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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 23.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189502239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950223
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-23
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Monat
1895-02
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Jahr
1895
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ment wurde heule ein Deserteur zugcführt, der im Jahre 1871 bei der Belagerung von Paris verschwand, nachdem er mit dem eisernen Kreuz dekorirt worden war. Derselbe irrte bi« nach China, diente seiner Angabe »ach dort 14 Jahre im Heere mid brachte e« bi« zum Wachtmeister. Durch mehrere chinesische Orden ausgezeichnet, kehrte er vor 10 Jahren nach Deutschland zurück und fand im Elsaß Anstellung al« Aufseher einer Fabrik, wo er jetzt ermittelt und verhaftet worden ist, um seinem Regiment behus« Ableistung der fehlen den Dienstzeit und Bestrafung wegen Fahnenflucht zugcführt zu weiden. — Oesterreich-Ungar». Wie verlaute«, wird Kaiser Franz Josef bei der Beisetzung de« Erzherzog« Al- brecht an der Spitze de« Zuge« dem Sarge von der Hof burg bis zur Grustkirchc zu Fuß Folgen. — Alle öster reichischen nnd ausländischen Regimenter, deren Inhaber der Erzherzog Albrecht war, entsenden Deputationen zu deu Bei- setzungSseicrlichkciten. — Die Betheiligung de« deutschen Kai ser« an der Leichenfeier de« Prinzen Albrecht wird bestimmt in Aussicht genommen. Die deutsche Botschaft erhielt Be fehl, sofort telegraphisch den Zeitpunkt de« Begräbnisse« mit- zuthcilcn. Außer dem Könige von Sachsen (event. Prinz Georg) und Württemberg wird eine große Anzahl Souveräne und hohe Fürstlichkeiten eintreffen. Fast alle regierenden euro päischen Fürstenhäuser condolirten. — Frankreich. Die französische Rekrütirung hatte im vorigen Jahre unter dem Kriegsminister Mercier eine erhebliche Ausdehnung erfahren, indem 30,000 Rekruten mehr al« im Borjahre eingestellt waren. Rach dem „Echo de Pari«" hat diese Mehreinstellung aber üble Folgen gehabt. Ucbcr 5000 Mann mußten bereit« wegen Dienstuntauglichkeit wieder entlassen werden, und bei den übrigen sind Erkrankungen und Todesfälle weit über den Durchschnitt gestiegen. General Zurlinden ordnete denn auch eine neue strenge ärztliche Prüfung de« Jahrganges an nnd befahl, alle nicht völlig brauchbaren Soldaten sofort zu entlasse». — England. Die Frage de« „insclv in Kermunv", die in England immer stärkeren Widerhall in den wirthschaft- lichen Kämpfen findet, hat auch im Unterhältst einige leb hafte Bewegungen hcrbcigcfllhrt. Der Bertreter de« großen JndustricbczirkS von Sheffield, Howard Vincent, beantragte eine Resolution, in welcher erklärt wird, im Interesse der Industrie seien sofortige Schritte zur Beschränkung der Einfuhr von Maaren, die in au«ländischen Gefängnissen angesertigt sind, erforderlich. Der Präsident de« Handels amt« Brhcc erklärte c« für sehr natürlich, daß die Industrie arbeiter sich darüber beschweren, daß die freie Arbeit der Ko- kurrcnz der Gcfängnißarbeit unterworfen sei; c« sei aber nicht erwiesen, daß diese Konkurrenz die Ursache der gegenwärtigen Nothlage der Industrie sei. An« den amtlichen Berichten sei nicht zu