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Amts- Mil AiWiMt für den Abonnement oiertelj. 1 M. 20 Pf. sincl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unfern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Wrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. 18NS Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. — 44. Jahrgang. Donnerstag, den 11. Febrnar Bekanntmachung, Erzichungsberichtc der Vormünder betreffend. Die bei dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte in Pflicht stehenden Vor münder werden hierdurch nochmals aufgefordert, zur Vermeidung von Straf auflagen spätestens bis zum 1. Wär; dss. Z. die vorgeschriebenen, gewissenhaft und auf Grund vorheriger genauer Feststellungen zu erstattenden jährlichen Anzeigen über die persönlichen Verhältnisse und die Aufführ ung ihrer Pflegebefohlenen anher einzureichen. Formulare sind bei dem unterzeichneten Königlichen Amtsgerichte und auf dem Lande bei den Ortsrichtern unentgeltlich zu haben. Gleichzeitig werden die Vormünder angewiesen, die Zinsen von dem aus der Sparkasse eingelegten Vermögen ihrer Mündel, soweit diese nicht als Erziehungsbei- hülfen dienen, alljährlich in die in ihren Händen befindlichen Sparkassenbücher zu schreiben zu lassen und, daß dies geschehen, dem unterzeichneten Gerichte durch Vor- lcgunader Bücher nachzuweisen, auch, soweit nöthig, über Verwaltung des Vermögens ihrer Mündel Rechnung bis zum obenbezeichneten Tage zu legen. Sparkassenbücher, auf welche bei anderen Sparkassen als Eibenstock und Schön heide Vermögen Unmündiger eingelegt ist, sind an das unterzeichnete Gericht abzu liefern. Eibenstock, den 5. Februar 1897. Königliches Amtsgericht. Ehrig. Hirsch. Freitag, den 12. dss. Monats, Vormittags U Uhr sollen in Carls selb 1 Pianino, 2 Masschränkc, l Ledersofa, 2 Gebett Betten, t Waschtisch, t langer Tisch, .1 Hängelampen und t Hirschgeweih versteigert werden. Versammlung in Börner's Gasthof. Eibenstock, 10. Februar 1897. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Aktuar Nähme. Die Sludenlenunruyen in Italien. Da» italienische UniversitätSlcben bietet zur Zeit ein sehr betrübende« Bild. Ein Theil der Hochschulen ist infolge der jüngsten StudentenauSschreitungen geschlossen, einigen andern Universitäten droht dasselbe Schicksal und in den übrigen schickt sich die Studentenschaft an, freiwillig in die Ferien zu gehen. Dem )jZug der Zeit" Folge leistend, der nun einmal die Auf lehnung gegen jede Autorität bedeutet, hat auch die Heran wachsende Intelligenz in Italien, ebenso wie e« im vorigen Jahre die russische und vor wenigen Wochen die griechische Studentenschaft gethan hat, den Universitätsbehörden den Ge horsam gekündigt. Die jugendlichen Adepten der hohen Wissen schaften sühlen den unbesiegbaren Drang in sich, in der Ver- theidigung ihrer, „von der gegenwärtigen Regierung bedrohten und zum Theil auch schon mit Füßen getretenen" akademischen Rechte und Privilegien sich „als politisch gereiste Freiheits kämpfer" zu bewähren, und haben mit der Illusion der Jugend ohne Bedenken den ungleichen Kampf mit den öffentlichen SicherheitSorganen ausgenommen. Neben dem allgemeinen krankhaften Streben der lernen den Jugend, zunächst innerhalb der Hörsäle der Hochschulen und dann auch im öffentlichen Leben ihren übermäßig und vorzeitig