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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 04.03.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189703043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970304
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970304
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-03
- Tag 1897-03-04
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Monat
1897-03
-
Jahr
1897
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werde, um einen kurzen Blick nach ihm auizu senden; dann fühlte er sich über alle Maßen beschämt, wenn er, in da» Nachbarhaus gerufen, in jener fieberischen Aufregung vor Martha stand und diese doch mit kühler Unbefangenheit au«- einandersetzen hörte, welchen Dienst man von ihm »erlange, nein, e« war kein beneidenöwerlher Zustand, da» angebetete Mädchen, festlich zum Balle geschmückt und strahlend wie eine Königin in den Wagen steigen zu sehen und sür seinen Gruß ein kaum bemerkbare» hochmülhige» Kopfnicken zu er halten. Und doch, wie rasch hatte er alle diese ihm unbegreiflichen Zurücksetzungen vergessen, wenn e» Martha beikam, ihr neckische» Spiel wieder auszunehmcn und, der Laune de» Augenblick» nachgebend, ihn durch den Zauber ihrer schönen Augen wieder auf« Neue zu umstricken. Dann war e» ihm plötzlich, al« müsse er sich selbst die Schuld beimessen, daß sie ihm so lange kein Zeichen ihrer Gunst gegeben, er klagte sich der Muthlosigkeit, der Feigheit an, in der er ihre stummen und doch so deutlichen Bekennt nisse bisher ganz ohne jede äußere Erwiderung gelassen habe, und meinte, sie habe ihm noch einmal, vielleicht da» letzte Mal verziehen. In der jüngsten Zeit sah Eduard einen jungen Mann im -Nachbarhause häufig ein- und auSgehcn. E« war ein Polytechniker, ein stattlicher Korp«bursche mit einem schräg über die Brust laufenden blau weißen Verbindungsbande. Keck saß da« bunt gestickte Eerevicemützchen auf dem kurzgc- schnittenen schwarzen Haare, welche» von der Stirn bis in da« Genick durch einen schnurgeraden Scheitel in zwei ganz gleiche Hälsten getheilt war. -Dazu kamen ein Paar dunkle glänzende Augen und ein schwarze« Schnurrbärtchcn, dessen Enden er sehr graziös zu drehen wußte. Eine ziemliche An zahl tiefer Schmarren in dem wohlgebildelen Gesicht zeigte den Helden von der Mensur, der schon oft seine Klinge mit der de» Gegner« gemessen hatte. Dieser junge Student, der sich Guido Halphcn nannte und die Bekanntschaft der Hofrath-töchtcr auf einem Balle gemacht hatte, trank mit ihnen im Garten Kaffee, lachte und scherzte mit ihnen und legte, wie Ewald nicht entging, der reizenden Martha seine zweifellosen Huldigungen zu Füßen. E« war am Spätnachmittag. Für den Abend stand der erwähnte Fackclzug bevor. Die Schwestern befanden sich mit Betty Weihrauch im Garten. Auch Guido Halphcn hatte sich noch eingestellt. Er war in »Wich«", wie der Studenten- au«druck lautet, denn er hatte sich bereit« für die heutige Festlichkeit, bei der er hoch zu Roß erschien, angekleidet, und war diesmal wohl hauptsächlich gekommen, um den Damen Gelegenheit zu geben, ihn in der Nahe zu bewundern. Er trug eine husarenartige Jacke mit Schnüren, ichneewciße, an liegende, wildlederne Reithosen, hohe, bi« über die Knie reichende Stiefel und an den letzteren klirrende Sporen. Ob Martha die Absicht