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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 13.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189703139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970313
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-13
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Monat
1897-03
-
Jahr
1897
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al» Rem an teil «»kaufen zu lassem Wenn in diesem Jahre die Remontemürkte auf die ikrei-haupimannschasten Bautzen und Dresden beschränkt worden sind, so ist die» nur gemäß einer Vereinbarung der Ministerien de» Innern und de» Kriege« geschehen, um ein Verschleppen der in den beiden anderen Krci»hauptmannschaften herrschenden sogenannten Bornaischen Pfcrdekrankhcit sowohl innerhalb der bereit» von ihr ergriffenen Gebiete al» auch nach den anderen Landc«- theilen möglichst zu verhindern. Denn wenn auch die Uebcr- tragung de» Krankheitsstoffe» von Thier zu Thier bei dieser Krankheit zur Zeit nicht nachgewiesen ist, so will die Staat»- regierung doch nach Kräften alle» Da» vermeiden, wa» ein etwaige» Verschleppen der Krankheit, wie die« durch die Re- montemärkte möglich sein würde, irgendwie begünstigen könnte. — Leipzig. Ein junger Mann von 19 Jahren, au» Warschau gebürtig, der seit Februar die Handelsschule besuchte, ist an den schwarzen Pocken — glücklicher Weise nur leicht — erkrankt und seit etwa acht Tagen in'« städtische Krankenhau« überführt worden. Seiten« der zuständigen medizinischen Behörden sind alle erforderlichen Schritte gethan worden, damit ein Umsichgreifen der Seuche verhütet wird. — Reichenbach i. V., iO. März. Eine hiesige Ge- schLstSfirma bietet ihren Gläubigern 8 Prozent mit dem Bemerken, daß ihre Passiven sich auf 63,534 Mk., die Aktiven aus 3570 M. beziffern. Die Firma bemerkt hierzu, daß in der Masse 5 — 6 Prozent liegen, wenn die Lagerwaaren zu civilen Preisen verkauft werden, während bei einer Auktion nur 2 Prozent herauskommen würden. — Grimma. Durch einen boshaften Streich wurde das Geschirr eines benachbarten GutSpächtcrS gefährdet, als er am Donnerstag vor. Woche Abends nach Hause fuhr. Quer über die Straße hinweg war ein schwerer Balken gelegt. Glücklicherweise setzten die Pferde unverletzt über ihn weg und brachten auch den Wagen ungefährdet hinüber. 40 50 in weiter wiederholte sich der Unfug. Abermals war ein Balken über den Weg gelegt, und glücklicherweise kamen abermals Pferd und Wagen heil hinüber. Heute wurden 4 Knechte als des Unfugs verdächtig ermittelt und einer von ihnen in Haft genommen. Vortrag des Gkiicralsrcrrtärs drr nationalliberglen Partei im ttöniß- rcich Lachsen, Herrn UrsUbaupt ans Leipzig, gehasten in Eibenstock am 7. März I8!>7. Der Herr Redner bemerkte in der Einleitung zu seinem Vorträge, daß er in diesem nicht alle Tagesfragen berühren könne, daß er aber bereit sei, nach Beendigung des Vortrages an ihn gerichtete Fragen nach Möglichkeit zu beantworten. Es hätte dann ein jeder Anwesende Ge- Sodann fuhr er fort: Der Reichstag, dessen Zession, da im Jahre 1896 eine Vertagung eintrat, bereits seit dem Herbste 1895 andauert und der, trotz der jetzt schon vorgeschrittenen Jahreszeit, in der Erledigung der ihm vorliegenden Arbeiten recht langsam ist, sodaß bis jetzt noch nicht einmal der Etat znr Durchberathung gelaugte, hat am 26. Februar eine Pause in feinen Sitzungen bis zum 8. März eintreten lassen. Es kenn zeichnet dies