entwickelten ThiitigkeitSdrang in Thaten umzusetzen, kommen als Gründe für die jüngsten Studentenunruhen noch besondere Verhältnisse in Betracht. Mehr al« anderswo stehen in Italien die jugendlichen Musensöhnc im Dienste de« poli tischen und sozialistischen Radikalismus. Es ist daher begreif lich, mit welchen Gefühlen sie der bevorstehenden Universitäts reform entgegensetzen, durch welche nicht allein die Zahl der 17 staatlichen und 4 „freien" Universitäten beträchtlich ver mindert, sondern auch, unter Aufrechterhaltung de» auf den italienischen Hochschulen eingeführten Zwange» zum Kollegium- besuch der Möglichkeit des Mißbrauche« der akademischen Frei heiten zu politischen Zwecken durch besondere Maßregeln cnt- gegengewirkt werden sollte. Da bei den Professoren der ita lienischen Hochschulen in den letzten Jahren — im Gegen sätze zu manchen anderen Ländern — die früheren radikalen Anschauungen gemäßigteren Grundsätzen Platz gemacht haben, schienen die Aussichten für die Durchführung der geplanten Reform besonder« günstig. Die sozialistischen Hetzer hielten c» daher für ihre Pflicht, die UniversitätSjugend durch da« an sic hcrantretcndc Gespenst der „reaktionären" Reform zu Demonstrationen aufzureizen. ES gelang ihnen, zunächst die Studentenschaft auf der ältesten und berühmtesten italienischen Hochschule, in Bologna, wo die sozialistisch-radikale Strömung am stärksten vertreten ist, anläßlich der Anwesenheit de» Unter- richtSministerS zu Ausschreitungen zu verleiten, die jedoch durch die feste Haltung de« Lehrkörper» und durch energische« Eingreifeu der herbeigeholtcn Polizei rasch unterdrückt wur den. Ueber die Entheiligung der al« sacrosanct geltenden ältesten ainm water durch die „rohe" Hermandad erhoben nun überall die Verfechter der akademischen Rechte ein große» Geschrei. Der ZeitungSlärm über diese» „ruchlose Attentat" verbreitete sich wie ein Lauffeuer in ganz Italien, und es hat nunmehr die Studentenschaft aus fast allen übrigen Uni versitäten in mehr oder weniger offenen Aufruhr gebracht. Die Hörsäle der größten Universitäten in Neapel und Rom haben sich in Hauptquartiere der gegen die UniversitiitSbehör- den und die von ihnen zu ihrem Schutze herbeigerufene Po lizei opcrirenden Studentenschaaren umgewandelt, und nun mehr haben auch die Hochschüler in Messina und die kleinen Universitäten von Siena, Macerata und Ferrara „zu den Waffen" gegriffen und so die mit der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung betrauten Obrigkeiten gezwungen, über die empörten Bildungsstätten eine Art Belagerungszustand zu verhängen. Auf den übrigen Hochschulen hat man sich vorläufig mit mehr oder weniger energischen Solidaritäts kundgebungen mit den aufrührerischen „Brüdern" in Bologna, Rom und Neapel begnügt, aber doch seine Bereitschaft zur Bethätigung dieser Gesinnungsgemeinschaft unverhohlen zum Ausdruck gebracht. E« ist fraglos, daß die italienische Regierung schon in den nächsten Tagen vollständig die Lage aus den im Aufruhr befindlichen Hochschulen beherrschen wird. Aber die größte Aufmerksamkeit wird sie der Studentenbewegung auch dann auf jeden Fall zuwenden müssen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die diesjährigen Kaisermanöver finden nach einer kaiserlichen Ordre zwischen dem 8. und 9. Armeekorps einschließlich