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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 28.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189502280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950228
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950228
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-28
-
Monat
1895-02
-
Jahr
1895
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gegen de» Umsturz wird ei» neue« Ausuahmegesetz gegen die Sozialdemokratie gefordert. ES sollen alle sozialdemokratischen Schriften, Zeitungen und Vereine, auch die rothe Fahne und andere revolutionäre Abzeichen verboten werde». Jede öffeut- lichc VerrusSerklärung, die Verhinderung der Arbeit Nicht- ausständiger, Contraktbruch und Ausreizuug dazu sollen streng bestraft nnd die Strafe der Verbannung und Expatriiruug der Rädelsführer bei sozialdemokratischen Umtrieben soll ein geführt werden. Für die Verbrechen de« Aufruhrs nnd der Verschwörung oder des Versuchs dazu soll aus Deportation erkannt werden können. Die Mittel des indirekten Kampfes wollen wir einstweilen bei Seite lassen. Sie führen zum Thcil unserer Meinung nach zu weit; wenn man aber nicht früh genug das Nöthige «Hut, so wird man später noch zu viel schärferem Vorgehen genöthigt sei». — Mülhausen, 23. Febr. Aus dem Festessen, da« sich an die Cinweihnng de« hiesigen Postgebäudc« schloß, brachte Staatssekretär v. Stephan einen längeren Trink spruch au«, in dem er sich über die jetzige geschäftliche Depression folgendermaßen aussprach: „ES ist ja unver kennbar, daß eine gewisse Abspannung ini CleschäftSleben exislirt, ein Kleinmuth der ängstlichen Zurückhaltung, eine Scheu vor Unternehmungen; ein wirklicher Anlaß dazu ist jedoch nicht vorhanden. Wir haben, dank der Weisheit »nscrcS erhabenen Monarchen, einen durchaus ungestörten Frieden: einen Frieden, der, so Gott will, noch Jahre lang erhallen bleiben kann; wir haben recht gute Crnten gehabt, wir sind von Seuchen und ansteckenden Krankheiten verschont geblieben, wir haben eine ungeheure Geldsülle — da« ivird mein Freund Schraut (der am Festmahl thcilnehmende UntcrstaatSsckrctär) am Beste» wissen; der Zinsfuß ist niedrig: nun fragt man sich als denkender Mensch, wa« kann der Grund sein, und da habe ich mir gesagt, unser Jahrhundert hat so kolossal viel gearbeitet, daß dadurch eine gewisse Art nervöser Ab spannung herbeigesührt worden ist. Wir wollen daher nicht in Kleinmuth verfallen, sondein erwarten, daß das vorüber gehend sein wird. Erst kommt die Depression, dann kommt die Hochwelle — fortwährend Wellenbewegung —, so ist c« auch im politischen Leben und im wirthschastiichcn Dasein der Völker." — Wiesbaden. Von den Bewohnern des Nhein- landcS wird eine große Feier zum Geburtstage de« Fürsten Bismarck am Niederwald-Denkmal vor bereitet. Soeben ist ein Aufruf an alle Rhcinbcwohncr er lassen. Wie die Bewohner de« Nordens nach FricdrichSruh, so wird der Westen zur Germania auf den Niederwald pilgern. Nach einen, Redeakt am Denkmal findet großer FcstkommcrS und Abends bengalische Beleuchtung de« Denkmals und Feuer werk auf dem Rheine statt. — Nürnberg. Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe wird am 13. und 14. Mai der hier stattfindenden Versannn lung bayerischer Landwirthe präsidircn. Der Fürst hatte bekanntlich bald nach Uebernahme de« KanzlerpostcnS erklärt, daß er das Präsidium de« bayerischen landwirihschaftlichcn Vereins beibehalten werde. — Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Februar. Die Blätter begrüßen in warmen Worten das Eintreffen de« deutschen Kaisers zu dem Leichenbegängnisse de« Erzherzog« Albrecht. Die „Neue Freie Presse" sicht darin eine überraschende Ausnahme von der Regel, wonach Monarchen bei Begräbnissen von Prinzen nur Vertreter ent senden. Der deutsche Kaiser überbringt nicht nur einen Bei- leidSgruß an das kameradschaftlich verbundene österreichische Heer, sondern auch einen FreundichaftSgruß und die Thcil- nahme des verbündeten Reiches. Hierdurch wird die Anwesen heit de« deutschen Kaisers zu einem großen politischen Ereig- niß; damit ehrt der deutsche Kaiser die Machtstellung der verbündeten Monarchie. — Da« .Fremdenblatt" schreibt: Unser Heer und Volk erkennt die Bedeutung de« Besuche« und der Gesinnung an, die aus den kostbaren Worte» des jüngsten deutschen Armeebefehl« gesprochen. Der Besuch ist eine neue erfreuliche Gewähr für die Festigkeit und Aufrichtig keit des Bundes, in welchem Alle eine starke Grundlage des Welt- sriedcn« erblicken; er ist ferner ein sichtbares Zeichen der innigen Beziehungen der beiden Nachbarrciche und ein erhebender Ausdruck eines wahrhaft freundschaftlichen Sinnes. — Die „Presse" äußert sich folgendermaßen: Nicht nur der Pietät der Ver gangenheit, sondern auch den Segnungen der Gegenwart gilt die Theilnahme Sr. Majestät des deutschen Kaisers an der Leichenfeier. Der Besuch gilt dem treuesten und edelsten Bundesgenossen; in dem dankbaren Gefühle für diese bcthätigte Freundschaft begrüßt die Wiener Bevölkerung Seine Majestät den Kaiser Wilhelm. Wien, 26. Februar. Die Leichenfeier für den Erz herzog Albrecht nahm einen überaus imposanten Verlauf. Während des Begräbnisses waren die Geschäftslokale ge schlossen und die mit Trauerflor umhüllten Laternen erleuchtet. Unter dem Kommando des General« der Kavallerie v. Appel war die gesammte Garnison Wien« ausgerückt. Die Artillerie war in zwei Gruppen zur Abgabe der Ehrensalven aufgestellt. An der Leichenfeier nahmen Kaiser Franz Joses, sämmtliche Mitglieder de« Kaiserhauses, Kaiser Wilhelm, der Herzog von Aosta, Großfürst Wladimir, Prinz Georg und Prinz Friedrich August von Sachsen, Prinz Arnulph von Bayern und die anderen Fürstlichkeiten mit Gefolge, die Vertreter der fremden Fürstlichkeiten, da« diplomatische Corps, zwei preußische, zwei russische, eine sächsische und eine bayerische OffizierSdeputation, die geheimen Räche, die gemeinsamen Minister, die Minister der beiden Reichshälften, sowie eine Deputation de« ReichS- rath« und de« ungarischen Reichstage« theil. Um 3 Uhr er folgte die Einsegnung in der Hosburgpsarrkirche. Um ',.,4 Uhr setzte sich der Zug nach der Kapuzinerkirche in Be wegung. De» Zug eröffnete eine Escadron Kavallerie, dieser folgten die Hosfouriere, die Dienerschaft, die Lciblakcicn, die Orvonnanzossiziere, die Flügeladjutantcn und der Oberhof- meister. Zu beiden Seiten de« Leichenwagen« schritten je vier Leikäakeien, zwei Kammerdiener und vier Edelknaben mit brennenden Wachsfackeln. Dem Sarge folgten der Kaiser Franz Josts mit Kaiser Wilhelm, die fremden Fürstlichkeiten, die fremdländischen OfsizierSbeputationen :c. Die Leibgarde- Jnsanterie bildete zu beiden Seiten de« Zuge« Spalier. In der Kirche erwarteten die weiblichen Mitglieder de« Kaiser hauses, die Spczialgesandlen, die Minister und das diplo matische CorpS die Ankunft de« Leickenzugc«. Nach Einseg nung der Leilbe durch den Kardinal Gruicba wurde der Sarg unter Trauergebcteti in die Kruft verbracht, wo uach noch maliger Einsegnung der Sargschlüssel an den Guardian der Kapuziner übergeben wurde, während der Hos und die anderen Anwesenden die Kirche verließen. