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Diese Zeitschrift erscheint wöchentlich 2 Mal, Mittwochs und Sonnabends, und kostet vierteljährlich 12j Rzr. Mittwoch, de« LV. Februar für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Rundschau. Im Allgemeinen hat sich die Friedenshoffnung erhalten; doch bleibt die englische Presse bei ihrer Warnung vor einem faulen Frieden und läßt selbst Stimmen für Fortführung des Krieges ohne Frank reich hören. Die Rüstungen für die Eventulität einer Kriegsfortsetzung lassen keine Unterbrechung erblicken; das englische Parlamentvotirte die Millionen ganz so, als ob der Krieg fortdaure, für das beantragte Flot tenbudget ohne Abstimmung, fast ohne DiScussion (das alte England: zähe zum Krieg, zähe zum Frie den!); Russland läßt aber auch in seinen Marinear beiten nichts sehen, was auf eine Einschränkung der selben schließen ließe. Nur Oesterreich fährt in der Reduktion seiner Armee und in der DeSarmirung der gegen Rußland gelegenen Grenzen fort. Ein, angeb lich kurzer Waffenstillstand soll nach Unterzeichnung der Präliminarien abgeschlossen werden; eine wirk lich anbefohlene Suspension der Feindseligkeiten hat bis jetzt nicht stattgefunden; doch auch kein besonderes Ereigniß auf den verschiedenen Kriegsschauplätzen; nur die Sprengung der Docks von Sebastopol wurde unter den unschädlichen Feuer der russischen NordfortS vollendet. Wir lassen hierbei, da eS unsere Leser interesfiren dürste , eine genauere Beschreibung der Sprengung des großen Forts Nicolaus folgen, wie sie ein Corresponvent der engl. Zeitung ,D. News" mittheilt: „Dieses ungeheure, für 192 Geschütze angelegte Werk ist nach Fort Constantine unstreitig das größte russische Fort am schwarzen Meere gewesen, fiel jedenfalls seiner Ausdehnung und Stellung halber mehr als irgend ein anderes Bau werk Sebastopols in die Augen. Seiner Stärke und gesicherten Lage wegen waren die Weiber und Kinder zu Anfang der Belagerung in seinen Mauern unter gebracht worden. Später beherbergte es Monate lang die GeneraleOsten-Lacken, Tottleben u.a. hoch- gestellte Offiziere. In ihm lagen überdies jederzeit große Truppen-Reserven; längs den Mauern wurde Markt gehalten, uud zeitweilen diente eS auch als Hospital, Kirche und Wohnung der barmherzigen Schwestern. Am 4. argenMittag sah man den Mar schall, Pelissi« in seinem vierspännigen Wagen der Stadt zufahren; später erschien auch General Codring- Slfter Jahrgang. ton auf den Höhen, letzterer, um vom Redan, ersterer um vom alten Pikethause auS die Sprengung mitan zusehen. Alle hochgelegenen Punkte waren bald mit Offizieren der 3 Armeen besetzt; das Wetter warwun- derbar schön, die Luft so klar, daß man meilenweit sehen konnte; das Wasser im Hafen glatt wie ein Spiegel; der Boden dabei leicht gefroren, daß der Schnee unter den Füßen krachte. Die Russen, auf merksam gemacht, durch die ungewöhnliche Belebtheit der südlichen Hügel, sammelten sich in ihren Verschan zungen und bei ihren Geschützen, neugierig was da kommen werde. Um halb zwei Uhr ward mit den Sprengungen begonnen; zwei Rauchwolken auS den Flankenbatterien, dann der dumpfe Laut zweier Erplo- sionen, nicht stärker als der Donner eines schweren Geschützes, meldeten, daß das Zerstörungswerk ange- sangen habe. Die Russen antworteten mit eurem Mörserschuß, und feuerten dann regelmäßig von Mi nute zu Minute, aber offenbar ohne bestimmtes Ob ject, und meistens gegen die Trümmerhaufen der Docks. Aber nach etwa 10 Minuten wandten sich Aller Augen plötzlich nach dem Fort NicolauS. Auch die russi schen Kanoniere stellten ihr Feuer auf die Docks ein, denn auch sie sahen jetzt, um waS es sich handelte. Aus dem westlichen Ende des langgestreckten FortS stieg nämlich eine dichte, schwarze riesige Rauchwolke quf; es lies sich ein dumpfer schwerer Ton durch die Luft vernehmen, und ringsherum zitterte der Boden. Der Knall war unbedeutend, aber als die Gallerten, und die schweren Steinmaffen zusammenbrachen, und wieder eine ungeheure Staubwolke aufflog, und diese sich verzog, und die ganze lange Westseite des FortS verschwunden war, da überschlich die Zuschauer ein an Grauen grenzendes Gefühl, denn eben weil der großen Entfernung wegen kein überlauter Ton bis zu ihnen gedrungen war, machte es den Eindruck, als ob daS Gebäude durch Zauberei weggeblasen worden wäre. Staub- und Rauchwolken hatten sich noch nicht verzogen, als schon, nach Verlauf von etwa 5 Minuten, eine zweite Explosion folgte. Sie hatte diesmal dem östlichen Ende des FortS gegolten, und nun stand nur noch der mittlere höhere Theil mit dem runden Thurme und dem Observato, rium aufrecht. Sie sollten nicht lange stehe» bleiben. Zwei neue Sprengungen warfen azzch die.