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Als- M WiMt für den Erscheint < ö « I Abonnement wöchentlich drei Mal und IN I l» ll MI ißlllMNlNM mertelj. 1 M. 20 Pf. (incl. ?7'EL"Z: VkjNli vrs ^VUKNMUUAV ILIVlII^VUi sertionspreis: die kleinsp. ten, sowie bei allen Reichs- und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: E. Hannebohn in Eibenstock. - .i 42. Jahrgang. — .H/ AA. Donnerstag, den 7. Februar 18NL. Zwangsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen der verehel, Iluli- »»»»n geb. Fritzsche eingetragene Grundstück, bestehend aus dem Wohnhause Nr. 8l Abth. X des Brandkatasters und dem Flurstücke Nr. 89 des Flurbuchs Abth. -V, Folium 69 des Grundbuchs für Eibenstock, geschätzt auf 6400 M., soll an hiesiger Gerichtsstelle zwangsweise versteigert werden und es ist der 8. Wärz 1895, Vormittag 11 Ayr als Anmeldetermin, ferner der 25. Wärz 1895, Vormittag 10 Mr als Bersteigerurrgsternrin, sowie der 1. April' 1895, Vormittag 9 Mr als Termin zu Verkündung des Vertheilungsplans anberaumt worden Die Realberechtigten werden aufgefordert, die auf dem Grundstücke lastenden Rückstände an wiederkehrenden Leistungen, sowie Kostenforderungen, spätestens im Anmeldeterminc anzumelden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rang verhältnisses kann nach dem Anmeldetermine in der Gerichtsschreiberei des unterzeich neten Amtsgerichts eingesehen werden. Eibenstock, am 5. Februar 1895. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Akt. Friedrich, G.-S. Für den abivesenden Buchbinder VIIIivIi» aus Eibenstock ist der Lokalrichter Herr MiikIIx als Vormund verpflichtet worden. Eibenstock, am 4. Februar 1895. Königliches Amtsgericht. Kautzsch. Staab. Bekaun 1 machnn g. Die Rathsexpeditions-, Stadt- und Sparkassenräume bleiben wegen vorzunehmcn- der Reinigung derselben nächsten Wontag, den 11. Sevruar 1895 geschlossen und cs können an diesem Tage nur die dringlichsten Sachen Erledigung finden. Das Standesamt ist an diesem Tage Vormittags von 9 bis 10 Uhr geöffnet. Eibenstock, am 4. Februar 1895. Der Rath der Stadt. »I». Körner. Graupner. Bckanntmachnn g. Dem Dienstmädchen Aluri« hier ist an stelle ihres am 3. Oktober 1892 vom Gemeindevorstand zu Oberhohndorf ausgestellten, angeblich auf der Reise von Zwickau nach Eibenstock verlorenen Dienstbuches ein neues Dienstbuch ausgestellt worden, ivas zur Verhütung von Mißbrauch hierdurch bekannt gegeben wird. Eibenstock, den 1. Februar 1895. Der Rath der Stadt. I»r. Körner. Änüchtel. Kirche und Schute. Graf Paul von Hoensbroech, dessen Schrift „Ultra montane Leistungen" die „Voss. Ztg." kürzlich würdigte, hat eine neue Veröffentlichung über den Jesuitenorden er scheinen lassen: „Der Jesuitenantrag des Centrums." Ber lin 1895, Verlag von Hermann Walther. Graf Hoens broech schreibt: „Daß ich berechtigt bin, in dieser Angelegen heit das Wort zu ergreifen, wird Niemand bestreiten: ich selbst fühle mich in meiner gegenwärtigen Stellung dazu ver pflichtet. Ich habe eine Schrift herausgegcbcn zur Verthei- digung des Jesuitenordens. Unter welchen inneren Kämpfen sie entstanden, welche gewaltsame, gewollte und jahrelang fort gesetzte Selbsttäuschung sie zur Voraussetzung hat, ist in der ersten Veröffentlichung über meinen Austritt aus dem Orden angedentet worden. Das mir selbst aufgczwuugene Joch habe ich seitdem abgeworfcn, die freiwillig vor den Augen gehaltene Binde gelöst, und ich schreibe heute als freier Mann, der den verhängnißvollcn Jrrthum, in dem er jahrelang gelebt hat, lies beklagt. Damals schrieb ich als Katholik, der in den hergebrachten Anschauungen über die Vollkommenheit und Heiligkeit des Jesuitenordens von Jugend auf erzogen war, heute schreibe ich al« evangelischer Christ, der den Muth hat, das, was er al« Mcnschenwerk, und zwar al« unnütze«, ver derbliche« Menschenwcrk erkannt hat, auch als solches zu be zeichnen Ich trage in mir das Bewußtsein, Ueber- mcnschlicheS gelhan, geopfert und gelitten zu haben, nm bcn Zusammenbruch dessen zu verhindern, aus dem meine ganze Vergangenheit als Mensch, Christ und Familienglied