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»Wer es sagt?" war die im höhnischen Tone gegebene Antwort, „ich sage er und mit mir jeder der ihn kennt." Josephine war todtenbleich geworden, ihre Lippen zuckten, während sic ihre Hand fest auf das Herz gelegt, als empfände sie dort einen brennenden, stechenden Schmerz. Sie hatte dar bittere, scharfe Wort gewaltsam zurückgcdrängt, sie wollte auch jetzt noch schweigen, eS war besser so, wußte sie doch gewiß, wie sich der Herr Freiherr Achtung zu verschaffen verstand. „Ja, ein Jeder sagt e« mit mir," wiederholte Leutnant v. Dallhofen seine Worte in demselben höhnischen Tone, „er hat sein abgeschmackte« Einsiedlerleben nnr aufgegeben, um nach einer Stummen zu suchen, einer jungen Gräfin, glaube ich, die selbstverständlich nur in seinem Kopfe spukt." Er lachte gezwungen auf, während sein Auge säst trium- phirend auf dem bleichen Gesicht der jungen Dame ruhte, aber diese regte sich nicht, langsam wandle sic den Kopf, nur ihre Gestalt erbebte, der kalte Wind mußte wohl die Veran lassung sein. Der junge Offizier war außer sich, also auch jetzt hatte sie es nicht einmal der Mühe für Werth gehalten, eine Frage an ihn zu richten, und doch hatte vor gar nicht langer Zeit der Freiherr ihr ganze« Interesse erregt. „Uebrigen«, da kommt mir ein famoser Gedanke," fuhr er dann in gekünstelt lustigem Tone fort, „ich könnte mir den Dank de« albernen Menschen da drüben für immer erwerben, wenn ich ihm mitthcilte, daß ich die kenne, die er sucht, jung und schön, aber stumm, stumm, wie ein Trappist, und auck> die andere Bedingung ist ja erfüllt, Josephine, Komtesse — er markirte da« letzte Wort scharf — von Bredow." Er wollte wieder gezwungen lachen, aber er konnte c« nicht, sie hatte sich von ihrem Platz erhoben, jeder Blutstropfen war au« ihrem Gesicht gewichen, sie war bi« in die Lippen erblaßt, mit großen, zornig funkelnden Auge» starrte sie zu ihm hinüber, während ihre erhobene Hand nach der Gegend deutete, von wo sic gekommen. „Kehren Sie um, Leutnant v. Dallhofen," sagte sie mit bebender, aber gebietender Stimme, „oder Sie würden mich zwingen, Ihr Boot verlasse» zu müssen, nnd daß ich thun werde, wa« ich einmal gesagt, wissen Sie, so weit kennen Sie mich!" Er entgegnete nicht«, eine solche Wendung der Sache hatte er doch nicht erwartet, aber sie hatte recht, er kannte sie zu gut, sie würde in da« Wasser springen, wenn er ihrer Aufforderung nicht nachkäme. Langsam, ohne ein Wort zu sprechen, wandte er da» Schiff, eisig kalt kam ihnen der Wind, den sie so lange im Rücken gehabt, entgegen. Jetzt war ja für ihn der Moment gekommen, seine ganze Kraft zu zeigen, sie sicher und gut «rotz Sturn, und Strömung nach Hause zurückzusühren. Der Leutnant hatte die Ruder ergriffen, schäumend flog da« Wasser zu beiden Seiten in die Höhe, aber da« Boot lag wie von unsichtbarer Macht an der Stelle gebannt. Der Schweiß rann ihm in schweren Tropfen über die niedere Stirn, aber alle Anstrengungen blieben erfolglos, es hätte eines ge wandteren Führers, eines sicheren Arme« bedurft. Minute auf Minute verrann, langsam, wie ein großer, feuriger Ball begann die Sonne im Westen zu sinken, wie unter ihrem Kuß erbebend, zitterten und erglühten die rast losen Wellen, um dann von dem eifersüchtigen Gesellen, dem eisigen Winde, gewaltsam zur Ruhe gezwungen zu werden. Mit großen, starren Augen hatte das junge Mädchen dem nutzlosen Mühen des Leutnants zugesehen, die Lage be gann ihr unerträglich zu werden, wa« sollte geschehen, wenn hier nicht unerwartete Hilfe kam? Suchend irrten ihre Au gen über das Wasser dahin, bi« sie an dem stillen, stolzen Schloß hasten blichen. Nur von dort konnte ihre Rettung kommen und von dort her erwartete sie