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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 20.02.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189702205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-02
- Tag 1897-02-20
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Monat
1897-02
-
Jahr
1897
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tan nur noch tributäre, im Uebrigen aber autonome Provinz zu machen. Dazu würden freilich erst die Griechen da» Land räumen müssen. — Athen. Der Minister de« Neußer» Skuze» beant wortete die Vorstellungen der Gesandten Frankreich«, Ruß land» und Italien« dahin, daß die griechische Regierung c» ablehne, die Torpedoboot-flotille zurückzuberusen; die derselben ertheilten Befehle würden aufrecht erhallen werden. — Venedig, l6. Februar. Heute Mittag um ll Uhr sand die feierliche Eröffnungssitzung der internationalen Pestkon serenz im großen Saale de« Königlichen Palaste« statt. Der UnterstaatSsekrctär lm Ministerium de« Acußern, Graf Bonin, eröffnete die Sitzung, indem er den Vertretern der Mächte den Gruß de« König« übermittelte, welcher feiner hohen Genugthuung darüber Ausdruck zu geben wünschte, daß die Vertreter der Mächte sich in seinem Lande versammelt hätten, um hier die Probleme zu studiren, welche da« Wohl der Menschheit in so hohem Grade interessirten. Graf Bonin dankte auch im Namen der Regierung dafür, daß die Wahl der Mächte für die Sitzungen der Gesundheits-Konferenzen zum dritten Male auf Italien und zum zweiten Male auf Venedig gefallen sei. Graf Bonin sprach die Hoffnung au«, daß die Arbeiten der Konferenz von einträchtigem Geiste ge tragen würden, und verlas sodann folgende Depesche de« Ministerpräsidenten Marquis Rudini: „Die Sorgen der Re- gicrungSgeschäfte haben mich verhindert, die Grüße de« Königs und de» Lande« den diplomatischen und technischen Vertretern der in Venedig zum Schutze der Völker vereinigten Staaten persönlich zu überbringen, wie ich e« so gern gewünscht hätte. Ich bitte Sie, Herr Präsiden«, der Versammlung gegenüber der Dolmetscher meiner ausgezeichneten Hochachtung zu sein und derselben den mir vom Herzen kommenden Wunsch zu übermitteln, daß ihre Arbeiten gesegnet seien, um die Nationen vor der Gefahr einer schweren Epidemie zu bewahren." Die Konferenz wird nach Aeußcrungen von fachmännischer Seite wahrscheinlich nur vierzehn Tage sitzen, da man hauptsächlich die früheren Abmachungen wegen Abwehr der Eholera einfach auch gegen die Pcstgefahr zur Anwendung bringen wird. Die betheiligten Staaten hätten demgemäß schon die betreffenden Kontrollnaßregeln getroffen. Die Bcrathungen würden dadurch allerdings erleichtert und vereinfacht; die Dresdener Konferenz 1893 nahm fünf Wochen und die Pariser Konferenz >894 mehr al« sieben Wochen in Anspruch. In Dresden wurde beschlossen, daß Landquaraniänen in Zukunft nicht mehr er richtet werden sollten. Al» die Cholera 1892 mit unerwar teter Stärke an einzelnen Orten in Europa auflrat, zeigte e« sich, daß über die anzuwendcnden Abwehrmaßregeln die größte Unklarheit und Willkür bestand. Nachdem die Cholera in Hamburg ausgebrochen war, wurde von Belgien sofort die Einfuhr von Rhcinlacb« und Eifel-Forellen verboten und da durch dem deutschen Fischhandcl ein großer Schaden zugefügt. Bald daraus entstanden Choleraherde in belgischen Häfen, namentlich in Ostende, und Deutschland verbot in