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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 22.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189602224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18960222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18960222
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-22
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Monat
1896-02
-
Jahr
1896
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ein 26jähriger Maurer seine in einer an der Blumenstraße gelegenen Fabrik beschäftigte Geliebte durch einen Stich in die Herzgegend zu tödten versucht. Der Genannte wurde sofort nach der Thal festgcnoinmen. Ueber diesen Mordver such werden folgende Einzelheiten mitgetheilt: Die Winkler hatte schon seit einigen Jahren ein intime« Bcrhältniß mit dem Maurer Schmutzler, hatte jedoch in letzter Zeit mit ihm gebrochen, weil er infolge seiner Rohheft allerlei Konflikte gehabt und auch Strafen erlitten hatte. Gestern Nachmittag kam nun Schmutzler, der sich immer noch bemühte, da« Mädchen wieder umzustimmen, in die Fabrik aus der Blumen straße, wo jene beschäftigt ist, und ließ sie veranlassen, auf eine Minute zu ihm in den Hof zu kommen. Al« die Winkler kam, trat er mit einer offenen Flasche in der Hand auf sie zu. In dieser Flasche befand sich, wie nachträglich festgcstellt wurde, scharfe Salzsäure. Da« Mädchen ahnte so fort, daß Schmutzler ein Attentat gegen sic vorhabe, und wendete sich zur Flucht. Schmutzler hielt sic jedoch fest, rang mit ihr und hatte plötzlich ein ausgeklapptes Taschen messer in der rechten Hand. Damit stach er nach ihrer Brust. Zum Glück prallte der Stich an einem Korsetstab ab, sodaß seine Wucht sehr gemindert wurde. Immerhin drang er jedoch in der Magengegend in den Körper ein und er zeugte eine ziemlich tiefe, heftig blutende Wunde, die jedoch nicht lebensgefährlich sein soll. Da« Mädchen mußte sich in ärztliche Behandlung begeben, befindet sich jedoch zu Hause. Schmutzler benahm sich, al« er durch einen herbeigerufencn Schutzmann arretirt werden sollte, wie ein Rasender. Er konnte nur durch das thatkrästigc Eingreifen einiger Arbeiter gebändigt werden. Man mußte ihn schließlich auf einen Handwagen binden, um ihn sortzubringen. Dabei brüllte er fortgesetzt au« vollem Halse, sodaß die Leute von allen Seiten zusammenliefen. — Auerbach i. B. Am >7. Febr. hat beim hiesigen königlichen Seminar der Unterricht wieder begonnen. Nur wenige Seminaristen sind e«, die, durch Krankheit verhindert, der Anstalt noch fern bleiben müssen. — Adorf, 2V. Februar. Eine Petition de« Jagdschutz verein« für da« obere Vogtland erbitte« von der Zweiten Kammer de« sächsischen Landtage« da« völlige Verbot de« Jagen« am Sonntage. E« wird in der Begründung diese« Gesuches au-geführt, daß schon die Zersplitterung der Reviere in kleine Gemeindebezirke und die kurze Dauer der Jagdpachtverträge, noch mehr aber die Jagd an Sonn- und Festtagen eine Ausbeutung der Reviere herbeigeführt hat, die dem durch die Gesetzgebung beabsichtigten Jagdschutze widerspricht. Die Petenten weisen ferner darauf hin, daß der kirchliche Sinn der Landbevölkerung leidet und die Sonn tagsruhe-Bestimmungen illusorisch gemacht werden, wenn die Sonntagsjäger sich in den dörflichen Jagdgründen an Sonn- und Festtagen breitmachen; weiter fällt e« schwer in die Waagschale, daß die Sonntagsjäger fast