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Amts- M MiMt für den ötjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Hlrngebung 18SS Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- scrtionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. --- 44. Jahrgang. - - Dienstag, den 2. Februar Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen »>loSrlvI> Aotliex eingetragene Grundstück, bestehend aus dem Wohnhause Nr. 219 des Brandkatasters und dem Flurstücke Nr. 242 des Flurbuchs, Folium 286 des Grundbuchs für Schönheide, geschätzt aus 3120 M., soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der 8. März 1897, Vormittags 10 Mr als Anmeldetermin, ferner der 26. März 1897, Vormittags 10 Mr als Versteigerungstermin, sowie der 2. April 1897, Vormittags 10 Ayr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anbcraumt worden. Die Realberechtigten werden ausgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen sowie Kostenforderungen, spätestens im Nn- meldeterminc anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unter zeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Eibenstock, am 27. Januar 1897. Königliches Amtsgericht. »r. Mahn, Ass Bekanntmachung. Ostern 1897 wsxd hier eine Lateinschule, bestehend aus den Classen Sexta, Quinta und Quarta mit dem Ziele der Aufnahme nach Tertia eines Gymnasiums oder einer Realschule höherer Ordnung eröffnet. Für Knaben, welche die erforderliche Reise für Sexta nicht besitzen, wird eine Vorbereitungsklasse eingerichtet. Der Unterricht findet im Diakonat hier statt. Der Unterrichtsplan ist der Normallehrplan der sächsischen Gymnasien. Die Lateinschule steht unter Oberleitung des Rektors am Gymnasium zu Zwickau. Das Schulgeld beträgt 180 Mark, jedoch kann es auf besonderen Beschluß des Schnlausschusses im Einrelfalle auf 120 M. ermäßigt werden. Anmeldungen und Anfragen bittet man an den Unterzeichneten richten zu wollen. Tie Unterbringung auswärtiger Knaben in eine geeignete Tages- oder Voll pension ist gesichert. Eibenstock, den 30. Januar 1897. Der LatcinschullMsschuß. Hesse. Bekanntmachung. Im vierten Vierteljahre 1896 sind eingegangen: n) vom Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen die Stücke Nr. 10—14 vom Jahre 1896. l>) vom Reichsgesetzblatt Nr. 30—40 vom Jahre 1896. Diese Blätter, deren Inhalt aus den im Eingänge des Rathhauses befindlichen Anschlägen ersichtlich ist, liegen 14 Tage lang zu Jedermanns Einsicht an Raths stelle aus. Eibenstock, den 28. Januar 1897. Der Rath der Stadt. Hesse. Gnüchlel. Murawiew in Varis und in Wertin. Den verstorbenen Fürsten Lobanow überlebt der Ruhm, nach seinen besten Kräften für den Vortheil seine» Vaterlandes und für den Frieden Europa« gearbeitet zu haben. Sein Nachfolger Murawiew wird in seine Fußstapfcn treten, da» gebieten die Verhältnisse, das entspricht dem durchaus fried lichen Sinn de» jungen Zaren und dafür bürgt auch die politische Vergangenheit de« neuen russischen Minister» de« Auswärtigen. Er ist kein Ignatjew und kein Skobelew; er gehört der jüngeren Schule russischer Staatsmänner an, die in Berlin ihre Laufbahn begonnen und hier da« deutsche Wesen kennen und schätzen gelernt haben. Der Umstand, daß er zuletzt beim dänischen Hofe beglaubigt war, der eben nicht im Gerüche besonderer Deutschfrcundlichkeit steh«, konnte nur im ersten Moment stutzig machen ; seither ist eine weit ruhigere und sachgemäße Beurtheilung der Person Murawiew« in der deutschen Presse cingetrelen. Es mußte allerdings auffallen, daß der Graf, nachdem er in Kopenhagen sein AbberufungSschreibcn überreicht hatte, zunächst (über Darmstadt) nach Pari» fuhr, um sich den dortigen Machthabern vorzustellen. Da« leicht erregbare Ge- müth der Franzosen hat in dieser Aufmerksamkeit, die ihm der mächtige Bundesgenosse im Osten erwie«, mehr sehen oder doch wenigsten« der Welt glaubhaft machen wollen, daß dieser Besuch mehr al» eine bloße Höflichkeit