hatte, ihren Anbeter durch die Vorführ ung de« bildschönen Jüngling« au« der unmittelbaren -Nach barschaft ein wenig zu beunruhigen, muß dahingestellt bleiben — sie sand aus einmal den Anblick einer von der Laube herabhängenden Latte unerträglich und bat Ewald Klaußen, der gerade im Nachbarhose beschäftigt war, den Schaden zu repariren. Die Bitte wurde mit einem so warmen Blicke ihrer Augen begleitet, und dabei tönte ihre Stimme so süß, daß Ewald, glühend, ihren Wunsch zu erfüllen, mit einem gewandten Satze über da« Staket im Garten stand. Während er den kleinen Schaden an der Laube au«- besserte, stockte die Unterhaltung, vielleicht weil die Hammer schläge dieselbe übertäubt haben würden, und unwillkürlich iahen ihm alle zu. Al« er fertig war und an Martha vor überging, warf ihm diese wieder einen ihrer schmachtenden Blicke zu und seufzte lief auf. Sic machte e» diesmal thea tralischer al« je, damit die übrigen die Ironie merken sollten. Ewald stutzte, er fühlte da« Gemachte, die Uebertrcibung heraus, — dazu beobachtete er, wie Valentine mit dem Lachen kämpfte, und eine dunkle Ahnung schoß in ihm auf, daß viel leicht Martha von jeher ihren Spott mit ihm getrieben habe. Ander« wirkte der stumme Vorgang auf Betty und Guido Halphen, denn gerade diese merkten Martha« ironische Absicht nicht. Beide nahmen e« allen Ernste« sür eine zwischen ihr und dem jungen Manne bestehende Vertraulichkeit, und während Betty» Antlitz in dunkler Röthe erglühte und damit einen Verdacht bestätigte, den Martha im Stillen längst gegen sic hegte, faßte Guido einen grimmigen Haß gegen den Tisch ler und stellte sich ihm breit in den Weg. „Was macht der Leimtiegel?' fragte er ihn in studen tisch-herausfordernder Weise. Ewald sah, daß er auf Kosten seine« Handwerk« von den Damen lächerlich gemacht werden sollte und erwiderte, in Anspielung auf die zahlreichen Hiebwunden de« Poly techniker«: »Der Leimtiegel steht schon am Feuer, fall« e« bei Ihrer nächsten Paukerei in Ihrem Gesicht wieder etwas zu flicken gäbe." „Aber Herr Klaußen!" rief Martha unwillig, „wa» nehmen Sie sich gegen unseren Gast heraus?!" Ewald wollte gehen, aber der Polytechniker hielt ihn am Aermel zurück und sagte: „Wenn Du kein MuSjöh Hobclspan wärest und auch einen Schläger zu führen wüßtest, so würden gerade die Flickereien in meinem Gesicht Deine freche Zunge im Zaume gehalten haben." „Diese Flickereien fürchte ich am allerwenigsten," versetzte Ewald ruhig, „denn sic bedeuten nur Niederlagen." „Betty, welche begreiflicherweise im Stillen für Ewald Partei nahm, brach in ein Helle« Gelächter au«, erwie« diesem aber damit einen schlechten Dienst, denn e« reizte den Zorn de» jungen Polytechnikers nur noch mehr und — klatsch! — brannte eine wohigezieltc Ohrfeige auf Ewald» Wange. Der Geschlagene erhob den Hammer, schleuderte ihn jedoch, sich bemeisternd, weit von sich, packte den ihn an Körper länge überragenden Polytechniker an der Brust und versetzte ihm einen so gewaltigen Stoß, daß derselbe gute zehn Schritte rückwärts taumelte und sich dann urplötzlich von einem Gurkenbcete au» verkehrt präsentirte, die bestiefelten Beine nach oben gekehrt. <F°rtse,ung folgt.) Vermischte Aachrichten. — Berlin. Ein eigenartiger schwerer Unfall mit anscheinend sehr traurigen Folgen hat sich hier zugetragen. Die Frau de« Schlosser« Mann hatte ihr 