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Amts- ick AiWiMt für den Schrk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. L8»S Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donners' tag und Sonnabend. Jn- sertionspreis: die kleinsp. Zeile 10 Pf. Abonnement Viertels. 1 M. 20 Pf. (incl. 2 illustr. Beilagen) in der Expedition, bei unsern Bo ten, sowie bei allen Reichs- Postanstalten. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. ---- - 44. Jahrgang. Sonnabend, den 9. Januar Aus Folium 213 des Handelsregisters für den Landbezirk des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts, die Firma vt>. ». in Carlsfew betr., ist heute verlautbart worden, daß die Procura des Herrn Gustav Emil Schmidt crloschcn ist. Königliches Amtsgericht Eibenstock, am 30. Dezember 1896. Ehrig. Hörig. Unter Bezugnahme auf den in Nr. 2 dieses Blattes vom Jahre 1897 abgedruck ten Erlaß der Königlichen Amtshauptmannschaft Schwarzenberg werden die im Jahre 1877 geborenen männlichen Personen, ingleichen diejenigen, älteren Jahrgängen an gehörenden Mannschaften hiesigen Orts, über deren Militärverhältniß noch nicht end gültig entschieden worden ist, hiermit aufgesordert, sich innerhalb der Zeit vom 15. Januar vis 1. Iievruar 1897 im hiesigen Gemcindeamte behufs Aufnahme in die Rekrutirunzzsstammrolle an zumelden. Schönheide, am 7. Januar 1897. Der Gemeindcvorstand. Der Streik der Produktenbörsen. Unsere an allerhand Wunderlichkeiten nicht gerade arme Zeit hat um die Jahreswende doch noch etwas Neue« hervor gebracht: einen Streik der Berliner Kommerzienräthe; denn diesen Titel führen viele von den Besuchern der Produkten börsen, die bekanntlich beschlossen haben, fortan an der Börse keine Getreidegeschäfte mehr abzuschließen. E» soll da» eine Antwort sein auf die durch Gesetz be stimmte neue Börsenorganisation und besonder« auf da« Ver bot de« Tirminhandel« in Getreide. Vorweg muß bemerkt werden, daß noch kein Mensch sagen kann, wie dieser neueste Streik wirkt und ob er überhaupt wirkt ; denn wa« die ein zelnen freien Versammlungen der Börsenbesucher beschlossen haben, ist natürlich nicht für alle bindend. Trotzdem wird die Wirkung nicht ausbleiben und besonder« der Ausstand der Berliner Produktenbörse wirv einen wesentlichen Einfluß ausüben. Mit dem neuen Börsengesctz hätte man sich am Ende noch auSgesöhnt, wenn auch ungern; haben doch viele Mitglieder der Effektenbörse ihre Firmen in da« Börsen- Register eintragen lasten und noch weit mehr werden folgen. Nun hat eine ministerielle Vercrdnung für Preußen bestimmt, daß zu der Kommission, die die PrciSnotirungen für Getreide aufzuzeichnen hat, auch einige Landwirthe und Müller gehören sollen. Und da« wollen die Herren von der Getreidebörse nicht, dadurch fühlen sie sich in ihrer Ehre gekränkt und des halb der Streik. Zu einer unparteiischen Beurtheilung de« Streitfälle« kommt man erst, wenn man alle Schlagwörter sorgsam au«- lösl und sich streng an die Sache hält. Diese aber zeigt nicht« andere«, al» daß die Vertreter der Produzenten in Zukunft ihr Wörtlein mitreden sollen, wenn e« sich um die Feststellung der Preise handelt, daß in Zukunft nicht nur allein der Käufer hierfür der alleinige Bcstimmer ist. Zwar hat man sich die Sache nicht etwa so vorzustellcn, daß durch Theilnahme der Produzenten an der Börse Handeln und Bielen den Kaufmann mache. Die »Feststellung- der Preise beschränkt sich vielmehr »»«schließlich darauf, au« den ge machten Abschlüssen den Durchschnitt zu ermitteln — eine rein rechnerische Aufgabe, von der bisher in agrarischen