dieselbe. Und sie kam. Freiherr von der Olda hatte von einem Fenster au« schon bei der Hinfahrt da« junge Mädchen sofort erkannt, mit gespannter Aufmerksamkeit war er jeder Bewegung de« Boote« gefolgt, er hatte fest erwartet, was jetzt eingetrctcn, hastig hatte er Hut und Ucberzieher genommen, dann war er die Treppe hinabgeeilt durch den Park dem Ufer des Flusses zu, wo hinter hohem Schilf versteckt sein kleines elegantes Fahrzeug lag. Er sprang hinein, in wenigen Minuten durchschnitt da« Boot von seinem starken Arm geführt, die Fluth, und er kam ge rade zur rechten Zeit. Leutnant v. Dallhofen« Geduld und Kraft war erschöpft, in stummer Verzweiflung hatte er die Ruder sinken lassen, kein Wort der.Beruhigung kam über die fest aufeinander gepreßten Lippen, scheu und unstät irrten seine Augen über die Wasserfläche; fehlte ihm der Muth, zu der jungen Dame hinüber zu sehen? Josephine hatte den Freiherrn sofort bemerkt, kein Aus druck der Uebcrraschung war über ihr Gesicht geflogen, so, nicht ander« hatte e« ja kommen müssen. Auch der Leutnant hatte da« Nahen de« Boote« bemerkt; mit gerunzelter Stirn blickte er dem Nahenden entgegen, und doch mußte er gute Miene zum bösen Spiel machen, wenn es auch eine klägliche Rolle war, die er von jetzt an überneh men sollte. Das Fahrzeug de« Freiherr« war dicht heran gekommen, mit einer geschickten Bewegung hatte er die Breitseite der Boote aneinander gebracht, zum ersten Mal seit langer Zeit sah er jetzt in die großen, dunklen Augen de« jungen Mäd chen«, das er angstvoll gesucht seit jenem Tage, um dessent- willen er sich selbst verleugnet und seine Einsamkeit aufgegebcn. Er sah sic wieder, sah sie wieder in da« schöne, wenn auch jetzt totenbleiche Gesicht, und der alte Traum von Lenz und Glück zog wieder in sein Herz. Auch Josephine hatte zu ihm emporgeschaut, sie dachte nicht daran, wa« jetzt kommen müsse, langsam hatten sich die glänzenden Augen geschlossen, er hatte sich in seinem Fahrzeug erhoben, ein Ruck, ein Stoß und nun stand er vor ihr, er war gekommen, um sie sicher nach Hause zu führen. Alle« da« war unter Schweigen vor sich gegangen, kein Wort der Begrüßung war hinüber oder herüber geflogen. Regungslos, wie zuvor, hatte Josephine in ihrer Stellung verharrt, als sich die Hand de« Freiherrn sanft aus ihren Kopf gelegt, al« sie ihm wieder in die großen, wunderbar ernsten Augen sah, bebte sie leicht zusammen. „Finde ich Sie endlich?" begann er mit leiser Stimme, sie klang heute so weich, so bewegt, daß sie Josephine» tief in die Seele drang, „wußten Sie denn nicht, wie angstvoll ich Sie gesucht?" Erschreckt blickte sic zu ihm empor. Hatte er denn ganz die Gegenwart de« Leutnant v. Dallhofen vergessen? Mah nend legte sic den Finger auf den Mund, während sie leicht den Kopf schüttelte. „Sparen Sie jede Mühe," warf jetzt in spöttischem Tone der junge Offizier ein, der, wenn er auch nicht die Worte verstanden, doch aus der ganzen Art und Weise gesehen, daß die Beiden nicht zum ersten Male gegenüber standen, „sparen Sie jede Mühe, Komtesse v. Bredow sind stumm, Sie dürsten schwerlich auf eine Antwort zu rechnen haben." Der Freiherr wandte sich jetzt dem Sprecher zu — er hatte nicht die plötzlich ausstcigende, glühende Röthe in dem Gesicht de« jungen Mädchen« bemerkt; auf seiner Stirn lagerte eine finstere Wolke, al« er zu dem Leutnant hinübersah. „Sie hätten besser gethan, eine Fahrt bei solchem Wetter zu unterlassen," gab er kühl zurück, „Sie werden nun schon gestatten müssen, daß ich die Führung de« Boote« übernehme, e« dürste wohl Zeit sein, nach Hause zurückzukehren." Der Offizier hatte sich von seinem Platz erhoben, in seinen sonst so leidenschaftslosen Augen flammte e« plötzlich aus, er hatte die Lippen fest