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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 20.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189602205
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18960220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18960220
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-20
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Monat
1896-02
-
Jahr
1896
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eS große Anstrengung, die Flammen auf den Brandherd zu beschränken. Mit drei Rohren von Dampsspritzen und einer Schlauchleitung vom Hydranten ließ Brandinspektor Rein hardt, der auch die große Maschincnleiter vom Spittelmarkt heranholen ließ, Vorgehen, wodurch nach zweistündiger Thätig- keit die Gefahr beseitigt wurde. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, >9. Febr. Heute feiert der Flaschner meister und Armenpflcger Herr Ernst Friedrich Mühlig in voller geistiger und körperlicher Frische sein 50 jähriges Bürgerjubiläum. Aus diesem Anlasse begaben sich Mittag 12 Uhr Herr Stadtrath Justizrath Landrock und Herr Stadt- verordnetenvorstcher E. Hanncbohn als Vertreter der städtischen Collegien in die Wohnung des Jubilars und übermittelten ihm zu seinem Ehrentage die besten Glück- und Segens wünsche. Möge e« dem Jubilar vergönnt sein, noch manche» Jahr in der bisherigen Rüstigkeit zu erleben. — Dresden. Zu den Verhandlungen, welche die Zweite Kammer des Landtages so eingehend beschäftigt haben, nimmt das „Dresdner Journal" in einem „Reichstag und Sächsischer Landtag" überschriebenen Leitartikel das Wort. Dasselbe schreibt! Wie gestern im Reichstage die nationalen Parteien ein Verhalten gezeigt haben, in dem sie sich Eins fühlen können mit allen wahren Patrioten, so sind auch die Vorgänge, die sich in der parlamentarischen Vertretung unseres engeren Vaterlandes Sachsen während der letzten Tage ab gespielt haben, nur mit Freuden zu begrüßen. Die definitive Entscheidung in der unser Vaterland so lebhaft beschäftigen den Frage der Aenderung des Wahlrechts für die Zweite Ständckammer ist zwar noch nicht gefallen. Ueber die Stellung aber, die in dieser Frage die überwiegende Mehrheit de« Landtage« cinnchmen wird, kann ein begründe ter Zweifel nicht mehr obwalten, da schon jetzt feststeht, daß nur eine ganz geringe Zahl der von Anhänger» der Ordnung gewählten LandtagSmitgliedcr, außer den Vertretern des Um stürze«, in der Opposition gegen die geplante Wahlrechts ordnung verharren wird. Der „Zerfall der sächsischen Ord nung-Parteien", von dem man hier und da gefabelt hat, bleibt jedenfalls ein Schreckbild, das keine Gestalt annehmcn wird. In den Reihen der Umstürzler und überall dort, wo man seine Erwägung von der Herrschaft gewisser liberaler Schlagworte noch nicht freigemacht hat, wird man die gegen wärtige Landesvertretung Sachsen« mit Schmähungen und Tadel überhäufen. Die Zukunft aber wird eS noch lehren, wie recht e« gewesen ist. Denjenigen ihr Handwerk zu er schweren, die nicht Kaiser und Reich, nicht König und Vater land anerkennen, die verhöhnen, was un» heilig und «Heuer ist, die nicht nur gar nicht daran denken, da- Wohl des Staates zu fördern, sondern die seine geschworenen Tod feinde sind. — Dresden. Ein für den Betreffenden