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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 21.05.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-05-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189505217
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950521
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950521
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-05
- Tag 1895-05-21
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Monat
1895-05
-
Jahr
1895
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in jahrtausendelanger Wechselwirkung Großes zusammen er lebten — leider nicht immer in demselben Vager —, hier im friedlichen Wettkampse der Arbeit zusammen, uni erneute, hofsentlich nie zerreißende Freundschaftsbande zu knüpfen. Der Statthalter schloß mit einem Hoch aus den Kaiser, — Frankreich, Der „Voss. Ztg." wird aus Pari berichtet: „Vanternc" ist sehr aufgebracht über die Forderung der russischen Presse, daß Rußland über Korea Schutzherrschaft übe. Diese Haltung, ruft das radikale Blatt, grenzt an CyniSmu«. Zuerst Japan zwingen, auf seine Eroberungen zu verzichten und sich dann ohne Gcldausgabc und ohne Schwertstreich einen Theil dieser Eroberungen selbst aneignen, das wäre der Gipfel politischer Unsittlichkeit und diplomatischer Spitzbüberei. Ist die französische Regierung etwa geneigt, Rußland auch hierin zu folgen? Bildet Rußland« Schutz herrschast über Korea und Besetzung von Port Lazarcsf etwa auch einen Theil de» Programms des Dreimächtceinvcr- nehmens? — Die aus Ostasicn eingegangencn Nachrichten be stätigen, daß die Japaner noch erhebliche Schwierigkeiten zu beseitigen haben werden, ehe sie den Besitz der Insel Formosa gesichert haben. Der Admiral Kabayama ist zur Uebernahmc seines Postens als Gencralgouverncur der Insel nach Formosa abgereist, die Aufgabe eventuell mit Waffen gewalt den Besitz der Insel zu erzwingen, ist der Kaiserlichen Garde zugefallen. Besondere Schwierigkeit wird die japanische Besitzergreifung im nördlichen Theile von Forinosa verursachen. Dort hat sich ein Häuptling der Hakkas Kuhungkuk an die Spitze eines HcerhausenS von mehreren Tausend gut be waffneter Krieger gestellt und will den Japanern den hart näckigsten Widerstand entgegensetzen. Den chinesischen Be hörden war cs bisher nicht gelungen, die Bewegung zum Stillstand zu bringen. Die japanischen Truppen haben somit neue Gelegenheit, ihre Tüchtigkeit zu erweisen. — Die Rechnung, welche die russische Presse für Rußlands „Auslagen" den Pekinger Mandarinen präsen tier, wird alle Tage länger. Zu den bisherigen Posten, als da sind: eisfreier Hafen, Protektorat über Korea n. A. in. kommt heute die Forderung hinzu, die sibirische Eisenbahn durch chine sisches Gebiet führen zu dürfen. Allerdings sind die Förderer „loyal" genug, die Eisenbahn „nach etwa 200 Jahren (!) gegen oder ohne Entschädigung an China abtrctcn zu wollen. Der Vorschlag wird alles Ernstes von der „Nowoje Wremja" gemacht. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 20. Mai. Ein so abnormes Wetter, wie am letzten Sonnabend, ist seit langen Jahren selbst in unserem Obererzgcbirge nicht beobachtet worden. Der in den letzten vorhergehenden Tagen herrschenden niedrigen Tempe ratur folgte in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ein so intensiver Schneefall, daß das Poltern der von den Dächern hcrabrutschenden nassen Schncemassen so anhaltend war, wie im tiefsten Winter. Auch während de« ganzen Tages ließ der Schneefall nicht nach und verwandelte die eben erst erstandene blühende und grünende Flur in eine com- plctte Winterlandschaft, deren Schneenicngcn erst die am Sonntag schüchtern hervortretende Sonne zum Theil wegzu schmelzen vermochte. — Eibenstock, 20. Mai. Am Sonnabend Abend zwi schen 0 und 10 Uhr erklang Hierselbst das Signal für aus wärtiges Feuer. Dasselbe war in Hundshübel und ist daselbst die Hrn. Gemeindekassirer.Franz Brctschncider gehörige Scheune niedergcbrannt. — Eibenstock. Am Mittwoch und Freitag Abend finden im Saale des „Feldschlößchen" Hierselbst die Auf führungen der Kricgs-Sccnen aus dem Feldzuge gegen Frankreich 1870,71 statt. Wie bereits bekannt, wirken dabei ca. 40 Mitglieder de« hics. Militärvereins unter Leitung des Hrn. Direktor P. Werning mit. Aus Buchholz schreibt man über die erste daselbst stattgehabte Vorstellung untcrm 13. Mai: Ein zahlreiches Publikum folgte am gestrigen Sonntag mit Interesse der Ausführung des vaterländischen Festspiels „KricgS- Scenen des Feldzuges 1870.71." Dargcstellt von ca. 40 Mit gliedern des hiesigen Militär-Vereins „Kameradschaft." In geschickt arrangirten lebenden Bildern, erläutert durch eine von patriotischer Begeisterung getragene Dichtung, wurden Sccncn aus dem Familienleben .de« Krieger«, historische Epi soden jener großen Zeit auf der Bühne dargestellt. Schon das erste Bild „Germania'« Wacht am Rhein" erweckte lauten Beifall; tief ergreifend wirkten ferner der „Truppen-Abschied", „Schlachtfeld", „Friedrich Wilhelm an der Leiche Douay'S", fowie patriotische Begeisterung entzündend „Nach der Schlacht bei Rezonville", „Bismarck und Napoleon bei Donchcry", „Gefangennahme Napoleon'S", „Die Kaiser-Proklamation" und da« Schlußbild, bei welchem die Zuschauer begeistert in ein Hoch auf Kaiser Wilhelm II., den König Albert und den Fürsten Bismarck, sowie in den Gesang „Deutschland, Deutschland über Alles" cinstimmten. Die Aufführung darf als eine wohlgclungcnc bezeichnet werden und ist der Besuch der noch stattfindcndcn Wiederholung nur zu empfehlen. — Eibenstock. Die Zählung der Fabrikarbeiter am 1. Mai,ds». I«. hat Folgende« ergeben: In hiesiger Stadt sind 38 Anlagen vorhanden, bei denen die Voraus setzungen für diese Zählung Vorlagen; nämlich 20 Stickereien, 2 Corsetsabrikcn, 2 Posamcntenfabrikcn, 3 Sägewerke, 2 Mühlen, 1 Brauerei, 1 Buchdruckerei, l Bleicherei, 1 Spunddreherei und Bürstcnholzschneiderei, 1 Gasanstalt, 2 Holzstossfabriken, 2 Gerbereien. Gezählt wurden insgesammt 66 l Arbeiter, (1804: 5bd) 284 männliche und 377 weibliche. Diese ver- theilen sich auf die einzelnen Altersklassen wie folgt: männl, weibl. 21 Jahre und darüber 236 209 44:"> 16—21 Jahre 29 140 — 169 14—16 „ 18 28 — 46 12—14 . l — I E« waren demnach 47 jugendliche Arbeiter, 216 minder jährige Arbeiter, 349 Arbeiterinnen und 260 männliche Ar beiter vorhanden. — Schönheide. Das prächtige Maiwctter hat sich am Ende der vergangenen Woche in rauhe Witterung um gewandelt. Die ganze Natur hatte wieder ein winterliche» Kleid angczogen. Durch die schwere Last de« Schnees und den heftigen Sturm wurde hier in den Gärten vielfach Schaden angerichtet, indem Aeste von Armstärkc abgerissen wurden. Dieser Umschlag ist auch für die junge Brut der Vögel von schädlichem Einfluß gewesen, denn in manchen Nist kästen und Aesten ist da» Geschrei der nach Nahrung rufen den Jungen verstummt. Erst heute Sonntag zeigt die Sonne ein freundlicheres Gesicht. — Muldenhammer. Zwischen Rekruten aus Schön