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Wochen dl a t t Lifchofswerda, Stolpen und Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. - - - - - -H-,;'. ...^ Diese Keilschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabend«, und kostet vierteljährlich 12j Skzr. 68.j Mittwoch, »«. s». August s18S6- Rundschau. Die öffentliche Meinung ist in der letzten Zeit sehr in Anspruch genommen worden von den Noten, welche England und Frankreich an den König von Neapel gerichtet haben, um ihn aufzufordern, seine RegierungSgrundsätze zu ändern und eine freisinnigere Politik zu befolgen, die den Wünschen und Interessen deS Volke« beider Sicilien mehr entspreche- Die von Neapel darauf erfolgte Antwort enthält im We sentlichen Folgende»: Der KönigAerdinand von Nea pel lehnt jede Einmischung der Weltmächte in die An gelegenheiten seines Königreichs ab, indem er sie als einen Angriff gegen die Würde und Unabhängigkeit seiner Krone bezeichnet, und stützt sich dabei aus daS Pnneip ewiger Gerechtigkeit, welches vorschreibt, daß man Anderen nicht thun soll, waS man selbst nicht dulden will. Daher fragt er daS Lon- doncr Cabinet: waS wohl Lord Palmerston dazu sagen würde, wenn die neapolitanische Regierung sich um die innere Politik deS britischen CadinetS küm mern oder ihm die Annahme von freisinnigeren Maß regeln gegen daS unglückliche Irland oder ein mensch licheres Auftreten gegen seine indischen Unterthaneu ancmpfehlen wollte? Da aber Großbritannien keiner auswärtigen Regierung daS Recht zug, stehen wird, ihm Gesetze in Bitreff seines innern Auftretens vor- zuschreiben, so glaubt der König von Neapel, daß eS auch ihm allein überlassen bleiben müsse, für seine eigene Ehre und für die seinerVölker Sorge zu tragen. Er könne wohl Eröffnungen Gehör geben, welche die Befestigung der öffentlichen Ordnung in Europa zum Zwecke haben, wenn diese Eröffnungen mit denjenigen Rücksichten gemacht werden, die man einem freien und unabhängigen Souverain schuldet. ES müsse ihm aber auch überlassen bleiben , die Zweckmäßigkeit der em pfohlenen Maßregeln zu beurtheilen und den paffen den Augenblick zu deren Ausführung zu wählen, weil Niemand seine Lage heffer beintheilen könne, alö der König selbst. Indem Ferdinand seine jetzig« Regie« mngSwets« als den Verhältnissen seines Lande« und überhaupt Italiens entsprechend darstellt, hält er die Verfassung von 1848(welche man ihm alö daS StaatS- gesetz im Königreich Neapel bezeichnet hatte) nur dazu geeignet, um von Neuem dir blutigen Austritt« Elster Jahrgang. der Revolution zu Tage zu fördern. Unmöglich könne das der Gedanke der Cabinette von London und Paris sein, welche die Absicht haben müßten, den Frieden und die Ruhe Europa'S aufrecht zu erhalten. Frankreich und England werden in der Note daran erinnert, daß sie den orientalischen Krieg gerade deshalb begonnen Härten, um eine fremde Macht zu hindern, sich in die innern Angelegenheiten der Türkei zu mischen. Eine jede ähnliche Einmischung im Königreiche beider Sicilien würde ein« seltsame und nicht näher zu be zeichnende Anomalie bilden. Der König Ferdinand setzt sein ganzes Vertrauen in das von denHöstn von Paris und London auf so glänzende Weise anerkannte Princip, dem zufolge jeder freie Staat, obgleich viel schwächer als die Macht, die ihre Räthschläge auf zwingen will, das unbestreitbare Recht hat, diese Rath schläge zurückzuweisen, wenn sie eine Drohung und ein Angriff gegen seine Unabhängigkeit sind. DerKi- nig besteht darauf, sich streng an das Gesagte zu halten. „Wenn man jedoch, waS kaum möglich ist, weiter gehen wollte, so wirb Ee. Majestät, im Vertrauen auf die Gerechtigkeit seiner Sache, einen Aufruf an die patriotischen Gefühle und an seine tapfere und treue Armee erlassend, Gewalt mit Gewalt zurückwrisrn" Wenn wir uns aüch nicht auf eine nähere Be leuchtung der neapolitanischen Note einlaffeN, so kön nen wir doch nicht umhin, zu bemerken, daß es wohl noch nicht vorgekommen ist, daß eine Macht zweiten Ranges, die zu gerechten Beschwerden so vielen Anlaß, gegeben, Großmächten wie England, Frankreich und indirekt auch Oesterreich gegenüber eine so kühne Sprache geführt. Das heißt gesprochen, das hat Nerv vom Anfang dis zum Ende, und handelte <S sich um ein« gerechte Sache, so würde ganz Europa nur beifällig in die Hände klatschen. So aber er regt diese Sprache trrfeS Bedauern, Und trägt sie weit weniger den Stempel moralischer Graßheit, al« jenen schwer begreiflichen Starrsinn«. Die Groß mächte halten daS in Neapel herrschende System str eine europäische Gefahr, und ohne daß e« einer Unter suchung der Gründe dieser ihrer Anschauungsweise bedürfte, genügt diese einzige Erwägung, um di« Rechtsfrage, zu erledigen. Die Stimmung in Italien wird mit jede» Tage schwhler. Don konservativem Element ist aus