der hessischen Division und den beiden bayrischen Armeekorps statt. — In der Frage der B örscnreform ist c« in der letzten Zeit sehr still geworden. Nachdem sich zuerst auf beiden Seiten eine gewisse Erbitterung geltend gemacht hatte, scheinen jetzt die Produktenhändler sowohl wie die Landwirthe zu der Ueberzeugung zu kommen, daß mit Gewaltmaßrezeln hier nichts ausgerichtet werden kann, vielmehr unter allen Um ständen ein für beide Theile annehmbarer Kompromiß ge schlossen werden muß. Wie die „N. Berl. Korr." hört, ist die gleiche Ansicht neuerding« auch im Schooß des Staats ministerium« zum Durchbruch gekommen und e» wird ange nommen, daß zur Zeit vertrauliche Verhandlungen über eine Neugestaltung der Produktenbörsen schweben. — Der „Verband der Handels- und Gewerbevereinc im Herzogthum Oldenburg" hat eine Eingabe an den Reichstag und die Handelskammern versandt, in der er beantragt, dem 8 1 de« Gesetzes über den unlauteren Wettbewerb eine Bestimmung einzufügen hinter den Worten „unrichtige An gaben thatsächlicher Art macht" die Worte: „oder thatsächlich Angaben unterläßt, die zur Charakterisirung der angcbotenen Waarc oder gewerblichen Leistung wichtig sind". — Ueber da« Hochwasser de« Rhein« sind die folgenden Nachrichten eingegangen: Köln, 8. Februar: Der Wasserstand des Rhein» betrug gestern früh 8 Uhr 7,»3 in. Da« Wasser war bereits in die am Rhein gelegenen Straßen der unteren Stadttheile getreten. Die Mosel ist wieder im Steigen begriffen und gestern Nacht um 18 em gestiegen. — Mainz, 8. Februar, Vormittag 10 Uhr. Der Rhein ist über die Ufcr getreten, die Schifffahrt ist eingestellt. Der Wasserstand hat sich seit gestern um 23 em erhöht. Jetzt ist Stillstand eingctreten. - Köln, 8. Februar, Nachmittag 2 Uhr. Der Rheinwasserstand ist 7,«- in. Da« Wasser steigt langsam; der vorjährige höchste Stand ist bereit« um 7 em überschritten. Die Wersten sind überschwemmt, ebenso die niedrigeren Straßen, in denen Boote verkehren und Nothstege geschlagen sind. Die Schiffsbrücke ist wegen der Hochwasser« abgefahren. Der Schiffsverkehr mit Mülheim a. R. wird noch theilweise aufrechterhalten. In Eoblenz steigt der Rhein. Die Mosel fällt langsam. — Mainz, 9. Februar. Der Rhein, der Main und der Neckar fallen. Morgen wird die Schifffahrt wieder ausgenommen werden. — Hamburg, 7. Februar. Gestern Abend kamen am Hafen in St. Pauli und in Altona Ausschreitungen vor. Ueber die ergebnißlosc Beendigung de« Ausstande« gc reizte Arbeiter überfielen von Arbeit kommende Ersatzarbciter, mißhandelten sie in roher Weise, rissen solche, die in Straßen bahnwagen flüchteten, heraus und mißhandelten sie. Den Hauptanlaß zu dem Straßenkampf auf dem Schaarmarkt gab ein Revolverschuß, den ein Kohlenarbciter in die Lust ab feuerte, nachdem er und zwei seiner Kameraden von einer Anzahl Ausständiger überfallen worden waren. Darauf ent wickelte sich ein förmlicher Kamps. Major v. Gestefeld ließ die gesammte Reservemannschaft der Schutzleute anrücken und den Schaarmarkt räumen. Der Kamps wurde in dem Großen Bäckergang fortgesetzt. Au« den Fenstern wurden Steine, Flaschen, Ascheimer u. A. aus die Schutzleute ge schleudert. Drei Schutzleute wurden sehr verletzt. Einer derselben erhielt einen Steinwurf auf den Kops, der ihm da» Gesicht unkenntlich machte. Die Schutzleute hieben darauf mit