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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 13.06.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189506135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950613
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950613
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-06
- Tag 1895-06-13
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Monat
1895-06
-
Jahr
1895
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und dieselbe in den Mission-Verein begleitet, und jetzt saß sie wohl und nähte emsig an den derben, baumwollenen Hemden, die für die armen Heidenkinder bestimmt waren, und besetzte sie graziös mit roth- oder blaugestreisten Blenden. Während dessen irrte Josephine durch Feld und Wald, bald huschte sie einem Vögelchen, da» sie mit den klaren Augen so zutraulich, wie eine alte Bekannte angeblickt, nach, bald lag sie träumend unter hohen Bäumen und hörte andächtig zu, was ihre be wegten Zweige einander zuflüsterten, als wären es wichtige, geheimnißvolle Dinge, die sie besprächen, nur für die bestimmt, die unter ihrem Schatten lag. So wohl war dem jungen Mädchen noch nie im Walde gewesen, wie gerade heute. Die Tante halte cS ja nie ge statten wollen, daß sic allein dorthin ging; und doch ist es ja gerade des Waldes heiligstes und vornehmstes Gesetz: wer sich ihm naht, soll es allein thun, will er sein Wesen kennen lernen. Wie ein milder, wunderbarer Traum war cS in das Herz Josephine»« gezogen; was kümmerte sie »och da« der alten Babette gegebene Versprechen, bald wieder zurückzukehren? Weiter und weiter ging sie, dicht an der Besitzung des Mär- chcnprinzen vorüber, tiefer in den Wald hinein. Sic sah cS nicht, daß am fernen Horizont Plötzlich dunkle Wolken aufge zogen, die sich schnell über den ganzen Himmel verbreiteten, sie hörte nur dem Rauschen der Bäume zu, das jetzt so schaurig klang, wie ein banger Stcrbegesang: plötzlich aber fuhr sie empor — ein jäher Blitz hatte den Wald erhellt, und dazu grollte der Donner wie in mühsam verhaltener Wuth. Das junge Mädchen war blaß geworden; die Stadt vor dem Ausbruch des Unwetters zu erreichen, schien ein Ding der Unmöglichkeit, und hier glaubte sic vor Angst vergehen zu müssen; das Lied des Waldes war noch schauriger geworden; selbst die hohen Bäume bogen sich ächzend hin und her, als wollten sie bei einander Schutz suchen. Mit flüchtigem Fuß war sie weiter geeilt; wohin, wußte sie nicht, groß und schwer fielen jetzt schon die ersten Tropfen hernieder. Blitz und Donner folgten schnell auf einander. Sic fühlte, daß niedcrhängende Zweige gegen ihre Stirn schlugen, daß dichtes Gestrüpp die feinen, weißen Hände blutig gerissen, aber sie mußte ja vorwärts, sie hatte nicht den Muth, den empörten Wald zu sehen. Erst als sic die bekannte hohe Mauer erreicht, blieb sic einen Augenblick stehen, uni Athen, zu schöpfen, war sie hier doch wenigsten« in der Nähe von Menschen ; wenn sie auch nicht zu ihnen gelangen konnte, sühltc sie sich doch sicherer. Der Regen fiel jetzt in dichten Strömen hernieder und legte sich kalt und schwer auf das lichtblaue, reich mit Spitzen aarnirte Battistkleid; cs fröstelte sie; ach, wenn doch das hohe Thor geöffnet wäre, sie wollte jede Scheu und Furcht über winden. Eine Zuflucht vor dem Unwetter würde man ihr