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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 25.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189505255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950525
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-25
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Monat
1895-05
-
Jahr
1895
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— Wie die „Times" unter dem 20. aus Petersburg melden, haben Deutschland, Rußland u. Frankrcick an Japan das Verlangen gestellt, den Betrag der Entschädigungs summe, een es für die Aufgabe der Liao-Tong Halbinsel beanspruche, fest',»stellen, damit die Verhandlungen wegen Räumung der Halbinsel durch die japanischen Truppen be schleunigt werden können. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. Mai. Wir wollen nicht verfehlen, auf die heute Freitag Abend stattfindende zweite und letzte Aufsührung der „Kriegs-Scenen aus dem Feldzuge 1870,7l" hiermit nochmals hiuzuweisen. Soviel uns darüber bekannt geworden, hat die erste Darstellung am Mittwoch Abend, was speziell die Stellung und Ausstattung der Bilder bc- trisst, die Zuschauer in hohem Maße befriedigt und so dürfte denn auch die heutige Vorstellung wieder ein volles Hau« hcrbeisühren. — Dresden. Ein hier wohnender Herr, der auf seinen Spaziergängen öfter« die Dresdener Haide aufsucht, er lebte vor einigen Tagen ein bedenkliche« Abenteuer. Er tras aus einem Waldwege zwei jüngere Frauenspersonen, die ihn in frecher Weise ansprachen und in ein Gespräch verwickelten. Plötzlich sprangen aus dem Gebüsch drei Kerle hervor und beschuldigten den Herrn eines SittlichkeitSattcntatS gegen jene beiden Frauenspersonen. Die Letzteren waren übrigens auf fallend schnell verschwunden. Die Buschklepper wollten nun von dem Herrn Geld erpressen und verlangten einen bestimmten Betrag, widrigenfalls sic ihn nach der Polizei bringen würden. Der Herr weigerte sich zu zahlen, verhandelte indessen zum Schein mit den Dreien und lockte sie so mit bi« an die ersten Häuser der Antonstadt herein. Dort traf er zum Glück einen Schutzmann, durch welchen er Vie Leute verhaften ließ. Aus der Polizei waren sie alle Drei schon al« übelbe- rüchtigtc Menschen bekannt. Offenbar hatten dieselben in Gcmcinschast mit den beiden Frauenspersonen opcrirt, um sich dann in die Beute zu theilen. — Plauen, 22. Mai. Vorgestern Rachmittag wurde der Schlossermeister A. Frieder hier im Keller des Hauses seiner Schwiegermutter, Forststraßc 48, durch das Einathmen von Leuchtgas betäubt. Das nämliche Schicksal ereilte seine Ehesrau, welche sich nach dem Verbleib ihres Manne« umsehen wollte. Die von den Aerzten unter Mithilse der Polizei und Privatpersonen eingestellten Wiederbelebungsversuche erwiesen sich bei dem Manne nach Zeit von einer halben Stunde von Er folg, während e« bei der Fran erst nach mehr als dreistündiger angestrengter Thätigkcit gelang, dieselbe ins Leben zurückzurufen. Frieder, der im Begriffe stand, einen Gasmotor in Betrieb zu setzen, halte an da« im Keller befindliche, von der Straße aus ins Haus gelegte Leitungsrohr ein Gasrohr anschrauben wollen, was ihm — er war im Keller allein — nicht gleich gelang, sodaß das Gas entströmen konnte. — Das vom Fürsten Bismarck den sächsischen Truppen