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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 18.06.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189506181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950618
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950618
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
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Monat
1895-06
- Tag 1895-06-18
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Monat
1895-06
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Jahr
1895
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Skrhdlow, der spanische Kreuzer „Marques de la Euseuada", an Bord der Kontrcadmiral de Erpinosa, da« schwedische Kanonenboot »Edda", an Bord der Konireadmiral v. Klinte- berg, da« norwegische Kanonenboot „Viking", Konimandant Korvettenkapitän Klingenberg, dcr amerikanische Kreuzer „Mar- blebead", an Bord Kontreadmiral Kirkland, die rumänische Brigg „Mircea", au Bord Kapitän zu See Urseanu, dcr dänische Kreuzer „Hekla", an Bord Kommodore Gad, und zum Schluß der niederländische Kreuzer „Alkmaar", an Bord Kapitän zur See v. Waning. Sämmtliche fremdländischen Kriegsschiffe und --achten, welche an der Fahrt durch den Kanal theilnehmen, werden bi« zum 18. Juni aus der Elbe eintreffen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Wie verlautet, wird die Kaiserin nebst den kaiserlichen Prinzen Mitte August einige Tage aus Schloß Urvillc wohnen. Gleichzeitig gewinnt dadurch da« Gerücht, dcr Kaiser werde am >8. August der 2b. Gedenk feier der Schlachten um Metz beiwohnen, an Wahrschein lichkeit. — Fürst Bismarck hat infolge Unwohlseins bi« auf Weitere« alle noch gemeldeten Empfänge abgelchnt. — Die Probefahrten S. M. „Hohcnzollcrn" und der „Palatia" auf dem Nord-Ostsee-Kanal haben be kanntlich recht günstige Resultate geliefert. Kleinere Uebel- stande sind allerdings noch zu Tage getreten, deren Be seitigung aber ebenso schnell gelingen wird, wie ja die Fertig stellung der Rcstarbeiten überhaupt überraschend schnell gelungen ist. So finden sich, wie die „Nord-Ostsee-Ztg." schreibt, an manchen Stellen noch kleinere Untiefen, was daran zu be merken war, daß die beiden Schisse beim Passircn solcher Stellen weniger sleuerfähig waren. Bei Rendsburg z. B. wirbelte die Schraube dcr „Palatia" ziemliche Sandmassen auf, da« Schiff gehorchte nur ungern dem Steuer, also Zeichen, daß hier eine dcr seichteren Stellen vorhanden-war. Wo 9 Meter Wasserticfe sich darbot, ging die Fahrt sehr gut von Statten. Sodann befürchtet man, daß in dcr Nähc dcs Uscr« vielleicht Steine sich befinden, die, wenn sie hervor- stahcn, einem mit ihnen in Berührung kommenden Schiffe leicht Beschädigungen zuzichcn könnten. Dcr Kanal wird daher aus« Sorgfältigste aus solche Steine untersucht. — Rendsburg, 15. Juni. Dcr Aviso „Kaiseradler" ist aus dcr Fahrt von Kiel nach Brunsbüttel bei Robiskrug im Audorfcr See aus Grund gerathen. Bon Kiel sind tele graphisch Schlepper beordert worden. Der „Kaiseradler" wurde heute Abend 7 Uhr wieder flott. Da» Schiss, welches vollständig unbeschädigt ist, fuhr sofort nach Hamburg weiter. — Unter den in Kiel cintrefsenden 53 ausländischen Kriegsschiffen befindet sich ein einziges, das am 3. Juni 1887 dcr Grundsteinlegung des NordostseekanalS beiwohnte. ES ist dies