6 Monate alte« Kind in der Küche auf da« Bett gelegt. Plötzlich sprang an der Küchenlampe, die über dem Bette hängt, der Eylinder, und ein Splitter fiel dem Kinde in da» rechte Auge. Die Mutter eilte mit dem Kleinen in ein Krankenhau« u. mußte hier zu ihrem Schrecken erfahren, daß die Verletzung unter Umständen zur Erblindung führen kann. Da ihr schon ein mal ein Kind verunglückt ist, fiel sie in Ohnmacht und ries, zum Bewußtsein zurückgekehrt, ein- über da» andere Mal: „Mein Mann schlägt mich lodt". Die unglückliche Mutter ist nicht wieder nach Hause zurückgekehrt. Sie hat ihr drei jährige» Töchterchen Helene im Stich gelassen und ist ver schwunden. — Budapest. Der hiesigen Irrenanstalt wurde eine Frau eingeliefert, der alle Qualen der Niobe beschieden waren. Al« Wittwe eine« Hausbesitzer« durste die Unglückliche sich vor wenigen Jahren noch ihrer vier Kinder freuen. Im Jahre 1893 starb der älteste Sohn an der Cholera. Der zweite, ein leichtsinniger Bursche, erschoß sich kurz daraus, um nicht lernen zu müssen. Ein dritter Sohn fälschte, kaum 17 Jahre alt, Wechsel auf den Namen der Mutter und ist seit her verschollen. So blieb der beklagenSwerthen Frau al« letzte Hoffnung die einzige Tochter, ein blühend schöne« Mädchen. Sie wurde da« Opfer eine« Elenden und verbarg ihre Schmach in einem kleinen Provinzstädtchcn. Bor Kurzem brachte man der unglücklichen Mutter die Nachricht, ihr Kind liege in Gyoma auf dem Sterbebette. Die gebrochene Frau reiste nach dem Städtchen und fand nur mehr die Leiche ihre« Kinde«. Sie wurde wahnsinnig. — Florenz. Im 68. italienischen Infanterie-Regiment, da« in Florenz in Garnison liegt, kamen seit geraumer Zeit zahlreiche Diebstähle vor. Den Offizieren, Einjährigen und anderen wohlhabenden Soldaten wurden Geld, Uhren, Schmuck stücke und andere Werthgegenstände gestohlen. Dieser Tage endlich hat man die Diebe entdeckt. E« sind ein Dutzend Sizilianer au« der Provinz Girgenli, Söhne und Verwandte von Banditen, die in dem Regiment eine richtige Räuber bande bildeten, mit ihrem Hauptmann, Schriftführer und Kassirer. Alle», wa« diesen räuberischen Soldaten in die Hände fiel, wurde nach Sizilien gesandt und dort versilbert. Nur sizilianische Soldaten konnten Mitglied der Bande wer den und mußten fünf Lira Eintrittsgeld bezahlen. — Sch wetz. Al« galanter Mann erwie« sich kürzlich hier ein fechtender HandwerkSburschc. Er kam zur Mittags zeit in ein Hau« in der Jakobstraße. Liebliche Gerüche von Kohl umspielen seine Nase, und bescheiden, aber mit nicht mißzuverstchender Innigkeit, bittet er um eine kleine Probe seiner „liebsten Speise". Die Hausfrau vermag in ihrer HcrzenSgütc seine Bitte nicht abzuschlagcn. Er erhält eine hübsche Portion, die er mit gutem Appetit und vor Freude strahlendem Gesichte verzehrt, worauf er sich mit vielen Dan- kcSworten verabschiedet. Wer aber beschreibt da« Erstaunen der Hausfrau, al« sich ihr Gast am Nachmittag unter vielen Entschuldigungen wegen seine« nochmaligen Erscheinen« wie der cinslellt und ihr mit ritterlicher Verbeugung ein kleine« Blumensträußchen überreicht, welche« er in einer Gärtnerei erfochten hatte. — Eine Erinnerung an den hoch seligen Kaiser Wilhelm I. und seinen Leibarzt Dr. Lauer knüpft sich an eine merkwürdige Wetterfahne, die auf einem Neubau in der Prinz Loui« Ferdinandstraße in Berlin angebracht