Volltext Seite (XML)
Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Die am 23. und 24. Februar «r. stattgefundene Geflügel-Ausstellung kann in jeder Hin sicht al» eine wohlgelungene bezeichnet werden. Wenn inan vielleicht vorher Bedenken hegte, daß der Verein nicht allein im Stande sei, eine solche zu arrangiren, so hat die Ausstellung da» Gegeniheil bewiesen. Ausgestellt waren im Ganzen 277 Nummern, nämlich 82 St. Hühner, 5 St. Enten, 5 Nrn. Kaninchen und >85 Paar Tauben. Die Qualität der Thiere war durchweg gut zu nennen, so daß von den beiden Herren Preisrichtern Theod. Fiedler und W. Voigt, Eibenstock eine große Anzahl Preise vergeben werden konnten. ES erhielten auf: Hühner I. Preis: gesperb. Dominikaner B. Leichsen- ring, schwarze Minorka E. Preis, weiße Italiener Christian Schlesinger, Goldsprenkel Th. »Naumann, gelbe Bantam F. Männel. II. Preise: gelbe Cochin Eg. Stockburger und F. H. Seidel, gesperb. Cochin A. Süß, Helle Brahma G. Hendel, gesperb. Dominikaner V. Häcker, glattb. Langshahn G. Hendel, schwarze Spanier A. Reißmann, blaue Andalusier G. Hendel, schwarze Minorka Joh. Wucherer, rebh. Italiener E. Frieß, braune Malahen Leichsenring, Is Bleeks A. Roßenhauer, Silbersprenkel E. Genscher, schw. Bantam A. Fischer und F. Männel, Jokohama Ed. Lenk. Enten II. Preise: weiße Peking A. Fischer und Th. Naumann. Kaninchen II. Preise: bclg. Riesen E. Genscher und Stockburger. Tauben I. Preise: schwarze Modeneser G. Hendel, gelbe Strasser R. Unger, weiße Pfautaubcn A. Fischer, Schwarzflügel R. Lorenz, schw. Weißschwänze Ed. Krauß. II. Preise: schwarze Modeneser M. Flach, blaue Straffer R. Lorenz, weiße Brünner (Kröpfer) R. Unger und G. Hendel, Schmalkaldner Mohrenköpse Ed. Krauß, weiße Pfau tauben A. Fischer, chincs. Mövchen R. Lißncr, Tümniler Fr. Männel, weiß gcsch. Trommler L. Neumann, gclbge- mönchte Perrücken Ed. Lenk, Ichwarzflügcl und Blauflügel R. Lorenz, Schildlauben L. Neumann, Gelbschnippen Ed. Krauß, weiße Bagdetten G. Hendel. Lobende Anerkennung erhielten außerdem 63 Nummern. — Johanngeorgenstadt, 2l. Februar. Für die Beerdigung von Dissidenten auf hiesigem parochialcn Friedhose hat der Kirchcnvorstand eine Ordnung ausgestellt, die auch von der Kircheninspection genehmigt worden ist. Solche Beerdigungen finden stet« im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr früh statt. Ein Anspruch aus geistliche Assistenz, Glockengeläude oder sonstige Feierlichkeiten der evangelisch-lutherischen Landeskirche steht den Dissidenten in keinem Falle zu. Für die Dissidenten können nur einfache Gräber beansprucht werden; gelöste Stellen oder Erbbegräb nisse werden in solchen Fällen nicht abgegeben. An Gebühren ist ohne Ausnahme eine Erhöhung von 10 Proc. zu bezahlen. Reden am Grabe unterliegen der Genehmigung des OrtSpfarrerS. — Dresden. Von Zeit zu Zeit tauchen in der Presse Nachrichten von Millionenerbschasten auf, die in Ame rika oder in Holland anzutreten seien, wenn nur die Erben ausfindig gemacht werden könnten. Fast immer entpuppen sich diese Erzählungen aber hinterher al» Erfindungen. Daß aber herrenlose Millionen doch Vorkommen, ergiebt sich au» nachstehender Miltheilung, die auf amtlicher Kundgebung be ruht und auch insofern den bi« jetzt noch unbekannten Erben angenehm klingen wird, al« die Million, die nicht untcrgebracht werden kann, sich unter der Obhut eine» deutschen Gerichte», und zwar de« Amtsgerichte« in Dresden befindet. In Dres den ist am 18. Dczbr. 