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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 07.02.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189502070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950207
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-02
- Tag 1895-02-07
-
Monat
1895-02
-
Jahr
1895
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»ich« nur innerhalb des Rcich»gebiet« bereit- seit längerer Zeit in Bayern und Elsaß-Lothringen besteht und vor Kurzem im Königreich Sachsen eingesührt ist, sondern auch in den übrigen Staaten die Regel zu sein scheint. Die Einführung der periodischen Nachaichung sei da« einzige Mittel, um cinerseit« den Mcngenbestimmungcn im Verkehr die nöthigc Sicherheit zu verleihen und andererseits Vexationen und Schädigungen des Publikum« ein Ende zu bereiten. Die Kosten, die den Gewerbetreibenden durch Einführung der obligatorischen Nachaichung erwachsen würden, werden nicht erheblich sein. — Am I. April treten, wie bekannt, die Bestimmungen über die Sonntagsruhe für die Industrie und das Handwerk in Kraft. Nach diesen Vorschriften dürfen in Bergwerken, Salinen, Aufbcreitungsanstalten, Brüchen und Gruben, in Hüttenwerken, Fabriken und Werkstätten, auf Zimmcrplätzcn und anderen Bauhöfen, in Werften und Ziege leien, sowie bei Bauten aller Ar« Arbeiter an Sonn- und Festtagen nicht mehr beschäftigt werden. Die Sonntagsruhe beträgt mindesten« 24 Stunden, bei zwei auseinander folgen den Sonn- und Festtagen 36 Stunde», für da» Weihnacht«, Oster- und Pfingstfest 48 Stunden. Die Ruhezeit rechnet von 12 Uhr 'Nachts und muß bei zwei auseinander folgenden Sonn- und Festtagen bi« 6 Uhr Abends de« zweiten Tages dauern. In Betrieben mit regelmäßiger Tag- und Nacht schicht kann die Ruhezeit frühesten« nm 6 Uhr Abend« de« vorhergehenden Werktage«, spätesten« um 6 Uhr Morgen de« Sonn- oder Festtage« beginnen, wenn für die auf den Beginn der Ruhezeit folgenden 24 Stunden der Betrieb ruht. Von diesen grundlegende» Bestimmungen kann gemäß 8 lobst der Gewerbeordnung der Bundesrath Ausnahmen zulassen, und zwar: l) für Betriebe, in denen Arbeiten Vor kommen, welche ihrer Natur nach eine Unterbrechung oder einen Aufschub nicht gestalten, und 2) für Betriebe, welche ihrer Natur nach auf Jahreszeiten beschränkt sind, oder welche in gewissen Zeiten de« Jahres zu einer außergewöhnlich ver stärkten Thätigkeit genöthigt sind. — Die diesbezüglichen Be schlüsse des BundeSraths werden seht vcrösscntlicht. Sie bc- tressen gewisse Verrichtungen namentlich im Bergbau und im Hüttenbetricb, in der chemischen Industrie, in der Papier sabrikation und im Braugewerbe. Zu den Gewerben, welche in gewisse» Jahreszeiten eine außergewöhnliche Thätigkeit entfalten und bei denen deshalb Ausnahmen zugclassen sind, gehören nur die Chocoladcn-, Zuckcrwaarcn-, BiSquit- und Honigkuchen-Fabrikation sau 6 Sonntagen kann gearbeitet werden), die Ipielwaaren-Fabrikation (an 6 Sonntagen bi« >2 Uhr Mittag«), ebenso die Schneiderei, die handwerks mäßige Schuhmacherei, die Putzmachcrei, die Kürschnerei und die Strohhut-Fabrikation. — Berlin. Ein ernste« Nachspiel hat die Schieß angelegenheit in Tegel gehabt, bei der der Arbeiter Friedrich Müller von dem Garde-Füsilier Wellniak erschossen wurde. Da« Geschoß war zwischen Hal« und Schädel ein gedrungen und an der 'Nasenspitze