IV deshalb auch diesem Lehrbuche zu gründe gelegt werden. Es ist jedoch durchaus berechtigt, ja nötig, daß die Schriftsprache aus dem Wortschatz der Nebendialekte aufnimmt, was zu ihrem Aufbau geeignet erscheint, und gute Formen festhält, auch wenn sie nicht mehr allenthalben gebräuchlich sind. Unter diesem Gesichtspunkte habe ich auch den Nebendialekten volle Beachtung geschenkt. Mancherlei fehlerhafte oder unschöne Bildungen, die sich hier und da in Schriften und auch im Volke finden, sind als solche bezeichnet oder auch ganz übergangen worden. Auch veraltete Formen, wo sie erwähnt werden, sind als solche kenntlich gemacht. — Dem bisweilen spürbaren Einfluß deutschen Sprachgeistes gegenüber war ich bestrebt, das Eigentümliche der wendischen Sprache an das Licht zu ziehen. In der Satzlehre habe ich möglichst nur solche Erscheinungen verzeichnet, die vom deutschen Sprachgebrauch abweichen. Von dem Material, welches Hauptmann in seiner Grammatik und Lieb sch in seiner oberwendischen Syntax bieten, konnte ich manches verwerten. Wo zum Belege Beispiele gegeben sind, ist zumeist die Quelle in Klammern beigefügt. Die hierbei gebrauchten Abkürzungen bedeuten: vü. — Vuolloevnv IrjarliLs (Gesangbuch), Hpt. — Hauptmanns (Zraininatilr, 8i. — Ainlllor, Los. — Loszckc, Zß. — Bramborski Zaßnik, U«. — Lur^, V. — Volk, 8pr. — Sprichwort. Alle sonst vorkom menden Abkürzungen sind aus dem Zusammenhang ersichtlich. Meine Arbeit wäre wohl kaum zu einem befriedigenden Abschluß gekommen, wenn nicht Herr Professor I)r. LInlla in Freiberg mich mit Rat und Tat bereitwilligst unterstützt hätte. Bei längerem Aufenthalt in seinem gastlichen Hause besprach er mit mir eingehend das gesamte Manuskript und konnte mir nach seiner Kenntnis der slavischen Sprachen im allgemeinen und der wendischen insbesondere in gar vielen Punkten den rechten Weg weisen. Vor allem verdanke ich ihm die Erkenntnis des wendischen Zeitworts, dessen Feinheiten in der Konstruktion von den im deutschen Geiste gebildeten Schrift stellern oft übersehen werden, im Volke aber durchaus bekannt und gebräuchlich sind. Für diese bereitwillige Unterstützung wie auch für die zeitraubende Hilfe beim Lesen der Korrekturbogen sage ich Herrn Professor I)r. LIrrka an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank. Obwohl die meisten bisherigen niedersorbischen Schriften in deutschen Lettern gedruckt sind, ist für diese Grammatik doch die