Suche löschen...
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 26.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189502265
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950226
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-26
-
Monat
1895-02
-
Jahr
1895
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
konnte sich doch da« tischen nicht verbeißen und erwiderte: „Nun, England ist doch mächtiger al« Ehina," „Da« weiß ich, aber wir können England auch schlagen und werden e« thun." Die Vaterlandsliebe der Japaner ist stauncSwerth. Aller Partcizwist ist vergessen. Die Rede, mit welcher Graf Ito den Landtag eröffnete, war ein Muster von Kürze und Mäßigung: „Meine Herren! Sie kennen alle die Geschichte de« Kriege«, Ich brauche darüber nicht« zu sagen. Unsere Aussichten sind gut.' Da« war alle«. Wenige Staatsmänner hätten wohl der Versuchung widerstehen können, eine pomp hafte NuhmeSrede zu halten. Locale und sächsische Nachrichten. — Schönheide. Dem Projekte betreff« Errichtung einer elektrischen Centrale steht nichts mehr im Wege. Herrn Gemcindcvorstand Haupt ist e« gelungen, einen defini tiven Vertrag unter günstigen Bedingungen mit der Firma Lamehcr u. Co. in Frankfurt a. M. abzuschließen. Anerkenn ung gebührt der genannten Firma für ihr großartige« Ent gegenkommen, da« einen Abschluß möglich machte. Der Bau wird sofort im Frühjahr beginnen, da schon im September lausenden Jahre« elektrische« Licht gebrannt werden soll. — Johanngeorgenstadt, 24. Februar. Anläßlich de« gestrigen Stadtsundationsseste«, welches hoher Anordnung zufolge seit dem Jahre li>85 kirchlich gefeiert werden muß, hatten die Kirche, da« Rathhau« und die Schule Flaggenschmuck angelegt. Am Abend hielt der Bürgcrverein in seinem sinnig geschmückten BcreinSlocal die 2. MonatS- vcrsammlung ab, in welcher Schlossermstr. G. Bauer als Vorsitzender einen geschichtlichen Rückblick aus die Gründung unserer Stadt warf und Lehrer Tittel einen Vortrag über da« 100jährige Stadtjubiläum hielt. Die Versammlung, welche sehr zahlreich besucht war, verlief in der harmonischsten Weise. — Dresden, 25. Februar. Ein größeres Schaden feuer brach gestern früh nach tl Uhr im Palai« Sk. König!. Hoheit des Prinzen Friedrich August am Taschcnberg au«. Al« um diese Zeit einige Feuerwehrleute über den Post platz gingen, kam denselben eine Civilperson entgegen, welche ihnen zurief, daß im Prinzcnpalai« Feuer auSgebrochcn sei und die Flammen bereit« zu den Fenstern hcrauSichlügcn. Sofort überbrachte einer der Feuerwehrleute die Meldung nach dem Hauptdepot, wo sogleich die auf „Großfeucr" alar- mirte Mannschaft mit sämmllichen Geräthen abrückte. Einige Minuten später gab auch der Kreuzthiirmcr die Meldung „Feuer am Zwinger", und der Signalist der Militär-Haupt- wachc blie« Feueralarm. Da« Neustädter Depot sowie die klei nen Wachen entsandten gleichfalls sofort alle verfügbaren Kräfte ab. Als der erste Löschzug nach knapp drei Minuten am Brandort ankam, schlugen bereit« die au« der ersten Etage — dem eigentlichen Brandherd — kommenden Flammen bis zum Dach empor. Hierdurch ist e« auch erklärlich, daß die zweite Etage zum Thcil noch stark mitgenommen ist, trotzdem die die beiden Etagen trennende Decke nicht durchgebrannt ist; die Flammen haben sich vielmehr dahin von außen durch Sprengung der Fenster den Weg erzwungen. — Prinz Friedrich August hat