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der Advokat Victor Armand ist seit ach« Tagen, seit er zu Fuß einen Audflug in da« Gebirge machte, verschwunden; man fürchtet, daß er verunglückt sei." In dem Augenblick, als ich die Notiz las, erinnerte ich mich meines Traume». Noch stärker ergriff mich diese Erinnerung, al« ich einige Tage später folgende Mittheilung fand: »Man ist aus der Spur de« verschwundenen Advokaten; er verbrachte die Nacht vom 24. August im Einkehrwirth«hau« »Zum guten Freund." Ein Fuhrmann hat ihn dort gesehen; Wirth und Wirthin sind schlecht beleumundet; vor sech« Jahren verschwand ein Engländer in derselben Gegend; andcrerseit« hat ein Hirten- Mädchen au«gesagt, daß c» am 26. August sah, wie die Wirthin in einem Tuche unter dem Holze blutige Leinentücher ver steckte. Eine strenge Untersuchung wird eingeleitet. Eine innere Stimme flüsterte mir zu, daß mein Traum zur Wirk lichkeit geworden, und unwiderstehlich zog e« mich nach dem Kurort L. Die Richter bemühten sich dort, da« Geheimniß zu lüsten, doch ein unzweifelhafter Bewei« konnte nicht ge funden werden. Ich traf gerade den Tag in L. ein, al« der Untersuchungsrichter die Wirthin verhörte, und ersuchte ihn, zu gestatten, daß ich dem Verhör beiwohne. Die Frau er kannte mich nicht; sie bemerkte gar nicht meine Anwesenheit. Sic sagte au«, daß ein Herr am 24. August Abend« im Gasthau« weilte, aber die Nacht nicht dort zugebracht habe; al« Beweis ihrer Aussage führte sie an, daß e« im Gasthause nur zwei Gastzimmer gebe, und daß beide von Fuhrleuten besetzt waren; eine Thatsache, welche die Betreffenden in der Untersuchung bereit« bestätigt hatten. Da griff ich in da« Verhör plötzlich ein und ries: »Und da« dritte Zimmer über dem Stall!" Die Frau schrak zusammen und schien mich in dem Augenblick zu erkennen. Ich fühlte mich wie in- spirirt und fuhr fort: »Victor Armand schlief in diesem dritten Zimmer; Nacht« kamen der Wirth und Sie aus der Stall leiter in da« Zimmer, indem Sie die Fallthür öffneten; Ihr Mann hielt ein Messer in der Hand und Sic eine Laterne. Sic blieben bei ter Thür stehen, während der Wirth den Reisenden ermordete und ihm seine Uhr und sein Portefeuille raubte." Da« war mein Traum vor drei Jahren; mein College, der Untersuchungsrichter, war ganz verblüfft: die Frau aber zitterte am ganzen Leib, ihre Zähne klapperten vor Furcht und Entsetzen sprach au« ihren Augen. »Dann" — so sagte ich weiter — »ergriff Ihr Mann die Leiche bei den Füßen und Sic hielten den Kopf. Beide trugen die Leiche aus ter Leiter hinunter; um zu leuchten, nahm der Wirth den Ring, an dem die Laterne hing, in den Mund." Leichen blaß stand die Wirthin vor un« und murmelte unwillkürlich die Worte: „Der hat Alle« gesehen!" Aber sofort raffte sie sich auf, verweigerte ihre Unterschrift auf da« Protokoll und sprach kein Wort mehr. Nun wurde der Wirth vorge führt. Mein College wiederholte ihm meine Erzählung; der Wirth glaubte, daß seine Frau ihn verrathen habe. Mit einem fürchterlichen Fluche schrie er wüthend: »Die Elende soll e« mir büßen!" Mein Traum ist also nach drei Jahren bi» in die kleinste Einzelheit — wie z. B., daß der Wirth den Ring der Laterne in den Mund nahm — zur Wirklich keit geworden. Im Stalle de« WirthShausc« fand man unter dem Kehrichthaufen vergraben die Leiche de« unglücklichen Victor Armand und noch andere menschliche Gebeine, viel leicht jene de« vor sech« Jahren verschwundenen Engländers. Mir ist e« immer, als ob mir dasselbe Loo« bestimmt gewesen wäre. In jener Nacht, al« ich träumte, habe ich wirklich durch da« Schlüsselloch da« Licht schimmern sehen, oder war da« auch nur ein Traum, eine grauenhafte Vorahnung? Ich