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Mts- mS MtiBllitt für den Erscheint 1 * I 1 I Abonnement ------- «stall des Amtsgerichts Eibenstock sertionspreis: die kleinsp. lm, sowie bei allen Reichs- °und dessen Umgebung. d»-"»»-" Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. 42. Jahrgang. .H' SL. Donnerstag, den 27. Juni L8OL Den Handel mit Giften betreffend. Mit dein 1. Juli 1895 tritt die Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern, den Handel mit Giften betr., vom 6. Februar 1895 in Kraft. Rach dieser Verordnung bedarf, iver Handel mit Giften der in den Abtheilunaen 1 und 2 der Anlage I zu jener Verordnung bezeichneten Art treiben will, der Ge nehmigung der Königlichen Amtshauptmannschast; dagegen hat, iver den Handel mit Giften lediglich auf die in der 3. Abtheilung bezeichneten beschränken will, von seinem Vorhaben der Königlichen Amtshauptmannschaft nur Anzeige zu erstatten. Gesuche um Genehmigung zum Handel mit Giften, sowie die vorgeschriebenen Anzeigen des Handels mit Giften müssen ein Verzeichniß derjenigen Gifte enthalten, aus welche diese Gesuche bez. Anzeigen sich erstrecken. In den Gesuchen um Genehmigung zum Handel mit den in der Abtheilung 1 der obenbezeichneten Anlage I benannten Giften mutz außerdem, obenso wie in den Gesuchen um Gestattung von Ausnahmen für Gewerbebetriebe, welche bereits vor Erlaß dieser Vorschriften bestanden haben, von den Vorschriften in 8 5 der der ange zogenen Verordnung beigegebenen Vorschriften die Lage der Räume für die Auf bewahrung der Gifte, die Art und Weise der Umfassungen dieser Räume genau be zeichnet und angegeben werden, ob und welche anderen Waaren als Gifte sich in diesen Räumen befinden. Zuwiderhandlungen gegen die den Handel mit Giften betreffenden Bestimmungen werden, soweit nicht 8 147 Ziffer 1 der Gewerbeordnung einschlägt, nach 8 867 Ziffer 3 und 5 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder init Hast bestraft. Für diejenigen Personen, welche im hiesigen Bezirke den Handel mit Giften betreiben wollen, liegen die neuen Vorschriften an hiesiger Canzleistelle zur Einsicht nahme aus. Schwarzenberg, am 25. Juni 1895. Königliche Amtslniuvtmannschast. Frhr. v. Wirsing. Kr. Das Königliche Ministerium des Innern hat die Einfuhr von Nutz- unv Zuchtrindern aus Oesterreich über die anläßlich des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche in den benachbarten böhmischen Grenzbezirkcn geschlossenen Vieheinbruch stationen Voitcrsreuth und Ebmath unter den in der Verordnung vom 22. Dezbr. 1893 — Nr. 4 des Amts- und Anzeigeblatts v. I. 1894 — oorgeschriebenen Be schränkungen und Bedingungen von jetzt ab wieder gestattet. Schwarzenberg, am 25. Juni 1895. Königliche Amtshnuptmannschaft. Arhr. v. Wirstng. W. Bekanntmachung. Nächsten Ionnavend, den 29. Juni dieses Jahres von Vormittags « Uhr ab die städtischen Straßen nördlich der fiskalischen Strafte von der Schule ab wärts (Haberleithc, Weg unterhalb des Schützenhauses) und von Vormittags Ist Uhr ab diejenigen südlich der fiskalischen Strafte, vom Untermarkt bis zum Ausgange der Stadt nach Schönheide und zum Bahnhof (Bahnhofstraße, Brühl, Bachstraße, Langestraße, Winklerstraßc) beraint werden. Die betheiligten Grundstücksbesitzer werden hierzu mit der Aufforderung eingeladen, sich Vormittags 8 Uhr an der Schule und Vormittags 10 Uhr an Mcichsner's Re staurant einzufinden; zugleich werden sie aber auch darauf hingewiesen, daß, dafern sie im Termine nicht erscheinen oder durch eine mit Vollmacht versehene Person nicht