da« unter dem Kommando des Kapitän-Lieutenant« Petterson stehende schwedische Kanonenboot 1. Klasse „Edda", das einen Raumgchalt von 6-10 To., eine Besatzung von inSgcsammt 76 Mann und eine Fahrgeschwindigkeit von 13 Seemeilen hat. — Im Norden dcr Stadt Kiel ist eine neue Fcststadt aus der sogenannte» Rutschbahnkoppel entstanden; dort ist Borkehrung für die Veranstaltung „internationaler Marine feste" getroffen und ein förmlicher Weltjahrmarkt im aller größten Stile bietet de« Trubel« und Jubel« für Mann schaften und Publikum in Hülle und Fülle. ES versteht sich von selbst, daß sämmtliche Kieler Brauereien sich für den zu erwartenden Massenbedarf von langer Hand vorbereitet haben. Auch ist für Proviant in einer Weise gesorgt, daß getrost 2—300,000 Menschen zusammenströmen dürfen, ohne daß da« leibliche Wohl der Bcsuchsmasscn Noth leiden muß. — Neisse, 14. Juni. Ueber da« beim Infanterie- Regiment Nr. 63 vorgekommene Unglück, dem zwei Mus ketiere zum Opfer gefallen sind, werden folgende Einzelheiten berichtet: Am Mittwoch Nachmittag machte auf dem WilhelinS- platze die zweite Kompagnie de« Infanterie-Regiment» Nr. 63 Zielübungcii mit Exerzierpatronen. In der Mitte de« Wil- helmSplatzc« und zwar gerade in der Schußrichtung exerzierte die erste Kompagnie des Regiment«. Während de« Zielen« krachte plötzlich aus der Mitte der nur mit Exerzierpatronen versehenen Mannschaften der zweiten Kompagnie ein scharfer Schuß und durchbohrte von dcr in zwei Reihen mit der Front nach den Zielenden zu stehenden ersten Kompagnie den Musketier Ganz und den hinter ihm stehenden Musketier Lorck. Die Kugel traf den Ganz unterhalb de« Magens, durchschlug in schräger Richtung unter Zerreißung der Ein geweide den Unterleib und kam rechts am Rückgrat wieder hervor, zerschmetterte daraus dem Lorek die linke Hand, in dcr er das Gewehr über Schulter trug, zertrümmerte darauf den Gewehrkolben und drang über der linken Patronentasche zugleich mit Splittern de« Gewehrkolben« in seinen Unterleib ein, wo sie, die Eingeweide zerreißend, im rechten Gesäßmuskel stecken blieb. Am Abend wurde an dem Musketier Lorek in Anwesenheit einer Anzahl von Militär- und Zivilärztcn im Garnisonlazareth eine Operation vorgenommcn und ihm die Kugel ausgeschnitten. Die Verwundeten sind bereit« ihren schweren Verletzungen erlegen. Der Soldat, dcr den ver derbenbringenden Schuß abgegeben hat, wurde sofort vom Orte dcr That weg in Untersuchungshaft abgeführt. Wie verlautet, liegt bei ihm, der bereit« da« zweite Jahr dient, nicht böse Absicht, sondern lediglich ein bcklagcnSwcrtheS Versehen vor; er hatte in seiner Patronentasche neben seinen Excrzierpatroncn noch einen Rahmen scharfer Patronen, die er abzuliefern ver gessen hatte, und ergriff beim Laden de« Gewehr« unglück licherweise diesen statt der Exerzierpatronen. Die Untersuchung über die Schießafsaire auf dem hiesigen Exerzierplätze hat ergeben, daß der betreffende Soldat, welcher die Schüsse abgab, vorher mit scharfen Patronen aus Posten gestanden hatte. Die Patronen sind ihm nach dcr Ablösung versehentlich nicht abgcnommen worden. