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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 01.02.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189602011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18960201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18960201
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-02
- Tag 1896-02-01
-
Monat
1896-02
-
Jahr
1896
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Tagesgeschichte. -- Deutschland. Die Berechnung der »ach dem Etat für 1896/97 zur Deckung der GesammtauSgabe de» ordent lichen Eiair aufzubringenden Malrikularbeiträgc ist dein Reichstage zugegangen. Rach der Schlußzuiainmenstellung betragen die Malrikularbeiträgc 420,703,343 Ml., davon ab die Antheile an lleberschüssen von >894/05 7,445,23.3 Mars. Somit betragen die baar zu zahlenden Malrikularbeiträge sür 1896/97 4l3,3l8,IIO Mark. Im Etat sür >895/96 sind 396,000,067 Mark angesetzt, mithin für 1896/97 I7,3I8,l>0 Mk. mehr. Preußen hat 242,929,656 (gegen 233,179,941 Mk. 1895/96) zu zahlen, Bayern 52,989,980 (gegen 50,088,381 Mk. 1895,96), Sachsen 28,397,939 (gegen 27,258,033 Mk. sür 1895/96), Württemberg 19,103,236 (gegen 18,294,312 Mk. 1895/96), Baden 14,585,560 Mk. (gegen 14,055,270 Mk.), Hessen 8,520,051 (gegen 7,728,606 Mk. 1895/96). — Berlin. Der „RcichSanz." schreibt: Da« Kriegs ministerium hat in Verbindung mit der physikalisch-technischen Reichsanstalt über die Verwendung der Röntgen'scheu Er findung sür kriegschirurgische Zwecke Versuche angestellt. Eine Reihe photographischer Aufnahmen gab ein deutliches Bild der stattgehabten Knochenverletzungen und ließ den Sitz eine» stecken gebliebenen Projektil« mit Sicherheit erkennen. Die Versuche werden in größerem Maßstabe fortgesetzt. — Müllheim. Die Meldungen von einer Abnahme der Bevölkerung mehren sich bei dem weitern Bekannt werden von Ergebnissen der letzten Volkszählung zusehends. So hat auch der Amtsbezirk Müllheim um 342 Seelen ab- genommeu, nachdem bereits bei der Volkszählung von >890 eine Abnahme der Bevölkerung um 871 fcstgestellt war. Al« Gründe dieser wenig erfreulichen Erscheinung werden von der „Str. Post" angegeben der Rückgang der Landwirthschaft und das Fehlen größerer gewerblicher Unternehmungen. Auch die in nächster Nähe liegenden drei großen Städte Freiburg, Mülhausen und Basel üben eine nicht geringe Anziehungs kraft sowohl aus die arbeitende al« auch die wohlhabendere Klasse der Bevölkerung au«. Diese, wie wir mehrfach betont haben, in allen Theilcn de« Reiches beobachteten Erscheinungen lassen befürchten, daß die Endergebnisse der Volkszählung eine Entvölkerung des platten Lande« zeigen werten, die vielfach bereit« einen bedrohlichen Charakter angenommen haben dürfte. — Zu der Massenuntersuchung gegen Bahn angestellte, welche in Frankfurt am Main große« Aus sehen erregt, werden aus den in Betracht kommenden Städten eine Reihe amtlicher Mittheilungen gemacht. Aus Frankfurt schreibt man: „Seit einiger Zeit hielten sich drei der durch den vor einiger Zeit geführten Hamburger Schaffnerprozeß bekannten Geheimpolizisten in Frankfurt auf. Sie nahmen in Gasthöfen in der Nähe de« Bahnhose« Wohnung, machten sich dann als Zxeut> piovnentouiü an da« Eiscnbahnsahr- personal heran, schlossen mit etlichen zugänglichen Beamten dieser Gattung „Freundschaftsbündnisse" in Restaurant« oder