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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 28.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189701287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18970128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18970128
- Sammlungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-28
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Monat
1897-01
-
Jahr
1897
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von allen europäischen Regierungen beschickt werden. Je weniger da» Wesen der Pestseuchen bi« jetzt in wissenschastlich befriedigender Art ergründet worden ist, desto mehr kommt e« darauf an, daß man sich in Venedig über wirksame Vor beugung-Maßregeln einige. — Amerika. Wie eine Prioatdcpesche der »Magdeb. Zeitung" au« San Franci-co meldet, entstand dort während der Theater-Vorstellung in einem chinesischen Tempel de» StadtthcileS Chinatown durch Zerbrechen einer Lampe eine fürchterliche Panik, .lieber 300 Personen verloren ihr Leben im Gedränge; auch 36 Schauspieler sind umgekommen. Locale und sächsische Nachrichten. ' — Eibenstock, 27. Januar. Der heutige Geburtstag Sr. Maj. de» Kaiser» wurde auch diesmal wieder in un serer Stadt festlich begangen. Eingeleitet wurde derselbe durch Zapfenstreich und Weckruf Seiten de« hiesigen Militär-Verein» und der Stadtkapelle. Vormittag 10 Uhr fand in der Turn halle Schulaktu« und Mittag« I Uhr im RathhauSsaalc Fest diner statt. Die Gesellschaft »Union" hatte bereit« gestern Abend eine Vorfeier, bestehend in Prolog, Theater und Tänz chen veranstaltet, während der Kgl. sächs. Militär-Verein eine entsprechende Kaiserscier mit seiner Generalversammlung am vergangenen Sonntag verbunden hatte. — Dresden. Durch königliche CabinetSordre vom 8. ds«. sind die vom Kaiser erlassenen Bestimmungen über die Ehrengerichte der Offiziere nunmehr auch für die Offiziere de« XII. (König!. Sächs.» Armeccorp« in Kraft getreten. — Dresden, 25. Januar. Der Landesausschuß sächsischer Feuerwehren faßte gestern den Beschluß, eine Petition an da« Königliche Ministerium de« Innern ab gehen zu lassen, in welcher darum gebeten wird, daß verschiedene Bestimmungen über Bewilligungen von Unterstützungen an verunglückte Feuerwehrleute aus dem Feuerwchrfond« gebeten wird. Es soll künftighin jeder der Organisation angehörige verunglückte Feuerwehrmann zum Bezug der Unterstützung ohne vorherige Beibringung de« Nachweise« der Bedürftigkeit berechtigt sein. — Dresden, 26. Januar. Eine recht drollige Geschichte passirte vor einiger Zeit einem hiesigen Ein wohner, welcher den Besuch eine« biederen Provinzler« «hielt. Um diesem ein Vergnügen zu bieten, beschloß man, da« Theater zu besuchen, und wurden zu diesem Zweck zwei Parguetplätze angekauft. Während der Vorstellung bemerkte der Gastgeber, daß sein Gast immer weit nach vorn gebeugt der Vorstellung lauschte und nicht einmal während der Zwischenakt-Pausen eine bequemere Stellung einnahm. Die dicken Schweißtropfen, welche sich im Gesicht des Gastes zeigten, hielt der Gastgeber für die Folgen innerer Aufregung, schob aber auch die Schuld mit auf den dicken, langen Rock, welchen sein Gast anhalte. Im Laufe de« Gesprächs stellte e« sich endlich heraus, daß der biedere Provinzler es unterlassen