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Amts- Md MMM für den Geffrk des Amtsgerichts Eibenßock tag und Sonnabend. In- < Expedition bei unfern Bo- sertionspreis: die kleinsp. e c ten, sowie bei allen Reichs- Z-ileioPf. und dessen Mmgevung. d°st°nstalt°n. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 43. Jahrgang. LL. Donnerstag, den 30. April 18NO Die Canzlei der unterzeichneten Behörde ist mit dem heutigen Tage unter Nr. 88 an die hiesige Ttadtfernsprecheinrichtung, sowie an die übrigen Vcrmittclungs- ämter des Bezirks angeschlosst« worden. Schwarzenberg, am 24. April 1896. Königliche Amtshauptinnnnschnst. Frhr. v. Wirsing. G. Bekanntmachung, die pneumatischen Bierdruckapparatc betreffend. Das Königliche Ministerium des Innern hat durch Verordnung vom 10. März 1896 auf Grund eines Gutachtens des Landes-Medicirml-Collegiums und der Tech nischen Deputation befunden, daß die Verwendung von, mit einem Bleimantel um gebenen Zinnrohren, sogen. Bleimantelrohren bei den Rohrleitungen pneumatischer Bierdruckapparate fortan nicht mehr als statthaft zu erachten, vielmehr ausdrücklich zu untersagen ist. Die Besitzer beziehentlich Pächter von Bicrdruckapparaten iverden daher verord nungsgemäß aufoefordert, bis spätestens zum 1. Juni dss. Js. bei Vermeid ung von Geldstrafe die vorhandenen Bleimantelrohr« zu beseitigen und an deren Stelle die gedachten Rohrleitungen lediglich aus reinem Zinn oder Glas Herstellen zu lassen. Nach Ablauf dieser Frist wird durch einen vom unterzeichneten Stadtrath be stellten Sachverständigen eine Revision vorgenommen werden. Eibenstock, den 25. April 1896. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchtcl. 5. öffentliche Sitzung des Stadtverordueten-Collegiums Donnerstag, den 30. April ds. Js., Aöends 8'/- Wr im Rathhaussaale. Eibenstock, am 28. April 1896. Der Stadtverordneten-Vorsteher. E. Hannebohn. V«Ke8or«IiiiinA: I) Richtiasprechung der Fcuerlösch-, Schul- und Armenkassenrechnungen auf das Jahr 1895 betreffend. 21 Kenntnitznahine von der Verbandsrevisorkassenrechnung auf das Jahr 1895 betr. 3) Desgl. von dem Schreiben der Kgl. Generaldirektion ivegen besserer Zugsverbindung. 4) Desgl. von der Verordnung der Kgl. Kreishauptmannschaft, die Verwendung des 94er Sparkassenreingewinns betreffend. 5) Beschlußfassung über unentgeltliche Herstellung von Privatwasserleitungen. Hierauf geheime Sitzung. Gnüchtel. Bekanntmach u n g, die Zählung der Fabrikarbeiter betreffend. Zufolge Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern ist alljährlich eine Zählung der Fabrikarbeiter nach einem hiersür vorgeschriebenen Formular vor zunehmen daher demgemäß sämmtliche Geiverbetreibende hiesiger Stadt, denen solche Formulare in den letzten Tagen zugestellt worden sind, aufgefordert, dieselben bis spätestens den 5. Mai dss. Js. vorschriftsmäßig ansgesüllt in der Raths registratur ivieder abzugeben. Eibcnstock, den 28. April 1896. Der Rath der Stadt. Heffe. Bekanntmachung. Nachdem die Ergebnisse der diesjährigen Einkommensteuereinschätzung den Beitragspflichtigen bekannt gemacht worden sind, iverden in Gemäßheit der Bestimm ung in 8 46 des Einkommensteuergesetzes v. 2. Juli 1878 alle Personen, welche hier ihre Steuerpflicht zu erfüllen haben, denen aber die Steuerzcttel nicht haben behändigt werden können, aufgefordert, wegen Mittheilung des Einschätzungsergebnisses sich bei der hiesigen Ortssteuereinnahme anzumelden. Wildenthal, den 28. April 1896. Der Gemcindcvorstand. Ltt. Auktion. Im «»ttte-te,! «iilloi- schen