ausnahmslos unge übte und im Umgänge mit Schußwaffen unersahrene Leute find, sodaß durch Fernhalten derselben von den Revieren so mancher Jagdunsall vermieden werden dürfte. — Lauen st ein, 17. Februar. Der allgemein geach tete und beliebte gräfliche Rcvierförster und Rendant E. Hau« Wald ist erschossen im Walde aufgefunden worden. Mit zwei Bekannten hatte er am gestrigen Tage eine Schnee- schuhparthie unternommen und war höchstwahrscheinlich in« Rutschen gekommen und auf die Flinte gestürzt, die sich Lurch Len Fall entladen und ihn sofort getödtet hat, während die zwei Bekannten ahnungslos weiter nach Hause zu gegangen sind. Erst am heutigen Morgen ist man, da sein Ausbleiben ausfiel, auf die Suche gegangen und hat den so jäh au« dem Leben Gerissenen, der im 31. Jahre stand, ausgcfunden. Aus vergangener Zeit — für unser« Zett. Vor 25 Jahren. (Nachdruck verbot«,.) Bremen, 22. Februar 1871. Dem Senate ist die offizielle Mit» theilung zugegangen, daß in Orleans 70 bisher gefangen gehaltene deutsche Schiffskapitäne eingetroffen sind, welche ihre Reise nach Deutsch land unverzüglich fortsetzen werden. Versailles, 22. Februar 1871. Infolge der gestern hier zwischen dem Grafen Bismarck und Herrn Thiers stattgehabten Verhandlungen, in deren Verlauf sich der Bundeskanzler mehrmals zum Kaiser begab, ist der Waffenstillstand einstweilen um 2 Tage, also bis zum 26. Februar Abends verlängert worden. Versailles, 22. Februar 1871. Der hiesige „Moniteur offiziel" hat bereits zum zweiten Male die Pariser Presse gewarnt, von ihren zügellosen Angriffen gegen Deutschland abzustehen. Versailles, 23. Februar 1871. Die neugewählte französische Regierung, mit Thiers an der Spitze, ist, nach einer Mittheilung deS französischen Ministers des Innern an die Präfekten, nun von allen Mächten mit Ausnahme Griechenlands anerkannt worden, und auch dessen Anerkennung werde in Kurzem erfolgen. Die „Times" meldet vom 22., daß Kaiser Wilhelm ThierS und General Chanzy in Versailles empfangen hat; Thiers besuchte später auch den Kronprinzen. Der Friede werde so gut wie abgeschloffen be trachtet und als Tag deS Einzuges der Deutschen in Pari- immer noch der 26. Februar bezeichnet. — Das Journal de Bordeaux meldet ebenfalls, der Friede sei so gut wie unterzeichnet, die nationale Ehre vollständig gewahrt und die Frage wegen der Gebietsabtretung bereits definitiv in einem den französischen Interessen möglichst günstigen Sinne erledigt. Berlin, 24. Februar 1871. Während die Herren Franzosen für sich daS Recht eines „militärischen Spazierganges nach Berlin" in An spruch nahmen, erklären sie nun, nachdem sie in dem unS so frevelhaft aufgezwungenen Kriege in noch nie dagewesener Weise gedemüthigt wor den find, den beabsichtigten Durchmarsch der Deutschen durch Paris für einen unerhörten Gewaltakt. In einem Briefe General Trochus heißt eS z. B.: „Nach der Konvention, welche nur der Hunger diktiren konnte, wollte der Feind die militärische Ehre von Paris respektiren und die Trauer der Bevölkerung achten. Der Feind hat die Enceinte nicht ge nommen, die detachirten Forts nicht erstürmt und das äußere Verthei- digungssvstem nicht nehmen können. Wenn die Deutschen einzuziehen versuchen, sollten sie auch allein das Odium der Verantwortlichkeit für diesen Gewaltakt tragen. Mit einem feierlichen Protest sollte die Stadt ihre Thore schließen und eS dem Feinde überlassen, dieselben mit