u. A. auch den Verlust mehre rer werthvoller Gewehre, Bilder und vieler Raritäten aller Art (sehr viele Jagdtrophäen) zu beklagen. Die im Hose ausgestapelten Ucberrestc von seltener Pracht bestehen in halb verbranntem Mobiliar, Ausstattungsstücken, Smhrnaleppichen, Uniformen >c. Viele« kann wieder ersetzt werden, nur die Schätze nicht, die der Prinz auf seiner großen Orientreise 1889/20 mit großem Fleiße gesammelt hat. — Dresden. Die nächste Nummer der „Wochenschrift für ethische Kultur" wird eine von hervorragenden Frauen unterzeichnete Erklärung der deutschen Frauen gegen die Umsturzvorlage, und zwar gegen den Z >30 derselben, enthalten. 'Nach diesem Paragraphen soll mit Geldstrafe bis zu MO Mark oder mit Gefäugniß bis zu zwei Jahren Der jenige bestraft werden, welcher in einer den öffentlichen Frie den gefährdenden Weise die Religion, die Monarchie, die Ehe, die Familie oder das Eigcnthum durch beschimpfende Aeußer- ungen öffentlich angreist. Bon sächsischen Damen haben die Erklärung unterzeichnet die Gräfin Bülow v. Dcnnewitz in Dresden, Frau Marie Stritt, Frau Louise Weise und Frau Gamper, ebenfalls sämmtlich aus Dresden. — Meißen, 22. Febr. Ein hier wohnhafter Comptoirist erhielt gestern Abend den Besuch seine« Bruders, der ihm al« Geburtstagsgeschenk ein nagelneues Tcschin mitbrachte. Der glückliche Empfänger versah den Lauf mit einer Patrone. Plötzlich knallte der Schuß, und gleich darauf fühlte der Be sucher einen brennenden Schmerz im linken Ohre. Da« Ge schoß war direkt durch den Ohrlappen gegangen und wurde schließlich in der Holzrückwand de« Zimmcripiegel«, dessen Scheibe e« durchschlagen hatte, gesunden. Da« Geburtstags kind war untröstlich ob seines Unglückes und schwor darauf, daß die« der erste und letzte Schuß gewesen sein solle, den er gethan habe. Sein Bruder, der ein bleibendes Andenken an diesen Besuch behalten wird, reiste, nachdem ein Nothver- band angelegt war, nach Berlin zurück. — Werdau. Als ein böses Vorzeichen wurde cs von Vielen aufgesaßt als im Vorjahre die eben von der Trauung kommende junge Frau eine« Einwohner« in Culmitzsch beim Verlassen der Kirche ihren Trauring verlor, der nach längerem Suchen endlich an der Einfassung eine« Grabes gefunden wurde. Ein unglücklicher Zufall hat e» nun gefügt, daß die junge Frau gerade am ersten Jahrestag ihrer Trauung durch den Tod von der Seite ihre« Galten gerissen wurde. Natür lich erblickten abergläubische Leute hierin eine Bestätigung ihre« Aberglauben«. — Elsterberg, 20. Febr. E« scheint, al« ob, ähnlich wie in Süddeutschland, auch in Sachsen zuerst die kleinen Städte in Bezug aus Einrichtung von elektrischer Beleucht ung mit gutem Beispiel vorangehen wollen. Unserer Stadt Elsterberg wenigsten« soll jetzt die Gelegenheit gegeben werden, den für die städtische und Privatbeleuchtung nöthigen elektri schen Strom zu erhalten. Die zur Erzeugung de« elektrischen Strome- nöthige Kraft würde von der in nächster Nähe Elsterberg« gelegenen Noßwitzmühlc gestellt, welche dazu eine gegenwärtig unauSgcnlltzte, bedeutende Wasserkraft zur Ver fügung hat. Mit dieser in Elektrizität umgeietzten Kraft sollen Tag« über Accumülatoren geladen, bei cintrctender Dunkelheit die Lampen aber dircct gespeist und die Accumu- latoren beigeschaltet werden. Die Anlage soll eine solche werden, daß sie nicht nur dem jetzigen Maximalbedarf zur Erleuchtung aller