über ihre Führung in Böhmen 1866 gespendete Lob, welches der Altreichskanzler in seine Rede an die Abge ordneten der 72 sächsischen Städte einwob, hat eine urkundliche Unterlage; cs süßt aus dem gedruckten Bericht des preußischen Generalstabswcrkcs über den Krieg 1866. Dort heißt es wörtlich: „Mitten in der allgemeinen Auflösung bewahrten die sächsischen Truppen ihre Haltung," und anderwärts: „Die Sachsen ent wickelten ihre Artillerie in guter Stellung und hielten mit großer Zähigkeit Stand." Des Umstandes, daß kein sächsisches Geschütz in feindliche Hände fiel, wird besonders rühmend gedacht. Das österreichische Generalstabswcrk zollt ebenfalls den sächsischen Truppen uneingeschränktes Lob. ES berich tet: „Es ist als ein Glück zu betrachten, daß der Kron prinz von Sachsen wenigsten« die Besetzung der Position Prschim — ProbluS sich zu erwirken verstand, sonst wäre die Lage des kaiserlichen Heeres bedeutend verschlimmert worden." Ebenso berichtet der „Preußische Staatsanzeiger" aus jenen Tagen, daß die Sachsen am Tage von Königgrätz mit einem auch vom Gegner anerkannten Heldcnmuthe kämpften und unerschüttert unter der völligen Auflösung ihrer Bundes genossen den Rückzug mit Zurücklassung nur eines demonirten Geschützes anzutrctcn im Stande waren. — Die letzte Hofsnmig auf da« vielbegehrte große Loos der königl. sächs. LandcSlotterie siel mit dem 14. Zich- ungstage allen LooSinhabern, welche sich nicht im Besitz der 'Rümmer 01,220 befanden, in« Wasser: denn mit der Zieh ung genannter 'Rümmer steht der höchste Treffer, 500,000 M., in Verbindung, mit welchem Dresden (Kollektion Paul Schettler) beglückt lvurde. Dresden hat überhaupt diesmal glücklich gespielt, indem bereits der dritte Hauptgewinn, 200,000 M., am dritten ZiehungStage, und der fünfte Haupt gewinn, 100,000 Mark, am neunten Ziehungstage in dortige Kollektionen fielen, während nur der zweite Haupttreffer, 800,000 Mark, in Leipzig verblieb. Der vierte, >50,000 M. war am vierten ZiehungStage nach Sebnitz gekommen. 15. Ziehung 5. Klaffe 127. Königl. Sächs. Landes-Lotterie, gezogen am 22. Mai 1895. 5000 Mark aus Str. 20278 23138 26412 47106 49660 77643 77666 85196. 3000 Mark aus Nr. 11323 15647 270S7 35010 36870 39970 40299 4I8I8 80828 88876 61900 67866 67886 71480 7444» 78886 79020 79422 80082 80936 88628 94208 99081 99924 3860 8887 6380 I32I8 18137 22084 29162 39169 4II7S 42284 48068 81874 81408 63349 69839 82931 91438 97228 98684. 1000 Mar« aus Nr. 10827 11744 13728 16871 21283 26498 32800 46868 60276 67163 88460 66676 68700 69910 74241 79807 79937 82186 94392 7982 23676 23266 24376 28266 36606 46129 4892S 49914 62764 62183 64076 66462 73836 78916 99661. 600 Mark aus Nr. 407 168 2VV> 2036 2860 4680 6122 6743 9763 9979 12233 16687 I7U4 1766.3 17866 20688 24044 26616 32713 36192 38729 38622 41810 42689 43971 46684 46393 47649 48624 48646 60993 60770 62407 62633 66612 66878 677IU 66799 69088 66731 69262 71776 76612 77081 79433 80961 83244 84234 86960 90739 90194 80084 96466 97806 98910. 