ersehen, daß die englische Industrie durch die in deutschen Gefängnissen erzeugten Maaren leide. E« sei zwar erwünscht, dieser Konkurrenz ein Ende zu machen, nur frage c« sich, wie? Wie sollten die Zollbeamten die in freier Ar beit und die in den Gefängnissen hergcstellten Maaren unter scheiden? Die Regierung sei indeß mit der Ernennung eine« UmersnchungSkomitec« einverstanden, um AbhilsSmittel in dieser Frage zu finden. — Ehamberlain erklärte, nicht die Opposition, sondern die Regierung müsse Mittel Vorschlägen, uni dem wachsenden liebel entgcgcnzutreten. In den deutschen Gefängnissen würden gegenwärtig 20 verschiedene Artikel an gefertigt, welche nach England cingesührt würden. Die Ein setzung eine« Ausschusses genüge nicht; die Regierung müsse sofort Schritte ihn». Der Antrag Howard Vincent«, welcher in einer Resolution der Forderung sofortiger derartiger Schritte Ausdruck giebt, wurde hierauf ohne Abstimmung angenommen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 22. Februar. In der letzten Stadt- vcrordneten-Sitzung am 20. d. wurde, wie nicht ander« zu erwarten war, vom Collegium, analog der Entschließung des Stadtraths, einstimmig der Beschluß gefaßt, dem Fürsten Bismarck gelegentlich seine« 80sten Geburtstage« da« Ehrcnbürgerrccht hiesiger Stadt zu verleihen. — Eibenstock, 22. Febr. Ein heitere« Völkchen voll Frohsinn und Lebendigkeit bewegte sich gestern in deni festlich geschmückten Saale de« hiesigen Feldschlößchen, wo der Ma «- kcnball der Gesellschaft „Freundschaft" stattfand. ES waren zum Thcil nicht nur hochelegante Costüme, sondern auch wirk lich recht originelle Masken vertreten, die den Zuschauern berechtigte« Interesse abnöthigtcn. So war die Localgcschichte unserer Stadt auch durch zwei Repräsentanten der elektrischen Bahn vertreten, die die voraussichtliche Leidensgeschichte der Bahn in bnntcn Bildern dargestellt auf ihren Rücken trugen. Charaktcrthpen au« der Jetztzeit und der Vergangenheit waren hinlänglich erschienen. Da« schneidige Gigerl durfte neben Vertretern der Rocco- und Fricdericianischen Zeit ebenso wenig fehlen, al« sich der braune Sohn de« heißen Sudan« im trauten Verein dem „Bruder Ungarisch", den prosaischen Wattmänncrn nnd dem ewig durstigen Hrn. Pfarrer zugcscllte. Dazwischen wälzte sich eine Colossalfigur in de« Worte« ver wegenster Bedeutung, dessen Leib allein zur Wohnung einer Zwergfamilie hinreichend Raum bieten müßte. Aber die neckischen „Alten" ließen dem schon genug Geplagten keine Ruhe, auch er mußte in lustigen Sprüngen den flotten Reigen mitmachcn, der durch die große Zahl jugendlicher Damen- maSkcn in anhaltender Lebendigkeit erhalten wurde. Bei Bielen der letzteren sahen wir, wie schon erwähnt, sehr ele gante und charakteristische Costüme, so daß e« zu weit führen würde, wollten wir au« den Engeln und Teuselchen, au« den Königinnen der Nacht und den schmucken Esscnkehrerinnen, den Zigeunerinnen, Domino» nnd PhantasiemaSken :c. die schönste hcrauSsuchen. Mit kurzen Worten gesagt: Der Freund- schaslS-MaSkenball hat wieder einmal seine Zugkraft bewährt, er hat den Theilnchmern große« Bergnügen bereitet und damit seinen Zweck voll und ganz erfüllt. — Eibenstock. Der Expedient bei dem K. Amtsge richte hier, Ernst Hermann Staab ist unter dem 1. April d. I. al« Grundbuchsührer