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Amts- M AiUiMt für den Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 1V Pf. s» Syirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Abonnement Viertels, l M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - > 4». Jahrgang. ----- Sonnabend, den 7. März L8S« Bekanntmachung. Nachdem wir beschlossen haben, den Einlaaenzinsfutz vom 1. Juli dss. Js. ab von 3>/.//<> auf 3'///., herabzusetzen, machen wir hiermit bekannt, daß wir vom gleichen Zeitpunkte ab Tparkassendarlehne zum Zinsfüße von 4bei vorziiglicherSicherheit auch zu 4"/„ ausleihen. Etwaigen Darlehnsgesuchen sind Aesthkandsverzeichnih und Arandverstcherungsschein, ev. auch Jokienauszug beizufügen. Eibenstock, den 2. März 1896. Hie SP ll k k llss k N - B k lW lll t U N g. wi-. Körner. Kirchner. Die Abgabenrestanten Rr. 138, 228 und 22S des Verzeichnisses der dem Tanz- und Schankstättenverbot unterstellten Personen sind zu streichen. Stadtrath Eibenstock, am 6. März 1896. I»r. Körner. Graupner. Die Weichsschukden. Al» im Jahre 187b zum ersten Male eine Reichsan leihe ausgenommen werden mußte — bi» dahin hatten die französischen Milliarden für die Bedürfnisse auSzercicht — da jubilirte ein Berliner Blatt und meinte, erst wenn ein Mann oder eine Gemeinschaft Schulden habe, rege sich für diese auch da» »Interesse" weiterer Kreise. Dieser paradoxe Satz wurde lächelnd hingenommen und da« durch Schulden bedingte »Interesse weiterer Kreise" für da» Reich hat sei» 187b von Jahr zu Jahr zugenommen ; denn die gesammten Reich»schulden bezifferten sich am I. April 1895 auf 2 Mil liarden und 91,219,800 Mk. Davon waren verzinslich zu 4 Prozent 450,000,000 Mark 3'/, , 780,619,800 » 3 . 850,600,000 , Da die 3 prozentigen Anleihen unter dem Nennwerthe (nur zu 85,-7 Prozent) gegeben wurden, hat da« Reich in Wirk lichkeit nicht soviel bekommen, wie e» jetzt Schulden hat, son dern nur 1961,986,250 Mk. — E« hat durch seine Anleihen also einen Verlust von 122,741,580 Mk., wogegen c» aller dings auch nicht mehr so hohe Zinsen al» früher zu zahlen hat. Mk. Mk. 42,264,388. 81,020,265. 77,141,071. 35,012,688. 53^,41,726. 30,674,405. 28,387,079. 40,982,720. 32,465,513. 35,738,856. 222,357,268. 394,695,887. 90290,917. 306,175,344. 73,898,038. 147.311.995. 200^88,846. 120.311.995. 43,359,831. 27,850,921. 1887/88 1888,89 1889/90 1890,91 189092 1892,93 1893/94 1894/95 1895,96 1896,97 Die etat-mäßige Einstellung der einzelnen Anleihen ver theilt sich auf die letzten 20 Jahre wie folgt: 1877/78 — 1878/79 1879/80 1880,81 1881/82 1882/83 1883/84 1884/85 1885/86 1886/87 Die thatsächliche Verwendung der Anleihen erfolgte jedoch durchschnittlich etwa- später, indem bei Schluß der betreffen den Rechnungsjahre regelmäßig noch unverwendete Restbeträge vorhanden waren. Daraus erklären sich auch die großen Schwankungen der Periode 1887/93. Die bewilligten Anleihen erstrecken sich aus alle Ressort» der Reich-Verwaltung, den Hauptantheil daran nahmen jedoch die Heere«- und Marineverwaltung in Anspruch, wie die folgende Zusammenstellung zeigt: 1. Heeresverwaltung: HcereS-Verstärkungen, Waffenmaterial, Festungsanlagen, Garnison - Einricht ungen, Kasernenbauten, Schieß- und UebungSplätze rc. 2. Marineverwaltung: Hafenbauten, Flottenvermehrung ic. 3. Eisenbahnverwaltung: Vervollständigung de» Eisenbahnnetze« im Interesse der Lande-oertheidigung Eisenbahnen in Elsaß-Lothringen 4. Post- und Telegraphenberwaltung: Telegrapheuanlagen und Bauten 5. ReichSdruckerci 6. Zollanschluß von Bremen u. Hamburg 7. Nordostsee-Sanal 8. Münzwesen und Betriebsmittel»«!- mehrung Mk. 1254,564,667 , 278,771,017 » 158,853,474 , 103235,661 . 62,604,760 , 4,872,476 . 