weiß e« nicht. Aber ich fühle auch, daß eine geheimniß- volle Kraft mich als Werkzeug benutzte, um ein Verbrechen an da« Tageslicht zu bringen, da« sonst ungestraft geblieben Iväre. Und während meine« langjährigen Wirken» al« Rich ter hatte ich öfter« Gelegenheit, zu erfahren, daß der Ver brecher — um seine That zu verhüllen — nicht allein mit un« Menschen zu kämpfen hat, sondern auch mit einer ge- heimnißvollen Macht, welche die Wissenschaft noch nicht zu ergründen vermochte. Hlm des Kindes willen. Roman von W. Dobcrenz. <8. Fortsetzung.) Albrecht hatte schweigend die kleine Scene beobachtet, seine Augen ruhten auf den beiden jungen Fraucngestalten, die sich jetzt am Kamine gegenübcrstanden. Beide schön und doch so verschieden! Alix klein, zierlich, die dunklen Augen schauten seurig au« dem brünetten Gesichtchen heraus, die purpurrothen Lippen waren leicht geöffnet und ließen die blendend weißen Zähne durchschimmcrn. E« sah au«, al« sei da« lebensprühende Geschöpf nur geschaffen, de« Dasein- Freuden in vollen Zügen zu genießen. Wie so ander« Rosaly! Groß und schlank stand sie der zierlichen Alix gegenüber, vor nehme Ruhe athmcte jede ihrer Bewegungen. Sie hatte da« blonde Haupt gesenkt und schaute träumerisch auf die im Kaminfeucr vergehenden Blumen. Ein wchmüthigc« Lächeln umspielte den weichen Mund. E« lag ein Hauch von An- muth und Keuschheit über der ganzen Erscheinung au«ge- breitet, der sie ungemein anziehend machte. „Sie kann man sich allerdings nicht Cigaretten rauchend denken", murmelte Albrecht. „Was hat sie nur eigentlich für Augen?" frug er sich weiter. Rosalh blickte auf, träumerisch schweiften ihre dunklen Augen zu dem Gatten hinüber. Einen Moment begegneten sich ihre Blicke, heiß erglühte Rosalh unter den seinen. Rasch senkte sie die dunklen Wimpern und wandte sich ab. Wie ein Eirhauch legte e« sich aus ihr liebliche« Gesicht, verwischt war der weiche träumerische Zug. Albrecht« Augen sprühten zornig aus, al« er den unter seinen Blicken veränderten Gesichtsausdruck der jungen Frau bemerkte. Volle Glockenschläge kündeten die elfte Stunde. Albrecht« Mutter erhob sich und mahnte auch Alix, nun die Ruhe zu suchen. Mit einem fröhlichen »Auf Wiedersehn!" folgte da muntere Kind der Mahnung. Langsam schritt auch Rosalh nach ihren Zimmern. »Ruhe", flüsterte sie leise, »Ruhe, ob ich sie jemal« wieder finde?!" VII. Wochen waren vergangen und noch immer tönte Alix' glockenhelle« Lachen durch die Räume von Schloß Warneck. Einem neckenden Kobold gleich huschte sie durch da« Schloß; heute kehrte sie in Albrecht» Begleitung von einem Ritt au« dem Park zurück, dem ersten, den sic außerhalb der Reitbahn unternommen. Ihre Augen blitzten und die Wangen waren von der frischen Lust und der Freude, die sie über ihren ersten Au-ritt empfand, hochgeröthet. Albrecht hob die graziöse Reiterin vom Pferde. Sie hatte ihre Arme leicht um seinen Hal» geschlungen; al« er sie zu Boden gleiten lassen wollte, kicherte sic schelmisch auf und umschlang ihn fester, sodaß er, wollte er die Arme seiner Schwägerin nicht gewaltsam lösen, sie in'» Schloß tragen mußte. Er that e» lächelnd. Al» er mit seiner un gewöhnlichen, aber leichten Last die Schloßhalle betrat, erblickte er Rosalh. Die junge Frau stand neben der Haushälterin und ertheilte ihr einige Befehle; al« sic die Hereinkommenden gewahrte, erröthcte sie leicht vor Unwillen und sah Albrecht an mit einem Blick, so eigen, so — — —, daß, er wußte nicht recht warum, — aber er schämte sich plötzlich vor seiner Frau und mit seltsamer Hast löste er die ihn so weich um schlingenden Arme und ließ Alix rasch hinabgleiten. „Albrecht," schmollte sie, »warum willst Du