zum K. Amtsgericht Penig versetzt worden. An seine Stelle komm« der Expedient de« K. Amts gericht« Chemnitz Friedrich Hermann Hahn- — Schönheide. Für Donnerstag Abend war im Hotel Rathhau« im „Gemeinnützigen Bereit," der 3. Winter vortrag angesctzt. Herr Pastor Hartenstein hatte sich al« Thema gewählt: „Hans Sach«, der Schuhmacher und Meistersänge! von Nürnberg." Der geschätzte Redner brachte ungefähr Folgende« zu G, hör: Geburtsort und Ge- burtSzcit sind bedeutungsvoll aus die Entwickelung diese« Manne« gewesen. Nürnberg hatte einen bedeutenden Ruf durch Handel, Kunst und Wissenschaft. Handel, Reichthum und politische Macht waren im Dienste der wissenschaftlichen und künstlerischen Bildung de« Bürgerstande«. Die Entdeck ung Amerika«, de« Seewege« nach Ostindien, di» Erfindung der Buchdruckcrkunst, die Resvrmation der Kirche waren Fak toren zur glücklichen Entwickelung eine» Leben«, wie da« de» Han« Sach« war. Daraus verbreitete sich der Bortragende näher über die Jugendzeit, insbesondere Schulzeit und Wan derschaft de« Han« Sach«, schilderte denselben al« Dichter, Meister und Ehemann iEhestandSspiegel). Bald nach der Bcrhcirathung ergriff ihn die Bewegung der Reformation. Han« Sachs wird Prediger de« Evangelium« aus dem Schusterschemel. (Die wittenbcrgische Nachtigall.) Er ver kündigt die reine Lehre mit einer kerndeutschen, kräftigen, ein dringlichen Sprache. Zum Schluß stellte Redner ihn als lachenden Philosoph und ernsten Sozialpolitiker hi». Er suchte die Gegensätze in der Gesellschaft zwischen Arm und Reich, Hoch und Niedrig.auSzusöhnen. Au« diesem Grunde sei Han« Sach« viel mehr zu lesen, seine Werke seien zur Anschaffung für Volksbibliotheken sehr geeignet. Besondere Beachtung verdiene die Schrift von Juliu« Disselhoff, 2. Heft de« sächs. BolkSschriftcnverlagS über Han» Sachs. Sein An denken möge bei allem Volk in Segen bleiben. Herr Or. Penzel, der in der kurze» Zeit al« Vorsitzender de« Ge meinnützigen Verein« viel zur Hebung desselben beigetragcn hat, dankte im 'Namen der Versammlung dem Vortragenden für die gelungene Ausführung. — Johanngeorgenstadt, 21. Februar. Plötzlich und völlig unerwartet verstarb heute früh kurz nach 6 Uhr Lehrer Hermann Riedel in Steinbach. Derselbe, bl Jahre alt, war gestern Abend noch bei einem 'Nachbar zum Besuche und legte sich vollkommen gesund zu Bette. Ein Herzschlag hatte dem Verstorbenen ein jähe« Ende bereitet. — Leipzig, 20. Febr. Da« Tagesgespräch bildet heute hier selbstverständlich die bereit« telegraphisch gemeldete Ver haftung der beiden 20jährigcn Burschen Schmidt und Werner, welche am >2. Februar da« fürchterliche Attentat aus den Geldbriesträger Brcitfeld in einer Mansardenwohnung de« Hause« DreSdnerstraßc 20 verübten. Die beiden Wan derer haben den vcrhältnißmäßig weiten Weg unter größten Mühsalcn und bei zum Thcil empfindlichster Kälte von Leipzig zu Fuß nach Markt-Redtwitz in Bayern zurückgelegt. Nur ihrer schon früher gewonnenen Erfahrung al« Landstreicher haben sic c« zu verdanken, wenn sic den verfolgenden Be hörden ein Schnippchen schlugen und ihre Verhaftung solange unmöglich machten. Jetzt hat sie die Unvorsichtigkeit de« Einen der Gerechtigkeit in die Arme getrieben. Gestern Vor mittag traf bei einem Bekannten de« Werner hier ein Bries ein, dem