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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 25.06.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189506255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950625
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950625
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-06
- Tag 1895-06-25
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Monat
1895-06
-
Jahr
1895
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mcr ich lagt« bei Scklußsteinlegung folgende Ansprache an Se. llNajestät dcn Kaiser: „Eure Kaiserliche und Königliche Miajeslal wollen heule geruhen, ein Unternehmen abzuschlicßcn, wie es aus vaterländischem Boden an Großartigkeit der Leist ungen, der Technik und der Industrie noch nicht hcrgcslcllt ist. Nach acht Jahren mit Gotte« Hülse, ohne Störung der ausgcwcndcten Arbeit, sehen wir ein Bauwerk vollendet, wel che« deutsche Herzen und deutscher Geist seit lange sehnsüchtig erstrebt und geplant haben, welche« zunächst bestimmt ist, die nationale Wehrkraft zu stärken und den deutschen Handel und Verkehr zu fördern. So dürfen wir un« der Hoffnung hin geben, daß da« gelungene Werk dauernd auch seinen weiteren Zweck im reichsten Maße erfüllen werde, den Zweck, dem internationalen Verkehr einen nutzbringenden Weg zu er schließen. Geruhen Ew. Majestät den Hammer huldvollst entgegen zu nehmen, den ich 'Namen« der deutschen Volksver tretung zu überreichen die Ehre habe, und damit zur Weihe de« Unternehmen« den letzten Hammerschlag zu führen. Möge Gotte« reichster Segen denselben begleiten." Kiel, 21. Juni. Die Durchfahrt der Schiffe durch den Kanal ist insofern nicht ganz ohne Unfall verlaufen, al« der Dampfer „Kaiser Wilhelm II." mit den BundeSsürsten, dem diplomatischen Korps, den Ministern re. an Bord, im Kanal aus Grund gerieth, und zwischen Levensau u. Landwehr etwa drei Stunden lang festlag. Später wurde da« Schiss ohne Schwierigkeit wieder flott gemacht. Die englische Hacht „Osborne" gehorchte ebenfalls eine Zeit lang dem Steuer nicht, gelangte aber doch ohne fremde Hilfe durch den Kanal, während der russische Aviso „Grozjaschtschij" durch denselben geschleppt werden mußte. Die anderen Schisse passirtcn später unter großer Begeisterung der an den Ufern stehenden Menschen massen. — Brunsbüttel (Schleuse). Um l Uhr 5 Min. Nachmittags ging das letzte Schiff durch die Schleuse. Der Grund der langen Dauer der Durchschleusung ist der Bruch einer Welle im Maschincnraum; infolge dessen konnte das linksseitige Thor nicht geöffnet werden. Kiel, 21. Juni. Die Flottenparade ist bei schönstem Wetter programmmäßig verlaufen. Dieselbe bot ein Bild einziger Großartigkeit. Punkt 3 Uhr warf die '.stacht „Hohen- zollcrn", an deren Bord sich sämmtlichc deutschen u. frcinden Fürstlichkeiten befanden, von der Boje loS. In dem gleichen Augenblicke stellten sich die Mannschaften aller Schiffe auf die Raaen und die Panzerschiffe nach dcn verschiedenen Regle ment« in Parade. Aus der „Hohenzollern" stand Se. Maj. der Kaiser allein, weithin sichtbar, in der Admiralsuniform auf der Kommandobrücke und durchfuhr die Reihen der sämmtlichcn Kriegsschiffe, zunächst diejenigen an der Außcn- söhrdc und alsdann diejenigen im innersten Hasen. Beim Passircn der „Hohenzollern" grüßten die Mannschaften der fremden und deutschen Schiffe mit drcisachem Hurrah unter dcn Klängen „Heil Dir im Siegerkranz". Der „Hohcn- zollcrn" folgte die „Grille" mit den Botschaftern, den Mi nistern und den Präsidenten de« Reichstage« und de« preuß ischen Abgeordnetenhauses, dann der Dampfer „Prinz Walde mar" mit den Vertretern der Presse. Kiel, 22. Juni. Das heutige Flottenmanöver ist trefflich gelungen, nur einem Torpedoboot begegnete ein leichter Unsall, sodaß c« aus der Linie treten mußte. ES herrschte ein großer Enthusiasmus auf Seiten des Publikums, das auf einer Anzahl der Schiffe theilnahm. Kicl-Seepost, 22. Juni. Bei glänzendem Sonnen schein und ruhiger See ging schon am frühen Morgen die SchulschissSdivision in See, um bei dem späteren GefechtS- bilde da« feindliche Geschwader zu markiren; gegen 7 Uhr begab sich Se. Maj. der Kaiser an Bord de« Panzers „Kur fürst Friedrich Wilhelm"; alle deutschen und fremden fürst lichen Gäste gingen an Bord der „Hohenzollern". Bald nach 7 Uhr liefen das Manövcrgeschwader und die Torpedoboot- flotille in Geschwaderkiellinie aus, im Kielwasser folgten mit etwa 1000 Meter Abstand die „Hohenzollern", darauf „Kaiser Wilhelm II." und „Augusta Victoria", auf welchen beiden letzteren die übrigen Gäste de« Deutschen Reiche« cingeschifst waren, sowie die anderen Postdampfer und „Prinz Waldemar". Die Evolutionen begannen mit der Formirung der Geschwader in DeverSlinie, was dadurch geschah, daß die zweite Division Backbord neben der ersten auflief, sodann wurde eine Wendung um acht Strich nach Steuerbord vollzogen, darauf wieder die Gcschwadcrkiellinie hergestellt und schließlich eine Schwenk ung um acht Strich nach Backbord auSgcführt. Nachdem die Evolutionen beendet waren, folgte ein großartiges Ge- sechtSbild, indem das Manövcrgeschwader bei der Schulschiffs division, beide in Kiellinie, vorbeifuhr und ein sogenanntes Passirgefccht lieferte. Der „Kurfürst Friedrich Wilhelm" gab den ersten Schuß ab, welcher alsbald vom Feinde erwidert wurde. Laut dröhnte der Kanonendonner über die See. Bald waren sämmtlichc Schiffe in dichten Rauch gehüllt. Das Ganze bot ein imposantes Schauspiel. Torpedoboote nahmen an dem Gefechte nicht theil. Hierauf passirtcn sämmtlichc Schiffe, der „Kurfürst Friedrich Wilhelm" als erstes, in Kiellinie mit paradircnder Mannschaft vor der „Hohenzollern" und kehrten um 10'/, Uhr in den Hafen zurück. Kiel, 22. Juni. Die französische Flotte hat heute früh 4 Uhr den Hafen verlassen, die russische Flotte folgt morgen früh. Beide Flotten haben sich, wie cs heißt, Rendezvous im großen Belt gegeben. — Vergangene Nacht fand noch zu Ehren der französischen Offiziere ein Ball auf der „Bayern" statt, an dem sich nicht nur sämmtlichc dienstfreien Franzosen, sondern auch die Offiziere der übrigen fremden Nationen betheiligten. Admiral Menard äußerte sich auch hierbei sehr beglückt über die Ausnahme und die sorgfältige Vermeidung jeder Verwickelung. Kiel, 22. Juni. Seit gestern Abend beginn« die Stadt sich allmählich wieder zu leeren; Extrazug aus Extrazug führt die herbeigcströmten Schaaren Schaulustiger wieder in die Heimath zurück. Immerhin bieten Stadt und Hafen noch ein überaus belebte« Bild, wozu da« herrliche Wetter nicht wenig beiträgt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. Juni. Gestern früh 5 Uhr fand bei herrlichstem Weiter da« vom Bezirk Schwarzenberg de« Sächs. Radf.