blanker Waffe ein. Wieviel Personen unter dem Publikum Verletzungen erlitten, konnte noch «icht festgestellt werden, da sie flüchteten. Auch viele Seeleute bethciligten sich an den Ausschreitungen; e« wurde mit dem Messer blindlings drauflos- gestochen, und daher kam e« auch vor, daß verschiedene Aus ständige von ihren Kameraden selbst verwundet wurden. Schimpfwortc, sowie Johlen, Schreien upd Pfeifen erhöhten den Tumult. Die schmale Straße Großer Bäckergang wurde an beiden Enden abgesperrt. Es wurden zahlreiche Ver haftungen vorgenommen; allein von der Wache am VenuS- berge wurden 56 Personen verhaftet. Heute früh um 2 Uhr hatten die Straßen wieder ihr gewohnte« Aussehen. Militär brauchte nicht rcquirirt zu werden. Heute Vormittag standen in der Gegend am Hafen zahlreiche Gruppen von Arbeitern, die die gestrigen Vorkommnisse besprachen, sich aber ruhig ver hielten. Schutzleute sieht man heute nur noch wenig. — Hamburg, 9. Februar, früh. Nachdem bis gestern Abend 8'/, Uhr am Hasen selbst Ruhe geherrscht hatte, zogen sich die Schutzmannschaften nach dem Schaarmarkt zurück, auf dem bald wieder ein wüstes Treiben wie am Sonn abend begann, hauptsächlich durch halbwüchsige Burschen ver anlaßt. Die Schutzleute mußten wieder von der Waffe Ge brauch machen, hieben auf die schreiende und johlende Menge ein und nahmen mehrere Verhaftungen vor. Berittene Schutz leute säuberten den Platz und die angrenzenden Straßen. Verschiedene Personen wurden verwundet. Nach 11'/, Uhr Nachts entstanden in den Nebenstraßen de« Schaarmarktes neuerdings starke Tumulte. Drei Schutzleute und mehrere Zivilisten wurden schwer verwundet. Im Großen Bäckergang drehte der Pöbel sämmtliche Gaslaternen auS; au« den Fenstern wurde heiße« Wasser aus die Schutzleute gegossen, Asche, Flaschen und Steine wurden gegen sie geschleudert. Die Schutzleute zogen sich zurück, holten Verstärkungen, rückten dann 80 Mann stark vor und ließen die Gaslaternen wieder anzünden. Der Pöbel hatte sich inzwischen in die Häuser und auf die Höfe geflüchtet. Gegen 1 Uhr Nachts war Alles ruhig. — Der Ausstand der Hamburger Hafenarbeiter ist nun nach dreimonatlicher Dauer beendet. Da« unselige Drama, vor dem der Vorhang fällt, hat de« wirthschaftlichen Elend« bereit» genug gebracht, und wir wollen nur hoffen, daß da» blutige Nachspiel der letzten Tage sich nicht wieder holen möchte. Anderthalb Millionen find an Unterstützungs geldern den Streikenden ausgezahlt. Auf 50 bis 60 Millionen wird der Schaden berechnet, der den Unternehmern entstanden sein soll. Wie hoch die Verluste der 16,430 Ausständigen gewesen sind, darüber schweigt die sozialdemokratische Presse, und sic hat Grund dazu. Die Führer der sozialdemokratischen Partei haben sich zwar vorsichtig zurückgehalten; c« mußte für alle Fälle Rückendeckung geschaffen werden. Aber die sozialdemokratische Presse hat redlich ihre» HetzeramteS ge waltet. Ob angesichts dieser Vorgänge den so lange an der Nase h uumgesührten Arbeitermassen endlich einmal die Augen aufgehen, was sic von der Agitation der iozialdemokratischen Volksverhetzer zu erwarten haben? — Schweiz. DavoS-Platz, 7. Februar. Die La wine, welche gestern am Fluela-Paß fünf Mann und sieben Fuhrwerke begrub, ging Nachmittag« 3'/, Uhr unterhalb de« Hospize» auf der Engadiner Seite nieder Der sechste, vorauf-