Straßen, Fabriken, öffentlichen und Privat gebäude, sondern auch — unter Verwendung der ganzen vor handenen Wasserkraft — einem erhöhten Gebrauch von elektri schem Strom genügt. Außerdem soll ein von der Wasserkraft unabhängiger Reservemotor ausgestellt werden, um den unge störten Betrieb jederzeit vollkommen zu sichern. — Geithain. Ein Beweis, wie e« eine Anzahl Land- wirthe der hiesigen Gegend angefangcn hat, sich an dem im Gasthofe stattsindendkn altgewohnten Karpfcnschmause zu be theiligen, ohne die ohnehin z. Zt. etwa« schwach beschlagene Baarschaft zu mindern, wird au« dem Orte Weißbach bei Rochlitz berichtet: Sieben Gutsbesitzer au« deni genannten Orte nahmen zwar die an sic ergangene Einladung zur Theil- nahme an dem vom GasthosSbesitzer in Königsfeld »«beräumten Karpfenschmaufc an, bedingten sich aber mit der Begründung, daß ihnen der Wirth auch einmal etwa« zuwcnden könne, au«, daß sic die Zeche statt in Baar in Naturalien begleichen könnten. Der Wirth ging aus diesen Vorschlag ein ; dement sprechend erschien jeder Gutsbesitzer zum Schmause mit l Sack Hafer und empfing dafür für sich und seine mitgebrachte Ehe hälfte je 1 Portion Essen und I Flasche Wein. Diese« Tauschgeschäft gab viel Stoff zur Unterhaltung und seit langer Zeit nahm kein Schmau« einen so angeregten Verlauf. — Klingenthal. Die Gewerbekommission der Handels und Gewerbckammer Plauen hielt am 20 d. hier eine Sitzung ab, in welcher als BerathungSgcgcnstand eine Eingabe galt, die von Stickerei-Interessenten der Grenzgegcnd an die Kam mer gelangt ist und in der man eine Beschränkung de« Ver- cdclungsverkehrs herbcigeführt wissen möchte. Zu dieser Sitz ung waren auch die Antragsteller, sowie sonstige der Branche angehörige Gewerbetreibende und ein Beamter des königl. Hauptzollamtes Eibenstock geladen und bezw. erschienen. — Treuen. Gegenwärtig wird in den hiesigen Hand- wcrkerkreisen eine Petition an den sächsischen Landtag vorbe reitet, in welcher um Aushebung des dritten Fort bildungsschuljahres gebeten werden soll. — Der Werk meister einer Fabrik wurde verhaftet, weil er verschiedene Excenter von den Maschinen abgeschraubt und aus der Fabrik geschafft hatte. Der eigenartige Diebstahl wird al« Vertrauens bruch jedenfalls harte Ahndung finden. — Aus dem Vogtlande. Während sowohl au« Plauen- al« auch aus Falkenstei» ein Nachlassen der Aufträge für die im letzten Halbjahre in beträchtlicher Anzahl ausge stellten Schiffchenstickmaschinen gemeldet wird, ist diese Industrie im oberen Vogtlandc noch voll beschäftigt und c« werden z. B. in Oelsnik noch mehrere Maschinen, welche pro Stück 4200 Mark kosten, ausgestellt. Ferner errichten Gebrüder Nebel in Adors zu Beginn de« Frühjahre« eine große Spinnerei und weiter steht auch die Begründung einer umfänglichen Löffelfabrik bevor. Die in OclSnitz und Adorf bestehenden Corset - Fabriken arbeiten «hcilwcise mit Ucbcr- stunden, um die vorliegenden Aufträge bewältigen zu können und die Axminstcr Teppichfabriken in OclSnitz, Auerbach und Roßbach erfreuen sich ebenfalls eines sehr flotten Geschäfts ganges. Die Instrumenten Fabrikation, welche in Klingen thal und Markneukirchen ihren hauptsächlichsten Sitz hat, liegt indessen sehr darnieder. — Wie der Boden in Sachsen beschaffen ist, au» welchen Gesteinen oder Verwitterungen er besteht, wie hoch der Lehmboden und die fruchtbare Ackererde aufliegt, ob das Erdreich durchlässig