recht deutlich die Abhängigkeit der Reichsvertretung von der Centrumspartci, deren Mitglieder ihre beeinflussende Mehrheit selbst dazu benutzen, nationale Interessen der Theilnahme an der Carnevalslust am Rheine hintenanzusetzen. Es sind aber während dieser Pause wenigstens die Eommissionen thätig gewesen und verschiedene Arbeiten von diesen gefördert worden. Im Großen und Ganzen besteht die Arbeitslust, welche in den ersten Jahrzehnten seit der Errichtung des Deutschen Reiches die Neichsvcrtreter beseelte, aber nicht mehr, wie auch das na tionale Empfinden den Parteirücksichten zum großen Theil hat weichen müssen. Sonst konnte vom Reichstag durch die jeüt die Mehrheit bilden den Parteien dem Altreichskanzler Fürsten von Bismarck an dessen 80- jährigem Geburtstage die von den anderen Parteien ihm zugedachte Huldigung nicht verweigert werden. Ein sachlicher Kritiker muß aber auch anerkennen, daß in der ersten Hälfte dieser Neichstagsfesfion be deutungsvolle Arbeiten bewältigt worden sind , vor Allem das bürger liche Gesetzbuch für das deutsche Reich, das Gesetz über den unlauteren Wettbewerb, die Gewcrbenovelle und noch einige andere Gesetze. Das bedeutendste Werk bildet das bürgerliche Gesetzbuch, das je doch erst vom Jahre 1900 ab in Gültigkeit tritt. Bis dahin bestehen noch die jetzt geltenden, gegen 130 zählenden einzelnen Rechte, die so recht ein Spiegelbild von der früheren Zerrissenheit Deutschlands geben. Kaiserkrone zu einem Reiche vereinigten Bundesstaaten einen hoffentlich vielen Segen bringenden nationalen Reifen bilden. Es wird das bürger liche Gesetzbuch, welches auch nur Menfchenarbeit ist, unbedingten An spruch auf Vollkommenheit nicht machen. Es ist aber der einheitlichen Rechtsprechung wegen so bedeutungsvoll, daß gern eine jede Partei Opfer gebracht hat, um das ganze Werk nicht zu Falle »u bringen. Nur die antisemitische Partei hat sich hierzu nicht aufzurafsen vermocht und hat die Annahme des Gesetzes, welches sie mit Unrecht ein verjudetes römi sches Recht nennt, verweigert. Es ist das Zustandekommen des bürgerlichen Gesetzes aber auch dadurch mit bewirkt worden, daß der Abschnitt, das Vereinsrecht betr., worüber weitauseinandergehende Meinungen unter den Parteien be stehen, zunächst aus dem Entwürfe herausgenommen wurde, nachdem der Reichskanzler die Erklärung abgegeben hatte, daß die Einzelstaaten veranlaßt werden würden, die bestehenden Vereinsgesetze zu reformiren. Leider ist dieses Versprechen bis jetzt noch nickt eingelött worden. Recht störend erweist sich z. B. das Verbot der Verbindung der einzelnen po litischen Vereine unter sich. Mit Recht wird ein lebhafteres Tempo in der Reformirung nach dieser Hinsicht erwartet. Nach diesem Abschnitt großer Thätigkeit hat sich der Reichstags vertretung eine Amtsmüdigkeit bemächtigt, daß, wie schon erwähnt, bis jetzt der Etat noch nicht durchberathen werden konnte. Die einzelnen Etatposten werden feiten verschiedener Redner benutzt, um die verschie densten Sachen zur Sprache zu bringen und in nicht immer gewissen hafter Weise von der Neichstagstribüne aus in die Oeffentlichkeit zu reden. Es hält dies die Abgeordneten, die ihre Stellung gern gewissen haft ausfüllen, aber ihre Zeit nicht zwecklos vergeuden wollen, vom Be suche der Sitzungen ab, und sie erscheinen nur, wenn die Anwesenheit unbedingt erforderlich ist. Die Betheiligung ist tatsächlich dauernd eine so schwache geworden, daß selbst der jetzige Wirth im Reichstagsgebäude die Fortbewirthschaftung nur gegen eine Entschädigung von 4000 Mark betreiben könne. Es ist jedoch durch Auflösung des Pachtvertrages nicht zur Gewährung dieser Forderung gekommen. Wie wichtig der Reichshaushaltsetat ist, zeigt dessen Einnahme und Ausgabe, die beide mit 1 Milliarde 328 Millionen Mark bilanciren. Allerdings befinden sich darunter eine Anzahl von Durchgangsposten. Der ordentliche Etat beziffert sich aber immer noch auf über 800 Mil lionen Mark. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen demnach 13,30 M., anderen Staaten gegenüber äußerst wenig. Mit dem bürgerlichen Gesetzbuche zusammenhängend ist als posi tive Arbeit die Grundbuchsordnung für das Reich geschaffen worden. Ferner beschäftigt den Reichstag die Eonvertirung der 4 obigen Reichs- anleihen in 3 '/»o/«»ige, der Entwurf zum Handelsgesetzbuch«. Der Mar- die Färbung der zum Verkauf gelangenden Margarine mit einem zu bestimmenden Färbemittel vorzuschreiben, sowie in Städten von 5000 Einwohnern ab den Verkauf nur in von anderen Geschäftsstellen ge- trennten Räumen zuzulassen. Die Nationalliberalen vermögen sich mit diesen Anträgen nicht ohne Weiteres einverstanden zu erklären; denn da die Margarine ja auch in weiten Volksschichten ein schwer entbehr liches Genußmittel bildet, so erblicken sie in der Färbung eine Verekel ung desselben. Es sei aber auch nicht zu loben, bei dem Verkaufe der Margarine zwischen den Orten unter und über 5000 Einwohner einen Unterschied zu machen, den Bewohnern der letzteren also eine Verkaufs- erschwerniß aufzubürden. Anfang Februar d. I. fand eine gemeinsame Berathung der Finanz minister der Bundesstaaten wegen der Verwendung der Ueberschüffe des Etats 1897 1898 statt. Bekanntlich steht das Reich finanziell nicht auf igenen Füßen, sondern es ist wegen der Deckung seiner durch die Landesvertheidigung u. s. w. entstehenden Bedürfnisse auf die Matrikular- beiträge der Bundesstaaten angewiesen. Nur der Betrag von 130 Mill. Mark ist dem Reichsschatzamte auS den» Ertrage an indirekten Steuern zugewiesen. Der dann noch verbleibende Betrag an solchen Steuern hat nach der sogenannten Frankenstein'schen Klausel den Bundesstaaten nach den, Verhältniß der Matrikularbeiträge wieder zuzugehen. Bis zum Jahre 1893 waren nun die Einnahmen des Reiche- immer größer, als die Leistungen der Einzelstaaten betrugen, sodaß die Letzteren tat sächlich immer herauSgezahlt erhalten hatten. Diese Ueberweisungen feiten des Reichs schwanken zwischen 20 bis 150 Millionen Mark. An und für sich sind die Einzelstaaten mit diesen Ueberweisungen ganz gern einverstanden. Es wurde aber die Unsicherheit in der Aufstellung der einzelnen Haushaltetats wegen der Schwankung in den Ueberweisungen recht unangenehm empfunden. Noch mehr war dies im Jahre 1894 der Fall. ES verminderten sich in diesem Jahre die Reichseinnahmen infolge Rückganges der Judustrie derart, daß die Einzelstaaten mehr zu zahlen hatten, als sie vom Reiche erhielten. Da die Bundesstaaten ihre Bedürfnisse aber durch direkte Steuern decken, so können an sie heran tretende Mehrsorderungen auch nur durch höhere direkte Steuern gedeckt werden. Dies ist aber nicht in allen Bundesstaaten ohne hart em- Renh selbstständig zu machen, nur berechtigt und um dies zu erreichen, erklärten sie sich bereit auch bei schlechten Zeiten keine höheren Matri- kularbeiträge für das Reich zu fordern. Doch, wie früher bereits, wurde auch dieser Antrag seiten des