höchst pein licher Vorfall ereignete sich am vergangenen Freitag Nachm. auf dem Böhmischen Bahnhofe Hierselbst. Um die gcnannte Zeit wollte ein hiesiger, geachteter Bürger den Zug nach Mitt weida benutzen, um dort seinem Sohn, welcher das Technikum absolvirt, einen Besuch zu machen. Kaum hatte sich der Herr, nach Lösung einer Fahrkarte, in dem bctr. CoupS niederge lassen, al« auch schon ein Bahnbcamter in Begleitung eines Gendarmen an da« Coup« heranlrat und den ganz ahnungs los Dasitzenden höflich aufforderte, da« Coup6 zu verlassen und sich mit ihm nach dem Bahnhofe zurückzubegebcn, da er an der Kasse ein falsche« Fünfmarkstück in Silber al« Zahl ung gegeben hatte. Trotz alle« Protestircn« und obwohl sich der Herr auch genügend auswciscn konnte, blieb ihm doch nichts Andere« übrig, als dem darauf beharrenden Beamten mit nach der Wache zu folgen. Zum großen Glücke konnte der Sistirte aber sofort angebcn, daß er das falsche Fünfmark stück beim Wechseln eines Hundertmarkscheine« bei einem hie sigen Fleischermeister mit in Zahlung bekommen hatte. Die sofort angestellten polizeilichen Untersuchungen ergaben denn auch die vollständige Richtigkeit der Angaben und so konnte denn der betr. Herr ohne weitere Hindernisse sich wieder zurück in seine Wohnung begeben. Aus der Fahrt nach Mittweida wurde natürlich vorläufig nicht«, denn der Zug wartet be kanntlich nicht. Die Situation de« Herrn aber in dem Mo ment, als ihm die Arretur ungekündigt wurde, läßt sich am besten beschreiben, wenn man seine eigenen Worte wiedergiebt: „Ich glaubte, die Erde ging auseinander, al« man mir so vor allen Leuten sagte, daß ich falsche« Geld ausgegeben habe und mich unbedingt dazu veranlaßte, mit den Herren zu gehen!" Also Vorsicht bei der Annahme von Fünfmarkstllcken! — Leipzig, 17. Februar. Um wenigsten» an einem Punkt die eintönige, für einen Gebirgsmenschen trostlose Ebene, in welcher Leipzig liegt, angenehm zu unterbrechen, hat die Stadtverwaltung schon seit Jahren au« dem au« den Häusern abgefahrenen Inhalt der Aschengruben einen „Berg" errichtet, der kurzweg der Aschen- und Scherbelberg, auch, nach dem städtischen Oberhaupt, „Monte Georgi" genannt wird. Der „Berg", ca. 40 Meter hoch, befindet sich im Roscnthalc in der Nähe de» Amelungen-Wehr«. Er soll nun hübsch angepflanzt und mit einem AuSsichtSthurm ge krönt werden, der nach schwedischem Muster und au« Holz errichtet wird. Die Stadtverordneten haben hierzu 10,000 M. au« der Grassistiftung bewilligt. — Auerbach, >8. Febr. Ein UnglückSsall mit tödtlichem Ausgange ereignete sich gestern Abend in der 8. Stunde aus der Reumtengrüner Straße. Auf der Strecke zwischen dem „Feldschlößchcn" und den ersten Häusern der Stadt scheute da« Pferd eine» mit vier Personen besetzten Schlitten« und ging durch. Die Folge davon war, daß die Insassen de» Gefährte« herausgeschleudert wurden, und zwar der Führer desselben, der Gutsbesitzer August Hering au« Psaffcngrün, so unglücklich, daß er alsbald im „Bahnschlöß chen," wohin man ihn aus Anordnung de» Herrn Bezirks arzte» Di. Schröter gebracht hatte, infolge einer schweren Schädelvcrletzung verstarb. Die Leiche Hering« ist heute nach seiner Heimath übergesührt worden. — Der Schwindel mit der angeblich „ver grabenen spanischen KricgSkasse" macht bekanntlich