ist oder wie der Untergrund beschaffen ist, welche Mctallgängc und Kohlenlager oder Bergwerksanlagen sich unter der Erde hinziehen, dies Alles ist dargestellt auf den geologischen Karten, die unsere sächsische Landesregierung seit 25 Jahren hat Herstellen lassen. Da« große Unternehmen, das Alles in Allem etwa 4 Millionen M. gekostet hat, ist nun zu Ende geführt. Es liegen 123 Karten von den einzel nen LandeSIYciien Sachsens vor; jede stellt einen Flächcnraum von ungefähr 2 Ouadratmcilen dar. Man hat die Arbeit so hcrgestcllt, daß man die einzelnen Blätter der sächsischen Generalstabskarte hernahm, die im Maßstabe von 1:25,000 angcfcrtigt ist un.i die Natur de« Bodens durch eine Menge Farbcnabstufungen und andere Zeichen darauf in übersicht licher Weise erkennbar machte. Natürlich inußten sehr sorg fältige Untersuchungen de« Boden« durch Besichtigungen, Bohr ungen und chemische Analysen vorauSgegangcn sein. Man kann annehmen, daß jede« Blatt eine einjährige Arbeit eine« Geologen erfordert und einen Gesammtaufwand von 30,000 bi« 40,000 M. verursacht hat. Schon bisher ist der Nutzen dieser Untersuchungen ein großer gewesen: bei Eiicnbahnbaukcn, bei Bergwerksanlagen, zur Steinkohlen- und Braunkohlen gewinnung ist c«, wie von selbst cinleuchtet, von großem Vor- theil, wenn man über die Beschaffenheit des Bodens und Gesteins im Vorau« unterrichtet ist. Die Wasserbeschaffung der Städte Leipzig und Chemnitz beruht wesentlich auf den Ermittelungen der geologischen Landes-Untersuchung. Auch für die Landwirthschaft und zur Beurtheilung der Bodengüte sind die Darstellungen, wie sie sich auf unseren sächsischen geologischen Karten finden, von Werth. Dem Vernehmen nach gedenkt da« Königl. Finanzministerium die Landesunter suchung nicht mit der Herausgabe der letzten Karte al« be endet anzusehen, sondern will die Belegstücke, die Karten und Bücher, die dabei gedient haben, zusammenhalten und ein geologisches Institut für Sachsen errichten, das der öffentlichen Benutzung zur Rathcrthcilung in geologischen Fragen dienen soll. — Die Postordnung hat einige Aenderungen erfahren, welche vom I. März ab in Kraft treten. Dieselben betreffen in der Hauptsache Folgendes: Fortan werden Postsendungen an Gesellschaften oder an Vereine oder an Direktionen, Aus schüsse, Bureau«, Expeditionen und ähnliche Firmen, in deren Aufschrift der Empfänger nicht namentlich bezeichnet ist, an diejenige Person ausgehändigt, welche der Postanstalt als Direktor, Vorsteher, Inhaber de« Verein«, de« AuSsckusse« de« Bureau« re. bekannt ist. Hiernach würden in Zukunft viele lästige Bollmachtsniederlegungen nicht mehr erforderlich sein. — Eine weitere Aenderung betrifft die Behandlung der unbestellbaren Postsendungen. Vom I. März ab werden die Absender von unbestellbaren Packcten in allen Fällen von dem Grunde der Unbestellbarkeit benachrichtigt und veranlaßt werden, sich darüber zu erklären, wa« mit der Sendung ge schehen soll. Der Absender kann darauf verfügen, daß ent weder die Bestellung an de» ursprünglichen Empfänger event. unter Angabe einer näheren Bezeichnung de« letzteren oder anderer Wohnungsangabe :c. — zu versuchen sei over an eine andere Person und vergeblichensall« an eine dritte Person erfolgen solle, oder daß das Packet an ihn selbst zurückgesandt werde. Will der Absender eines Packele« aber davon abgesehen haben, daß ihm im Falle der