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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 30.04.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189504302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950430
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950430
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-04
- Tag 1895-04-30
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Monat
1895-04
-
Jahr
1895
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banger Scheu »ach einem kleinen freien Platze starrte. Krampfhaft zog sich seine Brust zusammen, war e« ihm doch, al« sehe er dort einen blutigen Leichnam liegen, dessen glanz lose Todtenaugen unheimlich drohend nach ihm starrten. „Schreckgespenst, bist Du mir au« dem Kerker auch in die Freiheit nachgesolgt?!" ries er entsetzt, während er bleich und zitternd am Wege stand. Gewaltsam suchte er sich endlich zu fassen, um da« Fürchterliche zu verscheuchen, wa« ihm endlich auch gelang. Dafür schimmerte ihm eine weiße Tafel entgegen, auf die er, trotz seiner Angst, rasch zutra». Was er auf derselben la«, erfüllte ihn mit Jammer und Schmerz; e« stand darauf geschrieben: „Hier wurde am >0. Februar 1789 der Jude Mose« Steiner umgebracht." Ein bleibende« Denkmal hatte man also seinem Berbrechen in dieser Tafel errichtet, dazu bestimmt, dem Volke die Schauer chat immer ans« Neue in« Gedächtniß zurückzurusen. Darüber erfaßte ihn heißer Grimm, und in wilder Verzweiflung wollte er die Tafel mit gewaltigem Rucke an« der Erde reißen, um sie in den nahen Abgrund hinabzuschleudern; aber c« war ihm Plötzlich, al« lähme eine unsichtbare Macht seine Kräfte. Erschüttert schlug er die Hände vor« Gesicht, dann fiel er auf die Kniee nieder, an derselben Stelle Gott in heißem Gebete um Vergebung seiner Missechat anflehend, an welcher er der einst einen Mord begangen. Der entlassene Sträfling hieß Jakob Burgmaier und war da« einzige Kind eine« kleinen Bauern gewesen. Schon al« Knabe hatte er ein kühne«, muthige« Herz besessen, da« ihn vor keiner Gefahr zurückschrecken ließ und welches ihn, al« er kräftig und stark wie ein Bär heranwuchs, mit unbezwing licher Leidenschaft der Gcmsenjagd cntgegcnsührte. Da ihm dieselbe jedoch bald zu wenig lohnend war, so begann er mit andere» Burschen in den im Thale gelegenen Forsten der Gutshcrrschaft zu wildern, wo e« einen reichen Stand von Hochwild gab. Endlich wurde er jedoch ergriffen und in der Stadt in« Gefängniß gebracht, wo seine Gesellschaft Diebe, Betrüger und andere« Gesindel bildeten, deren Umgang verderblich auf ihn wirkte. Ein alter Gauner, der zugleich mit ihm au« der Hast entlassen wurde, sprach beim Abschied zu ihm: „Wie kannst Du eine« elenden Stücke« Wild halber Freiheit und Leben aus« Spiel setzen! Ich wüßte wohl, wo durch ein beherzter Bursch, wie Du, dazu gelangen könnte, zu jeder Zeit in blankem Silber hcrumzuwühlen!" Diese Lockung war nicht vergeblich erklungen, denn fortan gab c« bei Jakob Geld in Hülle und Fülle. Dafür herrschte aber drunten in der Stadt Angst und Schrecken über die kühnen Einbruchsdiebstähle, deren Verwegenheit keine Grenzen kannte. Au« Jakob war ein Dieb geworden, und sein Genosse im Rauben und Stehlen war der alte Gauner, der ihm diesen Weg empfohlen. Inmitten seiner wilden DiebeKlausbahn erfaßte ihn die Liebe zur schönen Elsbeth, welche trotz aller Warnungen fest