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Amts- M AchM für den Erscheint ck * 1 I I Abonnement -M-§ «Ylli des Amtsgmchts «Molk Z^L-- sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. SL. Dienstag, den 26. Februar L8SL. Maßregeln gegen Hochwasserschäden. Erfahrungsgemäß ist das Lagern von Klötzern, Brettern und anderen Gegen ständen in unmittelbarer Nähe von Wasserläufen, sowie mangelhafte Bedienung der Wehraufsätze und Betriebsgrabeneinlässe für die Betheiligten, insbesondere auch die unterliegenden Uferbewohner gefahrbringend. Die Königliche Amtshauptmannschast verordnet daher unter Zustimmung des Bezirksausschusses zur thunlichsten Verhütung ähnlicher Schäden und im Interesse der öffentlichen Sicherheit Folgendes: 1) Klötzer, Bretter und ähnliche im Wasser schwimmende Gegenstände dürfen in der Nähe von Wasserläufen nur derart abgelagert werden, daß sie nach den gemachten Erfahrungen nicht vom Hochwasser oder Treibeis erreicht und fortgeführt werden können. 2) Als ungefährer Anhalt für die hochwassersreic Lage dieser Plätze und Schutz dämme hat mindestens 1) an der Mulde und am Schwarzwasser unterhalb der Mittweida-Einmünd ung die Höhe von 3,» w, 2) am Schwarzwasscr oberhalb der Mittweida-Einmündung, an der Mitt weida von Markersbach abwärts und am Pöhlivasser die Höhe von 2/. m und 3) an den übrigen kleineren Wasserläufen des amtshauptmannschaftlichen Be zirks die Höhe von 1,-> m über die Sohle des betreffenden Wasserlaufs zu dienen. 3) Die Stützmauern und Hochfluthdämme der Holzablagerungsplätze dürfen keines wegs übermäßig belastet werden, auch die daraus abgelagerten Klötzer, Bretter rc. die wasserseitlgen Kronenkanten der Mauern und Hochfluthdämme nicht überragen. 4) Bei jeder größeren Hochfluth sind die etwa unteraebauten hölzernen Joche eiserner oder hölzerner Brücken oder Stege durch Anschlingen an am Ufer befestigte Seile oder Ketten vor dem Abschwimmen gehörig und rechtzeitig zu sichern. ö) Bei dem Eintreten von Hochwasser sind die Bretanfsätzc von den Wehren vollständig und rechtzeitig zu entfernen und die Betriebsgrabeneinlässe derart thcilweise oder ganz zu schließen, daß der höchste zulässige Bctriebswasserstand im Graben -keinesfalls überstiegen werden kann. 6) Den etwaigen besonderen, namentlich bei Revisionen an Ort und Stelle er- theilten Anordnungen der Straßen- und Wasserbaubeamtcn, sowie auch der Polizeiorgane ist eintretenden Falles von Jedermann unweigerlich Folge zu geben. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, deren Ueberivachung den Orts behörden hiermit zur Pflicht gemacht wird, werden auf Grund von 8 366 Absatz 10 beziehentlich 366» des Reichsstrafgcsetzbnchs mit Geldstrafe bis zu 60 bez. 150 Mark oder im Unvermögensfalle mit entsprechender Haststrafc geahndet. Schwarzenberg, am 22. Februar 1895. Königliche AmtslMiMlillllschnst. Frhr. v. Wirsing. Für die abwesenden Fleischer und k.onl*. Gebrüder ans Obrrftützengrü» ist der Gutsbesitzer Herr I r Ktoll dort als Vormund verpflichtet worden. Eibenstock, am 22. Februar 1895. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Staab. Jerdinand von Kovurg. In der letzten Zeit sind aus Sofia allerhand aufregende, jedoch immer sehr bald widerrufene Nachrichten gekommen. Bald hieß eS, Prinz Ferdinand sollte abgedankt haben, bald, er sei durch einen BolkSaufstand entthront und verjagt wor den. Daß solche Gerüchte überhaupt entstehen konnten, ist kein gutes Zeichen. In der heutigen Zeit des Verkehrs liegt Bulgarien keineswegs so weltenfern, daß Nachrichten aus Sofia nach Berlin oder München mehr als etwa eine Stunde brauchten. Sie lassen sich vcrhältnißmäßig leicht kontrollircn und falsche Nachrichten entstehen zu allermeist aus einer Sachlage, die die 'Nachricht beglaubigt erscheinen läßt. Und die Lage der Dinge in Bulgarien ist zweifellos eine sehr ernste. Man weiß, wie überraschend schnell sich vor neun Jahren die Entthronung des BattenbcrgerS vollzog, ohne daß vorher Anzeichen des Sturmes vorhanden gewesen wären. Und heute sind genügend Sturmwarnungen vorhan den, aber der Koburgcr Prinz auf Bulgariens Thron bemerkt sie nicht oder schenkt ihnen wenigstens nicht die nöthigc Be achtung. Er spielt mit Zepter und Krone und es gehört keine besondere Gabe der Prophetie zu der