Konkurse sollen Freitag, den 1. Mai ds. Js. von Vormittag 9 Uhr ab im Halihote zum Englischen Los die vorhandenen Weine, (sognaes, Essenzen, Eigarren, Möbel, Kleidungsstücke und Dergl mehr um das Meistgebot gegen Baarzahlung versteigert werden. Erstehungslustige werden dazu emgeladen. Eibenstock, am 25. April 1896. Der Konkursverwalter. Justizrath Landrock. Donnerstag, den 3st. dss. Mon., Nachmittags 3 Uhr sollen im Versteigernngslocal des hiesigen Amtsgerichts eine 76-tönige Eoncertina und 2 Eylinder-Uhren versteigert werden. Eibenstock, den 29. April 1896. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Aktuar Aöhme. Die Gemeingefährlichkeit der Sozialdemokratie. Wir halten es für die dringendste Aufgabe der deutschen Presse, in der Bevölkerung unablässig bas Bewußtsein von der Gemcingcsährlichkeit der Sozialdemokratie wach zu rufen und zu kräftigen. Die Ansichten einzelner Politiker mit ..warmem Herzen", die davon auSgehen, daß die Sozialdemo kratie keine Gefahr für unsere StaatSerhaltung mehr bedeute, weil sie eine parlamentarische Partei geworden sei, müssen mit beharrlichem Ernste widerlegt werden, damit sie nicht da» Land in eine gefährliche Täuschung hincinwiegen, au» der ein Erwachen schrecklich sein würde. Wäre e» an dem, wie die Gegner jeder gesetzlicher Maßnahmen gegen sozial revolutionäre Umtriebe immer noch behaupten, daß der Kampf gegen die Sozialdemokratie nkr ein „Geisterkampf" sein müsse, io würde da» den führenden Geistern Deutschland» da« denk bar jämmerlichste Zeugniß ausstellen; denn dieser „Geister kampf" währt nun schon ohne jede gesetzliche Einschränkung fünf volle Jahre und die Sozialdemokratie wächst ruhig weiter. Mit „geistigen Waffen" allein ist gegen eine Bewegung, wie sie die Sozialdemokratie darstellt, nicht» auszurichten. Dieser Kampf ist zu ungleich. Die Sozialdemokratie setzt dem GcisteSkampfe ausschließlich die geschlossene Macht, den Terro- riSmu», entgegen, und Macht kann nur durch Macht gebrochen werden. Wir wollen hier nur auf ein Gebiet, auf dem die Sozialdemokratie hauptsächlich ihr gemeingefährliche» Treiben ausdehnt, Hinweisen: aus die Schule. Die deutsche VolkS- schulc ist jedem Staatsbürger an» Herz gewachsen. Welche Opfer bringt nicht die Gesammtheit, um die Volksschule fo zu fundiren, daß sie den Kindern eine rechte Quelle de« Wissen» und der Bildung werde. Alle nationalen Parteien sind in gleicher Weise bemüht, die Leistungsfähigkeit der Volks schulen zu erhöhen. Doch wa« sollen diese enormen Opfer nützen, wenn c« einer Gesellschaft vaterland-loser Leute mög lich ist, die au« der Schule entlassenen Kinder an sich zu reißen und in diesen die mit Mühe und Sorgfalt eingeprägten Grundsätze von Religion, Sitte und Ordnung zu zerstören? Die Sozialdemokratie behauptet, die Bildung, die den Kindern in den Volksschulen beigebracht werde, sei nicht» werth. Die Geschichte, die darin gelehrt werde, sei tendenziös entstellt, die Religion sei eine Religion der Besitzenden, die Sozialdemokratie allein sei im Stande, wahre Bildung und Moral zu lehren. Thatsächlich ist ja auch nach einem Lieb- lingSplan Liebknecht« mit sozialdemokratischen Bildungs-An stalten ein Versuch gemacht worden. Man war also in der Lage, sich darüber zu unterrichten, wa« die Sozialdemokraten unter „wahrer" Bildung zu verstehen hätten. Einstimmig aber lautet die Meinung dafür, daß jene Bildungsanstalten lediglich daraus ausgegangen seien, eine unerhörte tendenziöse „Wissenschaft" zu verbreiten, daß sie nicht« weiter bezweckten, al» die