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00001 G.Heinz, Das Feuer im fränkischen Volksglauben (in Heimat und Volkstum 9 (1931) S.140ff. In einem “Bussbüchlein” vom Jahre 1803 ist zu le sen: "Eine wahre Kunst in Feuersbrunst nützlich und gut zu gebrauchen. Diesen Segen hat ein Zigeunerkönig in Ägypten erfunden. Anno 1714, den 10. Juni, wurde: im Königreich Preußen sechs Zigeuner mit dem Strang gerichtet, der siebente aber, ein Mann von 80 Jah ren, sollte den 16. drauf mit dem Schwert gerichtet werden. Weil aber ihm zum Glück eine unversehene Feuersbrunst entstand, so wurde der alte Zigeuner losgelassen, zum Feuer geführt, allda seine Kunst zu zeigen, welches er auch mit grosser Verwunderung der Anwesenden tat, die Feuersbrunst in einer halbe Stunde besprochen, daß solche ganz und gar aufge höret hat, worauf ihm dann nach abgelegter Probe, weil er auch solches am Tage gegeben, das Leben ge schenkt und auf freien Fuss gestellt worden. Solche ist auch von einer Königlichen Preußischen Regie rung und dem GeneralSuperintendenten zu Königsberg für gut erkannt, und in Druck gegeben worden.” Im fränkischen Oberland hat sich dieser Segen in folgender Fassung erhalten: “Bist willkommen, o du Feuergast, greif’ nidht wei ter, als du gefasst, das zähl’ ich dir, Feuer, zur Busse, im Namen Gottes des Vaters, der uns erschaf fen hat, im Namen Gottes des Sohnes, der uns erlö set hat, im Namen des heiligen Geistes, der uns ge he iliget hat. Ich gebiete dir, Feuer, bei Gottes Kraft, die alles tut und alles schafft, du sollst stille stehn und nicht weiter gehn, so wahr Christus stand am Jordan da ihn taufte Johannes der hl. Mann; das zähl* ich dir, Feuer, zur Busse usw. Ich gebiete dir, Feuer, bie Gottes Kraft, du sollst legen deine Flammen und Glut, bei Jesu Christi teurem Blut, das er für uns vergossen hat, für un sere Sünd’ und Missetat; das zähl’ ich dir usw.