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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.03.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189603246
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18960324
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18960324
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-03
- Tag 1896-03-24
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Monat
1896-03
-
Jahr
1896
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i» Süd und Nord zu erwerben wußte, da« erste Band ge schlungen hat, da« die deutschen Stämme zum gemeinsamen Kampf vereinte, sodann die Fcldmarschällc Roon und Molike, von denen einer in langjähriger organisatorischer Thätigkcit da» Werkzeug schärste, womit unsere Schlachten geschlagen wurden, während der andere unvergleichliche Heerführer da» Werkzeug in genialer Weise zu gebrauchen verstand. So leben sic fort ini Gedächtniß und in dankbarer Verehrung de» deutschen Volke». (Liner aber, der größte unter den Männern jener Zeit, der noch aufrecht dasteht, wie eine Eiche de» Sachsenwalde», e« ist Fürst Bismarck, welcher mit sorgen dem Blick den Geschicken de» Reiche» folgt und manch mahnen de» Wort an die Epigonen der großen Zeit richtet, der Mann, der, al» wir nach dem ersten gescheiterten Einheitsversuche an der Zukunft Deutschland» verzweifeln wollten, seinerseits weder die Hoffnung noch den Muth sinken ließ, der in langer, mühevoller diplomatischer Arbeit die Wege ebnete, die zu einer einheitlichen Gestaltung de» Reiche» führten, der, al» der Augenblick gekommen, al« die Saat gereist war, den Augenblick erfaßte und mit der ihm eigenen Kraft die Schwierigkeiten überwand, die sich ihm von allen Seiten ent gegenstellten. So ist er der treue Diener seine» kaiserlichen Herrn, der eigentliche Schaffer de» Reiche» geworden. Es ist ein schöner Zug in dem Charakter de» deutschen Volke», daß c» diesem Alaune Treue und Verehrung unentwegt ent gegenbringt, der sein Leben einsetzte, um die seit Jahrhunder ten unbefriedigte Sehnsucht der deutschen Nation zu erfüllen. Da« deutsche Volk weiß es als eine köstliche Gabe der Vor sehung zu schätzen, daß in dieser Zeit gerade dieser Mann mit den Geschicken de« Vaterlandes betraut war. Lassen Sic un« hier sprechen zu den politischen Gegnern de« ersten Kanzler»: Lassen Sie un» heule die Tage de» Kampfe» und Streite» vergessen, vereinigen wir uns alle zu dem Ruf: Fürst Bismarck lebe hoch! Tagesgeschichte. — Zeitz, lieber die Ermordung des Bankiers Schneider wird berichtet: Der etwa 60 Jahre alte Bankier Schneider ist noch Mittwoch Nachmittag gegen 5 Uhr in Begleitung eine» Manne» in den Straßen der Stadt auf dem Wege nach seinem Bankgeschäfte gesehen worden. Dort hat ihn bereit« '/z6 Uhr eine Verwandte von ihm butüber- strömt und todt auf dem Fußboden liegend gefunden. An Schneiders Halse war eine furchtbare, vermuthlich von einem Dolchstoß herrührendc Wunde sichtbar, die den Tod de« Un glücklichen durch Verblutung schnell herbeigcsührt hat. Sein Gesicht lag nach unten in einer Blutlache. Eine Menge auf dem Fußboden umhcrgestreut liegende» Metallgeld läßt mit Sicherheit auf einen Raubmord schließen, ressen Ausführung dem Mörder dadurch, daß Schneider, wie in Zeitz bekannt war, allein in seinem Komptoir arbeitete, wesentlich erleichtert worden ist. Was und wie viel vom Mörder geraubt worden ist, hat sich noch nicht seststellen lassen. An den