1893 eine Wittwe Honorata Schonert, geb. Szczepkowska, gestorben; es werden jetzt deren noch vor handene unbekannte Erben gesucht. Frau Schonert war 1818 in Posen al« die Tochter eine« 1848 dort gestorbenen Semi narlehrcr« Szczepkowska geboren; ihre Mutter, geb. March- Wika, später wieder verehelichte Szefser, ist angeblich 1856 oder 1857 in Gnescn gestorben. Wer auf die Million An spruch machen will, muß sich spätesten» in dem am 8. Juli dieses Jahre« bei dem Amtsgerichte in Dresden anbcraumtcn Termine melden. — Plauen i. V., 21. Februar. Ueber da« am 19. Febr. in dem westlichen Flügel der hiesigen Aktienbrauerei ausgebrochene Schadenfeuer wird folgende» nähere ge meldet: Da» Feuer griff sehr schnell um sich, wurde jedoch durch eigene Hilfe und die der freiwilligen und Pflichtfeuer- wchr nach mehrstündiger angestrengter Thätigkcit lokalisirt. Abgebrannt ist da« etwa 40 m lange Gebäude, in welchem sich die Böttcherei, die Remise und die Wohnungen für die Braucrburschcn befunden halten. Der Wind trieb da« Feuer meer nach dem neuen großen Flügel der Brauerei an der Nordseite, welcher au« dem Vorkellcr, den Lagerkcllern, dem MaschinenhauS und dem Kühlschiffgebäudc besteht, e« fand aber hartnäckigen Widerstand an der hohen Brandmauer de» Kühlschiffgebäude«. Der Betrieb der Brauerei ist erfreulicher Weise in keiner Weise gestört. Der durch den Brand verur sachte Schaven ist durch Versicherung gedeckt. — Bautzen. Wegen Bicrpanscherei wurden die Pächterin de« Hotel« »zum Markgrafen" hier, Frau Caroline Auguste Schwaiger, und deren Ehemann, der Geschäftsführer Karl Otto Schwaiger, zu je 2 Wochen Gefängniß und je 100 Mark Geldstrafe von der l. Strafkammer de« königl. Landgericht« hier veruriheilt. Auch wurde die Veröffentlich ung de« Urthcil« angcordnct. — Freiberg, 20. Februar. Gestern Morgen wurde ein vierzehnjähriger Schulknabe zur Wache gebracht, der in dem Abort eine« Borstadt-Rcstaurant» die Nacht über zu gebracht hatte. Der Junge gab an, daß er Bernhard Arthur Themmler heiße und au» Lichtenstein stamme, von wo er zu Fuß aufgebrochen sei, um nach Dresden zu wandern. Der Junge, der vor Frost zitterte, erzählte Weiler, daß er seinen Baler, einen Weber in Lichtenstein, au« Furcht vor Strafe, weil er drei Mark verloren habe, verlassen hat. Hungrig und müde, ohne einen Pfennig Geld ist der Knabe gestern Abend l l Uhr in Freiberg angelangt und wurde, wie oben erwähnt, gestern Morgen um 7 Uhr gefunden. — Scdneeberg, 21. Febr. Der unter dem Protek torate Sr. Majestät de« König» stehende Wettinschützcn- hund hält vom >3.