-Bunde« veranstaltete 50 icm Bezirk«straßcn- fahrcn unter Leitung de« BundeStouren-Fahrwart« Herrn Franz Burkhardt au« Leipzig statt. Gefahren wurde die Strecke Eibenstock—Obcrwildenthal—Eibenstock—Schönbrunn b. Rei chenbach i. B. zurück bi« Rodewisch (Hotel Rudolph). Hr. Alfred Ott, Eibenstock „ Moritz Helbig fr. Eibenstock . Max Seltmann, Lauter Am Start (Schneeberger Straße) erschienen 6 Preisfahrer und fuhren dieselben folgende Zeiten: 1 Std. 58 Min. 7,- Sek. 2 . 10 . 33 . 2 „ 14 „ 30 „ „ Max Langer, Johanngeorgenstadt 2 „ 16 „ 43 „ „ Emil Leistner, Schneeberg 2 „ 17 „ 3,< . „ Hermann Drechsler, Eibenstock 2 „ 23 „ 25 E« sind die« sehr anerkennenswerthe Leistungen, wenn man bedenkt, welche enorme Steigungen zu überwinden waren. und bringen wir daher dcn wackeren Kämpen ein kräftige» Sachsen Heil. 'Nach beendigtem Fahren fand in Seidels BundeSrestau- rant Rothenkirchen Frühschoppen, sodann im Fcldschlößcheu zu Eibenstock Mittagstafel mit darauffolgendem Eommer« und PrciSvcrthcilung statt. Der erste Fahrer erhielt vom Sächs. Radf. Bund 1 goldene, der zweite und dritte je 1 silberne Medaille, der vierte, sowie die drei ersten Fahrer erhielten vom Bezirk Schwarzenberg gestiftete Extrapreise. Diese« erste derartige Preisfahren verlief, Dank der von dcn Bezirken Schwarzenberg u. Auerbach getroffenen Vorsichtsmaßregeln ohne jeden Unsall zur größten Befriedigung der Veranstalter. — Johanngeorgenstadt, 23. Juni. Heute früh gegen ' .,4 Uhr ertönte die Sturmglocke und signalisirte ein auswärtiges Schadenfeuer. Es brannte das dem Gast- hossbesitzer Groß in Pechöfcn (Breitenbach) gehörige, oberhalb des sog. Felsenkellers gelegene große Wirthschaftsgcbäude. Obwohl die hiesige Feuerwehr — von Böhmen war leider keine erschienen — schnell zur Stelle war, wurde da« ganz un massive Gebäude ein vollständiger Raub der Flammen. Die Entstchungsursachc ist nicht bekannt. — Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin begingen am Montag vor. Woche im engsten Familien kreise das 40jährige Jubiläum ihre« Eheglücke«. — Dresden. Man schreibt der „Franks. Ztg." von hier: Bisher hatte man im hiesigen Baugewerbe mit dcn ausländischen Arbeitern die Erfahrung gemacht, daß sic sich bei jeder Lohnbewegung theilnahmlos verhielten. Manche Streik« sind dadurch gescheitert. Umsomehr über rascht e« daher Unternehmer u. Arbeiter, daß die sämmtlichcn ain Bau der hiesigen fünften Elbcbrücke beschäftigten italienischen Caissonarbeitcr ihre Beschäftigung niedergelegt haben, weil ihre auf 60 statt 45 Pfg. Stundenlohn gerichtete Forderung abgeschlagen wurde. Die Italiener waren auch mit 50 Pfg. nicht zufrieden. Jetzt sind zu dem letzteren Lohn deutsche Ar beiter an Stelle der Italiener angenommen. — Dresden, 21. Juni. Ein abermaliger Wasser hauptrohrbruch ist heute früh in der 5. Stunde am Auf gang der AugusluSbrücke auf Allstädter Seite cingctreten. In einzelnen Theilcu der Altstadt ist man aus diesen Rohrbruch heute früh durch da« zum Theil gänzliche Weg bleiben oder das geringe Hervortreten des in den Hausleitungen laufenden Wasser« aufmerksam geworden. Die mit großer Gewalt hervorbrechcnden Wassermassen