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Damit entfernte sie sich. Einige Minuten später wurde die Thür wieder geöffnet und Felix Warner trat langsam und zögernd herein. Sein süße« Lächeln und seine Dreistigkeit schienen geschwunden zu sein, er sah bleich, niedergeschlagen au«; seine Augen senkten sich vor ihrem scharfen Blick, sein ganze« Auftreten war demiithig und unterwürfig. Dieser neue Charakter stand ihm jedoch sehr wohl. Er war, wie wir be reit« wissen, am Tage vorher von Saltair abgereist, war während der Nacht in London geblieben und dann am Morgen nach der Farm in Surreh gefahren, welche Jack Farr früher in Pacht gehabt. Dort hatte er verschiedene Entdeckungen gemacht und nun, al« er, ein Bild de« Kummer« und der Reue, vor Dora stand, war er innerlich froh und zufrieden. Er blieb in der Thür stehen, erhob seine Augen zaghaft und sprach mit tiefer, flehender Stimme: „Dora —" „Miß Chessom, wenn ich bitten darf, Sir!" unterbrach ihn Dora stolz. Er trat einen Schritt näher und sah sie ängstlich bittend an. Dora zog sich an da» Fenster zurück; ihre Augen funkelten wie Sterne und die leichte Röthe auf ihren Wangen schimmerte wie eine Flamme hinter einer Alabasterscheibe. So liebens würdig, rein und zart, stand sie vor Warner wie ein Engel vor einem bösen Dämon. Er schien diesen Unterschied zu fühlen und that, al« ob er vor ihr niederknien wollte. „Dora," begann er mit gebrochener Stimme wieder, „ich bin gekommen, um Deine Berzeihung zu erflehen wegen der Dir zugefügten schändlichen Beleidigung. Ich that e« in einer Art Wahnsinn. Vcrgieb mir!" Dabei sank er wirklich vor ihr nieder und blickte mit thränenfeuchten Augen zu ihr empor. Dora war einen Augenblick verwirrt, aber sogleich erholte sie sich wieder, denn sie erkannte seine Heuchelei. „Stehen Sic auf," sagte sie kalt. „Knien Sie lieber vor Ihrem Schöpfer, statt vor Ihren Mitmenschen." „Mein Platz ist zu Ihren Füßen," stammelte er. „Ich stamme au« einer stolzen Fainilic und fürchtete meinen Cousin, Lord Champnch, dessen Erbe ich bin. Ich hatte ihm gesagt, daß ich Miß Chessom liebe, deren Familie von gutem Blute sei, und er gab seine Einwilligung, um welche ich ihn nach altem Brauch bat, zu unserer Heirath. Und dann kam Dein Bries, welcher mir Deine wirkliche Abkunft enthüllte. Du weißt nicht, welcher Schlag die« für mich war." Er schwieg, al« ob er seine Erregung Niederkämpfen wollte. „War e« für mich kein Schlag?" fragte Dora traurig. „Ich verlor Heimath, Namen, Freunde, einen zärtlichen Vater und den Geliebten, — Alle« auf einen Schlag." „Kein Wunder, daß Du dachtest, ich würde Dich ver lassen, Dora, und doch hörte ich nicht auf. Dich zu lieben," sagte Warner. „Meine Liebe und mein Stolz kämpften, und die Liebe hat den Sieg davongetragen. Ich ging nach London in der Absicht, Dich sofort zu heirathen. Da, al« ich Dein Zimmer betrat, hörte ich, daß Deine Eltern unsere Heirath al« eine Spekulation betrachteten, und Schrecken und Abscheu über Deine Verwandten erfüllten meine Seele. Ehe dieser Widerwille sich gelegt hatte, war die Beleidigung ausgesprochen, , wie Du nur zu gut weißt. Ich ging nach Saltair zurück, unglücklich, mit gebrochenem