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Bekanntmachung. Der am I. Februar dss. Js. fällig gewesene 1. Grundsteuertermtn ist nun mehr bei Vermeidung der Zwangsvollstreckung unverzüglich anher zu entrichten. Eibenstock, am 18. Februar 1895. Der Rath der Stadt. 1»^ Körner. Anmeldung zum Anschluß an die Stadt-Fernsprecheinrichtung. Neue Anschlüsse an die Stadt-Fernsprecheinrichtung in Eibenstock sind, wenn die Ausführung in dem im Atonal April beginnenden ersten Bauabschnitt des Rechnungsjahres 1895,96 gewünscht wird, spätestens bis zum 1. März bei dem Kaiserlichen Postamtc in Eibenstock anzumelden. Später eingehende Anmeldungen können erst im nächstfolgenden, am 1. Sep tember beginnenden Bauabschnitt berücksichtigt werden. Einer Erneuerung der bereits vorgemerkten Anmeldungen bedarf eS nicht. Leipzig, 9. Februar 1895. Der Kaiserliche Oder-Postdirector, Heheimc Äber-Hkoflrath Mittwoch, den 2V. Februar 1895, Nachmittag 2 Uhr soll im Börne rächen Gasthose in Carlsfeld ein daselbst eingestellter einspänniger halbverdeckter Kutschwagen gegen Baarzahlung versteigert werden. Eibenstock, am 13. Februar 1895. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Liebmann. Tagesgeschichte. — Deutschland. Berlin, 13.Febr. Der Reichstag hat in seiner heutigen Ätzung den von den Elsässern, den Sozial demokraten u. dem Zentrum verfochtenen Antrag auf Aufheb ung des sogenannten Diktaturparagraphcn gegen die Stimmen der Konservativen u. Natiouallibcralen angenommen. Irgend welche Bedeutung wird dieser Abstimmung nicht beizu messen sein. Von dem Diktaturparagraphcn wissen neun Zehntel der Bevölkerung in Elsaß Lothringen überhaupt nichts und unter deni letzten Zehntel befinden sich wesentlich diejenigen Persönlichkeiten, denen die in deni Parapraphen an den Statt halter verliehenen Vollmachten begreiflicher Weise recht un bequem sind: die agitirenden Protestler, der hetzende Klerus und die der Unterstützung beider sich ersreucnden Sozial demokraten. Daß diese drei Verbündeten und ihre in Frank reich befindlichen Helfershelfer die Agitation jetzt mit geringerem Erfolg betreiben, ist zum wesentlichen Theil eben jenem Para graphen zu danken, der, wenn er nicht bestände, sofort cin- gesllhrt werden niüßte, und der daher, allein schon durch seine Existenz, dem Lande wie dem Reiche und seinem Frieden ganz ausgezeichnete Dienste geleistet hat. Alls diesem Grunde soll und wird er erhalten bleiben. — Es liegt dafür aber auch noch ein anderer wichtiger Grund vor. Besäße der Statt halter diese Vollmachten nicht, so wäre wahrscheinlich schon bei verschiedenen Gelegenheiten die Verhängung des militär ischen Belagerungszustandes unabweislich gewesen, gerade so wie s. Z. die Einführung des PaßzwangcS verhütete, daß die Ucberwachung bcS Grcnzverkehrs mit Frankreich die Sache militärischer Vorposten wurde. Im Falle de« Belagerungs zustandes würde aber die Verantwortlichkeit für die innere und äußere Ordnung und Sicherheit auf die in Elsaß- Lothringcn kommandircnden Generale bczw. aus die Gouver neure von Metz und Straßburg übergehen und die berufs mäßigen Gegner des Diktaturparagraphen dürften dabei voraussichtlich ein recht schlechtes Geschäft machen; schon au« dem Grunde, ivcil mit Eintritt des Belagerungszustandes und der Herrschaft der Militärgewalt die Institution der Statthalterschaft nur schwer aufrecht zu erhalten sein dürfte. Da« sollten sich namentlich auch diejenigen Elsaß-Lothringer überlegen, die