Händen de» Ermordeten befanden sich Schnittwunden, die sich da» un glückliche Opfer, vermuthlich in der Abwehr seine« Feinde« und de» lödtlichen Instrumente», zugezogcn hat. — Oesterreich -Ungarn. In Agram sand wieder einmal bei einer Studentendemonstration ein heftiger Zusammenstoß mit der Polizei statt. Nach offiziellem Berichte wurden drei Polizcibeamte verwundet. Wie viel Demonstranten verwundet sind, erklärt der Bericht vorläufig nicht seststellen zu können. E» wurden l7 Verhaftungen vorgenommen. Die Ursache der Demonstration war die Heimkehr einiger Studen ten, die wegen der bekannten Sprachenafsäre während de» Besuch» Kaiser Franz Joseph» in Agram zu längerer Hast strafe verurtheilt waren. — Frankreich. An der französischen Ostgrenze haben wieder blutige Raufereien zwischen französischen und italienischen Arbeitern stattgefundcn. Der Schauplatz der Krawalle war die Ortschaft Joeuf bei Brietz im Departe ment Meurlheet-Moselle. Angeblich hatten die Italiener zuerst am Montag einen französischen Arbeiter angegriffen und infolgedessen kam e» zu einer großen Schlägerei. E» verlautet, daß ein Arbeiter gelödtet und fünf verwundet wurden. (Da» Telegramm gicbt die Nationalität der Opfer nicht an; c» dürsten Italiener sein.) Die italienischen Arbeiter haben sich nach Motzeuvre in Deutsch-Lothringen zurückgezogen. — Italien. Im italienischen Parlament bringt die Debatte über den 140-Miüionenkredit für Abessinien viele aufregende Momente. Die Mehrheit für die Vorlage scheint gesichert. — Am Freitag gingen größere Abtheilungen Festungs artillerie nach Massauah ab. Der Transport erfolgte auf telegraphischen Wunsch Baldissera», da Menelik mit seinem Heere wieder weiter vorrückt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 23. März. Unter zahlreicher Betheilig ung hiesiger und auswärtiger Herren fand gestern Nachmittag im Saale de» Rathhause« Hierselbst da« Abschiedsdiner für Hrn. Bürgermeister IN". Körner statt, welcher nach 5- jähriger Wirksamkeit am hiesigen Orte einem Rufe der städt ischen Collegien nach der Residenz Dresden folgt. Nachdem Hr. Justizrath Rechtsanwalt Landrock zuerst da» Hoch auf Se. Maj. den König ausgebracht hatte, ergriff er noch ein mal da» Wort, um in trefflicher Rede der Verdienste de» Scheidenden um da« Wohl der Stadt zu gedenken. Der Hr. Redner erinnerte dabei an die verschiedenen größeren Aus führungen, welche während der Amtszeit de« Hrn. Bürger meister» unter seiner Leitung zur Erledigung gelangten, al» da sind der Wiederaufbau de« Stadttheil« „Crottensee", die Erbauung de» neuen Schulhausc» nebst Turnhalle, sowie die Fertigstellung der Hochdruckwasserleitung rc., dabei bemerkend, daß bei längeren Verweilungen de« Hrn. vr. Körner an der Spitze unserer Stadt noch manches andere Projekt, welche» der Verschönerung der Stadt dienen sollte, zur Ausführung gelangt sein würde. Nächstdem sprach Hr. Stadtralh Eugen Dörffel und toastete auf da« Wohl de» Herrn Bürgermeister al« Gatte u. Familienvater. Herr Stadtver.