Ueberein- slimmung mit den Verträgen die Einsuhr der Seefische von dort. Darob erhob die belgische Presse einen mächtigen Lärm und die Behörden in Ostende mußten recht scharf darauf hin gewiesen werden, wa» Belgien selbst, ohne Recht, Deutschland zugesügt hatte. Die Dresdener Konferenz sollte solchen Will kürlichkeiten ein Ende machen; doch scheint der Zweck nur unvollkommen erreicht zu sein, denn von ärztlicher Seite macht man England den Vorwurf, daß c» von einigen PeftfäUen, die aus englischem Boden vorgckcMmen seien, keine Miltheil ung an die anderen Mächte gemacht habe. Da« erste Er- sorderniß wäre wohl, daß die Großmächte den eingezangenen Verpflichtungen unbedingt nachkommen, dann würden auch die anderen Staaten sich keine Eigenmächtigkeiten erlauben. Erst dann könnten die Abmachungen, die man in zwanzigjährigen Beralhungen getroffen hat, zur vollen Wirkung kommen. Locale und sächsische Nachrichten « — Eibenstock. Vom 13. zum 14. ds«. Mt«. Nacht« wurden au« der am Windischwege stehenden und Hrn. Fleischer meister Karl Uhlmann jun. hier gehörigen Scheune 10 Sack Korn im Wcrthc von 100 bi» 130 Mk., sowie eine 2,?» in lange Kette gestohlen. Die Diebe, welche sich zum Transport de« Korne« einen Schlitten gestohlen, denselben aber nach voll brachter Thal wieder an Ort und Stelle gebracht hatten, wußten sich dadurch Eingang in die Scheune zu verschaffen, daß sie die Zugang«thüre ausbrachen und da« Thor al«dann öffneten. In Verdacht, den Diebstahl begangen zu haben, stehen zwei hiesige Handarbeiter, welche auch bereit« von der Schutzmannschast verhaftet worden sind. — Schönheide. Unser „Erzgebirgsverein" plant nächsten Sonntag, fall« da« Wetter günstig ist, eine Besteig ung des Kuhberge«. Die Theilnehmer versammeln sich Mittag« 1 Uhr am Bahnhof Schönheide. Für ein geheizte« Zimmer, sowie für Speisen und Getränke wird Herr Leander Brückner in bekannter Liebenswürdigkeit Sorge tragen. Den wackeren Bergsteigern rufen wir schon heute ein fröhliche« Glückauf zu. — Dresden, 17. Februar. Da« Schicksal von Dres den« erster Pfarr- und Hauptkirchc hat in allen Kreisen der Bevölkerung da« tiefste Bedauern erregt. Se. Majestät der König ließ sich von jeder Weiterentwickelung de» Brande« bi« in die späten Abendstunden berichten. Obcr- konsistorialrath l>. Dibeliu« leitete mit mehreren Räthen de» Konsistoriums die Ueberführung und Bergung der Kirchen- geräthc, Bücher und Schriften nach dem nahe gelegenen Kon sistorium. Hilfsbereit waren wohl an zwanzig Spritzen an der Umgebung Dresden« erschienen, die aber nicht in Aktion zu treten vermochten, da da» Wasser durch die Hydranten der Umgebung der Kirche vollständig in Anspruch genommen wurde. Ueber die Entstehungsursache de» Brande« wird sich Be stimmte« jedenfalls nicht festitellen lassen, da da« Feuer, al» e« bemerkt wurde, bereit» derartige Ausdehnung angenommen hatte, daß man zum eigentlichen Brandherd gar nicht vorzu dringen vermochte. Am wahrscheinlichsten ist e«, daß eine Effcnanlage, die sich in der Nähe eine« sogenannten Luft schachte« befand, defekt geworden ist und den Feuerträger ge bildet hatte. Jedenfall« haben vom Brand angegriffene Holz- theile schon Stunden zuvor geglimmt oder sind angekohlt ge wesen. Ein Luftzug hat dann da« Feuer zum Au«bruch gebracht, da« in den Massen von Holz der Dachkonstrukiion überreiche Nahrung fand. Da« Kupferdach ließ einen ent schiedenen Angriff der