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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 23.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189702239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970223
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-23
-
Monat
1897-02
-
Jahr
1897
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unterziehen und bemerkte unter Anderm, daß wir rücksichtlich der Ausdehnung und de« Umfange« unsere« Außenhandel« anderen Industriestaaten ziemlich weit nachstehen, und daß daher Alle« auszubieten sei, um den Export heimischer Er zeugnisse zu fördern. Präsident Gerhardu« machte dem Kaiser die Mittheilung, daß der Exporiverein junge Kaufleute in da« Ausland zu JnforinationSzwecken entsende. Der Kaiser bemerkte darauf, daß für solche überseeische Missionen vor Allem tüchtige, geschulte und intelligente Kaufleute heranzu ziehen seien, wozu allerdings nicht unbedeutende Geldmittel nothwendig wären. Der Kaiser bezeichnete e« al« auffallend, daß nicht auch in unserm Lande, gleichwie die« in anderen Industriestaaten häufig vorkomme, jüngere Elemente au» dem Kreise von Industriellen, die den Export kultivircn, zu dem Zwecke herangebildct werden, um sie sür da« intensivere Studium überseeischer Märkte und aller einschlägigen Ver hältnisse zu bestimmen. — Rußland. Nach einer St. Petersburger Meldung werden im russischen Paßwesen durch den neuen hierauf bezüglichen Gesetzentwurf wesentliche Erleichterungen ein geführt werden. Unter Andereni sollen die gegenwärtigen Gebühren für Reisepässe und Legitimationen ermäßigt, be ziehungsweise ganz aufgehoben werden. Die sür da» Weichsel gouvernement in dieser Beziehung bestehenden AuSnahmevcr- ordnungcn sollen abgeschafst werden. Locale und sächsische Nachrichten — Dresden, l8. Februar. Gestern Abend sand unter Theilnahme von Stadträthen und de« Baurathc« Adam eine Besichtigung der Kreuzkirchc statt, an die sich eine Sitzung schloß. Nach dem Befunde der Besichtigung ist der Thurm völlig intakt geblieben. Auch liegt die Nothwendigkeit der Niederrcißung der Umfassungsmauern nicht vor. — Dresden, 19. Februar. In der gestrigen Abend- sitzung der Stadtverordneten gedachte der Vorsitzende derselben, Herr Geh. Hosrath Ackermann, de« Unglücks, welche« die Stadt betroffen und schloß mit den Worten: „Die Kirche ist vernichtet, aber noch steht ihr Thurm und auf ihm da« zum Himmel sich eihebende Kreuz. An diese« Kreuz wollen wir un« halten, an dem Kreuz wollen wir uns aufrichten; e« ist da« Symbol unsere« Glauben« und Hoffen«!" Hierauf ließ sich der Sprecher ermächtigen, dem l'u^tor primärste, der Geistlichkeit und dem Kirchcnvorstand die Theilnahme der Stadtverordneten auszusprechen. Es geschah die« sunter allseitigen Bravorusen der Versammlung. Nach Eintritt in die Tagesordnung entspann sich eine dreistündige Debatte über den Um- bezügl. Erweiterungsbau der Kreuzschule zu Dresden. Das Gebäude, in den Jahren 1864—1865 nach den Plänen de» Prof Arnold im gothischen Styl erbaut, zeigt zwar eine wunderschöne Fassade, aber das Innere ist sür da« Schulge bäude nicht zweckentsprechend angelegt. ES muß deshalb ein größerer Um- und Erweiterungsbau vorgenommen werden, dessen Ausführung nach langer Debatte vom Kollegium im Prinzip beschlossen wurde. Einige andere sehr wichtige Punkte der Tagesordnung, wie die Anlegung einer zahnärztlichen Poliklinik, die Einführung de« Zehnpfennigtarif« aus allen elektrischen Linien