wie eine Klette an ihm hing. Seine Eltern priesen sie als einen Segcnsengel, al« er durch sie dem ordentlichen Leben zurückgegcben wurde, weshalb sie sich völlig in« Ausgedinge zurückzogcn und ihm, nachdem er seine Elsbeth al« Gattin heimgcsührt, die kleine Wirthschaft übergaben; da« Wirthshaus- lcben kannte er fortan nur noch dem Namen nach. Plötzlich aber begann er dasselbe wieder aufzusuchen, als sich mit dem ersten Kinde, der kleinen flachsköpfigen Rosel, auch da« Kinder geschrei cingefunden hatte, dem er au« dem Wege gehen zu müssen glaubte. Zuerst hatte er gewildert, dann gestohlen, und nun kam das Kartenspiel an die Reihe, bei welchem er, da er zu hitzig, zumeist Verlierer war, was seine Leidenschaft nur noch erhöhte. Nun ging es rasch bergab bei ihm, denn Alles, was er besaß, wurde verspielt. Hieraus ging er an'S Schuldenmachcn, bei dem er an einen geriebenen Wucherer in Meran gerieth, der ihm, nachdem er ihn auSgesaug», die kleine Bauernwirthschaft verkaufen lassen wollte. Jakob wußte keinen RcttungSweg, um da« drohende Unheil abzuwenden. Al« die Noth am größten, war er abermals in die Stadt hinabgewanderk, um mit seinem ehemaligen Diebsgenossen, welcher die Seele aller Unternehmungen war, einen neuen Bund zu schließen; derselbe war jedoch, da cS ihm nicht ge heuer, heimlich aus und davon gegangen und damit Jakob« letzte Hoffnung vernichtet. Als der Abend bereit« hereingebrochen und das bleiche Licht des Mondes Berg und Thal umzog, schritt er wieder der Hcimath zu. Plötzlich sah er einen alten Mann vor sich, der gebückt dahinschritt, eine schwere Bürde auf dem Rücken tragend. Bald hatte Jakob ihn erreicht, ihn mit einem „Gelobt sei Jesu» Christus" grüßend. Aufgestört wandte ihm der kleine, dürre Mann da« scharsgeschnittcne Gesicht zu, indem er demüthig entgegnete: „Der Herr führe Dich auf guten Wegen und lasse Dir werden zu Theil Glück und Segen! Sei so gut, einem alten Juden, welcher muß wandern ruhelos umher, um zu verdienen seinen Unterhalt, zu weisen den Weg zum nächsten Dorfe." (Fortsetzung folgt.» Vermischte Nachrichten. — Breslau. Eine dem Alter nach recht ungleiche Verbindung wurde dieser Tage hier vor dem Standesbeamten vollzogen. Der Bräutigam zählte 24, die glückliche Braut aber 73 Sommer. Al« die Neuvermählten nach ihrer Wohnung gingen, johlte die Straßenjugcnd hinter dem ungleichen Ehe paar her. E« flüchtete in eine Wirthschaft, dessen Besitzer c« durch die Hintcrthür auf eine andere Straße hinausließ. — Von einem schrecklichen Streike wird Wien bedroht, nämlich von dem der — Böhmischen Ammen. Diese waren bisher an der Donau sehr gesucht, ein tschechisches Blatt aber fordert jetzt, daß da» tschechische Volk keine Ammen mehr für die Deutschen hergcben solle, weil diese Ammen mit ihrem gesunden Tschcchenblut die deutschen Feinde nähren. — Ueber die Einwirkung des Lichte« auf die Butter hat Prof. t)r. Soxhlet in München nunmehr auch durch wissenschaftliche Experimente nachgcwiesen, daß das Butterfett im Lichte rasch talgig wird, und zwar am leichtesten im blauen und violetten, sowie im Tageslichte. Es empfiehlt sich daher, Butterglocken au« rothem oder gelbem Glase zu benutzen, welche die ungünstig wirkenden Lichtstrahlen abhalten. Da» Bedecken der Butter mit grünen Blättern, wie die« auf den Märkten zu geschehen pflegt, ist durchaus zweckentsprechend, weil der grüne Farbstoff die