aufeinander gepreßt, Minuten vergingen, ehe er antwortete. „Ich habe meine Zeit allerding« besser und nützlicher an- zuwendcn gewußt, als sie mit albernen Kindereien zu vertrö deln," sagte er dann scharf, „ich habe mit Pistol und Degen umgehen gelernt, Dinge, die eine« Manne« würdiger sind, als hölzerne Ruder." Der Freiherr hatte eine heftige Entgegnung auf den Lippen, aber ein bittender Blick aus den dunklen Augen de« Mädchen« ließ ihn verstummen. Er hatte sich wieder zu Josephine» ge wandt, sorgfältig hüllte er sie in seinen Ucberzieher, und sie ließ c« ruhig geschehen. „Ein« schließt da« Andere nicht au«," antwortete er dann endlich gleichgültig, „jedenfalls würden Sie besser thun, die eigene Kraft zu prüfen, al« sich nachher selbst da« Zeugniß ausstellen zu müssen, al« Mann," — er betonte da« letzte Wort scharf, — „nicht einmal ein Paar hölzerne Ruder regieren zu können." Leutnant v. Dallhofen entgegnete nicht«, ein verächtliche« Achselzucken war die einzige Antwort, er hatte sich abgewandt, mit gerunzelter Stirn starrte er in den Abend hinaus, während er eininal über da« andere sich und die unglückselige Kahn fahrt, vor Allem aber den verwünschte, der ihm seine Nieder lage doppelt fühlbar gemacht. Ruhig und sicher steuerte jetzt da» Boot, von dem starken Arm des Freiherrn geleitet, dem Ziele zu. Die Dämmerung war völlig hereingebrochen; wie graue, gespenstige Schatten flogen die Villen an den beiden Ufern vorüber, der Wind war noch stärker geworden und fast schauerlich klang sein wilde«, unheimliche« Lied. Niemand von den Dreien sprach ein Wort, unverwandt ruhten die ernsten Augen des Freiherrn auf dem Gesicht de» jungen Mädchens. Hatte er c« denn noch immer nicht zu fassen vermocht, daß er sic wieder gesunden, daß er sie nun nicht mehr zu suchen brauchte, daß er sie sehen durste. Tag für Tag, bi« sie sein Eigen geworden? Wie ein bange« Weh durchzittertc e« plötzlich sein Herz. Wenn sie ihm auch die gleiche innige und tiefe Liebe entgcgenbrachte, so konnte er ja doch nie da« beglückende Wort vernehmen, sie konnte ihm ja nie sagen, daß auch sie ihn liebe, denn die unbarmherzige Hand de« Geschick« hatte sich kalt und schwer auf diese rosigen Lippen gelegt. Aber wa« that ihm denn das? Brach doch aus den großen, glänzenden Augen Sonnenschein, lag es doch wie se liger, sonniger Frühling um diesen feinen Mund. Endlich hatten sic ihr Ziel erreicht. Der Leutnant war zuerst an da« Land gesprungen, hier war er ja wieder Herr der Lage; er bot der junge» Dame die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein. „Sie werden mir schon da« Recht überlassen müssen," sagte der Freiherr finster, „ich werde Komtesse v. Bredow selbst und sicher nach Hause führen." „Da« werden Sie nicht," brauste der junge Offizier aus. „Da« ist mein Recht und mir allein steht es zu." „Wirklich?" war die im spöttischen Tone gegebene Ant wort, „nun wir werden ja sehen." (Fortsetzung folgt.) vermischte Nachrichten. — Geestemünde. Auf Tecklenborgs Werft erfolgte am 9. Juni oer Stapellauf des fünfmastigen Segel schiffe«, welches dort für Rechnung der Firma F. LaciSz in Hamburg erbaut wurde. Der neue Fünfmaster ist da« größte Segelschiff der Welt. E« erhielt den Namen „Potosi". Das Schiss hat eine Länge von 394 Fuß englisch, eine Breite von 49 Fuß 9 Zoll und eine Tiefe vom Kiel bis unter Deck von 3l Fuß. Der Raumgehalt beträgt l 1,200 Kubikmeter oder 3955 Reg.