nahmen, wie mau dem „Journal" entnimmt, ihren Weg nach dem Georgcnthor, der Terrassentrcppc und dem Gebäude des Finanzministeriums zu. Hierbei wurde eine größere Fläche des Platzes bis zur großen Treppe der Brühl'schen Terrasse hin ausgerissen und unterspült. Da« Wasser, welches Sand, Erde und Steine mit sich fortriß, nahm seinen Weg auch durch beide Thorwcge in da« Gebäude des Finanzministeriums und drang daselbst bi« in die Räume der nach der Terrassentrcppc zu liegenden Finanzhauptkassc ein. — Chemnitz, 10. Juni. Ein Scheusal in Menschen gestalt befand sich heute vor dem hiesigen königl. Landgericht. Es war die« der am 17. April 1859 in Baroni «Prov. Posen) geborene, wegen Hausfriedensbruch und Beleidigung zweimal vorbestrafte Bergarbeiter und frühere Gutsbesitzer Adalbert Raczkowiak aut OelSuitz i. E., wo bekanntlich jetzt viel pol nische und tschechische Arbeiter beschäftigt werden. Der Un mensch bekreuzigte sich fortwährend in der Anklagebank, in der er kniete, und küßte das Gebetbuch, was um so widerlicher wirkte, al« der Angeklagte im Uebrigen ein störrische« und flegelhaftes Wesen zur Schau trug. Die Anklage legte ihm zur Last, im Herbst 1893 und Frühjahr 1894 seine im Sep tember v. I. nach längerem Siechthum, während dessen sie ein nicht lange lebende« Kind gebar, gestorbene Frau in der fürchterlichsten Weise mißhandelt und an seinen 1885, 1887, 1889 und >890 geborenen Knaben kaum glaubliche Schand- thaten verübt zu haben. Die Frau hatte der Wütherich nicht nur an dcn Haaren in der Stube umhcrgcschlcift, sondern ihr mit einem Blechkrug die Zähne eingeschlagcn und sie der art zu Boden geworfen, daß sie ohnmächtig liegen blieb. Die Kinder, welche ihm ebenso wie die kranke Frau bei einem LicbeSverhältniß im Wege waren, schlug der Unmensch derart mit Stöcken, daß sie oft tagelang kein Glied rühren konnten; mitunter band er ihnen die Beine zusammen und hing sie dann verkehrt aus, indem er ihnen Mund und Nase zuhielt; als einer der Knaben beim Essen dcn Tops zerbrach, stieß ihm der Angeklagte mit einem dicken Draht so heftig in den Mund, daß sich ein Strom Blutes unter das Essen mischte. Ein anderes Mal schleifte der Wütherich den ältesten Knaben am Ohr durch die Stube, daß diese« halb abriß, und schlug ihn dann mit der Faust unter da« Kinn, daß der Junge zu Boden stürzte. Zuweilen wurden die bedauernswerthen Kinder von dem unmenschlichen Vater unter heftigen Schlägen zu ekelerregenden Handlungen gezwungen, die sich nicht andeuten lassen. Am 28. März d. I. endlich wurde der Rabenvater verhaftet. In der Hauptverhandlung äußerte unter Anderem der al» Sachverständiger geladene Mediziner, daß die Be handlung der an Leberkrebs leidenden Frau unzweifelhaft deren Tod beschleunigt habe und daß auch die Mißhandlungen der Kinder deren Leben gefährdeten. Der Zustand der armen Knaben sei bei der Untersuchung ein „erbarmungswürdiger" gewesen. Der Angeklagte vcrtheidigtc sich mit der Behaupt ung, daß er seinen Kindern deshalb nicht« zu essen gegeben und sic mißhandelt habe, um sic zu guten Katholiken zu er ziehen. Er wurde schließlich nach 6' ,stündiger Verhandlung wegen schwerer und einfacher Körperverletzung zu sechs Jahren Gefängniß verurlheilt. In der Urtheil«begründung erklärte der Vorsitzende, daß dem Angeklagten bei der