doch sicher gewähren. Und es war geöffnet, die beiden Flügel gewährten dem niederströmendcn Regen reichlich Eingang und dahinter lag in vornehmer Zurückgezogenheit da« Schloß nut seinen vielen Fenstern, seinen Thürmen und Söllern und der breiten Frei treppe, deren weiße Marmorstufen zu beiden Seiten mit hohen, exotischen Pflanzen besetzt waren. Das junge Mädchen zögerte noch; sollte sie hineingehcu, um Schutz während des Gewitters bitten? Würde er nicht die zurückweisen, die ihn veranlassen wollte, zu sprechen, die sein Leben rücksichtslos zu kürzen drohte? Weiter kam sie in ihrem Gedankengangc nicht, ein zackiger, rothflammender Blitz, von dröhnendem Donner begleitet, halte sic von Neuem erschreckt, und ohne sich weiter zu besinnen, eilte sic über den großen, mosaikgepflastertcn Hof, die breite Treppe hinauf; ohne daß sie es selbst wußte, wie sie dorthin gekommen, stand sic auf dem mit türkischen Teppichen belegten Korridor, dessen am anderen Ende weit geöffnete Thür einen freien Blick auf eine mit prächtigen Blumen geschmückte Terrasse gewährte. Ueberrascht blieb das junge Mädchen stehen, ein fast be täubender Dust wehte von dort herüber; dann schritt sie lang sam den Korridor entlang; zu beiden Seiten that sich eine Flucht von Zimmern auf, die nur halb zurückgezogenen, schwer seidenen Portieren gestatteten auch hier einen Einblick; überall die gleiche üppige, fast orientalische Pracht; dort von jener dunkelrothen Sammttapete blickte sie au« schweren Barock rahmen ernst das Marmorantlitz Napoleon« I. an, während hier unter dunkelgrünen Mhrthcn und Azalien Amor und Psyche hervorzulauschcn schienen. Wieder war Josephine stehen geblieben, sic hatte die Hand an die Stirn gelegt. War es denn Wirklichkeit, was sie hier sah? Oder war sie in da« Schloß des verzauberten Dorn röschens gedrungen, waren gerade heut die hundert Jahre um, wo sich das schwere, mit Eisen beschlagene Thor geöffnet? Ja eben so still, so menschenleer mußte es dagelegcn haben, al« der Königssohn durch das wild verwachsene Dornenge büsch gedrungen, ebenso todtenstill, wie hier. Sic war wieder weiter gegangen, jetzt trat sie in die ge öffnete Thür, um mit großen, neugierigen Kinderaugcn auch noch diese ungckanntc Herrlichkeit zu schauen. Plötzlich aber fuhr sie erschreckt zurück. Da saß er ja vor ihr, der Herr dieser Reiche», der Märchenprinz, den sie so oft in übermüthiger Laune zu sehen gewünscht! Da saß er im strömenden Regen, einen Panamahut auf dem dunklen, leichtgclockten Haar, mit zufriedenem Gesicht, als hätte er sich ein solches Wetter be stellt und gäbe sich diesem Genuß ganz und voll hin. ES war nur ein einziger Blick gewesen, der ihn flüchtig gestreift, aber so viel wußte sie doch, daß c« ein interessante«, leicht gebräunte«, von dnnkiem Bollbart umgebenes Gesicht und eine hohe, schlanke Gestalt sei, wenn er sich aufgerichtet. Josephine wollte sich geräuschlos und ungesehen zurück ziehen, aber cS war zu spät! Auch er hatte sie in demselben Augenblick gesehen, und gleich darauf stand er an ihrer Seite. „Mein gnädiges Fräulein," begann er mit einer wohl klingenden Stimme, während ein halb befremdeter, halb be dauernder Blick die durchnäßte Kleidung der jungen Dame traf, „ich bedauere aufrichtig, daß Sie von dem Wetter so leiden mußten, preise mich aber glücklich, daß mein Hau« Ihnen die