Behauptung, daß er beides verlieren wird, wenn er auf dem betretene» Wege vorwärtSschrcitet. Seitdem im vergangenen Jahre der bis dahin so über mächtige Itambulow gestürzt ist und an seiner Stelle Stoi- low das StaatSruder führt, weiß man im übrigen Europa nicht, wohin der bulgarische Kur« geht, und diejenigen Herren, die darüber zu bestimmen haben, sind wohl selbst nicht darüber einig. In ihrer Feindschaft gegen Stambulow haben sic zu nächst „Alles ander« gemacht" wie dieser, um der Welt und den Bulgaren zu zeigen, daß es auch so geht. Die früheren Verschwörer und Vaterlandsverräther, Zankow an der Spitze, die in Rußland eine Freistätte gefunden hatten, sind begna digt worden und znrückgckehrt und ihr Empfang war so, al« ob es sich um die Begrüßung von Rettern Bulgariens ge handelt hätte. Während Prinz Ferdinand im Gegensatz zu Ruß land von der Sobranje gewählt wurde und während sich unter den ersten sieben Jahren seiner (oder vielmehr Stam- bulowS) Regierung wiederum im Gegensatz zu Rußland Bulgarien im Innern gefestigt und gestärkt, nach außen eine achtungheischende Stellung errungen hatte, will Prinz Ferdi nand plötzlich eine entgegengesetzte, eine eigene Politik treiben, im Gegensatz zu den Anschauungen der Männer, die ihm den Fürstenhut darbrachtcn; er verbindet sich zu diesem Zweck mit den verachtenSwcrthen Männern, die seinen ritterlichen Vorgänger gestürzt und ihr Vaterland an die Russen ver- rathen haben und noch immer zu vcrrathen bereit sind. Zan kow ist heute eine der einflußreichsten politischen Persönlich keiten in Sofia — da« sagt Aller! Wohin soll da« führen? Möglicherweise zur Anerkenn ung de« Fürsten durch den Zaren, aber diese Anerkennung unter den jetzigen Umständen wäre für den Fürsten Ferdi nand ein . . . Auslandspaß ohne Rückkchrerlaubniß. Früher konnte der Koburgcr Rückhalt an Oesterreich Ungarn zu finden hoffen. Thatsächlich ist auch Graf Kalnokh in den Dele gationen stet» für Bulgarien lebhaft eingetretcn, und au» der Mitte der Volksvertretung heran« ist sogar die Ansicht aus gestellt worden, daß der Fürst von Bulgarien zur völkerrecht lichen Anerkennung gar nicht der einmüthigcn Zustimmung aller Großmächte, die den Berliner Vertrag unterzeichnet haben, bedürfe. Wie nun, wenn thatsächlich Zar Nikolaus II. den bisherigen Standpunkt Rußlands verließe und sich zn einer Anerkennung des Koburgcr« verstünde, und wie, wenn thatsächlich russische Satrapen wieder in Sofia cinzügen, um die Leitung der auswärtigen Politik de» Fürstcnthnm« zu übernehmen? E« ist anzunchmen, daß damit weder die bul garische 'Nation einverstanden sein wird, noch viel weniger die österreichisch-ungarische Regierung, und auf dem Stand punkte der österreich-ungarischen Regierung werden in diesem Falle zweifelsohne auch Regierungen anderer Länder stehen, insbesondere die Englands und Italien». Und darin liegt die allgemeinere Gefahr der Sache, daß der Fürst mit feinen Verbeugungen vor Rußland die ganze Balkanfrage, die jetzt erfreulicherweise ihren Winterschlaf hält und vielleicht noch lange gehalten hätte, wieder anregt. Tagesgeschichte. — Deutschland. Zur Eröffnung des Nord-Ost- seckanalS, die nach Angabe Wiener Blätter am 20. Juni erfolgen soll, werden, wie die „Köln. Ztg." meldet, vier spa nische Schiffe in Kiel eintrefsen. Kaller Nikolaus von Nuß land, der, wie der Kaiser von Oesterreich und der König von Italien zur Thcilnahmc eingelakcn worden ist, soll sein Er scheinen bereits zugcsagt haben. Wie ferner aus Wien ge meldet wird, verordnet ein kaiserl. Befehl, daß fünf Schisse der österreichisch-ungarischen Kriegsmarine an der Eröffnungs feier theilnchmcn. Die Führung deS Geschwader« bei diesem Anlaß wird Erzherzog Karl Stephan haben. — Berlin, 23. Februar. Bei dem heule voin StaatS- ministcr Ober-Präsidenten I>i. von Achenbach den Mitgliedern de« Brandenburgischen Provinzial-Landtage« ge gebenen Diner, welchem auch Se. Majestät der Kaiser bei wohnte, erwiderte Allcrhöchstderselbe aus da« vom Ober-Prä- sidcnden auf Se. Majestät ausgebrachte Hoch: „Die eben vernommenen Worte Jbrc» verehrten Herr Oberpräsidcnten haben auf s Neue die Gesinnungen der Treue und Anhäng lichkeit Meiner Märker zum Ausdruck gebracht. Von ganzem Herzen danke Ich Ihnen dafür. Solche Gesinnungen sind in so