schädlichen, brechbaren Lichtstrahlen in unwirksame verwandelt. Die Bauernpraxis hat also, lange vor der theoretischen Begründung, da» Rechte getroffen. — Ersatz für Petroleum. Folgende Mittheilungen, welche wir der „Täglichen Rundschau" entnehmen, erscheinen wenigsten« als Anregung beachtenSwerth und könnten, wenn ihre Voraussetzungen richtig sind, eine« Tage« auch praktische Bedeutung erhalten. „Seit einigen Wochen ist Petroleum bekanntlich sprungweise in die Höhe gegangen. Ueber die Ursachen der bedeutenden Preiserhöhung gehen die Ansichten auseinander, Genaue» wird man wohl erst in einiger Zeit erfahren; wahrscheinlich ist, daß die beiden großen Gesellschaften, die amerikanische, mit dem Krösu» Rockefeller, und die deutsch russische, mit einigen anderen Krösussen an der Spitze, sich verständigt und die Welt im Punkte der Pelrolcumversorgung unter sich gethcilt haben. Ist die» der Fall (was aber keines wegs schon feftstcht), dann ist ein weiterer Ausschlag solange nicht ausgeschlossen, al« nicht da« Publikum durch entschlossenes Abwcnden vom Petroleum Stellung gegen die Ausbeuter nimmt. Vielleicht ist e» ein Wink de« Schicksal«, Laß gerade jetzt eine Erfindung in die Erscheinung tritt, deren schnelle Einführung den Petroleumvertheuerern zeigen würde, daß wir sie nicht brauche», und die zugleich unserer nothlcidenden Landwirthschaft unter die Arme greisen könnte. Seit ganz Kurzem sicht man in der Leipzigerstraße in Berlin den wunder lichen Anschlag: „GaSglühlicht ohne GaSzuleitung". Aus Befragen erfährt man, daß in den betreffenden Lampen, welche die größte Aehnlichkeit mit Petroleumlampen besitzen. Spiritus dampf verbrennt und die bedeutende Hitze seiner Flamme zur Erzeugung der Weißgluth eines Glühstrumpfes verwerthct wird. Natürlich gelangt nur dcnaturirter Spiritus, wovon da- Liter im Großverkauf etwa 2b Pf. kostet, zur Verwendung, und seine Verbrennung erfolgt so sparsam, daß die prächtige Flamme der Lampe, (wenn man die Weißgluth in scster Ge stalt noch Flamme nennen darf), welche ohne Zweifel viel Heller ist, als eine gleich große Petroleumflammc, nur 2 Pf. die Stunde kostet. Ein Glühstrumpf, der für 7b Pf. zu haben ist, soll 800 Brcnnstunden aushalten, ohne daß der Spiritus verbrauch sich vermehrt und vorausgesetzt, daß er nicht vorher beim Reinigen der Lampe zerstört wird, wa« bei seiner Zer brechlichkeit allerdings höchst wahrscheinlich ist. Abgesehen von diesem nicht sehr erheblichen Mangel der Lampe ist die Erfindung schon au« den oben angeführten zwei allgemeinen Gründen der Beachtung sehr werth. Auch die Besorgniß, daß die unangenehmen, bei der Denaturirung de« Spiritus benutzten Zulhaten sich durch ihren Geruch geltend machen könnten, trifft nicht zu. Ein fernerer Vorzug im Vergleich mit Petroleum ist, daß ein Blaken solcher Lampen ganz aus geschlossen ist. Unter solchen Umständen könnte die Erfindung gerade in diesem Augenblick sehr wichtig werden, jedoch unter zwei Voraussetzungen: Ersten«, daß die Erfinder oder Patent inhaber sich mit kleinem Nutzen begnügen und viele sehr kleine Gewinne wenigen großen verziehen, zweiten«, daß sie die Einrichtung vorhandener Petroleumlampen aus SpirituS- glühlicht gestatteten, wa« unmöglich kostspielig sein kann und voraussichtlich sofortigen Erfolg haben würbe, zum Vortheil vieler mit solchen Arbeiten beschäftigten Handwerker. Unsere« Erachtens könnten die Erfinder, verständen