gewünschte Zuflucht bietet." Mit einer galanten Verbeugung hatte er sie aufgesordert, ihm in das Zimmer zu folgen, aber sie regte sich nicht; da« Köpfchen a» den Thürpfosten gelehnt, blickte sie zu ihm hin über; wußte er denn nicht, was er that? Die ersten Worte hatte sie gezählt, dann aber die Fassung verloren, wie ein starrer Schreck war e« über sic gekommen. „Darf ich Sie bitten, hier einzutretcn?" begann er jetzt. während seine großen, ernsten Augen auf ihrem Gesicht fragend ruhten. „Ein«, zwei, drei, vier, fünf, sechs," zählte sic mechanisch, während sie »och immer regungslos in ihrer Stellung verharrte. Eine leichte Falte wurde jetzt auf seiner Stirn sichtbar. „Sie sind dort geschützter," fügte er wie erklärend hinzu, „der Regen trifft Sie ja noch immer, treten Sie wenigsten« mehr zurück." Er hatte die Hand, welche die Portiere der Thür zurück gezogen, unwillkürlich sinken lassen, um seinen Mund irrte jetzt ein verächtliche« Lächeln; das war ein zu alberne« Spiel, das sie trieb, kein Wort der Entschuldigung war bi« jetzt von ihren fcstgeschlossenen Lippen gekommen, und doch sagte c« ihm ihre ganze Erscheinung, daß sie den vornehmen Ständen an gehörte, daß sie also nicht um da« rechte Wort verlegen sein konnte. „Mein Name ist Freiherr von der Olda," begann er dann wieder, sich der jungen Dame vorstellend, „befehlen Sie ganz über mich, mein gnädige« Fräulein. Ist Ihnen der Auf enthalt in meinem Hause so unangenehm? Soll ich anspann en lassen?" Sie schwieg noch immer, sein neuer Redefluß hatte sie in noch größeres Erstaunen versetzt — da« mußte verhindert werden, kostete c», was e« wolle — sie am allerwenigsten wollte an seinem Tode schuld sein, er war ja noch so jung, konnte kaum die Dreißig erreicht haben, und wa« «hat e« auch, wenn sie mit ihm eine Komödie spielte — der Zweck heiligte ja da« Mittel, und wer weiß, ob sic ihn je wieder sah? „Soll ich anspannen lassen?" klang da wieder die ernste Stimme des Freiherrn an ihr Ohr. Sie entgegnete nichts, langsam hob sie die Hand, während sie mit dem auSgestrcckten Finger nach einer Stelle de« Himmel« deutete, wo sich die Wolken bereits zu lichten begannen. Betroffen blickte er sie an; sic hatte das Gesicht abge wandt, da« übermüthige Zucken der Lippen durste nicht zum Vcrräther werden, fühlte sic doch nur zu gut, daß seine Augen groß und voll auf ihrem Gesicht ruhten. „Mein Gott, stumm!" sagte er endlich leise, während er dicht zu dem jungen Mädchen trat. Er hatte ihre herab hängende Hand erfaßt und zog sie sanft von der offenen Thür- zurück. Wer wußte denn, ob sie überhaupt seine Aufforderung verstanden, ob sich nicht zu dem einen Unglück auch noch ein zweite«, da« der Taubheit gesellte, und zum ersten Mal seit langen Jahren war es plötzlich warm in sein Herz gezogen, in da« Herz, das er gestorben glaubte, seit c« betrogen, seit jenem Tage, wo sic, die er wild, leidenschaftlich geliebt, ihm die Treue gebrochen, und voll und ganz gab er sich jetzt dem Mitleid hin; er hätte dem armen, unglücklichen Wesen da vor ihm sagen mögen, daß er mit der Welt da draußen nicht« mehr gemein habe, daß er lebe wie sie — einsam und allein. „Verstehen Sic mich, wenn ich zu Ihnen spreche?" fragte er endlich nach einer peinlichen Pause. Unter anderen Verhältnissen hätte ihm ein glockenhelles Lachen geantwortet; jetzt aber war sie