schweren Zeiten doppelt wcrth und sind für Mich in Meinem dornenvollen Amt eine Erquickung und Unterstützung. Denn sie bedeuten das Vertraue», welches Sic in Ihren Markgrafen setzen und da« Vertrauen bedeutet hinwiederum die Lust zur Mitarbeit und zur Unterstützung; und da« ist c«, wa« Mir Meine Aufgabe am meisten zu erleichtern im Stande ist, wenn Mein ganze« Volk sich entschließt, auch init der That seinem LandeSvatcr fördernd zur Seite zu stehen. Die Fragen, welche im Augenblick die Gemüther bewegen, betreffen vorwiegend de» Bauernstand. Wie dieselben ange faßt werden sollen, ist Ihnen zur Genüge an» Meinen letzten Auslassungen bekannt. Ich hoffe von ganzem Herzen, daß c« mir gelingen wird, dauernd Nützliche« für Sic zu schaffen, und mit ganzer Kraft will Ich dafür cintreten. Ich möchte aber dringend davor warnen, überspannte Hoffnungen zu hegen oder gar die Verwirklichung von Utopien zu verlangen. Kein Stand kann beanspruchet:, auf Kosten der anderen be sonder« bevorzugt zu werden; des Landesherr» Aufgabe ist es, die Interessen aller Stände gegen einander abzuwägen und mit einander zu vermitteln, damit das allgemeine Inter esse des großen Vaterlandes dabei gewahrt bleibe. Auf dem heutigen Tage ruht noch ein Schimmer de« Tages von Frie sack. Möge uns der Blick auf jenen ernsten, schlichten, erz gerüsteten Mann daran erinnern, daß nur im Zusammen wirken von Fürst und Volk der Erfolg verbürgt ist. Im Begriff, in die Feier der 25jährigeu Wiederkehr der Neu errichtung de« geeinten Vaterlande« cinzutrcten, mögen wir dessen eingedenk sein, wie nur die genieinsame Arbeit aller deutschen Stämme und ihrer Fürsten da« Reich gebaut. Un vergänglich ist dabei der Ruhm der Brandenburger, vor Allem an jenem glorreichen lt>. 'August. In Erinnerung hieran und niit dem alten Ruse, mit dem die reisigen Schaaren Berlins einst den Hohenzollern zu manchem Strauß gefolgt sind: „Berlin alleweil vorne voran" erhebe Ich Mein Glas und leere c« aus das Wohl der Mark und Meiner Branden burger." — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. Wei haiwei, 18. Februar. Die Ucbernahmc des Arsenals, der Jnsclforts und Kriegsschiffe ist ohne die geringste Störung und Verwirrung vor sich gegangen. Jetzt weht überall auf dem Lande und aus deni Wasser die japanische Flagge. — 'Nachdem das Schlachtschiff „Chen-Auen" nothdürftig auSgc- bessert worden war, trat es am letzten Sonnabend seine Fahrt an, begleitet von einem der kleineren Kreuzer. Die Marine soldaten, Artilleristen und Ingenieure Admiral JtoS befinden sich jetzt an Bord der anderen erbeuteten Kriegsschiffe, um sie zur Fahrt nach Japan geschickt zu machen. — Japanische Seeleute haben die JnsclfortS besetzt, da da« Landhecr ander weitig gebraucht wird. Seit Freitag ankert da« gesammte japanische Geschwader im Hafen. Marschall Oyama und sein Gencralstab sind im chinesischen RcgicrnngS-Gebäudc cinquar- tirt. lieber die weiteren Pläne de« Marschall« wird da« tiefste Schweigen beobachtet. Folgende chinesische Kriegsschiffe sind nunmehr im Besitz der Japaner: „Chihuen", „Kwang- pin", „Chenpien", „Pingyuen", „Ehenpc", „Chenchun", „Chen wan", „Chenlong" und „Chenshi". Außerdem sind c« auch eine Anzahl kleinere Schiffe. Da« Schlachtschiff „Chenhucn" befindet sich auf der Fahrt nach Port Arthur. Die chinesische Torpedostation ist in guter Ordnung und voll ausgerüstet. Die Japaner sind nicht wenig stolz auf ihre groß artigen Erfolge im Kriege. Wie den „Daily News" von Aokohama geschrieben wird, soll in Tokio eine Art Eiffelthurm zum Andenken an den ruhmreichen Krieg gebaut werden. 500,000 Aen sind dafür ausgesetzt. Eigenthümlich ist, welcher Haß in Japan gegen England besteht. Der „Kokumin" nennt England da» China Europa«. E» könne sich Glück wünschen, daß Japan nicht gegen England im Felde stehe, dann würde der Ruhm Indien«, Waterloo« und Trafalgar« gar bald er bleichen. England sei eine ganz unbedeutende Macht. China sei die Türkei Asien«, Korea da« Egppten diese» Wclttheil« und Japan da« Großbritannien minn« Altersschwäche und Korruption. Ein hoher japanischer Beamter erklärte dem amerikanischen Konsul, al« er seine Neujahrsglückwünsche ab stattete, ganz rundweg. Japan werde auch mit England noch einmal seine Rechnung zu begleichen haben. Der Amerikaner