halte, seinen Klappsitz hcrunterzuschlagen, und so hatte er den größten Theil der Vorstellung aus der Hinteren, etwa« vorstehenden Leiste ge kauert. Dem Gastgeber war diese Situation durch den langen Rock verdeckt geblieben. — Dresden. Seit der Geburt Philipp Mclanch- lhons, de« hervorragendsten und gesegnetsten Mitarbeiter« Luther« am Werke der Reformation, sind bekanntlich am kommenden l6. Februar -100 Jahre vergangen. Die ganze evangelische Kirche Deutschland« rüstet sich zur Feier diese« bedeutsamen Tage« der Reformation, der einen würdigen Ab schluß der verschiedenen, in diesem Jahrhunderte festlich be gangenen ReformalionSjubiläcn bildet. Für die Feier in un serem engeren Vaterlande hat da« evangelisch-lutherische LandcS- konsistorium im Einverständniß mit den in kvunMlicio be auftragten Herren Staatsministern beschlossen, eine kirchliche Feier de« 400jährigen Geburtstage» Melanchthon« zu ver anstalten, die zwar nicht, wie bei der 400 jährigen Geburt« tagSfcier Luthers, als de« weit überragenden Haupte« der Reformation, am betreffenden Jubiläumslage selbst, sondern am unmittelbar vorhergehenden Sonntag, Denn. SoptuuKouinuro. 14. Februar, begangen werden soll. — Leipzig, 25. Januar. Ein vorzeitige« Ende fand eine Versammlung der Heilsarmee am Sonntag Abend. Der vielleicht wenig über 100 Personen fassende Versamm lungsraum war von einem bunt zusammengesetzten Publikum völlig gefüllt. Kaum hatte man mit dem Gesänge de« ersten Liede« begonnen, als ein Individuum den Raum in seiner ganzen Länge hin und zurück durchmaß und wieder verschwand. Sofort nach dem Weggange desselben erhob sich an dem einen Ende de« Raume« unter den Anwesenden ein wahrhaft zwerch fellerschütternde« Niesen, da« sich immer weiter fortpflanzte und ausnahmslos Jeden ergriff. Man nieste und lachte, lachte und nieste. Die Situation entbehrte einer gewissen Komik nicht. Zweifelsohne war irgend ein Pulver auSgestrcut worden. Endlich schloß die Leiterin die Versammlung. — Zwickau, 22. Januar. Strafkammer III. Inder Privatklagesache de« Gemeindevorstand« Gustav Emil Böttcher und HandclrmannSehefrau Minna Martin geb. Süß in Unterstützengrün gegen den Handelsmann Emil Glöckner daselbst halte da« K. Schöffengericht zu Eibenstock in geheimer Sitzung vom 0. Dezember 1896 den Angeklagten wegen Be leidigung auf Grund von 8 186 de« Reich«strasgesetzbuch» zu einer Gesängnißstrafe von 4 Wochen und Tragung der Kosten verurthcilt. Diese« Urtheil wurde bestätigt und die von dem Angeklagten eingelegte Berufung verworfen. — Plauen, 24. Januar. Ein hiesige«, 18 Jahre alte« Mädchen, da« an hochgradiger Kurzsichtigkeit leidet, hat sich gestern beim Brodabschneiden da« rechte Auge durchschnitten. Da« Messer rutschte vom Brodc ab und fuhr dem armen Mädchen in« Auge, so daß da« Auge vollständig verloren ist. — Plauen. Der Vorsitzende de« geschäftsführenden Ausschusses für da» zweite Kreis turn fest, welche« im Juli d. I. hier abgehaltcn werden soll, theilte in der letzten Sitzung mit, daß der Stadtgcmeinderath aus da« Gesuch der Turncrschast Plauen« hin zur Bestreitung der Kosten, welche die Vorbereitungen für da« Fest verursachen, 5000 M. als Berechnungsgeld unter der Bedingung zur Verfügung gestellt habe, daß diese Summe bei einem etwaigen Ueberschusse zurück gezahlt