Dresdens :c. mußten von der Tagesord nung abgesctzt werden. Die Sitzung selbst endete erst gegen Mitternacht. — Dresden, 19. Februar. Die Frauen der Kirchen vorsteher der Kreuzparochic haben einen Ausruf erlassen, der folgenden Wortlaut hat: „Die Gemeinde der Kirche zum heiligen Kreuz und mit ihr die gesammte Einwohnerschaft Dresden» steht trauernd an der Brandstätte ihre» altehr würdigen Gotteshauses. Von dem Wunsche beseelt, daß dasselbe möglichst bald wieder au« der Asche erstehen möge, richten wir an alle kirchlich Gesinnten die dringende und herzliche Bitte, daß sie der Gemeinde durch freiwillige Beiträge helfen möchten, die Kreuzkirche wieder in würdiger Weise aufzubauen." ES sei hierbei bemerkt, daß das Vermögen der Kirche zwar ein bedeutende» ist, aber durch in den letzten Jahren vorgekommenc Auspfarrungen der Johannes- und LukaSparochie, sowie von Löbtau und Coschütz wurde dasselbe bedeutend in Anspruch genommen, ebenso hat sich die Kreuzkirchengemeinde durch den Umbau und die ErneuerungSarbeilcn im Innern der Kirche eine bedeutende Schuldenlast aufgebürdct. — Wie wir hören, wird die Anschaffung zweier Dampfspritzen für Dresden binnen Kurzem die Stadtverordneten beschäftigen. Angesicht« der Thalsache, daß durch Hydranten so hochgelegene Brandobjekte, wie z. B. Kirchdächer, nicht mit Erfolg bekämpft werden können, wird die Bewilligung der Summe auf keine Schwierigkeiten stoßen. — Chemnitz, 19. Februar. Aus Grund des Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb wurde der Kaufmann Hermann Freund au« Chemnitz (Inhaber der Firma Messow hier) abermals zu 150 M. Geldstrafe vom Schöffengericht vcrurtheilt. Er hatte Damenhüte mit „Filzrand" annoncirt; al« jedoch ein Konkurrent einen solchen Filzhut kaufte, stellte sich heraus, daß der Rand au« mit dünnem Filzstoff über zogener Pappe bestand. Das Landgericht verwarf die gegen da» Urthcil eingelegte Berufung. — Buchholz. Ein eigcnthümlicher Erkrank ungsfall hat sich kürzlich hier ereignet. Da» zweijährige Söhnchen einer Arbeiterfamilie erlitt einen heftigen Anfall von DiphtheritiS und mußte in'« Krankenhau» gebracht werden, damit es durch Vornahme de» Luftröhrenschnitte» vom droh enden Erstickungsiodc errettet werden konnte. Da» um ein paar Jahre ältere Schwesterchen hat sich darüber so sehr entsetzt, daß e» ein schwere» Nervenleiden davontrug. Da« arme Kind ist durch diese Nervenerschütterung nicht nur der Sprache, sondern auch ter BewegungSfähigkcit fast vollständig beraubt worden. Während nun da« Brüderchen von seiner Diphthcrilis-Erkrankung vollständig wieder gesundet ist, liegt da« arme Mädchen noch immer schwer krank darnieder. — Großenhain, 20. Februar. Bekanntlich findet Juni und Juli d. I. in unserer Stadt eine Au»stellung sür Gewerbe, Industrie und Landwirthschaft statt. Dem Vernehmen nach gingen sür diese Ausstellung bereit» von allen Seiten erfreulich zahlreiche Anmeldungen ein. Großenhain ist zur Zeit eine hervorragende Textilindustriestadt und Mittelpunkt und Kaufplatz sür einen weilen preußisch- sächsischen landwirihschastlichen Bezirk. Früher, d. h. noch bi» in die Zeiten der Reformation und darüber hinaus, war Großenhain ein hervorragender Stapel- und Umschlageplatz an der von Leipzig nach Breslau führenden sogenannten hohen Straße, desgleichen der Handelsstraße Hamburg Wien. Auch jetzt noch herrscht an dem einst zum Königreiche Böhmen ge hörigen Orte ein betriebsame- Handel«- und Gcwerbeleben. Für die Gewerbetreibenden