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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 23.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189505235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950523
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950523
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-23
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Monat
1895-05
-
Jahr
1895
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Arbeiten der verschiedenen Ausschüsse sind in jüngster Zeit derartig gesördert worden, daß dicsetbcn der Hauptsache nach als vollendet zu betrachten sind. In einer am 14. Mai ab gehaltenen Sitzung aller AuSschußmitglieder wurde ein spezielle« Programm vorgelegt und in allen seinen Theilen genehmigt. Darnach werden die Festlichkeiten folgenden Berlaus nehmen: Sonnabend, den 25. Mai: AbcndS 8 Uhr FestkommcrS im Hotel zum „Deutschen Kaiser". Die Leitung desselben hat Oberstlieutcnant Wittmer und die Festrede Oberlehrer Kunz freundlichst übernommen. Die Musik spielt die Kapelle de« ö. Jns.-RcgIS. Nr. 133. Außerdem werden sich noch die Ge- sangSabthcilungcn der Zwickauer Militär- und Kriegervereine, sowie der UnierosfizicrS-Gesangverein der „133er" an den Musikaufsührungen bethciligen. — Sonntag, den 26. Mai: Früh 7 Uhr Wcckrus, ausgcführt von der Kapelle de« U. Jns.- RcgtS. Nr. 133 und dem Stadlmusikchor. II Uhr FestgottcS- dienst. Der Festzug sammelt auf dem Schuhmannplatz bez. Humboldstraße und begicbt sich durch die innere Plauensche Straße in die Marienkirche. Die Festpredigt hält ArchidiakonuS Lindner. 3 Uhr Festzug durch die Stadt. Derselbe sammelt auf dem Schützenplatz. Bon hier aus Zug nach dem Haupt markt, wo Paradcausstellung von Sr. königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August genommen wird. Die Auflösung de« Festzugcs erfolgt nach einer kurzen Feier am Krieger denkmal, sowie nach Durchzug bestimmter Straßen aus dem Kornmarkte. Die ZugSordnung ist folgende: Zwickauer Reit verein, Militärvereine, I., 2. und 3. Bataillon de« 104. Re giments, Militärvereinc. Die Leitung de« Festzugcs liegt in den Händen de« Kaufmanns Jahn, KainSdorf. 5 Uhr Fcstconcert. I. Bataillon im Badegartcn, Concertmusik von der Kapelle des 5. Jns.-Regts. 'Nr. 104. — 2. Bataillon in Reinhold« Garten, Concertmusik von der Kapelle de« 0. Jns.- RegtS. 'Nr. 133. — 3. Bataillon auf der Terrasse de« Schwanen schlößchen«, Concertmusik vom Stadtmusikchor. — Bei un günstiger Witterung finden die Concerte in den Sälen de« „Deutschen Kaisers", de« „Deutschen Hause«" und de« „Schwanenschlößchcns" statt. 8 Uhr gesellige« Bcisammen- skin der Kompagnien in den Standquartieren. — Montag, den 27. Mai: I I Uhr Frühschoppenconccrt ans dem Schwanen schlößchen. Hiermit Schluß der Festlichkeiten. Die Theil- nahmc an den Bcranstaltungen ist nur de» Inhabern von Fcstkarten und Festzcichen gestattet. — Meißen, 20. Mai. Bei Keilbusch ist am Sonn abend Nachmittag ein 13jährige« Mädchen überfallen worden. ArbeitSfraucn fanden am Uferraude der Jahna kurz vor deren Einmündung in die Elbe, durch da« scheue Benehmen eines jene Stelle verlassenden schwarzbärtigen Manne« aufmerksam geworden, daß Mädchen in der Gefahr de« Erstickens, da ihm der Mund mit Schlamm angefüllt war. Ob c« dem Attentäter nur um den kleinen Geldbetrag zu thun gewesen ist, den er dem