mich nicht weiter tragen? Ich war so stolz daraus, heute meinen Einzug wie eine Königin zu halten!" »Königinnen werden nicht getragen", wehrte er. »Nun, aber ich wollte e« heute gern!" beharrte Alix schmeichelnd. „Genug der Kinderei!" Albrecht wandte sich kurz ab und ging eilenden Schritte« nach seinen Zimmern. Erstaunt blickte ihm Alix nach. »Wa« hat er nur, er war doch vorhin so nett?" — „O, diese Männer!" seufzte sie mit komischer Miene und ihr Reitkleid aufnehmend, eilte sie nach ihren Gemächern, au« denen bald daraus wahrhaft Sturm geläutet wurde. Da« Läuten galt Susanne, sie sollte der jungen Dame beim Umkleiden behilflich sein. Rosalh stieg schweigend die Treppen hinauf und begab sich in ihr Boudoir. O, sic konnte sich erklären, wa« Albrecht hatte! „Er war so nett gewesen" — wie Alix sagte, doch al« er sic erblickte, war er wie umgewandelt. E« war nur zu natürlich, er liebte die junge reizende Schwägerin und ihr Anblick rief ihm immer wieder in'« Gedächtniß, daß er c« nicht dürfe. Sie war ihm früher gleichgültig gewesen, jetzt war sie ihm eine Last, die ihn an einer Bereinigung mit Alix hinderte. Ja, sie hatte sic kommen sehen, diese Liebe, Schritt für Schritt. Früher war Albrecht höflich kühl ge wesen in seinem Benehmen zu ihr, jetzt war er eigenthümlich reizbar. Nur mit Alix plauderte er fröhlich und ging bereit willigst aus ihre Neckereien und Scherze ein, für sein Weib hatte er fast nie ein freundliches Wort. Rosaly schluchzte aus, alles Weh, da« sie still getragen, machte sich in Thränen Lust. Sie weinte, weinte bitterlich. »Nicht weinen, Mama, nicht weinen!" bat eine weiche Kindcrstimme neben ihr. Ulrich war herein gekommen und da er seine Mutter weinend sand, schlich er zu ihr und ver suchte, der in einem niederen Sessel Sitzenden die Hände vom Gesicht zu ziehen. Erschrocken blickte die junge Frau auf und versuchte zu lächeln. Kosend zog sic den Knaben in ihre Arme: „Sei ruhig, Liebling", tröstete sie mit bebenden Lippen, »ich weine ja gar nicht." Zweifelnd schauten die großen Kinderaugen in da« ver weinte Gesicht der jungen Frau. Da erscholl da« Tamtam; e» ries die Bewohner von Warneck zur Tafel. Rosaly eilte nach ihrem Schlafzimmer und kühlte die brennenden Augen mit frischem Wasser, um die Thränen- spuren zu verwischen. Nachdem die« geschehen, nahm sie Ulrich an der Hand und ging mit ihm nach dem Speisesaal. Albrecht war dort bereit« anwesend. „Denke nur Papa, Mama hat geweint!" mit diesen Wor ten eilte Ulrich aus seinen Vater zu. Ueberrascht blickte Albrecht auf und ein forschender Blick traf die junge Frau. „Hat da« Kind recht, Rosaly?" frug er. Sie antwortete nicht. „Hat man Dich gekränkt, beleidigt?" fuhr er, ihre Hand ergreifend, fort. Mit einer schnellen Bewegung wollte sie ihre Hand be freien; e» gelang nicht, Albrecht hielt sie fest zwischen den seinen und sprach ernst: „Ich habe doch wohl da« nächste Recht, darnach zu fragen, wa« meinem Weibe geschehen ist, warum c« geweint hat?" Wie weich auf einmal seine Stimme klang! Rose'« Hand bebte in der seinen. „Albrecht, ich —" begann sic stockend. „Nun?" frug er, sich tief zu ihr neigend, al« sie stockte. „Hast Du kein Vertrauen zu mir?" Wie freundlich mild berührten diese Worte ihr Ohr. Sie hielt den Kops verwirrt gesenkt und sah in ihrer augen blicklichen Befangenheit ungemein liebreizend au«. Sie fühlte, daß die Augen ihre» Manne« unverwandt auf ihr ruhten. Sie blickte auf, ihre Augen begegneten sich. Tief und voll traf sie sein Blick. Und al« er in ihren Augen ein stumme« Weh la«, bat er nochmal« eindringlich: „Hab' Vertrauen zu mir, Rosaly, sag', wa« Dich drückt!" Da schwand plötzlich alle Weichheit au« dem Blick der jungen