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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 28.03.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189503287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950328
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-03
- Tag 1895-03-28
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Monat
1895-03
-
Jahr
1895
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ungcn und Verdienste, daß ich eine so vornehme Gesellschaft, wie sic der Sachsenwald noch nicht beisammen gesehen, hier zu meiner Begrüßung vereinigt finde. Ich würde einigermaßen beschämt sein durch da« Ucbermaß der Anerkennung, wenn ich mir nicht sagte, daß diese Anerkennung nicht meiner Per son gilt (ja!), sondern der Sache, der Arbeit, an der ich mit- gcholsen, den politische» Ergebnissen, die wir infolge dieser Arbeit erreicht und gewonnen haben. ES ist ein Zcugniß, was Sie ablegen, für die Zufriedenheit unserer großen parlamen tarischen Körperschaften mit dem, ivaS in den schweren Kämpfen der letzten Jahrzehnte erreicht und gewonnen worden ist; un vollkommen immerhin, aber noch da« Beste, was wir haben konnten. (Beifall.) Ich thcilc, und das tröstet mich über das Gewicht der Anerkennung, die mir zuthcil wird — ich theilc sic mit meinen verstorbenen Mitarbeitern und auch noch mit vielen andern ich komme gleich darauf. Bor allen Dingen mit meinem Hochseligen Herrn (Lange Pause; der Fürst kämpft mit innerer Rührung), mit meinem alten Herrn, dem Kaiser Wilhelm !. (Lebhafter, anhaltender Bei fall.) Was hätte ich ohne ihn, ohne sein KriegShcer leisten können? Ich wäre in demselben Sumpfe stecken geblieben wie alle früheren nationalen Bestrebungen, die an dem Mißgriff litten, daß sie die starke reale Potenz, die da« deutsche Fürsten- thum, die deutschen Dynastien, an ihrer Spitze die preußische, boten, ignorirten und glaubten, sic könnten über sie zur Tages ordnung übergehen, in der besten Absicht, in den Jahren nach >848. Da« war ein Jrrthum. Unsere Dynastien sind Gott sei Dank noch stark in ihren Wurzeln. Jede in ihrem Lande (Beifall) und vor allen Dingen die große Militärmacht, über die der König von Preußen unbedingt verfügt, in den Dienst des nationalen Gedankens zu stellen, das war mein Bestreben, sobald ich als Gesandter in Frankfurt erkannt hatte, wie die politische Situation bei uns in Deutschland war. Wir danken dem alten Kaiser und seinen Bundesgenossen mehr, als die Minister oder der Kanzler hätten leisten können. Wenn die Unterschrift unter den BundeSvcrträgcn nicht vor handen gewesen wäre, so existirten dieselben selbst nicht. Wenn der König und Kaiser den Mobilmachungsbefehl 66 und 70 nicht erlassen hätte, was wäre dann geworden? Die Dy nastien sind ja im Laufe der Geschichte ohne Absicht vorüber gehend sehr viel schwerer verletzt worden, als irgend eine par lamentarische Fraktion je hat werden können. Mit Bayern und Sachsen hat es schwer gehalten, aber sobald die gemein schaftliche 'Roth für Reich und Volk kam, haben sie uns mit größter Energie beigestanden. Die FraktivnSslrcitigkeitcn frei lich stehen tiefer; da sagt Jemand: „Der Kanzler hat vor 30 Jahren erklärt — das iinponirt mir nicht (Heiterkeit), er hat erklärt, wir wären ReichSscindc, uns sind also Verbal-Injurien zugcfügt worden (Heiterkeit.) Wir haben mit unseren Bun desgenossen die schwersten Realinjurien gewechselt: Kanonen schüsse (Heiterkeit), nichtsdestoweniger haben sie uns die Bru derhand gereicht und sind mit uns gegangen. Daher glaube ich, die Regierungen und Dynastien sind bessere Leute als die Fraktionen. Jede Bcrstümmelung, jede Rivalität, jeder Wettbewerb oder unlautere Wettbewerb wird vermieden von den Dynastien. Bei ihnen steht stet« das nationale Interesse im Vordergrund, sic reichen sich die Hand gegen den Landes feind. So ist die Haltung unserer Dynastien im Vergleich mit der unserer Fraktionen. Möchten diese von jenen lernen. So lange wir auf diese Gesinnungen deutscher Fürstcngeschlcch- ter rechnen können, ist mir nicht bange vor Verwirrungen, die durch die Fraktionen im Innern angerichtet werden können. Ich möchte, daß der nationale Gedanke, ebenso wie er in den Dynastien fcstgegründet ist, in den Landtagen der einzelnen Bundesstaaten zum Ausdruck komme. Wir können in der That nicht wie . zwei geschiedene Reiche, wie Schweden und Norwegen, in Deutschland zusammcnlcben. Wir Preußen, Bayern, Sachsen, wir sind Deutschland. Wir müssen un« in den Landtagen dafür intercssiren, wie die Politik in dem gesammtcn Reiche getrieben wird, das dürfen wir nicht ignoriren. Wir müssen die Haltung des Minister« des Auswärtigen im BundcSralh beobachten und die Politik, die er treibt. Ich freue mich, wenn die Reichspolitik in dem Landtag kritisirt wird, das beweist, daß man sich für sie intcressirt, mit ihr lebt, von ihr etwas erwartet oder befürchtet, daß man bereit ist, mit ihr zu gehen. Diese« Interesse ist bisher nicht in dem Maße, wie es zu wünschen wäre, vorhanden. Wir müssen uns auch von der Fiction frci machcn, daß zwei verschiedene Regierungen ncbencinandcrlaufen, die deutsche oder preußische oder bayrische oder sächsische; die sind gar nicht zu trennen. Weder eine Einzclregicrung, noch ein Landtag kann sich loS- lösen von den Beziehungen zum Deutschen Reiche. Wenn ich gesund wäre, hätte ich Ihnen noch viel zu sagen. Ich bin ein matter alter Mann (Ruse: Nein!). Ich bin Ihnen dankbar für die Aufmerksamkeit, die Sic mir geschenkt, für die hohe Ehre, die Sie mir erzeigen. Ich bedaure, daß ich nicht mehr im Stande bin, mit Ihnen zu arbeiten; dazu bin ich nicht gesund genug, um die Ansechtungen einer Berliner Existenz in mehrfacher Beziehung auszuhaltcn. (Heiterkeit.) Aber meine Gedanken sind mit Ihnen, vielleicht lebhafter als für einen Mann in meinem Alter schicklich (Widerspruch), aber ich kann auch auf die gewohnten Gedanken nicht plötz lich verzichten, weil ich alt und krank bin, sic verlassen nach nicht. Ich kann die Empfindungen, die mich beseelen, nicht besser ausdrücken, al« indem ich Sie bitte, den ReichSgedanken scstzuhaltcn, auch im Landtage nicht zu vergessen, daß Sie Reichsbürger sind und an Den zu denken, der Ihr König und Kaiser ist und Ehrenpflichten gegen das Reich und die Bundesgenossen hat. Ich bitte Sie, nicht bloS Kurbranden- burg, königlich preußische, sondern kaiserlich deutsche Politik zu treiben, und in dem Sinne bitte ich Sie, mit mir ein Hoch aus Seine Majestät den Kaiser auszubringen. Seine Maje stät der Kaiser und König lebe hoch, hoch und abermals hoch!" Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 26. März. In eine Reihe bedeutungsvoller und geschichtlich denkwürdiger Tage ist da« Vaterland eingctreten. Um den Namen de« Fürsten Bis marck gruppirt sich da« nationale Denken und Empfinden und au« allen deutschen Gauen, au« den: Auslande und den fernen Welttheilen richten alle Blicke sich nach FricdrichSruh. Gestern haben Abordnungen der deutschen und preußischen Volksvertretung den, achtzigjährigen Staatsmann glückwünschend den Zoll der Dankbarkeit und Verehrung dargcbracht, heute Dienstag hat der Kaiser in Person sich nach FricdrichSruh begeben, um den langjährigen treuen Diener des Hauses Hohcnzollcrn so hoch zu ehren wie wohl kaum je ein Staats mann, ein Unterthan von seinem Souverän geehrt worden ist. Kaiser Wilhelm II. bleibt damit in der Tradition seine« Hauses und erfüllt da« Wort seine« Kaiserlichen Groß vaters zum 70. Geburtstage des Fürsten Bismarck, „daß Ihr Kaiser und König und sein Hau« sich dessen wohl bewußt waren, was wir Ihnen zu verdanken haben". Dieser Tradition entsprechend hat der Kaiser den Kronprinzen mit nach Friedrich« ruh genommen. In das junge Herz des dcreinstigen Erben der deutschen und preußischen Krone wird sich der feierliche Augenblick tief einprägcn und er wird für seine Lebenszeit der Stunde eingedenk bleiben, in der er heute noch einmal in die Augen de« Fürsten Bismarck gesehen. — Die außer gewöhnliche Ehre entspricht dem außergewöhnlichen Verdienst. Fürst Bismarck ist mit seiner Person der Eckstein, auf welchem da« heutige Preußen und das heutige Deutschland stehen, nicht als sterblicher Mensch, sondern weil in ihm die Ideen verkörpert sind, welche Preußen an die Spitze Deutschlands gestellt und Deutschland zu einer so hohen Ehre und Macht stellung geführt haben. Als Erbe eines der größten Ver mächtnisse aller Zeiten tritt Kaiser Wilhelm I I. heute dem alten Kanzler gegenüber und jeder patriotische Deutsche be grüßt diesen Tag mit froher Genugthuung darüber, daß in diesem Punkte des höchsten nationalen Empfindens Kaiser und Nation sich wiedcrgcfundcn haben. — Den heutigen Glückwunsch bringt der Kaiser und König im Namen der Armee dar, für deren Reorganisation Fürst Bismarck in den Konfliktsjahren aus den Kampfplatz getreten ist und für die der Kanzler allezeit ein beredter Förderer ihrer Bedürfnisse und ihrer Entwickelung gewesen ist. — Ueber den Kaiserlichen Besuch selbst meldet der Telegraph: FricdrichSruh, 26. März. Kaiser Wilhelm traf Mittags zwölf Uhr im Eisenbahnübergangc bei Anmühle ein, stieg zu Pferde und begab sich an den KrcuzungKpunkt der Ehaussec Anmühlc - Schwarzcnbeck, wo eine Schwadron de« Kürassier-Regiment« Scydlitz, eine Eompagnic des Infanterie- Regiments Nr. 16 u. eine Escadron des Husaren-Regiments Nr. 15, sämmtlich mit Fahne und Musikcorp«, sowie eine Batterie des Holsteinischen Feldartillerie-Regiments bereit standen. Der Kaiser setzte sich an die Spitze der Truppen, führte dieselben auf den an den Park anstoßenden freien Platz und befahl Paradeaufstcllung. 'Rach Einnahme letzterer traf der Fürst Bismarck in Kürassieruniform im offenen Wagen ein, von den Truppen mit präscntirtcm Gewehr u. klingendem Spiel empfangen. Der Kaiser richtete Name»« der Armee eine Ansprache an den Fürsten, übergab einen goldenen Ehren pallasch und ritt mit dem Fürsten die Truppenfront ab. Fürst Bismarck begab sich sodann nach dem Schloß zurück, während der Kaiser an der Spitze der Kürassicrschwadron vor das Schloß ritt, um dem Abbringen der Standarte bei zuwohnen. Nachdem die Schwadron nochmal« vor dem Fürsten defilirt, begab sich der Kaiser zur Mittagstafel in das Schloß. Vor dem Schlosse stand ein Ehrenposten Kü rassiere. Die