und zwar mit Einstimmigkeit, zum ersten juristischen Stadtrath u. stellvertretenden Bürgermeister gewählt worden. Da er bi« jetzt eine Erklärung über An nahme der Wahl in Waldheim noch nicht abgegeben halte, so hat er sich nunmehr entschlossen, die Wahl in Meißen anzu nehmen. — Waldheim. Stadtrath vr. Ay in Crimmitschau, der mit 14 gegen 13 Stimmen, welch letztere auf Or. Hübsch mann-Dresden fielen, al« Bürgermeister hierselbst gewählt wurde, hat die auf ihn gefallene Wahl als Stadtrath in Meißen angenommen. Einstimmig ist nun beschlossen worden, vr. Hübschmann, der schon damals, wenn nicht ein Wahlbe rechtigter die Zeit der Sitzung versehen hätte, gleichviel Stimmen erhielt, zu ersuchen, die Wahl anzunehmen. Eine Deputation der Herren, welche sich damals für vr. Ay ent schieden haben, will dem vr. Hübschmann diese» Ersuchen persönlich Vorträgen. — Infolge de-- seit mehreren Wochen ungünstigen, an dauernd regnerischen Witterung konnten in fast sämmtlichen Ortschaften de« Bezirke« de» Landwirthschaftlichen Kreisverein« im Erzgebirge die Arbeiten der Früh jahrsbestellung diese« Jahr noch nicht in Angriff ge nommen werden; die Aecker sind zur Zeit völlig durchnäßt und unbestellbar, und ist gegen die normale Bestellungszeit bereit« eine bedeutende Verspätung der gesammten diesjährigen Feldbestellung eingetreten. Da nun bei dem Eintritte günstiger Witterung eine thunlichstc Beschleunigung aller Feldbestellungs arbeiten dringend nölhig wird, um große Verluste an den Erträgnissen de« Ackerbaues zu verhindern, hat der Kreis verein an da« König!. Ministerium de« Innern ein Gesuch gerichtet mit der Bitte: „Hochdasselbe wolle durch eine Ver ordnung an die Gemeindeaufsichtsbehörden den Landwirthen für dieser Jahr gestatten, die Frühjahrsbestellungsarbeiten nach dem Gesetz vom 10. September >870, 8 4, Absatz 8, al» „dringliche Arbeiten" auch an Sonn- und Festtagen außerhalb der Stunden de» VormittagSgotteSdiensteS vorzunehmen. — Der Landwirthschaftliche Kreisverein im Erzgebirge hofft, daß sein Gesuch, welche» den übrigen landwirthschaftlichen Kreis vereinen de» Lande» zur ev. Unterstützung bekannt gegeben wurde, Berücksichtigung finden wird. — Aus Asch, 27. April, wird dem „Vogtl. Anz." von zuverlässiger Seite geschrieben: In Königsberg (Ger.-Bez. Falkenau in Böhmen) herrscht über eine, von einem entlassenen Arbeiter gemachte schauderhafte Enthüllung furchtbare Auf regung. Der Thatbestand ist folgender: Am Sonnabend, den 18. d. M., wurde in der Leimsiederei von Aloi« Läw in Königsberg ein Arbeiter Namen» Träger au« Golddvrf, einer geforderten Lohnerhöhung wegen au« dem Dienste entlassen. Am Montag, den 20. d. M. erschien dieser Arbeiter im Rath Hause zu Königsberg und legte daselbst da» Gerippe einer menschlichen Hand mit dem Vorderarmknochen vor, die er unter den, in der genannten Leimsiederei zur Verarbeitung gelangenden Knochen gefunden zu haben angab. Träger gab auch zu Protokoll, daß die» nicht da« erste Mal sei, daß er Menschenknochen unter dem Rohmaterial gefunden habe, viel mehr sei e« vorgekommcn und zwar wiederholt, daß sogar Menschenschädcl zur Verarbeitung gelangten. Wenn diese Thatsache allein eine große Aufregung unter der Bevölkerung Hervorrufen mußte, so ist e« begreiflich, daß diese eine maßlose Steigerung erfährt, wenn man erwägt, daß die Knochen, ob von Thier oder Mensch stammend, vor ihrer Zermalmung entfettet werden, und da« so gewonnene Fett zur Herstellung von — wir wollen gar nicht sagen wozu — verwendet wird. Man würde gewiß nicht nur in den Kreisen der Bevölkerung, sondern auch behördlicherseits diese Angelegenheit al« ein Mär chen angesehen haben, hätte nicht der die Anzeige erstattende Arbeiter gleichzeitig eine Menschenhand vorgelegt. Die Hand wurde vom Bürgermeisteramt- zu Königsberg übernommen, verpackt und versiegelt und ist nebst dem Protokoll der k. k. Behörde zum Zwecke weiterer Untersuchung übermittelt worden. — Asch, 30. April. ES wird jetzt zugegeben, daß in Königsberg a. d. E. menschliche Gebeine in einer Leimsiederei verarbeitet worden sein können. Von seilen der betheiligten Firma wird eine Erklärung veröffentlicht, in welcher c« u. A. heißt: Bei Auflassung von Kirchhöfen finden sich menschliche Knochenüberreste ja leicht vor, und wird e» kaum einen größeren Knochen verarbeitenden Jndustrieellen geben, der in Jahr und Tag unter sogenannten Feldknochen nicht auch einmal einige menschliche Knochenüberreste erhalten hat. Durch ein Versehen der