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibcnstock, 17. Juni. Einer Einladung de« Kaufm. Verein« Kirchberg zu seinem Sommerfcste Folge leistend, ver anstaltete dcr hiesige Kaufm. Verein in 7 Landauern und drei Gesellschaft-Wagen resp. Omnibussen gestern Nachmittag einen Ausflug nach dem benachbarten Kirchbcrg, an welchem 55 Personen, Damen und Herren, thcilnahmcn. Trotz dcr sehr unsicheren Witterung Vormittag« klärte sich da« Wetter im Lause de« Nachmittag« fast vollständig aus, so daß die Fahrt in keiner Weise gestört wurde. Der Aufenthalt in den prächtigen Lokalitäten de« fast neu erbauten Schützenhause« gestaltete zu einem sehr animirten und wurde von der Mehr zahl der THeilnehmer an der Fahrt dem zum Schlüsse folgen den Tänzchen auch lebhaft zugesprochen. Daß der Ausflug die Meisten befriedigt hat, war an der heiteren Stimmung und ziemlich späten Zurückkunst der größten Zahl der Be theiligten wohl zu beobachten und rechtfertigt denn auch den Wunsch, dcr Vorstand de« Kaufm. Verein« möchte recht bald wieder eine ähnliche Ausfahrt veranstalten. — Dresden. Am 10. diese« Monats und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung königlich sächsischer StaatS- papiere stattgefunden, von welcher die auf 3', herabgesetzten, vormals 4"/» Staatsschulden- Kassenscheine von den Jahren 1852/55/68/59,62/66 und /68, 3'/z"/„ dergleichen vom Jahre 1867, auf 3',, herabgesetzten, vormals 4"/„ dergleichen vom Jahre 1869, die durch Abstempelung in 3'/,"/» und 4"/„ StaatS- papicrc umgewandelten Löbau-Zittauer Eisenbahn aktien Tut. .4 nnd ö, ingleichcn die den I. Dezember 1894 und beziehentlich den 2. Jan. 1895 zurückzuzahlenden, aus den Staat übernommenen 3'/»"/>> Partialobligationen von den Jahren 1839/41 u. 4"/„ Schuldscheine vom Jahre 1866 dcr Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatS- papiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügcn aufmerksam gemacht, daß die Listen dcr gezogenen Nummern in dcr Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Be- jirkssteuer-Einnahincn und Gemeindevorständen de« Landes zu Jedermanns Einsicht auSgelegt werden. — Leipzig, 15. Juni. Wie das „Leipziger Tageblatt" meldet, hat da« EinigungSamt in Sachen des MaurcrauS- standcs den folgenden Schiedsspruch gefällt: Der niedrigste Stundcnlobn soll bi« Ende September 0,<> Mk., von da bis Ende März 0,« Mk., vom 1. April >896 ab 0,,s Mk. be tragen. Die Vertreter der Parteien einigten sich dahin, die Annahme de« Schiedsspruchs zu empfehlen. Der Ausstand ist infolge dessen so gut wie beigelegt. - Chemnitz. Aus dem hiesigen Hauptbahnhofe wird gegenwärtig eine Anlage hergestellt, die geeignet ist, einem bisher in dcr kalten Jahreszeit viel empfundenen Uebelstande ab- zuhclfcn u. für welche da« reisende Publikum der StaatSeiscn- bahnvcrwaltung sehr dankbar sein wird. Die Anlage soll nämlich dazu dienen, im Winter die während dcr Zugspausen, namentlich während der Nacht, ruhig stehenden Personenwagen zu Heizen, damit diese bei Abgang der Züge bereit« genügend erwärmt sind. Bekanntlich ist ein rechtzeitiges Anwärmen der Züge vor ihrer Abfahrt bisher nicht immer möglich ge wesen, weil es in der Praxis nicht angängig war, die ZugS- lokomotiven, welche den Dampf hierzu abzugeben hatten, in allen Fällen der Vorschrift entsprechend zeitig genug an die Züge fahren zu lassen. Die Einrichtung besteht darin, daß in die verschiedenen Gleise gemauerte Kanäle eingebettet werden, welche zur Aufnahme eiserner Rohre bestimmt sind, die den Dampf, den eine an geeigneter Stelle de« BahnhoseS aufzustellcnde Maschine