ruhte. Mit diesem Bewußtsein muß ich mich begnügen und den Haß, die Verleumdung und Verfolgung über mich ergehen lassen wie bisher." Hoensbroech beruft sich auf die Worte de« Stifter« de« Trappistcnorven«, des strengste» der katholischen Kirche, Abb« de Rance, der gleichfalls den jesuitische,» Haß an sich erfahren hat und von den Jesuiten schreibt: „CS giebt keine Verleumdung, mit der sie nicht meinen Ruf zu Grunde zu richten suchten . . . Nach ihren falschen sittlichen Grundsätzen halten sic es sür erlaubt, gegen mich alle« Schlechte zu sagen, wa« ihnen Neid und Leidenschast cingicbt." Im Folgenden tritt der Verfasser der Anschauung entgegen, als ob die bekannten Ungeheuerlichkeiten der jesuitischen Grund sätze nicht ernst zu nehmen, sondern vielmehr al« „Bücher moral", Producte einzelner verschrobener Köpfe anzusehen seien; im Gegentheil, das ist die Luft, die im Orden weht. Vor Allem wird sein unbändiger Haß gegen den Protestantismus und da« protestantische Preußen an» Licht gestellt. Wa« der Jesuitenorden zu seinem hundertjährigen Jubiläum schrieb, da« gilt noch heute: „Die Calviner und Lutheraner haben den Erdkreis mit falschen Lehren und dem Unflath aller Laster angefüllt. Wir (Jesuiten) leugnen nicht, daß wir einen hcsligen Krieg gegen die Ketzerei führen. Ver geben» wird die Ketzerei daraus warten, daß die Gesellschaft Jesu sie, wenn auch nur stillschweigend, duldet. Aus Frieden mit uns ist nicht zu hoffen, denn der Haß ist un« angeboren. Wie Hannibal haben wir auf dem Altar den Krieg gegen die Ketzerei geschworen." Einer der angesehensten „deutschen" Jesuiten hat dem Verfasser allen Ernste« versichert, ihm sei ein glaubenslose«, atheistische« Volk (e« war vom französischen Volke im Verhältniß zum deutschen die Rede) lieber al« ein evangelische«! Die Grundpfeiler der Exi stenz Preußens, Schul- und Militärweseu, müssen umgcstürzt werden, die preußischen Schulgesetze „sind nichtig, so gut wie eine sozialistische von einem „Volksstaate" dekretirte Ausheb ung alles PrivateigenthumS nichtig sein würde". „Bei ge nauer Prüfung werden wir sogar geuöthigt, den Vorwurf der Immoralität und Unehrenhaftigkeit gegen die moderne (d. h. preußische) Schulidce zu erheben." Hoensbroech selbst hat als Schüler der Jesuiten in den Kriegsjahrcn 1866,70/7 l aus jesuitischem Munde den Wunsch gehört: Wenn doch das lutherische Preußen zertrümmert würde! und noch 1890 hat ihm ein einflußreicher „deutscher" Jesuit erklärt, sür den evangelischen deutschen Kaiser und König zu beten sei ihm unmöglich. Selbst die Hingabe an den Papst hält vor diesein Haß nicht Stich — als Leo XIII. sich in den acht ziger Jahren Preußen zu nähern schien, haben „deutsche" Jesuiten gesagt, der Papst verdiene wegen dieses Verhalten« nicht, daß die deutschen Katholiken sein Priestcrjubiläum feier ten. „Meine durch jahrelange Bekanntschaft mit dem Jesuitenorden gewonnene Ueberzeugung ist die, daß der Orden Alles daransetzen würde, das protestantische Preußen», das evangelische deutsche Kaiserthum zu vernichten" — schreibt Hoensbroech. Dementsprechend ist es nicht wunderbar, zu erfahren, daß Revanche-Boulanger durch jesuitischen Einfluß große Geld summen zur Verfügung gestellt erhalte» hat; die Ordcnsobereu wußten darum und ließen es geschehen. „Die Sache indig- nirtc mich so," schreibt Hoensbroech, „daß ich mich beschwerend darüber an den damaligen OrdenSgeneral wandte. In meinem Brief waren auch noch andere Klagepunktc; in der Antwort de« Generals waren alle die anderen Punkte der Reihe nach berührt, über den Punkt „Boulanger und die französischen Jesuiten" fehlte aber, sehr bezeichnenderweise, jede Aeußerung." Zwar ist in der Verfassung de« Orden« jede Einmischung in die Politik verboten. Ja, aber diese Verfassung verbietet auch streng, daß Jesuiten kirchliche Würden annchmcn, sich niit Frauenscelsorgc beschäftigen, Remunerationen für geistliche Verrichtungen annehmcn, Beichtväter von Fürsten werden. Thatsächiich sind und werden diese Punkte in weitestgehendem Maße übertreten. In der Theorie heißt c« „Nein", in der Praxis „Ja". LlMerinm