seinen Geschützen wieder zu öffnen. Das entwaffnete Paris kann der Geschichte das Urtheil über ein solches Verfahren überlassen." Prämiirungs-Bcricht zur 28. allgemeinen Oellüges-Luölielluag »es Äelliigel- züchter-Mereins Eibenstock vom II. bi» 13. Januar 1806. Die Ausstellung umfaßte in der PrämiirungSkiasse 68 Stämme Hühner, 3 Stämme Enten und 132 Paar Tauben, in der Verkauf-klasse 122 Nummern Hühner und Tauben, im Ganzen 32ö Nummern. Al« Preisrichter fungirten: Herr Rudolph Kramer Dres den für Hühner und Wassergeflügel. Herr August Neubert Döbeln für Tauben. VereinSchrenpreise erhielten: (für Hühner) Herr Alban Seidel Eibenstock auf weiße Italiener und Thüringer BauS bäckchen, (für Tauben) Herr F. W. Voigt Eibenstock aus Weißsckwänze. Verein-Preise wurden folgenden Herren zuertannt: I. Preise für Hühner. Herm. Wadewitz Kalthausen auf gesperbertc Plymouth-Nocks. Ernst Wunderlich Mark neukirchen auf gold. Wyandotte». F. W. Voigt Eibenstock auf schwarze Holländer (Weißhauben). Alban Seidel Eiben stock auf weiße Italiener und Thüringer BauSbäckchen. II. Preise. Carl Tippmar Oberlungwitz auf rebhuhnf. Eochin. Ernst Stoll Markneukirchen auf dunkle Brahma. Herm. Wadewitz Kaithauscn aus Helle Brahma. Emil Hof mann Burgstädt aus gesperberte Plhmouth-Rock«. Ernst Schmidt Eibenstock auf schwarze Minorka. Robert Kirsten Aue auf rebhuhnf. Italiener. Herm. Drechsler Eibenstock aus de-gl. F. E. Reichel Markneukirchen aus Hamburger Schwarz lack. Herm. Gottwald Bahnhof Eibenstock aus Hamburger Goldsprenkel. I. Preise für Tauben. Ernst Schmidt Eibenstock auf Schwarzflügel. Heinrich Windisch Wiesenburg aus Blau flügel. F. W. Voigt Eibenstock auf schwarze Weißschwänze. Ewald Spengler Markneukirchen auf Ei-tauben und weiße Trommeltauben. Albin Aurich Mittclvorf aus weiße deutsche Mövchen. Oskar Arnold SeiferSdorf auf Gimpeltauben. Al ban Seidel Eibenstock auf gelbe Strasser. Fritz Thomaüc Chemnitz auf schwarze Carrier. W. Roscher Ehrenfrieders dorf auf blaue Malteser. II. Preise. Ernst Schmidt Eibenstock aus Schwarz flügel. Theodor Fiedler Eibenstock aus Rothflügel. Carl Tippmar Oberlungwitz aus blaue Schwalben. F. W. Voigt Eibenstock aus röche, gelbe und schwarze Weißschwänze. Carl Scheiter Niederwürschnitz auf schwarze Weißschwänze. Felix Reiß Eibenstock auf blaue Weißschwänze und Schmalkaldner Mohrenköpse. Albin Reinhold Mitteldorf aus blaue hohlige Weißschwänze. Rudolph Cernh Stanislav in Galizien auf weiße chinesische Mövchen. Reimund Enzmann Eibenstock auf rothe und schwarze Bärtchentümmler. Emil Hofmann Burg städt auf Brander Tümmler. Oskar Arnold SeiferSdorf aus Gimpeltauben. Max Dressel Markneukirchen auf weiße Trommeltauben. Alban Männel Eibenstock auf schwarze Carrier und schwarze Brünner Kröpser. Fritz Thomallc Chemnitz auf blaue Carrier. Hugo Rother Thalheim auf Weiße Brünner Kröpfer. W. Roscher Ehrenfriedersdorf auf weiße Malteser. Herm. Braun Markneukirchen aus Luchstauben. Außerdem wurden noch 78 lobende Anerkennungen für Hühner und Tauben zuerkannt. Wir wollen nicht verfehlen, zu bemerken, daß die Thiere in der PrämiirungSkiasse quali tativ gut waren und manche Thiere mit einem geringen oder gar keinen Preis sich begnügen mußten. Kchtoß Kaffelörink. <s. Forti-,ung.) „Ich glaubte jenem Unglücksboten da« Wort im Munde ersticken machen zu müssen! Ich renne hinauf zur Rampe de« Schlosses. Dort steht, einer Bildsäule gleich, meine Tochter, ihr