-18. Juni d. I. in hiesiger Stadt sein Bunde«schießen ab. Da» Ehrenpräsidium haben Herr Bürgermeister vr. von Weydt und Herr Kemmer,ienrath Stadtrath vr. Geitner übernommen. Mit den Vorbereitungen für da« Bunde«ichießen ward bereit« begonnen. Ausgestellt werden l 1 Stanvscheiben (t 75 w), 5 Feldscheiben (300 m) und ein Thontaubenstand. Größere Ehrengaben sind theil« schon gestiftet, theil« in sichere Aussicht gestellt worden. — Aue, 21. Februar. Die Königl. Ersatzkommission de« Au«hebung»bezirke» Schneeberg hat dem hiesigen Stadt- rathe mitgetheilt, daß in Aue eine Ausheb ungSstation errichtet werden wird. — Aue. Da» vor drei Wochen aus Abbruch an Bau unternehmer Schwarz hier vergebene alte Kirchengebäudc ist bereit« nicdergelegt und e« ist nunmehr inmitten der Stadt ein großer freier Platz gewonnen worden, der, wie verlautet, seilen» der Stadtgemeinde für ein in Aue zu er richtende« Amtsgericht erworben werden dürfte. — Markneukirchen, 22. Februar. Ein vom Vieh markte zu A. heimkehrender Gutsbesitzer band einen eben er standenen werthvollen Zugochsen im Hose der Gastwirth- schaft zu R. fest und stärkte sich dann mit Speise und Trank, vielleicht etwa« länger, als unbedingt nothwendig gewesen wäre. Al« er dann mit seinem vierbeinigen Gefährten fürbaß ziehen wollte, war dieser verschwunden. Nachforschungen er gaben, daß der Geselle de« Wirth» - Fleischers kurz vor der Einkehr de« Viehmarlt«-Fieranten Auftrag erhalten hatte, einen im Stalle stehenden Ochsen zu schlachten; er hatte ge glaubt, der Meister selbst habe ihm den dem Tode Geweihten im Hofe bereitgcstellt und hatte daher den Fremdling, der den Jrrthum leider nicht aufzuklären vermochte, in» Jenseits befördert. Alu« vergangen«»: Zett — für unsere Zett. Vor 25 Jahren. (Nachdruck verboten.) Versailles, 25. Februar 1871. Das neue Ministerium hat in Paris nicht besonders gefallen; ebenso gefiel das gestern erwähnte Schreiben Trochus nicht. Wenn man auch keineswegs sehr zufrieden ist, daß die Deutschen einrücken wollen, so findet man es doch höchst lächerlich, daß der so tief gefallene Gouverneur von Paris sein Ehren wort, nie zu kapituliren, dadurch zu retten sucht, daß er verlangt, die Pariser möchten gestatten, daß die Deutschen offene Thyre einrennen, weil es dadurch doch noch zu schrecklichen Dingen für Paris kommen könnte. Aus Versailles wird über Saarbrücken vom 24. ds. gemeldet: Es sind alle Anordnungen getroffen, um den Einzug der deutschen Truppen in Paris am 26. erfolgen zu lassen. Auch die Besetzung der Vorstädte Belleville und Billette sei in Aussicht genommen. In einigen Tagen werde dann eine große Parade vor dem deutschen Kaiser statt finden. Bordeaux, 25. Februar 1871. Die Sitzung der französischen Nationalversammlung, in welcher derselben die Friedensbedingungen aus Paris mitgetheilt werden sollen, dürfte Sonntag, den 26. dS., stattfinden. — Dem Journal de Bordeaux zufolge wird der Marschall Bazaine nach der Unterzeichnung des Friedens in Bordeaux erwartet, um Rechenschaft abzulegen. Stuttgart, 25. Februar 1871. Der König von Württemberg ist am 24. in das Hauptquartier nach Versailles gereist ; er wird vor dem 5. März in Stuttgart nicht zurück erwartet. 