ein Bries an die Mutter de« Werner beilag, welcher diese um Uebcrscndung von Geldmitteln nach Ansbach in Bayern bat, von wo au« sich Werner weiter nach Süden begeben wollte, um sich später in Triest cinzuschiffen. Diese Briefe übergab der Empfänger sofort der Polizei, bezw. dem Untersuchungsrichter; cs reiste sofort ein Kriminalbeamter nach Ansbach in Bayern ab. Inzwischen traf aber bei dem Untersuchungsrichter die weitere telegraphische Nachricht ein, daß beide Verbrecher in Markt-Redtwitz in Bayern verhaftet worden seien, von wo an« Werner seinen Brief geschrieben hatte. In diesem Schriftstück beklagt sich übrigen« Werner bitter über die Treulosigkeit seine« Kumpan«, von dem er sich getrennt habe, was jedoch nicht wahr gewesen zu sein scheint. Der Briefschrcibcr berent aus« Tiefste seine Thal und läßt durchblickcn, daß er sich habe durch einen Eisenbahnzug über fahren lassen wollen, daß er aber nicht zur Ausführung seiner Absicht gekommen sei. Die beiden Verbrecher wurden auf dem Bahnhöfe in Markt-Redtwitz, unfern dessen übrigen«, nebenbei bemerkt, s. Z. auch der von Leipzig ans durchge- gangcne Postbefrondant Ullrich gefaßt wurde, festgenonnncn. Sic leugneten anfangs hartnäckig, gestanden jedoch später ein, die Gesuchten zu sein und legten ein umfassendes Geständniß ab. — Plauen. Der Krieg in Ostasien ist nicht ohne Einfluß auf unsere heimische Industrie geblieben. Bekanntlich ist unsere Stadt der hauptsächlichste Ort zur Herstellung von Verbandstoffen. Die Marine-Verwaltungen, die Universitäten, Krankenhäuser u. s. w. beziehen diese Stoffe schon seit vielen Jahren lediglich an« unserer Stadt, allerdings meist durch Zwischtnhändler. Gegenwärtig sind sämmtlichc Fabriken dieser Branche mit besonders großen Aufträgen versehen. Sowohl die japanische, als auch die chinesische Regierung haben durch Beauftragte hier große Mengen Verbandsstoffe bestellt. — Glauchau. Der starke Frost der letzte» Tage sowie der Zusammenbruch mehrerer unterirdischer Strecken verursachte in der nächst dem Marktplätze gelegenen Brüderstraße verschiedene Hauptröhrenbrüchc der hiesigen Wasserleitung. Da ans der nach dem Mühlgraben zu gelegenen Seite dieser Straße sich große Doppelkellcr befinden, die eine Tiefe von 50 m und mehr haben und in die sich da« Wasser zunächst »erzog, bemerkte man diese Kalamität nicht sofort. Al« jedoch in den Kellern das Master bi« zu 18 Fuß stieg, im Reservoir der Wasserstand sofort auf 35 em fiel und sich hierbei ein außergewöhnlicher Wasserabfluß von etwa 300 ekm bemerkbar machte, suchte man die Ursache zu ergründen und sand auch nach mühevoller Arbeit die Bruchstellen. Sechs nebeneinander stehende Wohnhäuser haben sich bedeutend ge senkt; die« hat verschiedene VcrbesserungSarbcitcn an den Schleußt», der Ga«- und Wasserleitung und mannigfache Ab änderungen an Thürcn und Rolläden zur Folge. — Glashütte. Am 7. Dezember d. I. vollendet sich ein Zeitraum von fünfzig Jahren, seit die Uhrenindustric in hiesiger Stad« durch Frd. Adolf Lange cingesührt worden ist. Diesen für die Entwicklung unserer Stadt so hochbedcut- samcn Tag will man nicht unbemerkt vorübergehen lassen. E« soll jedoch eine Feier wegen der sich in der Uhrcninduftrie besonder« im Dezember häufenden Arbeit nicht am Gründung«- tage, sondern schon im