Kreisen vielfach behauptet wurde, daß sie ohne die Kontrole der Pro duzenten von den Börsianern zum Nachtheile der Produktion vorgenommen würde, indem man den erzielten Durchschnitt häufig zu niedrig angiebt, um diele niedrige Ziffer zur Grund lage neuer Geschäfte zu machen. Dicht bei dem Börsengebäudc in Berlin befindet sich ein geräumige« Lokal, der »Feenpalast", in dem die Berliner Gelreidehändler jetzt täglich zwanglos zusammenkommen, um ihre Geschäfte untereinander abzumachen. Die Sache bleibt, die äußere Form und der Name hat sich geändert. Die sog. agrarische Presse ist nun mit Recht besorgt, c« möchte den Getreidckaufleuten gelingen, durch eine Umgehung de« Börsen gesetze« die Wirkung desselben aufzuheben, oder doch zu be einträchtigen. Für die Landwirthschaft handelt e» sich darum, rem Vorschreiben der für ganz Deutschland gültigen Getreide preise durch die Berliner Börsen-Unjernehmung ein für alle mal ein Ende zu machen; zu diesem Zweck wurde eine sieg reiche Agitation zu Gunsten de« Verbot« de» börsenmäßigen Zeitgeschäft» in Getreide und Mühlen-Erzeugnisten in Szene gesetzt, und nachdem diese« Verbot durch Gesetz ausgesprochen worden ist, handelt e» sich für die Landwirthschaft darum, dafür zu sorgen, daß diese« Verbot nicht illusorisch gemacht wird. Da« könnte vielleicht der Fall sein, fall« da« Lieferungs-Geschäft, welche« jetzt von der »Freien Vereinig ung" der Fruchthändlkr im Berliner Feenpalast gepflegt wird, solche Ausdehnung und solche« Ansehen erlangen sollte, daß c», dank der Veröffentlichung der dort verzeichneten Preise durch die Presse, wiederum zum Beherrscher de« deutschen Getreide-Markte« sich aufschwingen sollte. Wenn aber die Herren im gccnpalastc Geschäfte in wirklichem Getreide machen, dann kann kein Mensch, auch die Agrarier nicht, etwa« dagegen haben; denn solche Liefer- ung«-Geschäfte werden seit Langem allenthalben im weiten Deutschen Reiche gemacht, und sie sind auch nothwcndig zur Sicherung der Ernährung de« Volke«, zu der wir nun eben einmal der Einfuhr fremden Getreide« bedürfen. Die Be hörden werden nur darüber zu wachen haben, daß e« im Feenpalaste au-schließlich um solche reelle LieferungSgefchäste sich handelt, und daß man nicht so ganz allmählich dazu übergeht, ihnen eine Form zu geben derart, daß sie schließlich dem börsenmäßigcn Zeitgeschäft gleichen wie ein Ei dem andern. Werden aber Lieferung«- und keine bloß spekulativen Zeitgeschäfte gemacht, so ist wiederum nicht einzusehen, warum die Getreidehändler dazu nicht ebensogut die Räume ihrer alten Produktenbörse benutzen wollen, die doch mit weit mehr Bequemlichkeiten ausgerüstet sind, als der Feenpalast. Die Sache wird nach und nach im Sande verlaufen und nicht nur in Berlin, dem Hauptort de« deutschen Getreidehandel«. Tagesgeschichte- — Deutschland. Die KabinetSordre gegen da« Duclliren der Offiziere im preußischen Heere ist unter Gegenzeichnung de« KricgSministerS v. Goßler nunmehr auch im .Reichsanzeiger" veröffentlicht worden. Die Verordnung ist mittel« folgenden Erlasses dem Kriegsministerium zuge gangen: »Ich lasse dem Krieg-Ministerium beifolgend die heute von Mir vollzogenen Bestimmungen zur Ergänzung der Ein- führungSordre zu der Verordnung über die Ehrengerichte der Osfizierc im preußischen Heere vom 2. Mai 1874 mit dem Auftrage zugehen, solche der Armee mit dem Hinzufügen be kannt zu machen, daß auch d>ese Bestimmungen den Offizieren durch die Kommandeure öfter« in Erinnerung zu dringen sind. Neue« Palais, den I. Januar 1897. Wilhelm." — Die »Weser Ztg." berichtete kürzlich, daß die