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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 04.04.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189504041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950404
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-04
- Tag 1895-04-04
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Monat
1895-04
-
Jahr
1895
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Getrennt und verstoßen. Roman von Ed. Wagner. (84. Fortsetzung.) »Ich werde sie nicht aufgeben," entgegnete Warner, da» Geschwätz Farr'» unbeachtet lassend. .Sie soll meine Frau werden, ob sie will oder nicht. Sie, Mr». Farr, müssen die nSthigen Schrauben in Anwendung bringen und sie zu einer Heirath mit mir zwingen." E« lag etwa« so Bestimmte« und Befehlende« in dem Ton seiner Worte, daß die Frau ängstlich und unruhig wurde. .Ich will sehen, wa« ich thun kann," sagte sie, .voraus gesetzt, daß wir gut bezahlt werden." .Ich werde Euch nach Verdienst belohnen," erwiderte Warner trocken. .Ich habe bereit» einen Anspruch auf Ihre Bcihülfe; aber wie ich soeben von Farr hörte, haben Sie an der einen Seit« standen die sog. Klein-Deutschen, die ein Deutsch land ohne Oesterreich, mit Preußen an der Spitze, haben wollten, aus der anderen die Groß-Deutschen. Für die Ileindeutsche Anschauung trat mit besonderer Energie der von Rudois v. Bennigsen 18öi» gegrün det« Nationalverein ein. In Leipzig war sein berühmter Bersechter Heinrich v. Treitschke, im Gegensatz zu dein Geschichtsprofessor Wuttke. Daß sich Bismarck den Ileindeuischen Anschauungen anschloß, ist bekannt genug, und es besteht Wohl heutzutage kein Zweifel mehr, daß diese An schauungen die richtigen waren. So betrübend -s ist. daß viele Volks genossen außerhalb des deulsrben Reiches bleiben mußten, so siebt doch Jeder ein, daß mit dem Völkcrconglomerat der österr. Monarchie kein kräftiger deutscher Staat zu schaffen gewesen wäre. Läßt ja noch im jetzigen kleindeutschen Reiche die Einheitlichkeit Manches zu wünschen übrig. Vom I. Juni 1882 an war Bismarck zum Gesandten in Paris ernannt worden und hatte nun Gelegenheit, das Volk in der Nähe kennen zu lernen, das Jahrhunderte lang unsere Schwäche u Uneinig keit am meisten ausgenutzt hatte. Aber nicht viel Zeit wurde ihm dazu gelassen. In Preußen war der sog. «onflict zwischen der Regierung und der Landesverlretung ausgebrochen, und der König bedursie der starken Hand und eisernen Energie Bismarck«. Schon im September 1882 wurde er zur Uebernahmc des Ministeriums des Auswärtige» nach Berlin zurüchn rufen. Am 8. Oktober schon wurde er Ministerpräsident. Er unterstützte auf das Kräftigste das Bestreben des Königs, -ine starke Armee zu schassen, und wurde bewundert von seinen Freunden, gefürch tet von seinen Feinde». Ich erinnere mich, daß mir im Sommer 1888 ein Bekannter mit großer Begeisterung einen Vers dcclamirte, in dem gefagt war: Bismarck hat das Mark für 2 — weil bitt auf lateinisch 2 fach heißt. Der Dichter, vielleicht jener junge Mann selbst, war gewiß stolz auf seinen Gedanken, aber wie wenig entsprach der Gedanke der Wahrheit! Bismarck hatte nicht nur für 2 das Mark, sondern für Millionen, saft sür das ganze deutsche Volk. Denn — Hand aus'Ä Herz — was wären wir ohne ihn? Die Meinung, daß wir auch ohne ihn zur Einheit gelangt sein würden, verdient wenig Glauben. Mit äußerster Zähi-teit und Thatkrast ging nun Bismarck aus sein Ziel, die Deutschen unter Preußens Führung zu einigen, los. Sehr großen Widerstand leistete ihm besonders unser sächs. Minister v. Beust, mit dem er heiße Kämpfe zu bestehen hatte. Wie entwürdigend diese inneren Kämpfe sür UN« Ware», empfanden damals verhältnißmäßig wenig« Deutsch-: man war es eben nicht ander« gewöhnt. Aus den Rath Bismarcks blieb der König von Preußen dem deutschen Fürstenlag z» Franksurt a. M. im August 1888 fern. Mit dem Jahre 1884 begannen dann die Thaten: Der Krieg in Schleswig-Holstein, die Wiedergewinnung dieser deutschen Lande. 