Herzen. O, wäre ich gestorben, ehe ich Deine Liebe verscherzt hatte. Hast Du kein Mitleid mit mir? Bleibt Dein Herz hart bei ineincr Reue?" „Erweichte Ihr Herz bei meinem Kummer und meiner Verzweiflung, als Sie mich bei den Farr« in London sanden?" erwiderte Dora fest und ruhig. „Sie fanden mich bei Leuten, mit denen ich nicht» gemein habe, von denen ich nicht« wußte, al« daß sie vorgaben, meine Eltern zu sein. In diesem Augen blick hätte ich mich Ihnen hingebcn können, wie ein verlassene» Kind sich an seinen Wohlthäter schmiegt, aber Sie stießen mich zurück und verletzten mich. E« war nicht ich, die Sie liebten, Mr. Warner — nicht einfach Dora selbst — sondern die vermeintliche Erbin de« Squire» Chessom, die angesehene junge Lady." „Bei Gott, nein! Die Chessom« sind allerdings gut genug, aber, so unbekannt Du auch mit den gesellschaftlichen Gesetzen sein magst, mußt Du doch wissen, daß ein großer Unterschied in der Stellung der Chessom« zu den Champnch« besteht. ES war der niedere Charakter jener trunkenen, hcrumstreifenden Leute, vor welchem ich zurückschreckte. Glaube mir Dora, ich bin nicht so schlecht, wie Du denkst." „Sie haben nicht nöthig, sich vor mir zu »ertheidigen, denn ich habe kein persönliche« Interesse an Ihrem Charakter oder an Ihren Gedanken." Warner schien die« nicht zu hören. Er fuhr fori: „Ich ging, tödtlich im Herzen verwundet, nach Saltair zurück, Dein Bild schwebte beständig vor mir und ich wußte, daß ich mein LebcnSglück verscherzt hatte, ich wußte, daß ich Dich liebte, wie ein Mann nur einmal lieben kann. Gestern erhielt ich ein Telegramm von Mr. Farr, in welchem er mir Deinen Aufenthalt mittheilte, und ich bin reuevoll zu Dir geeilt, um Vergebung und Versöhnung zu erbitten." „Sie kommen zu spät!" sagte da« junge Mädchen. „Zu spät! O, nicht zu spät, Dora! Nimm diese« Wort zurück! Ich liebe Dich über Alle«! Stoße mich nicht zurück!" „In seinem Gesicht und in seiner Stimme lag eine Aengstlichkeit, welche Dora in'« Herz drang. Sie war über zeugt, daß er aufrichtig seinen Fehler bereute und fühlte Mit leid mit ihm. „Sie thun mir wehe, Mr. Warner," sagte sie sanft. „Sie haben selbst da« Band zerrissen, welche» un» umschlang. Ver schonen Sie mich mit ferneren Erklärungen." „Da« kann nicht Dein Ernst sein, Dora!" rief Warner leidenschaftlich. „Ich will Dich mir zurückgewinnen. Du bist einsam und sorgenvoll unter der Aufsicht dieser hartherzigen, ungebildeten Leute. Ich will Dich au« ihren Fesseln befreien. Du hattest versprochen, mein Weib zu werden, wiederhole diese« Versprechen und ich werde dann diese Leute abfinden, daß Du sie niemals Wiedersehen sollst. Ich will Dich nach dem Gute Lhampneh bringen al« meine geachtete und geliebte Braut. Lord Champney und seine Gattin werdcn Dich will kommen heißen. Willige ein, Dora, und Dein Leben soll einem schönen Traum gleichen! O, Dora, werde mein Weib, daß ich Gelegenheit find». Dir zu zeigen, wie sehr ich Dich liebe!" Er bat so inständig, seine Stimme klang so bewegt vor leidenschaftlichem Verlangen, daß Dora verlegen wurde. „Ich zweifle nicht an Ihrer Aufrichtigkeit, Mr. Warner," sprach sie freundlich; „ich bemitleide Sie." „Mitleid ist der Liebe