wieder einmal viel von sich reden und hat bei dem Umfange, mit welchem seit nunmehr 20 Jahren jene Schwindelversuchc von Spanien au», und zwar besonder« auch in Sachsen, be trieben werden, auch die Behörden wiederum veranlaßt, dieser Angelegenheit ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden. E» handelt sich um eine in Spanien weitverzweigte Schwindlerbande, welche sich bekanntlich damit besaßt, zahllose Briese von ver schiedenen größeren Städten Spanien« au« nach Deutschland zu versenden. In diesen Briesen theilen die Verfasser, wie berichtet, mit, daß sie al« Zahlmeister in einem spanischen Regimente mit der KriegSkaffe, welche 448,000 Francs ent halten habe, desertirt und nach Deutschland geflüchtet seien, woselbst sic die erwähnte Kasse an einem sicheren Orte ver steckt hätten. Unter Zusicherung de» dritten Thcil« vom Inhalte der vergrabenen Kasse werden nun die Adressaten aufgesordert, bei Hebung de« Schatze« behilflich zu sein und zu diesem Zwecke einen Vorschuß einzuscndcn, um einer Ver wandten de« unglücklichen Zahlmeister«, welchen man in zwischen auf 15 Jahre in einem Militärgefängniß cingesperrt habe, die Reise nach Deutschland und ihre Anwesenheit bei Hebung de» Schatzes zu ermöglichen. Leider sind alle Schritte, welche die deutsche Regierung, um dem Unwesen zu steuern, bei der spanischen Regierung gethan hat, bi« jetzt ohne Erfolg geblieben. Der Grund hierfür scheint einerseits in der Eigen art der spanischen Verhältnisse und dem wenig Ihatkräftigen Verhalten der spanischen Behörden, andererseits aber in dem Umstande zu liegen, daß die erwähnte Schwindlerbande ganz ungewöhnlich ausgedehnte Verbindungen auch mit dem Aus lande unterhält, wodurch ein wirksame« Vorgehen der spanischen Behörden außerordentlich erschwert wird. Bei dieser Sach lage giebt e« nun aber kein andere« Hilfsmittel, al« Laß durch die Presse da« deutsche Publikum wiederholt und nach drücklich vor jener spanischen Schwindlerbande gewarnt wird und — daß da« Publikum auch diese wohlgemeinten Warn ungen beachtet und befolgt. Amtliche Wittheikungen aus der Sitzung des Stadtrathes zu Eibenstock vom 6. Februar 1896. Anwesend! 4 Rathsmitglieder. Vorsitzender: Herr Bür germeister vr. Körner. 1) Herr Bürgermeister theilt dem Collegium mit, daß Herr RcgierungSrath Frcybcrg, Mitglied der Brändversicher- ungSkammer zu Dresden, heute in Eibenstock eintrifft, um morgen au« Anlaß de» Gesuch« der Stadtgemcinde um Gewährung höherer Beiträge zur OrtSfeucrlöschkasse die Pläne der neuerrichteten Hvchdruckwasscrleitung jn Augenschein zu nehmen und sodann einer Feuerständer probe bcizuwohnen. 2) Von den MonatSübersichtcn der Stadt- und Sparkasse nimmt man Kcnntniß. 3) Von den Stadtverordnetcnbeschlüssen wird Kenntniß ge nommen, insbesondere tritt man dem Beschlüsse betreffs der Petition wegen Herstellung einer Eisenbahn von Eibenstock nach Reichenbach bei. 4) Bon der Erklärung de« Herrn Stadtrath Hesse in Mee rane über Annahme seiner Wahl nimmt man Kenntniß, c» soll nun wegen Bestätigung der Wahl Bericht erstattet werden. 5) Das mit der Wittwe Foeister wegen Verbreiterung der Nordstraße getroffene Abkommen wird nach dem Vor schläge deS BauauSschussc» genehmigt, die darnach er forderlichen Mittel an 418 Mk. 25 Pf. werden verwilligt. 