1888 der Krieg, der di« Frage, ob Preußen oder Oesterreich die Führerschaft in Deutschland übernehmen sollte, zu Gunsten Preußens entschied. 1870—1871 der große glorreiche Krieg, der de» Traut» der deutschen Patrioten erfüllte und ihres Herzens Sehnsucht befriedigte, mit feiner Kaiserproklamation am 18. Januar 1871 in Versailles. Und in dieser ganzen Zeit, viele Jahrzehnte lang, bis zum Mär, I8SO, stand unser Bismarck an der Spitze der Geschäfte, dem inneren Auge weithin sichtbar in seiner Weißen Kürassier-Uniform, ein treuer Diener seines Königs und Kaisers und seines Volkes. „Der in Noth uns und Gesahr Thatenbringer, Führer war: Bismarck — bleibt sich selber gleich. Allezeit und immerdar Für den Kaiser, für das Reich!" Ja, Bismarck bleibt sich selber gleich — er ist jetzt noch derselbe der er war, da er sich noch im Amte befand: mit treuem Auge überwacht er di- Geschicke seines geliebten Deutschlands, und di- Anerkennung, die er wie kaum ein Sterblicher vor ihm, jetzt wieder von seinem Kaiser Wil helm II, erfahren hat, ist eine wohlverdiente. Trotz seiner 80 Jahre steht er aufrecht und inannhast da, trotz der vielen Kämpfe, die er aus gefochten hat, ist fein Schwert scharf wie immer. Wir schauen auf zu ihm, wie ich Eingangs sagte, mit herzlicher Liede, inniger Dankbarkeit, hoher Verehrung. Aber indem wir ihn, den großen Sohn unsere« Vaterlandes, bewundernd betrachten, erkennen wir auch deutlickt, was Menschenloos ist ». was vor Allem auch dem deutschen Volte beschieden ist, nämlich zu ILmpsen. Wie unser« Altvordern die wilden Thiere de« Waldes bekämpften, sich unter einander befehdeten, mit ihren Nach barvölkern im Streit lagen, so hat sich der Kampf durch die Jahrhun derte fortgesetzt und dauert heute noch an, nur mit dem Unterschiede, daß jetzt heftiger die Geister al« die Körper an einander gerathen. Auch wir müssen kämpfen, und was uns vor Allen: noth thut zu bekämpsen, da« ist die alte Sünde der Deutschen, ihr zwieträchtiges Welen. Als ich den Anfang dieser Worte schrieb, hatte noch keine Abstimmung im Reichstage stallgefunden, die dem greisen Helden den Geburlstagsglück- wunsch durch einen Majoritätsbeschluß verweigerte. Aber dieser Beschluß macht offenbar, was ich Eingangs sagte: Nur ein Theil des deutschen Volkes liebt Bismarck, der andere haßt ihn — oder stellt sich wenigstens so. Wir sind selbst einem Fürsten Bismarck gegenüber nicht einig. Der Vers des schwäb. Dichters Uhland paßt heute noch sür u»S. Wenn heut ein Geist herniederstiege. Zugleich ein Sänger und ein Held, Ein solcher, der im Heilgen Kriege Gefallen aus dem Ehrenseid. Der spräche Wohl aus deutscher Erde Ein scharfes Wort, wie Schwertes Streich, Nicht fo wie ich es sagen werde. Nein, himmelskräftig, donnergleich. Ich will hier die Gegner des deutschen Staatswesens, wie wir es uns wünschen und sür richtig erachten, nicht näher bezeichnen. Sie haben «s im Reichstage selbst gethan, und der Kaiser hat da« Urtheil gesprochen. Schwere Ausgaben haben wir noch zu lösen. ES liegt vor uns neben der Nothwendigkeil der ununterbrochenen Beschulung unseres Gebietes die sociale Frage, die Noth der Landwirthschaft, der Einfluß Roms durch die