verwandt, sagt man, und so wirst Du, hoffe ich, mich auch wieder lieben, Dora. Denkst Du noch an jenen schönen Morgen, al« ich Dich bat, die Meine zu werdcn? Du blicktest crröthend zu mir auf und flüstertest da« süßeste Wort mir zu. Ist diese Liebe gänzlich geschwunden? Kann ein Weib lieben und so bald vergessen?" „Nein, sie kann nicht lieben und so bald vergessen," murmelte Dora gedankenvoll. Die Blätter an dem Baume vor dem Fenster raschelten, al« ob ein Windstoß sie bewegte. Noel zitterte; c« schien ihm, al« rücke Dora immer weiter au« seinem Bereich, al« ließe sie sich von den Netzen de« Heuchler« umstricken. Ein Seufzer entrang sich seiner Brust. „Du hast also nicht vergessen?" rief Warner freudig. „Du liebst mich noch? Du willst mit mir zum Altar treten und meine Frau werden?" Er sprang auf, breitete sein« Arme au«, um Dora an sein Herz zu schließen. Diese aber hielt ihn durch eine Hand bewegung ab. „Sie verstehen mich falsch, Mr. Warner," sagte sie. „Ich sagte: wenn ein Weib liebt, kann sie nicht so bald vergessen; aber ich sagte nicht, daß ich Sie jemals liebte." „Sic spielen mit mir, Dora." „Nein, ich sprach die Wahrheit. Als Sie nach dem Meierhof Chessom kamen, war ich nur ein Kind an Erfahr ungen. Ich fühlte mich geschmeichelt durch Ihre Galanterie und Höflichkeit, und als Sie jene Frage an mich richteten, willigte ich ein, weil ich glaubte Sie zu lieben; doch e« war nur ein Wahn. Nachdem Sie mich in Londou besucht — nachdem ich von Ihnen und den Farrs geflohen war, erstaunte ich über die Entdeckung, wie wenig ich Sie liebte. Ich war nicht im Geringsten traurig über Ihren Verlust, nicht eine Thräne habe ich Ihretwegen vergossen, nicht eine unruhige Nacht gehabt. Kurz, Mr. Warner, wie diese Umstände be weisen, habe ich Sie nie geliebt! Es gab eine Zeit, wo Sie meine Liebe gewinnen konnten, aber nun ist cS zu spät, für immer zu spät!" Warner erbleichte. „Ist dies Ihr Ernst?" fragte er. „Mein voller Ernst!" „Reichthuni, Ehre, ein comfortable» Hau», Freunde, meine Liebe und eine glückliche Ehe — nichts kann mir Ihr Herz zurückbringen?" „Nichts, wa« c« auch sein mag." (Fortsetzung folgt.) Vermischte Machrichten. — Merkwürdige Mordpläne sind dieser Tage zur Kenntniß der Berliner Kriminalpolizei gekommen. Vor un gefähr einer Woche macht ein Mann — er möge I. genannt sein — der bereit« schwere Strafen verbüßt hat, der Kriminal polizei die Anzeige, daß der gleichfalls schwer vorbestrafte Bürstenmacher W. ihn aufgefordert habe, gemeinschaftlich eine reiche Hausbesitzerin in der Linienstraße zu ermorden und zu berauben, Zs. erbot sich, der Frau Schnupftabak in die Augen zu werfen und regte an, daß W. sie darauf nieder schlagen solle. Die Ausführung des Plane« sollte erst nach dem l. April erfolgen, da dann die Hausbesitzerin, auf die W. eS abgesehen hatte, im Besitz von cingegangenen Mieths- geldern in hohem Betrage sein werde. Diesen Vorschlag behauptet Zs., zurückgewiesen zu haben, da er sich auf solche Sachen nicht einlassen wollte. Darauf habe W. denselben Vorschlag einem gewissen P. gemacht, der gleichfalls mit der Sache nichts zu thun haben wollte. W. hat infolge dessen dem Zs. erklärt, daß e« nothwendig