EentrumS, welchem eine Kräftigung deS Reiches durchaus nicht paßte, abgelehnt. Im Jahre 1895 war nun wieder ein Ueberschuß in Höhe von 28 Millionen Mark gegenüber den Matrikularbeiträgen. Dieser hätte nach der Frankenstein'schen Klausel den Einzelstaaten voll zukommen müssen. Da jedoch die Schuldenlast des Reiches, eben weil es alle Ueberschüffe zur Tilgung der Reichsschuld zu verwenden, die andere Hül'te aber den Einzelstaaten zu belassen. Es fand dieser Antrag An nahme mit der Bestimmung, daß von Jahr zu Jahr besondere Ent schließung gefaßt werden soll. Betreffs der 1896er Ueberschüffe, die einige 50 Millionen Mark betragen, ist in gleicher Weise bereits be schlossen worden und die Finanzminister haben sich in ihrer Berathung Wendung einverstanden erklärt. Die Reichsschuldcn haben jetzt die zweite Milliarde überschritten. Sie ist in der Hauptsache vom Jahre 1885 ab durch die nothweudig gewesenen Heeresorganisationen und den Ausbau der Marine erwachsen. Bis 1885 langte zur Deckung der Bedürfnisse des Heeres und der Ma rine die französische Kriegsentschädigung. Es ist dieser'Schuldenbetrag unseren Gegnern ?eine Lücken zeigen durch Erschlaffung in der Freude über das durch schwere Kämpfe gegründete deutsche Vaterland. Denn wie bald kann eine gegebene Blöße den Neidern des deutschen Reiches Veranlassung geben, die Zerstörung des so mächtig emporgeblühten ^Deutschland, das im Völkerconeert eine gewichtige Stimme hat, dessen ist ein Gleiches mit der deutschen Marine nicht geschehen. Diese besteht in der Hauptsache aus ungenügendem Material, sodaß mit ihr bei einen» ausbrechenden Kriege auf Aussicht auf Erfolg nicht zu rechnen ist. Von rials nicht auf der Höh? der Zeit. ^Die Bundesstaaten sind sich ihrer Verantwortung voll bewußt. Es ist daher dem Reichstage eine neue Marinevorlade zugegangen, die zur Zeit noch die Blidgetcommission be- ;u prüfen sein und was ^noch^ entbehrlich ist, §wird wegfallen müssen. Die Sicherheit des Reiches, c-ie Nothwendigkeil, den Söhnen des Vater landes Schiff' z"m Aufenthalt zu bieten, die ihnen den größtmöglichen eine 4 fache Aufgabe zu lösen und kann dies nur, wenn ihr hierzu die nöthige Anzahl seetüchtiger Schiffe zur Verfügung stehen. Zunächst soll die Marine bei einem ausbrechenden Kriege die Ver- theidigung des Reiches zur See übernehmen, das Landen feindlicher Kräfte verhindern, d>e Küste»» schützen. Es unterstützen hierbei die Ma rine die besonderen Verhältnisse der lang ausgedehnten Küsten Deutsch lands, ar» denei» eine Landung nicht an alle»» Punkten möglich ist, zwar wesentlich, doch, wenn eine Landung auch schwer ist, ausgeschlossen ist sie nicht. Eine weitere Aufgabe der Marine ist in den» Schutze unserer Co- ausgehend Durch der» Fürsten von Bismarck sind^aber, wenn^auch spät, so doch noch nicht zu spät, im Westen und Osten Afrikas für Deutsch land Colonien erworben worden, die zum Theil recht werthvoll sind. Wenn auch die Vortheile dieser Ländererwerbungen zur Zeit nicht allent halben erkennbar sind, das spätere Geschlecht wird die Früchte ernten. Es ist daher Pflicht des Reiches, diesen Colonien auch den militärischen Beistand angedeihen ru lassen und namentlich auch im Falle kriegerischer Verwickelungen Deutschlands diese ferngelegene»» Colonien durch die Ma rine gegen den Einfall feindlicher Kräfte zu schützen. Eine fernere wesentliche und wichtige Aufgabe hat die Marine be reits in Friedenszeiten durch den Schutz der deutschen Handelsflotte zu