LentrumSpartei, die Art der Zusammensetzung unseres Reichs tags. Eine Einrichtung zumal, die Bismarck mit geschaffen hat, aller dings nur der Noth gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, muß geändert werden, sonst kommt das Verderben über uns. Und dann, wie unsinnig ist es. daß Glieder fremder Völker, offenkundige Feinde des deutschen Reichs, im Reichstage Sitz u. Stimme haben. Wenn wir hören würden, daß die Türkei eine freie Versaffung gäbe und allen fremden Völker schaften, Armeniern, Albanesen, Bulgaren und wie sie sonst heißen, freiwillig Sitz u. Stimme und da« Recht einräumte, sie, die Türken, zu vergewaltigen; wir würden es nicht glauben wollen und es für einen politischen Selbstmord erklären. Ader bei uns ist eS so. Gliedern fremder Völker haben wir das Recht ringeräumt, in unserem Reichstag über unser, über Deutschland« Wohl und Wehe mit zu beschließen, und sie nutzen diese Gestaltung gründlich aus. In den Landtagen mögen sie sitzen, in den Reichstag gehören sie nicht. Also kämpfen wir! Thur Jeder von uns seine Pflicht — denn Jeder ist von Gott mitgezählt —, damit wir bewahren, was uns Bis marck errungen hat, damit uns Niemand unsere Krone raube. Kämpfen wir im Ausblick zu unserem Helden: vergessen wir insbesondere das harte Urtheil nicht, das der empfangen wird, von dem eS heißen wird: er ist weder kalt noch warm gewesen. Geben wir Gott die Ehre, der uns den Fürsten Bismarck geschenkt und ibn zum Werkzeug seiner Gnade sür das deutsche Volk gemacht hat, und bitten wir ihn, dem 80 jährigen noch viele glücklich« Jahre zu schenken. Durch des Höchsten Gnade kann Bismarck'- Germanennatur auch das 100. Lebensjahr erreichen. Und nun brause, im Verein mit Millionen deutscher Brüder, der Jubelrus hinaus und hinab nach FriedrichSruh. Se. Durchlaucht, der Altreichskanzler Fürst Bismarck, er lebe hoch! eine Spekulation gedacht, wie Sie mehr gewinnen können, al« bei mir. Doch — merken Sie wohl auf — ich bin der einzige sichere Mann, mit dem Sie ein Geschäft machen können, und es ist in Ihrem eigenen Interesse, mir treu zu bleiben. Verstanden?" „Wie meinen Sie da»?" fragte Mr«. Farr. „Ich meine, daß ich Sie Beide auf Lebenszeit in'«Lucht- Hau« bringen kann!" erwiderte Warner mit Nachdruck. Farr sprang auf, und seine Frau wurde todtenbleich. „Sic haben zu viel gesagt, Mr. Warner," sagte sie zögernd, „das sollten Sie beweisen." Warner betrachtete da» erschreckte Paar mit einer Ruhe, welche ihm das Bewußtsein verlieh, Herr der Situation zu sein. „Sie wollen, daß ich mich deutlicher erkläre?" fragte er. „Nun gut. Diese« junge, bezaubernde Mädchen, bekannt al« Dora Chessom, ist nicht Eure Tochter!" MrS. Farr stieß einen leisen Fluch au». „Nicht unsere Tochter?" stammelte Jack Farr. „Wer sagt Ihnen da«?" Mrs. Farr erhob ihre Hand abwehrend gegen ihren Mann ; dieser Schlag schien sie fast gerührt zu haben. „Wie meinen Sie da«, Mr. Warner?" fragte sie wieder. Mehr hervorzubringen, war sie nicht im Stande. „Ich meine," versetzte Warner, „daß da« Mädchen oben in Wirklichkeit Barbara, die einzige Tochter und Erbin Lord Champnch'S ist." Mr«. Farr stieß einen scharfen Schrei aus. „ES ist nicht so!" ries sie. „ES ist so!" versicherte Warner mit gehobener Stimme. „Ich will Ihnen die Geschichte erzählen und Ihrem Gcdächt- niß zu Hülfe kommen. Vor zwanzig Jahren dienten Sie, Catharina Farr, in der Familie Sir Graham Gallagher'S, damals einfach Or. Gallagher, in London. Sie verließen den Dienst und hciratheten den Pächter einer kleinen Farm in Surrey. Drei Jahre später — gerade vor siebzehn Jahren, gebaren Sie eine Tochter. „Ja — Dora," flüsterte Mr«. Farr. „Nicht Dora!" fuhr Warner fort. „Zu derselben Zeit gebar auch Lady Chanipnch eine Tochter. Ist . Gallagher war ihr Arzt, auf dessen Rath da« Kind, da Ladh Champneh Wochen lang krank war, in Ihre Obhut gegeben wurde." „Da« ist Alle« so," sagte Jack, „doch da« Kind war nicht Miß Dora!" Warner lächelte höhnisch. „Soll ich fortfahren?" fragte er. „Soll ich Euch Jack Farr'« Fälschung in'« Gedächtniß zurückrufen, zu welcher ihn seine Faulheit und Trunkenheit führte? Soll ich Euch er zählen, wie, um den Folgen diese« Verbrechen« zu entgehen, eine Flucht beschlossen und auch auSgeführt wurde? Soll ich daran erinnern, wie am Tage vor Eurer Flucht Euer Kind starb '— Euer eigene« Kind? Ihr erinnert Euch doch aller dieser Begebenheiten?" Mr«. Farr stierte, starr von Furcht und Schrecken über diese Eröffnungen, unverwandten Blicke« auf Warner. „ES war nicht unser Kind, welche» starb," flüsterte sic. „ES war da« andere." „ES war Euer Kind; da« ist Thatsache. Sehen Sie auf Ihre« Manne» Gesicht, da steht die Wahrheit deutlich geschrieben." Mrs. Farr wandte den Kopf nach ihrem Manne. Dieser war vollständig nüchtern und saß zusammengeknickt da, ein Bild des Jammer» und de« Schrecken«. „Sie sehen," snhr Warner fort, „des Manne« Aussehen bezeugt seine Schuld. Wagen Sie e« nun noch, die Identität diese« Mädchen« zu verleugnen? Nun hören Sie mich weiter. Ich weiß, daß Ihr Kind al« da« Lord Champneh'« begraben wurde und daß Sie Ihren Pflegling al« Ihr eigene« Kind mit sich nahmen, wahrscheinlich in der Absicht, dasselbe später sür schwere« Geld an seine Eltern auSzulicfern. Später, da Sie nicht wagten, offene Verhandlungen mit Lord Champneh anzuknüpfen und doch de« Kinde« überdrüssig wurden, ver kauften Sie c« an einen reichen Squire in Sussex, dessen Frau sich in da« kleine Ding verliebt hatte. Mit dem Geldc wanderten Sie nach Amerika au«, von woher Sic zurückge kehrt sind, um da« Spiel wieder aufzunehmen, wo Sie c« abgebrochen halten. Bestreiten Sic da«, wenn Sie e« können." Die Farr« erwiderten nicht». Bleich und gedrückt saßen sie da, wie Verbrecher auf der Anklagebank, ihren UrtheilS- spruch erwartend. „Sie kamen nach England zurück," begann Warner nach kurzer Pause wieder, „und während Mr. Farr in Chester blieb, gingen Sie, Mr«. Farr, al« angebliche Wittwe nach Sussex, um von dem alten Squire so viel als möglich zu er schwindeln. De« alten Manne« Tod und seine» Sohne« Geiz gaben der Sache eine andere Wendung. Sie gingen mit dem Mädchen nach London und beschlossen, gestützt auf ihre Schön heit, in irgend einer Weise Geld durch sie zu gewinnen. Sie sehen, wie gut ich unterrichtet bin und wie vollständig ich Ihre Pläne durchschaue." Farr stöhnte und seine Frau rieb sich verzweifelnd die Hände. „Nun will ich Euch sagen, wie c« mit Euch steht," sagte Warner triumphirenb. „Da« Geschäft der Fälschung hängt noch über Ihnen, Jack Farr. Ich bin heute auf Ihrer frühere» Farm gewesen und habe die weitgehendsten Nach forschungen über diese Angelegenheit angestellt. Der Mann, dessen Namen Sie fälschten, hat eine Ahnung, daß Sie wieder in England sind und hat einen Preis auf Ihre Entdeckung gesetzt. Dieser Preis verlockt jeden Polizisten, besonder« auf Sic zu achten, Jack Farr, und ich kann Ihnen sagen, daß Sie dem Zuchthause nahe sind." Farr schrie und heulte laut, er fiel auf seine Kniec und bat Warner um Schutz und Gnade. „Retten Sie mich!" flehte er. „Retten Sie mich! Ich will Ihnen ewig dankbar sein. O, wäre ich nicht nach Eng land zurückgekommen! Retten Sie mich, Mr. Warner, und ich will Ihr Sklave