Kinde abgenommen hat, oder ob noch ein Verbrechen verübt worden ist, war bisher nicht mit Bestimmtheit zu erfahren. — Borna, 18. Mai. Infolge eine« GaSröhrenbruche« schwebten in der vorletzten 'Nacht die Bewohner eine« Hause« am Brühl in Lebensgefahr. An dem Gebäude befindet sich eine Straßenlaterne, deren Zuführungsrohr au« noch uner- mittclter Ursache undicht geworden war. Dadurch hatte da« Ga« seinen Weg in da« Erdreich und von da in da« Innere de« Hause« gefunden. Während eine im Parterre wohnende 4 Köpfe zählende Familie mit Erbrechen und leichterem Un wohlsein davonkam, konnte ein im ersten Stockwerke schlafen der 40jähriger Handarbeiter Namens Riese, der stütz in be täubtem Zustande aufgesundcn wurde, auch im Laufe de« Tage« nicht in« Bewußtsein zurückgerufcn werden. Derselbe ist Tags darauf gestorben. — Lengenfeld, 20. Mai. Die Korsofahrt de« südwestlichen Radfahrerbundes nahm gestern hier den schönsten Verlaus, da das Wetter noch günstig wurde. 'Nachmittag« gegen 3 Uhr setzte sich der Zug in nachstehender Reihenfolge in Bewegung. Zunächst eine Anzahl Mitglieder de« Lengen felder Radfahrervcreins aus dem Stahlroß, dann folgten in drei Wagen die Bännerträger, diesen reihte sich ein birkenge schmückter Wagen mit der Musikkapelle u. in unabsehbarer Reiben folge die übrigen Radler an, u. A. auch viele Sportgenossen von dem Mulden-, Elfter- und Pleißcnstrand. Nach der Korsofahrt, welche auch ein zahlreiche« schaulustige« Publikum angelockt hatte, fand Kommers im Löwen statt. Die ver einigten Gesangvereine Harmonie, Concordia, Männergesang verein hatten sich in den Dienst der Sache gestellt und trugen wesentlich mit bei zur Belebung und Erheiterung de« gesel lige» Beisammenseins. — Fäh r brücke. Ein schwere« Unglück hat sich gestern Nachmittag hier ereignet. Die 17 rcsp. 19 Jahre alten Söhne de« Kürschnermeisters R. Vater in Schneeberg hatten mit ihrer Schwester und noch einem jungen Mann, Sohn eine« Schneeberger Agenten, eine Partie nach hier unternommen. Nach Tische gingen die drei jungen Männer den Wirth de« Gasthofe« Fährbrücke darum an, ihnen da« Boot zu einer Fahrt auf der Mulde zu überlassen. Der Wirth, sowie die Schwester der jungen Leute riethen ihnen davon ab, da die Mulde zu hoch und die Strömung zu stark sei. Auf da« immerwährende Bitten und Drängen der jungen Männer gab schließlich der Sohn de» Wirthe« den Schlüssel zum Boot her und die drei begannen in dem steuer losen Kahn ihre Fahrt. E« dauerte nicht lange, so hatte sie denn auch die Strömung ersaßt, da« Boot trieb dem Wehre zu und im Anblicke der ihnen drohenden Gefahr sprangen die drei au« dem Boote. Der ältere der beiden Brüder, ein guter Schwimmer, suchte da« Ufer zu erreichen, wurde aber vom Schlag getroffen, über da« Wehr getrieben und bei der Holzschleiserci von Scheffel todt au« dem Wasser gezogen. Der Zweite wurde durch da« Boot und die Ruder an da« Wehr geklemmt und mußte 1', Stunde in dem Wasser auSharren, ehe seine Rettung durch herbeigeschaffte Leitern und Seile bewerkstelligt werden konnte. Völlig er schöpft an da« Ufer gebracht, wurden durch Herrn vr. Schüß- ler, unterstützt durch mehrere Herren, Wiederbelebungsversuche angestellt, die auch von Erfolg begleitet waren. Der dritte Theilnehmcr der Fahrt konnte sich am Gebüsch fcsthalten und deshalb bald gerettet werden. Der Leichnam de« bedauer«- wcrthen jungen