werden soll. Die Wetterfahne stellt einen Ulanen dar und befand sich ursprünglich auf dem Gebäude der französischen Botschaft. Dort war allerdings ein Vertreter gerade jener Truppen gattung, deren Lanzen 1870 den Franzosen manchen Schreck eingejagt haben, wenig am Platze, und al« man merkte, daß man einen „preußischen Ulanen" auf dem Dache hatte, beeilte man sich, ihn zu entfernen. Der alte Generalstabsarzt v. Lauer hatte davon erfahren und brachte die Wetterfahne in seinen Besitz. Dem treuen Leibarzt de« Kaiser« lag daran, gleich immer frühmorgen« von seiner Wohnung au« über den Stand der Windrichtung unterrichtet zu sein, um danach seine An ordnungen im Interesse seine« hohen Schutzbefohlenen treffen zu können. Ihm gegenüber wohnte ein Hotelbesitzer und diesen veranlaßte der Generalstabsarzt, auf seinem Dach die Wetterfahne anzubringen. Der „Ulan" hat dann viele Jahre hindurch dem Kaiserlichen Krieg-Herrn mittelbar gute Dienste geleistet. Da« Hau» ist jetzt einem stattlichen Neubau ge wichen; der „Ulan" aber ist sorgsam vor dem Untergang be wahrt worden und soll nun auf dem neuen Hause seine Auferstehung feiern. — Wie viel Arbeitstage giebt e« im Jahr? Ein englischer Statistiker hat hierüber interessante Zusammen stellungen veröffentlicht, deren Ergebniß wir folgen lassen. Die durchschnittliche Zahl der Arbeitstage beträgt in Rußland 267, England 278, Spanien 290, Oesterreich 29b, Italien 298, Bayern 300, Belgien 300, Frankreich 302, Sachsen 302, Dänemark 303, Norwegen 303, Schweiz 303, Preußen 30b, Holland 312, Ungarn 312. Wir sehen hieraus, daß Sachsen eine besonder« bevorzugte Stellung unter den arbei tenden Nationen einnimmt. Und wenn wir eigentlich auch erst am siebenten Tage nach biblischer Vorschrift von unseren Werken au«ruhen sollen, thut man die« nach dem Vorstehen den bei un« schon am sechsten Tage, in Rußland sogar fast an jedem dritten Tage. — Ucber Bienen al« Hau«vertheidiger wird au« dem brasilianischen Staate Rio Grande do Sul geschrie ben. Aus einer Kolonie im Innern hatte sich in etwa« ab gelegener Gegend ein junges Ehepaar angesiedelt. Der Mann war eine« Tage« in die Stadt geritten und die Frau arbei tete auf dem Felde. Al« sie nach Hause kam, sah sie, daß eine Luke erbrochen und im Hause zwei Männer waren, ein Mulatte, und ein Cabocolo (Abkömmling von Indianern), die Kisten und Kasten durchsuchten. Kurz entschlossen ergreift die junge Frau einen der im Hofe stehenden Bienenkästen, wirst ihn durch die Luke und eilt fort, um Hilfe von den Nach barn herbeizuholen. Al« sie mit diesen nach etwa einer Stunde zurückkam, sah man die beiden Einbrecher am Boden liegen, und nachdem man die Bienen durch Rauch betäubt, fand man, daß der Mulatte von den Thieren getödtet worden war. Der Cabocolo lebte noch, war aber so zugerichtet, daß die Kolonisten davon absahen, ihn in die Stadt in» Gesäng- niß zu schaffen, er war schon empfindlich genug gezüchtigt worden. Die Bienen waren in solcher Menge und so grimmig über die Beiden hergefahren, daß sie, da die HauSthürc von außen verschlossen war, e« nicht einmal fertig brachten, durch die enge Luke in« Freie zu kommen. — Jvkele sperr! So oft vom Schwarzwald her aus de« Neckar« grüner Fluth ein Floß an den Mauern Tübingen«, der alter«grauen schwäbischen Musenstadl, entlang gleitet, wird ihm — so will e» ein