vertreten sein sollten, trotzdem mit der Absteckung verfahren werden wird. Die durch die Berainung entstehenden Kosten sind von der Stadtgcmeinde und den Anliegern antheilig zu tragen, die aus die letzteren entfallenden Kosten werden s. Zt. eingezogen werden. Besondere schriftliche Einladungen werden nicht erlassen. Eibenstock, am 25. Juni 1895. Der Rath der Stadt. »n Körner. Graupncr. B e k an il t m a chilil g. Die Frist zur unentgeltlichen Anmeldung der Hausgrundstücke an die städtische Wasserleitung ist zwar verstrichen. Da indcß zu den bereits erfolgten 334 Anmeldungen täglich neue hinzukommen, andererseits aber ein endgültiger Ab schluß der Meldungen wegen Lieferung der Rohre und Rohrschellen re. ivünschcns- iverth erscheint, so ist als Endtermin Ireilag, der 5. Juki dks. Is. und zwar in der Weise festgesetzt worden, daß die bis dahin noch anzumeldenden Hausgrundstücke unter den in der Bekanntmachung vom 1. Mai 1895 gestellten Be dingungen unentgeltlich ««geschlossen werden. Eibenstock, am 26. Juni 1895. Dcr Rath der Stadt. I. B.: Justizrath Landrock. Graupncr. Bekanntmachung. Die Gewerbetreibenden, welche im t. Halbjahr« lüsts Lieferungen für die Stadt gehabt oder Arbeiten für sie ausgeführt haben, fordern wir hiermit auf, hier über, soweit dies noch nicht geschehen, bis spätestens Ende dieses Monats die Rechnungen einzureichen. Eibenstock, am 24. Juni 1895. Der Rath der Stadt. I>n. Körner. Begcr. Johannis-Markt (Kram und Viehmarkt) in Eibenstock am I. und 2. Juki 1895. Der Rath der Stadt. ll»r. Körner. Gnüchtcl. Der Abgabenrestant Nr. 15-1 des Verzeichnisses dcr dem Tanz- und Schank- stättenverbot unterstellten Personen ist zu streichen. Stadtrath Eibenstock, am 26. Juni 1895. I. V.: Justizrath Landrock. Graupncr. Aus Deutschlands großer Zeit.*) Erinnerungen zum 25jährigcn Jubiläum des Kriege- 1870/71. Bon Eugen Rahden. Einleitung. t^-chdru» verbann.) „Frisch auf, mein Volk, die Fsammenzeichen rauchen, Hell au« dem Norden bricht der Freiheit Licht, Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen ; Frisch aus, mein Volk! — Die Flammenzeichen rauchen, Die Saat ist reis; ihr Schnitter, zaudert nicht! Das höchste Heil, das letzte liegt im Schwerte! Drück' Dir de» Speer ins freie Herz hinein! Der Freiheit eine Gasse! — Wasch' die Erde, Dein deutsches Land, mit Deinem Blute rein!" Der begeisterte Sang de- HeldcnjünglingS Theodor Körner, der in den Befreiungskriegen das deutsche Volk entflammte zur Erhebung gegen den Feind, der so lange Jahre hindurch deutsche Fluren heimgcfucht hatte, er konnte säst 60 Jahre später wiederum al« Weckruf dienen dem deutschen Volke, da« sich um seinen Fürsten schaarte, da« höchste Kleinod zu erreichen: Die deutsche Einheit. Und ein neuer Sang erstand der neuen Zeit, der au« Millionen Munde er tönte, der Sang von der „Wacht am Rhein", gewaltig mit sich sortreißend die Millionen, welche deutsche Freiheit, deutsche Ehre, deutsche« Vaterland hoch hielten »nd dafür zu kämpfen, zu bluten, zu sterben bereit waren. ") Unter dieser Ueberschrist werden wir von jetzt an eine längere Reihe Artikel veröffenilichen, welche den Grohthaten unseres Leere« und den politischen Verhältnissen vor 2« Jahren gewidmet find. Die Artikel werden in chronologischer Reihenfolge der damaligen Zeitgeschichte zur Veröffentlichung gelangen und durch den Abdruck sämmtlicher De peschen vom Kriegsschauplatz« vervollständigt werden. Wir hoffen, daß wir uns hiermit die Anerkennung unserer L-Ier erringen werden. D. Red. ES war eine große, gewaltige, herzbewegende