Haar hat sich ausgelöst und der Wind treibt eS im wilden Spiel um ihre Schläfen. „Vater, die Kornfeimen stehen in Flammen!' rüst auch sie mir zu. „Ein Blitz hat sie ent zündet!" „Ein Blitz", schrie ich auf. „Nein, eine schurkische Hand!" „Ja, Du hast recht," tönt e« bestätigend von den Lippen meines Weibe«, das Lurch die Schreckensrufe der Dienerinnen, die au« allen Etagen de« Schlosser zusammengelaufen kommen, herbeigerufen wurde. Und gleichsam al« wolle noch der Himmel den Worten meiner Frau eine Bekräftigung geben, rollt mit fürchterlichem Getöse der Donner hernieder und ein greller Blitz zuckt auf, daß sie, ausschreckend, lautlos zur Erde niederstakt. Man bringt sic zurück in« Hau«. Un schlüssig, wa« ich zu beginnen habe, folge ich ihr nach, wie im Traum wandelnd, und doch wiederum mit allen meinen Gedanken dort unten in der Niederung weilend, wo meine ganze Ernte, der Ertrag so vieler Mühen, in Feuer aufgcht. Nach wenigen Sekunden, die mir wie Jahre vorkommen, er holt meine Frau sich — ich stürze hinaus, ein Reiter sprengt in den Schloßhos. ES ist mein Verwalter. Die Knechte sind drüben in W. geblieben. Er ist trotz de« Sturme- herüber geritten, mir zu melden, daß man noch bei Zeiten einen Unter stand gefunden. Unweit de« Dorfe» hat er ebenfalls den Feuerschein wahrgenommen und beorderte deshalb sogleich die Bauern zur Löscharbcit. „ES wird leider Alle» vergeblich sein!" Da» ist da» erste, wa» er mir zuruft. Dennoch eile ich mit ihm fort. Inzwischen hat sich da» Gewitter entladen. In Strömen prasselt der Regen hernieder. Stumm, lautlo», zogen wir aus unfern Pferden den mit Haken und Stangen versehenen Bauern »orau», in die Hohlwege hinein. Wie eine frohe Hoffnung durchzuckt mich der Gedanke, daß der Regen da« Feuer verlöschen müsse, ich somit vielleicht noch einen Theil meiner Ernte zu reiten im Stande sei. Jawohl! — Einen verkohlten, glimmenden Haufen Stroh fand ich noch an; nicht der Mühe werth, ihn mit einem Besen zusammen zufegen, und den Pferden al« Streu unterzuwerfen. „Wie ich nun verzweifelnd dastand, mit dem Schicksal grollend und die Hand verfluchend, die mir diese Wunde geschlagen — denn daß die Feime nicht durch einen Blitz entzündet, war zur felsenfesten Gewißheit in mir geworden — erblicke ich neben mir da» schadenfrohe, zu einem höhnischen Grinsen verzerrte Antlitz Clemen« Larssen». Er war e«, er und kein Anderer, der da» Getreide entzündete, flüsterte mir eine innere Stimme zu, und meiner nicht mächtig, will ich auf ihn zu, um ihn mit meinen Händen zu erwürgen. Doch mein Verwalter fällt mir in den Arm, mir so die Besinn ung wiedergebend. „Nehmt diesen Burschen fest!" rufe ich den Bauern zu, „schleppt ihn auf» Amt, durchsucht ihm die Taschen!" „Ich werde dafür sorgen, daß man ihn gründlich in» Verhör nimmt!" „Die Bauern, sonst mürrisch und störrisch gegen mich, leisten meinen Befehlen augenblicklich Folge, da auch sie von der Gewalt der mich treffenden Schicksalsschläge erschüttert wurden. Zudem gilt e« ja, den allgemein verhaßten Clemen« Larssen hinter Schloß und Riegel zu bringen. Man schleppt ihn fort, visitirt seine Taschen, findet Zunder und Streich hölzer in Menge bei ihm, er selbst gesteht offen ein, daß er die Absicht gehabt, „mir etwa» am Zeuge zu flicken!" und doch bestreitet er die Feime angezündct zu haben. Auch sei ihm die Nachricht von dem Feuer nicht eher wie den andern Bauern zu Ohren