wieder hcrauSgckoinmen. Müller ist noch etwa >00 Meter weit gelaufen und dann zusammcngcbrochcn. Der Füsilier ist auf freiem Fuße ge blieben. Dieser Vorfall hat nun zu weiteren Ausschreitungen gegen da« Militär geführt. Al« am Donnerstag ein von einem Unteroffizier geführte« Kommando de« Gardc-Füsilier- Rcgiments die Wache am Pulverschuppcn ablöscn wollte, fuhr ein Müllkulschcr, dessen Persönlichkeit nicht fcstgcstellt worden ist, absichtlich im Trabe an den Schicßständen der Jungfern haide in da« Kommando hinein. Die dadurch gefährdete Mannschaft wurde darüber so erregt, daß sie den Kutscher dasür züchtigte. Da« Gewehr eine« Soldaten ist dabei zer brochen. Bei Weitem ernster ist ein Vorgang, der sich in der Nacht zum Freitag in der Umgebung de« Pulverschuppcn« abspielte. AIS der Offizier der Ronde die Wache kontrolircn wollte, wurde er auf dem Wege dorthin von vier zweifelhaften Gestalten, die Stöcke bei sich führten, hart bedrängt. Es ge lang ihm, die Wache zu erreichen und diese unter Gewehr treten zu lassen. Die Nacht hindurch hat nicht blo« der Posten, sondern die gcsammle Wachtmannschast ihre Gewehre geladen gehalten. In Folge diese« Vorkommnisse« ist am Freitag Mittag besohlen, daß die Wache an dem Pulvcrschnppcn vorläufig aus vierzig Mann verstärkt werden soll, und daß an jeden dorthin kommandirten Soldaten 16 schärft Patronen verausgabt werden. Diese Bestimmung ist schon am gestrigen Mittag in Kraft getreten. — Die vorbezeichneten vier Per sonen sind aus Anordnung de« Offizier« durch abgcschicktc Patrouillen verfolgt worden, aber nicht mehr auszusinden ge wesen. Bezüglich der Absicht de« erschossenen Friedrich Müller hat sich noch nicht« Bestimmte« feststcUcn lassen. Man hält eben die Möglichkeit nicht für ausgeschlossen, daß er eine Explosion de« Schuppens herbeisührcn wollte. — Bei der gegenwärtigen Besetzung der Wache und bei der scharfen Handhabung de« militärischen Dienste« ist e« nicht gerathcn, die Umgebung de« Pulverschuppcn« und der Wache aufzusuchen. — Au« Frankreich kommt die Nachricht von einem großen Grubenunglück. Man meldet darüber aus Mont- ccau-les-Mine«, 4. Februar. Heute früh fand in den Gruben von Saint Eugenik eine Explosion schlagender Wetter statt. Bi« st Uhr morgens waren 30 Leichname zu Tage befördert worden. Die Zahl der bei der Explosion um das Leben Gekommenen ist noch nicht bekannt. — Sofort bei Beginn de« Brande«, wurden die AbsperruugSarbcitcn in Angriff genommen, al« heute früh 6'/^ Uhr hinter den Ab- sperrungSdämmcn eine furchtbare Explosion erfolgte, welche die Dämme zerstörte und die dort beschäftigten Arbeiter in Stücke riß. Die RettungSarbciten wurden sofort in Angriff genommen. 60 Personen wurden getödtet, nur 2 gerettet, da der Erdsturz die Rettungsarbeiten verzögerte. Während der ganzen 'Nacht umlagerten Tausende von Personen den Schacht. — Frauen und Kinder rufen schreiend in großer Anzahl nach ihren Angehörigen. Die an'» Tageslicht be förderten Leichen waren vollständig verkohlt. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Nächsten Freitag, den 8. Februar u. o. findet im Kausmänn. Verein der I V. Vortrag im Abonnement in Gestalt eine« Familien-Abend« statt, welcher auch einmal dem Humor gewidmet ist. Der Redner, Herr Joses Feller au« Chemnitz, Vorsitzender de« dortigen K. V., ist ein in engeren und weiteren Kreisen sehr gut bekannter Humorist, geborener Baier, seit langen Jahren in Sachsen wohnhaft, und wird an der Hand eine« bairischen Bauernkalender« die Sitten und Gebräuche unserer süddeutschen Brüder al« ein getreue« Bild der Volksseele zum Vortrag bringen. Ucber die Art und Weise seine« Vortrage« herrscht nur eine Stimme; z. B. schreibt da« Annabcrger Tageblatt über eine» dort ge haltenen Familien-Abend: .Der Erfolg war der denkbar beste. Da« Publikum wollte sich gar nicht beruhigen lassen; schon während de« Vorträge« selbst brach lauter Beifall au«, um sich regelmäßig am Ende verstärkt zu wiederholen; man wurde nicht müde, dem Vortragenden zuzuhören, und — wäre nicht die Zeit allzusehr vorgeschritten gewesen, noch gerne wäre inan länger dem gemächlichen und witzigen Redner gefolgt. Nicht nur humoristische Saiten, auch crusterc „voll Gemüth" wurden berührt; — alle sprachen gleich an!" — Zur weiteren Be lebung de« Abend« werden auch einige Gesangsstücke, thcil- weise humoristischen Inhalte«, zum Vortrag kommen, so daß Alle« in Allem dieser erste humoristische Familien-Abend in doppelter Beziehung interessant zu werden verspricht. — Dresden. Ein cigenthümlicher Vorgang ist seit einiger Zeit in einer hiesigen Bürgersamilic beobachtet worden. Man fand in den Brodcn, die aus den Tisch kamen, öfter« Stecknadeln und zwar kamen dieselben zum Vorschein, wenn das betreffende Brot schon zum Thcil ausgebraucht war. In einem Falle wurden gleich drei 'Nadeln auf ein Mal vorgefunden. Man vcrmuthete zunächst, daß die 'Nadeln in der Bäckerei, an« welcher die Brode stammten, in den Teig gekommen sein könnten, und bezog da« Brod au« einer ganz anderen Fabrik, allein jene Fälle kamen immer wieder vor. Schließlich richtete sich der Verdacht gegen das dort bedienstete Mädchen, obschon auch diesem gegenüber kein plau sibler Grund zu einem so schändlichen Gebühren gesunden werden konnte. Die Sache ist zur Zeit immer noch nicht aufgeklärt. — Leipzig. In Leipzig geht man jetzt, um kleineren Handwerkern und Arbeitern ein eigene», gesunde« Heim zu verschaffen und gleichzeitig dem heutigen Bauschwindel zu steuern, mit dem Plane um, einen Spar- und Bau verein für Leipzig nach dem Muster von Hannover und Hamburg zu begründen. Wie segensreich solche ans der Grundlage der beschränkten Haftpflicht begründete Vereine wirken, zeigt bei spielsweise der Verein in Hannover. Bei der'Gründung im Jahre 1886 zählte er 282 Mitglieder, heute 2261 und ver fügt jetzt über 28 Häuser mit 22st Wohnungen. Die Einzel wohnungen, deren Micthprei« jährlich >20—160 M. beträgt, bestehen au« Stube, Kammer und Küche, bez. au« Stube, zwei Kammern und Küche. Die Häuser können von den Mitgliedern gegen geringe Ratenzahlungen später zu Eigcuthum erworben werden. Man hofft, daß die sächsische Alter«- und Jnvalidcn- vcrsicherungS-Anstalt ebenso, wie c« in Hannover geschehen, einen Thcil der Betriebsmittel gegen geringe Zinsen gewähren wird. — Chemnitz. Die hiesigen städtischen Kollegien haben zur Anlage eine« Spielplatzes im Zeisigwalde 6430 Mk. bewilligt und damit einen schon lange gehegten Wunsch vieler Naturfreunde erfüllt. Der Platz wird auch mit einer Unter kunftshalle versehen. — Der Schulausschuß in Chemnitz hat beschlossen, eine Vcrtheilung von Zuckerdüten in der Schule und durch die Lehrer für die Zukunft zu verbieten. — Mylau. Die