ist der Name Großenhain so wie so von gutem Klange, wirkte und lebte doch die besten Jahre seine« segen«reichen Leben« Preußker, der Vater der sächsischen Gewerbcvereine, in Großenhain« Mauern. — Adorf. Mitte der 70er Jahre hatte in Ober ge tte »grün der Bankfleischcr R. ein Schwein verpfändet, da« stark mit Trichinen durchsetzt war. Da eine mikro skopische Fleischbeschau damals noch nicht angeordnet war, wurde da« Fleisch verkauft und viele Personen erkrankten schwer. Die Opfer siechten langsam dahin. Erst nach Jahr und Tag erlöste sie der Tod von ihren Schmerzen. Schwer zu leiden an der Krankbeit hatte die am vorigen Sonnabend in einem Alter von über 60 Jahren verstorbene Ehefrau de« Weber» Pcnzel daselbst. Sie war infolge der Krankheit von einer Schwäche befallen worden, daß sie jahrelang ihre häus lichen Geschäfte nicht verrichten konnte. Während der letzten zehn Jahre ihre« Leben« war die Frau infolge der zeitweise auftretenden heftigen Schmerzen geistig umnachtet. — Der Maurer Weimann au« KunnerSdorf ist da« Opfer einer unsinnigen Wette geworden. Er hatte sich an heischig gemacht, einen Liter Korn in einem Zuge au-zutrjnken. Ein zweiter Arbeiter 'Namen- Wesche erbot sich zu derselben Leistung, und die Welle ging dahin, daß Derjenige, der mit dem Trinken zuletzt fertig würde, eine „Auflage" zu geben habe. Da- Getränk wurde gebracht, und Weimann hatte kaum den letzten Schluck gethan, al« auch schon ein Gehirn schlag seinem Leben ein Ende machte. Auch an dem Auf kommen seines Partners Wesche, der in da« Krankenhau« ge bracht wurde, wird gezweifelt. Die Düngung der Obstbäumc. Da« Interesse, da« sich dem Obstbau mehr und mehr zuwende«, rechtfertigt e«, die Ansprüche der Obstbäume an den NLHrstoffvorrath de« Boden« kurz in Betracht zu ziehen, weil die Nichtbeachtung dieser wichtigen Sache den Erfolg der Pflanzung in Frage stellt. In früherer Zeit betrachtete man c« al« selbstverständlich, daß einem obstreichen Jahr ein obst- armeS folge; heute weiß man, daß sich diesem Uebelstand durch zweckentsprechende Ernährung der Obstbäume oorbeugen läßt. Die Nährstoffe, deren die anderen Kulturpflanzen bedürfen, kommen auch für den Obstbaum in Betracht: Stickstoff, PhoS- phorsäure, Kali und Kalk. Läßt der Laub- und Holzwuchs zu wünschen, dann fehlt e« dem Boden an Stickstoff; zeigt der Baum indessen üppige Laubentwicklung und starken Holztrieb bei mangelhaftem Blülhcn- und Fruchtansatz, dann ist Stickstoff genügend vor handen, und c« fehlt Phosphorsäure. Um dem Mangel an PhoSphorsäure abzuhelfcn, ist es zweckmäßig, schon bei Anleg ung ter Obstpflanzung große Mengen PhoSphorsäure dem Boden zuzuführcn. Hierzu eignet sich in vorzüglichster Weise da« ThomaSschlackcnmehl, dessen PhoSphorsäure bekanntlich in aufnehmbarem Zustand im Boden verbleibt. Man hat bereit» mit gutem Erfolg von diesem vorzüglichen Düngemittel Gebrauch gemacht. Bei Neu-Anpflanzungen giebt man 4 bis 5 lex- Thomasschlackenmchl per Baum, welche möglichst im Boden vertheilt werden. Hierdurch wird die Anpflanzung nur unwesentlich vcrtheucrt, der Baum aber ist in seinem Gedeihen gesichert und wird frühzeitig zum Tragen gebracht. Findet die Anpflanzung auf leichterem Boden statt, so ist natürlich gleichzeitig eine Düngung mit Kali geboten, zu welchem Zweck wir uns de« KainitS bedienen. Die regel mäßige Düngung der Obstbäume mit Thomasmehl und Kainit wird am oesien im Herbst und Winter vdrgenommen, während stickstoffhaltige