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz melden die cinlangenden Drahtbcrichte Folgende«: London, 25. Februar. Nach Meldungen au« Shanghai von heute be richtet der dort von Tschifu eingetroffcnc englische Aviso „Alacrity", die Japaner hätten alle Landbefcstigungen vor Weihaiwei zerstört; die Häsen der Insel Liukungtao seien unbeschädigt. Au« Weihaiwei, 24. Februar, wird dagegen gemeldet: Die Japaner führen jetzt neue Vertheidigung«ivcrke auf uud montiren neue Geschütze auf Liukungtao. Die Jnselfort« sind durch Scesoldaten, die Fort« aus dem Fcstlaude durch ein Bataillon Infanterie und Artillerie besetzt. Die chinesischen KriegSvorräthe, welche in die Hände der Japaner sielen, haben letztere mit einem Ueberflnß von 'Nahrungsmitteln versehen. Der von Marschall Oyaina eingesetzte Zivil-Gouverneur hat einen Ansrnf erlassen, in welchem den Eingeborenen schonende Behandlung zugesagt wird. Uokohama, 2:5. Februar. (Telegramm de« Reuter scheu Bureaus.) Die Chinesen griffen in einer Stärke von 17,060 Mann und 20 Kanonen kürzlich Haitscheng an, die japanischen Batterien brachten indessen die feindlichen Kanonen zum Schweigen, »voraus sich die Chinesen zurückzogcn. — Hauptmann Hanneken hat die Organisation der Armee auf- gegeben infolge de« obstruktiven Vorgehen« der chinesischen Beamten und infolge der Weigerung, die von dem Haupt mann kür nothwcndig erachteten vorläufigen Bedingungen zuzugestehen. Kaitcheng, 24. Februar. (Depesche der Central New« of Germany.) Die Nachricht von der Einnahme Weihaiweis ha« unter den japanischen Truppen hier große Begeisterung hervorgerufcn. Der Vizekönig Liu hat seit einigen Tagen keinen Angriff gewagt. Die Chinesen werde»! mehr nnd mehr entmuthigt ; ihre Truppen bei Ljingkow und Niutschivang sind stetig im Abnchmen dnrch Krankheit und Desertion begriffen. Man glaubt, daß der Vizekönig sich zum Rückmärsche nach Peking rüstet. Die Chinesen glauben noch fest an die Wider standsfähigkeit der großen Mauer, hinter welche der Vize könig mit den verbleibenden chinesischen Truppen "seine Zu flucht zu nehmen gedenkt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 27. Februar. Dem Bürgerschnllchrer Martin Rausch, dem Kaufmann Gustav Emil Tittel, dem Kaufmann Paul Richard Müller nnd dem Forstrcntamt«- Expedientcn Brückner hier ist voin Königl. Ministerium de« Inner»» in Anerkennung ihrer Thätigkeit behufs Ermittel ung des vorsätzlichen Urhebers de« in der Nacht voin 13. zum 14. Juli >604 in dem WirthschaftSgrnndstücke des Schank- Wirths Ernst Roßncr zu Eibenstock anSgebrochenen Scha denfeuer« in der Person des wegen dieser Brandstiftung nach mals zu I Jahr nnd 6 Monaten Zuchthaus verurtheilten Schankwirth« Ernst Friedrich Roßncr auf Grund der Ver ordnung vom 26. Oktober l 633 eine Belohnung in Höhe von je 75 Mark gewährt worden. — Genannte Herren kamen nämlich in dieser Julinacht vor. Jahre« ans Hotel „Stadt Leipzig" und waren im