Zeit, die vor fünf und zwanzig Jahren, und unvergeßlich ist sie denen geblieben, welche sie miterlebt haben und unvergeßlich soll sie bleiben denen, die zu einem anderen Geschlecht hcrangcwachsen und berufen sind, fest und treu, einig und geschlossen das zu wahren, was in schwerer Zeit errungen. Dem deutschen Gemüthe liegt der Chauvinismus, die ewige Sclbstbespiegelung, in großen Thatcn fern; dcr Deutsche freut sich seiner Grohthaten, aber er rühmt sich derselben nicht. Wenn c« angebracht erscheint, in den Tagen des Ju biläums jene« großen Kriege«, aus dem die deutsche Einheit hervorging, dcr Thaten de« deutschen BolkShcercS, seiner Führer und seiner StaatSleiter zu gedenken, so kann da« nicht geschehen, um Andere zu verletzen, sondern um ein Bild jener Geschichtsperiode zu entrollen, den Lebenden zur Erinnerung, den Todten zum Gedächtniß. Wa« deutsche Kriegskunst und deutscher Heldenmuth in diesem großen Kampfe vor 25 Jahren leisteten, da« ist für alle Zeiten mit goldenen Lettern eingetragen in die Bücher de« Ruhme». Nicht da« war der edelste und kostbarste Preis de« Siege-, daß jene Lande, welche Frankreich« übermüthiger König vor 200 Jahren mitten im Frieden dem ohnmächtigen Deutschland entrißen hatte, wieder deutsch wurden, sondern der höchste Siegespreis war die Wiederherstellung de» ge einigten deutschen Reiche»! Gekittet durch da« Blut seiner tapferen Söhne, ragt e« nunmehr fast ein Vierteljahrhnndert unter den Staaten Europas machtvoll empor, als eine feste Säule de« europäischen Frieden». Und wenn man auch nicht mit Unrecht sagt, daß unsere Zeit eine schnelllebige Zeit sei und selbst bedeutende Ereignisse rascher, denn je, der Ver gessenheit anheimfallcn, so trifft da« doch auf diesen Krieg nicht zu; denn solange ein deutsche« Reich bestehen wird, werden auch die Grohthaten unserer glorreichen Armee und ihrer Führer fort und fort gefeiert werden in Wort und Lied, wird das heilige Feuer der Erinnerung genährt und lebendig erhalten werden: jo wird Deutschland nie untergehcn, wenn die Söhne und Enkel dcr Helden von 1870 diesen gleichen'. In der nachfolgenden zusammcnsassenden Darstellung, wie solche im Nahmen einer Reihe von Zeitungs-Artikeln nothwcndig erscheint, kann e« sich nicht darum handeln, alle Einzelheiten de« großen Kriege» zu behandeln, vielmehr nur in großen Zügen ein Bild dcr Erinnerung zu entrollen. Wir verzichten deshalb daraus, jede» kleinere Gefecht auch nur zu erwähnen, wollen vielmehr zeigen, wie sich die Ereignisse nach- nnd auseinander entwickelten, wobei wir glauben, aus die Vorgeschichte de» Kriege« und seine Folgen für die beiden großen Nationen, die mit einander rangen, besonderen Werth legen zu müssen. Denn erst dadurch wird die Be deutung diese« gewaltigen Kampfe« verständlich. Die Zeitabschnitte der nachfolgenden Darstellung er geben sich demnach von selbst. Wir haben in Umrissen zu schildern die politische (und soziale) Lage Frankreich« und Deutschland» bi« zum Augenblicke der politischen Ver wickelung durch die spanische Thronkandidatur. So dann diese, die Kriegserklärung und nächsten Ereignisse, besonders die Haltung der einzelnen deutschen Staaten und der neutralen Mächte; endlich würde eine llebersicht der beiderseitigen Streitkräfte und dcr Aufmarsch dcr Armeen dem eigentlichen Kriegsdrama vorhcrzugehen haben. Der Krieg selbst zerfällt in zwei große Hauptabschnitte: den Krieg gegen da« französische Kaiserreich (15. Juli bi» 4. September l87O) und den Krieg gegen die franzö sische Republik (5. Septbr. 1870 bi« 16. Febr. 1871).