uralter Brauch — von der dortigen Studentenschaft ein feierlicher Empfang bereitet. Die Kunde von seinem Nahen verbreitet sich unter den Musensöhnen stet» mit Sturme«cile. Im Nu sind die Ufer von ihnen besetzt, die alten hochgiebligen Häuser der Neckarhalde Fenster um Fenster mit buntbemützten Köpfen gefüllt. Handtücher und Tischdecken flattern in der Luft, Kanonenftiefel grüßen herab. Zieht dann unten auf dem Flusse da« sehnlich erwartete Fahr zeug vorbei, so gesellt sich zu diesem eigenartigen Schmucke der Häuser noch da« unbeschreibliche Halloh der Studenten; hundertfache Zurufe schallen den Flößern entgegen, namentlich da« berühmte „Jokele sperr!" (eigentlich eine Warnung wegen der für die Flöße schwer zu passtrenden Neckarbrücke), da« mit seinem langgezogenen, in allen möglichen und unmöglichen Tonarten erschallenden Endwortc: „spe—a—e—a—eer" einen ganz merkwürdigen Eindruck macht. E« ertönt au« allen Fenstern im tiefsten Bierbaß und im höchsten Tenor, mit bloßem Munde oder au« ellenlangen Sprachrohren gebrüllt, die eigen« zu diesem Zwecke stet» in Bereitschaft stehen. Doch auch die biederen Flößer, die an solchen Empfang seit Jahr hunderten gewöhnt sind, bleiben den Dank nicht schuldig. Je nach Temperament und augenblicklicher Laune de« Einzelnen erwidern sie die Grüße, und wenn einerseits ihr Gegenrus „Zahlet uire Schulda!" unstreitig von guter Kenntniß stu dentischer Gepflogenheiten zeugt und keineswegs al» über flüssige Mahnung erscheint, so verräth anderseits ein Zuruf, den sie ebenfall« sehr häufig an die ihnen zurufenden Stu denten richten, daß man im Schwarzwalde zwar nicht Knigge« „Umgang mit Menschen" liest, aber doch wenigsten« Goethe« „Götz von Bcrlichingen" geläufig zu zitiren versteht. Trotz dem darf man versichert sein, daß die Flößer stet« froh sind, wenn sie Tübingen wievcr hinter sich haben. Allzuoft sehen sie die Musenstadt freilich nicht mehr, denn die Neckarflößerci ist im Au«slerbcn begriffen. In Sigmaringen hat am 13. Januar eine Konferenz von Vertretern der Regierungen Württemberg» und Preußen« getagt, um über da« gänzliche Verbot de« Flößen« auf dem württembergischcn und hohcn- zollerischen oberen Neckar zu berathen, und so wird bald der Tag kommen, wo in Tübingen da« letzte Floß da« letzte „Jokele sperr!" vernimmt. — Der uralte Studentenunfug gab übrigen«, wie die Fama berichtet, vor Zeiten einmal An laß zu einem vielbelachten Vorfall. Der hochgclahrte Ephoru» des cvangel.-theol. Seminar«, welche« malerisch am User be grünen Neckars gelegen ist und etliche Hundert froher Musen söhne beherbergt, hatte einen Uka« erlassen, in welchen: den Herren Studenten da« Anulken der Flößer strengsten« ver boten wurde. Für den Einwand der Gemaßregelten, daß sie immer von den Flößern zuerst gereizt würden, hatte der Herr Professor nur ein ungläubiges Schütteln des Haupte«. Al« nun bald darauf wieder ein Floß den Neckar heruntertrieb, wurde der Herr Ephoru« von den Insassen eine« der zahl reichen Studierzimmer eingeladcn, an« Fenster zu treten, um sich von der Wahrheit obcngedachter Behauptung zu überzeugen. Kaum war der Herr Ephoru« im Rahmen de« Fenster« sicht bar, als sich auf dem Fahrzeug die Hünengestalt eine« wasser- bestiefeltcn Schwarzwälder« erhob, der, seine mächtige Flößer stange mühelo» wie eine Haselnußgerte schwingend, dem er schrockenen