erzeugt, an die mittelst Schlauchverbindung anzu schließenden Züge abgiebt. — Zittau. In ihrer letzten Sitzung beschäftigte sich die Handels- und Gewerbckammer eingehend mit dem Sub- missionSwesen und faßte in Bezug auf dasselbe einen Beschluß, der für die Handwerkerkreisc von großem Interesse ist. E« wurde beschlossen, zur Reform des SubmisstonSwesens an das Ministerium eine Eingabe zu richten, die folgende wichtige Punkte enthält: 1) die Vergebung von Arbeiten und Lieferungen darf nicht an einen Gencralnnternehmer, sondern nur an sachkundige Fachleute erfolgen; 2) bei der Ausschreib ung sind die Loose möglichst klein zu bemessen; 3) Personen, welche wegen Bankcrotls bestraft sind, sind von dcr Vergebung auSzuschließcn; 4) falls wesentlich verschiedene Angebote vor liegen, sind vcr der Vergebung eidlich verpflichtete Sachver ständige, denen jeder unmittelbare und mittelbare Wettbewerb verboten ist, zu hören; 5) den Submittenten muß das Recht, bei der Oeffnung der Offerten zugegen zu sein, gewährleistet werden; 6) die Arbeiten und Lieferungen sind bei angemesse nen Angeboten möglichst am Orte zu vergeben. — Glauchau. Kürzlich geriethen auf unaufgeklärte Weise mit Benzin gereinigte Kleidungsstücke, welche in einer in dcr oberen Muldenstraße gelegenen chemischen Wäscherei und Färberei von dem Geschäftsinhaber und einem Gehilfen zum Trocknen an Holzstangen ausgehängt waren, in Brand. Beide Personen erlitten dabei nicht unerhebliche Brandwunden und büßten einen großen Theil der Haare ein. Viele Stoffe und Kleidungsstücke wurden ganz oder theilweisc vernichtet. Vermuthlich ist der Brand durch Reibungen, welche durch das Hinwegziehcn der mit Benzin getränkten Kleidungsstücke und Stoffe über die Holzstangen entstanden, hcrvorgerufen worden. — Annaberg. Am Sonntag, den 9. Juni, nahm hier da« acht Tage andauernde eigenartige erzgebirgische Volksfest, die „Käth" genannt, seinen Ansang. Der etwa« sonderbar klingende 'Name ist vermuthlich abgeleitet vom Feste dcr Dreieinigkeit — Drcieinigkect. Ursprünglich dürfte das Fest ein Bergfest in großem Maßstabe gewesen sein. An dcr GotteSackerkirchc — HospitaMrche - angebaut ist in der Richtung nach dem Gottesacker eine freistehende Kanzel, von der au« früher für da« unten im Freien harrende Volk ge predigt wurde. Später ward dieser schöne Brauch, wie viele andere, abgeschafst, bi« ihn vor einigen Jahren unsere Kirchen behörde auf» Neue wieder einfllhrte, so daß gegenwärtig wieder alljährlich am Trinitatisfeste die oben beschriebene Kanzel zu einem Festgottesdienst in Gotte« freier Natur be nutzt wird. Auch am Sonntag Mittag war die« der Fall: da« Wetter war prächtig, und der aus das Köstli"' Blumen geschmückte Friedhof, zu dessen Sehenswürdig..^en die Auserstehungslinde u. da« Barbara-Uttmann-Grab-Dcnkmal gehören, ward von Tausenden von Menschen von nah und fern besucht. Die Schmückung der Gräber mit Blumen, die anderwärts zumeist erst am Johannistag erfolgt, geschiel hier stet» am Trinitatisfeste. Von dem Gottesacker w ...cken die festlich geschmückten Menschenschaaren zumeist Schritte nach dem ca. 10 Minuten entfernten Festpl ,e, aus dem von früh bi» spät Abend« ein ungewöhnlich lebhafte«, fröhliche« Leben und Treiben herrscht. — Annaberg. Schlimme Nab '' „n sind hier ein- gegangen, indem die New - -jorker . mpoetfirma C. L. Woodbridge