Batterie auf dem Paradeplatzc gab beim Toast aus den Fürsten Salutschüsse ab. Schloß, Bahnhof, Postamt und Villen sind festlich beflaggt; die Truppen haben in der Umgegend die am gestrigen Tage inncgchabtcn Quartiere be zogen. Die von Sr. Majestät an den Fürsten gehaltene An sprache hatte ungefähr folgenden Wortlaut: „Eure Durchlaucht! Unser ganzes Vaterland rüstet sich zur Feier Ihres achtzigsten Geburtstag«, Eure Durchlaucht gehört der Armee an und diese ist zuerst berufen, ihren Ka meraden ui feiern, dessen Wirksamkeit e« Vorbehalten war, der Geschichte «»gehörende gewaltige Thaten auszuführen zur Größe unseres ganzen Vaterlandes. Die hier versammelten Truvpen sind ein Symbol des ganzen Heere«. Sie sehen jenes Regiment, welches die Ehre hat, Eure Durchlaucht als Ehes zu nennen, jene« Feldzeichen ein Denkmal kurbranden- burgischcn Ruhms vom Großen Kurfürsten her. Eure Durch laucht wollen im Geiste hinter dieser Schaar den Heerbann aller germanischen Stämme sehen, die den heutigen Tag mit feiern. Beim Anblick dieser Schaar komme Ich, Eurer Durch laucht eine Gabe zu überreichen. Ich konnte kein besseres Geschenk finden als ein Schwert, die vornehmste Waffe de« Germanen, al« Symbol jenes Instruments, welches Eure Durchlaucht im Dienste meine« hochseligcn Herrn Großvater« haben schmieden helfen." — Graf Matuschka erläßt in der „Krcuzztg." folgende Erklärung: „Als guter Katholik und deutscher Patriot erkläre ich hiermit öffentlich, daß der Beschluß des Eentrums, den großen Schöpfer des Deutschen Reiche« zu seinem 80. Geburtstage nicht zu beglückwünschen, von Millionen Katho liken al« eine unsterbliche Blamage dieser Partei beklagt wird, welche mit den Parteien de« Umsturzes und der Reichsfcinde sich als identisch erwiesen. Ich halte es als Katholik für meine ernste Pflicht, Namens von Millionen meiner Glau bensbrüder diese Erklärung zu veröffentlichen. — ES wird offiziös bestätigt, daß der Antrag Kanitz im Staatsrath mit allen gegen vier Stimmen abgelehnt wor den ist; der Vorschlag des Herrn von Minnigerode, durch Verhandlungen mit den hauptsächlichsten Vcrtragsstaaten eine Verständigung über nicht näher bezeichnete Maßnahmen be- husS Hebung der Getreidepreisc auf Grundlage der bestehen den Handels-Verträge hcrbeizusühren, wurde mit 27 gegen 16 Stimmen abgelehnt. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. Aus den chinesischen Friedensgesandten Li - Hung - Tschang ist am Sonntag auf offener Straße ein Attentat verübt worden. Derselbe erhielt von einem sanatisirten jungen Japaner einen Schuß in da« Gesicht. Die Verwundung ist glücklicherweise nur leicht. Die Regierung hat Li Hung-Tschang ihr tiefes Bedauern über die fanatische That ausgcdrückt, der Kaiser und die Kaiserin von Japan ließen durch einen besonderen Abgesandten Li-Hung-Tschang ihre Theilnayme und ihren Ab scheu vor der Frevelthat aussprcchen. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Sonntag Nachmittags entleibte sich durch Erhängen in einem Anfall von Schwermuth in der Dachkammer des Wohnhauses die Ehefrau des in der Papier fabrik in Firma Brctschneider beschäftigten Reparateur« R. Dieser Fall ist umsomehr zu beklagen, da die Familie schon vom Unglück heimgesucht worden ist, indem vor einigen Jahren ein l-tjährigcr Sohn ertrank, außerdem hinterläßt die Mutter ein 18 Wochen altes Kind. — Dresden, 26. März. Der Wasserstand der Elbe ist weiter im Anwachsen