-TonS. Es ist nach den Vor schriften für die höchste Klasse de« Bureau Veritas und de« Englischen Lloyd und unter der speziellen Beaufsichtigung beider Gesellschaften erbaut. Der Großmast hat vom Kiel bi« zum Flaggenknops eine Länge von 210 Fuß. Die Ein richtung der Wohnräume für die etwa 44 Mann betragende Besatzung ist solide ausgeführt und nimmt aus gute Lüftung und gesunde Räume Rücksicht. Zum Eintreiben der 3100 Kilogramm schweren Anker dient ein doppelwirkende« Anker spill. Zur Ausrüstung der „Potosi" gehören vier Francir- Patcntboote. Alle Raaen sind Stahlraaen nnd da« ganze Schiff ist au« Siemcns-Martinstahl erbaut. Die Größe der Segel (einschließlich der Reservesegel) beträgt 4700 Quadrat meter. — Chicago, 9. Juni. Die Eröffnung eines neuen großen Manufakturwaaren-Detailgeschästs in Ame rika geht doch ander» vor sich, al« in Deutschland! Am vorigen Sonnabend wurde hier da« neue große Geschäftshaus von A. M. Rothschild u. Co. dem Verkehr übergeben. Da« Geschäft wurde um 6 Uhr Abends geöffnet, und zwar nur für die Besichtigung, nicht für den Berkaus. An diesem Abend war der Andrang ein so großer, daß der Straßenverkehr ge hemmt wurde. Ueber 60,000 Personen besichtigten da» neue Geschäftshaus. Jeder Besucher erhielt ein Souvenir. Echt bezeichnend für amerikanische Zustände ist e», daß 150 De tektivs da« Publikum bewachten und 100 Konstabler für Ord nung sorgten. Da« Gebäude war in- und auswendig festlich dekorirt. Ein Musik-Orchester spielte, Blattpflanzen waren überall ausgestellt. Hoch oben auf dem Thurm de« Gebäude« spendete ein elektrischer Scheinwerfer sein Licht nach der ganzen Stadt. 2200 Angestellte werden von diesem neuen Geschäfts hause beschäftigt. 60 verschiedene VerkaufS-Abtheilungen, in denen alle Mode- und Bazarartikel zu haben sind, sind ein ¬ gerichtet. Inhaber sind A. M. Rothschild, Nelson Morri« und Hermann Lazarus. — Au« Berlin. In der Stadtvogtei ist e» jetzt recht leer geworden, die Wintergäste sind ausgeflogen, und nur der alte Stamm ist der Anstalt, die dieser Tage nur 380 Gefangene zählte, „treu" geblieben. Mit großer Schlauheit sorgen diese alten Stammgäste dafür, daß sich ihnen die liebgewordcnen Räume der Stadtvogtei immer wieder zur Aufnahme öffnen. Die Hauptschwierigkeit besteht für sie darin, sowohl da« Ge- sängniß wie da« diesen Brüdern leicht drohende und arg ver haßte Arbeitshaus zu vermeiden. Die Stammgäste der Stadt vogtei hüten sich daher, irgend eine Strafthat, einen Diebstahl und dergleichen, zu begehen, sie vermeiden auch grundsätzlich jede Bettelei, die sie schließlich unrettbar dem Arbeitshaus überliefern würde. Da« bequemste Mittel, um sich wieder einmal Freiquartier in der Stadtvogtei zu verschaffen, bietet der „Grobe Unfugsparagraph" und zwar in erster Linie 8 3M, 11, daneben allerdings meist auch 8 360, 8. Die Sache spielt sich in der Regel so ab, daß der entlassene Stammgast der Stadtvogtei, sobald er wieder zum geregelten Leben der An stalt zurückzukehren gedenk«, auf der Straße irgend eine gering fügige Prügelei inscenirt, natürlich nur, wenn ein Schutzmann dicht dabei ist, der ihn dann zur Wache bringt (8 360, II); dort giebt er sich zunächst einen falschen 'Namen (8 360, 8) und zwar meist einen solchen, dem man sofort anmerkt, daß er nur erdichtet ist, wie „Wurstzippel", „Schnapspulle" und dergleichen. Er hütet sich aber wohl, diesen Namen unter ein Protokoll oder dergleichen zu setzen, weil sonst Urkunden fälschung daraus würde, und gesteht daher meist sehr bald die falsche NamcnSführung selbst ein. Er weiß, daß er mit ca. acht Wochen Hast davonkommt, und ist so wieder einmal für zwei Monaie gesichert und geborgen. — Ein zweijähriges Kind, da« am Pfingstsonn- abend in Gräfenroda abhanden gekommen war, ist am 7. d. Mts. bei einer Zigcunerbandc, welche bei Hildburghausen rastete, von der dortigen Polizei aufgesunden worden. Die Menschenräuber wurden verhaftet. — Nicht uninteressant dürfte e« sein, etwa« über da« Einkommen deutscher Bankdirektorcn zu erfahren. Es zahlen an ihre Direktoren: Direktoren Deutsche Bank 13 Bank für Handel und Industrie. 