185. Depesche vom Kriegsschauplatz. Versailles, den 26. Februar. Der Kaiserin-Königin in Berlin. Mit tiefbewegtem Herzen, mit Dankbarkeit gegen Gottes Gnade zeige Ich Dir an, daß soeben die Friedens-Präliminarien unter zeichnet sind. Nun ist noch die Einwilligung der National-Versammlung in Bordeaux abzuwarten. Wilhelm. 186. Depesche. Die Friedens-Präliminarien enthalten: die Abtretung von Elsaß außer Belfort, von Deutsch-Lothringen einschließlich Metz; eine Contri- bution von 5 Milliarden wird in 3 Jahren gezahlt, und so lange bleiben Theile Frankreichs außerhalb der neuen Grenzen besetzt. Berlin, den 27. Februar 1871. Königl Polizei-Präsidium, v. Wurmb. Schloß Kasselörink. !4. Fortsetzung.) Ein AuSvruck der innersten Ueberzeugung malle sich auf dem Antlitz de« Baron« al« er zur Antwort gab: »Ja, e« muß noch eine andere Person existiren, welche e« sich zur Ausgabe gestellt, mich zu verderben, welche im Hinterhalt lauernd mir den Boden unter den Füßen sortzieht, den Wohl stand meine« Hause« Schritt für Schritt untergräbt, die aus meinen gänzlichen Ruin hinarbeitet, und die ihr Ziel erreichen wird, wenn sich die fürchterlichen Ereignisse der letzten Zeit nochmal« wiederholen! Deshalb kam ich ja zu Ihnen, mein Herr, deshalb bitte ich Sie flehend, all- ihre Thatkrast aus- zubieten, jenen unsichtbaren, unerfindlichen Feind ausfindig zu machen, der alle meine Handlungen zu überwachen scheint, der mir beständig aus allen Gebieten, in allen Unternehm ungen, durch Verluste an Geld und' Gut seine Existenz verräth und dessen Person ich doch nicht an« Licht de« Tage« zu bringen vermochte. Daß dieser im Dunkeln schleichende Ver brecher wiederum bei dem gestrigen Brande, dem mein schöne« Vorwerk zum Opfer fiel, seine Hand im Spiele hatte, ist mir nur zu klar!" „Wann brach diese« Feuer au«?" „Um zwei Uhr in der Nacht!" „Wo entstand dasselbe?" „Im Heuboden, über den Stallungen, und zu gleicher Zeit vorn im Wohnhause, an der Seite, die nach dem Obst garten gelegen ist, und wo man von außen einen Holzvcr- schlag angebracht!" „Da« ganze Gehöft ist nicdergebrannl?" „Ja — und zwölf meiner besten Kühe, vier meiner wcrthvollsten Pferde sind in den Ställen erstickt!" „Ein Menschenleben ist nicht zu beklagen?" „Nein! Der Oberknecht, der mit Weib und Kindern vorn im Wohnhause, in einer Kammer de« ersten Stocke«, schlief, ist wiederum durch da» Klirren einer Fensterscheibe erweckt worden. Dadurch sand er Zeit, alle Bewohner de« Hauses au« dem Schlafe zu rütteln." ,E« wurde wieder ein Brett gegen da« Kammersenster geschleudert?" „Nein, diesmal flog ein Stein durch die Scheiben in» Zimmer!" »Da« Vorwerk war versichert?" „Ja — aber nicht da« gesammte tobte und lebende In ventars" „Die Brüder Larssen, wo waren sie in dieser Nacht?" „Aus dem Tanzboden im Dors. E« war ja die Nacht vom Sonntag zum Montag. Clemen« fand ich bei meiner Ankunft auf der Brandstätte vor, wo er mit lachendem Ge sicht da« ZerstörungSwerk de« Feuer« beobachtete. Seine verstümmelten Hände hatte er in die Hosentasche vergraben, in den Zähnen hielt er seine kurze, qualmende Pfeife, während sein