L Co., welche in Annaberg eine eigene Ver tretung unterhält, in Zahlungsschwierigkeiten gerathen ist. Da» Hau«, welche« seit länger al« zwanzig Jahren mit den Exportfirmen Annaberg« in Geschäftsverbindung steht und zum Theil starke Umsätze machte, hat auf dem Kabelwegc alle noch in Auftrag gegebenen Bestellungen annulliren lassen. Bezüglich dcr Höhe der Verbindlichkeiten gegenüber Annaberger und Buchholzer Firmen läßt sich eine bestimmte Summe zur Zeit noch nicht angeben. — Schneeberg. Freitag Vormittag nach 10 Uhr brach hier in dem Hause de« Schneider« Falk auf dem Mühlberg Feuer au«. Da da« Hau« von älterer Bauart war und nur zum Theil harte Dachung hatte, so griffen die Flammen rasch um sich. In dem Hause wohnten die Fami lien Falk, Fabrikarbeiter Sachsenweger und Sticker Wagner; die beiden erstgenannten konnten ihr Eigenthum nur zum Theil bergen; die Wagnerische Familie hat leider gar nicht« retten können, so daß die Glieder derselben nur noch die Kleider besitzen, die sie trugen. Da« schwer bedrohte Nach barhaus de« Stickers Völker konnte erhalten werden. Bei der hohen Lage des Gebäude« waren die Rcttungsarbeiten erschwert. Ueber die Entstehung de« Feuers ist noch nichts bekannt. — Schandau. Einem alten volkSthümlichen und kirch lichen Gebrauche zufolge nehmen jetzt in den Ortschaften links der Elbe, welche den Kirchspielen ReinhardSdorf und Papst dorf zugehören, die sogenannten „Lobetänze" ihren Anfang. Der Lobctanz war -prünglich ein Lob- und Dankfcst, da« behördlich in den genannten Ortschaften eingcführt wurde, als im 16. Jahrhundert die Pest dortselbst endlich »schließ. Diese Seuche hatte so gcwüthet, daß in jedem der Dörfer nur einige Einwohner am Leben geblieben waren. Der „Lobe tanz" bestand in kirchlicher und weltlicher Feier. Auch heute trägt er noch diesen Charakter und gleicht einer KirmeSfeier. — Zeithain. Auf dem Truppenübungsplätze bei Zeithain schießen vom 6. Juni bis 4. Juli gleichzeitig die beiden Feldartillerie-Regimenter Nr. 28 und 32, sowie eine Landwchrabtheilung, im Ganzen 24 Batterien. Während dieser Zeit wird an jedem Wochentage von früh 7 Uhr an lebhaft gefeuert. Außerdem finden außerhalb der nach dem geräumten Dorfe Gohrisch, welches als Zielobjekt dient, zu gehenden Schußbahn täglich große taktische Hebungen statt. Die erwähnte Landwchrabtheilung wirb vom 17.—30. Juni ein gezogen. Die Besichtigung derselben erfolgt am 29. d. Am 6. Juli trifft da« l. Feldartilleriercgimcnt Nr. 12, einschließ lich dcr reitenden Abtheilung, daselbst ein und schießt bi« zu seiner am 24. Juli stattfindenden RegimenlSvorstellung wöchent lich drei mal. Alle« in Allem werden in diesem Jahre un gefähr 30,000 scharfe Schüsse mit verschiedenen Geschoßarten abgegeben. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 17. Juni. (Nachdruck verboten.) Am 17. Juni 1810 ist Ferdinand Freiligrath, der berühmte deutsche Dichter, zu Detmold geboren. Er war zuerst Kaufmann, widmete sich dann aber ganz der Schriftstelleret. Wegen feines Radikalismus heftig verfolgt, mußte er wiederholt flüchten und wurde u. A. auch wegen seines Gedichtes „die Todten an die Lebenden" angeklagt, aber freige sprochen. Mit höchster Antheilnahme verfolgte er die Siege der deutschen Waffen 1870/71. In dieser Zeit entstand eines seiner schönsten Lieder „der Trompeter von Gravelotte". Seine Gedichte sind in vielen Auf lagen erschienen. 