beim Kartenspiel und brachten, wenn die Stimmung sich dazu anließ, die Rede daraus, wie man wohl am billigsten nach Basel, Köln, Mannheim, Mainz und Limburg reisen könne. Einige Bahnstcigschasfner wurden von den amtlichen Versuchern beauftragt, mit solchen Zugführern und Schaffnern in Ver bindung zu treten, mit denen „etwa» zu machen" sei. Wie die Thatsache lehr«, sind mehrere Beamte der Versuchung er legen. Die Reisen der „blinden Passagiere" kamen zu Stande, und zwar so, daß diese etwa sür die halbe Strecke Fahrkarten lösten und sich auf den Rest des Wege« durchschmnggcln ließen. Sobald eine Strecke zurückgclegt war, wurde da« Personal de« Zuges zu einer Gasterei eingeladen und den „dankbaren" Fahrgästen bei dieser Gelegenheit vorgestellt. Bei dem „Frei halten" ging eS manchmal verbältnißmäßig hoch her, sogar Champagner soll ab und zu vorgesetzt worden sein, und die Zechrechnungen beliefen sich mitunter auf 15—20 M. Selbst wenn einer oder der Andere der „Eingeladenen" seine Zeche begleichen wollte, wurde er von den „Traklirenden" davon abgehalten, und e« entwickelte sich eine immer größere „Zu traulichkeit." Zu bemerken ist freilich hierbei, wie die „Frank furter Zeitung" erfährt, daß es z. B. bei der Hessischen Lud- wigsbahn Bahnsteigschaffner giebt, die zehn Jahre im Dienste, aber nicht fest angestellt sind und sür 12- bis I4stündige Thätigkeit einen Tagelohn von l,so M. bis 2,a» M. be ziehen, an dem noch für Kleiderkassc und Krankengeld ein Be trächtliches in Abzug gebracht wird. ES handelt sich dem nach um Durchstechereien im Billeiwesen eine« TheilcS der Zugbcamtcn der Hessischen LudwigSbahn, und zwar in aus gedehntem Maße. In welcher Ausdehnung diese Unter schleife und wie lange schon dieselben durch die in Frage kommenden Beamten betrieben wurden, wird die Untersuch ung, die nunmehr der Staatsanwalt in die Hände genommen hat, wohl bald ergeben. Die Untersuchung hat in Frankfurt, in Wiesbaden, in Limburg und in Köln gleichzeitig stattge- fundcn. E« sind, wie schon gemeldet, 15 hessifche Zugsbe amte und 2 Schaffner der Reichsbahnen verhaftet. Ferner sind etwa 4 preußische Bahnsteigfchaffner verdächtig, sich an den Betrügereien der hessischen Beamten beiheiligt zu haben. Jedoch ist die« noch nicht erwiesen. Gegen die Staatscisen- bahnbeamten hat die Untersuchung nicht« Belastendes ergeben." — Petersburg, 30. Januar. Die russische Tele- graphen-Agentur kann au» autorisirter Quelle versichern, daß die von gewissen Organen der Presse de» Auslandes ver breiteten Gerüchte über angebliche Pläne einer Theilung der Türkei oder eine« Bündnisses zwischen Rußland und der Türkei nicht die geringste Begründung haben. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Die Errichtung unserer Handels schule geht nunmehr ihrer Verwirklichung entgegen, nachdem alle vorbereitenden Schritte erledigt sind und einer nächsten Dienstag stattfindenden Hauptversammlung alle weiteren Be schlüsse Vorbehalten bleiben. ES ist im Interesse der Sache zu erwarten, daß der an anderer Stelle diese» Blatte« befind liche Aufruf an die hiesige Kaufmannschaft einen guten Er folg haben wird, damit die neue Handelsschule sich recht lebenskräftig entwickeln und ihren Zweck auch erreichen kann, — unsere Lehrlinge und sonstige junge strebjame Leute theo retisch sür ihren Beruf vorzubereiten und sic mit den Kennt nissen