300 Mark aus Str. 283 1924 1494 2947 3362 3196 4931 4861 6966 6069 6311 9142 9676 10689 12133 I220I 12694 13537 13666 15733 16918 I6I63 16142 16495 17366 17898 18467 18847 I936I 19267 2U 60 21296 21836 22876 22212 22201 24280 25317 26038 25468 26843 27648 27339 28991 28572 29613 29113 30417 »3918 33154 33642 34976 34685 36884 37152 37132 38789 39860 41347 42II7 42175 43661 44105 45486 46833 46494 47867 47538 50791 50848 61439 62817 63722 63652 64196 66619 56450 56072 66248 57198 59879 61286 62510 62160 62491 63761 64386 65926 67268 67653 68521 68034 69062 69976 72087 73629 73088 73681 74233 74263 76866 75666 78943 79723 81321 82376 82188 83836 86769 86003 85123 85704 86379 87445 89188 89963 90123 92293 92662 93545 93329 94336 95079 96257 96371 96432 96848 98281 88437 99419 98944. AuS vergangener Zeit — für unsere Zeit. 24. Mai. (Nachdruck verboten.) Am 24. Mai 1543 starb Nikolaus KopernikuS, der Begründer der modernen Astronomie, einer der seltensten und größten Menschen, welche je gelebt haben, im 71. Jahre seine-Lebens. Sein herrlicher Charakter offenbart sich am schönsten in dem bekannten Sendschreiben, womit er dem Papste sein Werk über das Planetensystem und die Bewegung der Erde und Planeten zusandte, welche- Werk der Philosoph Lichtenberg al- ein Meisterstück des Styls und männlicher Bedachtsamkeit bezeichnet. KopernikuS ist zwar nicht der Entdecker der Wahrheit, daß die Erde und die Planeten sich um die Sonne drehen, — denn schon 300 Jahre vor Cht. Geb. hat Aristarchus von Samos sich darüber ausgesprochen, — Wohl aber begründete er die Annahmen des griechischen Weisen zu erst wissenschaftlich und schuf so die Grundlage unserer Astronomie. 25. Mai. Am 25. Mai 1805, also vor 90 Jahren, ist der ausgezeichnete englische Romanschriftsteller Baronet von Bulwer geboren. Unter seinen trefflichen Werken, die sämmtlich in verschiedenen deutschen Uebersetz- ungen erschienen sind, ragen besonder- hervor „die letzten Tage von Pompeji," ein Prachtwerk der Schilderung einer längst versunkenen Zeit. Auch als Politiker nahm er in England eine hervorragende Stellung ein. 26. Mai. AIS am 26. Mai 1870 die erste Legislatur-Periode des nord deutschen Reichstages geschlossen wurde, dachte kein Mensch an den so bald losbrechenden Krieg. König Wilhelm konnte in seiner Schlußrede als Ergebniß der Arbeiten deS Reichstages viel mehr aufzählen, als in den 50 Jahren des alten Bundes geschehen war: eine Verfassungs- Urkunde, die eine sehr intensive Einheit schuf, Organisation des Bundes heeres und der Bundesmarine; eine ganze Reihe internationaler Ver träge; gemeinsame Recktsinstitutionen; der Bundeshaushalt auf fester Grundlage geordnet. Für diejenigen, welche die Zeit seit 1815 mit Bewußtsein verlebt halten, war Grund genug zur Zufriedenheit mit dem Erreichten vorhanden! Heimgefunden. Historische Erzählung von Wilhelm Appell. (10. Fortsetzung.) „Geh, Du Entsetzlicher! Aus der Alp begehst Du einen Mord und drunten im Thal hängt man Dich dafür an den Galgen!" „Das ist mir gleich, deshalb laß Dich warnen und folge meinem Rathe! Sollte der Franzose es wagen, zu Dir hinauf- zukommrn, so kommst Du sofort herab und ich werde anstatt Deiner das Vieh für einige Zeit versorgen. Ich meine schier, meinethalben wird er kein zweite« Mal die hohen Berge steigen, wenn er mich das erste Mal auf der Alm getroffen." Damit hatte da« erregte Gespräch ein Ende und Lies chen war eifrig bemüht, ihren Schatz wieder zu versöhnen, was ihr leicht gelang. De« anvcrcn Tages wurde die gemeinsame Wanderung mit dem Vieh angetretcn. Ein jedes Stück