Manne« wurde gegen Abend den Eltern zu geführt. — Wie sich der Zuzug vom Lande nach den Städten auch in unserem engeren Batcrlande vergrößert, ersieht man au« dem Berichte de« königl. sächs. statist. Bureau«. So betrug z. B. im Jahre 1840 die Landbevölkerung noch 6«>^> Prozent der Gesammtbcvölkerung, während 1871 nur noch 60,» und 1890 gar nur noch 54,< Prozent zu verzeich nen sind. — Bestimmungsgemäß tritt zu Pfingsten in der Gültig keitsdauer gewisser Eisenbahnfahrkarten eine Verlänger ung ein, und zwar gelte» die am Sonnabend vor bi« mit Dienstag nach Pfingsten gelösten drei- und viertägigen Rück fahrkarten und die dreitägigen Rundreisekarten im sächsischen Binnenvcrkehre bi« mit Freitag nach Pfingsten, ferner die am Sonnabend vor Pfingsten entnommenen dreitägigen Rückfahr karten im direkten Verkehre zwischen sächsischen Stationen und anderen deutschen Eisenbahnen bi« mit Dienstag nach Pfingsten. 1». Ziehung 5. Klasse 127. Königl. Sächs. Landes-Lotterie, gezogen am 20. Mai 1895. so,WO Mar» auf Nr. 7334. 15,000 Mark aus Nr. 49514 92612 03914. 5000 Mar» aus Nr. 24»ir 40901 Ugos«! 00400. 3000 Mar» aus Nr. 11495 12545 18022 21320 3I5I5 34530 00808 43152 48351 48840 53725 54019 54258 81010 88250 87282 88202 71035 71240 85820 0I72I 08453 1031 3047 13300 14043 17383 20741 25228 28278 28851 28115 55042 83108 85334 87203 80483 82888 85808 85888. 1000 Mar» aus Nr. 43-9 4824 8781 20218 21184 22331 23804 23318 27818 44I0I 52542 50248 82787 84523 85527 55374 7I7I4 74088 75170 78555 «1210 8I28I 83724 07241 7180 17828 22513 23751 27885 33073 33328 47088 47215 53382 54383 81857 89503 80808 75810 85057 88882 83371 80213 85728 88008 98411. 500 Mark aus Nr. 3842 4287 5783 7821 10238 III07 18885 I89I5 20430 20745 24855 25159 28593 28112 28813 34574 38552 41888 42548 44551 44750 47898 50272 53022 60585 52417 83732 53130 53355 54995 54344 55203 55821 85507 55773 87821 88384 88050 70430 75146 75585 80807 81581 85808 85438 85833 88828 89354 90198 91778 93288 83514 94744 95273 85008 87258. 300 Mark aus Nr. 340 823 504 1771 2481 3212 4685 5005 5277 7812 7558 9384 12535 12528 12075 12755 12224 13554 15858 I55I8 18782 I8I4I 18991 I745I I7I24 17204 19788 20002 21687 2II37 21770 24248 25890 25815 26478 26177 27971 28063 29422 29120 30837 32919 34908 35323 36520 37820 38543 38386 38375 39883 40886 41748 41672 42029 44848 45725 45409 46427 46446 45490 48168 49708 50727 50262 51238 51864 51272 52886 53485 54846 55173 57552 58708 59185 60340 60062 61479 82884 62652 66193 66933 86037 57179 88106 70961 71158 71559 73213 74918 74218 76653 75387 76418 77750 798II 79200 79427 79836 81488 82857 82242 84813 86773 86980 87119 87476 87219 88959 88692 88875 88803 90842 01497 94428 84004 95252 95297 96870 96362 97307 97II6 98985 99104. 14. Ziehung, gezogen am 21. Mai 1895. 500.000 Mark aus Nr. 51226. 15,000 Mark aus Nr. 35109. 5000 Mark aus Nr. 26651. 3000 Mark aus Nr. 769 7160 18704 19255 26710 28524 35963 38012 40170 42434 43383 59048 61289 54313 70451 70743 72033 72350 73147 89923 91375 92882 93815 08685 10624 22147 32001 32741 35864 41470 46318 64630 67079 82189 82888 83239 87118 90240 90772 8I2I5. 1000 Mark aus Nr. 4535 5800 7181 13397 16723 17385 I96I9 22750 23390 32330 35308 36179 37801 42911 42942 44874 49261 50192 55369 56556 60988 66743 70534 75755 81290 8I7I2 82672 86099 87158 87262 92895 94873 1847 8756 10777 11834 14307 >5068 18782 20327 22024 26115 47648 48536 50386 62905 63133 65343 74916 76865 86614 87555 87165 88513 96837. 