sie ihren Vortheil recht, nicht« Gescheitere» thun, al« die Abänderung von Pe troleumlampen auf ihr System gänzlich sreizugeben und sich mit dem Vortheil an dem Verkaufe der Glühstrümpfe zu 7b Pfennig zu begnügen. Sie könnten dann getrost bald Tausende im voraus Herstellen, ohne Gefahr, darauf sitzen zu bleiben. Den Rockefeller und Genossen aber wäre ein Schnippchen geschlagen, über da« die Engel im Paradiese ihre Freude haben würden, und unserem Kartoffelspiritus zugleich mit einem Schlage ein Absatz eröffnet, worüber die Landwirthe auch allen Anlaß hätten, zufrieden zu sein. Ist die Be leuchtung mit einheimischem Spiritus erst einmal zur Ein führung gelangt, dann würde voraussichtlich auch ein späteres Weichen der Petroleumpreise sie nicht wieder au« dem Felde schlagen; denn Niemand wird zu dunklerer Beleuchtung zurück kehren wollen." — Es dürste wenig bekannt sein, daß es außer dem Nordostsee- und dem jetzt etwa« über hundert Jahre alten Eider-Kanal noch eine, und zwar viel ältere Wasserverbindung zwischen Ost- und Nordsee giebt. Bereit« im Jahre 1391 nahm Lübeck, der Vorort der Hansa, einen Kanal in Angriff, welcher die Trave mit der Elbe verbinden sollte, und vollendete diese» Werk 1398. Dieser Kanal, die älteste Wasserver bindung zwischen Nord- und Ostsee, besteht heute noch, wird aber wenig benutzt und nur von kleinen Fahrzeugen befahren. Eine zweite Verbindung zwischen Lübeck und Hamburg, und zwar mit der Alster, wurde 1b25 geschaffen, bestand aber nur 2b Jahre und soll im Jahre löbO von einem Herrn von Bor stell verschüttet worden sein. Ucbrigen« waren diese Verbin dungen keineswegs zur Umgehung de« Sundzolles angelegt; denn einmal erhob Dänemark diese schwere Abgabe, die erst I8b6 durch die Konferenz zu Kopenhagen vom I. April 1857 für 30,476,32b Thaler fiel, erst zu Anfang de« 16. Jahrhun dert«, und zweiten« gehörten Hamburg und Lübeck zu den fünf Hansastädten, welche vom Sundzoll befreit waren, näm lich außer ihnen noch Rostock, Wismar und Stralsund. Der Sundzoll brachte 1853 bei 21,000 Schiffen, welche die Straße passirten, 2„n Millionen Thaler, so daß sich der Werth der Maaren, 1—1'/, Prozent Zoll und da« Schiff zu je 12 Tha- lern gerechnet, nur auf 200 Millionen Thalern damals belau fen hat, ein Werth, der heute vielfach höher ist. - „Palatia" ist der Name eine» mächtigen, mit doppelten Maschinen und doppelten Schrauben ausgerüsteten Dampfer«, der soeben seine Probefahrt vollendete und bereit« wohlbehalten in seine»! Heimathhafen Hamburg angelangt ist. Die „Palatia" wurde vom „Vulcan" in Stettin für Rechnung der „Hamburg-Amerika-Linie" erbaut, die damit den neunten großen Doppelschraubendampser ihrer Flotte einverlcibt. Nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt findet sich keine Reederei, welche über eine solche Zahl großer Schiffe diese» modernsten Typus verfügt. Die Hamburger Gesellschaft hat in diesen neun Doppelschraubenschiffen annähernd 32 Millionen M. angelegt. Die „Palatia" ist wie ihre Schwester schiffe für den Dienst zwischen Hamburg und New-Dort be stimmt, sie soll bereit» in den nächsten Tagen ihre erste Fahrt über den Ozean mit 600 Passagieren und 7500 t Güter antreten. Die Verwaltung der Hamburg-Amerikanischen Packctsahrt-Aktien-Gesellschaft beschäftigt sich übrigen« mit den Vorarbeiten für die Bestellung eine« Dampfer« für ihre Hamburg-Newyork-Linic, welcher der größte Dampfer der Welt sein dürfte und ungefähr an die Dimensionen de« Great Eastcrn herankommt. Da» Schiff, welche» nach dem Doppel- schraubcnsystem zu erbauen ist, soll 210 w lang, 22 m breit und 12 m lies werden. Da« größte Segelschiff der Welt wird gleichfalls demnächst da« mächtige VorwärtSslrebcn Deutschlands zur See verkünden. Der bekannte Hamburger Reeder Earl LaeiSz läßt e« erbauen, e« ist ein Fünfmaster, der 6000 Tonnen Ladung tragen soll. — Die zwölf höchsten Kirchthürme Europas. 