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692 beiderlei Geschlecht- von armen und rechtlichen Giern Übtrwirsen. ' Am 1. Novbr. früh gegen 4 Uhr stürzte in einem Hause der Flschergasse ein Arbeiter von der Gangbar» riire der dritten Etage herab auf ein Bretdach und dann in den Hof, wobei derselbe nicht unbedeutende Verletzungen am Kopfe erhielt. Er soll im angetrun kenen Zustande nach Hause gekommen sein und sich ans die gedachte Barriere gesetzt haben. In Wechselburg sind in der Nacht vom 29. zum 30. Oct. acht Häuser niedergebrannt. Bei Pausa sind am 30. Oktober in der gräfl. Hohenthal'schen Waldung, in dem links an der Straße kurz vor Mühltroff gelegenen KieSbrucb, allwo eine Anzahl junger Leute Ki-S zum Wegebauen abgruben, Wittags in der zwölften Stunde die 15 jährige Toch ter deS Gutsbesitzers Wolfram und die beiden Dienst knechte Wetzel 18 und Spörl 16 Jahr alt, durch daS Herabstürzcn einer zu sehr unterminirten KieSwand verschüttet worden. Als man nach Inständiger Ar beit die Wolfram, nach halbstündiger Arbeit aber schon die beiden Andern unter dem Kieö hervorbrachte, war Erstere todt, Wetzel« die Kugel des rechten Fußes heraus- und Spörln daS ganze Fleisch vom Knochen deS rechten Oberschenkels abgequetscht, sowie das Ge sicht verletzt. Jetzt ist auch der vierte der am 13. Octbr. bei Frankenberg entsprungenen Verbrecher wieder ringe» fangcn. VolkswirthschaftlicheS. Aus Westpreußen, 25. Oer. Wir erfahren auS Posen, daß der Fürst Gorischakoff von Moskau die Ordre mitgebracht, eine von Loiricz über Wlocla- weck bis zur preußischen Grenze, nach Thorn hin, zu dirigirende Eisenbahn auf den Etat zu stellen, um die Nivellementsarbeiien sofort beginnen zu lassen. — In Polen hat die Rinderpest noch nicht aufgebört. Auch an der preußischen Grenze hat sie sich wieder gezeigt. Wie heftig sie geworden, erhellt daraus, daß im Kreise Kalisch allein 80,000 Stück Vieh gefallen find. — Nr. 9 deS landwirthschaftlichen Amts- und Anzeige-BlattS enthält u. A.: Eine Bekanntmachung an die landwirthschaftlichen Kreisvereine, die Impfung der Lungenseuche beim Rindvieh betreffend; einen Bor trag deS OeconomierathS Geyer über das Eigenthüm- Uche der GebirgSwirlhschaft; einen Aufsatz über den Dinkel oder Spelz und über die giftige Wirkung der Pökelbrühe, den wir hier folgen lassen: Di« Pökelbrühe ha«, dem Schweinefutter beigemengt, in wiederholte» Fällen eine giftige Wirkung gezeigt, indem «ach dem Genuss« derselben unter sich wiederholenden, längere Zeit andauernden Anfällen von Zuckungen und Betäubungen regelmäßig der Tod der Thiere erfolgte, so daß — zumal gegen di.se Art von Vergiftung bis jetzt ein wirksames Mittel nicht bekannt ist — vor dem Verfüttern der Pökelbrühe dringend gewarnt werden muß. — Or. Gloger hat Versuche mit Tödtung dt- SchlachtvieheS durch Anwendung von Chloroform ge macht und behauptet, daß sich däS Fleisch solcher Thiere längere Zeit frisch erhalte. Der Berliner Verein gegen Thierquäkerei empfiehlt den Vorschlag zur sorgfältigen praktischen Prüfung. — Dem Mechaniker Pa-cal Ist «S gelungen, «in« Dampfmaschine zu eonstrmren, welche 70 Procent we niger Brennstoff verzehrt. Da er eben in Havre be schäftigt ist, rin Dampfschiff mit einer nach diesem Sy stem erbauten Maschine zu versehen, so wird der Erfolg dieser Erfindung wohl bald bekannt werden. — Truthühner werden bekanntlich sehr schwer aufgezogen, auS dem Grunde, weil diese Thiere eine schlechte Verdauung haben und namentlich während der Mast am Bandwurm leiden. Langjährige Erfahrung hat ein einfaches Mittel gegen dieses Uebel finden lassen: man thue den Thieren mindestens zweimal wö chentlich gekochte oder in Fett gebratene Zwiebeln un ter daS Futter, die sie sehr gern fressen — und die wohllhätigen Folgen werden nicht ausbleiben. Am besten reicht man die Zwiebeln in einem festen Teig« von Kleie und Hirse- oder Roggen mehl. — Bei Erbsen, welche stch nicht gut kochen oder beim Kochen sich schwer enthülsen, thue man etwa- Potasche hinzu (auf die Metze einen gehäuften Thee- löffel; fie kochen darnach leicht, lassen sich gut durch schlagen und nehmen durchaus keinen Beigeschmack von der Potasche an. Dabei sei noch bemerkt, daß bei Erbsen bekanntlich vor dem Garkochen 1—2 Mal das Wasser abzugießen und durch frisches zu ersetzen ist, da mit sie den eigenthümlichen scharfen Geschmack verlieren. — Die Varietäten deS Weines sind sehr zahlreich. In Spanien zählt man über neunhundert, und in Frankreich über tausend Sorten. Ein einziger Weinberg im Jura liefert neunzehn Arten. AuS wel chem Lande der Wein ursprünglich kommt, ist nicht zu ermitteln; die Forschungen, welche man darüber ange stellt hat, führten zu keinem bestimmten Resultate. Wahrscheinlich stammt er aus. dem Orient. DaS eigent liche Weiiilanv begreift etwa sechszehn Grade, von Coblenz unter 51" im Norden bis zur Insel Chpern im Süden. I» Calabrien und andern heißen Ländern muß man den Weinstock vor der zu großen Sonuen- gluth schützen. In Amerika haben die deuischen An siedler Reben vom Rhein gepflanzt, während dort 17Ü Arten wilden Weins wachsen. Im Allgemeinen liegen die besten Wernpsianzungen auf Hügely, die von mitt lerer Höhe, auf dem Gipfel gut bewaldet und der Sonne ausgesetzt sein müssen; die Lage nach Süden zu ist nicht immer nöthig; am linken Ufer de- Rheinei und der Mosel wächst sehr guter Weiir. nach Norden zu. Ueppiger, fetter Boden giebt keinen guten Wein, feuchter gar keinen. In ganz Frankreich, die Provence ausgenommen, in Deutschland, der Schwei; und Un garn find die Weinstöcke niedrig; in Italien schlingen sie sich um die Bäume; in Griechenland haben fie starke Stämme und wachsen wie die andern Bäume, so daß die Zweige sich selbst tragen. Nur ein« einzige Art deS WeinS erhält man ohne Kellern oder AuS- treten, die Lavi^wse Lkristi. Man läßt die Trauben am Stocke aufspringen und hängt Gefäße an di« Zweige, in denen sich die abträufelnden Tropfen sammeln. Auch der'beste Malaga wir» bisweilen so gemacht. Die Trauben, welche den Cyperwein geben, schlägt man mit Keulen auf einer geneigten hölzernen Fläche. In Frank reich bedecken die Welnstöcke einen Flächenräum von