Begriff, an der Ecke de« Postplatzes sich gegenseitig zu trennen, al« dieselben einen Hellen Schein gewahrten, der ein ausgehende« Feuer in der Rehme vermuthcn ließ. Sie gingen deshalb durch das Gäß chen zwischen der Brauerei und dem Roßner'schen Grund stücke, um nähere Umschau zu halten, gewahrten aber, daß der Feuerschein von einem auswärtigen Brande hcrrllhrte. Bei der Rückkehr durch da« betreffende Gäßchen beobachtete man an dem Fenster der Roßner'schen Scheune einen Licht schein, welchen man anfänglich für den Reflex der GaSlatcrne hielt. Eine kurze Zeit vorher in der betreffenden Scheune versuchte Brandlegung führte jedoch zu dem Gedanken, der Sache näher auf den Grund zu gehen und holte inan von der Polizeiwache den Scknitzmann Münch, welcher die Laterne auslöschte. 'Nunmehr war jeder Zweifel gelöst. Der Helle Schein kain ans dem Innern der Scheune, man erbrach die selbe und fand, wie schon geargwohnt, eine raffinirt angelegte Brandstiftung. Obwohl in dieser Nacht da« Noßncr'schc An wesen vor Vernichtung durch Feuer bewahrt blieb, dauerte eS doch nicht lange, bi« diese Katastrophe eintrat. Einige Tage später, als Roßncr bereit« in Untersuchung saß, ging Hau« und Itallgebäude in Flammen auf. Der weitere Ver laus diese» Vorkommnisses ist unfern Lesern bekannt. - Eibenstock. Am vergangenen Montag hielt die „Freihandschützcn-Gesellschaft" den ersten Maskenball seit ihrem Bestehen. Es war daher auch ganz erklärlich, daß der Saal de« Schießhauses vollständig gefüllt war, wollte doch Jeder Einblick haben von den Veranstaltungen oder theil- nchmen an den Freuden diese« Abends. Beim Eintritte in den Saal wurde man schon dnrch die prachtvolle Dekoration geblendet, noch mehr «her dnrch den Anblick der vielen zum großen Theil sehr feinen Costüme. Auch sah man höchst komische Masken, die Jeden zum Lachen nöihigten. So waren es z. B. die Clown«, welche mit ihren lustigen Sprüngen Alle« in flotter Bewegung erhielten, die beiden Lachmichel mit ihren großen Köpfen, der eine darunter mit ebensolchen Händen und Füßen, die hclicbte und in der ganzen Welt be kannte Gruppe Müller und Schulze, Knecht Rupprecht und versch. Andere. Sogar der Nachtwächter, auch Stundcnsekre- tär genannt, war mit seinem großen Spieße und Laterne erschienen, um beim Nachhausegehen zur Oeffnung der HauS- thüren behilflich sein zu können. Von den vielen feinen, namentlich Damen - Masken, wird es un« schwer, sie einzeln aufznsührcn, denn jede in ihrer Art hatte besonderen Reiz nnd daher auch zahlreiche Bewunderer. Wir glauben, daß das Unternehmen der Freihandschützen-Gesellschaft al« wohl gelungen bezeichnet werden darf und werden allen Thcilnehmern am Maskenballe die verlebten Stunden lange in froher Er innerung bleiben. — Eibenstock. Die hiesige Vorbildersammlung, welche immer noch Montag« nnd Donnerstag« von 5—8 Uhr für Jedermann unentgeltlich geöffnet ist, wird zur Zeit schwach hesucht. Der Grund de« geringen Besuche« ist wohl darin zu suchen, daß zur Ausführung der jetzigen Artikel wenig Mustervorlagen gebraucht werden. Aber trotzdem könnte Mancher Einsicht nehmen von dein steten WachSthume des Archivs dieser Sammlung. Dasselbe umfaßt jetzt über 80 'Nummern von 'Musterbüchern im Werthe von ziemlich 4000 Mark. Deshalb sei an dieser Stelle der Wunsch und die Bitte ausgesprochen, mau möge der hiesigen öffentlichen Vor bildersammlung