desselben war bekränzt, wie cs Sitte und Brauch beim Austriebe, und auch Lieschen hatte sich einen duftigen Kranz ins Haar gewunden und einen zweiten trug sic in der Hand. So schritten die beiden mit ihrer Herde unter Scherzen und Lachen fröhlich dahin. Endlich fragte Peter neugierig: „Lieschen, warum trägst Du denn den großmächtigen Kranz in der Hand, es hat ja ein jedes Thier bereits den seinen?" Da rief Lieschen fröhlich: „Der Kranz ist für Dich, Peter, denn Du gehörst zu meiner Herde!" „Du meinst als Packesel, wegen des schweren Korbes, den ich Dir zuliebe trage?!" „Nein, Du gehörst unter die Schafe und sollst denselben als Leithammel dienen!" Nach diesen Worten hing sie ihm den Kranz um den Hals, wogegen sich Peter nur scheinbar sträubte, da er ein Freund eines jeden Spaßes war und kein größeres Vergnügen kannte, al« Lieschen zu allen Narreteien zu dienen; er meinte jedoch scheinbar abwehren zu müssen: „Aber Lieschen, was würden die Leute sagen, wenn man uns sehen würde?" „Was hat denn mein großes Schas nach der Meinung der Leute zu fragen? Zur Strafe für Deine lose Rede be kommst Du jetzt auch noch die Kuhglocke um den Hals, die die Braungefleckte trägt!" Die Drohung wurde sofort ausgeführt und gleich darauf baumelte die Glocke am Halse Peters, der nun, um der ganzen Geschichte mehr Wahrscheinlichkeit zu verleihen, dröhnend sein Muh ertönen ließ, in welches sämmtliche Kühe wohlgemuth einstimmten. Als sie eben an eine Biegung des Wege« gelangten und Peter abermals mit aller Kraft zu brüllen begann, während Lieschen den Korb, den er auf dem Rücken trug, mit der Peitsche bearbeitete, standen sie plötzlich zwei Männern gegen über, die sie bisher nicht wahrnchmen konnten. Der Eine derselben war der Sandwirth Andreas Hofer, der Andere trug gleichfalls die malerische Tracht der Passcirer; man sah ihm jedoch an, daß er sich nicht heimisch in derselben fühle. Die Beiden brachen bei dem Anblicke, der sich ihnen bot, in herzliches Lachen aus, in welches auch Lieschen jchadcn- sroh einstimmle, wenn auch etwas verschämt. Nur Peter fühlte sich ziemlich unbehaglich, da er Fremden gegenüber nicht gern als Hanswurst erschien. Er war jedoch so klug, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Noch immer lachend begann Hofer zu Lieschen: „Was für prächtiges Vieh Du auf die Alpe treibst, ja sogar ein zweibeiniges Stück hast Du darunter! Das würdest Du wohl nimmermehr verkaufen, das ist Dir gewiß ans Herz gewachsen?!" „Probir's nur, Sandwirth, ich geb Dir « billig," scherzte Lieschen, „'S ist nicht viel wcrth! Wenn'« auch jetzt lammerl- sromm ist, so wird e« doch mitunter wild wie der Teufel, d'rum nimm e« hin und führ'« zum Fleischer, denn es ist eben nur gerade Zeit genug zum Schlachten!" „Einstweilen mußt Du es uns für eine Weile borgen, Du sollst es jedoch unversehrt zurückcrhaltcn. Mein Freund hier will Deinen Schatz nur um einen wichtigen Botengang ersuchen, den er ihm gewiß zu Gefallen thut, nachdem er Dich auf die Alp begleitet hat." Während Hofer mit Lieschen eine Strecke vorausging, blieb Peter aus einen Wink de« Fremden bei diesem stehen. Als die Beiden allein waren, zog dieser ein Päckchen hervor und nachdem er sich scheu umgeblickt, sprach er gcheimnißvoll: „Ich bin der kaiserliche Hoskommissar Baron Hormahr und bringe