lösen. Während die deutsche Kriegsmarine unter den gesämmten Flotten die 5. oder 6. Stelle einnimmt, befindet sich die deutsche Handelsflotte an 2. Stelle. Sie repräsentirt daher an und für sich schon einen un geheuren Werth nationalen Reichthums. Ganz bedeutend ist auch der Werth der durch den viel gefürchteten deutschen Unternehmungsgeist und Gewerbefleiß erzeugten, von der Handelsflotte beförderten Güter. Die Ausfuhr an Gütern ist jetzt auf eine Milliarde 822 Millionen Mark ge stiegen. Das ganze Reich, nicht zuletzt auch der deutsche Arbeiter, hat ein wesentliches Interesse an dem Blühen des Handels und der Industrie und eine vornehmliche Aufgabe der Kriegsmarine ist es daher mit, die deutschen Handelsschiffe auf fremden Meeren zu schützen, vor Schaden zu bewahren, in fernen Ländern zum Recht zu verhelfen. Und endlich hat die Marine die, wenn auch mehr ideale Aufgabe, die Verbindung zwischen dem Mutterlande und den ausgewanderten Landeskindern zu erhalten, diesen in den Schiffen sozusagen ein Stück Heimathsboden in die weite, weite Ferne zuzutragen, ihre Liebe zum angestammten Vaterlande durch das Zeigen der schwarz-weiß-rothen Flagge immer wach zu halten und so auch dazu beizutragen, daß die immer Unteren Absatz finden. Alle diese Verpflichtungen zu erfüllen, dazu ist unsere Marine augenblicklich nicht in der Lage. Ueber das Schicksal auch dieser Vorlage wird das Centrurn aus schlaggebend sein. Allerdings wird dasselbe nicht aus Vaterlandsliebe event. für die Vorlage zu haben sein, sondern voraussichtlich nur dann, wenn ihm durch die Reichsregierung ein GegenpreiS in der Aufhebung des Jesuitengesetzes oder in der Einführung eines Schulgesetzes unter Berücksichtigung ultramontaner Wünsche gegeben wird und da die Reichs- regieruny auf daS Durchbringen der Marinevorlage einen großen Werth legt, so »st es leicht möglich, daß sie drin Centrum in der einen oder anderen Weise entgegenkommt, meinend, daß dies der kleinere Schaden ist. Der CommissionSberathung aber ist Vorbehalten zu bestimmen, was betreffs der Marineforderungen unabweisbar »st. Wie nicht ander- zu erwarten war, hat die socialdemokratische Partei auch diesmal wieder den Antrag auf Einführung eines Mündigen Maximalarbeitstaaes eingebracht, jedoch mit der Ausdehnung, daß auch die Landwirthschaft mit hereingezogen werden soll Die Undurchführ barkeit diese- Anträge-, wenn der Ruin der Landwirthschaft in ganz kurzer Zeit vermieden werden soll, ist so ersichtlich, daß über ihn nicht weiter zu sprechen ist. Die Agrarbewegung ist, weil für den hiesigen Bezirk weniger von Interesse, nicht weiter zu behandeln. Dagegen ist die Handwerkerfrage von größerer Wichtigkeit. ES ist eine unbestrittene Thatsache, daß durch die weitauSgedehnte, immer mehr vervollkommnete maschinelle Technik daS seßhafte Handwerk in seinen Interessen wesentlich gefährdet ist. ES spielt sich nun die antisemitische Partei hauptsächlich als die Partei auf, welche die Interessen deS Mittelstandes vertritt. Die alten Parteien Kälten sich abgewirthschaft et. Wie unberechtigt, anmaßend ist diese Meinung. Haben die alten Parteien, die nationalliberale und confer- vative. nicht die Interessen auch deS Mittelstände- vertreten ? Wohl mußte die Hauptthätigkeit der Reichstage in dem ersten Jahrzehnte bis weit in die 80er Jahre hinein darauf gerichtet sein, das durch die glorreichen Waffenthaten der deutschen Armee gegründete Reich im Innern auszubauen. Es gab da eine große Fülle