Monat September stattsinden. Diese Jubelfeier geschieht auf Anregung unsere« Stadtgemeinderathe«, da, nicht allein die Uhrenindustrie für die Entwickelung unsere« städtischen Gemeinwesen» von größter Bedeutung geworden ist, sondern auch der Begründer Lange der Stadt al« Bürger meister längere Zeit vorgestanden hat. Unter dem Vorsitze de« Stadtrath Geßner ist schon seit Monaten ein vierglied riger Ausschuß thätig, welchem die Vorarbeiten zu diesem Feste abgelegen haben. E» soll ein Denkmal sür Adolf Lange beschaffen nnd eine Jubiläum«au«stellung für die Uhrenindu strie und mit derselben verwandte Berufszweige abgehalten werden. Aus v«rgang«ner Zeit — für unsere Zett. 22. Februar. (Nachdruck verboten.) Unter den Männern Frankreich«, die vor 25 Jahren da« StaatSschiff dem Abgrund entgegen steuerten, war der Gras Daru der besonnenste und achtungrwcrtheste Mann. Er war e«, der dem Dialektiker Jule« Favre gegenüber, der in scharfer Weise die Regierung und Monarchie angegriffen hatte, antwortete, „da« Ministerium wolle nach innen und nach außen den Frieden und die Freiheit; der Wunsch aller, auch der Bevölkerung, sei: Reform ohne Revolution, Beauf sichtigung der Regierung, aber, keine Barrikaden und gewalt samen Erschütterungen." Und wa« er weiter sagte am selben Tage, dem 22. Februar 1870, „die politische Bühne ist kein Schauplatz sür Effeklstückc", da» war ebenfalls durchaus richtig, allein e« Iras, wie die späteren Ereignisse bewiesen, sür die französische politische Bühne nicht mehr zu. 23. Februar. Am 23. Februar 1685 ist Georg Friedrich Händel ge boren, der Großmeister de« Oratorium«, nicht nur hochbc- rühmt und tonangebend bei seinen Zeitgenossen, sondern auch heute noch al« einer der größten Meister der Tonkunst aller Zeiten geltend. Zu Halle geboren, spielte Händel im Alter von 7 Jahren bereit« mit großer Fertigkeit Klavier und Orgel, machte viele Kunstreisen u. ward Kapellmeister in Han nover und später Direktor der Londoner Oper, wo er dann nach kurzer Zeit maßgebend sür den musikalischen Geschmack der Hauptstadt und de« Lande« wurde. Die 42 Opern Händel«, die sich zu seiner Zeit einer sehr großen Beliebtheit erfreuten, sind heute kaum noch unserem Geschmacke entsprechend. Dagegen sind und bleiben Händel« Oratorien mit da« Vorzüglichste, Großartigste und Gewaltigste, wa« jemals in dem Genre ge leistet worven. Sein „Alexandcrfest", „Israel in Aegypten", sein „Samson", sein grandioser „Judas Makkabäu«", vor Allem aber sein geradezu herrlicher „Messias", ein Meister werk, das heute noch mit derselben Ursprünglichkeit wirkt, wie vor 200 Jahren, sichern Händel die Unsterblichkeit. 24. Februar. Am 24. Februar 1829 ist Friedrich Spiclhagen, einer der beliebtesten lebenden Dichter und Schriftsteller geboren, seine Romane und Novellen, welche zu den am meisten ge lesenen literarischen Erzeugnissen der Gegenwart gehören, zeichnen sich durch seine psychologische Beobachtung sozialer und politischer Verhältnisse au«. Zu den bekanntesten Werken Spiclhagen« gehören die „Problematischen Naturen", „Ham mer und Amboß", „In Reih und Glied." Auch sein Lust spiel „Liebe für Liebe" erfreute sich großen Beifall« und wird noch viel gegeben. Getrennt und verstoßen. (I». Fortsetzung.) Jack Farr sah da« blasse, fein erzogene Mädchen, welche« ihm