-Borstcher Hanncbohn sprach im Namen de» Collegium» Dank u. Anerkennung für die erfolgreiche Thiitigkeit bei Erledigung der städtischen Verwaltung»geschäfte au«. Herr Stadtverordneter Ludwig feierte den Scheidenden al» allezeit bereiten Förderer der Interessen de» hiesigen Han- dclrstande», dabei der thätigen Mitarbeiterschaft bei Begründ ung der demnächst zu eröffnenden Handelsschule gedenkend. Herr Oberforstmeister Schumann betonte da» gute Verhält- niß, welche» der Herr Bürgermeister al» Vertreter der Stadt mit den königlichen'Behörden stet» aufrecht zu erhalten gewußt hat. Herr Oberstlieutenant Pretzsch au» Schneeberg ehrte den Gefeierten al» guten Kamerad und tüchtigen Offizier. Herr Kausm. Rudolph gab seiner Freude über die mancherlei vom Herrn Bürgermeister geschaffenen Einrichtungen Ausdruck, dabei den Wunsch au«sprechend, daß, wenn derselbe in späterer Zeit einmal in Dresden Gelegenheit haben sollte, für da« Interesse unserer Stadl etwa« thun zu können, er sich in wohlwollender Weise seine« früheren Wirkungskreise« erinnern möchte. "Nachdem Herr Kausm. und Stadtverordneter Gust. Emil Tittel al« Ausschußmitglied de» Militärverein» Herrn Bürgermeister für da» dem Verein ostmal» bewiesene Inter esse gedankt und Herr Stadlkassirer Begcr im 'Namen der städtischen Beamten noch herzliche Worte de» Abschied» an den Scheidenen gerichtet hatte, sprach Herr Bürgermeister Dl. Körner Allen seinen verbindlichsten Dank für die er fahrene Ehrung au», dabei betonend, daß die hier verlebten Jahre ihm allezeit eine angenehme Erinnerung an Eibenstock und da» Erzgebirge sein werden. "Nach Beendigung der Tafel begaben sich noch Viele der Festtheilnehmer in die Gesellschaft „Union", woselbst die Feier durch die vielfach beliebte Nach sitzung ihren endgültigen Abschluß fand. — Eibenstock, 23. März. Heute Vodmiltag wurde eine hiesige Familie von einem schweren Herzeleid betroffen, indem die 23jährige Tochter sich durch Ertränken im hiesigen sogen. Mühlör den Tod gab. Die polizeiliche Aushebung der Leiche erfolgte noch im Lause de» Vormittag«. — Eibenstock. Bei einem dem Gutsbesitzer Herrn Gustav Becher hier gehörigen Pferde ist die Rotzkrankheit sestgesicllt worden. Da« Pferd wurde auf polizeiliche Anord nung hier getödtet und e» erwächst, trotz der staatlichen Ver gütung, immerhin dem Besitzer finanziell ein großer Schaden. — Eibenstock. Wie wir jetzt erst erfahren haben, hat e« bei dem am 7. Mär; ds». I«. hier aufgetretenen Gewitter in da« der Fr. Lippold, Triftweg 5, gehörige Wohnhaus eingeschlagen, aber nicht gezündet, sondern nur da» halbe Blechdach herunter gerissen. — Dresden. Den Ständen ist nachstehende», den Schluß de» gegenwärtigen Landtag« betreffende« Dekret zu gegangen: Sc. Majestät der König haben aus den Allerhöchst- dcnselbem über den Stand der Verhandlungen der Stände versammlung anderweit erstatteten Vortrag nunmehr den Schluß der Sitzung in beiden Kammern auf Sonnabend den 28. März diese« Jahre» festzusetzen geruht. Indem Sc. König!. Majestät Sich der Hoffnung hingeben, daß e« mög lich sein werde, bi« dahin die noch rückständigen Gegenstände zur verfassungsmäßigen Erledigung zu bringen, verbleiben Aüerhöchstdieselben den getreuen Ständen in Huld und Gnaden jederzeit wohl beigethan. Dresden, 18. März 1896. Albert. — Dresden. In ganz Sachsen bringt man dem säch sischen Volkstrachtenfest, da» kurz nach der Eröffnung der Aus stellung de« sächsischen Handwerks und Kunstgewerbe« in Dres den im Juni d. I. in der Abthcilung „Alte Stadt" stattfindet, lebhaftes Interesse entgegen. Selbst in den kleinsten Ort- schäften rüsten sich die Bewohner zur Theilnahmc an dem vaterländischen Feste, welche» in ähnlicher Weise in Dresden noch nicht veranstaltet wurde. Auch einige Mitglieder der Ständekammer zeigen lebhafte« Interesse für die Sache. So hat sich z. B. Herr Landtagsabgeordneter Leithold-Tettau er