heide und Eibenstock, die zur diesjährigen GcneralauShebung in Schneeberg waren, entstand hier eine heftige Schlägerei, die derart auSartcte, daß ein junger Mann besinnungslos liegen blieb. Gegen die Schuldigen ist bereits Anzeige er stattet. /- — Johanngeorgenstadt, 19. Mai. Nachdem schon am Vormittage de« 17. d. Mt«. die Temperatur bedeutend niedergegangcn war, entstand am 'Nachmittage desselben Tage« ein ziemlich intensive« Schnecwetter, so daß am Abend bereit« die Fluren mit einer dünnen Schneedecke überkleidet waren. Da sich nun da« Wetter die ganze Nacht hindurch nicht änderte, sondern immer stärker wurde, so waren am gestrigen Tage im ganzen oberen Erzgebirge bedeutende Schnee massen anzutrcffen; der Schnee lag hier in den Straßen und auf den Fluren >0—15 em hoch. Die Sonnenstrahlen, welche heute theilweise da« Gewölk durchbrachen, vermochten nicht, den Schnee von den Fluren zu beseitigen. Die ältesten Leute können sich nicht erinnern, daß Mitte Mai eine der artige abnorme Witterung eingetreten sei. — Johanngeorgenstadt. Da« hier zu errichtende Kriegerdenkmal, welche« zur 2bjährigen Wiederkehr de« Tage« kon Sedan enthüllt werden sollte, kann leider von dem Bildhauer Kirchcisen in Braunschweig, einem Stadtkinde, dem die Ausführung desselben übertragen worden ist, bi« dahin nicht fertiggestellt werden, so daß für die Enthüllung der 10. Mai 1896 (2b. Jahrestag des Frankfurter Friedens schlüsse«) in Aussicht genommen worden ist. — Nach dem „Großenhainer Tgbl." wird da« z. Z. in Rochlitz und Geithain garnisonirende zweite Ulanen regiment Nr. 18 nach Leipzig verlegt. — Schneeberg, 17. Mai. Ein Boykott eigenthüm- lichcr Art erregt jetzt hier die Bürgerschaft. In unserer Stadt besteht seit alter Zeit eine Braugenossenschaft, zu der die meisten Hausbesitzer, die Eigenthümer der „braubercchtigten Häuser" gehören. Die Mitglieder haben da« Recht, den Reiheschank auSznübcn. Wer die« nicht thun will, kann, wenn die Reihe de« Brauen« an ihn kommt, sein Brauloo« verkaufen. Damit der Reiheschank beseitigt, werde, haben sich nun fast sämmtliche hiesige Wirthe bei einer hohen Kon ventionalstrafe verpflichtet, von der hiesigen Braugenossenschast kein Bier zu kaufen und zu verschänken. Ob freilich die Wirthe ihre Ziele durch das Vorgehen erreichen werden, ist sehr fraglich. In dem Lokalblatt sind bereits scharfe Inserate gegen die Wirthe erschienen. Frühere Versuche, den Reihe schank zu beseitigen, waren erfolglos. — Leisnig, 17. Mai. In große Aufregung war das ganze Dors Alt-Leisnig gcrathcn. Zwischen den zwei in einem Hause wohnenden Parten, der Frau Ottzp und deren Tochter, Wittwe Schönlein, sowie Herrn und Frau Haubold waren wegen des Hausdurchganges Zwistigkeiten entstanden, die so weit ausartcten, daß die Frau Schönlein mittelst eines Schlüssels dem Haubold blutende Wunden im Gesicht bei brachte und ihm ein Stück Backenbart mit Wurzeln herauSriß. Während nun tag« darauf der verletzte Haubold beim Arzte in LeiSnig weilt, war die Schönlein über die arglos waschende Frau Haubold, die schwächlich ist und sich dazu noch in ge segneten Umständen befindet, hergefallcn und hat sic mit einem Messer in jämmerlicher Weise zugcrichtei, sodaß die Haubold blutüberströmt zusammcngebrochcn ist. Sie hat im Kopf und Gesicht, im Ganzen 7 Stichwunden empfangen, die vom Arzte zugenäht werden mußten. Im Dorfe herrscht große Erbitterung. — Treuen. Zwei Treuener „Geldlcutcn", E. und M., ist es wieder einmal gelungen, einen Plauener „Harmlosen" um 