die Verwaltung nur erschwert und es entstehen unnötige Reibereien. Deshalb ist eine Zusammenlegung dieser Gebiete nötig. Eine solche empfiehlt sich auch aus dem Grunde, um eine Grenze zu setzen für die öffentliche Geltung der wendischen Sprache. Innerhalb dieses Gebiets ist sie gleichberechtigt, außerhalb desselben nicht. Irgend ein triftiger Grund gegen die Vereinigung dieser Gebiete läßt sich nicht finden. Jahrhunderte lang waren beide Lausitzen politisch vereint (bis 1815), nur die Herrschaft Cottbus gehörte als Enklave zu Brandenburg. Jur Wiener Frieden wurde die Oberlausitz zwischen Preußen und Sachsen geteilt und zwar so willkürlich, daß noch heute sächsische Dörfer in preußische und preußische Dörfer in sächsische Kirchgemeinden gehören. Das wirtschastsiche Leben der preußischen Oberlausitz neigt noch heute nach Bautzen hin, und auch die wirtschaftlichen Beziehungen der Niederlausitz zur Oberlausitz sind erst nach Entstehung der Eisenbahnen etwas zurückgetreten. Auch die politische Grenze der beiden Lausitzen fällt nicht mit der sprachlichen zusammen. Das Wendische von Muskau, Weißwasser und Schleife gehört zum Niederlaufitzer, das von Lauta zum Ober lausitzer Dialekt, während die politische Zugehörigkeit umgekehrt ist. Wenn man die willkürlichen Grenzführungen der deutschen Mittel- und Kleinstaaten betrachtet und die Absicht der Regierung, Deutschland auf landschaftlicher Grundlage neu zu ordnen, so läßt sich schlechterdings nichts dagegen einwenden, wenn die Lausitzer Wenden endlich aus der unnatürlichen Trennung zur Einheit zu gelangen wünschen. Aus dem bisher Gesagten ist ersichtlich, daß wir die Lösung der Wendenfrage innerhalb des deutschen Reiches wünschen. Nicht, als ob ein absolut selbständiger Staat der wendischen Lausitz wirt schaftlich unmöglich wäre. Das in Betracht kommende Gebiet pro duziert hinreichend Lebensmittel, um seine gesamte Bevölkerung zu ernähren, es hat in seiner Braunkohle und Industrie Ueberschllsse zum Ausgleich für uotwendige Einfuhren, bei späterer Zunahme der Bevölkerung ließen sich durch Verträge geschlossene Siedelungen in den schwach bevölkerten östlichen Ländern, etwa der Ukraine, er möglichen. Es sind andere Rücksichten, die uns bestimmen. Zu nächst die Rücksicht auf die Deutschen. Das für den wendischen Staat in Betracht kommende Gebiet würde nach heutigem Stande etwa 50 Prozent Deutsche haben; sobald die Germanisation der Wenden aufhört, würde sich dieser Prozentsatz zu Gunsten der Wenden verschieben, aber auch dann noch wäre es hart, wenn diese vielen Deutschen mit ihrem Vaterland keinen engeren Zusammen hang mehr haben sollten. Aber auch für uns Wenden ist dieser Zusammenhang mit Deutschland von hohem Gemütswerte. Unsere Väter haben unter der Führung der Hohenzollern und Wettiner freudig mitgearbeitet an dem Aufbau des deutschen Kaiserreiches, und wenn nun auch dieses dahingesunken ist und die Zukunft