gekommen. Und seine Au«sagen erweisen sich al« wahr! Sie werden unumstößlich erhärtet durch die Zeugenau«sagen meiner eigenen Leute, durch die eidliche Ver- M nchmung de« Dorfpolizisten, in dessen Gesellschaft Clemen» W den ganzen Tag im Wirthshau» verbracht, von dessen Seite M er während der letzten acht Stunden vor dem Brande nicht I gewichen ist!" „Und doch möchte ich," sagteder Beamte, „geradediese» Um- D stände« wegen behaupten, daß er um jene« Verbrechen gewußt hat. I Er hat, um jeden Verdacht von sich abzulenken, für den Tag einen W Zechkumpan gesucht, der mit gutem Gewissen beschwören konnte, D nicht von seiner Seite gekommen zu sein. Währenddem hat I aber ein Spießgeselle von Clemen» Larssen draußen die Feime D angezündct. Vielleicht war c« derselbe, der, während Clemen« I im Gcfängniß saß, dessen Racheschwur für Sic zur Wahrheit I machte und die Mühle in Flammen aufgehen ließ. Ja, man I wird am Ende nicht fehlgchen, wenn man die beiden Brand- I stiftungen seinem nächtlichen Jagdgenossen in die Schuhe I schiebt, in dessen Gesellschaft Sie ihn damal» im Walde W , überraschten und den Sie — leider nicht zu erkennen ver- W , mochten!" W i „Nein, nein, mein Herr, jener zweite Wilderer war an D z jenen Verbrechen nicht betheiligt, darauf wollte ich einen D , Eid ablegen! Und seine Unschuld lag auch wiederum klar zu W , Tage, da er sein Alibi vollständig Nachweisen konnte!" M z Ich horchte aus, fragte aber blitzschnell: „Bon wem sprechen I > Sie, Herr Baron? Ich denke. Sie haben den Wilderer damal» I j nicht erkannt, und nun erwähnen Sic ihn, als ob sic genau I , über seine Person im klaren wären?!" I j Eine plötzliche Verwirrung malte sich auf den Zügen I de« Baron». Er wollte mir antworten, aber seine Zunge W schien plötzlich nicht gehorchen zu wollen. Erst nachdem er D f einige abwehrende Handbewegungen gemacht, löste sich der D . Bann, der seine Sprache gefesselt hielt. „Bitte, mein Herr, D » verstehen Sie mich recht!" stotterte er hastig hervor. „Ich W < bemerkte ja vorhin schon, daß man in Hassclbrink allgemein behauptet, jener zweite Wilderer sei Franz Larssen gewesen. I t Deshalb bin ich schon daran gewöhnt, wenn von den nächt- N I lichen Gesellen die Rede ist, den Franz Larssen darunter gc . meint zu sehen. In diesem Sinne bitte ich also auch, meine I jetzigen Auslassungen verstehen zu wollen!" ! I Ich gab mich anscheinend mit dieser Berichtigung zufrieden, I obgleich ich schon au« de» Baron« Mittheilung die positive I I Sicherheit gewonnen zu haben glaubte, daß er jenen zweiten D I Wilderer genau erkannt habe, ihn aber nicht zur Anzeige I bringen wollte. Auch drängte sich mir die Ueberzeugung aus, D daß Herr v. Hassclbrink jenen Franz Larssen bei jeder Ge- I > legenhcit in Schutz zu nehmen suchte. Ein Umstand, der I 6 doppelt auffiel, wenn man die harten, schroffen, von glühen- I dem Haß zeugenden Aussprüche de« Baron« über den älteren Larssen dagegen in Betracht zog. Da« hochmüthige, stolze Antlitz de« vor mir Sitzenden wurde fast durch einen weichen Ausdruck verschönt, wenn von Franz Larssen die Rede war. Deshalb glaubte ich nicht zu irren, wenn ich irgend eine nähere Beziehung zwischen beiden voraussetzte, wenn ich auch augenblicklich noch völlig darüber im Unklaren war, welcher Art sie sein konnte. „Also Sie sind fest überzeugt, daß Franz Larssen nicht mit jenen Brandstiftungen in Zusammenhang steht?" sagte ich, die