Unanbringlicbkeit de« letzteren hiervon erst Mitthcilung gemacht wird, wa« besonder« bei Packcten mit leicht verderblichem Inhalte sehr zu empfehlen ist — so kann er diesen Wunsch bei der Ausgabe de« Packele« durch einen Vermerk ans der Packetadresse zum Ausdruck bringen. Diese Vermerke haben zu lauten: „Wenn unbestell bar, sofort zurück" oder „Wenn unbestellbar, sofort an N. in N." und können handschriftlich oder mittel« Stempelabdrucks oder durch Thpendruck hergcstellt sein. Im Ilebrigen bleiben die Bestimmungen bez. der unbestellbaren Postsendungen im Wesent lichen unverändert. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 25. Februar. (Nachdruck verboten.) „Nacht mutz eS sein, wenn Friedlands Sterne leuchten", heißt eS in Schillers „Wallenstein" und thatsächlich hat ja auch der schier all« mächtige Herzog von Friedland, der Generalissimus und Feldhauptmann im 30 jährigen Kriege, mehr an die Sterne geglaubt, als an die Menschen. Aber in der Schreckensnacht deS 25. Februar 1334 ward er von den Menschen und von den Sternen verlassen. Einsam und verlassen auf der alten Burg zu Eger, in welche sich der mächtige Feldherr zurück gezogen hatte, um möglicherweise den geplanten entscheidenden Schlag gegen den Kaiser zu führen, wurde er von den Generalen Jllo und Terzky überfallen und von dem Hauptmann Devereux mit der Partisane durch die Brust gestochen, so daß er sofort todt niederfiel. Ganz Europa widerhallte von dem schrecklichen Morde und von dem sprichwörtlichen Danke vom Hause Habsburg. 26. Februar. Der Wiener Congreß, jene große Zusammenkunft der Fürsten und Mächtigen Europas, welche sich gehörig Zeit nahm, um die Länder und Unterthanen, welche der corsische Eroberer gehörig zusammengewürfelt hatte, zu theilen, wobei jeder thunlichst viel für sich herauszuschlagen suchte, jener Wiener Eongreß tanzte auf einem seiner vielen Bälle, als er die Nachricht erhielt, daß Napoleon am 26. Februar 1815 von Elba ausgebrochen und nach Frankreich unterwegs sei. Die Nachricht schlug ein, wie eine Bombe und nach allen Richtungen stob der Eongreß aus einander. Napoleon hatte, wohl wissend, daß der Eongreß beabsichtige, ihn nach einer entfernteren Insel zu bringen, den günstigen Moment benutzt, hatte seine Garden auf mehreren gemietheten Fahrzeugen ein geschifft und hatte auf seiner Brigg „l'Jnnocent" die Insel verlassen und sich direkt nach Frankreich gewendet. Möglich war die Flucht Na poleons nur, weil der englische Commodore, welcher die Insel zu be- Die Kamilie. Zu den vielen Dingen, die in unserem gesammtcn Staats und Volksleben gelockert sind, gehört auch der Familiensinn. Da« Familienleben hat für die Gesammtheit wie für den Einzelnen einen hohen Werth. Unser Staat«- und Volks leben ist aus der Familie hcrvorgegangen. Erst war die Familie da, und die Familien faßten sich zusammen zu kleineren und dann zu größeren Verbänden, schließlich zu den großen Reichen der Gegenwart. Zerfällt da« Familienleben und der Sinn dafür, so zerfällt auch der Sinn für Staats- und Volks leben; deshalb ist es so nöthig, wenn unser Volk bestehen bleiben, einig und stark bleiben soll, das Familienleben zu pflegen und hoch zu halten. Aber nicht nur für den Staat, sondern auch für den Einzelnen ist die Familie von hohem Werth. In dem Frieden derselben wächst und erhält sich die Kraft des Mannes, hier hat das Weib seinen Halt und seinen hohen