Arbeiter kann nun so ein arme menschliches Gebein sogar einmal zur Verarbeitung gelangen, d. h. zu Leim, Knochenmehl und Knochenfctt werden, welche drei Artikel unter menschliche Gcnußmittel bekanntlich nicht zu zählen sind. Wenn der Einsender die Menschheit nun be lehrt, daß Knochenfctt zur Herstellung von Kunstbuttcr diene, so wird er damit dem Kunstbutter konsumirenden Publikum allerdings ein gelinde« Gruseln und den Margarinefabrikanten keinen Nutzen beibringen. Wir können den guten Mann je doch dahin belehren, daß Knochenfett entweder zur Verseifung und zur Stearinkcrzenfabrikation, theil« auch zu Appretur zwecken verwendet wird. Amtliche Wittheiümgm aus der öffentliche« gemeinschaft lichen Sitzung der städtische» Kollegien am 30. April 1896. Vorsitzender: Herr Bürgermeister Hesse. Anwesend: 4 Rathsmitglieder und 20 Stadtverordnete. Vor Eintritt in die Tagesordnung wünscht der Herr Vorsitzende, daß recht wenig gemeinschaftliche Sitzungen statt finden möchten, da sie in der Hauptsache nur dazu bestimmt seien, Differenzen zwischen den städtischen Collegien zu beseitigen. Den einzigen Punkt der Tagesordnung bildet die Wahl eine« I. Abgeordneten der Stadt Eibenstock zur Bezirk-Versamm lung der Königlichen AmtShauptmannschast Schwarzenberg. Der Borsitzcnve constatirt zunächst, daß Bedenken gegen die Art der Einladung seitens der Collegien nicht zu erheben sind. Al» Wahlgehilfen bestimmt der Vorsitzende die Herren Stadtrath Justizrath Landrock und Stadtverordneten-Vorsteher Hannebohn. Die Wahl erfolgt durch Stimmzettel. Einge gangen sind 24, welche Zahl mit der der anwesenden Mit glieder übereinstimmt. Nach Auszählung der Stimmen ergiebt sich, daß Herr Bürgermeister Hesse mit 23 Stimmen als 1. Abgeordneter der Stadt Eibenstock zur Bezirk-Versammlung der Königlichen AmtShauptmannschast Schwarzenberg aus die Zeit bi« Ende 1898 gewählt worden ist. Eine Stimme war aus Herrn Stadtrath Justizrath Landrock gefallen. Herr Bürgermeister erklärt unter DankeSabstattung für da» ihm entgegengebrachte Vertrauen, die auf ihn gefallene Wahl an zunehmen. Er werde da« in ihn gesetzte Vertrauen in jeder Weise zu rechtfertigen suchen. Amtliche Mitthcilungen ans der 5. öffmtkiche» Sitzung des Sladtverordneten-ßollegiums am 30. April 1896, Abend» 8'/, Uhr im RathhauSsaale. Vorsitzender: Herr Stadtverordneten-Vorsteher E. Hanne bohn. Anwesend: 20 Stadtverordnete, 1 entschuldigt. Der Rath ist vertreten durch Herrn Bürgermeister Hesse und Herrn Stadtrath Justizrath Landrock. Vor Eintritt in die Tagesordnung begrüßt der Herr Vorsteher Hrn. Bürgermeister im Namen der Collegiums auf da» herzlichste und wünscht, daß unter seiner AmtSthätigkeit ein harmonische« Zusammenwirken der städt. Collegien ob walten möchte. Herr Bürgermeister dankt für die ihm ge wordene Begrüßung und verspricht Alle» zu thun, um die Einmüthigkeit der städtischen Collegien jederzeit zu sichern. Hierauf wird in die Tagesordnung eingetretcn: 1) Die Feuerlösch-, Schul- und Armenkassen-Rechnungen auf da» Jahr 1895 sind vom Herrn Secretär Mauersberger in Schwarzenberg im Auftrage de« Raths geprüft und wesentliche Erinnerungen nicht gezogen worden. Bevor diese Rechnungen richtig gesprochen werden, sollen sie Herrn Stadtv. Männel, der sich zur Nachprüfung bereit erklärt hatte, überwiesen werden. 2) Bon der Verbandsrevisorkassenrechnung auf da« Jahr 1895 wird Kenntniß genommen. 3) Der Rath ist bei der Königs. Gcneraldirection um bessere Zugsverbindung von Eibenstock nach Leipzig und zurück vorstellig geworden. Nach dem von der Gcneraldirection cingegangenen Bescheid ist e» nicht angängig, dem Gesuche zu entsprechen. Da« Collegium nimmt hiervon mit Be dauern Kenntniß. 4) Von der Verordnung der Königl. KreiShauptmannschaft Zwickau, die Verwendung de« 1894er Sparkassenrein- gewinn« zu städtischen Zwecken betr., nimmt man Kenntniß. 5) Denjenigen Hausbesitzern, die den Antrag auf Anschluß ihrer Hausgrundstücke an die allgemeine städtische Wasser leitung trotz der im Vorjahre hierzu gestellten Frist ver säumt und erst jetzt gestellt haben, will da» Collegium mit Rücksicht aus die Rentabilität de« Wasserwerk« ent gegen der Bestimmung in K 8 de» Wasserleitungsregu lativ« die Vergünstigung de« unentgeltlichen Anschlüsse« ihrer Hausgrundstücke an die Wasserleitung noch gewähren. Herr Stadtv. Porst spricht sich für die Vergünstigung au«, ebenso Herr Stadtv. Löscher, letzterer bedauert aber, daß vielen Hausbesitzern, deren Grundstücke von der Haupt-