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Amts- mS AMIlltt für den -MHZ SM des Amtsgerichts Eibcilstock --UZ-- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Hlrngebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - - —. — 42. Jahrgang. ' 28. Dienstag, den 5. Mürz 18SL Der Landgendarm a. D. Herr llerwarui ReiLLarät ist als Genleindevorstand von Oberstützengrün verpflichtet und eingcwiesen worden. Schwarzenberg, am 1. März 1895. Königliche Amtshau-tmannschast. Frhr. v. Wirstng. Auf Folium 202 des Handelsregisters für die Stadt Eibenstock, die Firma I-- IlnU«»- Kükn« in Eibenstock betr., ist heute eingetragen worden, daß die Ge sellschaft infolge Uebereinkunft der Gesellschafter aufgelöst, Herr Kaufmann Iksoäor Laut llüzsr in Eibenstock aus der Firma ausgeschieden ist und der bisherige Mit inhaber der Firma, Herr Kaufmann Oeear Millam Ungsr daselbst, das Handelsgeschäft unter unveränderter Firma fortführt. Eibenstock, am 2. März 1895. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Handlungsreiscndcn Ott»n>»r KI<k»n<I UoI>»olit»»I»«I in Potfchappcl, Inhabers eines Manufacturwaarengeschäfts in Schönheide, ist heute 3 Uhr Nachmittags das Konkursverfahren von dem hiesigen Königlichen Amtsgericht eröffnet und der Rechtsanwalt Unger in Deuben als Ver walter bestellt worden. Konkursfordernngen sind bis I. April 1805 bei dem Gerichte anzumelden Erste Gläubigerversammlung am ll. März 1885, 10 Uhr Bormittags; allgemeiner Prüfuugstermin am 10. April 1805, 10 Uhr Vormittags. Offener Arrest mit Anzeigesrist bis 1. April 1895. Döhlen, am 28. Februar 1895. Der Gcrichtsschreilicr des Königl. Amtsgerichts daselbst. Sectr Illing. Bekanntmachung. Da durch das Herabfallen der Eiszapfen von den Häusern bei eintretendem Thauwetter der Verkehr auf den Bürgerstemen gefährdet wird, so ergeht an die Haus besitzer bez. deren Stellvertreter hiermit die Aufforderung, die Eiszapfen von ihren Häusern zu beseitigen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Die Polizeiorgane sind ermächtigt worden, auch wegen dieser Uebertretung ohne Weiteres eine Ordnungsstrafe von 1 Mk. für jeden Zuwiderhandlungssall gegen ent sprechende Quittung von dem säumigen Hausbesitzer oder seinem Stellvertreter zu erheben. Eibenstock, den 4. März 1895. Der Rath der Stadt. »r. Körner. Gnüchtel. Iranzösssche Verfassungsänderung. Weit mehr als man öffentlich in Frankreich cingestehen möchte, hat die schmähliche Fahnenflucht Casimir-Perier« dem Ansehen Frankreich« im Ausland, besonders in Rußland geschadet. Daß Ministerien in Pari« wie Pilze kommen und vergehen, da« war eine Thatsache, an die man sich gewöhnt hatte; daß aber auch das Palais des Präsidenten der Repu blik zu einem Taubenschlage werden könnte, das hat man früher nicht für denkbar gehalten. Der Zar hatte Casimir-Perier die höchste Ordens-Aus zeichnung ertheilt, die er zu vergeben hatte ... wenig Wochen später tritt der Ausgezeichnete in das Privatleben zurück. Man sagt, die auffällige außer der Reihe erfolgte Beförderung des in einem kaukasischen Regiment dienenden Prinzen 'Napoleon sei al« eine Mahnung an Frankreich aufzufassen! Casimir-Perier hat sein Verhalten mit der Verfassung entschuldigt, die dem Präsidenten der Republik zu wenig Rechte, zu wenig Einfluß auf den Gang der Politik einräume, und cs haben sich sogleich Abgeordnete gefunden, die dem gerügten Mangel durch eine Verfassungsänderung abhelscn wollen. Der Senator Wallon, der der „Vater der republikanischen Ver fassung" genannt wird, da sie in seiner Formulirung ange nommen wurde, hat sich öffentlich gegen eine solche Acndcrung ausgesprochen. Er zählte alle Machtbefugnisse des Präsiden ten der Republik aus: Entlassung und Ernennung der Minister, Berufung zu allen ZtaatSämtern, Auflösung der Kammer u. s. w., und wies nach, daß Herr Casimir-Perier von keiner seiner Befugnisse, die aus dem Präsidenten einen konstitutionellen König machen, Gebrauch gemacht habe; er habe also nicht da« Recht, der Verfassung die Fehler vorzuwerscn, deren er selber schuldig sei. Herr Wallon hat in der Presse allge meine Zustimmung gefunden und im Anschluß daran wurde vielfach