Feuerwehr nicht zu und so mußte schließlich die Katastrophe eintrcten, daß da« Dach zusammen brach und da« an und für sich dünne Gewölbe durchschlug und e« mit in die Tiefe riß. An den Holzemporen fand da« Feuer neue Nahrung, ebenso an den Kirchenstühlen >c. Bon verschiedenen glaubwürdigen Seiten wurde auch versichert, daß da« Ga«, welche« zur Kirchenbeleuchtung dient, nicht mehr habe abgestellt werden können und so dem entfesselten Element immer neue Nahrung zugesührt habe. Alle Angaben über Brandstiftung, Explosionen ,c., welche die Ursache de« Brande gebildet haben sollen, sind in da« Gebiet der Fabel zu ver weisen. Ucbereinstimmend ist man in allen Kreisen der Be völkerung der Ansicht, daß eine rechtzeitig auf dem Platze erschienene Dampsspritze dem Umsichgreifen de« Feuer« wirksam entgegcnzulreten vermocht hätte. Jedenfalls werden die Väter der Stadt nunmehr die bereit« früher verlangten Mittel für eine Dampfseucrspritze bewilligen. Da da« Glockenhau« in der Milte de« Thurme» vollständig ausgebrannt ist und da» Steinwerk jedensall« sehr gelitten hat, so wird der Thurm bi» zu dieser Stelle abgetragen werden müssen. Ob der Auf bau de« Gotteshauses an derselben Stelle wieder vor sich gehen wird, dürste zu bezweifeln sein. Man glaubt, daß die Kirche an die Ringstraße kommen werde. Die Krcuzkirche ging au« einer Kapelle hervor, die im Jahre 1270 zur Kirche erweitert wurde, um die große Masse der die Heiligthümcr dieser Kapelle besuchenden Wallfahrer zu fassen. Im Jahre 1491 entstand aus der Scheffelstraßc ein Feuer, das rasch »m sich griff und einen Theil der Stadt niedcrlegte. Unter den dem Element zum Opfer gefallenen Gebäuden befand sich auch die Kreuzkirche In den Jahren 1492—98 erhob sich ein Neubau auf derselben Stelle, aber dieser ging im 7 jähr. Kriege, bei der Belagerung von Dresden am 19. Juli 1760, von den Kugeln der Preußen getroffen, ebenfalls wieder in Feuer auf und wurde total vernichtet. 1764 begann der Neubau de« Gotteshauses, dessen Fertigstellung sich bi« 1792 hinzog. Der noch stehende Kreuzthurm ist 96 in hoch. Da« in Trümmern liegende Gotteshaus Halle eine Länge von 64 tu und eine Breite von 46 tu. Das Gebäude selbst besteht in der Hauptsache au» Ichandauer Sandstein und vermochte 4500 Personen zu fassen. Da» Geläute der Kirche stammt au» der damals berühmten Glockengießerei von Weinhold. Die große Glocke wiegt IM Centner. Die Orgel war ein Werk der Gebrüder Wagner in Suhl. — Dresden, 17. Februar. Weiter wird über den Brand de» Gotteshauses geschrieben: Einen crgreisendcn An blick bot die Kreuzkirche, al» sich die Schatten der Nacht auf da« Etbihal und die Königsstadt senkten. Aus dem Häu sermeer stieg eine hohe Gluthtohe zum sternbedeckten Himmel empor, die Stelle markirend, wo »och wenige Stunden zuvor da« herrliche Gotteshaus gestanden. Stürzte eine oder die andere Empore ein, so umgab ein mächtige« Funkenmeer die gluthrothe Flamme. Von allen Seiten strömten gegen 7 Uhr die Menschenmassen herbei, und al« sich die Geschäftsräume geschlossen hatten und die Jndustriestätten ihre Menschenmassen entließen, da wurde da» Gedränge aus dem Altmarkte, der See und der Ringstraße geradezu beängstigend. Die auf gebotenen Polizeimannschafken hatten diesen ungeheuer großen Menschenmassen gegenüber den schwersten Stand. Da nach dem Einsturz de« Gewölbe« der Kirche der Brand in dem reichen Holzwerk der Kirche vielseitige