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Sonnabend, den S. August Wo ch e n bla t t , - 7- : . - f g r Bischofswerda, Stolpen und t Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände Vies« Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwoch» und Sonnabend», und kostet vierteljährlich 12j RK. WM Zeitbetrachtung. Biele Leute, welche eine gewisse geheime Freude am Hader und Zwietracht, an großartigen Ereignissen und Spectakelstücken in der Welt haben, mochten betrübt sein, als der „ewige" Pariser FriedenSbogen sich über den Hälchtern der versöhnten Menschheit wölbte und die Welt anscheinend in ein langes eintöniges Leben einznhüllen drohte, wo man nichts weiter hören konnte alt von Braunkohlen», Brauerei», Eisenbahn» undSchlepp- schifffahrtS-Actien. Jedem Redakteur mußte bange sein, woher er den Stoff zu den Leitartikeln nehmen, wie er seine Leser unterhalten sollte, wenn die großartigen Ereignisse alle hinter den Berg hinunter waren und die Weltgeschichte Ferien macht«. ES ist aber gar nicht so ernstlich zu besorgen, zum Trost sei d>e» manchen Leuten gesagt, daß aus der Welt aller Stoff zu Hader und Zwietracht verschwunden sei, denn die menschlichen Leidenschaften sinv geblieben, wie die jüngste Zeit bewiesen hat. Die englisch-amerikanische Streitfrage, die viel schlimmer auSsah, als sie eigentlich war, hat sich einst weilen in die Stille deS englischen und Washingtoner CabinetS zurückgezogen und wird, wenn uns unser Urtheil nicht völlig trügt, schon in der nächsten Zeit beigelegt sein. Dagegen brechen in der alten Welt auf allen Punkten der Windrose jene bedeutungsvollen Luftblasen hervor, welche anzeigen, daß sich das Wetter etwa- ändern will, daß lies unter der Oberfläche dunkle Mächte ihr störendes Wesen treiben. Kaum hat die neue Gruppirung der Staaten, wie sie aus dem Pariser Frieden hervorgegangen ist, den Vorhang über die SchlußfrledenSscen« fallen lassen, so hört man schon wieder hinter der Gardine geheimnißvolle rasche Schritte durcheinander, woraus man schließen kann, daß daS Schauspiel noch nicht beendigt ist, sondern daß Vorbe reitungen zu weitern Arten getroffen werden. Ay der Themse geht einige Besorgniß, daß sich Napoleon in die Angelegenheiten Italien- »der Spanien- mengen könne. Lord John Russell interpellirt Ihrer Maj. Regierung im Namen deS schönen Lande- (Ita lien), „da» Meer umschließt und Alpe." Freilich kommt nicht- davon heraus, «S bleibt bei einer politischen An- standSrede dem „sehr »dein Lord gegenüber" und der Elfter Jahrgang. Höflichkeit der Minister, welche diplomatisch versprechen, dem angeregten Gegenstände ihre „vollste Austnrrksam» leit zu widmen", aber dringend davon abrathen müssen, die Sache jetzt weiter zu erörtern. Aber, diese parla mentarischen Zwischenspiele sind immerhin Zeichen, daß man mit Besorgniß auf die kommenden Ereignisse in Italien blickt. i. ' Die betrübenden Angelegenheiten in SchkeStplAe. Holstein habe» wir in Nr. 61 nachgtwiesen. In Spanien ist auf einmal wieder von der Reak tion ein Revolutionsschlag gefallen. ES ist dir» höchst? sonderbar. Spanien war seit einigen Jahren auf he« Wege der friedlichsten Reformen. Ein Mann, der nvch^ eben höchst mächtig in Spanien war, ist plötzlich her- schwunden; der andere, noch eben Espartero'S GenoffL in einer parlamentarischen Regierung, steht plötzlich btt Nationalgarde von Madrid als Führer an der Spitze der Gegenrevolution gegenüber, seine Truppen zerstreuen die Volksvertreter, welche di« Corte» «inb«rufen «Äl«, und ftine «rst« große Maßregel ist die Verhängung br» Belagerungszustand«- über da» ganze Königreich. Wäh^ rend da- neue Ministerium in der Hauptstadt selbst nach dreißigstündigem blutigem Kampfe Herr bleibt, verlautet über den Ausgang der neunzehn AusWHtzz, von denen auS den Provinzen durch den TelegrHch.M^ einem Tage Nachricht nach Madrid gekommen, Nur-H^ viel, daß nach und nach die ReaetionSparlei auch hier Meister zu werden scheint. Wie hängt dies alles zusammen? Die Frage liegt so nahe, wie die Antwort schwer ist. Selbst englische und französische Blätter scheinen ohne genaue Okien» tirung zu sein. So lediglich auf Combinatione» .g»»< wiesen, legt die Vorsicht die Pflicht auf, nur dif MO- gemeinen Umrisse zurecht zu legen. Dies« dürsttt.solec gende sein: — Die Unruhen der letzten Wochen scheinen. iMzdra reaktionären Fraktionen, den Anhängern der bekannten Königin Christine und der Opposition de» Clemß an« ' geschürt zu sein; diese Unruhs« habe» der Hotzckrtej in Madrid einen sehr willkommenen Anlaß.gegcheqe. Maßregeln gegen die Freiheit und gegen di« Äüstt» tution anzurathen. Der MinistirO'DoNellwollte nach Seiten der freisinnigen , der HrMesfisteft- HaWMN- nehmen, namentlich di« Natlonalgärd« entwaffne»,, seinen progresflstisthm Cotkgen im Fall der Nokh j«d»