gesetzgeber ischer Arbeiten zu erledigen, welche durch die großen Parteien der Na tionalliberalen und Conservativen zu Stande kamen und für die diese Parteien voll und ganz die Verantwortung übernahmen. Hierbei ist noch besonders zu berücksichtigen, daß bei der Erledigung dieser Arbeiten manche besonderen Wünsche gegenüber dem gewaltigen Geiste BiSmarckS zurückgestellt und ihm untergeordnet werden mußten. Es mußten Corn- promisse geschlossen werden, wie dies ja im Leben überhaupt, in den Gerneindeverhältniffen u. s. w. um etwas zu erreichen so oft geschieht. Und daß die Arbeiten nicht erfolglos gewesen sind beweist die That sache, daß selbst die freisinnige Partei an den von dieser» Parteien ge- schaffenen grundlegenden Reichsgesetzen nicht rütteln lassen möchte. Inzwischen sind die Bedürfnisse des Mittelstandes erwachsen und um ihm aufzuhelfen, haben die alten Parteien auch schon seit Jahren Schritte gethan. Allerdings gehen sie ruhiger vor. nicht mit täuschen den Schlagworten, nicht mit Gewissenlosigkeit. Die Schaffung eines Börsensteuergesetzes wurde vor Jahren zuerst von der nationallrberalen Partei angeregt. Geschaffen wurde die Konkursordnung, 1896 das Ge setz gegen den unlauteren Wettbewerb, dessen Nützlichkeit jetzt bereits anerkannt wird und welches in der Hauptsache dem Mittelstände zu Gute kommt. Dieses Gesetz wurde vor» den Antisemiten nicht ange nommen, obwohl sie sich jetzt als Schöpfer desselben aufspielen. dem Mittelstände auch gedient worden. Es war zwar früher schon untersagt, an Nichtmitglieder zu verkaufen. Da aber keine Strafen ausgesetzt waren, so war das Verbot fruchtlos. Jetzt sind Strafen ausgeworfen. Den gleichen Bestimmungen sind jetzt auch die Consum- vereine der Beamten, Offiziere u. s. w. unterstellt. Ferner haben die Consumvereine die Bestimmungen über die Sonntagsruhe zu befolgen und der Verkauf von Spirituosen hängt von einzuholender Concessipn ab. Für Aufhebung der Consumvereine im Allgemeinen, die in mancher Bezieh^urtg ihren Mitgliedern von^Nutzen sind, kann die nationalliberale Durch die Erschwerung des Hausirhandels bez. deS Aufsuchens Privater Zwecks Bestellungen wird hoffentlich die Lage der in den Orten seß haften Gewerbe eine bessere werden. Es ermangelt nun noch die Organisation des Handwerks. In dieser Beziehung, in dein Bestreben, dem dem Handwerke am besten dienen den Weg z»» finden, gehen allerdings die Meinungen der Parteien so wohl, als auch die der Angehörigen des Handwerks selbst weit auseinander. Die Conservativen wünschen Zwangsinnungen und Einführung des Be fähigungsnachweises für das gesammte Handwerk. Für das Letztere vermag die nationalliberale Partei nicht einzutrelen, zumal das Hand werk, aus dessen Kreisen jetzt der Wunsch laut wird, auch von obliga torischen Zwangsinnunger» abzusehen und dafür fakultative Zwangs innungen einzuführen, nicht allenthalben eine wesentliche Besserung seiner Verhältnisse darin erblickt. Die^iriueren politischen^^erhältuisse betreffend, so gewählt di^ mit seiner radikalen Leitung, zu der antisemitischen Partei und dergl. Die antisemitische Partei hat ihren Höhepunkt voraussichtlich erreicht. Sie versucht jetzt Erfolge durch den Anschluß an den Bund der Land- wirthe zu erringen. — Am wenigste»» angreifbar ist der Bestand des Centrums, dessen Wähler durch das Abhängigkeitsverhältniß zu den Geistlicher» und die Beeinflussung durch die Kirche blind Gefolgschaft leisten. Es ist dies um so bedauerlicher, als