Nahrung fand und die sämmtlichen Hydranten immerhin nicht genug Wasser zu geben vermochten, um ein energische« Ablöschen zu ermöglichen, so wurde von Len städtischen Behörden die Stadlkommanbantur um Entsendung von Mannschaften und um Ueberlassnng der GarniionS-Dampsspritze ersucht. Um 7 Uhr erschien da« Mi- litärpiket auf dem Altmarktc und vervollständigte die Absperr- ungSmaßrcgcl, während die Dampsspritze in der Krcuzstraße Aufstellung nahm und von hier au« ihre Wassermassen durch die mächtigen Schläuche in da« Innere der Kirche warf. Noch hielt sich der mächtige Steinkoloß, der Kreuzthurm, und ragte dunkel, wie in schwerer Trauer, au« dem Gluthmeer hervor. Mit einem Male loderten die Flammen auch an ihm empor und bald prasielte c« in dem Glockenhau« de» Thurme«; die Flammen hatten hier da« Holzwerk ergriffen und zerstörten ungehindert den Ausbau, bi« auch die Holzjalousien der Schall- thüren der Vernichtung anheimsielcn. Bei der Höhe de« Glockenstuhle« war an ein Löschen nicht zu denken. Allgemein fürchtete man, daß da« Feuer durch die Thürmerwohnung nach dem oberen Theile de« Thurme« getragen und da« Glockenhau» zusammenstürzen werde. Glühende Steinmassen sprangen von dem brennenden Bau ab und stürzten auf die Straße^ Gegen 7 Uhr bereit« wurde auf Anordnung de« Branddirektors Thoma« der Straßenzug vor dem „Dresdener Anzeiger" geräumt und ebenso der Befehl gegeben, alle Ge schäfte zu schließen und die Häuser zu verlassen. Auch die Redaktion de« „Anzeiger«" mußte ebenso wie die Druckerei der Güntzstistung geräumt werden. Wohl zerstörten die gierigen Flammen da» Glockenhau« vollständig, aber da« Feuer blieb auf dasselbe schließlich beschränkt, sodaß die Räume später wie der benutzt werden könnten. Der festgegründete Kreuzthurm hielt sich. Nur einmal noch durchzitterte ein Schrei die auf den benachbarten Plätzen und Straßenzügen nach Zehntauscn- den sich beziffernde Menschenmenge, al« die erste der Glocken mit dumpfem Krachen herabstürzte. Später sollen auch die anderen Glocken noch nachgestürzt sein, doch war hierüber Be stimmte« nicht sestzustellen. Von den Feuerwehrleuten ist Niemand schwer verletzt oder verunglückt, wie e« ursprünglich hieß. Ein einziger Mann, der sich mehrere Hautwunden bei seiner gefährlichen Arbeit zugezogen, wurde mittel» Siechkorbe» weggetragen. Um Mitternacht zeigte eine glühende Trümmer- stätte, in welche etwa ein Dutzend Schläuche ihre Wasser mengen warfen, die Stelle an, wo die Hauptkirche der Lander hauptstadt gestanden. — Dresden, 17. Februar. Da» große Altarge mälde, welche» bi« zum gestrigen Tage den Altar der nieder gebrannten Kreuzkirche zierte, eine Meisterschöpfung de» hier lebenden Historienmaler« Dietrich, die Kreuzigung Christi darstellend, ist vollständig verloren. Noch um 5 Uhr Nach mittag», als sich der Brand bereit» im vorgeschrittenen Stadium befand, war man entschlossen, da« Bild au« seinem Rahmen zu schneiden und e« auf diese Weise zu retten, allein die An schauung, daß die Gewölbe dem Element Stand halten würden, siegte, und so wurde dasselbe eine Beute der Flammen. Die werthvolle Bibliothek der Kirche ist theilweise gerettet, die in den Thurm eingebaute Orgel ist vernichtet. Von den drei Glocken ist nur eine herabgcstürzt; der zweite dumpfe Fall, den man gestern Abend vernommen, soll von dem großen Klöppel herrühren, der durch die Gluth au« der Bindung der Glockenkrone gekommen