Vaterlandsliebe und die deutsche Sitte zu vernichten. Die Abwendung der Arbeiter selbst von den sozialdemokratifchen „Bildungsstätten" hat diese Unternehmung gerichtet. So sind diese Arbeiterbildungs-Anstalten so gut wie ver schwunden; allein der Gedanke, die Früchte der deutschen Volksschulerziehung in der Heranwachsenden Generation zu vernichten, ist in den Reihen der zielbewußten „Genossen" mächtiger als je zuvor. Um auf diesem Gebiete Fortschritte zu machen, wirkt die Sozialdemokratie auf Frau und Familie ein, und namentlich richtet die sozialdemokratische Presse und Litteratur in den Seelen junger Arbeiter großen Schaden an. Dazu kommt die Fabrik- und Werkstätten - Organisation, der die kaum au» der Schule entlassenen jungen Leute wehrlos überlassen sind. Ueberall tritt die Tendenz zu Tage, die sitt lichen Grundlagen der Volksschulbildung zu vernichten. Solchem Treiben gegenüber steht der Gegner der Sozial demokratie mit noch so schneidigen geistigen Waffen machtlos da. Gegen den .Geisterkamps" sind eben die zielbewußten „Genossen" absolut gefeit. Die Sozialdemokratie geht lang sam, aber sicher aus ihr Ziel, den allgemeinen Umsturz, los und kein Kampf mit geistigen Waffen wird sie davon zurück schrecken. Wenn die Sozialdemokratie ihren Anhang selber nur durch den geistigen Inhalt ihrer Weltanschauung zusammen hielte, dann wäre wohl ein geistiger Kampf dagegen möglich; allein die Sozialdemokratie ist durch Machtmittel de« Terro rismus, durch brutale Gewalt, durch Aufsicht»- und Spionier system zusammengehalten, und die Erregung von Neid und Unzufriedenheit bildet die Unterlage der Propaganda. ES ist darum auch irrig, wenn man hie und da meint, den Anhang der Sozialdemokratie, die sogenannten Mitläufer allein durch Bethätigung der christlichen Liebe und Langmuth wiederge winnen zu können. Auch die werkthätigste christliche Liebe kann ohne Zucht nicht zur Geltung kommen. Ist man aber der Ueberzeugung, daß die Sozialdemo kratie gemeingefährlich wirke, so muß man daraus auch die jenigen Konsequenzen ziehen, die Se. Majestät der Kaiser gezogen hat, al« er zum Kampfe gegen die „vaterlandslose Rotte" aufries, gegen die gewerbsmäßigen Agitatoren und Journalisten, die unser Volk aufhetzen und für die Sozial- Revolution bearbeiten. Schon im Interesse der armen Ver führten, die ichließlich für die Verführer die Kosten zahlen müssen, ist e« nothwendig, daß den gemeingefährlichen Agita tionen der Sozialdemokratie da» Handwerk sobald al» möglich gelegt werde. Bevor wir dazu gelangen, wird anscheinend noch manche Zeit vergehen. Bi» dahin aber möge man nicht müde werden, der Bevölkerung vor Augen zu führen, daß e» unrichtig ist, davon zu reden, daß die Sozialdemokratie eine ebensolche Existenzberechtigung habe, wie die übrigen Parteien. Eine Gesellschaft, die sich selber auf den Standpunkt stellt, daß alle« Bestehende vernichtet werden müsse, ist in einem christlichen und monarchischen Staate ohne alle und jede Be rechtigung. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Antrag von Kardorff und Frhr. v. Manteuffel: „Den BundeSrath zu ersuchen, die vom BundeSrath unterm 4. März erlassenen Bestimmungen, be treffend den Betrieb von Bäckereien und Kondi toreien, nicht in Wirksamkeit treten zu lassen", entspricht der Stimmung der überwiegenden Mehrheit de» Reichstage«, die sich in der zweitägigen Debatte über die konservative Inter pellation vom Standpunkte beinahe aller Parteigruppen au« mit großer Entschiedenheit gegen da» darin von Neuem zur