iniquitatm, da« „Geheimniß der Bosheit" nennt Hoensbroech die Jesuitenmoral: „In den langen harten Jahren, in denen ich mit dieser aufstcigcn- den Erkenntniß rang . . ., da kam c« mir vor, al« schreite ich über ein mit üppigem Moo« und Blumenflor bedeckte« Moor: ein Bild blühender Schönheit für da« Auge, aber unter dem herrlichen Teppich hat man die schwarze «»ergründ liche Tiefe." „Wenn Gott sich nicht der Welt erbarmt und den Eifer zu Nichte macht, mit dem man daran arbeitet, die wahren Grundsätze zu zerstören und dafür andere an die Stelle zu setzen, die nicht wahr sind, so wird da« Uebel immer zunehmen und bald eine fast allgemeine Verwüstung wahr zunehmen sein" — schreibt der schon genannte Stifter de« Trappistenorden«, de Rancö; und der Dominikaner Coneina sagt in seiner vom Papst Benedict XIV. belobten „Christ- kichen Theologie": „Seit mehr al« anderthalb Jahrhmidcrtcn hat die christliche Sittenlehre den Ansturm schlechter (eben der jesuitischen) Lehren zu ertragen Es giebt nichts so Laxes, Unrechte«, Schändliches, um nicht zu sagen Gott lose«, wa« sic nicht mit dem wunderbaren Pinsel einer vagen uiid schrankenlosen Probabilitäi als fromm, anständig und heilig darznstcllen wüßte." Papst Benedict XI. selbst hat dem Jesuitcngeueral Gonzalez vorgeworscn, der Eifer der Jesuiten bemesse sich nach ihrem Vorthcil, „sie hätten eine politische oder ökonomische Theologie, deren Dogmen dehnbar und je nach der Menschcugunst verschieden seien". Ja, selbst Jesuiten können nicht umhin, die Jesuitcnmoral zu verur- theilen. Der Jesuit Michael de Elizalde schreibt über sie: „Ich suchte Christus, er war nicht da. Ich suchte die Liebe Gottes und des 'Nächsten, sie war nicht da. Ich suchte da« Evangelium, es war nicht da. Ich suchte die Demuth, sie war nicht da ... . Da« Evangelium ist einfach und wider spricht aller Doppelzüngigkeit; e« kennt nur Ja, Ja, Nein, Nein. Der moderne (jesuitische) MoraliSmus aber ist nicht einfach, sondern gebraucht jenen doppelzüngigen Probabilismu« und hak Ja und Nein zusammen." Der Jesuit Andrn klagt, er stehe mit der Meinung, daß ein König einen Vertrag halten müsse, fast allein unter einer Schaar von Leuten (den Jesuiten), die religiös sein wollen. Kein Gesetz und kein Evangelium verpflichtet in Staatsangelegenheiten; eine schänd liche Moral!" Furchtbar bitter sind die Worte, die der Jesuit Cordara über den rasenden Hochmuth schreibt, der im Orden herrscht, Worte, die Hoensbroech au« eigener Erfahrung be stätigt. „ES ist keine llcbertreibung, daß fast die gcsammte katholische Jugend der einflußreichsten Stände in Italien, Frankreich, Spanien, Deutschland, Belgien während de« 17. und 18. Jahrhunderts von den Jesuiten erzogen wurde; und gerade diese Jahrhunderte weisen in jenen Ständen die schrankenloseste Frivolität in sittlicher und religiöser Beziehung auf." Gras Hoensbroech schließt seine Schrift mit den Wor ten: „Mir hat nicht Lust am Streit und noch weniger die Sucht zu verunglimpfen die Feder in die Hand gedrückt. Die Liebe zur Wahrheit und die patriotische Liebe zu meinem Vaterlandc, von dem ich durch den Jesuitenorden so lange fern gehalten worden bin, ließ mich schreiben. Noch einmal wiederhole ich cs: gebe nian der katholischen Kirche und dem Centrum ihr volles und ganzes Recht, aber sei man fest allen „Mchrforderungcn" gegenüber, die nicht« mit den verfassungs mäßigen Rechten der Kirche zu thun haben und in ihrer Wirkung sür Deutschland und seinen inneren religiösen Frieden verderblich sind." TageSgeschichte. — Deutschland. Der „Reichs- und StaatSanzcigcr" veröffentlicht einen längeren Erlaß de« Minister« für Handel und Gewerbe an die Handelskammern und kaufmännischen Korporationen über die Einführung der obligatorischen Nachaichung. An« ihm geht hervor, daß die Kaiserliche Normal-AichnngSkominission sich mit Entschiedenheit gegen eine Erweiterung der VcrkchrSfehlergrenzen, sowohl für andere Meßwerkzeuge al« auch besonder« für die Gewichte auSgc sprechen hat. Mit derselben Entschiedenheit befürwortet die Kommission die obligatorische Nachaichung der Gewichte, die