1. St. Paul in London 111,- Meter, 2. Giralda in Sevilla 11l„- Meter, 3. der Dom zu Freiburg i. Br. 114 Meter, 4. die Kathedrale in Antwerpen 123 Meter, b. der Thurni von St. Martin in Landshut 133 Meter, 6. der Stephan«- dom in Wien 137 Meter, 7. St. Peter in Rom 138,- Meter, 8. da« Münster in Straßburg 143 Meter, 9. St. Nikolai in Hamburg 144,- Meter, 10. die Kathedrale in Rouen 149 Meter, 11. der Dom in Köln 156 Meter, 12. da» Münster in Ulm l61 Meter. — Von der Hinterlassenschaft eines Weiber feinde« weiß da« „N. Wiener Tgbl." Folgende« zu erzäh len: Eine wegen ihres Hasse« gegen da« „Ewig Weibliche" best bekannte Persönlichkeit des 16. Wiener Bezirke«, ein Hagestolz non plus ultra, ist vorige Woche, al« er zu dem Leichenbegängnisse seine« Bruder« fuhr, gestorben. Der lange, hagere Mann mit dem schwarzen Salonanzug, stet« mit Cylin- der und einem Rohrstocke versehen, war eine typische Figur im 16. und 17. Bezirk. Interessant ist seine Hinterlassen schaft: In einem Fache seine« Schreibtisches fanden seine Ver wandten ein Päckchen mit der Aufschrift: „Versuche meiner Verwandten, mich in« Ehejoch zu zwingen." Da« Päckchen enthielt 62 Briefe, die vom Jahre 1845 bis 1893 laufen und mit Bemerkungen des Hagestolzen versehen, registrirt und all aetu gelegt sind. Der Hagestolz, Privatier und Hausbesitzer im 16. Bezirk, fügte dieser Sammlung in einem Zettel bei: „62 Briefe mit ebenso vielen Anträgen von heirathsbedürftigen Mädchen und Wittwen, welche ein Gesammtvermögcn von 1,760,000 Gulden in» Feld stellten, um mich zu ködern." Or. Ungern nannte man ihn scherzweise, wenn er in seinem Stammaasthausc, das er im 16. oder 17. Bezirke hatte, jede zweite Woche erschien. Im Gasthause saß er nur dort, wo er wußte, daß kein Platz für eine Damengesellschaft war. Ging er ins Theater, so nahm er stet« drei Sitze. Links war sein Factotum, der alte Franz, und recht« ließ er den Sitz leer, um nur keine Dame neben sich zu haben. Auf der Pferdebahn, im Omnibus, auf der Bahn war seine mit ordi närem Tabak gestopfte Pfeife seine Begleiterin. Da» hielt ihm da« weibliche Geschlecht vom Leibe. Charakteristisch ist eine Stelle im Testamente; er schreibt: „Ich bitte meine Verwandten, dafür Sorge zu tragen, daß auf den: Friedhose, wo ich beerdigt werde, neben mir keine Fraucnleichen beerdigt werden. Sollte die« unthunlich sein, so bitte ich, für mich einen Gruftplatz für drei Leichen zu kaufen und meine Leiche in die Mitte zu beerdigen, die Räume recht« und links aber unbelegt zu lassen." Weiter kann man wohl den Haß nicht auSdehnen, als über da« Grab. — Eine elfmalige Wittwe, die sich zum zwölften Mal verheirathcte, lockte kürzlich eine große Volksmenge in das Kirchlein von Neath in Wales. Ihr elfter Mann, der im vorigen Jahre verstarb, war Arzt ; ihr neu angetrauter Zwölfter ist ein reicher Grundbesitzer zu Neath. Mit fünfzehn Jahren hat sie zum