die Ansicht ausgesprochen, daß die Uebelstände, die sich seit Jahren gezeigt haben, nicht sowohl der Verfassung, als vielmehr anderen Umständen zuzuschrciben seien. Man kam schließlich wieder aus die alte Wahrheit zurück, daß die beste Verfassung nicht» nützt, wenn da« Volk, dem sie dienen soll, sie nicht richtig anzuwende» versteht. Kein Volk Europa« hat binnen hundert Jahren so viel Verfassungsänderungen vorgcnommen, wie das französische, und doch ist dadurch an den Zuständen im allgemeinen verhältnißmäßig wenig geändert worden. Republik, Kaiserreich, bourbonische und orleanistische Monarchie, wieder Republik, absolutistische« und liberales Kaiserreich und endlich abermals Republik, sic alle mit ihren vielen Verfassungen sind vorüber gegangen, und noch ist Frankreich in seinen Recht«- und WirthschastSvcrhältnissen, seinen Verwaltung»- und Steuer- Zuständen, die doch zusammen den Haupttheil de« Leben« und Wirkens eines Volke« ausmachen, wesentlich da« gleiche geblieben, wie es au» dem Sturme der großen Revolution hervorgegangen ist. Die neue Anregung zur Verfassungsänderung hat Goblet gegeben. Er beantragt die Wiedereinführung der Listenwahl, d. h. es soll nicht mehr wie bisher in den einzelnen Wahl bezirken je ein Deputirter, sondern die Deputirten eine» ganzen Departements zusammen auf einer Lifte gewählt werden. Der einzelne Wähler hätte also so viele Namen auf seinen Wahl zettel zu schreiben, al» ein Departement Deputirte zu wählen hat. Die kleinsten Listen würden drei bi« vier Namen ent halten ; die übrigen Listen steigen bi» zu 26 Namen im Nord departement und 42 in der Stadt Pari». Die Listenwahl hat bereit» eine lange Geschichte hinter sich. Die Wahlen zur Nationalversammlung wurden nach dem Listenskrutinium vorgenommen; da aber immer mehr Republikaner gewählt wurden, führte die Nationalversammlung die Einzelwahl ein, und damit sic nicht leicht abgeschafft werden könnte, machten sie au» derselben einen Theil der Verfassung. 1876, 77 und 81 wurde nach dein Modus der Einzelwahl gewählt. Gam- betta suchte da« Listenskrutinium wieder eiuzuführcn, starb aber darüber hin. Nach FerryS Sturz wurde wieder die Listenwahl cingcführt, aber danach nur einmal gewählt (1885), da Boulanger sich durch diesen Wahlmodus zum „Erwählten der Nation" machen zu können hoffte. Darum führte Constans wieder die Einzelwahlen ein. Mit seinem Antrag will sich Goblet populär machen: aber ob Einzelwahl, ob Listenwahl: die französische Republik wird wohl kaum jemals zum Musterstaat werden, da dieser Republik die ehrlichen Republikaner fehlen. Tagesgeschichte. — Berlin, 2. März. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Zu den Gegenständen, welche der zum >2. d. MtS. berufene StaatSrath begutachten soll, gehören nicht allein die behus« Hebung der Preise landwirthschaftlicher Produkte in Vorschlag gebrachten Maßnahmen (Antrag Kanitz, Kontingcntirung der Getreideeinfuhr :c.), sondern sämmtlichc auf argrarisch-wirth- schastlichem Gebiete schwebenden Fragen. Zu den letzteren werden insbesondere gehören: die Organisation de« landwirth- schaftlichen Kredits, Maßnahmen zur Icßhaftmachung länd licher Arbeiter, Verbilligung der landwirthschaftlichen Produk tion, Erleichterung des Absatzes landwirthschaftlicher Produkte durch tarisresormatorische Maßnahmen, Acndcrung der Zucker und Branntwcinbesteuerung, sowie endlich Maßnahmen auf dem Gebiete der Währungspolitik, insbesondere zur Hebung und Befestigung de« Silberwcrthc«. Für jeden dem Staats rath zur Berathung überwiesenen Gegenstand sind zwei Re ferenten bestellt. Irrig ist jedoch die von anderer Seite ge brachte Meldung, Graf Kanitz solle nicht über den seinen Namen tragenden Vorschlag referiren. Graf Kanitz wird so wohl über die in seinem eigenen Anträge formulirten Vor schläge zur Hebung der Getreidepreise, wie auch über die Ver billigung der landwirthschaftlichen Produktion und die Er leichterung des Absätze« — also Herabsetzung der Eisenbahn tarife für weitere Entfernungen — referiren. — Berlin, 2. März. Bei dem gestrigen Bismarck- Commers, den die Studirenden der Friedrich Wilhelms- Universität, der Landwirthschaftlichen