begriffen, und es droht nicht nur den Elbdörscrn Gefahr, sondern auch die Straßen Dres den« werden vom Wasser nicht verschont werden. Der Theil des Tcrrassenufer« von der AuguftuSbrücke bi« zur neuen Königin Carola-Brücke steht völlig unter Wasser und der geringe Verkehr wird mittelst Kähnen aufrechterhalten. Anderen tiefliegenden Straßen droht heute Abend die Ueberfluthung. Die Elbe macht einen imposanten Anblick. Die heute aus Böhmen bisher cingegangcnen Meldungen lautet!: Leitmcritz >2 Uhr Nachts 367 on über 'Rull, Vorm. 8 Uhr 386, Nachm. 4 Uhr 4l2 em über Null. Nach einer heute Vormittags I I Uhr 30 Min. vom Landeskulturrath in Prag eingegangenen Mit thcilung ist in Dresden morgen Abend voraussichtlich ein Wasserstaus von 4lO em über Null zu erwarten, und derselbe wird hierauf wahrscheinlich noch kurze Zeit schwach steigen. — Dresden. Die Königl. Regierung in Potsdam hat die Ausweisung de« in Spandau wohnhaften früheren Kunstschmiedes Isaak Robinsohn und dessen Ehefrau au« dem Gebiet de« Deutschen Reiches angcordnet. Robinsohn ist in den sechziger Jahren aus Rußland eingewandert und seit I86l> in Spandau ansässig, wo er einen Klcidcrhandel betrieb, seine russische Staatsangehörigkeit hat er nie aufgcgeben. Kürzlich hat nun sein Sohn Leopold Robinsohn das militärpflichtige Alter erreicht. Er wurde regelrecht ausgehobcn, für brauchbar befunden und in ein Infanterieregiment eingestellt. Nunmehr rcklamirtc der Vater ihn und machte geltend, daß sein Sohn ebenso wie er selbst russischer 'Rationalität sei, also im Au« lande nicht militärdienstpflichtig sein könne. Dieser Einwand war stichhaltig und der Sohn mußte wieder aus dem Militär- verhältniß entlassen werden. Die Behörde hat die Angelegen heit aber weiter verfolgt und die Ausweisung der Familie angcordnet, die, obwohl sie die Rechte unseres Lande« genießt, sich weigert, auch die Pflichten aus sich zu nehmen. Das Ehepaar sollte in Spandau in dieser Woche von der Maßregel in Kcnntniß gesetzt werden; der Sohn hält sich in Dresden auf und wird von der hiesigen Polizei die AuSweisungSordre erhalten. Die Familie ist mosaisch. — Leipzig. Nachdem Eintreffen der bekannten Depesche über die RcichstagSsttzung vom Sonnabend, versammelte sich sofort eine große Anzahl hiesiger Bewohner und Geschäfts inhaber vom 'Marktplätze und beschlossen einstimmig, am Sonn tag das Reiterstandbild des Fürsten würdig zu schmücken. Diese Schmückung ist denn auch in prächtiger Weise gelungen. Das Postament ziert eine starke Lorbeerguirlande und ein mächtiger Lorbcerkranz mit schwarz-weiß-rothcr Schleife. Die Brust der Figur und den Helm umgiebt gleichfalls je ein Lorbcerkranz. Diese Ehrung ist als eine treffende Antwort Leipziger Bürger gegen den Beschluß des Reichstag« aufzusassen. — Leipzig. Um den Gefühlen aller seiner Mitglieder Ausdruck zu geben, hat der Vorstand vom Bezirk Leipzig von Sachsens Militärvereinsbund im Namen der ihm zugehörigen Vereine Sonntag Vormittag an Se. Majestät den Kaiser anläßlich Höchstfeines Telegramms an den Fürsten Bismarck folgendes Telegramm abgcschickt: „An Seine Majestät den deutschen Kaiser, Berlin. Die Königlich Sächsischen Militär vereine des BundcSbczirk« Leipzig, 12,000 alte Soldaten, in deren Sinne und Geiste Ew. Majestät die für da« Deutsche Volk so schimpfliche Ablehnung der Ehrung Bismarck'S durch den Reichstag so trefflich gekennzeichnet haben, ivagcn es, Ew. Majestät