ersten Mal gcheirathct, mit ihren elf verstorbenen Gatten hat sie große Reisen gemacht und ist ziemlich durch die ganze Welt gekommen, und zählt jetzt die interessante Dame erst vierzig Jahre. Wenn sie weiterhin mit ihren Gatten solch' ein Glück d. h. Unglück hat wie bisher, kann sie es noch auf ein zweite« Dutzend bringen. Da sie nun mehr seit fünfundzwanzig Jahren — wenn auch mit elfmaliger Unterbrechung — verhcirathet ist, wird sie mit ihrem zwölften Gatten, wenigstens ihrerseits, ihre silberne Hochzeit feiern können. — Kindermund. Großmutter hat zu Hause ihr Gebiß beiin Reinigen fallen lassen und ist, als sic sich danach bückte, darauf getreten. Nachmittag« besuchte sie ihre Tochter und erzählte in Gegenwart ihrer Enkelin: „Denke nur, heute Morgen habe ich auf meine Zähne getreten; sie sind total hin." — Starr vor Verwunderung hört die kleine Hedwig zu, blickte der alten Frau bald auf die Füße, bald auf den Mund und fragt endlich ganz fassungslos: „Aber, Großmama, wie bist Du denn nur da rauf gekommen?" — Beim ersten Schulgang. Au« einem Orte des östlichen VogtlandcS wird geschrieben: Der kleine Otto kommt gleich zum ersten Male etwas zu spät in die Schule. Der Lehrer rügt diese Verspätung mit den Worten: „Na, Otto, ich dächte Du kämst recht spät." „Ich dächte nicht," war die Antwort des hoffnungsvollen A-B-C-Schülers. Standesamtliche Nachrichten von Schönheide vom ri. bis 27. April I89S. Grborrn: 118) Dem Regierungs Baumeister Edmund Amandus Cunradi hier I T. 119) Dem Eisengießer Ernst Moritz Gropp in Schönheiderhammer I T. 120) Dem Fabrilschlosser Max Robert Schneidenbach hier I S. 121) Der unverehel. Knüpserin Anna Marie Heidenselder in Schönheiderhammer l T. 122) Dem Tanzlehrer und Griinwaarenhändler Rudolf Beisar hier. Aufgeboten: Vacat. Eheschließungen: IS) Der Bürstenfabrilarbeiter Karl Robert Oschatz hier mit der Biirsteneinzieherin Auguste Hedwig Unger hier. Gestorben 73) Des Pinselmachers Eduard Unger hier S-, Alfred, 4 M. 74) Der HUltenwertsschlosfer Ernst Emil Meichßner hier, 27 I. 75) Des Bürstenfabrikarbeiters Karl Hermann Neubert hier T-, Meta Marie, 10 M. 76) Des Zimmermanns Gustav Albin Queek hier T-, Martha, 1 M. 77) Des Bürstenfabrikarbeiters Magnus Sterzel hier S., Magnus William, 5 M. 78) Der unverehel. Näherin Marie Chri stiane Leichsenring hier S., Paul Friedrich. S M. 79) Friederike Emilie verw. Klotzei geb Männel hier, 4« I. SO) DeS Eisengießers August Hermann Rockstroh hier T., Elsa Helene, S M. 81) DeS Bürstenhölzer- bohrers Karl Albert Neubauer hier S„ Erwin Hans, I I. 8 M. Airchennachrichten aus Schönheide. Mittwoch, den 1. Mai, früh 10 Uhr: Wochenkommunion, Herr Pfarrer Hartenstein. Chemnitzer Marktpreise 27. April 1895. k. «0 Pf. bi» 8 Mk. IO Pf. pro so Kilo 85 « » 7,35»»«» 20»» 6 » 40 » » » « 70»» 8 » 90 » » » » 60 » » 6,80«»«» 50»» 8 » 75 » » » » — »« 7»50»»»» 90«» 6 » 40 » » » « 70»» 6 » 95 » » » » 75»» 8 » 70 » » « * 50»» 6 » 60 » » » » 50»» 4» — »»»> 80«» 3 » — » » » * 50»» 3 » — » « » ' 20 » « 2 » 60 - - L - vom Weizen, fremde Sorten 7 M « weiß u. bunt — » sächsischer, gelb 6 Roggen, hiesiger 6 » sächs., preuß., 6 » russischer, 6 Braugerste, fremde 7 » sächsische 7 Futtergerste 5 Hrfer, sächs., bayerisch. 5 « preußischer 8 Hafer, d. Reg. besch. — Kocherbsen 7 Mahl-u. Futtererbsen 6 Heu 3 Stroh 2 Kartoffeln 2 Butter . 2
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