mehr Aufmerksamkeit zuwcnden und dieselbe fleißiger besuchen. — Dresden. Neber da« bereit« gemeldete, im Palais Sr. Königl. Hoheit de« Prinzen Friedrich August am Sonntag früh nach 6 Uhr auSgcbrochcne Schadenfeuer sei noch folgendes mitgctheilt: Im Empfangssalon Sr. königl. Hoheit kam da« Feuer au», und zwar soll aus dem Eck-Ofen, der wie alle Ocfen in dieser Etage am frühen Morgen an geheizt worden ist, brennendes Fenerungsmaterial in da» Zimmer gefallen sein. Hierbei haben sich wohl Gegenstände, die nahe standen, entzündet. Dieser Salon brannte völlig ans. Sämmtliche Möbel aus Eiche im Styl moderner Re naissance, Sopha, Chaiselongue, Fauteuil und Stühle, die mit mehrfarbigen» Plüsch bezogen und mit hellfarbigen orientalischen Behängen geschmückt waren, die ganze unersetzliche, kostbare orientalische Sammlung, die der Prinz 1880/30 aus dem Orient theils als Geschenke des Sultan« erhielt, «Heils dort selbst gekauft hak, die ausgestopften seltenen Vögel, Geweihe, Jagdtrophäen aller Art, die kunstvollen 'Nippes, die eichenen Bücher- und Gewchrschränke, die Portieren und Uebervor- hängc in dunkclrothem Scidenrip« sind ein Raub der Flam men geworden. Dann drangen die Flammen in da« benach barte Wohn- und Arbeitszimmer de« Prinzen und vernichteten auch diese Einrichtung fast vollständig. Ebenso brannte da« in Rococo gearbeitete Audicnzzimmer mit den dunklen Möbeln und den Brokatbczügen, den prachtvollen Stores völlig aus. Dabei gingen eine Reihe der kostbarsten Gemälde, die Tep piche und Drapirungcn von kostbaren Stoffen und zahlreiche Hochzeitsgeschenke, die auf die Zimmer vcrtheilt waren, zu Grunde. Einen traurigen Anblick botcu nach den» Brande auch die links vom Audienzzimmcr liegenden Heiden Zimmer der Frau Prinzessin Auch hier, in» Empfangssalon und Boudoir Ihrer kaiserl. nnd königl. Hoheit, hatten die Flam men Unheil angerichtet. Die cremefarbigen und vergoldeten, mit graublauen» Scidendamast bezogenen Möbel im Stil Lud wig« XVI. des Empfangszimmers und die Recocoeinrichtung de« Boudoirs hatten mächtig gelitten. Auch in den im 2. Obergeschoß von» Herrn Hofmarschall bewohnten Räumen hatte das Feuer ziemlich bedeutenden Schaden verursacht. — Nach außen hat der Brand sich in einer starken Schwärzung der HauSfayadc und stellenweise auch in erheblicher Beschädig ung des WandpntzeS bemerkbar gemacht. Die 1. Etage gleicht einer rauchgeschwärzten Ruine, und die auf der Straße Vor übergehenden können sich schon an diesem Anblick einen Be griff von der Gewalt de« Brande« machen. — Ueber die EntstchnngSursachc des Brande« ließ sich nur da« oben Ge sagte ermitteln. Der Morgen« y,5 Uhr den Unigang in dem Palai« auSführcnde Feuerwehrmann hatte um diese Zeit etiva« Verdächtige« nicht bemerkt. Der priuzliche Hausdiener, der die Zimmerfeiicrnng zu versorgen hat, hat sämmtliche >3 Oefcn angeheizt und die Zimmer verlassen, ohne etwa« Bedenkliche« hemcrkt zn haben. Räthselhaft ist e«, daß erst Passanten die hell zu den Fenstern hcrauSschlagcnden Flam men bemerken mußten, um die Feuerwehr zu rufen, und daß das Feuer die ganze Zimmerfront ergreifen konnte, ehe Je mand da« Unheil bemerkte. Allerdings fand Las Feuer reich liche 'Nahrung. Die frühere Schloßfencrwehr, die bekanntlich nur iin Schlosse selbst ihre Thätigkeit zu entwickeln hatte, ist bekanntlich im vorigen Herbst leider abgeschafft worden. Nach