auSzurüsten, welche sie befähigen, ihre späteren Lebens stellungen nach innen und außen auSzusüllen. — Dresden. Am 4. März d. I. erfüllt sich ein Zeit raum von 50 Jahren, seitdem der kommandirende General de« XII. (sächsischen) Armeecorp«, Generalfeldmarschall Prinz Georg, als Lieutenant de» 3. Linien-Jnfanlerieregiment» in die Armee eintrat. Der Prinz diente abwechselnd bei dem Gardereiterregiment, der Fußariillerie, der reitenden Artillerie und im 3. Jägerbataillon u. s. w. Seit 9. November >873 kommandirt Se. königliche Hoheit da» XII. Armeecorp», da« er bereit« nach der Schlacht von Äravelotie — St. Privat, al« Kronprinz Albert den Oberbefehl über die MaaS- armee übernahm, vom 19. August 1870 ab während de« Kriege« gegen Frankreich führte. Die Armee wirb da« 50jährige Milstärdienstjubiläum ihre» erlauchten Führer« erst am 8. März (Sonntags) in Gemeinschaft mit starken Abheilungen der königl. fächs. Militärvereine feiern. — Plauen. Die städtische Bier st euer brachte im Jahre >895 einen Ertrag von 39,87 > M. Da« erzielst bei einer Abgabe von 40 Pf. sür da« Hektoliter einen Bierver brauch von 99,677,-« Hektoliter. ES kommen demnach bei einer Bevölkerung von 55,000 Seelen auf jede Person, groß oder klein, rund l,«i Hektoliter oder jeden Tag im Jahre rund ein halbe« Liter. — Meißen. Am Sonnabend Abend führten einige kleine Knaben ihren Hund, einen großen, schönen Wolfsspitz an ter Leine, als plötzlich drei Männer an die Knaben heran traten und in barscher Weise fragten, wo selbe den Hund her hätten, derselbe wäre ihr Eigenthum. Mit diesen Worten nahmen die Männer den weinenden Kindern den Hund weg und führten ihn fort. Ein Herr, welcher den Vorgang be obachtet hatte, machte einem Schutzmann von diesem Vorgänge Mistheilung. Der Schutzmann begab sich sofort nach einer hiesigen Pserdeschlächterei und forschte nach dem Thicre. Erst wollte der Besitzer der Schlächterei durchaus von Nicht« wissen; endlich gab er zu, den Hund sür 50 Pf. gekauft und auch sofort geschlachtet zu haben. — Zittau. Eine alte Sitte wird in dem wendischen Theile der sächsischen Oberlausitz am letzten Sonntage im Januar gepflegt, ein Brauch, der fönst nirgendwo besteht und dessen Entstehen Jahrhunderte znrückliegt. An dieseni Tage feiern nämlich hier die Vögel ihre Hochzeit, und die ganze Einwohnerschaft begeht diese« auf einer alten Sage be ruhende Fest mit. Schon am Tage vorher stellen die Kinder Schüsselchcn vor die Fenster der Häuser; und auch in den kleinsten und ärmlichsten Hütten wird dieser Brauch nicht versäumt. Mit größter Zuversicht erwarten nun die Kinder, daß sie von den Vögeln nicht vergessen werden und auch ihren Antheil an dem HochzeitSschmause derselben erhalten. Am an dern Morgen sind die Schüsselchen dann von Eltcrnhand mit allerhand Süßigkeiten gefüllt. — OelSnitz. Einen beträchtlichen Fang machten sächsische Grenzjäger in der Nacht zum Montag; e« fielen ihnen acht stämmige Ochsen in die Hände, welche bei Ebmalh au« Böhmen nach Sachfen eingeschmuggelt werden sollten. — Die bereit« erwähnte Errichtung einer dritten kaiserlichen Oberpostdirektion in Sachsen ist nun mehr, nach einer Aeußerung des Staatssekretär» vr. von Stephan im Reichstage, nahe bevorstehend. Die Nolhwendig- keit der Theilung des jetzigen Oberpostdirektionsbezirk» Leip zig wird wohl von Niemand bezweifelt werden, der die Größe dieses Bezirks — nicht nach Umfang der Bodenfläche, sondern nach ter Wichtigkeit und Größe des Verkehrs — kennt. ES darf deshalb angenommen werden, daß sich auch der Bundes rath und der Reichstag dieser Dringlichkeit nicht verschließen werden, damit die vom Reichspostamte beabsichtigte Verbesser ung der Posteinrichtungen in Sachsen bereit« mit dem nächsten EtalSjahre In Kraft treten kann. Der neue Obcrpostdirek- tionSbezirk würde voraussichtlich die KrciShaupstnannschaft Zwickau umfassen. Ans vergangener Zeit — für unser« Zett. Vor 2ö Jahre«. (N-q-ru« Berlin, I. Februar 1871. Die „Rordd. Allg. Ztg." sagt über den Fall von Paris: Die Geschichte aller Völker kenne kein Beispiel einer solche» Belagerung, bas geeinte Deutschland habe das unmöglich Scheinende vollbracht. An die Ueberwindung von Paris knüpfte sich sofort die Hoffnung auf das bevorstehende Ende dieses Krieges. Und deshalb feiert Deutschland diesen Fall der feindlichen Hauptstadt mit verdoppelter Freude, die Freude des Triumphes über den stolzen, hoch- müthigen Feind »lischt sich mit der Freude über die Aussicht aus de» Frieden. Denn trotz aller Erfolge, trotz allen Ruhmes und trotz des strahlenden Glanzes, mit dem dieser Krieg die deutschen Waffen ge schmückt hat, ist das deutsche Volk ein friedliches geblieben, trotzdem hat es nicht ausgehört, den Frieden herbeizusehnen. Und so legt die Siegesfreude, welche Deutschland heute empfindet, ein neues Zeugnis: ab für den friedlichen Charakter des deutschen Volkes und dafür, daß der Kaiser Recht hatte, als er den ehrenvollen gesicherten Frieden sür das Ziel des neuen Reiches erklärte. Vor Paris, 2. Februar 1871. Kaiser Wilhelm hat drei Millio nen Rationen der deutschen Armeen zur Linderung des ungemeinen großen Nothstands nach Paris gesandt. — In die Forts von Paris werde» schwere Geschütze tranSportirt, da die Stadtumwallung stark armirt ist und die Sieger kein sonderliches Vertrauen in die wetter wendische Bevölkerung der Hauptstadt setzen, bis die allgemein« Ent waffnung bewerkstelligt ist. — Selbst aus Japan ist in Versailles eine militärische Gesandtschast angelangt, welche die deutsche Kriegführung kennen lerne« will. >78. Depesche vom Kriegsschauplatz. Versailles, 1. Februar. Der Kaiserin-Königin in Ber lin. Die Bourbaki'sche Arinee ist gegen 80,000 Mann stark bei Pon- tarlier per Convention in die neutrale Schwei, llbergetreten. Das ist also die vierte französische Armee, die zum Weiterkainpf unfähig ge macht ist. Wilhelm. >79. Depesche. Versailles, den I. Februar. General v. Manteuffel meldet: Die Trophäen im Gefechte der 14. Division bei Chaffois und Som- bacourt am 29. bestehen in 10 Geschützen und 7 Mitrailleusen, 2 Generale, 48 Offiziere und etwa 4000 Mann wurden gefangen. Am SO. nahm dir 7. Brigade mit ganz geringem Verluste Frasne, machte etwa 2000 Gefangene und erbeutete 2 Adler. Beim weiteren Vormarsch nach Pon- tarlier fand inan die Straße mit Waffen bedeckt. Der dortigen fran zösischen Armee ist jeder Ausweg aus französischem Gebiete versperrt. v. Podbielski. >80. Depesche. Pontarlier, den 2. Februar. Die französische Armee wurde am SO., S1. und 1. in mitunter hartnäckigen Arribregarden-Gesechten besonders bei La Clusc zwischen Pontarlier und der Grenze vollständig in« Grenzgebirge zurückgedrängt. ES fielen in die Hände der Süd- Armee: 2 Adler, 19 Geschütze und Mitrailleusen, 2 