500 Mark aus Nr. 3294 3811 5573 6228 6086 7703 8185 II873 I259I 12028 13997 14052 14287 I549I I652I 21954 24324 24891 26932 27349 27736 28402 29254 29087 29697 30584 31608 33239 33768 34270 3403» 36846 36709 37518 38835 44774 45I6I 50274 53552 53496 56889 56161 57866 5018! 59035 59899 61617 64784 64585 68271 69939 69333 70169 71094 72248 73249 74577 75483 75164 76048 78168 82184 93828 96383 96470. 300 Mark aus Nr. 464 665 1972 1772 2107 3030 4162 4973 4864 5034 5345 5405 6386 7665 9574 9886 I0I39 N 617 11019 12278 13677 13044 14023 15859 >5196 15445 18491 18102 ISIS! 20368 21839 23436 28263 28819 28197 30439 31445 33260 33296 35421 36926 36240 36363 37361 42141 42176 42096 42426 44041 44465 46477 47555 48442 48439 49236 50091 52282 53351 54203 55297 58829 58715 59387 61257 61781 64339 64684 65545 67267 69823 70424 70665 71655 73270 74776 75515 75477 75416 75490 76802 70729 79875 7 -016 7 317 80710 81494 81982 83387 83224 83296 85719 86325 86559 87690 87935 87740 89061 89109 89058 89023 90746 91166 92145 92990 93031 94123 95703 95070 96417 96043 98335 99894. Aus vergangener Zeit — für unser« Zeit. 22. Mai. (Nachdruck verboten.) Am ^22. Mai 1^15^ gab König FriedrichWilhelm III. von Preußen den 40er Jahren, eingelöst, nachdem insbesondere in Süddeutschland die Fürsten ihren Völkern die Abgeordneten-Kammern bewilligt hatten. 23. Mai. Am 23. Mai 1734 ist der Arzt F. A. Mesmer geboren, dessen nach seinem Namen benannte Kuren im vorigen Jahrhundert und zu Anfang dieses Jahrhunderts großes Aussehen machten und innerhalb der Ge» lehrtenwelt zu lebhaften Auseinandersetzungen Veranlassung gaben. Es handelt: sich bei dem Mesmerismus (thierischer Magnetismus) um jene eigenthümlichen und ungewöhnlichen physischen und psychischen Erschein ungen im menschlichen Organismus, welche durch Einwirkung eines Menschen auf den anderen hervorgerufen werden. In neuerer Zeit ist die Sache wieder näher untersucht und durch die sogenannte Suggestion in der breiten Oeffentlichkeit erörtert worden, indeß erscheinen die Akten über die mit dem Magnetismus zusammenhängenden Erscheinungen noch nicht geschlossen. Keimgefunden. Historische Erzählung von Wilhelm Appell. l9. Fortsetzung.) ES war eine schöne, ruhige Mondennacht. Hoch oben auf einsamer Alpe stand recht weltverloren ein kleine« Kirch lein. Trotzdem der Frühling bereit« Einkehr gehalten mit Blumcndufl und Blüthenpracht, war e« doch gerade wie zur Weihnachtszeit, zu der am späten Abend die Leute in die Christnacht wandern, denn auch jetzt kamen aus den verborgen sten Pfaden dunkle Gestalten daher, die ihren Weg zur Kirche nahmen, in welcher sie still verschwanden. 'Niemand konnte jedoch hineingelangen, bevor er nicht einen» am Thore wache haltenden Manne als Losung zugeflüstert: „Erzherzog Johann und Tirol." Endlich herrschte wieder tiefe Einsamkeit inmitten der monbumglänzten Alpenwell. Plötzlich verkündete die Thurm uhr in zwölf Hellen Schlägen Mitternacht. Kaum waren dieselbe» verhallt, so drang Lichtschimmer durch die Bogen fenster der Kirche und gleich daraus begann weicher Orgel klang; c« war, al» seien wie in der Sage die Verstorbenen hier zusammengekommen, um einer Todtenmcsse beizuwohnen. Als die Orgel noch immer weiter tönte, schlich einer Schlange gleich