6) Die vom Herrn Bürgermeister gestellten Abänderungs anträge zu dcui Regulativ für die Nordstraße werden in Gemäßheit de« Vorschlag« des Bauausschusses genehmigt, insbesondere wird der Wortlaut de« Schlußsätze» von 8 1, wie er neuerdings voin Herrn Vorsitzenden entworsen ist, gutgeheißen. 7) Als Mitglied de» Handelsschulvorstaude« wird der je weilige Bürgermeister oder dessen Stellvertreter gewählt. 8) Dem Handelt schulverein tritt man als Mitglied bei und verwilligt einen Jahresbeitrag von lO Mark. 9) Der 'Nachtrag zur Lokalschulordnung wird aus Vorschlag Le« Schulausschusses genehmigt. 10) Man beschließt, dem Handelsschulverein nach wie vor die Unterstützung der Stadtgemcinde durch Gewährung der erforderlichen Schullokale und deren Heizung und Be leuchtung angedeihcn zu lassen. 11) Die Anträge de« Schuldirektor« wegen der Klassen- und Lehrstundcneinrichtung von Ostern 1896 ab werden in Gemäßheit des Vorschlags de« SchulauSschusscS zum Be schluß erhoben, insbesondere genehmigt man die Anstell ung eine« weiteren Hilfslehrer«. 12) Der Vorschlag de« WasscrauSschusse«, wonach größeren Wasserentnehmern mit einem jährlichen Verbrauch von über 200 vdm 10 "/„ „ . 500 „ 15 «/„ und . . 800 . 20 »/., Rabatt gewährt werden soll, wird zum Beschluß erhoben. Außerdem kommen noch 9 innere VerwaltungSangelcgen- heiten zum Vortrag und zur Beschlußfassung, die de» allge meinen Interesse« entbehren, bez. zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Aus vergangener Zett — für unsere Zett. Vor 25 Jahren. (Nachdruck verboten.) Paris, 20. Februar 1871. „Diese guten Deutschen," ruft der Pariser Figaro, „sie bilden sich wahrscheinlich ein, wir würden nach Beendigung deS Krieges unsere Armee und unsere Comptoire wieder öffnen! Vor dem Kriege war Paris die erste Stadt Deutschlands; man sprach nur Deutsch auf unseren Boulevards und Korrekter als daS Fran zösische. Diese schönen Tage sind vorüber! Unsere Rache darf nicht darin bestehen, die Deutschen in unseren Vaudevilles auf dem Theater lächerlich zu machen, wir müssen ihnen unsere Städte, unsere Häuser, unsere Werkstätten und unsere Kassen verschließen. Wir sind besiegt, vergessen wir das nicht! Wären wir Sieger gewesen, wir hätten ver gessen, »«ns großmüthig zeigen können; aber man hat unS niedergeworfen und läßt uns das furchtbar empfinden. Unser Gouvernement hat unS vor einer preußischen Überschwemmung nur bis zum Ablauf deS Waffen. stillstandS geschützt. Wollen also unsere Sieger durch Paris ziehen, wohlan, so mögen sie durch eine Wüste «ehen! Tiefes Schweigen also an diesem Trauertage! Kein Seufzer, kern Schmerzensschrei unterbreche die Stille; alle Magazine, alle Fenster seien hermetisch verschlossen! Kleinliche Rache! werden manche rufen. Und doch ist sie so kleinlich nicht, denn sie wäre nur das Erwachen unserer nationalen Würde. Haben unsere Feinde uns doch nur besiegt, weil wir leichtfertig, albern, ruhmredig und geschwätzig sind!" Versailles, 2l. Februar 1871. Nach Berichten auS Lille herrscht zwischen den Bewohnern der von den Deutschen besetzten Nord departement- und den letzteren im gegenwärtigen Augenblick das beste Einvernehmen. Wie man aus den verschiedenen Orten dieses Departe ment- meldet, ist der Verkehr zwischen denselben sogar ein ganz herz licher, und des Abend- sitzen