500 M. zu erleichtern, indem sic ihm verspiegelten, daß sie ihm für das Geld einen bedeutend höheren Betrag in falschem Papiergeld liefern wollten. Als Muster des „vor züglich nachgcahmten" Papiergelde« legten sie dem Auftrag geber einen echten (!) Fünfmarkschein vor und behaupteten, das sei eine 'Nachahmung. Natürlich fand der „Harmlose" die 'Nachahmung so gut, daß er nicht daran zweifelte, mehr derartige „Falsifikate" ohne Gefahr in Verkehr bringen zu können. Er bestellte, zahlte »00 Mark und — war der Ge leimte. Ja, die . . . Harmlosen werden nicht alle! — Mit dem vergangenen Sonnabend sind wir in die Zeit der immerwährenden Dämmerung getreten, die schönsten Wochen auf der Höhe de« Jahres. Diese Periode, während deren c« bei klarem Himinel selbst über Mitternacht nie ganz dunkel wird und vom Sonnenuntergang bis Sonnen aufgang da« Licht der Sonne in dämmernden Strahlen um den nördlichen Horizont spielt, endet mit dem 19. Juli. 11. Ziehung 5. Klaffe 127. König!. Sachs. Landes-Lotterie, gezogen am 17. Mai 1895. 15,000 Mark aus Nr. 3182 »SMS. 5000 Mark aus Nr. 39943 52853 90933 95257. »000 Mark auf Nr. 1864 SSW 18384 171II 25139 25903 2888« 27455 35251 55628 58889 «SUS 87878 »8822 83260 8371« 4901 «304 10889 11292 18194 20630 23472 30049 30307 34754 85124 36750 46449 54547 57994 «2750 «432« 78525 804«9 83081 94358 95947. >000 Mark aus Nr. 3395 3507 «140 ISI43 28977 32887 34961 4180« 58227 59178 59099 «7847 73183 73878 77550 93496 84207 85739 88860 92050 94254 95888 10849 12279 19852 23011 29975 38545 38783 40507 48688 52084 54874 59588 82282 65839 85768 66572 70708 78312 77328 85414 85301 87S55 92807 92489 9483« 500 Mark aus Nr. 5190 5059 7317 927« 9341 10330 12830 13981 15755 17137 24174 25200 28874 27033 28431 28290 28265 29027 34730 35880 40887 40185 42791 43188 43528 44107 45754 45581 47712 47849 48082 50250 52627 52442 52482 53853 5631« 56142 59998 «169« «3977 «4825 «6220 «8482 71299 72587 72578 72814 74393 77919 78990 81385 8191« 87599 88073 88295 89548 98707 99380. ZOO Mark aus Nr. 920 729 2781 2746 4058 5358 5864 8093 8292 8075 10126 10830 11035 II518 43096 13065 I3I«I 14480 15839 17768 18773 I888I 19838 19034 20995 20513 22448 22845 22726 22895 23883 25804 26511 2«9I5 28520 28073 28548 27068 27009 29727 30868 32837 33280 34999 34008 34903 35469 35435 35534 38008 36034 37121 39789 39075 39204 40222 41003 42884 42291 43844 48188 48513 46873 47305 47337 48022 49312 49057 50212 51833 51649 52509 54428 54748 55745 55360 58789 56876 57059 57287 57010 58551 «058« 82373 63985 «3817 «3841 «8«53 «8811 «9889 «9285 70205 71898 72151 72097 74779 78543 78746 77574 77359 77343 78582 78805 81328 83749 83884 83708 83594 84301 87804 88980 89907 898«3 90477 90003 93253 93197 95315 98933 98802 98155 9957«. 12. Ziehung, gezogen am 18. Mai 1895. 15,000 Mark aus Nr. 4«759. 5000 Mark auf Nr. 820 3572 35144 42571 95771. ZOOO Mark aus Nr. 3402 14342 I92II 19237 23401 38355 42002 42810 5285« 55735 58801 «7857 77902 79325 85858 90788 90981 91202 94931 9726« 805 4045 7177 15983 15885 16052 19340 19883 2119« 25191 25708 30731 32499 38592 56220 57293 62815 «2732 «3973 «4994 9I7I3 92732 98881 99291. 1800 Mark auf Nr. 7258 7880 22351 2«43« 2792« 28344 41098 45252 54139 55390 57449 80850 60888 74615 76700 79568 82900 83190 85615 93185 1778 2998 7139 9783 16388 22089 25834 32387 34«08 42«8« 44954 58244 58775 59174 62«76 68148 «977« 72«7O 78991 82420 25834 8500« 88088 7278 93845. 