sein." „Ich will sehen," entgegnete Warner ruhig. „Ich kann Sic schützen, und vielleicht werde ich c« auch. Mr«. Farr, Sie haben sich de« Kindesraubes schuldig gemacht, weil Sie Lord Champneh seine« Kinde« beraubt und e« für Ihr eigene« ausgegeben haben. Dafür harrt Ihrer lebenslängliche Zucht hausstrafe." „Sie können nicht beweisen, daß Dora Lord Champneh'« Tochter ist," versetzte die Frau mit kreischender Stimme. „Ich kann e» beweisen. Sir Graham Gallagher, Lord Champneh, die Wärterin können beschwören, daß aus dem Arm der kleinen Erbin ein GeburtSmal war — ein rothc«, unregelmäßige« Kreuz. Diese« Kreuz habe ich heute Abend auf Dora'« Arm gesehen." Mr«. Farr war geschlagen, sie hätte umsinkeu mögen. (Fortsetzung solgt.) Vermischte Nachrichten. — In Wiche bei Naumburg a. S. sind der Schorn- steinscgermcistcr Kuntz und dessen Sohn in einem Schornstein erstick«. Der Vater war zuerst im Schornstein de« Ist. Mad- lung beschäftigt, sein Sohn stieg nach, um den Vater zu retten, lind beide sind wahrscheinlich von den Kohlcngascu sofort bewußtlos geworden lind erstickt. Von anderer Seite wird geschrieben: Die Ursache deS in Kürze bereit« gemeldeten bedauernSwerthcn Unfalls, bei welchem der Schornsteinfeger Kuntz und dessen Sohn erstickten, sucht man darin, daß in die deutsche Esse im Ist. Madlung'schen Hause ein Anthra- citofen mündete, dessen Kohlenoxhdgafe den Tod der Beiden herbeiführtcn, da der untere Schieber nicht geöffnet war. Erst nach einigen Stunden vermißte der Geselle die Beiden und sand nach Aufhauen der Esse Vater und Sohn al« Leichen. Der Meister hinterläßt Frau und li Kinder. — In Temesvar hat der ungarische Handclsminister Versuche mit weiblichen Briefträgern anstcllen lassen. Seit drei Monaten sind bei dem dortigen Postamt sechs Frauen angestellt, welche zunächst mit der Zustellung von Zeitungen und Kreuzbändern betraut wurden. Da sich diese 'Neuerung bewährt hat, so beabsichtigt der ungarische Handels minister, den Zustellungsdicnst durch Frauen auch bei anderen größeren Postanstalten des Landes einzuführcn. — Zur Berufswahl wird geschrieben: Als ein Be ruf, der sicher noch längere Zeit hindurch ausdauernde Arbeitsgelegenheit bietet, sei die Elektrotechnik bezeichnet; e« ist als ziemlich sicher anzusehen, daß das BeleuchtungSwesen künftig von ihr nahezu beherrscht werden wird; sic wird ferner nach und nach die Dampfkraft verdrängen. Man be denke nur, was das heißen will, wenn künftig bei sämmtlichen Straßen- und Eisenbahnen, ferner bei den jetzigen gewerblichen Motoren der gegenwärtige Betrieb durch den elektrischen ersetzt wird! — Ein eigenartiger Fall von Blutvergiftung hat sich in Berge-Borbeck vor einigen Tagen zugetragcu. Ein 18 Jahre altes Mädchen hatte sich mehrere Zähne auS- ziehen lassen und betrachtete zu Hause die Wunden durch ein Stück Spiegelglas, wobei sic mit den Fingern, mit denen sic da« Glas gehalten, nachträglich die Wunden befühlte. Kurze Zeit darauf schwoll ihr Gesicht erheblich an, und ein hiuzugczogeuer Arzt konstatirte eine schon weit vorgeschrittene Blutvergiftung. Obwohl Gegenmittel sofort angewendet wurden, ist die Arme doch am folgenden Tage gestorben. — Der findige Rattenfänger. Im vorigen Jahre zog auf den französische» Jahrmärkten ein Mann herum, der riesigen Zulauf hatte: Er verkaufe ein angeblich von ihm ent deckte« Rattengift, da« die Ratten sofort tödten, jedem anderen Geschöpf aber vollständig unschädlich sein sollte. Seine An preisungen unterstützte er durch folgenden Beweis: Er streute etwas von seinem Pulver auf ei» Stück Brod und aß die Hälfte davon, die andere