18. Juni. Der 18. Juni 1815 war der Entscheidungstag für die Geschicke Europas. An diesem Tage kam es zu der in der Weltgeschichte hochbe rühmt gewordenen Schlacht bei Belle-Alliance (Waterloo), zu einem harten Ringen ohne Gleichen zwischen dem französischen Heere und den Heeren der Verbündeten. Lange schwankte der Sieg und voller Sorge sprach der englische Herzog von Wellington das allgemein bekannt gewor dene Wort aus: ich wollte, es wäre Abend, oder die Preußen kämen. Und die Preußen unter Blücher kamen im letzten entscheidenden Augen blicke, nach dem die erst zwei Tage vorher geschlagene Armee sich wieder hatte sammeln und auf langen, durchweichten Wegen hatte vorrücken müssen. Napoleon, der in dieser Schlacht verschiedene schwere Fehler begangen und sich vor Allem dadurch in Sicherheit gewiegt hatte, daß er Blücher bei Ligny unschädlich gemacht zu haben glaubte, wurde völlig geschlagen und sein Heer löste sich m wilder Flucht auf. Napoleon selbst entkam nur dadurch, daß er sich ohne Hut und Degen auf ein Pferd warf und gen' Paris eilte. Mit dieser Schlacht erreichte die hun derttägige Herrschaft Napoleons ihr Ende. Der Wärchenprinz. Novelle von Hermine Schiebel. <4. Fortsetzung.) Wie wir nach Hause kommen werden, mögen die Götter wissen, dachte sic, dann heißt c« gegen den Strom und Sturm — na, wir werden ja sehen, welche glänzende Rolle er dann spielt. Den Leutnant brachte diese« beharrliche Schweigen außer Fassung, er hatte doch jetzt wenigsten« auf ein Wort oder ein Neigen des Kopfe« gerechnet, und als die« auch nach die ser doch gewiß glänzenden Rede auSblieb, wuchs sein Unmuth von Minute zu Minute. Sie fuhren jetzt an der Besitzung de« Freiherr« von der Olda vorüber. Wie ein alter, träumender Riese lag das Schloß, von den letzten Strahlen der untergchenden Sonne vergoldet, nicht« regte sich dort, auch jetzt war kein Mensch zu sehen, und doch hatte man von dieser Seite her einen vollen Einblick in den Park; geisterhaft bleich schienen weiße Marmorstatuen von dort zu Josephine» herüber zu nicken; sic schloß minutenlang die großen Augen, der Sonncnglanz von daher blendete sie. Die üble Laune des jungen Offizier« hatte jetzt ihren Höhepunkt erreicht, er war empör«, seine Hoffnung für immer zu Grabe tragen zu sollen, er hatte sich den heutigen Tag so schön gedacht! ES war ja richtig, sie hatte jede« Alleinsein mit ihm geschickt zu vermeiden gewußt oder dem Gespräch eine ganz andere Richtung gegeben, daß er von seinem eigentlichen Ziele weit abgckommen, aber da« hatte er doch nur für mäd- ck ''e Schüchternheit gehalten und sicher von einer Stunde wo sic ihr erröthende« Gesichtchen an seiner Brust bergen würde! Und wo hätte e« besser geschehen können, al« gerade hier, wo die Wellen so gehcimnißvoll flüsterten und die Augen der Menschen so fern waren! „Sie würden gut thun, sich mit dem da drüben," er deutete nach der Besitzung de« Freiherrn, „in Verbindung zu setzen," sagte er endlich gereizt, „da« Schweigen scheint Ihnen von ihm überkommen zu sein und sein übrige», alber ne« Wesen." „Wer sagt Ihnen, daß er albern ist?" unterbrach den Sprechenden da« junge Mädchen heftig, während c« in dem sonst ruhigen Auge minutenlang aufflammte wie verhaltener Zorn.
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