sei, den P. au« der Welt zu schaffen, da er sonst zum Verräther werden und sie in'S Unglück stürzen werde. Vor einigen Tagen erschien L. aber mals bei der Kriminalpolizei, welche die Sache nicht außer Acht gelassen hatte, mit der Meldung, daß P. noch an dem selben Tage mit Cyankali vergiftet werden solle. E« sei ver abredet, daß Zs., W. und P. am Nachmittag einen Ausflug nach Pankow unternehmen sollten. W. habe Zs. Geld gegeben, um zwei ganz gleiche Branntweinflaschen zu kaufen, was auch geschehen sei. Beide Branntweinflaschen seien gefüllt, und in die eine eine weiße Masse geschüttet worden, von der W. ge sagt habe, daß sic Cyankali sei. Die Flaschen sollten beim Trinken derart gehandhabt werden, daß P. die Flasche mit der Cyankalimifchung in die Hand gespielt werde. Ferner thcilte Zk. mit, daß W. außerdem eine kleine Flasche mit Cyankali in der Westentasche bei sich führe, um sie später dem P., nachdem dieser an dem vergifteten Trunk gestorben sein sollte, zuzusteckcn und dadurch den Eindruck zu erwecken, daß der Mann Selbstmord verübt habe. An dem betreffen den Tage fuhren die drei Männer in den NachmittagSstundcn mit der Pferdebahn vom Schönhauser Thor ab. In dem selben Wagen, den sie benutzten, nahmen auch mehrere Kri minalbeamte Platz. Al« der W. mit seinen Begleitern in Pankow angclangt war, sahen sich die Kriminalbeamten außer Stande, den Leuten unbeobachtet zu folgen, und schritten daher zur Verhaftung des W., in dessen Westentasche ein mit Cyankali gefüllte« Fläschchen gefunden wurde. Ferner führte er zwei gefüllte Branntweinflaschen bei sich. Ob die Flüssig keit in einer der Branntweinflaschen mit Cyankali vermischt ist, wird sich erst nach Beendigung der bereit« angeorvneten chemischen Untersuchung sagen lassen. W. leugnet Alle«. Er behauptet, da« Fläschchen mit Cyankali von einem Freund erhalten zu haben, der ihm den Rath gegeben habe, daran zu riechen, wenn er an Kopfschmerzen leiden sollte, wa« bei ihm häufig vorkomme. — Völkerschlacht heißt die Schlacht bei Leipzig, wie Jeder weiß — und mit vollem Rechte; denn e« kämpften in ihr Russen, Schweden, Baschkiren und Kalmücken (die noch mit Pfeil und Bogen gerüstet waren), Italiener, Deutsche, Franzosen, Engländer, Polen, Portugiesen und Völker der österreichischen Monarchie, Magyaren, Slaven, Tschechen u. s. w. Seit wann aber heißt sie so? Schon vom l8. Oktober l8I3 an, da der preußische General Müffling am frühen Morgen den sich entwickelnden Kampf der endlosen Massen Völker schlacht benannte. Ein Augenzeuge der Leipziger Schlacht, der Gerichtsschreiber L. Huffel, nennt sie in seinem Werke: .Leipzig« Schreckcn«tage während der Völkerschlacht" sogar eine — Weltschlachi, ohne ihr, wie er bemerkt, zu viel Ehre anzuthun. Höchsten« die Schlacht, welche einst Attila gegen die Römer und Gothen schlug, mag an Zahl der Streitenden der Leipziger Völkerschlacht (500,000) gleichkommen, ja wenn die Berichte der Geschichtsschreiber richtig sind, sie in Bezug aus die Zahl der Gebliebenen (100,000) noch übertreffen. Noch nie waren bei einer Schlacht so viele Fürsten betheiligt gewesen, drei Kaiser, zwei Könige, mehrere Kron- und Erb prinzen. Die militärischen Berühmtheiten