werde. Der Bauausschuß hat ein Programm für die Herstellung einer Fcsthalle entworfen und dasselbe an die hie sigen Bauunternehmer versandt. Die Kosten der Festhalte sollen den Betrag von 10,000 M. nicht übersteigen. Al- Schlußtermin zur Anlieferung der Entwürfe an den Vor sitzenden ist der l. Februar festgesetzt. Die Festhalte soll ent halten: 1. einen Festsaal von 60 m Länge und 25 m Breite; 2. einen Anbau für da« Orchester oon 14 in Breite und 6 it> Tiefe mit seitlichen Garderoben; 3. zwei Räume für die Post und für die Festausschüsse; 4. die erforderlichen Wirth- schastSräume und 5. zwei Räume für Sanität«- und Feuerwachen. In der Fcsthalle sind ungefähr 2400 Sitzplätze mit etwa 600 laufenden >» Tische und 1200 tu Bänke auf- zuslellen. Der Wirthschast-auSschuß will dafür sorgen, daß durch Besäen, beziehentlich Walzen der Boden de« Festplatzc« eine für die Abhaltung de« Feste« geeignete Beschaffenheit erhalte. Die vom Turnausschuß geplanten Wege über den Festplatz sollen etwa« breiter angelegt und auf dem Platze selbst drei Bierzelte errichtet werden. Der Finanzausschuß hat sich in seiner letzten Sitzung mit der Frage beschäftigt: Wie sind weitere Mittel zur Sicherstellung de« Feste« zu be schaffen? Er soll ein Garantiefond« errichtet werden. Die einzelnen Turnvereine werden Listen erhalten, in welche die Mitglieder derselben ihre Beiträge zum Garantiefond» ein- iragcn sollen. Der KreiSturnrath hat beschlossen: Am Sonn abend vor dem Feste findet eine öffentliche Begrüßung statt, vielleicht werden auch schon einige turnerische Vorführungen geboten. Sonntag und Montag Abend erfolgen turnerische Vorführungen. Am Sonntag wird ein FestgotteSdienst auf dem Platze abgehaltcn. Da« Einzclweltiurnen beginnt am Sonntag früh um 6 oder Uhr. Die allgemeinen Frei ¬ übungen finden am Sonntag -Nachmittag stau, Wettlaufen und Ringen am Mcntag 'Nachmittag, während welcher Zeit auch ein Jugendturnen der Schulkinder Plauen« erfolgt. — Plauen. In der Nacht zum Freitag hat der auf dem hiesigen oberen Bahnhöfe bedienstete Ranzirer Gropp eine besondere Geistesgegenwart und Unerschrockenheit gezeigt. Gropp befand sich beim AuSrangircn eine« Güter zuges aus einer Bremse einer größeren Anzahl Wagen, vor denen die Lokomotive angehängt war. Infolge eine« durch da« Rangiren verursachten Stoßes wurde der Mann von der Bremse herab auf das Gleis geschlendert, doch behielt er so viel Geistesgegenwart, sich sofort der Länge nach zwischen die Schienen zu legen, so baß 22 Wagen über ihn hinwegrollten. Als nun die Lokomotive kam, welche an der Spitze einen Schneepflug trug, der den Mann unfehlbar zermalmt haben würde, ergriff Gropp eine unter der Lokomotive befindliche Ouerstange und ließ sich ein Stück mit fortschleifen. 'Nach dem die Lokomotive zum Stillstand gebracht war, kroch Gropp vollständig unverletzt unter der Maschine hervor und konnte seinen Dienst weiter thun. — Falkenstein. Der hiesige »Anzeiger" enthält nach stehende Entgegnung auf das von mehreren Frauen an den Ltadlrath hierselbst gerichtete Schreiben: Zur Warnung in Nr. 9 dieses Blatte« hofft Einsender, daß unser hochge ehrter Herr Stabtralh selbst die volle Ueberzeugung hat, daß die Läden ter Materialivaarenhändler nicht bi« »Nacht« 11 bi» 12 geöffnet sind. Denn jeder anständige