Berus, da« Kind seinen Hort und seine Stütze. Der Frieden des Familien lebens nimmt die einzelnen Glieder immer wieder auf, wenn sie im Kampf des Lebens Wunden und Schmerzen erlitten haben. Dort, das wissen wir, finden wir Liebe und Trost, wenn alles Andere uns verläßt. Ist nun das Familienleben noch das, was es sein sollte und was eS früher in unserem deutschen Vatcrlande war? Leider müssen wir diese Frage mit nein beantworten. Und wie kommt das? Einen großen Theil der Schuld an der heutigen Zerrissenheit des Familienlebens tragen gewiß die wirthschastlichcn Verhältnisse, trägt der so schwer gewordene Kamps ums Dasein, um die Existenz. Meist wird der Mann — besonder« in Städten und Fabriken — für den ganzen Tag herausgerissen au« der Familie; nur selten sicht er Weib und Kinder, die womöglich auch noch mit verdienen müssen — so verödet die sonst traute Häuslichkeit, der Mann wendet sich nun gar in seinen geringen Mußestunden dem Wirths- hause zu. Aber könnte nicht doch trotz der ungünstigen wirthschaft- lichcn Verhältnisse Manche« ander« sein? O gewiß! Die Noch des Lebens, das Jagen nach Erwerb, erlaubt nicht mehr dieselben häuslichen Freuden, wie sie unsere Vorfahren in einfacheren Verhältnissen genossen haben und wie sie heute noch vielfach auf dem Lande anzutreffen sind, — aber dennoch trägt an der Zerrissenheit de« Familienleben« auch der Ein zelne viel Schuld. Wir müßten c« mehr verstehen, trotz der ungünstigen Verhältnisse festzuhalten am Hause und der Fa milie. Die Familienmitglieder, Mann und Weib, Eltern und Kinder, dürften sich nicht durch die Schwierigkeiten, die da« Leben ihnen bietet, einander entfremden lassen. Um so mehr müßten sie sich treu bleiben, al« sie ja soviel mehr der Liebe und de« Trostes de« Familienleben« bedürfen. Widme man wenigstens die stillen Abende und die Sonn tage den Seinen ; ganz gewiß findet man im Kreise derselben mehr Kraft al« in räucherigen Wirthshäusern beim Schnaps- und Biergenuß. Manche« kann man auch für Besserung der WohnungSvcrhältnisse und für da« Wohlergehen von Weib und Kindern thun, wenn man aus die WirthShauSauSgaben und die oft so langweiligen Vereine, die für Geist und Ge- müth garnicht» bieten, kein Geld sortwirft. Und man gedenke vor allem de« kommenden Geschlecht«. Vielleicht werden einst unsere Kinder und Kindcskinder bessere, erfreulichere wirthschastliche Verhältnisse sehen al» wir. Wie traurig, wenn sic dann dem Familienleben entfremdet sind und keinen Sinn mehr haben für da«, wa» unsere Voreltern glücklich und da« deutsche Vaterland groß gemacht hat. Getrennt und verstoßen. Roman von Ed. Wagner. (SO. Fortsetzung.) „Dies zu mir!" rief der verletzte Oberst. „Seien Sie vorsichtig, Barbara Champneh. Ich vergab nie in meinem Leben eine Beleidigung. Ich würde sie auch Ihnen nicht vergeben, wenn ich Sie nicht über Alle« liebte." „Mich, eine verheiralhete Frau?" „Ja. Wohl sind Sic verheirathet; aber eine Ehe, wie die Ihrige, ist nur eine dem Namen nach. Ich liebe Sie, und weil ich Sie liebe, vergebe ich Ihnen. Ich habe Sie stet« geliebt." Lady Barbara zitterte und wurde weiß wie Marmor. Sie blickte hinaus aus da« Meer und sah die kleine Jacht schon so nahe, daß sie Lord Champneh erkannte, der allein in dem Boot saß. Ein Gefühl der Verzweiflung überkam sie. „Werden Sie sich nun entfernen?" ries sie heftig.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)