sei. Dabei scheint da» Nächstliegende absichtlich übersehen zu werden: Es mußte Murawiew» Wunsch sein, persönliche Beziehungen zwischen sich und den maßgebenden Persönlichkeiten der französischen Politik herzustcllen, denn er bekommt solche guten Beziehungen überliefert. Insofern war ein Besuch in Pari» direkt geboten und er hat auch zweifellos seinen Zweck erfüllt, — nicht mehr. Da e» seinem Amtsvorgänger, den, Fürsten Lobanow, nicht mehr vergönnt gewesen war, im Gefolge de» Kaiser« Nikolaus französischen Boden zu betreten, so erscheint der jetzige Besuch de» Grafen Murawiew in Pari» al« die Nachholung einer damals unmöglich gewordenen diplomatischen Kourtoisie, denen eine sensationelle Tragweite zu geben durchaus keine Veran lassung vorliegt. Da» persönliche Moment bildete von Anfang an da« charakteristische Merkmal der Pariser Besuchsreise Murawiew«. Ueber die Unterredungen, die Murawiew mit Faure, Hanotaux und anderen französischen Staatsmännern gehabt hat, sind der Presse durchau» keine Mittheilungen zugegangen. Desto mehr haben sich die Pariser Zeitungen auf^daS Zeichen deuten verlegen müssen und dabei unter Anderem auch glück lich herauSgefunden, daß unter den leckern Speisen, die bei dem zu Murawiew« Ehren gegebenen Prunkmahlc ausgetragen wurden, sich auch .Huhn nach Elsässer Art' befunden habe. Da» ist allerding» eine Thatsache von höchster politischer Be deutung. Der gallische Hahn präsentirt ein Huhn nach Elsässer Art! Wenn Murawiew diese Andeutung nicht ver steht, dann ist e» mit seinem Begriffsvermögen herzlich schlecht bestellt und dann ist e« auch schade um den schönen Empfang, den man ihm in Pari« bereitet hat. So natürlich, wie der Pariser Besuch, ist auch der Be such Murawiew« in Berlin, um sich dem deutschen Kaiser vorzustellen und mit den deutschen Staatsmännern persönliche Bekanntschaft zu machen. Dieser Besuch läßt ebensowenig auf eine gewünschte „thurmhohe Freundschaft" schließen, noch ver birgt er den Wunsch, mit dem nächsten Nachbar aus gutem Fuß zu leben. Man müßte in Rußland mit Blindheit ge schlagen sein, wenn man nicht genau wüßte, was von Deutsch land zu erwarten ist. Die deutsche Politik will Frieden mit Ehren, nicht mehr — aber auch nicht weniger. Und derjenige, von dem sie in diesem Bestreben Unterstützung erwarten darf, wird al« guter Freund behandelt. Die deutschen Staats männer haben keinen andern Ehrgeiz, al» Deutschland« Macht stellung zu wahren; sie kümmern sich nicht um die inner« Angelegenheiten anderer Staaten, wie sic e» sich auch ent schieden verbitten müßten, wenn sich andere Mächte in unsere häuslichen Angelegenheiten zu mengen versuchen würden. Diesen Eindruck wird und muß Murawiew au« Berlin von Neuem mitnehmen, und Rußland wird da» Deutsche Reich stet« an seiner Seite sehen, wenn es sich um diplomatische Aktionen handelt, die bestimmt sind, den Frieden sicherzustellen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Gegen deutsche Eisenbahn-Ver waltungen sind beim ReichS-Eiscnbahnamte im Jahre 1896 im Ganzen 61 Beschwerden au» dem Publikum ein gelaufen; davon beziehen sich 22 auf die Verkehrsordnung, 2l auf die Tarife, 8 auf den Fährbetrieb und 10 auf andere Gegenstände. Da» ReichS-Eisenbahnamt hat von diesen Be schwerden begründet erachtet 6, al» unbegründet abgelchnt 15, auf den Rechtsweg verwiesen 1. In 5 Fällen war die Zu ständigkeit oe« Reich« nicht begründet, in 2 Fällen sind die angeordneien Erhebungen noch nicht abgeschlossen. Die übri gen 32 Beschwerden wurden an die zunächst zuständigen LandesaufsichtSbehörden oder an die Eisenbahnverwaliungen zur Erledigung abgegeben. Betroffen von Beschwerden sind überhaupt 25 Eisenbahnvcrwaltungen. — Hamburg, 30. Januar. Die Centralstreikko- mission trat gestern Abend zu einer Sitzung zusammen, die bi« heute früh 3 Uhr dauerte. Schließlich wurde einstimmig beschlossen, den Ausständigen die Wiederaufnahme der Arbeit zu empfehlen. — In den heute stattgehablen 11 Versamm lungen der Ausständigen wurde über die Frage abgestimmt, ob Montag die Arbeit wieder aufzunehmen sei oder nicht. Berichterstatter wurden zu den Versammlungen nicht zuge lassen. Jeder Ausständige erhielt je einen auf „Ja" und einen aus „Nein" lautenden Stimmzettel. Nachdem alle Au-stän digen ihre Stimmen abgegeben hatten, wurden sämmtliche Urnen geschlossen und der Zentral-Strikckommission überbracht. Dgrt wurden die Zettel geordnet und die Stimmen gezählt. Heute Nachmittag 2'/, Uhr wurde da« Ergebniß verkündet. 