8 . 'Nationalbank für Deutschland . 2 Internationale Bank .... 2 Dresdener Bank 4 Berliner Handelsgesellschaft . . 3 Diskonts-Gesellschaft 4 JahreS-Eink. ü 60,000 Mk. ü 93,000 „ ü 160,000 „ ü 175,000 . ü 193,000 „ ü 230,000 „ ü 550,000 „ Da« ist inSgesammt eine Summe von fünf Million« achthundertsechsundfünszigtausend Mark. Diesen ungeheuren Betrag zahlen nur sieben deutsche Banken an ihre Direktoren! Rechnet man dazu noch da« glänzende Einkommen der Pro kuristen und sonstigen höheren Beamten, die Gehälter detz? zahlreichen Angestellten und berücksichtigt die oft recht fetten Dividenden der Aktionäre, so kommt man sicher zu dem Schluß resultat, daß im Bankenwesen ganz anständig verdient wird. — Uebrigen» hat mancher regierende deutsche Fürst weniger Einkommen. — Mit gleicher Münze gezahlt. Gustav III., König von Schweden, hatte dem Dichter Bellmaun seine besondere Gunst geschenkt. Die Eigenheiten de« Dichter« zogen ihm jedoch die Ungnade de« Königs zu, so daß er das Zimmer des König« nicht mehr betreten durfte und in seiner Wohnung für den König arbeiten mußte; denn Bellmann war auch ein gewandter Arbeiter in Verwaltungssachen. Al« der König eine« Tags an Bellmann« Wohnung vorbciritt, sah er an dem Fenster seines Zimmers eine Leiter angelegt, auf der Leiter stand ein Barbier und rassirte Bcllmann, der den Kopf zum Fenster hinausstrecktc. Der König rief hinauf: „Bcllmann! Was bedeutet da«?" Der Dichter rief herunter: „Eure Majestät, mein Barbier ist in Ungnade gefallen, er darf meine Schwelle nicht betreten; ich kann aber ohne den Kerl nicht fertig werden!" — Diesem glücklichen Witz hatte der Dichter seine Restitution zu danken. — Ein Examenscherz. Ein liebenswürdiger Exami nator war der frühere Superintendent Lohmann zu Wesel. Einst hatte sich ein Kandidat zur Prüfung gemeldet, welcher aber im Hebräischen ziemlich schlecht beschlagen war. Dieser klagte nun einem Freunde, der gleichfalls in das Examen ging, aber ein großer Hebräer war, seine Noth. Derselbe beruhigte ihn jedoch mit den Worten: „Mach' Dir keine Sorgen, ich werde schon veranlassen, daß Du durchkommst!" Halb zweifelnd hört der Acngstliche zu. „Setz' Dich nur neben mich; dann wird schon Alle« gut gehen." Die Prüf ung beginnt. Der Freund kommt zuerst an die Reihe und besteht so glänzend, daß Lohmann staunend fragt: „Aber wo her haben Sie diese ausgezeichneten Kenntnisse?" — „Hier, von meinem Freunde neben mir," antwortete dieser. — „So? Nun, dann brauche ich ja den Herrn gar nicht mehr zu fragen," erwiderte der Examinator, entläßt die Beiden und das Examen war bestanden. — Zu höflich. „Aber, Minna, wa« fällt Ihnen denn ein, so viel fremde Personen in der Küche zu haben?" — „Wenn Sie erlauben, Madame, stell' ich Sie den Herren vor." — Umschreibende Bezeichnung. Lehrer: „Na, Dein Vater machte wohl ein recht finstere« Gesicht, al« Du gestern vom 'Nachsitzen nach Hause kamst?" — Schüler (weinerlich): „Ja, —-stockfinster." — Scherzfrage. Wenn drei Esel im Stalle stehen, welcher ist der klügste? Der kleinste. — Die beiden anderen sind größere Esel. — Auch eine „Anstellung". Verdammte alte Schachtel, was habt Ihr hier zu suchen? Etwa Holz stehlen — „Ach nee, ich soll hier blo« dem jungen " ... begegnen, damit er eine Ausred' hat, wenn er »...er nicht« schießt!" Gedankensplitter. Bei Armen muß der Hunger den Koch, bei Reichen der Koch den Hunger ersetzen. Wenn man bei der öffentlichen Wohlibätigkeit o-' sagt meist die Eitelkeit Herein! Mancher reicht Dir einen Zahnstocher m ,„ffl dasür von Dir eine Klaster Holz. Vorsicht ist die Mutter der WeiShei« — Da« Kind der Weisheit heißt: Nachsicht. Der Unverstand Deiner Freund.- . „det Dir mehr, al« der Ver stand Deiner Feinde.