Geschäftsmann schließt sein Geschäft schon uni 10 Uhr, Sonnabends spätesten« um 11 Uhr. Hier kann c« also nicht vorkommen, daß diese Männer ihr Geld versaufen. Und sollte e« vorkommen, daß die Männer kein Geld zu Hause bringen, so geschieht die« in Schanklokalcn, wo das ganz Geld verspielt wird. Sollte die Sache auf Wahrheit beruhen, daß die Familien zu Hause hungern, so muß Einsender die Frauen auch recht schön bitten, die 'Namen ihrer Männer doch aus dem Rathhaus bekannt zu geben, damit die Sache ausgcklärt wird. Es könnte sich auch btos um Concurrenzneid handeln und die Frauen werden nur vorgeschoben, damit di- polizeiliche Controle noch mehr verschärft werden soll. Ein Materialist. Wurzen. Einen fatalen Streich verübte hier ein Mastschwein. Dasselbe sprang, al« es vom Wagen heruntergeholl worden war, mit einem Satze in da« reich mit Spielsachen und Galantericwaaren auSgeslattete große Schaufenster des D -echslermeister« Günther. Natürlich wurde hier ein nicht unbedeutender Schaden angerichtet. Nur mit vieler Mühe gelang o«, da« Schwein au« dem Schaufenster wieder zurückzuziehen. — Hainichen, 24. Januar. Im nahen Bockendorf vergnügten sich dieser Tage mehrere Schulknaben aus dem Mühlteiche mit Schlittschuhsahren. Dabei kam der 12 jährige Max Müller einer Stelle, an welcher wenige Tage- zuvor Ei« ausgeschnitten worden war, zu nahe und stürzte in» Wasser. Die Versuche de« Knaben, sich an einer schwimmen den Eisscholle über Wasser zu halten, scheiterten, da dieselbe zerbrach, und gewiß wäre er ertrunken, wenn ihm nicht der im 9. Jahre stehende Arthur Richter, nachdem mehrere ältere Knaben die Flucht ergriffen hatten, zu Hilfe gekommen wäre. Richter wagte sich ganz an den Rand der offenen Stelle, legte sich auf da« Ei« und hielt dem im Wasser auf- und niedertauchenden Kameraden einen Fuß hin, den der Verun glückte auch glücklich fassen konnte. Beinahe hätte er aber seinen Retter auch mit hincingezogen, denn bei dem Versuche, ihn auch an der Hand zu fassen, brach noch ein Stück Ei» ab. Nur mit vieler Mühe gelang e« schließlich dem jungen Retter, dem Verunglückten wieder auf« Trockene zu helfen. — Sebnitz, 24. Januar. Zu recht empfindlichen Steuerstrafen ist eine Anzahl hiesiger Einwohner ver- urtheilt worden, welche sich schon seit mehreren Jahren au» Hamburg von Zeit zu Zeit Posten von Schweinsledern kommen ließen, dabei aber vergaßen, daß auch zollvereinsländisches Fleischwcrk, welche« aus einem anderen deutschen Bundesstaat nach Sachsen eingeführt wird, der sogenannten UebergangS- abgabe unterliegt. Durch einen Oberbeamten war kürzlich die Steuerhinterziehung aufgedeckt worden, sodaß die Empfänger der Schweinsledern, welchen die Entrichtung der UebergangS- abgabe obgelegen hätte, jetzt zur Bestrafung gezogen worden sind. Au« dem Umstande, daß bei Hinterziehung von Steuer beträgen die Strafe bi« auf drei Jahre zurück rückwirkende Kraft behält und außer dem Konfi«kalion»werthe in jedem einzelnen Falle noch der vierfache Steuerbetrag al« Strafe erhoben wird, erklärt e« sich, daß die Betreffenden zu Strafen in Höhe von 100 bis 200 Mk. verurtheilt worden sind. — Markneukirchen. Immer wieder tauchen im oberen Vogtlande »Geldmännel" auf, welche Dumme suchen, denen sie billige«, falsche- Geld verkaufen wollen. Erst am Sonnabend