die HauSleute und ihre Soldaten gemüth- lich beisammen und plaudern, insoweit eS eben die Sprachkenntniffe der beiden Parteien gestatten. Bordeaux, 21. Februar 1871. ThierS und JuleS Favre sind in Pari- eingetroffen. Dieselben gehen heute nach Versailles. Schloß Kasselvrink. Kriminal-Erzählung von Bruno Köhler. <2. Fortsetzung.) „Die Hand von dem Gewehr, du Schuft!" rief ich ihm zu, „oder eine Kugel soll meinen Worten Geltung verschaffen!" „Wahrhaftig, Herr Baron!" rief er höhnend zurück, dabei war er auch schon in die Höhe gesprungen und hatte sein Gewehr an die Backe gelegt. Doch ich kam ihm zuvor. Ein Schuß fiel und mit einem gellenden Aufschrei sank der Bube zu Boden. Meine Kugel hatte ihm die rechte Hand zerschmettert, war dann am Kolben seiner Büchsflinte abgeglitten und ihm noch unter dem Arm in die rechte Seite cingedrungen." Der Baron, sichtlich von dem vielen Sprechen ermüdet, hielt inne und trocknete sich die mit Schweiß bedeckte Stirn. Um ihm den weiteren Bericht zu kürzen, fragte ich nach einer Pause: „Welche Strafe ward Clemens Larssen zu theil?" „Nur ein Jahr und drei Monat diktirte man ihm zu, weil ihm mildernde Umstände zugesprochen! Meine Züchtigung, meine schmachvolle Behandlung hätten ihn gereizt! Haha! Al« ob der Schuft sie besser verdient hätte!" „Und sein Genosse bei der Thal blieb uncntdeckl?" „Ja! Man behauptet zwar allgemein, e« sei Franz ge wesen. Doch ich hatte ihn nicht erkannt und Clemens ver weigerte jede Aussage über seinen nächtlichen Begleiter. Zu dem hatte man Franz am Morgen de» anderen Tage» fest schlafend auf seinem Lager gefunden. Der Beweis, daß er e« während der Nacht verlassen, war nicht erbracht. „Nachdem Clemens au« dem Hospital de« Gefängnisse« al« geheilt entlassen war — man hatte ihm an der durch schossenen Hand nur zwei Finger erhalten können — wurde er in eine entfernte Strafanstalt überführt. E» waren noch nicht sechs Monate verstrichen, seit man ihn sortgebracht, Ol eine» Nacht« die Sturmglocke unsere« Dorfe« laut wurde. Der Schreckensruf: Feuer! Feuer! weckte mich au« dem Schlaf. Halb angekleidet stürzte ich zum Fenster, durch da« mir schon ein Heller Feuerschein entgegendringt. „Es brennt, Herr- Baron!" schreit mir von unten herauf ein Knecht entgegen, „die Schneidemühle drunten am Waldbach steht in Hellen Flammen!" „Meine Mühle?" schrie ich entsetzt. „Ja, ja, c« wird bald nicht» mehr davon übrig sein!" lautete die brutale Antwort. Im nächsten Augenblick bin ich in meinen Kleidern und stürze hinaus auf den Korridor. Da« ganze Schloß ist in Aufruhr. Die Schreckensbotschaft war schon zu meiner Frau, ineinem Sohn und meiner Tochter gedrungen. Bleich und aufgeregt eilen sie herbei, sie wissen ja, daß dort drunten in der Schneidemühle der sechsjährige Ertrag meiner Wald ungen aufgespcichcrt ist; in Bohlen und Balken zersägt reprä- sentiren die Stämme ein Vermögen, da« bereit« in den näch sten Tagen bar in meiner Hand liegen sollte, und da« nun — in Rauch ausging! — Ich eilte hinunter auf den Schloß hof, rufe nach den Knechten, nach meinem Verwalter Eduard Crossen. Wie ich sehe, ist dieser schon beschäftigt, die Lösch- geräthschaften au« den Schuppen zu dirigiren. Die Wasser kübel werden aus die Schleifen gehoben, die Pferde davor ge spannt, jetzt auch die alte