72 pCt. aller abgegebenen Stimmen lauteten gegen und 28 pEt. für die Wiederaufnahme der Arbeit. Da» Ergebniß wurde mit lauten Hurrahrufen ausgenommen. — Da» Ende de» Hamburger Hafenarbeiter- Streik« kann jetzt zu allgemeiner Befriedigung verkündet werden. Ein Telegramm au» Hamburg meldet: „Der Arbeit geber-Verband beschloß, auf da« Schreiben der Ausständigen keine Antwort zu ertheilen, weil der Ausstand beendet sei; nachdem die Seeleute fast Alle die Arbeit wieder ausgenommen haben, bewilligten ihnen die Rheder von heute ab Lohnerhöh ungen." Man muß schließlich mit Anerkennung verzeichnen, daß, nachdem die Arbeiter schon recht weil von ihrer ursprüng lichen, unberechtigten Ueberhebung zurückgekommen waren, nun auch die Arbeitgeber im Moment ihres ohnedies wahrschein lichen Sieges Konzessionen machen. Der Streit drehte sich in letzter Zeit hauptsächlich nur noch um den Punkt, daß die Arbeitgeber vor weiteren Verhandlungen und eventuellen Kon zessionen die unbedingte Wiederaufnahme der Arbeit feiten« der Streikenden verlangten; das wiesen Letztere al» ehren kränkend zurück. Nach dem Beschluß des Arbeitgeber-VerbandeS scheint die Frage mit geschicktem Wohlwollen umgangen; man antwortet nicht weiter direkt auf das letzte Schreiben der Ausständigen, sondern begnügt sich mit der Konstatirung, daß die Seeleute thatsächlich bereit« fast alle die Arbeit ausge nommen haben. Damit wird den Ausständigen wenigstens die formelle volle Unterwerfung unter eine al« unannehmbar erklärte Bedingung erspart. Die Rheder haben zugleich eine sofortige Lohnerhöhung bewilligt, wie sie ja thatsächlich schon zu Beginn des Streiks eine solche, aber nicht in der von den Ausständigen geforderten Höhe, zu gewähren bereit waren. Wird auf diese Weise durch beiderseitiges Nachgeben der Kampf, welcher beiden Theilen so schwere Verluste gebracht hat, beendet, so darf man auch hoffen, daß der Frieden ein dauernder bleibt. — Stettin. Ueber die bedauerlichen Ausschrei tungen in den Straßen Stettin», zu welchen sich ein Theil der dortigen Bevölkerung am Vorabend de« Geburtstage» Sr. Maj. de» Kaisers hinreißen ließ, wird in Ergänzung des Telegramme« gemeldet: Al« nach dem Zapfenstreich die Polizei aus dem Königsplatz zur Paroleausgabe konzentrirt war, be gann die Menge in Trupp« von Hunderten in die Straßen der Altstadt einzubicgen. Auf dem Roßmarkte erfolgte ein Schneeballbombardcment gegen die Schaufenster, von denen eine große Anzahl zerstört wurden. Dann traten Steine und Stöcke in Aktion. In der Kleinen Domstraße wurde der Eingang de« Oswald Nier'schen Restaurant» nebst der elek trischen Uhr demolirt, die Thür der Delikateßwaarenhandlung Lückfiel wurde erbrochen und Wild und Geflügel geraubt. In der Großen Domstraße wurden die Geschäfte von Letsch, Lieck- seld, der Norddeutsche Bierkonvent, da» Berliner Engroslager und besonder» da» Cigarrengeschäft von Zickert arg mitge nommen; in letzterem erschienen mehrere Burschen und forder ten gratis Cigarren. Al« sie fortgewiesen wurden, erfolgte ein Bombardement mit Steinen, welche von einem in der Nähe befindlichen Neubau genommen wurden. Die Verkäu ferin wurde am Kopfe verletzt, da» ganze Schaufenster demolirt und auSgeraubt, auch die Fenster de» ersten Stockwerke« wurden zertrümmert. In der Schulzenstraße wurden besonders die Geschäfte von Heimann, Jablonskh, Aronheim, Cohn, Luka» und da» Restaurant Schade mitgenommen. Au» einem