bestialischen Brutalität seiner Handlungen mildernde Umstände selbst bei dem geringsten Fall versagt worden seien. — Plauen, 21. Juni. Bei einem gestern Abend hier und in der Umgegend ausgctrofscncn heftigen Gewitter schlug der Blitz in Oberko«kau in Zeit von 2 Minuten viermal ein und zwar in je ein Bauergut, welche sämmtlich abbrannten. Da« ganze Dorf besteht nur au« etwa 15 Häusern. Da« aus den Wiesen liegende Gra« wurde fast vollständig wegge- schwemmt. — Zittau. Ueber eine hier vorgekommcne Zollhinter ziehung berichtet die „Niederschl. Ztg." Folgende«: Der Besitzer einer größeren Fabrik mußte dieser Tage 80,000 Mk. Strafe für Zollhinterziehung zahlen. Wie man erzählt, hatte die Fabrikleitung die englischen Plomben in deutsche vertauscht, um beim Uebergang nach Oesterreich de» höheren Zoll zu sparen. Ein entlassener Buchhalter der Firma verrieth die Sache. — Obwohl sich seit Kurzem in der Stickerei-In dustrie ein etwa« flauerer Geschäftsgang al« im vorigen Jahre bemerkbar macht, so hat sich doch die Ausfuhr von baumwollenen Spitzen und Stickereien im April diese» Jahre« gegen den gleichen Monat de« vergangenen Jahre« von 659 aus 747, demnach um 88 Doppclccntner oder >3,< Proc. er höht. Die Vereinigten Staaten erhielten von der Ausfuhr menge im April 1895 allein 312 Doppelcentner oder 42 Proc. In den ersten vier Monaten 1894 waren insgesammt 2259 Doppelcentner baumwollene Spitzen und Stickereien in« Ausland gegangen; in der nämlichen Zeit diese« Jahres sind jedoch 3233 Doppelcentner zuin Versandt gelangt, also jetzt mehr 974 Doppelcentner oder 43 Proc. Von der Heuer erreichten AuSsuhrmengc gingen 1551 Doppelcentner, demnach 48 Proc., nach den Vereinigten Staaten. Diese Zahlen be weisen zur Genüge, welch gute» Absatzgebiet Nordamerika für unsere Stickcreifabrikanten ist. — Die Generalkommandos haben auch in diesem Jähre die Regiments- und BataillonSkommandenrc angewiesen, Sol daten zur Unterstützung ihrer Angehörigen bei der Ernte, soweit die dienstlichen Interessen die« gestatten, in die Hei math zu beurlauben. Die Urlaubsgesuche sind, soweit sie von Privatleuten ausgehen, direkt an die Regiments- ober Ba- taillonskommandos zu richten. Amtliche Mittheiluugcn aus der Sitzung des Stadtraths vom 11. Juni 18Ä5. Vorsitzender: Bürgermeister vr. Körner. Anwesend: 4 Rathsmitglicder. 1) Herr Bürgermeister erstattet Bericht über dcn derzeitigen Stand der WasserleitungSarbeiten, insbesondere thcilt er mit, daß bis jetzt 330 Anschlüsse angemcldet worden seien. Hiernach werben die Vorschriften über Herstellung der Hausleitungcn durchbcrathcn. Dem Beschlüsse des Wasser leitungsausschusses, wonach einige Wasscrnutzungsverträgc gekündigt nnd einige beibehalten werden sollen, tritt man bei. 2) Von der Verordnung der Königlichen Kreishauptmann schaft Zwickau betr. die Uebernahme einer bleibenden Ver bindlichkeit auf die Stadtgemeinde nimmt man Kcnnt- niß; desgl. 3) von den Kassenabschlüsscn der Stadt- und Sparkasse auf den Monat Mai. 4) Der Rath beabsichtigt, in Zukunft mir an Vorau« zu be stimmenden Orten die Anbringung von Placatcn zuzulassen und das Anschlägen der Placatc an anderen Orten unter Strafe zu stellen. 