fiskalische Straße vou Mylau nach Reichenbach war Sonnabend Abend gegen 7 Uhr der Schau platz einer aufregenden Szene. Um diese Zeit passirten zwei Schlitten die Straße nach Reichenbach; in unmittelbarer Nähe der Spinnmühle angelangt, sprang ein ans dem ersten Schlitten stehender Mann, welcher die Fahrt al« ungeladener Gast mitmachte, plötzlich ab. Hierbei fiel ein Faß herab, wodurch die Pferde des folgenden Schlitten« scheu wurden und auf den erste» Schlitten mit Wucht auffuhren. Durch diese» Anprall wurden auch die Pferde de« ersten Schlitten« erschreckt, und so sausten beide Gefährte binnen kurzer Zeit die Böschung der Chaussee hinab. Leider hat der Besitzer de« einen Schlitten« den Verlust eine« Pferde« zu beklagen. Dasselbe hatte ein Bein gebrochen und mußte kurz daraus getödtet werden. Der abgesprungene Mann lag aber wie besinnungslos da, so daß man glaubte, c« mit einem Tobten oder doch sehr schwer Verletzten zu thun zu haben, und man wollte ihn schon mittel« Siechkorbes nach Mylau schaffen lassen. Da kam zufällig eine Gerichtspcrson au« Reichenbach dazu, welcher in dem sich scheintodt Stellenden einen bekannten arbeitsscheuen Menschen entdeckte. Als dieser sich nun erkannt sah, ergriff er schleunigst die Flucht, wurde aber von der in zwischen von Mylau herbeigekommcnen Polizei ergriffen und dem König!. Amtsgerichte Reichenbach zugcführt. — Elterlein. Der Flcischermeistcr Hentschel hier, dem angeblich durch Einbruch 6000 Mk. gestohlen wurden und der kurz darauf über sein Vermögen den Konkurs an meldete, ist vom Amtsgericht Scheibenberg in Untersuchungs haft genommen worden. — Mulde. Al« der am Sonnabend Abend in Mulden berg 8 Uhr 8 Min. eintreffende Personenzug die hiesige Flur passirte, fuhr derselbe in ein ganze« Rudel Hochwild hinein, wobei zwei Stück Muttcrwild sofort getödtet wurden. Der eine Hirsch lag am Platze neben dem Geleise, der andere war etwa 1100 Meter weit von der Maschine sortgcschleppt worden. — Au« Adorf i. V. wird unter dem 4. Februar ge meldet: Seit 6 Uhr Abend« brennt da« hiesige Rathhau«. Man vermuthct Fahrlässigkeit. 1. Ziehung 2. Kk-sse 127. Königs. Sachs. Landes-Latten,, gezogen am 4. Februar I8stb. 30,000 Mar» auf Nr. >21. 20,000 Mar» auf Nr. 70758. 15,000 Mar» auf Nr. 24730. ttt.ooo Mar» aus Nr. 55324. 5000 Mark auf Nr. 103« 21 -.04 22772 42071 28253. 3000 Mark aus Nr. 17587 22354 88417 75478 77135 81781. 1000 Mark aus Nr. 18011 81347 87582 30810 51315 78305 70134 8158» 2452 8017 87315 32728 48758 50148 8480». 500 Mar» aus Nr. 278 3874 4875 7458 0713 15524 15833 17881 31537 38018 41228 42424 43821 43454 44813 48881 47578 47250 40004 40800 40357 52375 52083 58810 8lO8O 83487 84845 87580 71541 72715 82150 88354 80385 03035 04072 08328 00151. 300 Mar» auf Nr. 502 4017 0374 0873 13523 14882 15880 18408 18850 24170 25454 30373 32751 33118 34548 S718I 37773 38210 40783 43853 45731 48871 40080 40172 53087 54842 54580 55110 58580 58800 58804 80205 84820 85732 85000 87118 80505 70840 72052 73754 73131 73708 78838 78200 77080 78078 80582 82050 83010 85374 88rI8 87100 02422 02155 02377 04008 0570« 08834 07514. 2. Ziehung, gezogen am 6. Februar 1895. 40,000 Mark aus Nr. I7II0. zooo Marl aus Nr. 15783 22280 83005 08331. 1000 Mar» aus Nr. 2770 5473 2700« 45«78 87020 75805 «3180 78050 80844 08333. 500 Mark aus Nr. 0305 14401 23344 37180 37701 38008 4488« 44875 48024 7520« 78884 00702 08004. 