Bruder Franz sich rüstig bei den Löscharbeiten bctheiligte, um dafür von ihm grobe Ipoltworte einzuheimsen!" „Benachrichtigten Sie die Gerichte? Ist die Untersuchung eingeleitet, der Thatdesland ausgenommen?" .Alle« ist geschehen! Doch nirgend« fand sich ein greif barer Anhaltspunkt, um dem Verbrecher aus die Spur zu kommen!" „Befindet sich die Brandstelle noch in dem Zustand, wie nach der Ablöschung?" „Man ist bereit« mit den AufrLumungSarbeiten beschäftigt." Nach kurzer Pause fuhr ich in meiner Fragestellung fort: „Existirt in Haffelbrink irgend eine Person — denken Sie genau nach —, die Sie zu irgend einer Zeit, bei irgend welcher Gelegenheit schwer gekränkt, beleidigt haben." „Da« ganze Bauernvolk mag mich wohl nicht — ich besitze leider da« Talent nicht, mich bei den Leuten populär zu machen. Aber wissentlich gekränkt, beleidigt habe ich keinen Menschen." „Haben Sie auch keinen Feind in Ihren eigenen vier Wänden?" „In meinem Hause? Nein, sicher nicht!" „Wer wohnt außer Ihnen im Schlosse?" „Meine Gemahlin, mein Sohn — er stand bei der Garde — hat aber Urlaub genommen, um seine etwa» an- griffcne Gesundheit zu kräftigen. Dann meine Tochter; ab und zu ein Vetter meiner Frau, mein Verwalter Ewald Drosscn und der Schreiber Klau« Weber." „Was sind die beiden zuletzt Genannten für Leute?" „Ewald Drosselt ist der Sohn eine- Gärtner», der auf dem Gut meine- Onkel« diente. Der junge Mann hat sich au« den kleinsten Verhältnissen zu seiner jetzigen, verantwort lichen und wichtigen L-tellung heraufgearbeitet. Er ist treu und gewissenhaft, dabei umsichtig und thatkrästig, so daß er mein volle« Vertrauen besitzt. Der Schreiber Klau« Weber ist au« dem Holsteinischen gebürtig. Er kam au« dem Städt chen S. zu mir herüber, und ist nun schon drei volle Jahre in meinem Hause. Er ist ein stiller, einseitiger Mensch, der wie ein Automat seine Schreibereien erledigt, dabei aber sehr gewissenhaft und pünktlich auf seinen Dienst paßt. Er hat nebenbei einen Theil der WirthschaftSbücher zu führen, und benutzt seine wenigen freien Stunden dazu, um Sammlungen von Käsern und Schmetterlingen anzulegen, die er dann nach den umliegenden Städten verkauft und so seinen bescheidenen Gehalt um ein Geringe« aufzubessern sucht. — Außer dem Inspektor, einigen alten erprobten Dienern und Dienerinnen, dem Gärtner und dem Wächter de« Park« wüßte ich Niemand mehr zu nennen, der mit unter meinem Dache weilt." „Gut. — Sie hätten mir auch sonst keine weiteren Mit theilungen zu machen?" „Ich wüßte nicht« mehr, wa« Ihnen zur Aufhellung der räthsclhaften Vorgänge in Haffelbrink dienen könnte!" „So werde ich also nun auf meine eigenen Wahrnehm ungen angewiesen sein, und werde zu diesem Zweck in drei Tagen auf Schloß Haffelbrink eintreffen!" „Warum erst in drei Tagen? Warum nicht früher? Nicht gleich?" „Weil ich nicht al« Kriminalbeamter zu Ihnen kommen werde, sondern in der Eigenschaft eine« Käufer« Ihrer Be sitzung!" „Wie?" „Die Sie, der mißlichen Verhältnisse halber zu verkaufen gesonnen sind. Nur unter dieser unauffälligen Maske werde ich bei meinen