eine Partei die ausfchlag- gebende Stellung einnimmt, die dem deutschen Reiche nicht etwa freund ¬ letzten Wahlen in sehr geringer Anzahl in den Reichstag eingezogen und werden voraussichtlich auch bei den nächsten Wahlen keine Vermehrung erfahren. Der kürzlich gemachte Versuch, ein Zusammengehen der ein zelnen Schattirungen (Volkspartei — freisinnige Vereinigung — süd deutsche Volkspartei) herbeizuführen ist gescheitert, ja der schon bestandene Riß scheint noch weiter geworden zu sein. — Den größten Nutzen durch die Zerfahrenheit der bürgerlichen Parteien hat die sozialdemokratische Partei mit ihrer derjenigen des Centrums gleichwerthigen inneren Or ganisation. In der Mitte zwischen den schroffen Gegensätzen der Par teien rechts und links steht die nationalliberale Partei als die ver mittelnde, versöhnende Partei noch stark und fest, trotz aller Anfechtungen. — Sind die Parteien aber sonst gegeneinander, so kommt in Kürze ein Tag, auf welchen sich trotz aller gewissenlosen, gemeinen Preßerzeugniffe der sozialdemokratischen Partei das gesammte deutsche Volk rüstet und an welchen» auch die Parteigegensätze in den Hintergrund treten werden. Es gilt den 100 jährigen Geburtstag des Kaisers Wilhelm 1., welcher, ausgerüstet nut hervorragenden Herrschergaben, durch Gottes Fügung und die getreue Mitarbeit seiner genialen Zeitgenossen (Bismarck — Moltke — Roon u. s. w.) die Geschicke Deutschland- so wunderbar ge führt hat, in würdiger Weife zu begehen. An diesem Tage muß sich die Gesinnung dieses Heldenkaisers, welcher alles that „für das Volk und aus Liebe zum Volke" auf die weitesten Schichten der deutschen Bevölkerung übertragen und di- Liebe zum deutschen Vaterlande von Neuern anfachen. Kirchliche Nachrichten aus der Narochie HivenftoL vom 7. bis 13. März 1897. Aufgeboten: 14) Franz Emil Barth, Maschinensticker hier, ein Wittwer, ehel. S. des weil. Ernst Friedrich Barth, Handarbeiters hier und Selma Hedwig Süß hier, ehel. T. des weil. Ernst Ludwig Süß, Waldarbeiters hier. Getraut: 9) Emil Franz Huster, Zimmermann hier mit Clara Helene geb. Neef hier. 10) Edmund Vincenz Seidel, Hutmacher in Markneukirchen mit Marie Friederike geb. Horbach hier. II) Adolf Florentin Göbel, Lehrer in Bärenstein mit Emilie Elise geb. Seelig hier. Getauft: 43) Irmgard Constanze Radecker. 44) Gertrud Clara Schlegel. 45) Hans Alfred Bartsch. 4«) Milda Camilla Meichßner, unehel. 47) Franz Curt Uhlmann in Wolfsgrün, unehel. 48) Curt Georg Arnold. Begraben: 25) Max Hermann, ehel. S. des Ernst Hermann Krauß, Handarbeiters hier, 5 M. 26 T. 26) Julius Bernhard Baumann, Steinmetz hier, ein Ehemann, 43 I. 9 M. 6 T. 27) Camilla Else, ehel. T. deS Johannes Alexander Listner, Theaterbesitzers hier, 4 M. 20 T. 28) Curt Willy, unehel. S. der Minna Marie Heidel hier, 11 M. 17 T. Am Sonntage ReminiScere: Borm. Predigttext: Matthäus 15, 21—28. Herr Dia- conuS Rudolph. Die Beichtrede hält derselbe. NachmittagS- gotteSdienst bleibt ausgesetzt. In Wildenthal: Nachm. 1/, 5 Uhr Gotte-dienst mit heil. Abendmahl. Herr DiaconuS Rudolph. Kirchennachrichtm aus Schönheide. Dom. Uemini^cere (den 14. März 1897). Vorm. 9 Uhr: Gottesdienst mit Predigt. Herr Pfarrer Hartenstein. Nach dem Gottesdienst Beichte und heil. Abend' mahl. Herr DiaconuS Wolf. Nachmittag 2 Uhr: MisstonS- ftunde im mittleren Schulgebäude Zimmer Nr. 6. Herr DiaconuS Wolf. Da- Wochenamt führt Herr Pfarrer Hartenstein.
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