Abend wurden hier von unserer Schutzmannschast zwei Männer, der eine au« Sachscnberg, der andere au» Böhmen stammend, abgefaßt und im Stadtgefängniß unter gebracht, welche auswärtige Personen hierher bestellt hatten, um mit ihnen ein solche» Geldgeschäft abzuschließen. — Altenburg, 25. Januar. Gestern Nachmittag entgleiste in der Kurve der Teichftraße ein Wagen der elektrischen Straßenbahn und fuhr mit solcher Gewalt gegen da« Gasthau» »Zum weißen Roß", daß durch die Er schütterung de« Gebäude« die Rosette, welche die Ouerdrähte über die Straße spannt, sich vom Gemäuer löste und mit den Drähten herabstürzte, wobei ein gegenüberliegende« Schaufenster zertrümmert wurde. Infolge diese« Unfall« konnte die Straßen bahn in der oberen Stadt nicht verkehren. Per Kinder Glückwunsch. lline Kaiser-Geburtitags-Geschicht« von Eug. Rahden. Nachdr. verboten.) Im Thiergarten war«, wo sie ihre Bekanntschaft machten; Liscttc, da» hübsche Kammermädchen und der lange Friedrich, wie er von Herrn Major Blankenburg, der »schöne" Friedrich, wie der schmucke Grenadier in den Regionen der Küchenfeen genannt wurde. De« Soldaten Ellenbogen waren in etwa« unsanfte Berührung mit den weißen, runden Armen de« Mäd chcn« gekommen. Er hatte sich beeilt, seine beste Verbeugung zu machen und feine Entschuldigungen zu stammeln. Lisette hatte zuerst nicht übel Lust, ungehalten zu werden. Als ihr Blick jedoch über den strammen Grenadier glitt, zog ein mensch liche« Rühren durch ihr für die Träger de« königlichen Rocke« nicht unempfindliche« Herz und lächelnd erwiderte sie: „Bitte, c« macht nicht«. Sie sind ja auch nicht Schuld daran, sondern der wilde Knabe." „Friedrich hatte einige Mühe, den Knaben, den er an der Hand führte, festzuhalten. „Ja, er ist ein bischen wild, der Willy, trotz seiner acht Jahre, die er erst zählt; Ulan sollte glauben, er sei älter. Er ist aber doch ein guter Junge und ich habe ihn gern." Während Friedrich dies sagte, hatte sich Willy von der Hand seine« Begleiters loSgcmacht und stand mit ein Paar Sprüngen vor dem kleinen Mädchen, das Lisette an der Hand führte. Das reizende Kind, da» mit den blauen Augen so unschuldsvoll in die Welt guckte, mochte sechs Jahre alt sein. „Wie heißt Du?" fragte der kleine Mann und betrachtete neugierig das Mädchen. „Else. Und Du?" klang die Gegcnsrage. „Willy." Er sagte es, al« ob sich das ganz von selbst verstände; dann setzte er hinzu, indem er das kleine Mädchen an der Hand faßte: „Komm, wir wollen spielen." Und er zog das Mädchen mit sich fort auf einen der Plätze de« Thiergartens. Der Winter war ein ausnahms weise,: gelinder und cS herrschte im Januar eine wahre Früh- lingSluft; kein Wunder, daß man die Kinder gerne ein wenig in« Freie schickte. „Nicht so rasch, ich kann nicht so laufen wie Du," rief jetzt die Kleine, „und überhaupt, wenn Du unartig bist, spiele ich gar nicht mit Dir." „Oho," machte der kleine Mann. Dann aber, al« er sah, daß die Kleine Miene machte umzukehren, fuhr er fort: „Gut, dann wollen wir also artig sein." „Nun, sehen Sic nur, wie rasch die Beiden mit einan der bekannt geworden sind," sagte Friedrich, der e« gar nicht ungern sah, daß aus diese Weise auch seine plötzliche Bekanilt- schaft mit der hübschen Lisette fortgesetzt werden konnte. „Ja, e« ist merkwürdig," erwiderte