ein in einen Mantel gehüllter Mann über FelSgeröll, vorsichtig den Schatten suchend, an die Kirche heran. An der Hinteren Seitenwand derselben blieb er stehen und hielt eine Weile lauschend den Athcm an. Gleich darauf schwang er sich aus einen Pscilervorsprung, von welchem au« er durch eine» der Fenster in den erleuchteten Kirchenraum schauen konnte. Daselbst besandcn sich einige Hundert Männer, die nach ihren verschiedenartigen Trachten Vertreter aller LandeSthcile Tirol» zu sein schienen. Am Altar stand in vollem Ornat der Kapuzinermönch Joachim Haspinger, welcher trotzdem e» Mitternacht, eine Messe la». Al« dieselbe zu Ende, hielt er eine glühende, voll begeisterter Vaterlandsliebe durchdrungene Ansprache an die Anwesenden. Dann trat Joseph Speckbacher vor, der längere Zeit al» Kundschafter auSgewefen, und theilte mit, daß die Stunde der Entscheidung nahe und daß bereit» die vom Kaiser Franz den Tirolern versprochenen HilfStruppen an der Landesgrenze Ausstellung genommen. Hieraus verlas er ein kaiserliche» Handschreiben an sein treue« Volk, da« alle bi« zu Thräncn rührte. Dann wurde der ganze Plan der Erhebung in allen Einzelheiten durchberathen und mehreren der Anwesenden ihre Rolle darin zugetheilt, waren es doch die angesehensten Männer Tirol«, die hier im kleinen Kirchlein sich zusammengesunden; aber auch einige kaiserliche Abgesandte waren anwesend. E« dauerte lange, bevor die sich ost widerstreitenden Meinungen geklärt, die Heißsporne in ruhigere Bahnen ein gelenkt und die zaghaften Naturen sich zu größerer Kühnheit aufgeschwungcn hatten. Nachdem die Bcrathung zu Ende war und die Anwesenden sich eben anschicken wollten, die Kirche zu verlassen, erklang auf einmal aus der Orgel nach Jahren wieder zum ersten Male Joseph Haydn« unvergänglich schöne« österreichische« Kaiserlicd, da« mit seiner schlichten Weise ein jede« Herz zur Rührung zwingt. Al« e« zu Ende war, rollten unausgehaltcn die ThrSnen au« Aller Augen. Eine lange Weile herrschte dann tiefe, scierliche Stille. Plötzlich aber erscholl aus« 'Neue die Melodie der österreichischen Volkshymne und gleich darauf durchbrauftc e« in vollem Männerchor den gewölbten Raum der Kirche: „Gott erhalte Franz den Kaiser!" Die vielen Männer hatten sich bereit« entfernt und noch immer starrte der einsame Lauschep, welcher Jakob Burgmaier war, in den öden Kirchenraum hinab, in dem nun wieder tiefe Finsterniß herrschte. Es war ihm, als sei da« soeben Erlebte nur ein Traum gewesen. Der höhnische, schadenfrohe Triumph, der Anfangs au« seinem Gesichte geleuchtet, war daraus entschwunden vor den Klängen de« österreichischen Kaiserliedc«, da« er zum ersten Mal gehört im Leben. Da« Lied hatte cS ihm angethan und er fühlte, daß er nicht nur an Tirol, sondern auch an ganz Oesterreich mit unzerreiß baren Banden hing, welche er längst gesprengt zu haben meinte. Endlich fuhr er aus seinem Sinnen aus und als es ge schah, merkte er erst, daß ihm die Thränen in den Augen standen. »Nachdem er sich dieselben mit der Hand getrocknet, suchte er sich gewaltsam in seine frühere rachsüchtige Stimmung zurückzuversetzcn. Wenn er nur nicht das Kaiserlicd vernommen hätte, aber vor solchen Tönen mußte ja selbst ein Stein vor Wchmuth schmelzen. „Fern von diesem Orte wird « schon wieder besser werden!" flüsterte er vor sich hin, dann sprang er herab. Kaum war es geschehen, so