des Kontinents waren saft alle auf dem Schlachtfelde. Und wie viel jüngere Führer standen neben den alten Helden, deren KricgSruhm erst später sich vollständig entfalten sollte! Denn, um nur einiger zu gedenken, an der Schlacht nahm, damals erst 28 Jahre alt, ein Diebitsch theil, später SabalkanSki zubenannt, der >6 Jahre nachher ini Kriege gegen die Türken zuerst Silistria, dann Adrianopcl stürmte; in der Schlacht bei Leipzig wurde er infolge feiner bewährten militärischen Talente zum General-Lieutenant ernannt. Da waren ferner ein PaSke- witsch, ein Heß, Radetzki und viele Andere, um deren ergraute Häupter sich Lorbcern der neueren und neuesten Zeit winden sollten. Und welch' eigenthümlichen Eindruck empfangen wir bei dem Blick auf die französischen Heere! Hier waren die Feld herren, welche der gewaltige Eroberer Napoleon bei seinem Scharfblicke in Erkennung de« Talente« größtcntheil« au« niederen Ständen zu hohen Ehren nnd Würden erhoben und in seine RuhmeSbahn mit hineingczogen hatte. Da war sein eigener Schwager Murat, der Sohn eines Gastwirths zu Lahors, da waren Bertrand und Ney, beide Söhne von armen bürger lichen Ellern, da war Angeran, der Sohn eine« Pariser Obsthändlers u. s. w., sie führten den Marschallstab und reihten sich, mit blendendem Glanz auSgestattct, um den Mann, der die französischen Schaaren leitete, um den „Mann mit dem grauen Rock und Hut". Aber wie viele anderer Helden Namen sind noch außer ihnen zu nennen! Ponja towsky, Berthier, Macdonald, Marmont, Oudinot, Rcynier, Martier, Lauriston, Victor, Maison, Drouot und viele Andere! Ihnen gegenüber standen Schwarzenberg, Klenau, Coloredo, die Prinzen Ludwig und Gustav von Hessen-Homburg, Aloy« und Moritz Lichtenstein, Giulay, der Kronprinz von Schweden, Blücher, Gneisenau, Aork, Bülow, Kleist, Borstcll, Ziethen, Herzog Karl von Mecklenburg, Hünerbein, Steinmetz, Barkley de Tolly, Wittgenstein, Benningscn, Langcron, Sacken u. s. w. — Noch entbehrt da« Schlachtfeld eines würdigen Denkmal«. Ein solches zu schaffen ist da« Ziel des „Deutschen Patrioten bunde«", dessen Vorstand (Geschäftsstelle: Leipzig, An der Pleiße 12) Beiträge mit Dank entgegcnnimmt. — Ein arger Scan dal hat sich in Wiener diplo matischen Kreisen zugclragcn. Die Vertreter auswärtiger Mächte genießen bekanntlich dar Vorrecht, sich Alle«, was sie brauchen, aus dem AuSlandc kommen zu lassen, ohne Zoll zahlen zu müssen. Ein hoher Botschaftsbeamter benutzte nun dieses Vorrecht, um sich seit etwa drei Jahren unter der Adresse der Botschaft bedeutende Mengen feinster Weine kom men zu lassen, die er dann zum größten Theilc verkaufte. Im Jahre 1804 soll der Herr mehr als 100,000 Flaschen Wein, die er zollfrei cingeführt hatte, verkauft haben. Schließ lich wurden die Zollbehörden an den Grenzen aufmerksam und erstatteten dem HandclSminister Bericht. Der Handels minister setzte den Minister des Aeußeren in Kenntniß und dieser benachrichtigte seinerseits die in Frage kommende Bot schaft. Der vornehme Schmuggler wurde nun natürlich sofort seine« Posten« enthoben. — Einen höchst ergötzlichen amtlichen Bericht über Künstler auf Reisen hat kürzlich der Bahnhofsvorstand von Jeblesce bei