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Eochendlatt für 7V ' , ' , , Bischofswerda, Stolpe» u«d Umgegend. Zur gemeinnützigen Unterhaltung für alle Stände. Diese Antichrist «»scheint w-chenttich 2 Mal, Mittwoch« und Sonnabends, und kostet vierteyShelich 12j Stzr», Mittwoch, de» L. Z^auar Ium neuen Iahe 1856. Ein ganze- Jahr ist wiederum verflossen Im großen Meere der Vergangenheit, Mit seinem Scheiden ward ein Buch geschloffen Bon vielen Thaten unsrer Pilgerzeit, Von trüben wie von heiteren Geschicken Liegt die Erzählung klar vor unfern Blicken! Und wenn wir nun mit Ruhe rückwärts sehen Aus die Geschichte vom verfloff'nen Jahr, DaS, wollen offen wir eS jetzt gestehen. Für Viele reich an trüben Stunden war, So bleibt uns doch die Hoffnung und der Glaube: Ein göttlich Wesen waltet über'm Staube! Denn wenn auch hier der Gute trübe Stunden, Der Böse aber Freude nur und Glück, Und also Keiner seinen Lohn gefunden ; — Dies Räthsel schwindet vor dem liefern Blick, Wenn wir mit Ruhe die vergang'nen Zeiten Noch einmal lassen uns vorubergleiten! Da tritt die Lehre mahnend uns entgegen: Daß, was der Eine einst als Unglück meint, Sich für ihn später wandelte in Segen, Und das oft Unglück wird, was Gluck ihm scheint, Denn nach Gefühlen, die im Herzen schlafen, Sind ausgewählt die Stunden, die uns trafen. Ein güt'ger Gott, der Keinen wird vrrlaffea, Der redlich wandelnd fest auf ihn vertraut. Der wird auch künftig uns mit Schutz umfassen, Wenn gleich die Zukunft etwa« düster schaut. Die Gottheit waltet in der Zeiten Schooße Und legt auch Freude zu dem trüben Loose. Wohlan! Wir treten muthig in die Schranken, Die jetzt ein neues Jahr uns aufgethan, Mag auch im Zeitenstrom der Rachen schwanken, Hält Gottvertrauen doch den schwachen Kahn. Und was die Zukunft uns wird auSenvählen, Wird der Erzähler auch getreu erzählen. F. M. Zum Beginn des Jahres. DaS neu« Jahr ist eiUgetreten und «S hat vom entschwundenen Jahre als Erbthril einen noch unent schiedenen Krieg übernommen. Wird abermals «ine Sylvesternacht rintreten, welche die Frage: ob Krieg - ob Frieden? für Europa noch ungelöst findet? Wird Europa den Ablauf eines solchen Jahre» überleben können, ohne in seinem innersten Wesen aufS empfind lichste gestört zu werden? Noch sieht der Anfang d«S JahreS 1856 dem von 1855 ziemlich ähnlich. Heute >wie damals war fürs kommende Jahr ein nachdrück- ilicher Krieg der Westmächte gegen daS übermächtige ' Rußland in AuSficht, heute wie damal» war Oester- !, reich beflissen, den FriedrnSvermittler unaufgefordert zu ' machen, heule wie damals standen FriedenSverhand- lungen in AuSficht, heute wie damals ließ Oesterreich durchblicken, wenn Rußland nicht nachgebe, würde e» ihm von Seilen der österreichischen Heere schrecklich er gehen, heute wir damals wird e» Rußland, fall» »er Friede nicht zu Stande kommt, kaum rin Härchen krümmen, heute wie damals werden Preußen und Ruß land gute Freunde bleiben, aber Preußen wird feinem guten Elfte». Jahrgang. Freunde an der Newa eben so wenig helfen, al» e» bereit ist, eine Sache gegen Rußland zu unterstützen, die eS doch vielfach gebilligt hat. Ob un» da» neue Jahr de» Frieden bringt? ES soll gar nicht geleugnet werden, daß da» Bedürfniß de» Frieden» ein allgemeine» ist. Rußland bedarf dessen vielleicht am meisten, Frankreich würde bei der gegenwärtigen Theuerung und den gesteigerten StaatS- auSgaben den Frieden dankbar begrüß«; England- Minister haben keine Vorliebe für eine« Krieg, der ihnen schwere Sorge macht und im Innern die Schä den der Staatsverwaltung bioSlegt. Oesterreich kann kaum noch ein Jahr eine andauernde Kriegsrüstung ertragen und in Berlin hegt man zu viel Fürsorge für Rußland, al» daß man eine Fortsetzung de» gasigen Krieg« wünschen sollte. Der Friede ist nicht allein Bedürfniß, Oesterreich und sogar Baiern und Sachsen, find bemüht, ihn an bahnen zu helfen. Da» Wiener Eabinrt soll wieder rin Ultimatum nach Petersburg durch Graf Esterhazy gesandt und die Drohung hinzugefügt hattn in» Hüll der Nichtannahme werde e» seinen Gesandten Kl-