Generale, gegen 15,000 Gefangene, viele Hundert Proviant-Wagen und zahlreiches Ma terial an Waffen. Eigener Verlust etwa 800 Mann todt und verwundet. General Hann von Weyhern hat gestern nach leichtem Gefechte Dijon genommen. Gras WartenSleben. Versailles, den 3. Februar, Nachts. General v. Manteuffel hat durch di« Operationen der letzten Tage die ihm gegenüberstehende feind liche Armee in da« Grenzgebirge gedrängt und der Art umstellt, daß derselben nur die Wahl zwilchen der Capitulation und dem Uedertritte auf Schweizer Gebiet blieb. Die Versuche der feindlichen General«, sich durch unbegründete Berufung aus die zu Versailles abgeschlossene Convention au» dieser Lage zu beireien, mußten mißglücken. Nach aus wärtigen Nachrichten soll der Uebertritt der seindlichen Armee in der Stärke von ungesähr 80,000 Mann auf Schweizer Gebiet bereit» er folgt fein. Garibaldi, welcher sich gleichzeitig in Dijon in der Gefahr befand, umzingelt zu werden, ist diesem Schicksal nur durch eiligen Rück zug entgangen, nachdem auch er versucht halte, unsere Operationen durch Berufung aus die Convention zu hemmen. Dijon wurde am I. nach leichtem Gefechte von unseren Truppen besetzt, v. Podbieliki. Htm des Kindes willen. Roman von M. Doberenz. <11. Fortsetzung.» Die alle Dame blickte ihren Sohn überrascht an, bann lächelte sie fein und da« Gespräch abbrechend, meinte sie leichten Tone«: „Heute ist ja die besprochene Wagenpartie nach dem „Buchenberste", e» wundert mich, daß Blanken« noch nicht da sind!" „Ihr Wagen fährt soeben vor." Albrecht grüßte vom Fenster au« hinunter. „Die alte Gräfin ist nicht mit. Du nimmst doch an der Partie Thcil, Mama?" „Ei versteht sich! Bei so schönem, herrlichen Frühlings wetter werd' ich doch nicht daheim bleiben!" Eilfertig schritt die Baronin, auf den Arm de« Sohne» gestützt, den Gästen entgegen, die unten bereit» mit Rosaly und dem Maler zusammengetroffen waren. Nach einer halben Stunde stand man zur Abfahrt bereit in fröhlichem Geplauder auf der Freitreppe versammelt. Alix neckte sich mit dem Maler und selbst die steife Con- stanze ward von dem munteren Gelächter der Beiden ange steckt lind stimmte heiter mit ein. Jetzt fuhr der Wagen vor, ein bequemer, eleganter Landauer. Die Damen schickten sich an, einzusteigen. Al« Rosaly den Anderen folgen wollte, hielt sie Albrecht zurück. Er deutete rückwärts und sich umwendend, erblickte die junge Frau einen leichten Kutschirwagcn mit zwei feurigen Goldfüchsen bespannt. „Deine Pferde, Rosaly und Dein Wagen! Möchtest Du ihn nicht gleich heute benützen? Ich werde Dich fahren!" Die überraschte junge Frau schaute fragend zu ihrem Gatten auf: „Mein Wagen?" „Dein Wagen und Deine Pferde," bestätigte er. „Du erlaubst Doch, daß ich selbst Dich fahre!" und ohne eine Antwort abzuwarten, winkte er den Anderen, immer vorauszufahren. " Graf Blanken winkte und grüßte vom Wagen au«, ver schmitzt lächelnd, nach der Baronin hinüber; er hatte dem Schloßherrn die Pferde verschafft und wußte, daß sie Rosaly erhallen sollte. Sie stand noch da wie träumend, dann schaute sie zu ihrem Gatten empor, auf dessen Stirn seit kurzer Zeit immer eine Falte thronte. „Ich weiß in der Thal nicht, Albrecht, ich —"— „Nun, Du äußertest neulich, daß Du Goldfüchse über Alle« liebtest! Doch nun laß un« einsteigen, die jungen Pferde werden ungeduldig!" Er half seiner Frau auf den