den braven Tirolern eine offene Botschaft vom Erzherzog Johann, welche durch da» ganze Land verbreitet werden soll. Sei so gut, diese« Päckchen zu Eurem Pfarrer hinunterzutragen, welcher für die Verthcilung de« Aufrufe« sorgen wird; Du erwirbst Dir dadurch ein Verdienst um« Vaterland. Und hier nimm einen kleinen Botenlohn!" Nach diesen Worten wollte der Baron Hormahr dem Burschen ein Goldstück in die Hand drücken. Peter wehrte sich entschieden gegen ein Geldgeschenk, in dem er lebhaft entgegnete: „Und wenn ich hungern müßte, nähm' ich nicht einen Kreuzer an, denn e« ist mir eine Freud' und eine Ehr', daß Du mir die Botschaft anvertraust. Grüß den Erzherzog Jo- Hann und sag' ihm, daß wir den letzten Blutstropfen für Oesterreich geben und daß wir den Feind schon vertreiben wollen. So freudig ich bereit bin, mit meinem herzigen Schatz zum Traualtar zu treten, so freudig will ich auch mein Leben dem Vaterlandc opfern!" Da reichte Baron Hormahr Peter die Hand, indem er bewegt sprach: „Du hast ein treue«, wackere« Tiroler Herz und Dein Gruß und Deine Worte werden dem Erzherzog Johann hohe Freude bereiten!" Als Peter nachher wieder allein mit Lieschen der Alp cntgegenschritt, da ging er stramm und hochausgerichtet an ihrer Seite und sein Herz schwellte Stolz und Freude. Von Zeit zu Zeit ließ er ein Helle« Juchzen erklingen. Lieschen war weder von seinem zerstreuten Wesen, noch von der Nachricht erbaut, daß er, wenn er sie hinaufgcleitet haben werde, sofort wieder zu Thalc müsse; selbst die Ver sicherung, daß er in wenig Stunden wieder bei ihr erscheinen werde, vermochte sie nicht zu beschwichtigen. Sie drohte ihm, daß sic ihm dafür nicht miltheilen werde, was der Fremde ihr vor seinem Weggehen zugeflüstert. Alles Bitten de» neu gierigen Peter blieb vergeblich, sie ließ sich nicht erweichen. So erreichten sie denn nnter Schmollen die Sennhütte auf der Alp. Als Peter sich anschickte, sich wieder zu entfernen, nachdem er da« Nöthigste besorgt, wandle Lieschen ihm den Rücken zu. Da stieß er sie mit dem Finger in die Seite, zum Zeichen, daß er gewillt, die Friedenspräliminarien ein zuleiten. „Was soll'«?" lautete ihre kurze Frage. „Lieschen, wenn Du mir sagst, wa« der Fremde zu Dir gesprochen, so geb' ich Dir einen Kuß." „Fahr' nur ohne Kuß zu Thale!" „Wird sofort geschehen, darfst mir nur sagen, was der Knecht am Samstag heraufzubringen hat. Behüt Gott!" Damit nahm er mit gewaltigen Scbritten den Weg zwischen die Beine, daß Lieschen ihm kaum nachkommen konnte. Als sie ihn erreicht, fragte sie schäkernd: „Gelt, Peter, wir seh'» uns erst zum Herbste wieder?" „'S könnt schon so sein!" brummte er verdrossen. Da blinzelte sie ihm schelmisch zu, indem sie recht ver lockend ihre Lippen spitzte. Da konnte er seinen Groll nicht länger aufrecht halten und gleich darauf herzte und küßte er sie, daß sie gar nicht mehr zu Worte kam. Wie mit Purpur übergossen faßte sie hierauf seinen Kopf, nachdem er sie aber mals gefragt, was der Fremde zu ihr gesprochen, und ver schämt flüsterte sie ihm in« Ohr: „Wcnn's in unsrer zukünftigen Ehe einmal einen Buben geben sollt', wollte er dasür sorgen, daß sein Herr, welcher gar hochgestellt sei und Johann heiße, die Pathenstclle übernehme, wa« derselbe mit Freuden thun würde, da Du ein so wackerer und treuer