und dann in die Tiefe gestürzt ist. Die Kirche ist angeblich mit 1'/, Millionen Mars bei drei Gesellschaften versichert. Der große feuerfeste Geldschrank muß eine schwere Probe au«halten, da derselbe bereit« 24 Stunden im Feuerherde sich befindet, ohne daß man sich ihm nähern kann. Derselbe enthält Vermögen«theile einer Anzahl von Stiftungen. — Dre«den. Die königlich sächsische Generaldirektion der Staat«b ahnen beschäftigt sich zur Zeit mit der Regelung der Lohnverhältniss» der Arbeiter, und sollen dem Vernehmen nach in erster Reihe diejenigen Arbeiter klassen in Frage kommen, deren THLtigkcit mit größerer Ver antwortlichkeit und persönlicher Gefahr verbunden ist. Hierzu gehören zunächst die Rangirer, Hilfsweichensteller re. — Die Staat-eisenbahn - Verwaltung hatte bereit» in den letzten Monaten de» Vorjahre« Erörterungen zu dem Zweck cinge- leitct, die Löhne ihrer Arbeiter wieder auf den Stand zu bringen, der den in der letzten Zeit von der Industrie ge zahlten Löhnen entspricht. Eine«theil« war bei dieser Gelegen heit nicht nur eine Erhöhung der Arbeitslöhne, die gleich mäßig und etwa prozentual mit leichterer Mühe durchzusühren gewesen wäre, sondern eine Neuregulirung der Lohnsätze nach den verschiedenen Arbeiterkategoricn zu stellenden dienstlichen Anforderungen und der Lebensbedingungen, denen sie je nach den StationSorten in verschiedener Weise unterworfen sind, in« Auge zu sassen; andererseits aber konnte die sächsische Staat-eisenbahnverwaltung nicht allein, sondern nur im Ein vernehmen mit der preußischen StaatSeisenbahnverwaltung vorgehen, die vor allem in Leipzig zahlreiche Arbeiter be schäftigt. Nachdem durch dieieS Einvernehmen eine vollkom mene Uebereinstimmung im beiderseitigen Vorgehen erzielt worden war, sind in Leipzig und Dresden die erhöhten und neugeordneten Löhne eingeführt worden. Hiernach ist man an die gleiche Erhöhung und Neuordnung der Löhne auch in den übrigen Theilen de» Landes gegangen, und c» ist ge lungen, mit Beginn der neuen Lohnperioden in der ersten Hälfte dieses Monat- die neuen Löhne überall in Kraft treten zu lassen. — Leipzig, 17. Februar. Wie nunmehr festgestcllt ist, entstand da« Feuer in der Lithographischen Anstalt von Fürstenau Hierselbst, dem zwei Arbeiterinnen zum Opfer fielen, dadurch, daß die eine der Verunglückten mit Cclluloidfcuer- werkSpapier gespielt hatte, dabei war sic dem Lichte zu nahe gekommen und hatte damit die Explosion veranlaßt. Von einer Gasexplosion kann keine Rede sein. — In einer heute abgehaltenen Versammlung der Zimmermeister, die auf dem Ausstellung-Platze arbeiten lassen, sprach man sich für Bewilligung der von den Zimmerern gestellten Lohnansprüche (50 Pf. Minimallohn) au«; der Streik ist somit gegenstands los geworden. — Zwickau, 17. Febr. Zweite Strafkammer. Heute hatte sich der am II. Januar 1882 zu Schönheide geborene, daselbst wohnende, bisher noch unbestrafte Bürstcnarbeiter Emil Georg Neubert, dessen Vertheidigung Herr Land- gerichtSreferendar Rauh führte, wegen gefährlicher Körperver letzung zu verantworten. Der jugendliche Angeklagte war be schuldigt, absichtlich und ohne berechtigten Anlaß mit einem Taschenmesser ersten» am 26. September 1896 einen Bürsten macher in Schönheide und zweiten» am 6. Novbr. desselben Jahre« einen Tischlerlehrling daselbst gestochen und diese Personen nicht unerheblich verletzt zu haben. Nach erfolgter Beweisaufnahme