Wagen, schwang sich selbst neben sic lind ergriff die Zügel, die der hinter ihm sitzende Kutscher ihm reichte. Schweigend fuhren sie dahin durch die jetzt im herrlichsten Frühlingsschmuck prangende 'Natur. Rosaly hätte ihrem Gatten so gern ein DankeSwort ge sagt, doch ihr war die Kehle wie zugeschnürt. Sie fühlte sich bedrückt ihm gegenüber und er war jetzt immer so furchtbar gereizt. „Wir werden früher am Buchenberg anlangen als die Anderen," unterbrach er, mit einem Blick auf die rasch aus greifenden Pferde, da» Stillschweigen. Er bog in einen Seitenweg ein: „Wir wollen einen Umweg machen, wir treffen trotzdem noch zur rechten Zeit ein!" Sie entgegnete nicht«, sondern schaute hin auf die im saftigen Grün leuchtenden Wiesen, durch die sic fuhren, sah die am Wegesrand in jungem Blätterschmuck stehenden Bäume, die bei der raschen Fahrt vorüberzufliegen schienen, sie sah den klarblauen Himmel über sich, an dem die Sonne leuchtend stand und hätte doch nicht zu sagen vermocht, wa» sie sah. Immer geschwinder flog der leichte Wagen dahin. Albrecht ließ die jungen Füchse auögreifcn, ja er trieb sie sogar zu immer schnellerem Laufen an. Es schien ihm eine Wohlchat zu sein, die feurigen Rosse gewähren zu lassen, um ihnen doch im geeigneten Augenblicke seine Gewalt über sie zu zeigen. Der Weg ward jetzt schmäler und stieg bergan. Albrecht ließ die Thiere, trotzdem kein langsameres Tempo anschlagen. Jetzt hatte man eine felsige Höhe erreicht; Steinbrüche be fanden sich dort, dicht an diesen führte der Fahrweg vorbei. An der anderen Seite de« Wege« dehnte sich ein düsterer Tannenwald au«. Rosaly war e» so beklommen zu Muthe, ihr schwindelte von der schnellen Fahrt. Sie öffnete die Lippen, um ihren Gatten zu bitten, die Pferde langsamer gehe» zu lassen. Da — im selben Augenbick ertönte ein Schuß! Dröhnen den Widerhall fand er in den Bergen. Die Pferde stutzten, weit blähten sich die Nüstern, dann ging c« fort, fort in rasender Eile! Fort den schmalen Weg an den Steinbrüchen entlang, fort, entgegen der grausigen Tiefe, — dem Verderben! Da gab c« kein Halten mehr. Hoch sprangen die Erdstücke auf unter den doch scheinbar kaum den Boden berührenden Husen der in wahnsinniger Angst wie toll dahin rasenden Thiere. Nur noch wenige Schritte — und Alle waren rettungslos verloren! Dort machte der sich wieder senkende Weg eine Biegung; die keiner Gewalt mehr gehorchenden Füchse würden blind vorwärt» schießen und Alle« mit sich herunterreißen in den klafterticsen Abgrund! „Halt Dich fest!" raunte Albrecht seiner Gattin zu. Dann, mit übermenschlicher Anstrengung riß er die Zügel au sich, — hoch bäumten die Pferde auf! und — standen! Zitternd, am ganzen Körper mit Schweiß bedeckt, standen sie, der Gewalt gehorchend, still. Im nächsten Augenblick war der Kutscher an der Seite der geängstigten scheuen Rosse und suchte sic zu beruhigen. Albrecht war sofort vom Wagen gesprungen und hatte die todtenbleiche junge Frau herabgehvben. Sie war betäubt! Albrecht hielt sie lange in den Armen; e» war, al« wolle er sie nimmer lassen. Er zog sie an sich fester und fester. Stumm ruhten seine Augen aus ihrem noch immer todten- bleichen Gesicht, dann schweiften sie hinüber nach dem Abgrund und ein Schauder überrieselte den starken Mann. „Gnädiger Herr, die Pferde sind ganz heil und dem
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