Düngemittel, wozu wir auch die kalireichc Jauche zählen, gegen da» Frühjahr hin angewandt werden. Ist die Phosphorsäuredüngung im Herbst unterblieben, so muß sie jetzt nachgeholt werden. Bei ausgedehnten Obstplantagcn vcrtheilt man oen Dünger gleichmäßig auf der ganzen Fläche. Man verwendet dann pro Morgen etwa 3 bis 4 Clr. ThomaS- schlackenmehl und bei leichterem Boden 5 Ctr. Kainit, bei schwererem etwa die Hälfte des letzteren. Kaus und Well. Novelle von Gustav Höcker. „Ach, wie freundlich von Ihnen, Herr Ewald, daß Sie gleich gekommen sind, sonst wären wir in großer Verlegenheit. Denken Sie nur, eben jetzt, wo Papa jeden Augenblick mit dem Besuche eintreffen kann, schickt un« erst der Gärtner die Guirlande, und nun wir sie über der Vorsaalthüre annageln wollen, passirt uns allerhand Unglück. Mein erster Hammer schlag ging daneben in die Glasscheibe; Schwester Valentine schlägt alle Nägel krumm, und Frau Rupfinger hat sich so stark aus den Finger geklopft, daß sic kalte Umschläge machen muß. Bitte, bester Herr Ewald, helfen Sic un« au» unserer Noch." So sprach mit ziemlicher Zungengewandtheit Martha, die zweite Tochter de« Hosrath« Brambach, zu dem jungen Tischlergcsellen au« der Werkstatt im Nachbarhause. Er kam häufig herüber, um kleine Reparaturen zu besorgen oder da» Maß zu einem neuen Möbel zu nehmen und hatte auch jetzt dem Rufe der jungen Dame Folge geleistet. Sofort machte er sich daran, die Guirlande mit dem kunstvoll cingeflochtenen „Willkommen!" über der Borsaalthür zu befestigen. Mit gra ziöser Leichtigkeit schwang er sich auf den bercitstehenden Stuhl, um in die Höhe hinauflangen zu können und nagelte mit sicher gezielten Hammerschlägen das Blumengewinde, welche» beide Schwestern, um ihm die Arbeit zu erleichtern, an den Enden hielten, über der GlaSthüre fest. Er beugte sich dabei von seinem wackeligen Standpunkte au» bald nach recht«, bald nach link« weit vor, ohne den Stuhl vorher zu verrücken, ganz wie e« Handwerker zu thun pflegen, die daran gewöhnt sind, in unbequemer, wohl auch gefährlicher Stellung zu ar beiten, und setzte dadurch die beiden HofrathStöchter in einige Unruhe. „Fallen Sic nur um GotleSwillen nicht herunter!" warnte Valentine, die ältere, wiederholt, „ich stehe wahrhaft Todesangst au«." „Und ich würde mir Zeit meine« Leben» die heftigsten Gewissensbisse machen," sagte die zungengcläufigc Martha, „wenn Ihnen ein Unglück zustieße. E» wäre doch recht schade um Sie!" Auf seinem hohen Standpunkte entging dem jungen Manne da» ironische Lächeln, welche» Martha bei diesen Wor ten mit ihrer Schwester au«tauschle. Wie niedrig aber auch die HofrathStöchter, nach dieser verstohlenen Spötterei zu schließen, da« Leben de« jungen Arbeiter« taxiren mochten, — schade wäre e« jedenfalls gewesen, wenn ein Unfall da« Eben maß diese« tadcllo» schönen Gliederbaue« verkümmert oder da« offene, regelmäßig gebildete Gesicht mit den tiefblauen, Heiter blickenden Augen und dem Schmuck de« kastanienbraunen Lockenhaarc« entstellt hätte. Er hatte die Arbeit vollendet und sprang vom Stuhle herab. Valentine dankte ihm für seine Gefälligkeit; Marth, blieb stumm, sie legte nur ihre Hand auf» Herz, seufzte schwer- müthig und warf dem jungen Arbeiter einen schmachtenden Blick zu, worauf dieser errölhend und sinnvcrwirrt sich verab schiedete, denn ejn solcher Blick au« diesen braunen, leuchtenden Augen war keine Kleinigkeit, — galt doch Martha al« eine der ersten Schönheiten der Residenz. „Du