plötzlich ernst geworden, sie wagte cs nicht, ihm die Hand zu entziehen, die er noch immer in der seinen hielt; ein leichtes Neigen des Kopfes war die einzige Antwort, sie fühlte, wie ihr da« Blut glühend heiß nach dem Herzen drang — o, warum war sie auch hier her gegangen, warum war sie nicht draußen im strömenden Regen geblieben, dort hatte sie doch wenigstens zu athmcn vermocht. Endlich ließ er ihre Hand langsam sinken. „Was ist das?" fragte er bestürzt. „Ihre Hand blutet, was ist geschehen?" «Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Wilna. Das hiesige Schwurgericht verurtheilte das Ehepaar Smilkow, reiche Gutsbesitzer, zum Tode. Das Ehepaar hat sich eines der grausigsten Verbrechen schuldig ge macht. Im vorigen Winter wurden die Smilkow«, während sie niit ihren drei Kindern von sechs, vier und zwei Jahren im Schlitten durch einen dicht bei Wilna gelegenen Wald fuhren, von einem großen Rudel hungriger Wölfe angefallen. Um das eigene Leben zu retten, warfen die Eheleute ihre drei Kinder de» Wölfen zu und brachten sich, während die Bestien sich um die Beute stritten, in Sicherheit. Von den drei Kindern fand man nicht einmal mehr die Knochen wieder. Im Gefängnißhof zu Wilna werden die beiden Mörder in Kurzem gleichzeitig aufgeknüpft werden. — Die deutsche Postkarte feierte am 6. Juni ihr 25jähriges Jubiläum, insofern der 6. Juni >870 der Stif- tungStag der deutschen Postkarte ist. Von diesem Tage datirt nämlich die „Verordnung, betreffend die Einführung der Korre spondenzkarte", de« Kanzler» de« Norddeutschen Bundes, Gra fen von Bismarck. Die erste» Postkarten, die bekanntlich einen Silbcrgroschen kosteten, wurden für den Verkehr in dem nord deutschen Postgcbiet, mit den süddeutschen Staaten, mit Luxem burg und Oesterreich zugclasscn. Die Stiftungsurkunde der Postkarte ist noch in einer besonderen Hinsicht von Interesse. In ihr wird die Versorgung der Postwarteräume mit Schreib gelegenheit angcordnct. Es heißt darüber in der Verordnung: „Wo es im Bcdürsniß liegen sollte und ohne Aufwendung besonderer Kosten geschehen kann, wird den Absendern nament lich bei größeren Postanstalken eine Schreibgelegenhcit zur Ausfüllung der Korrespondenzkarten in der Nähe der Postauf gabestellen gewährt werden." AuSgcgcben wurde die Postkarte am l. Juli 1870. — Guirlanden für den Nordostseekanal. Die Lieferung der zu den Eröffnungs-Feierlichkeiten erforderlichen Guirlanden hat die Kanalbaukommission einem Anhaltiner, Hrn. Warnsdorfs in Harzgerode, übertragen. Der Auftrag lautet, nach dem „Anh. Tgbl.", über nicht weniger al« 40,000 in grüne Gewinde. Ueber den erheblichen Umfang diese« Auftrages gewährt die Thalsache ein Bild, daß bereit« seit einiger Zeit 240 geübte Frauenhändc mit der Binderei eif rigst beschäftigt sind. Die Frauen nehmen die Gelegenheit zu lohnender Beschäftigung nach Kräften wahr, und arbeiten so lange die Tageszeit die« nur zuläßt. Bei dem Binden werden nicht weniger al» 20 Ccntner Bindfaden verbraucht. Die Beförderung der Guirlanden nach dem Bestimmungsort (Holtenau) erfolgt mittel« Sonderzugc«, der nicht weniger al» 10 Doppelwagen umfaßt. — Wie Prinz Heinrich der deutschen Flagge Achtung verschaffte, erzählen Hamburger Blätter: Be kanntlich muß ein jede« Kauffahrteischiff ohne Unterschied der Rationalität beim Passiren eines deutschen Kriegsschiffe« in