boten, dafür zu sorgen, daß auch die zahlreichen in Sachsen lebenden Altenburger an dem VolkSIrachtenfeste theilnehmen. Bekanntlich sind ähnliche Feste anderwärt» in Deutschland in letzter Zeit mehrfach mit großem Erfolg veranstaltet worden, und sie haben überall den Anlaß dazu gegeben, unseren guten alten einheimischen Sitten und Gebräuchen erhöhte Ausmerk- samkeit zuzuwendcn, sowie Alle«, wa» hiervon Zeugniß ablegt, vor dein Untergange zu retten, besonders emsig aber für Er haltung der Volkstrachten zu wirken. Namentlich haben sich bei den Wenden der Meißner und Oberlausitzer Pflege, bei den Altenburgern, den sächsischen Bergleuten, den Einwohnern von Großröhrsdorf, im Erzgebirge u. s. w. noch viel alte OrtS- trachten erhalten ; sie alle werden auf dem Feste in Dresden vertreten sein. Nach den Mittheilungen de« Herrn König!. Landbauinspektors Schmidt ist da« Fest infolge der zahlreichen Festtheilnehmer vollständig gesichert und verspricht hochinter essant zu werden. E» ergeht hiermit an alle diejenigen Sachsen, die sich an dem Feste betheiligen wollen, die Aufforderung, sich möglichst bald hierzu bei dem Herrn König!. Landbau- inspekwr Schmidt, Dre«den-N., Königsbrückerstraße 70, Di. Sponsel, Dresden, Königl. Kupferstichkabinet und Maler O. Setzsfcrth, Königl. Kunstgewcrbeschule in Dresden, anzumelden, da die Kommission mit den Vorarbeiten für da« Fest nunmehr baldigst abschließen muß. UebrigenS soll im Anschluß an da» Fest ein Werk über sächsische VolkStrachtcnkunde erscheinen, indem die schönsten und originellsten Trachten Photographin werden sollen und da« Ganze zu einem stattlichen Buche vereinigt — einige Monate nach Schluß der Ausstellung erscheinen wird und al« schöne Erinnerung an da« Volks trachtenfest gellen darf. — Man beabsichtigt auch in der „Alten Stadt" ein Museum für Sächsische Volkskunde zu er öffnen, welches nach den vorliegenden Anmeldungen einen ganz bedeutenden Umfang annehmen dürste. Da» Museum soll in einer alten halbverfallenen Kirche, die in der alten Stadt errichtet ist, muergebracht werden. Man hofft übrigen», daß sich diese» Museum dauernd für Dresden erhalten läßt. — Marienthal bei Zwickau, >7. März. Da« im 8. Lebensjahre stehende Schulmädchen Jahn, Tochter de» in zweiter Ehe verheiralheten, 32 Jahre alten, hier Heinrichstr. wohnenden Fabrikarbeiter» O»kar Jahn, versäumte vor kurzer Zeit infolge eine» Mißverständnisse» die Schule. Der Vater, der die« Hörle, nahm da» Kind vor, befahl ihm, sich bi« auf» Hemd auszuziehen und legte c» auf da» Sopha. Nach dem er noch den Mund de« Kinde» mit einem Tuche zuge bunden, schlug er da« hilflose Wesen mit einer Klopfpeitsche in einer Weise, daß noch heute der ganze Körper von Striemen überzogen. Doch nicht genug dieser Rohheit. Der unnatür liche Vater nahm hieraus Pfeffer und streute ihn in die Wunden, so daß da« Kind vor Schmerzen kaum liegen und sitzen konnte. Auf erstattete Anzeige der Hausbewohner wurde der Vater am 16. d. durch die königl. Gendarmerie verhaftet und an da« königl. Amtsgericht Zwickau abgeliesert. — Chemnitz. Einen unerhört frechen HeirathS- schwindel verübte der am 1. Februar 1869 geborene, wegen Betrug» und Körperverletzung mehrfach vorbestrafte Dienst knecht Friedrich Richard Schubert au» Döbeln, indem er mit einem 27jährigen, körperlich mißstalteten Mädchen, da« sich auf dem Rittergute Kriebstcin al« Tagelöhnerin ernährte, ein Licbe«verhältniß einging und die Arglose um ihre sauer