Gelehrten die geflügelten Worte zurief: „Ziehg Dein 'Nischel 'nein, oder ich schmeiß D'r 'n Kieselbatzen in» G'sicht, Du alter Döskopf." Nach einer Pause sprachlosen Entsetzen« erklärte der Herr Professor denn auch seinen er wartungsvoll um ihn gescharrten Zöglingen: Sie haben recht gehabt, meine Herren; ich hätte eine solche Rohheit nicht sür möglich gehalten! Daß einige der losen Musensöhne oberhalb de» Fenster« an der Außenwand eine ganze Kollektion von Kanonensticfeln aufgehängt hatten — eine Dekoration, welche den Flößern al» eine Anspielung aus ihre eigene, mehr prak tische als zierliche Fußbekleidung bitter verhaßt war — da« hat der Herr Ephoru« freilich niemals erfahren. — Da« Zweirad im Ballsaal. Der vornehmen Welt in Australien war e« Vorbehalten, da« Zweirad in den — Ballsaal zu verpflanzen. Lord und Lady Brassey waren die ersten Personen, welche eine Rennbahn mit erhabenen Kurven in ihrem Ballsaal anlegten und mit dieser neuartigen Einrichtung einen ungeheuren Erfolg erzielten. E» war bei Gelegenheit ihre» ersten Ballfcste« in der Saison, da« im GouvernemenIShausc in Melbourne gehalten wurde, daß eine Zweirad-Quadrille unter Musikbegleitung einen Haupttheil de« Programms bildete. Die Mitglieder der Geburt«- und Finanzaristokralie, die daran theilnahmen, übten die Quadrille einige Wochen vorher ein und alle« ging auf« Beste. Der glatte Fußboden war mit Kreide bestreut und seitliche« Ausgleiten kam höchst selten vor. Die ausgeführten Touren waren ein Mittelding zwischen einer Kavallerie- und einer Ballguadrille. Die dabei mitwirkendcn Tamen trugen Rad fahrkostüme, au» hellblauer Taille und buntem Rock sowie eben solchen Gravatten bestehend, die Herren hellblaue Ja- guette« zu dunkelblauen Beinkleidern. (Hoffentlich bleiben die Velozipedbahncn im Ballsaal eine australische Eigenthüm- lichkeit, sügt der „Schiväb. Merk." dieser Nachricht bei.) koL5öiä. LLsikIsiäer LIL. 13.88 farbige Lenneverg-Sei»« vo/ii« Pst bi« Mst"8.t>^p."Äet."-dgtaM gestreift, karrirt, gemustert, Damaste rc. (ca. 240 versch. Qualitäten und 2000 versch. Farben, DessinS rc.), porto- und steuerfrei ins HauS. Muster umgehend. — Lager: ca. 2 Millionen Meter. 8«i<lsn-sisdriieen l>. stsnnsdsrg ,ä. o. ä. Soll > riiriek. Mtttt-eistmge« des Königs. Standesamts KiSenfioL vom 24. Februar bis mit 2. März 1897. Aufgebote: ». hiesige: 12) Der Maschinensticker Franz Emil Barth hier mit der Maschinengehilfin Selma Hedwig Süß hier. b. auswärtige : 6) Der Buchhalter Karl Otto Hammer in Leipzig mit der Anna Hermine Hille in Leipzig. Eheschließungen: 8) Der Handarbeiter Gustav Heinrich Schädlich hier mit der Maschinengehilfin Lina Emilie Löffler hier. Geburtsfalle: 38) Ernst Rudolf, S. des Fabrikarbeiters Ernst Gustav Unger hier. 39) Rudolf Richard, 2. des Amtsgerichtsexpedienten Richard Louis Haußner hier. 41) Clara Marie, T. des Maschinenstickers Ernst Heinrich Witscher hier. Hierüber: Nr. 37) und 40> unehel. Geburten. Lterbefälle: 22) Der Bäcker August Heinrich Flach hier, 70 I. 16 T. 23) Der Buchbindermeister Otto Albert Oppe hier, 70 I. 7 M. 25 T. 24) Gertrud Charlotte Beck, T. deS Maler- Friedrich Otto Beck hier, 1 I. 3 M. 16 T. Kircheimachrichten aus Schönheide. Freitag, den b. März 1897, Abenv-,6 Uhr: Passion»- goite«dienst. Herr Pfarrer Hartenstein.
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