Unterredung auf« Neue beginnend. „ES bliebe somit nur die Annahme übrig, daß in Hassclbrink noch ein anderes Individuum vorhanden ist, das Ihren Ruin beschlossen hat." (Forls-tzung folgt.» Vermischte Nachrichten. — Falsche Silbermünzen sind noch immer vielfach im Umlauf. Bei der Filiale der Döbelner Bank in Wald heim wurden in einem vcrhältnißmäßig kurzen Zeitraum ein gefälschte» Zweimarkstück mit dem Münzzcichen -L, Jahrgang 1876, ein ebensolche« mit gleichem Münzzcichen, Jahrgang 1877, und ein falsches Markstück mit Münzzcichen I., Jahrgang 1887, angehalten. Die Falsifikate zeigen durchweg gute Präg ung; e« erfordert besondere Aufmerksamkeit, sie als solche zu erkennen. — Menschenhandel. Die „Nowoje Wremja" erzählt folgenden kulturhistorisch charakteristischen Fall. In einem Dorfe de« Bezirk« von Taganrog lebte ein armer Bauer, der eine hübsche Frau hatte. Ein benachbarter Landwirth au« der gebildeten Klasse, ein Herr CH . . ., fand an der Frau des Bauern Gefallen, wa« dem Ehemann nicht ver borgen blieb. Da dieser ein ganz armer Teufel war, so kam er auf die Idee, zur Verbesserung seiner materiellen Lage mit dem verliebten Patron ein Geschäft zu machen: er verpachtete ihm seine Frau in aller Form. Längere Zeit zahlte Herr CH ... gewissenhaft den auSbedungcnen Kausschilling, schließlich rief er aber den Bauer zu sich und machte ihm den Vorschlag, er wolle ihm seine Frau ganz abkaufen. Al« Kaufpreis bot er 30 Rubel, wogegen er sich anheischig machte, die voll ständige Verpflegung der Frau zu übernehmen. Der Bauer konnte der Aussicht, mit einem Male eine so große Summe zu erwerben, nicht widerstehen und erklärte sich prinzipiell bereit, seine Frau zu verkaufen, nur »erlangte er eine viel höhere Summe. Nach längerem Handeln wurden sie aber mit 40 Rubel (etwa 88 Mk.) handelseinig. — Solche Fälle kommen übrigen« in Rußland unter dem gewöhnlichen Volke häufiger vor, al« man glaubt. — Da« Pilsener Bier wird billiger — so lautet eine Botschaft, welche gewiß in den weitesten Kreisen der leb- ß bastcsten Sympathie sicher sein dürste. Bekanntlich ist da» Pilsener Bier da« thcuerste Bier der Welt, und wenn auch » seine Qualität al» eine vorzügliche gilt, so steht dieselbe doch in gar keinem Bcrhältniß zu dem Preis, welcher durch ein I geschickt geschaffene« Monopol in die Höhe geschraubt wurde. Mehr der Noch gehorchend al« dem eigenen Triebe, denken nun, wie berichtet wird, die zwei Pilsener Brauereien daran, den Preis de« Biere» hcrabzusetzen. Im Juni d». I«. wird eine neue dritte Brauerei in« Leben treten, welche nach langen Kämpfen errichtet werden konnte. Die zwei bestehenden Etablissement« haben nun allcrding« »ersucht, mit der Leitung der neuen Gesellschaft in Fühlung zu treten und ein Preis kartell zu gründen, allein die« Ansinnen wurde mit Recht zurückgewicscn, denn da« neue Unternehmen könnte ja nur prospcrircn, wenn c» billiger verkauft und ebensogut. Nun wollen die Bierbrauer von Pilsen einen anderen Weg ein schlagen, um die Konkurrenten zu vernichten, sie wollen sie W — im Preise unterbieten. Wenn auch der Zweck, den die beiden bestehenden Pilsener Brauereien anftreben, kein löblicher ist W — die Mittel, durch die sie dieselben erreichen wollen, werden W Ivn mit Freuden begrüßt werdcn. Wie groß übrigen« die Furcht W "bl der Pilsener vor der Konkurrenz ist, geht darau» hervor, daß
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