30V Mark aus Nr. 5832 5788 «42« 7438 0542 0581 12480 15522 21840 28004 27004 20318 31280 34272 35884 3««73 37803 30477 40800 44837 57740 50358 80727 82850 85237 88237 87423 «8785 71807 72584 72558 75751 77823 83278 87437 80530 050«0 05842 08551 08737 08432. Uns vergangener Zeit — für unser« Zeit. 6. Februar. (Nachdruck verboten.) Den 60. und den 60. Geburtstag feiern am 6. Februar zwei deutsche Dichter, der im Jahre I8ll5 geborene Otto Girndt, der mehrmals im litterarischen Wettbewerb preisge krönt worden und Ernst Eckstein, der beliebte Erzähler und Dichter, der eine sehr vielseitige Gestaltungskraft besitzt. Der erstere hatte mit seinen liebenswürdigen Lustspielen („A 1" und „Und") und seinen kleineren Erzählungen bedeutenden Erfolg und de« letzteren Hauptwerke, wie „ Schach der Königin", der „Sturm von Sevilla", „Venus Urania" sind allgemein bekannt geworden. Einen ungeheueren Erfolg hatte gerade eines seiner weniger bedeutenden Werke, nämlich die tolle Humoreske „Der Besuch im Karzer", die eine Menge von Auflagen erlebt hat. 7. Februar. Am 7. Februar 1807 kam e« zur Schlacht bei Eylau, einer der blutigsten dieses Jahrhundert«. Die Russen und Preußen, geführt von Bennigsen und Leslocg, im Ganzen 70,000 Mann, kämpften gegen die Franzosen unter Napoleon I. mit 96,000 Mann. Zwei Tage dauerte die Schlacht, die aber unentschieden blieb; jedenfalls aber hatte da« Kricgsglück Bonapartes damals bereit« eine Wendung erlitten, die dem Eroberer es rathsam erscheinen ließ, Preuße» eine» nicht ungünstigen Separatfrieden anzubietcn, den jedoch der preußische König mit Rücksicht auf seinen russischen Bundesgenoffen ab lehnte. Die Zahl der bei Eylan Gebliebenen war auf beiden Seiten ungeheuer; denn man kämpfte aus beiden Seiten mit solcher Wuth, daß ganze Bataillone ausgerieben wurden; Ge fangene wurden nur sehr wenige gemacht. Zum Untergang des Schnelldampfers „Elbe". Die Erörterung über den Untergang der „Elbe" richtet sich jetzt in der Hauptsache auf die schon mehrfach behandelte Frage, wie c« gekommen, daß unter den Geretteten so wenig Passagiere und nur eine Frau seien. Die „Pall Mall Gazette", die seit ihrem Besitzer- und RcdaktionSwcchsel kein Deutschland unfreundliches Blatt genannt werden kann, schreibt in einem Leitartikel, der den Titel führt: „Ein Flecken auf dem Schild", nach der „Nat. Ztg." Folgende«: „Ohne irgendwie dem Uriheile des Gericht« vorgreifen und einer Seite Unrecht thun zu wollen, dürfen wir wohl «»deuten, wa« am nothweudigsten der Aufklärung bedarf. Von zwanzig Ucbcrlebendcn sind fünfzehn Mannschaften »nd nur fünf Passagiere, und unter ihnen nur eine Frau. Auf den ersten Blick enthält die« eine Anklage gegen den Kapitän »nd Besatzung. Gan; offen gesprochen: es gehört zu den Pflichten eines Seemannes, im Nothfallc zu ertrinken, während er die Passagiere zu retten sticht. DaS mag nicht formell in den, Kontrakt mit seinem Rheder stehen, aber c« ist die Etikette seine« Berus«. Wäre die „Elbe" ein Groschendampfer voll SonntagSausflüglern gewesen, so würden wir nichts sagen; doch sie gehörte einer der größten atlantischen Linien, sie ging unter, und unter zwanzig Geretteten sind nur fünf Passagiere und nur eine Frau. Die Berichte, daß Matrosen Passagiere bei Seite stießen und au» den Boote» rissen, verweisen wir al« einer erlesenen