reichlich zweistündiger Thätigkeit, nachdem auch die ziemlich umfänglichen Abräumungsarbeiten beendet waren, rückte die Feuerwehr, eine Brandwache von 8 Mann zurücklassend, wieder ab. Einen betrübenden Anblick gewährte der kleine Schloßhof, in dem die prachtvollen Möhel, Teppiche und Knnstgegenstände angekohlt oder verbrannt umher lagen. Ihre königlichen Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin haben im Nesidenzschlossc Wohnung genommen. — Leipzig, 25. Februar. In Gegenwart der ersten Vertreter der Staats- und städtischen Behörden, der Presse ic. sand heute Vormittag eine Borbcsichtigung des neuen Pano ramas am Noßplatze, „Die Völkerschlacht bei Leipzig" darstellend, statt. Der Schöpfer de« großartigen Rundgemäl des, Meister Sinding, hat hier ohne Zweifel ein Werk von packendster Lebenswahrheit geschaffen, das umso werthvoller ist, als es streng den historischen Ueberlicfcrnngen entspricht. So viele Darstellungen auch von dem gewaltigen Völkerringen in der Leipziger Ebene erschienen sein mögen, eine so um fassende und so unmittelbar packende Darstellung, wie die jenige, die im Leipziger Panorama geschaffen und der öffent lichen Besichtigung zugänglich gemacht worden ist, besteht bi« jetzt noch nicht. — Reichenbach. Ein hiesiger junger Mann hatte im vorigen Monat Se. Majestät den Kaiser durch ein Schreiben zum Geburtstag beglückwünscht und hierbei zugleich die Bitte um Ausnahme in die kaiserl. Marine ausgesprochen. In diesen Tagen erhielt der Gratulant und Bittsteller eine Zu fertigung, wodurch ihm kuudgcgcben wird, daß sein Wunsch erfüllt und er demnächst in die 1. Matrosendivision zu Kiel eingestellt werden soll. — Aue. Ain Donnerstag früh wurde von Arbeitsleu ten, welche sich von den umliegenden Orten nach hier begaben, eine noch junge Frau in einem bedaueruSwerthen Zustande ausgesunden. Diese, die Ehesrau eine« hier wohnhaften Fa brikschlossers, hatte Tags zuvor ihre Wohnung verlassen, war iin Walde umhergeirrt, hatte sich beiin Erklettern von Felsen die Hände zerrissen, war dann in der Nacht in einer Sand grube geblieben und dazu in leichter Bekleidung nnd hatte sich dann noch mühsam an den Ort ihrer Auffindung ge schleppt. Im Schnee und der Kälte hatte die Frau Füße und Beine, sowie die Hände erfroren und liegt nun schwer krank darnieder. Ihre Handlung ist wohl al« ein Anfall re ligiösen Wahnsinns zu erklären. Wie nian sagt, ist sie An hängerin einer hier sehr verbreiteten Sekte, und sie habe sich gerühmt, eine sehr schwere Arbeit, wozu sic vom heiligen Geiste ausgcfordert worden sei, auSgcsührt zu haben. — Bad Elster. Der Oekonom Christian Friedrich hier mußte am Donnerstag vor. Woche eine Kuh tödten lassen, nachdem dieselbe seit einigen Tagen kein Futter mehr zu sich genommen hatte. Der Tags zuvor zu Rache gezogene Thier arzt Bloß an« Adorf versicherte mit Bestimmtheit, daß da« Rind eine 'Nadel oder dergleichen Gegenstand im Herz stecken habe, wa« auch wirklich der Fall war; denn wie beiin Schlach ten de« Thierc« ersichtlich war, steckte eine Stopfnadel in ihrer ganzen Länge im Herzen. — Die Preissteigerung für Rohtüll hat alle Spitzen fabrikanten, die nicht feste Abschlüsse mit ihren Nottinghamer Lieferanten gemacht haben, hart betroffen, denn sic müssen jetzt 25—33'/, Proc. mehr für Tüll bezahlen al« vor einigen
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