wirst den armen Tischlergcsellen noch ganz toll machen!" sagte Valentine zu der übcrmüthigen Schwester, al» sich beide im Wohnzimmer von ihrem Gelächter einigermaßen wieder erholt hatten. „Ach, e« ist zu komisch!" rief Martha, von Neuem lachend, „e« ist zu komisch, wenn ich mir vorstelle, daß er allen Ernste« in mich verliebt ist." „Pfui, ein solcher Gedanke schon wäre mir unerträglich!" „Er ist ein hübscher Mensch," unterbrach Martha die Schwester, „und warum sollte man einem solchen die kleine Eitelkeit mißgönnen?" „Wenn nur die Eitelkeit für ihn nicht noch zur Strafe wird!" wandte Valentine ein. Martha wollte etwa» entgeg nen, da aber auf der sonst ziemlich stillen Straße da« Rollen eine« Wagens laut wurde, so eilte sie an« Fenster, in der Meinung, der Vater lange mit den Gästen an. Ucber die Letzteren wollen wir den Leser nicht im Unge wissen lassen. Die HofrathStöchter erwarteten ihren Bruder Alexander mit seiner Frau, und ihre Spannung war um so größer und berechtigter, al» sie die Schwägerin heute zum erstenmale sehen sollten. Alexander, der älteste der drei Geschwister, war, sehr gegen den Geschmack Valentine» und Marthas, Kaufmann geworden, nachdem er das Gymnasium besucht und nahezu die Reife sür die Universität erlangt hatte. Aber er besaß ganz den praktischen Sinn der leider allzufrüh verstorbenen Mutter und sehnte sich, möglichst bald auf eigenen Füßen zu stehen; auch war er der Abhängigkeit von dem väterlichen Hause überdrüssig, in welchem mehr und mehr der Wille der Schwestern maßgebend wurde. Alexander also erlernte die Kaufmannschaft und konditionirtc an verschiedenen Plätzen, zu letzt bei Michel Kleinpeter in einer bescheidenen Provinzial stadt. Er war einige Jahre in dem Hause und trug sich eben mit dem Gedanken, das einförmige Städtchen wieder mit einem größeren Orte zu vertauschen, al» Herr Michel Kleinpeter plötzlich mit dem Tode abging. Der Verstorbene hinterließ keine Kinder, sondern nur eine Wittwe, und da diese zur Fortführ ung de« Geschäft« vorerst Alexander« Beistand nicht gut ent behren konnte, so entschloß er sich zum Bleiben. Schließlich fand er Gnade in den Augen der Wittwe, heiralhcte sie und ward Inhaber der in flottem Gange befindlichen Handlung. Eine Einladung zur Hochzeit an seine Angehörigen war nicht erfolgt, da dieselbe in aller Stille begangen wurde; an eine Hochzeitsreise war bei den überhäuften Geschäften ebenfalls nicht zu denken, und so mußten Alexander» Schwestern ihre Neugierde, die neue Schwägerin kennen zu lernen, ein volle» Jahr lang zügeln, bis Alexander sich endlich auf einige Tage vom Geschäft losmachen und mit seiner Frau die ausgesprochene Besuchsreise ausführen konnte. Eben befand sich der Hosrath, wie wir bereit« wissen, auf dem Bahnhofe, um Sohn und Schwiegertochter zu em pfangen, und während Valentine und Martha auf da» Geräusch heranrollendcr Droschken abwechselnd nach dem Fenster eilten, um stet» enttäuscht wieder zurückzukehrcn, ergingen sie sich auf» Neue in jenen Bermuthungen über die Schwägerin, mit denen sie sich schon seit Jahr und Tag beschäftigt hatten. Die Reihe derselben eröffnete, wie gewöhnlich, auch diesmal der Name, welcher Sophie lautete und dem feinen Geschmack der HofrathS töchter schon deshalb nicht zusagte, weil sic mehrere Dienst mädchen gehabt hatten, die ebenfalls Sophie hießen. Ob die Schwägerin hübsch oder häßlich, jung oder alt sei, — da waren nun vollends brennende Fragen, welche zu erörtern Martha und