und seiner Frau so wenig glich, wie eine Lilie einer Distel, eine Weile an nnd wurde dann verlegen. „Ich weiß, 'S ist Alle« recht," brummte er, „ich kann e« nur nicht sogleich fassen." „Du hast getrunken, Jack." „Ich habe nur so viel getrunken, daß ich mich recht be haglich fühle," versetzte Farr, die Hände in seine Westentasche steckend und sich gegen den Tisch lehnend. „ES ist doch sicher, daß da kein Mißverständnis obwaltet. Alte? Da« ist da« Mädchen?" „Ja; wie ost soll ich Dir da« sagen! Sie will Unter richt geben, oder wa« wahrscheinlicher ist, sie wird einen reichen Mann heirathen, den Erben eine« Titel«, und wir können auf dessen Rechnung leben. Er wird uns eine Summe geben, um uns au« dem Wege zu schaffen, damit wir sein Ansehen nicht beeinträchtigen. O, Jack, e« brechen gute Zeiten für uns herein!" „Ah!" rief eine tiefe und höhnende Stimme an der offenen Thür. Dora wandte sich um und erblickte Felix Warner, der schon einige Minuten unbemerkt dort gestanden und da« sür ihn besonder« interessante Gespräch mit angchört hatte. Vierzehntes Kapitel. Oberst Effingham. Da« Boothau« zu Saltair, welche« schon mehrfach er wähnt wurde, lag am Ende eines kleinen Steinwallcs, welcher voin Fuße der Felsentreppe in da« Wasser der kleinen Bucht sich erstreckte, und bildete zwei Stockwerke, von welchen da« obere von Holz gebaut war und nach allen Seiten geöffnet werden konnte. In diesem von der frischen Seeluft durch wehten Raume hielt sich Lady Barbara, wenn die Hitze aus dem Lande unerträglich wurde, besonder« gern aus; sie lag dann ans dem weichen Divan und lauschte dem Plätschern der Wellen gegen den Steinwall oder da« Felscnufer. Seit dem Lord Champney zu Saltair verweilte und auch eine be sondere Vorliebe sür da» BootShau« gewann, war e« ihr Lieblingsaufenthalt geworden. Am Nachmittage de« Tage«, an welchem Felix Warner zu einem flüchtigen Besuch Dora'« nach London gereist war, lag Lady Barbara halb auSgestrcckt aus dem Divan und schaute durch die thcilweise geöffneten Laden auf die See. Seit jenem Tage, an welchem ihr Lord Champney da« verhängnißvollc Bouquet überreicht, hatte sie ihn nicht wieder gesehen. Gekränkt und verhöhnt, batte sie ihr Zimmer gehütet und war sogar nicht bei den Mahlzeiten erschienen. Ihrer Selbst gefangenschaft endlich müde, war sie zu einem Spaziergang in den Garten gegangen und hatte schließlich auch da« BootS hau« besucht; auch beabsichtigte sie, bei der Mittagstafel zu erscheinen. Die Luft war klar und angenehm, da- Wasser belebt von einer Anzahl Fischerbote und größerer Fahrzeuge, welche Lady Barbara müßig beobachtete, bemüh», unter ihnen da«- jenige Lord Champney « herau»zufinden; denn sie wußte, daß er vor einer Sttmdc in der kleinen Dacht fortgesahren war. „Er wird nach Cromer gefahren sein," dachte sie. „Er hat gewiß Langeweile, nun Felix Warner abgereist ist. Willard Ame« und ich haben dem armen Felix doch Unrecht gethan, indem wir ihn für meinen hinterlistigsten Feind hielten. Da ist die gewöhnliche Weise, wie Menschen beurthcilt werden: die aufrichtige Freundschaft weisen wir von uns und pflegen der scheinbaren; den wirklichen Diamanten werfen wir weg und greifen nach dem unechten. Sidney kennt seinen Cousin doch am besten."
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