und Thierärztlichen Hoch schule, der Kunst- und Berg-Akademie gemeinsam im großen Saale der Brauerei Friedrichshain veranstalteten, hielt der Herr Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe al« Antwort auf die Begrüßung der Gäste folgende Ansprache: „Meine Herren! Im Namen der Gäste danke ich der studirenden Jugend von Berlin für die freundliche Begrüßung und die Ehre, die Sic uns damit erwiesen haben. Ich banke sodann dem Festausschuß, daß er mir durch seine Einladung Gelegen heit gegeben hat, Theil zu nehmen an der Huldigungsfeier für den Mann, in dem ich nicht allein den größten Staats mann de« Jahrhundert», die schaffende Kraft unserer Einheit, sondern auch — und ich bin stolz darauf e« sagen zu dürfen — einen Freund verehre. Aber ich bin nicht berufen, unsere Verehrung wiederholt zum Ausdruck zu bringen. Meine Auf gäbe ist cS, zur Jugend zu sprechen. Ihr, der deutschen akademischen Jugend gilt mein Trinkspruch. Ich fasse ihn zusammen in dem Rath eine« alten erfahrenen Manne«: Bewahren Sie sich, meine Herren, den traditionellen patriotischen Geist der deutschen Studenten, die Treue zu Kaiser und Reich: bewahren Sie sich den frohen muthigcn Sinn der Jugend Ihr Lebelang und halten Sic fest an der idealen Weitaus fassung, ohne die das Leben keinen Werth hat! Ich trinke auf daS Wohl der akademischen Jugend Deutschland«. Sic lebe hoch, hoch, hoch!" Unbeschreiblicher Jubel folgte diesen Worten. Der Commers war glänzend besucht und nahm einen großartigen Verlauf. — Die an den Bodensee angrenzenden Staaten Bayern, Württemberg und Baden werden demnächst grundsätzlich in die Frage der Tieferlegung des Bodensee« eintreten. E« handelt sich bekanntlich um die sogenannte Rcgulirung der Hochwasserstände. Der Schweiz bleibt zunächst die Anregung für die Wiederaufnahme der Verhandlungen überlassen. Die nächste Arbeit müßte einer wissenschaftlich-technischen Kom mission Zufällen. — Frankreich. Die Einladung der französischen Re gierung an die auswärtigen Staaten zur Thcilnahme an der im Jahre >900 in Pari« zu veranstaltenden Weltaus stellung soll in den nächsten Tagen erfolgen und zwar in der Form von Noten, die die diplomatischen Vertreter Frank reichs im Auslände den betreffenden Regierungen übermitteln werden. (Hat Frankreich die Einladung zum Nord-Ostscc- Kanal angenommen, so wird Deutschland sich die Einladung nach Pari« nicht versagen dürfen.) — Auch in Frankreich verfolgt man jetzt, wie auch ander wärts, die Machenschaften des Juden! hum« mit scharfen Augen. Der Fall Levaillant-Schwob hat den Antisemitismus dortselbst mächtig gefördert. „ES ist nicht unsere Schuld," schreibt der „Soleil", „daß man hinter jedem an« Licht kommen den Skandal die jüdifche Action entdeckt." Wenn man be denkt, daß sich unter den 38 Millionen Einwohnern, die Frankreich zählt, nur 140,000 Israeliten befinden, so muß man über das Mißverhaltniß zwischen der Zahl der jüdischen und nichtjüdischen Beamten erstaunen, oder mit anderen Worten über die große Zahl der die einflußreichsten Stellen der Ver waltung einnehmenden Juden. Ganz vortrefflich schildert Drumont die Kukuks-Thätigkeit gewisser israelitischer Geschäfts leute folgendermaßen: „ES ist einem Franzosen Dank seiner Intelligenz, Thattrast und Ehrlichkeit gelungen, ein kleine« Haus zu gründen, das gute Geschäfte macht. Sobald der Beweis erbracht ist, daß e» solide ist, bietet der jüdische Banguier Jakob in liebenswürdigster Form selbst seine guten Dienste an: „Wie komm« e«, daß Sic Ihrem Geschäftsverkehr keine größere Ausdehnung geben?" — „Man muß vorsichtig sein, mein Lieber. Ich habe bescheiden angefangen, — mir fehlten die Capitalien." — „Sie sind ein Kind. Soll ich Ihnen einen Credit eröffnen? — ich habe Vertrauen zu Ihnen, geniren Sie sich nicht." - Der Andere nimmt da» Anerbieten an. Einige Zeit darauf spricht Jakob zu seinem Schützling: „Ich habe da einen kleinen Neffen Abraham, nnd weiß nicht recht, wa» ich mit ihm anfangcn soll . . . Er ist ein Bischen fchwer von Begriffen, aber ehrlich. Ich würde ihn gern in einem anständigen Hause wie da» Ihrige ausbilden lassen." — „Mit Vergnügen. Ich nehme selbstver-