52,000,000 , 105,159261 , 68,104,850 Eine nennenSwerthe Aenderung ist seit zwei Jahren ein getreten, indem für da« EtatSjahr 1895/96 nur 43,359,831 Mark und für da« Etat«jahr 1896/97 nur 27,850,921 Mark durch Aufnahme von Reich«anleihen aufgebracht werden. Da liegt zum Theil daran, daß in diesen Jahren und auch schon für da« Ltat«jahr 1894/95 sehr bedeutende Beträge für ein malige Ausgaben zu Lasten de« ordentlichen Au»gabeetat» ge nommen worden sind, weil man die Nothwcndigkeit einsteht, von dem Anleiheshstem allmählich zu dem System überzugehen, alle Au«gaben au« den ordentlichen Einnahmen de« Reich« zu decken. Den Schulden, den Passiven, de« Reiche« stehen indessen weit höherer Besitz und Außenstände, die Aktiven, gegenüber: Der Werth der der Heeresverwaltung dienenden Grund stücke und Gebäude wird aus mehr al« Mk. 900,000,000 der Werth der Reichs-Eisenbahnen aus mehr al» , 700,000,000 der Werth der Postgebäude und Tele ¬ graphenanlagen auf mehr al« „ 300,000,000 zu schätzen sein; eine Aufstellung mit Abschätzung de« Werthc« de« gesammten ReichSeigenIhuin« besteht bi« jetzt nicht. An Guthaben und flüssigen Mitteln, die dem Reiche ge hören, waren am 1. April 1895 vorhanden: Mk. 120,000,000 Reichskriegsschatz , 50,011,361 Betriebsmittel und eiserne Fond« » 55,862,476 noch nicht verausgabte Beträge de« ordentlichen Etat«, und » 167,797,600 angeschriebene Zoll- und Steuerkredite. Ein Handelshaus mit solcher Bilanz würde man sicher für „hochfein" halten, besonder» wenn e« sich unter umsichtiger Leitung befindet. Tagesgeschichte. — Deutschland. Auf Anregung der Kaiserin soll eine ernste Erinnerungsfeier für die deutsche freiwillige KriegSkrankenpslegc zum Schluß de« JubiläumSjahrc« und zwar am 9. Mai d. in Berlin abgehalten werden, die dem erfolgten Zusammenwirken aller Organe der freiwilligen KricgSkrankenpflege, wie sie vor 25 Jahren unter dem Schutz und Borbildc der Kaiserin Augusta sich bewährt hat, gewid met sein und die dankbare Anerkennung kundgeben soll, welche auch dieser Bethätigung de« Patriotismus durch den Dienst an den Opfern und Leiden der Kriegszeit gebührt. — Breslau^ 4. März. Die erste Sitzung derLand- wirthschaft-kammer für die Provinz Schlesien eröff nete der Oberpräsident Fürst v. Hatzfeldt-Trachenbcrg mit einer längeren Ansprache, in der er mittheilte, daß der Kammer sofort ein Gesetzentwurf über die Entschädigung für Verluste durch Schweinescuchen zugehen werde. Die Vorlage ist be stimmt, dem Provinzialverbande die Einführung der obligatori schen Schweineversicherung zu ermöglichen. Die Zwangsver sicherung soll die so wünschenSwerthc Hebung der Schweine zucht in Schlesien befördern und dadurch namentlich auch den oberschlesischen Jndustriebezirk von der ausländischen Schweine einfuhr unabhängig stellen. Zum Vorsitzenden der Kammer wurde einstimmig Staatsminister a. D. Graf v. Zedlitz-Trützsch- ler gewählt, der den Vorsitz mit folgender in ein Hoch auf den Kaiser ausklingenden Ansprache übernahm: „Die Geburt»- stunde unserer LandwirthschastSkammer fällt in eine Zeit schwerster Bedrängniß für unseren Beruf. Der andauernde Tiefstand der Preise unserer Produkte und ebenso, ja nach meinem Empfinden in noch höherem Maße die Besorgniß um die Zukunft unsere» Gewerbe« wirken bedrückend. E« ist nicht zu verhehlen, die Frage ist brennend geworden, ob die Arten unserer BetricbSverhältnisse und unserer Besitzverhält- niste, die un« überkommen sind au« einer Jahrhunderte alten Entwickelung, noch dauernd aufrecht erhallen werden können, oder ob sie in Frage gestellt werden und mit ihnen unermeß liche Werthc der ArbcitSersparniß vorangegangener Zeiten. Für viele der selbstthätigsten, einfachsten, in ihrem Beruf aus gehenden, namentlich mittleren Landwirthe ist die Scholle, auf der sic stehen, unter ihren Füßen wankend geworden, die Scholle, die der Pflege de« Sohne« der Scholle ganz ebenso dringend bedarf, wie die Pflanze der Sonne. Nach meiner Auffassung ist die Kammer mit den Formen, wie wir die Vertretung der landwirthschaftlichcn Interessen führen sollen, wohl einer der Versuche, da« schwankende Gebäude zu unter- stützen und ihm neue Fundamente zu geben." — Ueber ein große« Grubenunglück wirb au» Kattowitz in Oberschlesien gemeldet: In der Nacht vom 3. zum 4. März brach aus der Gische« Erben gehörigen Grube »Kleopha«" ein Brand au«, welcher den Tod vieler braven Bergleute zur Folge hatte. Bi« zum Morgen de« 5. d. find 79 Leichen geborgen worden, darunter vier Leute der Rettung«- mannschaft. lieber da« Unglück werden folgende Einzelheiten bekannt: Die Nachtschicht war am Dienstag Abend auf dem Reckeschacht 70 und