erkannte da» Gericht wider den Angeklagten auf eine Gefängnißstrafe von 8 Wochen. — Meißen, 16. Februar. Ein hiesiger Geschäftsmann wollte seinem etwa 3jährigen Kinde, da« über Husten klagte, die lindernde Arznei reichen. Er nahm jedoch au» Versehen statt dieser Arzneiflasche eine Carbolflasche. Da» Kind mußte nach schwerem Leiden diesen Jrrthum mit dem Leben bezahlen. Vermischte Nachrichten. — Straßburg, 14. Februar. Ein Theil de» östlichen Seitenschiffe» im Münster ist gegenwärtig durch Seile ab gesperrt. In dem abgesperrten Theile gähnt eine tiefe Grube dem Besucher entgegen. Dort läßt, wie das „Els. Journ." meldet, Dombaumeister Arntz durch Nachgrabungen feststellen, in welcher Tiefe die Fundamente der Säulen der Hochschiffe» hergestellt sind. Die Arbeiten sind schon bi« zu einer Tiefe von 4/<- Meter gelangt, ohne daß man die Erdschicht erreicht hat, auf welcher die Säulen sundamcntirt sind. Man hat dagegen interessante Funde gemacht, unter anderem sind zahl reiche Backsteine, welche da» Sigillum der VIII. röhmischen Legion tragen, verschiedene zerbrochene röhmischc Lampen und Ueberreste von Fundamenten eine« Baue» »orgcfunden worden, welcher sich früher an der Stelle, wo sich da» Münster be findet, erhoben hat. — An Schiffsverlusten war da» Jahr 1896 sehr reich. Darüber giebt die jetzt erschienene Statistik, die da internationale „Bureau Berits»" (da» neben dem „Germani schen Lloyd" die Schiffrklassifikationcn besorgt) alljährlich herauSgiebt, Auskunft. Die Zahl der verloren gegangenen Menschenleben und die ungefähre Kapitaleinbuße fehlt leider in der die gejammten seefahrenden Nationen umfassenden Liste. Im vorigen Jahre sind zusammen 1003 Schisse verloren ge gangen, nämlich 813 Segelschiffe mit zusammen 343,878 Tonnengchalt und 190 Dampfschiffe mit 162,874 Tonnen gehalt. Deutsche Schiffe waren unter den Seglern 49 mit inSgesammt 23,969 Registertonnen, unter den Dampfern 7 mit inSgesammt 7994 Registertonnen. 100 Dampfschiffe gingen durch Strandung, 33 durch Zusammenstöße, 13 durch Feuer verloren, 22 sind gesunken, 3 wurden — nach schiffs- männischcm Sprachgebrauch — abandonnirt, 9 kondemnirt, 10 sind al« verschollen zu betrachten. Von Segelschiffen strandeten 398, 48 gingen bei Zusammenstößen, 24 durch Feuer verloren, 68 sanken, 100 sind abandonnirt, 113 kon- dcmnirt, 58 al« verschollen gemeldet. Al» beschädigt au» irgendwelcher Ursache verzeichnet die Statistik außer jenen „Verlusten" noch 3417 Dampfschiffe und 2669 Segelschiffe. — Wiederum ein neue« Licht. Wa« alle Äucht- arten außer der elektrischen vervollkommnet hat, da» ist auch der Petroleumlampe zu Gute gekommen: der Glühstrumpf. Der neue Brenner der Petroleum-Glühlampe kann auf alte Lampen von entsprechender Größe aufgeschraubt werden. Er bestehl im Wesentlichen au« einer Art Metallkappe, die oben den Glühkörper sammt Cylinder trägt und in ihrem Innern da« Röhrensystem birgt, welche« der Flamme jene« Quantum an Luft zusührt, da« erforderlich ist, um dieser Flamme jenen Hitzegrad zu verleihen, daß sic den Glühkörper zu weißem Leuchten bringt. Da« Licht ist fast intensiver wie Ga«glüh- licht; etwaiger auch noch so scharfer Luftzug kann die Flamme nicht »erlöschen. — Ein für da« btersrohe München wichtige» Ereigniß hat sich am 9. Februar vollzogen: der Abschied au» dem alten und der Einzug in da« neue Hofbräuhau».
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