fühlte er auch schon eine schwere Hand auf seiner Schulter; bevor ihn dieselbe jedoch zu Boden reißen konnte, hatte er sich ihr bereits entwunden und blitzartig ein kleines Gewehr unter dem Mantel hervor gerissen, e« in An schlag bringend. „Jakob!" tönte c« ihm entsetzt entgegen, und al« er zu seinem Angreifer aufschaute, sah er einen kräftigen, lang bärtigen Mann vor sich stehen. Da rief er überrascht, aber auch finster drohend: „Du bist es, Hofer? Rühre mich nicht an, sonst ist« Dein Ende!" „Du bist bewaffnet, ich nicht, folglich bist Du der Stärkere von uns Beiden!" „Deshalb lasse mich ruhig meine« Weges gehen!" mahnte Jakob grollend. Da vertrat ihm Andreas Hofer rasch den Weg, indem er mit vor Erregung bebender Stimme begann: „Du hast gelauscht und Alle» vernommen, was wir verhandelt!" „Ich habe e» gethan!" „Und nun willst Du hinuntersteigcn in die Stadt und es den Franzosen und Bayern hinterbringen und dadurch zum Verräther an Deinem Vaterlande werden!" „Ich kenne kein Vaterland, von mir will Niemand etwa« wissen!" „Du kennst kein Vaterland?! Du wirst« vielleicht zu spät noch kennen lernen! Auch dem Tiroler geht'« wie dem Schweizer, und ist er in der Fremde, so vermeint er fort und fort das Alphorn zu vernehmen, das ihm da« Heimweh bringt. Auch Dir wird c« in finstrer Kerkernacht erklungen sein, die geliebte Heimath vor Deine Sinne zaubernd. — Laß Deinen Groll und kehre zu Deinen Volke zurück!" „Ihr habt ja bisher nicht« von mir wissen wollen!" rief Jakob in wildem Hohne. „Erst jetzt, wo Ihr mich fürchtet, soll ich Euch willkommen sein, früher aber miedet Ihr mich gleich einem tollen Hunde!" „Wir wußten nicht, ob e« rathsam, Dir da« große Ge- heimniß mitzutheilen und fürchteten zugleich. Du könntest bei näherer Berührung mit un» Kunde von unserem Thun er langen. E« war unklug, Dich nicht sofort al« Freund unserer Sache zu gewinnen, da un« durch da« Unterlassen desselben bald ein gefährlicher Feind in Dir entstanden wäre. Tritt nun ein niit einem Handschläge in unseren Bund, giebt e» doch keine größere Ehre al« für da« Vaterland zu kämpfen und zu sterben!" Jakob begann zu schwanken, war e« ihm doch auf einmal, al« umklinge ihn wieder die Melodie de« österreichischen Kaiserliede«. Plötzlich warf er alle weiche Stimmung von sich und scharf abweisend ries er: „Ich will mit Euch nicht« mehr zu schaffen haben, denn die Mißachtung hat mir zu tief in« Herz gebrannt! Ich werde c« lieber mit den Franzosen halten, die waren lieb und gut gegen mich!" Jakob hatte noch nicht recht ausgesprochen, als Hofer, das Gewehr nicht fürchtend, auch schon dessen Hand ergriff, indem er in höchster Erregung begann: „Die Franzosen haben lieb und gut an Dir gehandelt? So wisse denn, daß ein französischer Offizier, der Deiner schönen Tochter nachstellte, die ihn mit Abscheu von sich wies, Deinen Schwiegersohn erschossen hat, der die Ehre seiner Frau zu verthcidigen suchte!" „Hofer," klang es gellend durch die stille Nacht. „Hofer, es ist nicht möglich, es kann nicht sein!" „Deine Tochter hat mir es selbst anvrrtraut in einem lichten Augenblicke, al» sie mich bat, mich ihre« Kinde» an zunehmen. Deiner Mutter hat sie e« verschwiegen, damit Du Dich nicht durch eine Rachethat an dem Elenden auf» Neue ins Unglück stürzen sollst I" Da rief Jakob nist keuchender Stimme:
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