Besatzung eine« tapferen Volke« völlig unwürdig. ES ist die Pflicht de« Kapitäns, bei solchen Ge legenheiten die Passagiere in der Hand zu behalten, wenn nörhig mit dem Revolver. Wie kann er aber daraus hoffen, wenn die Mannschaft das Beispiel ungezügelten Schrecken« giebt? Der englische Lootse sagte allerdings, e« war nirgend« Verwirrung an Bord. Aber warum daun nur fünf Passa giere? Zugegeben, die Seile der Boote waren festgefroren und die Neigung de« Schiffe« machte die Steuerbord-Boote unbrauchbar, warum wurden dann aber Frauen und Kinder gerade dorthin befohlen? Da« niag ein Versehen de« Kapi tän« gewesen sein, wir können ihn nicht hören. Er wenig sten« folgte dem Wege der Ehre, aber die überlebende Mann schaft wird ihre Idee von Disziplin erklären müssen." Nachdem dann die Aussagen der Besatzung der „Crathie" al« in ihren Widersprüchen völlig unglaubwürdig bezeichnet werden, bringt das Blatt noch eine andere Anschuldigung speziell gegen den 'Norddeutschen Lloyd vor: „Eins aber wissen wir, daß cS die Gewohnheit der Norddeutschen Lloyddampfcr ist, ncbelhornblascnd und raketenseuernd die Nordsee entlang zu rasen (!) und zu erwarten, daß alles ihnen hastig au« dem Wege eilt. Und da» mag vielleicht manche« mit der Kollision zu thun haben." Mit dieser Anklage steht die „Pall Mall Gaz." hier nicht allein. Man konnte sie in diesen Tagen in vielen von einander unabhängigen Blättern finden. Dcutscherseit« wird bekanntlich — und mit größerem Recht — der gleiche Vorwurf gegen die englischen Schiffer erhoben. Vielleicht wäre die Ein führung einer Sccpolizei durch Torpedoboote recht angebracht. Die Direktion de« „Nordd. Lloyd" wird solchen Angriffen gegenüber sicherlich Veranlassung nehmen, die eingehendste Untersuchung zu führen und deren Ergebniß zu veröffentlichen: außerdem ist auch eine gerichtliche Untersuchung zu erwarten. In wie weit der Kapitän der „Elbe" durch zu schnelle« Fahren seine seemännische Pflicht auch verletzt haben mag, in jedem Fall ist durch die Gewissenlosigkeit de« Kapitän« de« englischen Kohlenschiffc» „Crathie", indem c« die erforder liche Hülfe versagte, da« Unglück erst so groß geworden, und ruft der Untergang der „Elbe" auch in der französischen Presse den gleichen, theilwcise noch viel schärfer gefaßten Kommentar über da» infame Verhalten de« englischen Schiff führer« hervor, wie in deutschen Blättern. „Es sei Zeit," nicint „Patrie", „England zu zwingen, seinen Seeleuten die Sitten civilisirter Völker beizubringen." Der englische Kapitän soll sich damit entschuldigt haben, er hätte in einer bestimmten Zeit die Uebersahrt machen müssen und hätte sich deshalb nicht aufhaltcn können, trotzdem er von seinen Leuten auf die Nothsignale der „Elbe" aufmerksam gemacht wurde. Be sonder« scharf giebt der „Pari«" seiner Entrüstung über diese Verletzung der Men schlichkcitSpflichten diese« Engländer« Aul druck. „Nicht da» Vergehen diese« Kapitän« allein," sagt er, „muß an den Pranger gestellt werden, sondern alle gesitteten Nationen niüssen auch bei dieser Gelegenheit gegen die von den Engländern im Allgemeinen auf dem Meere zur Schau getragene 'Nichtachtung der geschriebenen und der moralischen Gesetze energisch protestiren. Einstimmig müsse »erlangt «erden, daß der Kapitän der „Crathie" unbarmherzig bestraft werde,
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