ver dienten Ersparnisse betrog. Ja, nicht nur die Geliebte, son dern auch noch die Mutter und die Schwester derselben, so wie eine andere Verwandte, wußte er zur Herausgabe ihrer Ersparnisse zu bewegen, sodaß er dieselben in der Zeit von etwa drei Monaten nach und nach um etwa 2600 Mk. brachte. Da» Geld verpraßte er in Dresden und zwar in Gemein schaft mit seiner Ehefrau. Die Beweisaufnahme zeugte von einer erstaunliche» Leichtgläubigkeit der Frauen, da« geprellte Mädchen ist nm so schlimmer daran, al» ihr Berhältniß nicht ohne Folgen blieb. Da« Landgericht erkannte wegen vier Betrügereien im Rückfalle und zweier einfacher Diebstähle auf die empfindliche Strafe von sieben Jahren Zuchthau», 900 M. Geldstrafe ev. weitere 120 Tagen Zuchthaus und zehnjährigen Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. — Döbeln, 19. März. Vergangene Nacht gerieth in dem Vorrathsraum einer hiesigen Wurslsabrik ein mit Cerve latwürsten behangene« Lattenregal in Flammen. Durch da» Feuer wurden nicht nur die in dem betr. Raume auf gestapelten Würste, sondern auch fast die gesammten Vorräthe in den anstoßenden Zimmern, inSgcsammt etwa 250 Ce in ner Wurst, entwerlhet. Der Schaden beläuft sich auf circa 14,000 Mk. — Burgstädt, 19. März. Aus eine ganz eigenartige Weise machte der wohlangesehene Gutsbesitzer P. im benach barten Hartmannsdorf seinem Leben ein Ende, indem er eine ans der Decke de» Bassin» der Chemnitzer Düngcrabfuhr- gese lisch ast befindliche, verschlossene Klappe öffnete und in da« Bassin sprang. P. war infolge Unglück« mit einem Pferde seit kurzer Zeit von dem Wahn befallen, daß er finanziell nicht mehr bestehen könne. — Falkenstcin, 20. März. Ein aufregender Vorfall spielte sich hier Nachmittag» auf der hiesigen Haupt straße ab. Daselbst waren zu der angegebenen Zeit zwei Klempner mit dem Ausbessern einer Dachrinne an einem zweistöckigen Hause beschäftigt und hatten zu diesem Zwecke eine lange Leiter an da» Hau« gelegt. Al« der eine Klempner oben aus der Leiter stand, rasten plötzlich zwei durchgehende Pferde mit einem Wagen entlang der Hauptstraße heraus, rissen die Leiter aus ihrer Lage und schoben dieselbe ein Stück vom Platze, während der Klempner die Geistesgegen wart besaß, sich mit den Händen an der Dachrinne und an einem am Dachfenster angebrachten Stricke festzuhalten. Der betreffende Klempner wurde sodann von seinem Mitarbeiter in das Dachfenster gezogen und gerettet. — Treuen. lieber die bereit» gemeldete Explosion in der hiesigen Apotheke wird folgende» Nähere bekannt: Der bei Herrn Apotheker Bauer in Stellung befindliche Pro visor war um die angegebene Zeit mit einem offenen Licht in den Keller gegangen, um Kohlen zu holen. Kaum war derselbe aber vor dem Kohlenkeller angelangt, al» eine heftige Detonation erfolgte, durch welche er zu Boden geschleudert wurde. In dem Hause richtete die Explosion eine gräuliche Verwüstung an und setzte auch Viele» in Brand. Durch den furchtbaren Luftdruck wurden die Kellerdecken durchgeschlagen und sämmtliche Fensterscheiben vom Keller- und Parierregeschoß, ja sogar in dem gegenüberliegenden Eckgebäude de« Hrn. Jllgen zwei Scheiben eingedrückt. Wa« für eine Macht die Explosion gehabt, erhellt daraus, daß sogar im 3. Stock eine Thür ein gedrückt und die Glasscherben bi« in die Nachbargrundstückc geflogen sind. Der ganze Apotheker-Laden glich einem großen Trümmerhaufen: Wandregale, Ladentisch, zerschlagene Salben büchsen