Hälfte warf er in einen Käfig, der eine gefangene Ratte enthielt. Die Ratte fuhr auf das Brod zu, um sofort todt hinzufallen. Dieser schlagende Beweis hatte den gewünschten Erfolg; der Rattenfänger verkaufte sein Pulver mit 5V Centimes die Dose und wäre vielleicht bald ein reicher Mann geworden — wenn die französische Polizei nicht so ungläubig wäre. Sic ließ das Pulver untersuchen, und eS stellte sich heraus, daß eS au« einem ganz harmlosen Stoffe, nämlich Zucker, bestand. Damit war freilich die tödt- liche Wirkung des Pulver« auf die Raiten erst recht uner klärlich geworden. Aber die Polizei Ivar ebenso findig al« der Jndustrierittcr; sic fand, daß der Käsig in den Strom kreis einer starken elektrischen Batterie eingeschaltet war. Sobald sich die Ratte dem vorgcworfenen Brod genähert hatte, wurde der Strom geschlossen und da« Thier gctödtet. Der Betrüger wurde auf dem Jahrmarkt zu Albi verhaftet. — Uebertragene Rache. Ein in etwa« angeheiter tem Zustande seines Weges gehender Herr hört, daß ihm au« einem Fenster Schimpfwortc zugerufen werden. Er überzeugt sich, daß sie aus dem vierten Stock eine« Hause« kommen. Um sich zu rächen, wirft er schnell entschlossen die Fenster scheiben deS dritten Stocks ein. Al« die Miether diese« Stock werke« au die Fenster eilen und ihrer Entrüstung deutlichen Ausdruck geben, ruft er hinauf: „Setzen Sie sich, bitte, mit den Leuten im vierten Stock auseinander, ich kann leider nicht so hoch werfen!" — Münchener Kutscher. Den „B. N. N." wird geschrieben: Al« ich vorgestern in München die Kaufinger straße entlang ging, erlebte ich ein qui pro quo, das für die Gegenwart recht lebendig spricht. Zwei Bicrfahrer waren über die Fahrordnung in Streit gceathcn und übergossen sich gegenseitig mit Schimpfwortcn: „Du Lump — Du Lakel — Du Rindsvieh — Du G'scheertcr — Du RcichStagSabge- ordneter . . ." Damit hatte er seinen Gegner übertrumpft, dieser schlug auf seine Pferde, zuckte nur die Achseln und fuhr weiter. Triumphircnd trieb auch der Andere mit einem: „Dem Hobe 'mas g'sogt," seine Pferde an." Mittheikungen des Königs. Htandcsamts Eibenstock vom 27. März bis mit 2. April 1895. Aufgebote: s. hiesige: 181 Der Landarbeiter Georg Heinrich Rath hier mit der Näherin Bertha Helene Bohlheim hier. k auswärtige: Vaeat (Eheschließungen 9» Der Barbier und Friseur Max Rudolf Dörffel hier mit der Maschinengehilfin Emilie Kurz hier. Geburtsfälle: 75) Curt Hermann, S. de- MaschinenstickerS August Bernhard Werbig hier. 76) Willy Alfred, S. des Hausmanns Julius Vogel hier. 77) Emil HanS, S. des Maschinensticker- Ernst Gustav Lenk hier. 78) Frida Helene, T. des Maschinenstickers Friedrich Hermann Seidel hier. 79) Fritz, S. des Straßenarbeiters Hermann Ehregott Huster hier. 80) Carl Walther, S. des Gutsbesitzer- Carl Gustav Becher hier. 81) Max Emil, S. deS StraßenwärterS Emil Carl Wciaelt hier. 82) Hans Richard, S. deS Waldarbeiter- August Albert Staab hier. Sterbefälle: 57) Constanze Margarethe, T. des MaschinenstickerS Ernst Emil Unger hier, 6 M. 19 T. 58) Helene Marianne, T. deS Maschinensticker» Alfred Emil Weitert hier, II. 4 M. 21 T. 59) Helene Frieda, T. des MaschinenstickerS Emil Gustav Petzold hier, 1 M. 10 T. 60) Die MaschinenstickerSwittwe Christiane Wilhelmine Strobeit geb. Dörffel hier, 48 I. 8 M. 23 T. 61) Die WaldarbeiterSwittwe Auguste Wilhelmine Unger vertv. gew. Siegel geb. Pöhler in Wilbenthal, 74 I. 2 M. 21 T. Kirchnmachrichtm aus Schöu-cide. Freitag, den 5. April, früh 8 Uhr: Passionsgottesdienst mit Predigt. Herr Pfarrer Hartenstein.
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