bei sonst gut deutscher Gesinnung es für eine dekorative Anstandspflicht halten, sür die Aufhebung de« Diktaturparagraphcn zu stimmen. Er ist jedenfalls bei weiten, annehmbarer als da«, was im gegebenen Falle an seine Stelle treten würde. — Im Anschluß an die Nachricht, daß Oesterreich-Un garn bei der Eröffnung des Nord-Ostseckanals durch zwei Schiffe seiner Kriegsflotte mit dem Erzherzog Stephan an Bord vertreten sein wird, erfährt der „Hamb. Korr." noch weiter, daß Einladungen an alle großen see fahrenden Nationen ergehen werden, dem denkwürdigen Er eignisse, da« voraussichtlich im Monat Juli stattfinden wird, bcizuwohnen. So wird sich eine stattliche Flotte, Schiffe der Marinen der Mächte Europa« und Amerikas, im Hafen von Kiel versammeln. Nach der feierlichen Eröffnung des Kanals soll der Kaiser, da eine gemeinsame Durchfahrt sür die in Kiel vereinigten Kriegsschiffe schon aus zeitlichen und tech nischen Gründen nicht thunlich ist, die Absicht haben, mit seinen Gästen auf der „Hohenzollern" und dem „Kaiseradler" den Kanal zu durchfahren und bei Brunsbüttel in die Elbe einzulausen. — Türkei. In der Türkei scheint Manches nicht ganz in Ordnung zu sein. Es ist nur schwer zu ergründen, was c« eigentlich ist. Den ersten Anstoß zu dieser Verniuthung gab die Meldung von der Einziehung der türkischen Reserven. Diese Meldung wird zwar von der „Polit. Korr." offiziös al« gänzlich unbegründet erklärt, hierdurch aber natürlich nicht au« der Welt geschafft, um so mehr, al« sie durch neuerliche Meldungen fortwährend Nahrung erhält. So haben einer Konstantinopeler Drahtmeldung der „Daily News" zufolge die Botschafter der Großmächte eine Sitzung zur Erörterung der gegenwärtigen Unsicherheit in den Straßen von Pera und Stambul gehalten. Es sei be schlossen worden, der Pforte aufzugcbcn, wirksame Maßregeln zum besseren Schutz sür Leben und Eigenthum zu ergreifen. Seit Kurzem ließen sich türkische Soldaten häufig ungc- ziemenre Angriffe gegen Frauen zu Schulden kommen, infolge dessen jetzt die Straßen nach Einbruch der Dunkelheit säst verödet seien. — Nach über Wien vorliegenden Konstantino peler Meldungen aus armenischen Quellen sollen sich im Distrikt Harzan ähnliche Vorgänge wie seiner Zeit in Sassun ereignet haben. Es verlautet, gegen 50 Dörfer seien nieder gebrannt oder in sonstiger Weise zerstört worden. — Vom ostasiatischen Kriegsschauplatz. Aus Weihaiwei meldet ein Telegramm der „Central News of Germanh" vom 13. Februar Nacht«: Admiral Ting hat sich heute den Japanern ergeben. Letztere hatten seit Sonntag wiederum die verbleibenden chinesischen Schiffe und Forts heftig bombardirt. Die Chinesen waren genöthigt, seit Sonn tag mit ihrem Schießbedars sparsam umzugehen, und ihr Feuer war ohne Wirkung. Während de« heutigen Bombarde ment« der japanischen Schiffe sah man plötzlich eine weiße Flagge aus dem nächsten chinesischen Kanonenboot aufgchißl. Die anderen chinesischen Schiffe hißten ebenfalls weiße Flaggen. Sofort gab Adiniral Ito das Signal, da« Feuer cinzustellen. Hierauf dampfte das chinesische Kanonenboot, welche« zuerst die weiße Flagge gebißt hatte, langsam auf die japanische Flotte zu und ließ ein Boot herab, mittels dessen sich ein chinesischer SlaabSoffizicr an Bord de« japanischen Flaggen schiffes begab, um ein Schreiben des Admiral Ting zu über bringen, in welchem Letzterer sich bereit erklärt, den Japanern die Schiffe der himmlichen Flotte mit allen Waffen und Schießbedars zu übergeben, unter der Bedingung, daß Admiral Ito sich verpflichtet, für da« Leben der chinesischen Soldaten, Matrosen und der europäischen Offiziere zu bürgen. Admiral Ito hat die Bedingung angenommen. Die Besitzergreifung der chinesischen Flotte feiten« der Japaner geht jetzt vor sich. Die chinesischen Offiziere und Mannschaften werden bei der Landung mit militärischen Ehren empfangen werden. Einige Forts aus der Insel Liukungtau halten noch Stand. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. E« ist gewiß sür viele unserer Leser von Interesse, einmal eine Zusammenstellung der Zahlen zu sehen, die bezeugen, welche Leistung infolge der socialen Gesetzgebung nöthig war. 1) die Unfallversicherung betreffend. An Ent- schädig ungcn sind gewährt wordcn: im Jahre 1886: 1,915,366 Mark . „ 1887: 5,923,930 „ „ „ 1888: 9,681,447 „ „ „ 1889: 14,464,203 . ' „ „ 1890: 20,315,319 „ „ . 1891: 26,426,377 „ „ „ 1892 : 32,340,177 „ . „ 1893 : 38,160,770 „ d. i. in Summa in den 8 Jahren >886 bi« >893 1 49 Mill. 230,589 M. oder im Durchschnitt pro Jahr 18,653,824 M. Hierzu kommen aber noch die Verwaltungsausgaben und die Ansammlung de« Reservefonds. Sie sind zu schätzen auf etwa 108 Millionen M. oder im Durckffchnitt pro Jahr 13,500,000 M. ES hat also die Unfallversicherung den Un ternehmern, den Arbeitgebern in den 8 Jahren 1886,93 un gefähr 257 Mill. M., d. i. pro Jahr ungefähr (I) 32 Mill. Mark gekoste«. Die Arbeiter haben hierzu nicht« beizutragen gehabt. 2) die Krankenversichcrung betr. Die Einnahmen hierbei haben betragen: im Jahre 1888: 91,914,433 Mark „ „ 1889: 102,529,830 „ „ „ 1890: I I4.588M5 „ „ „ 1891: >20,031,968 „ „ „ 1892: 124,283,140 „ „ „ 1893: 128,000,000 „schätzungsweise d. i. in Summa in den 6 Jahren 1888 bis >893 ungefähr 68 l Mill. M., oder im Durchschnitt pro Jahr ungefähr 147 Mill. M. Davon zahlen die Arbeitgeber ein Drittel, da« sind im Durchschnitt pro Jahr (II) 49 Mill. M. Daß die Arbeitgeber oft mehr als da« gesetzliche Drittel zahlen, sei nur nebenher bemerkt. 3) die Invalidität«- und Altersversicherung betreffend. Die Anträge beliefen sich in den 3 Jahren >891 bis 1893 auf 254 Mill. M., d. i. pro Jahr unges. 85 Mill. Mark. Hiervon zahlen die Arbeitgeber die Hälfte, d. i. (III) ungefähr 42 Mill. Mark. Zuweilen zahlen sie aber auch hierbei mehr al« die gesetzliche Hälfte. Hiernach zahlen die Arbeitgeber im Deutschen Reiche zur Zeit alljährlich ungefähr 123 Millionen Mark wegen der socialen Gesetzgebung. Und da« nennen lügnerische Men schen: „das Bischen Socialreform." — Schönheide. Donnerstag hatte der in Schönheider- hammer früh 10 Uhr 30 Min. fällige Personenzug eine Ver spätung von 40 Min. Ein Wagen de« daselbst gegen 9 Uhr fälligen Güterzugc« hatte infolge de« Froste« zwischen Ham- merbrück und Jägcrsgrün einen Radrcifcnbruch erlitten. Da durch konnte der Zug nur langsam nach der Station Jägers grün fahren. — Leipzig, 13. Februar. Mit immer größerer Deut lichkeit tritt e« zutage, daß da« gestern hier aus den Geld briefträger Breitfeld verübte Attentat mit größtem Raffinement vorbereitet war und daß der verruchte Plan nur an der energischen Gegenwehr Dessen gescheitert ist, der als da« Opfer auSersehcn war. Ahnungslos gab der brave Bote Stephan«, der im Jahre >843 in Ehrenfriedersdorf i. S. geboren wurde, den an „Julius Ackermann, DrcSdncrstraße 20, III., bei Wechsler" gericdtet gewesenen angeblichen Geld brief, der aber nur Papierschnitzcl enthielt, an seine