und Flaschen, in welchen sich ätherische Substanzen befunden hatten, Cigarren und Thec« bildeten ein Chaos. Da« Gerücht, baß der Unfall durch Explosion von Benzin oder Spiritus erfolgt sein soll, bestätigt sich nicht, La diese Flüssigkeiten in einem anderen Keller liegen und von der Explosion nicht berührt worden sind; der Benzinballon ist erst durch herabsallende Ziegelsteine zertrümmert worden. ES ist vielmehr anzunchmen, daß au»strömendcS Ga» die Ursache der Explosion gewesen ist. Die Feuerwehr war bald zur Stelle, da der Brand jedoch bald gelöscht war, beschränkte sich die Thätigkcit derselben hauptsächlich auf die Aufräumungsarbeiten. Der verunglückte Provisor erhielt glücklicherweise nur einige Brandwunden im Gesicht und an den Händen; er sand in der hiesigen Bczirk»-Vcrsorg-Anstalt Aufnahme. Der Schaden, welchen Herr Apotheker Bauer erhalten hat, ist ein ganz enormer; leider sind ihm auch sämmtliche Geschäftsbücher verbrannt. — Annaberg, >9. März. Einem 19 Jahre alten hier wohnhaften Mädchen sprang ein großer Hund hinter rück» auf die Schultern. Da» Mädchen ist hierüber derartig erschrocken, daß es die Sprache verlor und dieselbe bi» heute noch nicht wieder erlangt hat. — Zelle-Aue. Betreff» Rücksprache in einer immer mehr in den Vordergrund tretenden Frage, den Anschluß von Zelle an Aue betr., versammelten sich am Mittwoch Abend im Saale de« Hotel „Victoria" hier eine größere An zahl Herren von Zelle. Herr Kaufmann H. Brosiu« von Zelle, al« Einberufer dieser Versammlung und Referent zu gleich, entledigte sich seiner Aufgabe in längerer Rede. Aufs eingehendste erörterte er die Punkte, welche die für da« Auer- thal im allgemeinen so hochwichtige Frage begründen. In der sich anschließenden Diskussion wurde für und wider da» Projekt de» Anschlüsse» gesprochen. Mit Schluß der Debatte ergab sich aber zweifellos die Thatsachc, daß die große Mehr heit der Versammlung für den Anschluß war. Eine Re solution de« Herrn Brosiu», dahingehend, „die Frage de» Anschlüsse» von Zelle an Aue weiter zu erörtern" wurde sehr beifällig ausgenommen und von der großen Majorität der Anwesenden unterzeichnet. Möge diese Angelegenheit einen ersprießlichen Fortgang nehmen. — Die von vielen Gemeindebehörden an die Kgl. StaatS- regierung gerichtete Petition um Erbauung einer Eisen bahn Schnccberg-Neustädtel-Plauen ließ die Zweite Ständekammer aus sich beruhen. Die Deputation hatte der Hohen Sammer diesen Beschluß vorgeschlagen, nach dem die Kgl. Staat«regierung die nachstehenden Unterlagen ge geben hatte: In Betreff de« Projekte« Schneeberg-Plauen Hal die Siaat«regier- ung, um ein Urtheil Uber die Bauwürdigkeit zu gewinnen, bereit« Er örterungen anstellen lassen. Danach wurde die petirte Eisenbahnver bindung eine Gesammtlänge von ö2,„ km erhalten, wovon 18,, km aus die Benutzung vorhandener Eisenbahnlinien enisallen, sodaß für den Neubau 88„ km verbleiben, welche in der Hauptsache da« SteigungS- verbältniß von I : 40 und im Ganzen nicht weniger al« 812 m ver loren« Steigung erhalten würden. Die Baukosten sind aus 7,MS,00» M. — 190,000 M. pro «ilo- Meter zu schätzen, wovon allein 1,000,000 M. aus di« Ueberbrückung de« Göltzschthalei zu rechnen sind. Die Längenersparniß gegenüber der jetzigen Entkernung von 74 km aus dem Weg« über Zwickau beträgt für di« sogenannte direkte Linie nur 12 km nach Plauen Unterer Bahnhos und 2 km nach Plauen
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