gebrechliche Feuerspritze hervorgezogen, und fort geht e« durchs Schloßthor, im rasenden Galopp geht eS die Anhöhe hinunter, die Dorfstraße entlang, um an den Herd de« Feuer« zu gelangen. Die Nacht ist taghell erleuchtet, die Fensterscheiben der Häuser im Dorf wie mit flüssigem Golde überzogen. Ueber den Dächern der Scheunen, die drunten in der Hinderung stehen, wohin just der Wind gerich tet ist, tanzen Milliarden von feurigen Funken im tollen Wirbel, daß e» wie ein Hexensabbath anzuschauen ist. „Der Brand mußte schon gewaltige Dimensionen ange nommen haben, denn ein heißer Luslstrom dringt un» bereit» drunten bei den letzten Häusern am Waldbach entgegen. Endlich biegen wir um die Ecke, die Pferde scheuen auf, bleiben zitternd stehen — wir weichen geblendet zurück. Ein glühen de« Feuermecr gähnt un« entgegen, thurmhoch schlagen die Flammen zum Himmel und mit prasselndem Geräusch schmilzt jene breite Masse von Hölzern, die ich mit so viel Arbeit aufgerichtet, zu feuriger Lohe hin, nicht« zurücklassend, al« eine Säule schwarzen Rauches, die den Himmel über meinem Haupt wie mit einem Feucrtuch überzog. Hier war nicht mehr zu retten, müßig umstanden wir da« grausige Schauspiel. Die herauskommende Sonne beschien einen wüsten Aschen hausen " Der Baron hielt erregt inne. Alle Schrecken jener Nacht schienen wieder in ihm lebendig geworden zu sein. „Die Mühle und die Holzvorräthc waren nicht versichert?" fragte ich nach einer Weile. „Die Mühle wohl — jedoch nur mit einer geringen Summe. Die Hölzer nicht!" „Aus diesem Grunde vermutheten Sie sogleich, daß eine Brandstiftung vorlicgen müsse?" „O nein, durchaus nicht! Damals lag mir der Gedanke daran so fern, daß ich nicht im Traume daraus gekommen wäre!" „Trotz der vorhergehenden Ereignisse? Und trotzdem Sic sich — wie ich anzunehmen geneigt bin — bei Ihren Dorf bewohnern und Untergebenen nicht besonderer Sympathien zu erfreuen haben?" „Gewiß nicht! Da» Verbrechen erschien mir al» ein so ungeheuere», daß ich e« nicht glauben konnte —" „Der Bruder de« von Ihnen in» Gefängniß gebrachten Wilderers könne c» begangen haben?" „Nein, nein, sicher nicht! Erst nach dem zweiten Vorfall gleicher Art schien e» in mir aufzudämmern, daß jenem ersten Ercigniß ein Racheakt gegen mich zu Grunde liegen konnte!" „Und Ihr Verdacht fiel naturgemäß sogleich auf Franz Larssen?" „Ja! — Aber gleich darauf ward e» zur Gewißheit, daß er der Thiiter nicht gewesen sein konnte, da er zur Zeit der Entstehung de» Brande» in einem Nachbardors zur Kirch weih war!" „Sonderbar! — Und wie, und wo da» Feuer ausge kommen ist, ist auch nicht aufgeklärt worden?" „Nein! Der Mühlenderwalter, der mit seiner Familie in dem nach vorn herau» gelegenen Giebelzimmer schlief, ist durch da« Klirren einer Fensterscheibe seiner Kammer erwacht. Ein von außen dagegen fallende» Brett habe e« in lausend Scherben zertrümmert." „Und diese« Brett, meint er doch, müsse von einer Hand dirigirt worden sein?" „Er sagte au», daß er im ersten Augenblick dieser An nahme zugencigt habe. Doch fügte er stet» hinzu, daß er sich wohl auch geirrt haben könnte, da er au« tiefem Schlaf aufgeschrcckt worden sei, und seine Wahrnehmung noch im Halbschlummer gemacht habe. Da« Brett könne ebenso gut
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