Sub kommission de« BundeSrath Ausschusses zur Vorberathung der Vorlage betreffend die Organisation de« Handwerks ihre Arbeit erledigt und eine Mittellinie zwischen den Wünschen der preußischen StaatSregierung und der süddeutschen Staaten gefunden habe. Wie verschiedene Blätter wissen wollen, ist diese Nachricht jedoch verfrüht. Die Angelegenheit soll im Wesentlichen noch so stehen, wie vor einigen Wochen, da« heißt: Preußen und Sachsen sind im Ausschuß für ZwangS- innungen, Württemberg und Baden für Freiheit, Bayern für die Entscheidung durch die Mehrheit der Genossen de« ein zelnen Handwerks in den betreffenden Bezirken. In den jüngsten Tagen ist übrigen« der Gegenstand in der Subkom mission des BundcSratb AuSschusse« erst wieder verhandelt worden. — Der Maximalarbeit«Iag für die Bäckereien hatte in den hinter un« liegenden Festtagen, welche an die Leistungsfähigkeit der Bäckereien bekanntlich besonder« hohe Anforderungen stellen, seine Probe zu bestehen und er hat diese Uebung, wie da« Organ der Berliner BLckerinnungen berichtet, schlecht bestanden. In Berlin — so heißt e« daselbst — dürfte e» keine Bäckerei geben, in der die achtstündige ununterbrochene Ruhezeit cingehalten werden konnte, und in ganz Deutschland dürften — mit Ausnahme der Meister, die ohne Hilfskräfte arbeiten — noch nicht 5. v. H. sein, die diese Bestimmungen nicht übertreten hätten. Demnach müßten, wenn e« nach dem Buchstaben der Verordnung ginge, mehr al» 50,000 deutsche Bäckermeister aus die Anklagebank, weil sie dem Publikum den erforderlichen Festkuchcn geliefert haben. Wenn die Bäckergesellen, meint da« JnnungSorgan, jetzt der Wahrheit die Ehre geben und in ihren Versammlungen ebenso sprechen wollten, wie sie e« bei Gelegenheit der Festtag-bäckcrei in den Backstuben thaten, nämlich, daß e« »eine Unmöglichkeit sei, die Bestimmungen über den Maximalarbeit«tag einzuhallen", dann würde man in RcgierungSkreisen doch wohl etwa» stutzig werden. — Der deutsche Schiffsbau hat im vergangenen Jahre und auch gegenwärtig noch die überau« bemerkenSwerthe Thatsache zu verzeichnen, daß er zum ersten Male dem eng lischen Schiff-bau in Bezug auf die Größe der im Bau be findlichen Schiffe überlegen ist. Niemals zuvor sind auf den Werften einer Nation gleichzeitig so viel Schiffe größester, zum Theil bisher unerhörter Dimensionen auf den Hellingen gewesen, wie gegen Ende de« vorigen Jahre« und gegenwärtig aus deutschen Werften. E« handelt sich dabei im Wesentlichen um die gewaltigen Schiffsbauten, welche der Norddeutsche Lloyd in Bremen vornehmlich für seine New-Tsorker Linie und, fall« eine Erweiterung de« Reichskontrakte» zu Stande kommt, für die Reichspostlinien zu verwenden gedenkt. In erster Linie stehen dabei die beiden Doppelschraubcn-Schnell- dampfer, welche sich beim Vulkan in Stettin und bei F. Schichau in Danzig im Bau befinden und von Lenen der erstere ein Deplacement von 2l,000, der letztere von 20,000 Tonnen besitzt. Die beiden Dampfer werden die Namen »Kaiser Wilhelm der Große" und „Kaiser Friedrich" erhalten. Außer diesen beiten Schiffen befanden oder befinden sich noch vier Doppelschraubendampfer von je ebenfalls 20,000 Tonnen Wasserverdrängung im Bau, zwei davon beim Vulkan, einer bei Blohm u. Voß in Hamburg, einer bei F. Schichau in Danzig, endlich drei Doppclschrauben-Passagicrdampfer für die Brasilfahrt von je 3500 Registertonnen. ZnSgcsammt be finden sich aus acht deutschen Werften gegenwärtig 22 Fahr zeuge für den Norddeutschen Lloyd im Bau oder sind der Vollendung nahe. Durch die gleichzeitige Ausführung der hier