Wien an die Obcrbchörde gerichtet. E» handelt sich um drei Künstler, welche den Zug wegen Un fähigkeit der Nachzahlung für eine befahrene Strecke verlassen mußten: „. . . In'S Bureau geführt, gaben sie an, Künstler zu sein, ließen auf unsere ungläubigen Mienen hin ihre Ge wandung fallen und präsentirten sich im Trikot, wobei der eine den Stationsstempel erfaßte, ihn verschlang und denselben dein Anderen aus dem Bauche al« Papiermcsser hcrvorzog, während der Dritte zusammengerollt ein Stachelschwein imitirte. Ihr Nationale: Karl Sieger, Kautschukmann, Franz Röster, Eisenfresser, Joseph Schulz, Schlangenmensch. Eine Nach zahlung war nicht erzielbar, vielmehr erkannte ich die Nutz losigkeit weiterer Maßregeln, und befürchtend, daß sie noch mehr Jnventarstücke verschlingen könnten, habe ich eine Kollekte veranstaltet und die Künstler mit Zug 15 nach Stockerau expedirt." — Bauernschlauheit. „Also, Biermann, wie ist'« mit unserer Wette? Ihr habt gewettet, vierzig Tage nicht zu essen und vierzig Nächte nicht zu schlafen, bleibt'S dabei?" — „Patticrlich! I hab' schon vorgestern die Wett' angefangen!" — „Na und wie geht'S? Verspürt Ihr noch nicht« von Hunger und Schlaf?" — „Nich im Geringsten. I ess' halt bei Nacht und schlaf' bei Tag!" — Edle Revanche. Fremder: „ WaS ist denn eigent lich hier los?" — Einheimischer: „Die hiesigen Nachtwächter haben heute im „Löwen" ein Familienfest gefeiert und jetzt werden sie von den Studenten, die sich erkenntlich zeigen wollen, nach Hause geführt!" — Eine energische Mutter. „Emilie, wenn Dich heute endlich der Herr Assessor um Deine Hand bittet, dann sagst Du, er solle mit mir sprechen?" — „Und wenn er nicht um meine Hand bittet?" — „Dann spreche Ich mit ihm!" — Gipfel der Trägheit. Bauer (beim Anblik einer Velozipedisten): „Schau, Alte, die faulen Stadtleut'! Geh'n spazieren und sitzen dabei!" Standesamtliche Aachrichte« von Schönheide vom 17. bis 23. März 1895. ' Geboren: 81) Dem Wollwaarendrucker Otto Schädlich hier 1 T. 82) Dem Eisenhüttenarbeiter Friedrich Max Lempe in Schönheiderbam- mer 1 T. 83) Der unverehel. Bürsteneinzieherin Alma Rosa Oschatz hier 1 S. 84) Dem ans. Maurer Friedrich Otto Lenk hier 1 T. Aufgeboten: Vaeut. (Eheschließungen: Vaent. Gestorben: 53) Des Holzschleiferemrbeiters Fran» Ludwig Tuch« scherer hier S-, Franz Alban, 8 M. 54) Henriette Wilhelmine verw. Heinz geb. Mothes hier, 74 I. 55) Die unverehel. WirthschaftSgehilfin Ida Auguste Schädlich hier, 28 I. Chemnitzer Marktpreise vom 23. März 1895. 30 Pf. bis 7 Mk. 65 Pf. pro 50 Kilo Drizen, fremde Sorten 7 Mk. » weiß u. bunt — , . sächsischer, gelb 6 « Roggen, hiesiger 5 , * sächs., preuß., 6 « , ruff., schwimm. 6 « Braugerste, fremde 7 « . sächsisch« 7 . Futtergerste 4 « Hafer, sächs., bayerisch. 5 » - preußischer 6 , Hafer, d. Reg. besch. 4 « Kocherbsen 7 , Mahl. u. Futtererbsen 6 » Heu 3 , Stroh 2 , Kartoffeln 2 , Butter 2 , 35 . « 6 » 85 « « 80 - » 6 « — » » 25 - » 6 » 40 . , 20 - » 6 » 70 - . 50 . » 8 » 75 , . — « « 7 - 50 . « 50 . » 5 « 75 , . 60 . « 6 « 10 , . 40 . « 6 » 70 , , 90 . s 5 » 15 » « 50 . . 8 « 75 . . 50 . . 7 . — i » 60 ' « 4 » 10 , . 80 - , 3 - — » , 50 . . 2 , 80 . - 20 . . 2 - 60 . - 1