51 Gegen die Einbezirkung de« Flußbettes der Mulde in Len Gemeindebezirk Eibenstock gehen dem Rathe Bedenken nicht bei. Anträge sind nicht zu stellen. Außerdem kommen noch 13 innere Verwaltungs-Ange legenheiten zum Vortrag und zur Beschlußfassung, die des all gemeinen Interesses entbehren, bez. zur Veröffentlichung nicht geeignet sind. Aus vergangener Zeit — für nnsrre Zeit. 24. Juni. (Nachdruck verboten.) Es war am 24. Juni 1440, als Johannes Gensfleisch. Gutenberg genannt, die ersten Holzlypen herstellte, bewegliche Lettern, die sich an einander reihen und auseinander nehmen ließen. Vor ihm hatte man auf Holztafeln gedruckt, die ein festes Ganze bildeten, also nur für einen bestimmten Zweck benutzt werden konnten. Erst mit der Idee Guten bergs, deren weitere praktische Ausbeutung sich noch um 10 Jahre ver zögerte, beginnt die eigentliche Buchdruckerkunst. Niemals hat eine Er findung solche gewaltige Veränderungen hervorgerufen und den Fort schritt der Menschheit so gefördert, wie die Buchdruckerkunst. 25. Juni. Vor 700 Jahren, am 25. Juni II85, starb Albrecht I., der Stolze, Markgraf von Meißen, einer von den gewaltthätigen Männern seiner Zeit, in welchem sich das Faustrecht, der Triumph der rohen Gewalt über Recht und Gerechtigkeit, charakterisirt. Er nahm seinen eigenen Vater, Otto den Reichen, gefangen, weil er fürchtete, daß sein jüngerer Bruder Dietrich zum Herrscher berufen werden könne. Den Vater mußte er auf kaiserlichen Befehl, — denn soweit reichte denn doch des Kaisers Macht gegenüber den unzähligen Duodezfürsten, — freigeben; die fünf Jahre seiner „Regierung" aber füllte er reichlich aus mit Kriegen gegen seinen Bruder, der Weißenfels erhalten hatte. Schließlich floh er in Mönchstracht nach Leipzig, wo er am genannten Tage starb, angeblich an Gift, das ihm der Kaiser soll haben beibringen lassen, um des Lästigen ledig zu werden. ES ging damals lustig zu in deutschen Landen. Der Wärchenprinj. Novelle von Hermine Schiebel. (Schluß.) „Herr Jesus, gnädige Frau," rief sie gellend zu Frau v. Dallhosen gewandt, „Sie sitzen so ruhig hier, und der Herr Leutnant —" „Machen Sie, daß Sie hinauskommen!" herrschte sie die also Jnterpellirte an, „oder —" Die Sprecherin hätte dcn Schluß ihrer Rede sparen können, Babette hatte schnell da« Zimmer verlassen, aber die Thür war laut dröhnend in« Schloß gefallen. „O, über die« steinerne Mutterherz," jammerte die alte Frau, „für die schwarzbrauncn Hcidenkinder, die sic nie ge sehen, sorgt sie, aber für da» eigene Kind — cs ist schrecklich, ganz schrecklich!" Und dabei war sie den Korridor zu Ende geeilt, ein Trost war ihr ja noch geblieben, Josephine, — in deren lau schende» Ohr wollte sic alle ihre Neuigkeiten niederlegen. Da« junge Mädchen fuhr erschreckt in die Höhe, al« die Alte in da» Zimmer trat. „Josephinchcn," jubelte sie, noch immer halb athemlo« von dem schnellen Lauf, „er kriegt Zuchthaus, der Verbrecher ent geht diesmal seiner Strafe nicht." Sie hatte sich, während sic sprach, in einen Stuhl geworfen, au« den alten treuen Augen brach ein Strahl innigen Vergnügen«, während sie sich zufrieden die Hände rieb. „So," sagte vollständig theilnahmlo« die junge Dame, die augenscheinlich mit ganz anderen Dingen beschäftigt war. „Ja," fuhr die Alte redselig fort, „Zuchthaus bekommt er, und ich selbst habe e« ihm aus offener Straße soeben ge-
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