Adresse ab. Ein junger Bursche bat den Beamten, näherzutreten. Kaum hatte er dieser Aufforderung Folge geleistet, al« er auch schon angcfallen, gewürgt und zwischen beiden Beiten zu Boden geworfen wurde. Gleichzeitig versuchte der Angreifer, dem Briefträger ein als Knebel geknüpftes Taschentuch in den Mund zu pressen. Dabei hat der Briefträger den einen Räuber in die Finger gebissen, denn der Knebel war von Blut durchtränkt. Während de» Ringens wurde dem Aermstcn ein Strick um den Hal« gezogen, worauf der andere Complice rief: „Zieh' zu, sonst sind wir verloren!" Schließlich gelang es dem Briefträger, sich zu befreien, an das Fenster zu eilen und um Hülfe zu rufen. Hierauf ließen die Angreifer von ihrem Opfer ab und schlossen den BcbauernSwerthen ein — wenigsten« fanden die Herbeigeeilten die Thüre verschlossen. ES steht nunmehr fest, daß die Thäter der Handarbeiter Albert Otto Werner und der Kellner Karl Wilhelm Hermann Schmidt, Beide 1875 in Leipzig geboren, sind. Der Erstge nannte ist der Sohn der Inhaberin de« Logis DreSdnerstraßc 20 („Pantheon"). Dorthin hatten die Räuber auch den betr. Brief adressirt und zwar an „Herrn Julius Ackermann, bei Wechsler." Nun wohnt allerdings ein Mechaniker Wechsler al« Gartzon bei Frau Werner, nicht aber Jemand -Namen« Ackermann. Die beiden Räuber wußten die Zeit, wann der Gclobriefträgcr kommen mußte; sic waren um diese Zeit ganz allein in dem Logis, denn Frau Werner hat die Bedienung des am Rabenstein-Platz gelegenen Abort« zu besorgen und Wechsler war, wie immer um diese Zeit, an seiner Arbeitsstelle. — Leipzig, 14. Febr. Wie dem „Leipz. Tagebl." ge meldet wird, besteht die Absicht, dem Fürsten Bismarck an läßlich seine« bevorstehenden 80. Geburtstage« da« Ehren bürgerrecht aller sächsischen Städte bis über 10,000 Einwohner zu verleihen. Eine Besprechung von Vertretern der in Frage kommenden Städte hat soeben in Dresden stattgefunden. — Chemnitz, 13. Februar. Eine in der Zwickauer vorstadt wohnhafte LogiShälterin vernahm heute Morgen in der achten Stunde au« der separaten, an einen 20 Jahre alten Kopisten vermietheten Stube Wimmern und Schmerzens schreie. Da die Frau auch die Thür von innen verschlossen sand, ahnte sic Unheilvolles und erstattete sofort auf der nächsten Polizeiwache Anzeige. Nachdem die Thür durch einen Schlosser geöffnet worden war, sand man den jungen Mann nebst einer 22 Jahre alten ledigen Fabrikarbeiterin aus Mittweida, au« mehreren Stichwunden in der Brust blutend, aber noch lebend, vor. Offenbar haben Beide gemeinschaftlich in den Tod gehen wollen. Vermuthlich hat der junge Mann erst dem Mädchen, dann sich selbst mit einem scharfen Taschen messer die Stiche in die Brust bcigebracht. Der Mann hat außerdem noch, seiner Aeußcrung nach, eine Quantität Phos phorlösung zu sich genommen, worauf ein Ucberrest in einem Trinkgcfäß hindeutctc. Beide Schwerverletzte, von denen da« Mädchen bewußtlos war, wurden in das Krankenhau« gebracht. — Reichenbach, 12. Februar. Die in der Nacht zu gestern aufgetretene außerordentliche Kälte hat in der hiesigen Gasanstalt zu einer Betriebsstörung geführt, infolge deren die Abgabe von Gas an das gesammte Röhrennetz gestern Abend '/,8 Uhr eingestellt werden mußte. Der un erwartete Zwischenfall zieht selbstredend die weitesten Kreise in Mitleidenschaft und hat im privaten, wie im gewerblichen Leben eine Menge anderer Störungen im Gefolge; u. A. konnte das hiesige „Tageblatt" heute nur in zweiseitiger