deutschen Gewässern seine Nationalflagge zeigen. Diesen Höf- lichkeitSakt auSzusührcn glaubte dieser Tage, wie Hamburger Blätter mitthcilen, ein alter grauköpfiger Kapitän eine« dänischen SchunerS nicht nöthig zu haben, denn als er mit feinem Schiffe vor einigen Tagen unweit Helgoland, i» die Nähe de« deutschen KriegSgcschwadcrS, welches an den Pfingst- seicrtagen bei Brunsbüttel geankert hat, kam, machte er in keinerlei Weise Anstalt, seine Nationalflagge vor den deutschen Kriegsschiffen zu zeigen. Prinz Heinrich al« Kommandant de« Panzerschiffe« „Wörth", ließ daher einen blinden Kanonen schuß nach dem unhöflichen Dänen abfeuern. Da jedoch diese« Vorgehen den Kapitän nicht veranlaßte, die Flagge zu ziehen, so ließ Prinz Heinrich, um dem Dänen einen Beweis von der Treffsicherheit eine« deutschen Kriegsgeschützes zu geben, da« Geschütz scharf laden und derartig richten, daß der sofort abgegebene Schuß etwa einige Meter vor dem Vorder steven de« SchunerS in« Wasser schlug. Diese« Vorgehen hatte den gewünschten Erfolg, denn der Kapitän ließ sofort die Flagge ziehen. Als Strafe hat, wie aus bester Quelle mitgethcilt wird, der störrische Kapitän für die Verweigerung dieses HöflichkeitsaktcS den Werth der abgegebenen Schüsse bezahlen müssen. — Wie schwer ist eine Lokomotive? Aus Mainz schreibt man: Dieser Tage wurde in der Maschinenwerk stätte der hessischen Ludwigseisenbahngesellschaft die Verwiegung einer der Güterzugslokomotiven neuester Konstruktion vorgenom men, um das Gewicht derselben in voller Ausrüstung zu er mitteln. Die Verwiegung ergab, daß die Maschine allein 48 t oder 960 Ccntner wog, der Tender sammt dem Kohlen- »orrath und dem Wasser wog 28 t oder 560 Ccntner, mithin wog die Lokomotive in voller Ausrüstung 1520 Ccntner. — Nirgends giebt es so viel adlige Namen als in Bern, der Hauptstadt der frciheitSstolzen demokra tischen Republik. Wer in der Stadt Bern in einen Hausflur tritt und die unter den Glockenzügen stehenden 'Namen mustert, der wird fast in jedem zweiten Haus Namen begegnen, die das „von" seit kürzerer oder längerer Zeit führen. Wie wur den die meisten dieser schweizerischen Republikaner „von"? Im Jahre 1744 befahl der Große Rath dem Staatsschreiber, in Akten, die ins Ausland gingen, ein „edel" oder ,.noble" beizusügcn. Die Adcissucht einiger Geschlechter ruhte nicht, bis im Jahre 1761 die Anwendung de« Attributes „wohlcvel- geboren" für alle Bürger der Stadt Bern beschlossen wurde. Endlich beschloß der Große Rath am 0. April 1783 mit 71 gegen 70 Stimmen, es sei allen Bernern erlaubt, ihren Na men die Präposition „von" (als Adelsprädikat) voranznsctzen. Von dieser Zeit her datiren die vielen „von" und ihre Träger sind darauf genau so stolz, wie die Nachkommen deutscher Ritterfamilien. — Flitterwochen! Auf einer Hochzeit in Wüstegiers- dorf vergnügte sich der Bräutigam mit den geladenen Gästen beim fröhlichen Tanze, während die de« Tanzen« unkundige Braut den Tanzsaal verließ, um sich in einer unter demselben befindlichen Gaststube mit den Gästen zu unterhalten. Als sie nun wieder in den Saal zurückgekommcn war, waren die Tänzer schon nach Hause gegangen und mit ihnen der Bräu tigam. Ohne jede Begleitung begab sich also die Braut eben falls auf den Heimweg und sand, als sie ihre Häuslichkeit erreicht hatte, ihren Bräutigam schon daheim im