500 Mar« aus Nr. 140 217 1263 «158 15838 15895 18904 21454 23519 24756 25554 30535 31321 37920 40778 41823 41982 41282 48880 47974 47197 51527 52491 53266 55865 58733 58944 58,94 61042 61253 82883 «2230 «5542 «9172 69159 73712 755S8 77167 77549 78452 8I57I 8240« 83943 83804 84830 85279 86844 ZOO Mark aus Nr. 271 921 1277 1578 1713 2942 3846 3713 4442 4847 4412 4910 5363 8000 7187 7531 10942 12820 12988 12081 14158 14771 16473 180«« >6049 19528 19003 21581 22342 23659 24376 28292 27215 28480 28701 30720 32407 33925 33885 33893 34909 37880 3'851 33775 39039 39390 39088 39922 41531 43856 43745 44315 4718« 47518 48726 49880 49776 52935 53570 53014 55522 57159 58454 59613 «0276 61521 61538 «248« «4731 64828 «5272 «8155 «6907 «8903 67871 «7122 70816 71048 72638 72058 73891 75999 77881 78387 79890 80100 80784 81211 81177 82285 82531 84720 85173 85588 86148 87812 87788 88414 89553 9081« 90876 / 90397 91460 91727 95405 96951 98135 96011 99879. / Aus vergangener Zeit — für nnser« Zett. IS. Mai. (Nachdruck verboten.^ Die Katastrophe, welche sich über Frankreich vor-^25 Jahren zu sammenzog, wurde durch die Maßnahmen, welche der übelberathene französische Kaiser für nothwendig erachtete, von Tag zu Tag mehr gefördert Am 19. Mai 1870 wurde an Stelle des Grafen Daru, des selbstständigsten und klarsten Kopfes im Ministerium Ollivier, der bis herige französische Gesandte in Wien, der Herzog von Gramont als Minister des Aeußern berufen. Dieser Mann hatte in Wien die deutschen Zustände und Stimmungen durch die trübe Atmosphäre der aristokratisch-klerikalen Hofkreise der Kaiserburg angeschaut und sich ein Abbild geschaffen, das der Wirklichkeit wenig entsprach. Er galt ohnehin nur für einen mittelmäßigen Kopf und war, als blindes Werkzeug des Kaisers, ganz dazu geschaffen, am Ruin des Landes nkitzuarbeiten. 20. Mai. Wie früher bereits beschrieben worden, war das Schreckensregiment in Frankreich vor 100 Jahren durch den Sturz RobespierreS und seiner Genossen gebrochen worden; aber die Jakobiner gaben noch lange keine Ruhe und versuchten wiederholt mit Hilfe des Pöbels den Konvent nicht nur einzuschüchtern, sondern auch ihrem Willen zu unterwerfen. Es kam zu verschiedenen Aufständen in Paris und zu dem gefährlichsten am 20. Mai 1795. Der Konvent hatte sich für eine Verfassung mit zwei Kammern erklärt und auch die girondistischen (gemäßigten) Deputirten wieder in seine Mitte ausgenommen und damit war den Radikalen jede Hoffnung auf die Rückkehr zur Gewalt abgeschnitten. So griffen sie nun zur Gewalt. Der Pöbel, geleitet von den jakobinischen Führern, erschien im Sitzungssaale des Konvent und suchte die Verhandlungen auf jede Weise zu stören. Stundenlang war der Saal die Stätte des wil desten Treibens, an dem sich namentlich die Weiber betheiligten. Der Präsident Boissy d' Anglas erwarb sich damals durch seinen Muth ein großes Verdienst. Er ließ sich durch keine Drohung bewegen, die revo lutionären Vorschläge der Terroristen, deren Armee den Saal füllte, zum Vortrag zu bringen. Man belagerte ihn förmlich auf seinem Stuhle ; man erschlug vor seinen Augen den Deputirten Feranv, der ihm Hilfe leisten wollte; man hielt ihm das abgeschnittene Haupt desselben ent- aber unerschütterlich fest auf seiner ^Leigerung. Um 9 Uhr Abends ward endlich der Pöbel, nachdem er bereits 7 Stunden lang im Saale gelärmt hatte, Herr über den Konvent und erzwang, als ein Anderer den Präsidentenstuhl einnahm, seine Beschlüsse, die in der Einsetzung einer Jakobinergewalt gipfelten. Darnach ging der größere Theil des Volkes nach Hause, der Rest wurde von dem endlich aufgebotenen Bürger heer aus dem Sitzungssaale getrieben und die eben gefaßten Beschlüsse wurden sofort wieder umgestoßen. Und solche Zustände nannte man die Regierung eines Landes und es giebt heute noch Leute, welche sich für derartige Anarckie erwärmen können. 