Tiroler bist!" (Fortsetzung folgt.; Vermischte Nachrichten. — Striegau i. Schl. Der gewiß seltene Fall der Verleihung des Ehrenbürgerrechts an eine Frau hat sich hiersclbst zugctragcn. In der letzten Sitzung der hiesigen Stadtverordnetenversammlung gelangte zu deren Kennt lich, daß die frühere Fabrikbesitzerin Frau R. in Görlitz den vielfachen zuin Wohle der Bevölkerung Striegau» gemachten Schenkungen und Stiftungen in hochherziger Weise eine neue Stiftung von 10,000 Mk. hinzugefügt hat, deren Zinsen zur Unterstützung bedürftiger Wittwen und Waisen der am Pro- ghmnasium Hierselbst verstorbenen Lehrer verwendet werden sollen. Die Versammlung nahm die Schenkung mit Dank an und beschloß einstimmig, der Geberin in Anerkennung ihrer vielfachen Verdienste um das Wohl der Stadt da« Ehren bürgerrecht zu verleihen. — Chicago. Der städtische Statistiker von Chicago hat kürzlich eine Liste der sechs oder mehr Stockwerke hohen Gebäude im GeschästSviertel der Stadt zusammengestellt. Nach dieser Liste sind 150 sechsstöckige Gebäude vorhanden, 70 siebenstöckige, 43 achtstöckige, 10 ncunstöckige, 13 zehnstöckige, 1 elsstöckiges, 12 zwölsstöckige, 3 dreizehnstöckige, 10 vierzehn stöckige, 2 fünfzchnstöckige, 8 sechszehnstöckigc und je ein 1 siebzehn- und zwanzigstöckigc«. — Einem Aufschwünge Helgolands hat bisher der Umstand im Wege gestanden, daß dort Grundbesitz nur von den einheimischen Bewohnern bezw. geborenen Helgoländern erworben werden durste. Wie man hört, hat die Regierung neuerdings die Entscheidung getroffen, daß nunmehr jeder Deutsche auch auf Helgoland Grundbesitz erwerben darf. Dadurch wird voraussichtlich eine Umgestaltung der Ver- kehrsverhältnissc dieses Nordsecbades eintreten, weil ja anzu nehmen ist, daß jetzt auch auswärtige Unternehmer dort mit der Errichtung von modernen Hotels, Logirhäusern, Restau rant« :c. Vorgehen werden. Auch den Einwohnern Helgoland« dürfte damit nur gedient sein, weil zweifellos dadurch ihr Grundbesitz an Werth gewinnen wird. — Zu viel Ehre. In Pallanza ist am Donnerstag der bekannte Bootführer Domenico Sforzani gestorben, der manchem Besucher de« Lago Maggiore in Erinnerung sein dürfte. Krankheit und Tod de« braven Manne» wurden auf die seltsamste Weise von der Welt herbcigesührt. Al« König Humbert das letzte Mal nach Pallanza kam, bildeten die Boots leute Spalier. Der König bemerkte, daß Sforzani mit meh reren Lebensrettungsmedaillen und anderen Orden geschmückt sei. Er trat an den Schiffer Hera» und erkundigte sich, wie ihm diese Auszeichnungen zu Theil geworden seien. Sforzani berichtete, daß er so manchen Menschen vom Tode de» Ertrinken- gerettet habe. König Humbert beglückwünschte ihn und schüttelte ihm kräftig die Hand. Da« war mehr Ehre, al« der wackere Sforzani ertragen konnte. Von Stund an trübte sich sein Verstand, er begann an Größenwahn zu leiden und ist nun nach achtmonatlicher Krankheit gestorben. — Ein rücksichtsvoller Diener. „Gnädiger Herr, die Mutter Ihrer Frau Gemahlin ist soeben angekommenl" — „Aber, Jean, warum sagen Sie nicht einfach: meine Schwie germutter?" — „Ich wollt' den gnädigen Herrn nicht er schrecken!" — Ein Pessimist. A-: „Wie kommen Sie aus den Einfall, daß ich vcrheirathct sein soll?" — B.: „Nun, ich sah
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