tiefsten Schlummer liegend. — Enttäusch. Er: „Sehen Sie, Fräulein, wie meine Hand zittert?" — Sie: „Ja, Herr Doktor!" —Er: „Und ahnen Sie nicht den Grund?" — Sic: (verschämt): „'Nein!" — Er: „Soll ich Sie die Ursache gestehen, Fräulein?" — Sie (sehr verschämt): „Sprechen Sie!" — Er: „Nun denn — ich bin erst heute früh 5 Uhr von einer Kneipe nach Hause gekommen!" — Ein Schlaumeier. Krempel (zu seinen beiden Freunden): „Wenn wir uns nun doch einmal vcrheirakhen wollen, dann mache ich den Vorschlag, wir heirathcn drei Schwestern!" — Strampel: „Unsinn, dann ginge ja da« el terliche Vermögen in drei Theile!" — Krempel: „WaS will das sagen? Wir drei hätten zusammen aber nur eine Schwie germutter!" — Wie'« trifft! Am Sonntag. HanS: „Herr, ich möcht wohl nach Bernsdorf reiten und um den Müller seine Tochter freien." — Herr: „Na ja, HanS, das ist ein hübsche« Mädel." — Am Montag. Herr: „Aber das ist doch nicht da« hübsche Liefet?" — Hans: „Es war so schlechtes Wetter; da hab ich unterwegs in Reppcn nm dem Kleebaucr seine Hanne angehalten." — Aus der Kaserne. Leutnant: „Kann mir viel leicht einer von Euch sagen, aus welchem Grunde der Soldat beim Grüßen die Kopfbedeckung nicht abninnnt, sondern nur die Hand anlegt? . . Na, Müller, wissen Sie'« vielleicht ?" — Müller: „Damit er nicht in Arrest kommt!" — Die beste Empfehlung. Hausherr: „Und wes halb haben Sie Ihre letzte Stelle verlassen?" — Stellung suchendes Mädchen (zögernd): „Ich habe mich vom Herrn., küssen lassen." — Hausherr: „Gut, Sie können morgen antreten." — Nur zwei Sorten. Korporal: „Einjähriger! Was haben Sie da in der Schachtel?" — Einjähriger: „Zahn pulver!" — Korporal: „So! Zahnpulver! Schauen Sie, daß Sie damit verschwinden! Der Soldat kennt nur zwei Pulver: Schießpulver und Insektenpulver!" Der flticlorlaörunnen )U Oderlahnftein bei (km« wird von vielen und berühmten, sowie sänuntUchen Aerzten, welche denselben schon jahre lang. einestheils als Taselwasser, anderntheils als hygienisches Getränk beziehen, und deren Zahl stets zunimmt, als eines der vortrefflichsten, an genehmsten und wohlschmeckendsten natürlichen Mineralwässer gepriesen: welches nicht nur selbst leicht verdaulich ist, sondern auch die Verdauung in hohem Maße besördert, und dabei nicht den unangenehmen, scharf stechenden Geschmack vieler anderen Sauerbrunnen hat. Derselbe kann in angebrochener Flasche, welche selbstverständlich wieder verkorkt sein muß, tagelang aufbewahrt werden, ohne an Schmackhaftigkeit zu ver lieren, ein Vorzug, dessen sich die wenigsten anderen Mineralwässer rühmen dürfen, auch werden Organismen in dem Oberlahnsteiner Victoria- brunnen nicht gesunden. Derselbe wird als hygienische» Getränk in der ärztlichen Praxis zumal bei catarrhischen Affectionen der Respirations organe sowie de« Magens mit stet« wesentlichem Erfolge angewandt, und kann auch in diätetifcher Hinsicht nur angelegentlichst empfohlen werden. Da derselbe vollständig eisenfrei, so ist er zur Vermischung mit Wein und Spirituosen sowie Milch besonder« geeignet. Kür alle Arlltenlräger wird der Aussatz von hohem Interesse sein, welchen der namhaste Ophthalmologe Professor Hermann Cohn in Bre»lau soeben in der ,,»«rteuk«u»e" der „Geschichte der Brillen" widmet. Denn aus historischem Untergrund bietet er eine
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