Alleruntcrthänigsteu Dank zum Ausdruck zu bringen. Golt schütze und segne unseren Kaiser." — Leipzig. Von Seiten des Rathes ist der Leipziger Schützcngescllschast die Erlaubniß erthcilt worden, am >. April ein Salutschießen zu Ehren des Fürsten Bismarck zu veranstalten. Es werden au« diesem Anlaß auf dem Fleischer platze IOI Schüsse abgegeben werden. — Leipzig. Ein Mord und ein Selbstmord versuch ist am Donnerstag Nachm. bez. in den Abendstunden in dem Grundstück Blumcngasse Nr. 16 verübt worden. Dort bewohnt in der 2. Etage der Zuschneider Otto Hermann Graul, geboren am 28. November 1867 in Stötteritz, eine separate Stube. Graul hat ein Vcrhältniß mit einer 27 Jahre alten 'Näherin von hier, welches schon lange datirt und au« welchem ein 7 Jahre altes Mädchen hcrvorgcgangen ist. Da« Kind wohnte bei der Mutter in der Dresdner Straße. Donnerstag 'Nachmittag hat nun Graul die Kleine in seine Wohnung bestellt, und hat sich das Kind auch Nach mittags dahin begeben. Da das Kind nicht wieder zum Vor schein kam, ging Abends gegen 8 Uhr auch die Mutter in die Wohnung des Geliebten. Sie sand die Thüre verschlossen, und es wurde ihr auf ihr Klopfen nicht geöffnet. Schließlich wurde mit Hilfe der Wirthslcute die Thüre geöffnet. Die Eintretendcn trafen den Graul auf einem Sopha liegend in besinnungslosem Zustande an, vor ihm am Boden befand sich eine Blutlache. Beim Suchen in der Wohnung stießen die Hausbewohner auf einen Ueberzieher, welcher an einer Thür- pfoste hing und unter welchem ein Paar Kindcrfüße hervor sahen. Beim Wcgnchmen des Ueberzieher« bot sich ein schauder hafter Anblick dar. Die Kleine hing erhängt an einem Kleiderhalter. Der unnatürliche Vater hatte den Leichnam dorthin gehängt und denselben mit einem Ueberzieher bedeckt. Da« Kind war nach Angabe des Polizeiarztes schon mehrere Stunden todt, und scheint demnach Graul da« Verbrechen schon am Nachmittag verübt zu haben. Während der Mörder in« Krankenhaus tranSportirt wurde, wurde die kleine Leiche in das pathologische Institut überführt. Als der Verbrecher Donnerstag Abend angesichts der Leiche wieder zur Besinnung kam, äußerte er mit Bezug auf dieselbe: „Du bist gut auf gehoben!" Hierzu wird bemerkt, daß das Motiv der That in neuerdings vorgekommenen Zerwürfnissen mit der Ge liebten zu suchen sein dürfte. Der Mörder dürste bald wieder hcrgestcUt sein, da er die Pulsader sich nicht beschädigt hat. Er hat bereits ein umfassende« Geständniß abgelegt. — Zwickau. Das „Zw. Wchbl." schreibt: Im weit verzweigten Gebiete sämmtlicher Erzgebirgsvereine wird zur Feier de« 80. Geburtstages de« Altreichskanzler« Fürsten Bismarck Montag, den I. April, Abends 8 Uhr eine imposante Höhcnbeleuchtung veranstaltet werden. Der Zwickauer Erzgebirgsverein beabsichtigt dem Vernehmen nach zur gedachten Zeit auf der weithin sichtbaren Plattform de« Thurmc« der Alberthöhe aus dem Windberg einen Strahlen kranz von 60—70 WachSfackeln aufflammcn zu lassen und hofft dadurch eine mächtige Wirkung in der Ferne zu erzielen. Außerdem gedenkt noch Herr Braik«, der Besitzer der „Albert- höhc", an einer geeigneten Stelle de« Windberg« ein Höhen feuer abbrenncn zu lassen. Sehr zu wünschen wäre e« aber auch, wenn die Beleuchtung de« Liebberg« b. Thanhof, de« Galgenberg« bei Planitz, der Stenner, Eulitzschcr, Oberhohn- dorscr und ReinSdorfer Höhe, von den Kriegervereinen oder
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