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Mittwoch, den 4. April. für DWMswerdN , Stolpen und Umgegend. Amtsblatt des LKabtrathes und -es Ksuigl. Vrrichtsamtrs zu Dischofower-a. vtese Seiffchrtst «scheint wöchentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und tastet vierteljShrlich 12j Skgr. Inserate »«den die gespaltene Zeile ad« deren Raum mit 6 Pf. berechnet. > 8 «»rösch au. Wir das Aprilwetter, so ist augenblicklich auch die politische Witterung. Da und dort steigen Wolken auf, welch« zu warnen scheinen, den Tag nicht vor dem Abend zu beurtheilen. Die größte englische Zei- tüvg, dir „Times", steht bereits in der DiScusston im Unterhaus« den Ausgangspunkt für neue vergleichende Berechnung und die dicke Freundschaft mit Frankreich zu Ende gehen. Nachdem fie am 22. März ihre Lauge über die savoyische Deputation nach Paris auSge- goffe», Welche zuerst bei einem einflußreichen Journa listen, dann bei Herrn Thouvenel speiste, um so für dir hohe Ehre der kaiserlichen Tafel vorbereitet zu werden, und nachdem die „Times" launig geschildert, Wie diese Herren nicht bloS dem Gewaltigen deS TagS, sondern auch der Crinoline und dem vierjährigen bMapartistischen „Dauphin" ihr Sprüchlein vorge sagt, läßt fie sich am 24. März im wesentlichen also vernehmen: „Dieses Geschäftchen mit Nizza und Sa voyen ist so geschickt und so vorfichtig eingefädelt Wor ten! Man zeigte dem Birtor Emanuel die Lockspeise - so länge, ließ ibn so hoch danach springen, fie aber utcht anrühren, bis erdas besonder« Kunststück gemacht hätte,, da« man von ihm verlangte. Auch England wurde so schlau gekitzelt, und gerade da, wo eS am kitzlichsten ist. Man wußte: unsere vorherrschende Schwäche ist Sentimentalität unter dem Einfluß ma terieller Interessen, und all unser Hoffen und Fürchten «furde daher wegen ToScanaS in der Schwingung er halten. Auch unser Popanz, der Papst, ward tn'S Spiel gebracht, und unS allerlei von HandelSvorthei- len so nachtigallsüß in'S Ohr geflötet, daß dieses Alt england, zwischen der Dankbarkeit für das befreite Italien und dem wonnigen Entzücken, einen neuen Proselyten für den Freihandel gewonnen zu. haben, sofort geneigt schien, die erste Friftenzahlung franzö sischer Lumpen in der Gestalt zerrissener Wiener Ver träge anzunehmen. Es regte sich kein eigentlicher hef tiger Zorn gegen Napoleon wegen diesem letzten Streich z denn an seine hochherzigen Tiraden hatte bei uns von vorn herein kein vernünftiger Mensch geglaubt. In der That, hätte LSutS Napoleon Italien von den Alpen bis an das adriatische Meer befreit, wie er versprach, und sich dann, wie er ebenfalls ver- Fünfzehntrr Jahrgang. hieß, ruhig in seine Grenzen zurückgezogen, so würde das englische Publikum — wir müssen «» gerade heraussagen —sich.in seinen Erwartungen von diesem Mann getäuscht gesehen Haden. Jetzt sagen wir: „Wie er gehandelt hat, so sah eö ihm gleich." Wir können lachen, wenn er seine unverschämte Posse mit den Ea- voyardenknaben, vom vierten Jahre an, spielt,, und wir können ihm dazu gratuliren, daß er Nizza einver leibt, und so den Jtalianissimo Garibaldi zu einem " Franzosen gemacht Hal. — Ader kein noch so toleran ter Sinn erlaubt unS die Schamlosigkeit deS Herrn Thouvenel in guter Laune hinzunehmen. Vielleicht haben wir kein Recht in einer SlaatSschrift volle Wahrheit zu erwarten, aber jedenfalls nehmen wir eine solche Schrift nicht in Vie Hand wie „Baron Münchhausens Abenteuer." HerrThouvenel entblödet sich nicht zu erklären: „in den eingetretenen Ereignissen liege der Beweis, daß Frankreich sich lange Zeit gegen die Nothwendigkeit dieser Annerion gesträubt habe, und jetzt nur höchst ungern daran gehe!" Folgt eine Nähere Ausführung, mit dem Schluß: ,^tzätte der französische Minister doch lieber seine Beute stillschwei gend in die Tasche gesteckt und uns diese freche Apo logie erspart!" Die „Times" spricht rann mit Wärm« von dem bedrohten Recht der Schweiz, aber daS letzte Ergedniß ihres ZornauSspruchS ist der alte Refrain: England müsse für diesmal gute Miene zum bösen Spiel machen, und sich mit dem übrigen Europa gegen eine weitere Entwickelung der „Napoleonischen Ideen" vorsehen. In der am 29. März zuFrankfurt abgehaltenen , BundeStagSfitzung gab der kais. österreichische Präfi« dialgesandte der Bundesversammlung Kemuniß von einer nach Turin ergangenen Depesche deS Grafen Rechberg vom 25. v. M, wodurch der kaiserliche Hof auf Grund der Bestimmungen der Wiener Congreß- acte und älterer wie neuerer Verträge gegen die am 18. und 22. v. M.'von Sr. Maj. dem Könige von Sardinien vollzogenen Dekrete, durch welche die Staa« - ten von Parma, Modena, ToScana und ein Theil deS päpstlichen Gebiets für vereinigt mit Piemont erklärt worden find, und alle Folgerungen, welche daraus zum Nachtheile des Kaiserhauses und der österreichischen Staaten abgeleitet werden könnten, feierlich protestirt, auch alle Oesterreich deSfallS verbürgten Recht« aus-