21. Mai. Am 21. Mai 1870 wurde dem französischen Kaiser Napoleon das Er- gebniß des Plebiszits von den Bureaus der Kammern mitgetheilt; der Präsident Schneider beglückwünschte den Kaiser zu diesem Ergebniß. Dieser Tag war der letzte, an welchem sich der bislang gefürchtete Kaiser der Franzosen auf der Höhe seiner Macht befand, während bereits das Verhängniß über seinem Haupte empor zog. Keimgefunden. Historische Erzählung von Wilhelm Appell. (8. Fortsetzung.) Einen Augenblick stand Fritz mit leuchtenden Augen vor ihr, dann schloß er sie stürmisch an sein Herz und ehe sie noch wußte wie ihr geschah, fühlte sic seine heißen Küsse auf ihren-Lippen brennen. Gleich daraus schwang er sich über die Fenstcrbrüstung, indem er jubelnd rief: „Nun bist Du mein, mein auf ewig!" Getrosten Muthes ließ Fritz sich an dem schwankenden Seile hinab, das Auguste fest umklammert hielt, trotzdem e« ihr tief in die Hände einschnitt. Immer weiter klomm Fritz hinab, aber schon donnerten Gewehrkolben au die Thür und wilde Drohungen wurden laut. Plötzlich brach dieselbe krachend ein lind an der Spitze einiger Soldaten stürmte ein Offizier herein. Mit einem Blick hatte er Alles errathen und mit ei nem wuchtigen Säbelhieb zerschnitt er da« Seil. Da gellte ein Entsetzensschrei au« Augustens Munde, von unten herauf aber klang e« ihr gedämpft entgegen: „Gerettet, habe Dank!" Unbekümmert um die Soldäten sank sie erschüttert aus die Kniee, mit gefalteten Händen ein Dankgebet stammelnd. Gleich darauf wurde sie jedoch in« Wohnzimmer gezerrt, wo der Offizier den Soldaten befahl, dem Flüchtigen den Ausweg au» der Fclsenschlucht abzuschnciden. 'Nachdem diese hinauSgestürmt, trat er gebieterisch auf den Forstmeister zu, indem er ihm zudonnerte: „Ihr Sohn kam als Spion in« Land!" „Er kam seiner Mutter wegen!" entgegnete der Forst meister mild, aber fest, indem er aus die Leiche seiner Frau wie«. Ergriffen blickte der Offizier nach derselben hin, dann begann er bewegt: „ES galt also einen letzten Abschied für diese« Leben!" Ehrfurchtsvoll zog er Len Hut ab, dann reichte er dem Forstmeister die Hand, indem er sprach: „Ich ehre die Gefühle Ihre- Sohne«. Leider darf die Pflicht ost nicht danach fragen, was das Herz empfindet, dessen Sympathien auf der Seite de« flüchtigen, jungen Manne« sind!" Als er sich Auguste zuwandte, die gefaßt, aber blaß wie eine Wand dastand, rief er verwundert: „Sie finde ich hier, gnädiges Fräulein? Hatten Sie denn Flügel? Al« ich mit den Soldaten die Stadt verließ, weilten sic noch bei Ihrem Onkel. Sie also haben dem österreichischen Offizier Rettung gebracht?" „Ich freue mich darüber und wenn ich mit dem Leben dafür büßen muß!" „Und was für ein Beweggrund ließ Sie so handeln?" „Die Liebe!" entgegnete Auguste fest, wenn auch mit gluthaerötheten Wangen. Da überflog ein weicher Zug da» Gesicht de« Offizier«, der schon hoch bei Jahren war. Während ein feines Lächeln seinen Mund umspielte, sprach er innig: „Gnädige» Fräulein, ich achte und schätze Ihre aufopfer ungsvolle Liebe, welche in der Stunde der Gefahr nicht zagt und zaudert, und ich müßte alle Traditionen eine» französischen
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