Frau. Jetzt gelang e« ihr, die Hand au« der seinen zu befreien, als sie kühl entgegnete: „Ich habe Kopfweh, sonst fehlt mir nicht«." Gelassen wandte sie sich zu Ulrich und knüpfte ihm die Serviette um. Albrecht'« Miene verfinsterte sich, schweigend trat er zurück, da gewahrte er Alix, sie stand in der Thür. Jung, schön wie ein Maientag in ihrem weißen Kleide, da« sic mit dem Reitanzuge vertauscht. Sie war eingetreten in dem Augenblick, da Albrecht seine Frau bat: „Hab' Vertrauen zu mir, sag wa« Dich drückt" und war auch in demselben Moment von Rosaly bemerkt worden. Alle Bitterkeit, die die junge Frau auf einen Augenblick ver lassen hatte, kehrte bei Alix' Anblick zurück. Verwischt war da« leise Glück«gefühl, da« sie bei Albrecht« freundlichen Worten so selig beschlichen hatte; wie Eise«-Kälte legte e« sich auf ihr beklommen klopfende« Herz und ließ sie sich frostiger von ihrem Gatten abwenden, al« sic c« sonst gcthan haben würde. Man setzte sich zu Tisch. E« war eine schweigende Tafelrunde. Die alte Dame fehlte eine« leichten Unwohlsein halber ganz und die lebhafte Alix schwieg endlich auch, da ihre Versuche, mit Albrecht und Rose ein Gespräch anzuknüpfcn, vergeblich waren. Ulrich« sonst nimmermüde« Plaudermünd- chen stand, eingeschüchtert durch da« bleiche ernste Gesicht der jungen Frau und die finstere Miene de» Schloßherrn, still. Endlich unterbrach Albrecht da» drückende Schweigen, indem er sich zu Rosalh wendend, sagte: „Ich habe einen Maler hcrbeigerufen, Mama « Portrait zu malen, sie fehlt noch immer in der Ahnengalerie. In den nächsten Tagen können wir ihn erwarten. Da« nach Norden gelegene Erkerzimmer kann er als Atelier benützen und gleich die daneben liegenden Räume bewohnen. Sorge doch dafür, daß die betreffenden Zimmer zur Aufnahme ve« Künstlers bereit gehalten werden." „Ein Maler kommt her? Ei, da« wird lustig!" Alix klatschte vor Freude in die Hände. „Wie heißt er?" frug sie neugierig weiter. „Giovanni Veleno", entgegnete Albrecht. „Also ein Italiener!" muthmaßte Alix. „Dem Namen nach, ja!" meinte Albrecht. „Ist er jung?" erkundigte sie sich weiter. Albrecht lächelte: »Du bringst dem Herrn ja ein recht lebhafte« Interesse entgegen!" „Nun, Künstler sind immer interessant! Albrecht sag', wie sieht er au«?" frug die junge Dame eifrig weiter. „Da« kann ich Dir nicht sagen, denn ich habe den Be treffenden selbst noch nie gesehen, Professor Wengler empfahl mir ihn al« einen tüchtigen und genialen Künstler!" „Ich kann mir schon ungefähr denken, wie er auSsieht", meinte Alix. „Lange schwarze Locken, ein schmale«, bleiche« Gesicht ohne Bart, große schwarze schwärmerische Augen und lange, sehr lange dünne Hände. Die Figur groß, dünn, schmalschultrig und vornübcrgeneigt. O, ich sehe ihn schon im Geiste ganz deutlich vor mir stehen und nach der ersten Vorstellung den großen breitrandigen Künstlerhut verlegen zwischen den dünnen langen Fingern drehen. ES wird köstlich werden!" jubelte sie. Heinrich erschien in diesem Augenblick und meldete, daß Gras von Blanken mit Komteß Tochter soeben vorgesahren seien. Man erhob sich, da die Tafel ohnehin beendet unv Albrecht schritt mit Rosaly den Gästen entgegen. „Tag, meine Gnädigste!" Gras Blanken küßte der jungen Frau galant die Hand. „Stören doch nicht?" fuhr er, Albrecht die Hand reichend und kräftig schüttelnd, fort. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Berlin. Eine große Feuersbrunst wüthetc Montag Nachmittag in der Bcrgmannstraße 24, Ecke der Friesenstraße, gegenüber der Markthalle. Gegen 5 Uhr wurde die Feuerwehr deshalb mehrere Male alarmirt und eilte so fort von mehreren Depot« mit gewohnter Schnelligkeit nach der Brandstätte. In zehn Minuten langten die Fahrzeuge mit schaumbedeckten Pferden, die vollständig ausgepumpt waren, am Brandorte an. Da« Feuer, angeblich in einem Posa- mentirladen entstanden, hatte bereit« eine gewaltige Ausdehn ung angenommen. Au« der ersten und zweiten Etage schlugen die Flammen empor, der Qualm füllte da» ganze Hau« und au« allen Fenstern riefen die geängstigten Bewohner um Hilfe. Branddirektor GierSbcrg ließ sofort alle verfügbaren Rohre vornehmen, beorderte in alle Etagen Feuerwehrleute zur Beruhigung der Hilserufenden und gab Befehl, alle Fenster in den unteren Etagen einzuschlagen, damit Luft würde und der die Löscharbeit hemmende Qualm abziehen könnte. Kaum war dieser Befehl erthcilt, als gemeldet wurde, daß mehrere Personen in Gefahr schwebten. Oberfeuermänner begaben sich sofort in die Etagen, sie mußten wegen de« Rauche« auf dem Bauche die Treppen hinauf rutschen. E« gelang ihnen, acht Personen, darunter Frauen und Kinder, zu retten. Eine Frau und deren Säugling waren bewußtlos, konnten aber wieder in« Leben gerufen werden. Nach mehrstündiger, sehr ange strengter Arbeit rückte ein Theil der Feuerwehr, die mehrere Leichtverletzte hatte — Oberfeucrmann Kreuzberg halte sich durch Glassplitter an den Händen verwundet — wieder ab. Um 8 Uhr war die Gefahr beseitigt. Der Schaden ist sehr bedeutend, die Entstehungsursache noch unbekannt. Von den seitens der Feuerwehr Gereiteten sind fünf Frauen und sech» Kinder nach dem Krankenhause Am Urban geschafft worden. Leider ist bei der Frau Postsekretär Borsowsky und der vier jährigen Margarethe Franke dort der ErstickungStodt sestge- stellt worden. Drei Kinder de» Kaufmanns Cohn, scrner Frau Günther, Frau Steinsetzer Baensch, Frau Barbier König, Frau Buchhalter Frank und deren Tochter Charlotte sowie die 2'/? jährige Else Borsowsky sollen außer Gefahr sein. — Berlin. Durch sein sonderbare« Benehmen siel am Freitag vor. Woche ein Gast in einem Lokal in der Brunnenstraße auf. Derselbe bestellte sich zwei Gla« Grog, und indem er, die beiden dampfenden Gläser vor sich hin stellend, stets nur da« eine leerte und dabei mit dem anderen anstieß, sprach er fortwährend vor sich hin, ohne die anderen Gäste auch nur im Geringsten zu beachten. Al« man ihn nach dem Grunde seine« Thuns befragte, antwortete der son derbare Schwärmer, er stoße mit seinem im Geiste bei ihm weilenden Hau-wirthe an. »Sech« Jahre," sagte er, »habe ick bei ihm gewohnt und bin von Jahr zu Jahr von ihm jesteigert worden, bi« ihn endlich der Dod heile Abend erlöst hat; au« Dankbarkeit drinke ick nun een Jla« Jrog mit ihm, wat ick bei Lebzeiten nie jedhan hätte." Diese Erklärung de« Gaste« erregte allgemeine Heiterkeit. Er beendigte übrigen» seine eigenartige Todtenfeier erst beim sechsten Glase und schwankte dann in weihevoller Stimmung nach Hause. — Wenn ein Athlet überfahren wird. Dieser Tage hatte ein bekannter Wiener Amateurathlet, Schlächter meister Slöhr, da« Unglück, von seinem Geschäft-Wagen über fahren zu werden. Er ließ sich sosort nach Hause bringen und den Arzt rufen. Dieser untersuchte eingehend die von mehreren blauen Flecken bedeckten Beine de« Athleten und sagte dann kopfschüttelnd: »Mich wundert nur, daß den Rädern nicht« geschehen ist. Sie können gleich wieder au«gehen." Stöhr befolgte diesen Rath und verließ wohlgcmuth da« Hau«. — Die österreichischen Ein Gulden-Staat«- notcn haben mit dem Ablauf de« Jahre« I89b im Privat verkehre ihre gesetzliche Zahlkraft verloren. Die k. k. Staats kassen und Aemter, sowie die k. und k. gemeinsamen Kassen und Aemter sind dagegen verpflichtet, diese Staat«nolen zu einem Gulden ö. W. noch bi« zum Jt). Juni 1896 al« Zahl ung anzunehmen.