auf dem Wallerschacht 140 Mann stark ungefähren. Um die 11. Stunde Nacht« machte sich ein brandiger Geruch bemerkbar. Im Frankenbergsschachte war die Holzzimmcrung in Brand gerathcn und zwar vermuthlich durch die Dampfrohre einer dort stehenden Wasserhaltungs maschine. Durch den großen Qualm war der Weg zur Aus fahrt de« Walterschachtc« saft abgeschnitten. Die im Recke schacht eingcsahrenen Mannschaften retteten sich fast sämmtlich. Von dem Walterschachtc gelangten etwa 70 Mann, welche in der Nähe der Ausfahrt arbeiteten, an die Oberfläche, die übrigen flüchteten nach dem Holzhängeschacht Schwarzenfeld oder nach dem Cäsarschacht, die beide etwa 2000 m von den Hauptschächten entfernt sind und au« welchen eine Heraus beförderung von Personen nur durch an Seilen befestigte Kübel möglich ist. Hier befinden sich fast sämmtliche um da» Leben gekommene Mannschaften. Die ersten Todten wurden Mittwoch früh 4 Uhr herausbefördert. Der Brand wird durch Rettungsmannschaften abgcdämmt. Hunderte umstehen die Schachtöffnungen, an denen sich herzzerreißende Szenen ab spielen. Da« Unglück ist da« größte Bergunglück, welches bisher in Oberschlesien vorgekommen ist. Der Betrieb der KleophaSgrube ist voraussichtlich aus Wochen gestört. Der Schaden beträgt 800,000 Mark. — Eine spätere Meldung au» Kattowitz besagt: Da« Unglück auf der Grube „Kleopha«" ist größer al» anfänglich angenommen worden war. Nach der offiziellen Liste wurden bi« zum 5. Mittag» 86 Tobte heraufbefördert, noch etwa 20 Tobte befinden sich der allge meinen Annahme zufolge in der Grube. 23 Pferde sind er stickt. Der Brand dauert immer noch fort. Die Verwaltung hat sofort Anordnung getroffen, daß bi» zu 50 pCt. der monat lichen Unfallrente vorschußweise an die Hinterbliebenen gezahlt werden. Außerdem ist eine erhebliche Erhöhung der gesetzlichen Unfallrente in Aussicht genommen. Ferner wurden au» öffentlichen Mitteln Fond« gebildet, um besonderen Bedürf nissen abzuhelfen. Geheimer Bergrath Broja hat am Donners tag die Grube Kleopha« befahren. Der Kaiser hat eingehen den Bericht über da» Unglück gefordert. — Der englische Chauvinismus, der letzthin bei Gelegenheit de« Kaiserlichen Telegramm» an den Präsidenten Krüger in der Londoner Presse und im Publikum sich mit großer Leidenschaftlichkeit Luft zu machen suchte, ist keineswegs ein lokale« Erzeugnis hauptstädtischen Dünkel», sondern steckt den Engländern im Blute. Da» beweist die Erbitterung, die sic ebenso stark in Ostindien wie in der Heimath beherrscht. Ein Deutscher in Calcutta hat darüber brieflich an einen Freund einen interessanten Bericht erstattet, der dem »Hamb. Korr." zur Verfügung gestellt worden ist. Darin heißt e»: „Die Aufregung unter den Engländern über da» Telegramm de« Kaiser» an den Präsidenten Krüger ist ganz unbeschreib lich. Bei solcher Gelegenheit tritt einmal ihre wahre Denk ungsart hervor. E« ist ja kaum denkbar, daß e« zwischen England und Deutschland einmal zum Kriege kommen sollte; aber käme e» dazu, so würde c» den Deutschen in den eng lischen Kolonien wahrscheinlich viel schlechter gehen al» unno 70 den Deutschen in Frankreich. Die Engländer betrachten un alle al» Eindringlinge, die man eigentlich kurzer Hand rau»- schmeißen sollte, und sie vergessen ganz, daß in Deutschland viel mehr englische» Kapital arbeitet al» deutsche« in Eng land. Selbst Leute, deren Hauptgeschäfts-Verbindungen von hier au» in Deutschland liegen, entblöden sich nicht, auf die „Isioockx Gsrwuns" zu schimpfen, und nach Möglichkeit ge schäftliche Beziehungen abzubrechen. Wenn die deutschen Händler wüßten, wie die Engländer aus sic herabsehen, so würden sie ihnen nicht mit ihren Ordre» nachlaufen. In den englischen Zeitungen besonder« tritt eine kolossale Rohheit der Gesinnung zu Tage. Hier wie wohl überall, wo die Deutschen mit Engländern in nähere Berührung kommen, hat der Kaiser sich mit seinem Telegramm auf» Neue sehr populär gemacht." — Dagegen giebt e« nur ein Mittel, nämlich daß der Deutsche anfangen sollte, sich ebenso mit dem ganzen Stolze seiner Na tionalität im Verkehr mit England zu umgürten, wie e» der Brite seit undenklichen Zeiten thut. Erst dann, wenn wir