Valentine nicht müde wurden. Alexander selbst war ein hübscher junger Mann, und so schien es unmöglich, daß er schnöden Geldes wegen sein Herz und sein Geschick an eine häßliche, alte Frau gekettet haben sollte. Auffallend war nur, daß der Bruder, so ost er auch schon um Sophie« Photographie angegangen worden war, diesem Wunsche nie entsprochen hatte. Warum die beharrliche Verweigerung einer Photographie, wenn die Schwägerin eine Frau war, die sich sehen lassen konnte? Mit diesem Räthscl beschloß da» Schwester paar gewöhnlich seine kritischen Erörterungen, und auch jetzt erschöpften sie sich in Bermuthungen darüber, al« da» Straßen pflaster unten abermals von Rädergerassel erdröhnte und eine Droschke endlich statt der vergeben- ersehnten Photographie da» leibhafte Original herbeiführte. Martha war zuerst ans Fenster gesprungen. Sie er blickte die Erwartete auf dem Rücksitz de» offenen Wagen« neben dem Papa, und obwohl Alter und Aussehen sich in dieser Entfernung noch nicht unterscheiden ließen, so stach der HofrathStöchter doch schon von Weitem die Buntscheckigkcit der Garderobe, in welcher Alexander» Frau die Bewunderung der Residenz herausfordern zu wollen schien, so grell in die Augen, daß sie wieder vom Fenster zurückprallte, noch ehe Valentine dasselbe erreicht hatte. „Ich packe augenblicklich meine Sachen und reise zum Pastor Weihrauch!" ries Marlha händeringend. Valentine war rasch an» Fenster getreten, um die heran nahende Droschke mit ihrem Blicke zu verschlingen. Da saß die neue Schwägerin in einem weitbauschigen, grünseidenen Kleide, welche» über den Wagcnschlag herausquoll, und einen fcuerrothen türkischen Shawl um die Schultern geschlungen; aus dem Hute flatterten breite gelbe Bänder und dazu nickten violette Federn zu der entsetzten HofrathStöchter heraus, al» wollten sie ihr zurufcn: da find wir! „Ihr himmlischen Mächte! Die echteste, unverfälschteste Landpommeranze!" war alle», wa» Valentine, vom Fenster zurücktretend, hervorbrachte. Al» sie da» Zimmer leer fand, stürzte sie hinaus, um die verschwundene Marlha zu suchen; sie kannte deren Entschlossenheit und fand sie auch wirklich schon beschäftigt, ihre nöthigsten Kleider in einen Koffer zu packen, um ihren rasch gefaßten Reiseplan ohne Zögern aus zuführen. „Martha, ich bitte Dich um Himmel-Willen," beschwor Valentine Ernst ma< „Ich sind," gab schiedenhei „Wenn w vogel auf und Gelä Valentine, ihr, ich gl „Ger bedenke, I — und d> bleiben." Vale: sich endliö abzustehen dieselbe ni heilen alle „Abe Milt! Rupfinger, saalthüre : noch soviel Besuch to Die Schwäger! größeren ( ihrem Mi hübsch gell Sie Korpulenz, aller Freu konnnnung Blick ihre: Die > zu verberg Förmlichke zu Fuß m Al« das Gast; in Bereits in laute, Alexander, Mißgriff nicht zu 2 „Ich erwachen," die Stirn so etwa» > „Die eiferte Va „Unt Marlha » Schritte t „Dei gänzte Ba „Boi zürnte Ma lausen, y „Ich Weinen n hätte sich finden la schämen < nant Lagt treten." Dam Martha l der nie ei bald aus l „So Hosrath, Seine Ja gegen den Schicksals: nem eigen sie kamen bescheidene „Sch gewendet nicht gesel Sachen st und Verst zu handelt da seid I hat sie Ja mit ihren giebt nicht schen aus Schwäger der dafür heirathet. - S erregen blatt" ver Kaufmanr fluge nach steckung m und am ! nun Wohls bekannt, a Verlauf d — E eine Anza Armen zu weniger a wirt. Di al« sie en zeichnet w «erden kö einem Art Hause lieg: lassung g> Arme» im
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