Beobachtungen und Erhebungen freie« Spiel haben. — Sollten Sie gegen diesen Plan Bedenken hegen?" „O nein, durchaus nicht. Er hat meinen vollen Beifall. — Aber meine nächsten Angehörigen werde ich doch wohl mit in« Vertrauen ziehen müssen!" „Nur unter der Bedingung, daß sie unverbrüchliche» Schweigen geloben." „Seien Sie dessen versichert! — Ich erwarte Sie also. — Gebe Gott, daß e« Ihnen gelingt, mir meine Ruhe wieder zu verschaffen!" „Hoffen wir da» Beste!" II. Ein schneidender, kalter Wind peitschte mir in da» Ge sicht, al« ich, in einer offenen Kalesche sitzend, auf der gut gepflegten Chaussee, die von der Garnisonstadt S. nach Hassel- brink führt, dahinrollte. Ich hatte da« Anerbieten de» Baron», der mir einen seiner Wagen zum Bahnhof schicken wollte, ausgeschlagen, und mir in S. selbst ein Gefährt gemiethet. So konnte bei meiner Ankunft in Haffelbrink unmöglich irgend Jemand aus den Gedanken kommen, daß mein Erscheinen vorher mit dem Baron vereinbart war. Ich kam lediglich infolge der von dem Baron in der „Kreis-Zeitung" veröffent lichten Notiz, seinen GutS-Verkaus betreffend, und hatte somit als eventueller Käufer da» Recht, mir über die internsten Verhältnisse der Besitzung an Ort und Stelle Aufklärung zu verschaffen. Durch die eingehenden Schilderungen de» Herrn von Haffelbrink war mir die Gegend, die ich durchfuhr, schon völlig vertraut geworden. Jetzt tauchte vor mir der erste Pachthos aus. Nicht weit davon, schon am Fuße der sanft aufsteigenden Anhöhe, bemerkte ich den Schutthaufen de» in Flammen aufgegangenen Vorwerks. Einige alte Frauen und eine ganze Horde Kinder umstanden die schwarzen Trümmer de« weit ausgedehnten Gebäudekomplexe». Laute» Geschrei und Gezänk erschallte, wenn zwischen den verkohlten Holzüber resten noch ein Halbweg» brauchbarer Ballen zum Vorschein kam und jeder der Umstehenden da» erste Anrecht darauf mit erhobener Stimme geltend machte. E« sah dann au», al» ob eine Schaar Krähen sich den Besitz eine» verendeten Stück Wilde» streitig machte. Ich ließ den Wagen halten. Mein Auge war den Au»- dehnungen de« Walde» gefolgt, die sich bi« unmittelbar an da» vor mir liegende Gehöft erstreckten. Der Brandstifter hätte somit selbst am Hellen Tage ungesehen bi» zum Schau platz seine» Verbrechen« gelangen können. Die gleichen, gün stigen Vorbedingniffe standen seinem Vorhaben bei der Schnei demühle zur Seite. Diese lag unweit de» Vorwerk« ganz im Walde versteckt. „Wa» ist hier geschehen?" fragte ich den Kutscher, der, wie ich au» seinen früheren Reden entnommen, au» Hassel- brink gebürtig war. „Gebrannt hat'«, Herr!" erwiderte der Gefragte mit einem beinahe humoristisch zu nennenden Au«druck in seiner Stimme. „Man spielt hier im Ort dem Herrn Baron übel mit! Da» Vorwerk da soll angezündet sein. Ebenso wie jüngst die Schneidemühle und die Kornseime. Aber Niemand weiß, wer e» gethan hat. Und wie e» scheint, wird e« wohl auch niemal» herau»kommen! Hahaha I Ich glaube, selbst wenn die Bauern wüßten, wer der Thäter ist, sie würden ihn doch nicht verrathen!" Au» purer B°»heit gegen die Gut»herrschaft!"