Aus gabe erscheinen. Seit heute Abend ist die Gasanstalt wieder betriebsfähig. — Wir wollen darauf aufmerksam machen, daß in Zeiten andauernden Frostes die Vögel noch mehr unter Wasser mangel als unter Futtermangel zu leiden haben. Um den Magen zur Noch zu füllen, finden sie immer noch Knospen an Bäumen und Sträuchern. Die Vögel, die man bei strenger Kälte todt findet, sind zumeist vor Durst verschmachtet. — Ist die Kälte in Sachsen jemals so tief gesunken, daß das Quecksilber gefroren ist? Wir glauben es kaum, wenigstens liegt darüber keine Angabe vor, obgleich e« an Mittheilungen über hohe Kälte, gerade in früheren Jahren, die sich durch strenge Winter auSzeichneten, nicht fehlt. 1785 zeigte da« Thermometer in Adorf wievcrholt 30 Grad Reaumur; 1776, am 28. Januar, wurden 26'/, Grad beobachtet. Da« Quecksilber gefriert aber erst bei 32 Grad Kälte nach Röaumur oder 40 Grad nach Celsius, der bekanntlich den Zwischraum auf dem Thermometer zwischen dem Gefrierpunkt und dem Siedepunkt des Wassers in 100 gleiche Theile oder Grade eintheilte, während Rüaumur au« demselben Zwischenräume nur 80 Grad macht. 40 Grad Celsius oder 32 Grad Rvaumur sind aber in Sachsen noch nie zur wissenschaftlichen Beobachtung gelangt. Seit wir in Sachsen meteorologische Stationen haben, wa« seit 1863 der Fall ist, hat man die größte Kälte einmal in Bad-Elster mit 34 Grad Celsius beobachtet. Im heurigen Winter ist Carlsfeld, da« eine« Morgens 30 Grad hatte, bi« jetzt noch von keinem anderen Orte überboten wordcn. UcbrigenS ist der tiefste Stand des Thermometer«, der sonst gewöhnlich gegen Sonnenaufgang eiuzutreten pflegt, diesen Winter oft erst Vormittags gegen 10 Uhr und noch später zu beobachten gewesen. Aus vergangener Zeit — für unsere Zeit. 15. Februar. (Nachdruck verboten.) Am 15. Februar 1870, nachdem der deutsch gesinnte und zum Anschluß an Preußen geneigte bayrische Minister präsident Fürst Hohenloye feine Entlassung erhalten, trat an seine Stelle und an die Spitze der Geschäfte der bayrische Gesandte in Wien Graf Bray-Steinburg. Der Sturz de« Fürsten Hohenlohe geschah unter eigenlhümlichen Umständen. Bei den Wahlen hatte die ihm feindlich gesinnte Patrioten- Partei ebenso viele Sitze errungen, wie die liberale Partei; bei der Normirung de« Präsidenten der Kammer standen sich 71 gegen 71 Stimmen gegenüber und dasselbe Ergcbniß wieder holte sich sieben Mal hintereinander. Da blieb nicht« andere- übrig, al« die Auflösung der eben erst gewählten Kammer und bei den Neuwahlen errang die Patrioten-Partei da» Ucbergcwicht und Fürst Hohenlohe wurde gestürzt. Damal ahnte man auch in Bayern nicht, wie noch im selben Jahre alle kleinlichen Differenzen in Deutschland durch da» Schwert, gemeinsam gezogen gegen den Erbfeind, wegfallen sollten, wie nahe man der deutschen Einheit sei. 16. Februar. Am 16. Februar 1826 ist der berühmte deutsche Dichter Joseph Victor von Scheffel geboren, der berühmte Verfasser de« „Ekkehard", de« „Trompeter von Säkkingen", ferner von „Frau Avciitiurc", von „GandeamuS" und der „Bergpsalmen". Sämmtliche Dichtungen des Poeten von Gotte« Gnaden sind voll deutscher Innigkeit und warmen Gemüthe«; sie gehören mit zu dem Besten, wa« jemals in deutscher Dichtung ge leistet worden und haben bleibenden Werth. Die Werke des Dichters sind in sehr vielen Auflagen erschienen und werden beständig nicht nur gekauft, sondern auch gelesen. 17. Februar. Am 17. Februar 1856 starb der deutsche Dichter Hein-