zuerst aufgesührten Bauten, welche in sechs Schiffen nicht weniger al» 121,000 Ton» Deplacement au-machen, haben die deutschen Werften, wie bereits bemerkt, den bisherigen englischen Rekord im Schiffsbau geschlagen. — Hamburg, 6. Januar. Nachdem die Hafen arbeiter in ausländischen Häfen die Entlöschung von Hamburg kommender Schiffe verweigert haben, wurden heute unter denjenigen Leuten, für die keine Beschäftigung im Hasen vorhanden war, etwa 50 der kräftigsten Arbeiter auserwählt, um nach denjenigen Hasenplätzen befördert zu werden, wo Schiffe au» Hamburg zu entlöschen sind. Die Leute wurden heute Nachmittag kurz nach 4 Uhr mittelst der Eisenbahn zunächst nach Kiel und alsdann weiter nach Dänemark be fördert. — Im Hasen waren heute von 218 Schiffen 181 mit 403 Gängen in Arbeit. Am Quai lagen von den in Arbeit befindlichen Schiffen 68, die mit 1302 Arbeitern an 181 Krähnen arbeiteten. In den Ouaischuppen selbst waren 2203 Arbeiter beschäftigt. Im SecmannSamt wurden gestern 114 Seeleute angemustert. — Heute Vormittag fanden 19 Appellversammlungcn statt. In einer derselben forderte der Reichstagsabgeordnete v. Elm die Ausständigen auf, sich nicht aus einzelne Verhandlungen mit den Arbeiigebern einzulassen. Nur die einheitliche Erledigung der Forderungen sämmtlicher Kategorien der Hafenarbeiter sei statthaft. — An der Be erdigung eine« verstorbenen Ausständigen betheiligten sich 3000 Personen. Die Kundgebung verlief in größter Ordnung. — Zur Unterstützung der Streikenden wurden heute im Ganzen 162,000 Mark auSgezahlt. Die Gesammtsumme beläuft sich mit dieser sechsten Auszahlung auf rund 1 Mill. Mark. — Spanien. Die spanische Regierung hat da« neue Jahr mit einem wichtigen politischen Akt begonnen, der al» der erste Schritt zu einer völligen Umkehr in der bisher von ihr eingeschlagcnen Kolonialpolitik anzusehen ist. Sie hat sich nämlich endlich entschlossen, in ihren Kolonien die schon so lange in Aussicht gestellten Reformen in Angriff zu nehmen. Am l. Januar hat die offizielle »Gaceta" zehn Dekrete publizirt bezüglich der Reformen, die zunächst auf Puerto Rico zur Anwendung kommen sollen. Durch diese Reformen erhält die Insel zwar noch nicht ihre völlige wirth- schastliche und politische Autonomie, doch wird die Gcmeinde- und Provinzialgesetzgebung im Sinne der Decentralisation abgeändert. Von ganz besonderer Wichtigkeit ist e« aber, daß der Ministerpräsident EanovaS in seinen Motiven zu diesen Dekreten formell da» Versprechen abgiebt, daß diese Reformen auch auf Euba zur Ausführung gelangen sollen, »sobald die dortige militärische Lage diese« gestatten wird". Ohne Frage ist diese letztere Einschränkung nur eine Redensart, welche bezweckt, der öffentlichen Meinung eine gewisse Genugthuung zu geben, und darauf Hinweisen soll, daß man nicht etwa einer Pression der europäischen Mächte und der Bereinigten Staaten von Nordamerika Folge leisten oder den Schwierig keiten, die sich au« dem Kampfe mit den Aufständischen er geben, ausweichen wolle. In Wirklichkeit geht au» der wenn auch bedingten Ankündigung der Reformen für Cuba deutlich hervor, daß da« Kabinet Canova» anfängt, mit den Umständen zu rechnen, und schließlich doch zur Einsicht gelangt, daß sich auf Euba mit der militärischen Aktion allein nicht« erreichen läßt, sondern daß vielmehr der frühere Generalgouverneur der Insel, Marschall Campo«, Recht behält, der von Anfang an für eine versöhnlichere Politik eintrat und eine Herstellung dauernder Ruhe und Ordnung auf Cuba nur durch die Ein führung von BerwaltungSreformen für möglich hielt. Nach