Lisette, wenn man den Knaben und da« Mädchen beisammen sieht, sollte man sie für Geschwister hallen. Wem gehört denn der kleine Willy?" „Meinem Major," rapportirte Friedrich nicht ohne einen gewissen Anflug von Stolz, „Major Blankenburg, zur Zeit a. D., früher Kommandant —" „O du meine Güte!" unterbrach ihn da Lisette, „ist e» möglich, ist e« möglich!" Sie hatte die Hände voller Erstaunen zusammengeschlagen und sich dann, wahrscheinlich weil ihr da« Erstaunen in die zierlichen Füßchen gefahren, auf einer Bank niedergelassen. Friedrich war zunächst lem sonderbaren Gebühren Lisctten» gegenüber sprachlos. Als er jedoch eben seine Fassung wieder gewonnen, und er den Mund öffnete, um eine Erklärung für die sonderbaren Ausrufe Lisctten« zu fordern, sprang diese be reit» rasch wieder auf ihre Füße und sich vor Friedrick hin pflanzend, rief sie, ihre Worte mit bekräftigender Handbewegung begleitend: „Meine Ahnung, die Kinder sind Geschwister!" Sehr geistreich war da» Gesicht, La» Friedrich jetzt machte, aller dings nicht und noch viel weniger geistreich, was er mit den Anzeichen größten Erstaunen« hervorstottertc und wa« wie ein „Wieso?" oder „Woso?" klang. „Die kleine Else ist die Tochter der Frau Majorin Blankenburg." Die hübsche Lisette weidete sich ordentlich an dem maßlosen Erstaunen, da« sich in Friedrich« Zügen malte. „Frau — Majorin — Blanken — bürg —" stammelte er, »e« ist die Möglichkeit, c« ist die Möglichkeit." „Es stimmt Alle«, mein Lieber," fuhr Lisette fort und Friedrich ging c« bei dem „mein Lieber" ganz eigen durch da» Herz, „e» stimmt genau. Wenn Sie e« gerne erfahren wollen und sic noch ein wenig Zeit haben, will ich Ihnen Alle« erzählen, soweit ich eben selber unterrichtet bin und so viel ich mir au« Manchem, wa« ich so gesehen und gehört, zusammengereimt habe." Und ob Friedrich e« gerne erfahren hätte und ob er Zeit hatte! Natürlich hatte er Zeit. In der nächsten Minute saßen die Beiden auf der Bank in eifrigem Gespräch, da« allerdings größtenthcil« von Lisette allein geführt und von Friedrich nur mit mehr oder minder unartikulirten Lauten begleitet wurde. Ihrer Pflicht, der Beaufsichtigung der beiden Kinder, vergaßen die Beiden dabei keineswegs; sie saßen so, daß sie die spielen den Kinder immer im Auge behielten. E» war eine lange Geschichte, die Lisette erzählte und c« wimmelte darin von „da« hab ich zufällig einmal gehört" und von „da« habe ich mir s» gedacht." Al» sie aber geen det, sagte Friedrich: „Dann ist e» ja ein wahre» Glück, daß wir un« hier getroffen haben. Wa» können denn die armen Kinder dafür, daß sich die Eltern nicht vertragen können?" „Sie haben Recht," meinte Lisette, »aber wir wollen dR, Kindern lieber nicht» sagen. Man soll sich nicht in Sachen mischen, die einen nicht» angehen. Die Kinder können sich ja öfter« hier sehen und mit einander spielen; da» wird doch hoffentlich weder dem Herrn Major noch der Frau Majorin etwa» schaden." Friedrich war natürlich einverstanden und, wie zu seiner Ehre ausdrücklich gesagt sei, nicht allein der hübschen Lisette wegen, die er nun öfter» Wiedersehen sollte. Else und Willy Hutten indrß da» Ballspiel, da» man zuerst angefangen hatte, b endet. Darauf kam Haschen an die Reihe und al« man
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