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eine Ahnung, wenn inan erfährt, daß dieselbe vor einiger Zeit zum Beispiel einer VorstandSdamc eine« von der Prin zessin protegirtcn Vereins bei einem Besuche des Vereins eine selbstgescrtigie Handarbeit al« Geschenk mitbrachtc. Die bctressende Dame hielt diese liebenswürdige Aufmerksamkeit der Prinzessin selbst so unglaublich, daß sie bei lleberreichung in sprachlosem Staunen dastand und erst durch die Hofdame von der Thatsächlichkcit der ihr erwiesenen Ehre überzeugt werden mußte. Nach echt Wiener Sitte trat auch im vorigen Winter die Prinzessin als Protektor!» eines Balles aus, den die Dresdener österreichische Kolonie gab, und die an eine derartige Leutseligkeit einer Prinzessin noch ungewohnten Dres dener waren auch nicht wenig erstaunt, daß bei dem Cotillon jeden einfachen Ballbesucher der Vorzug treffen konnte, mit der eben so schönen wie liebenswürdigen Prinzessin tanzen zu dürfen. Neuerdings hat man am sächsischen König-Hofe sogar Gelegenheit, die heitere Prinzessin als Bühnenkünstlerin und Veranstalterin von Theatervorstellungen zu bewundern. Im Palais des Prinzen Friedrich August fand eine Theatervor stellung am vorletzten Sonnabend statt, in welcher G. von Moser s Lustspiel „Der Schimmel" und desselben Autors „Der sechste Sinn" gegeben wurden. In diesem Stück nun spielte die Prinzessin die Putzmacherin Pepi Schönberger. Die übrigen Darsteller waren Damen und Herren der Hofgesellschaft. Ein Offizier, Lieutenant v. Hugo, ließ sich auch al« Schncllmalcr sehen, humoristische und andere Vorträge ergänzten das reich haltige Programm, mit welchem das prinzliche Paar seine Gäste unterhielt. Unter den letzteren befanden sich das sächsische KönigSpaar, sämmtlichc Prinzen und Prinzessinnen des Königshauses, ferner die Herzogin von Schleswig-Holstein und Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein. — Dresden. Im Birkenwäldchcn fand man am Sonnabend früh eine Droschke 2. Klasse ohne Pferd und Kutscher vor. Man war natürlich verwundert über diesen Fundgegenstand und suchte zunächst den Kutscher zu ermitteln. Derselbe wurde denn auch in seiner Wohnung angetrofsen, wo er schlief. Er behauptete, am Abend vorher aus der Fahrt durch das Birkenwäldchcn von einem Unbekannten ge schlagen und dadurch betäubt worden zu sein und wollte nicht wissen, was weiter passirt sei. Man fand jedoch keinerlei Verletzungen an ihm und glaubte deshalb diese Geschichte nicht. Es wird vielmehr angenommen, daß jener Kutscher in Folge von Schlaftrunkenheit im Wahne gewesen sei, daß er sich im Hofe seines Herrn befinde und nunmehr aus gespannt habe und dann nach Hause gegangen sei. Dafür spricht auch der Umstand, daß das Pferd am Sonntag Vor mittag in Blascwitz ungehalten wurde, wo es herrenlos hcrumlicf. E» trug das Geschirr noch aus dem Leibe. — Leipzig. Seit wenigen Tagen ist aus dem Platze vor dem alten Theater ein Gebäude errichtet, das durch die Worte, die das Gebälk der Frontseite trägt: „Zu Ehren Bismarcks" oa« Interesse des Beschauers wachruft. Das Gebäude dient dazu, ein Gemälde zu bergen, da« „Den letz ten Gang des ersten deutschen Hohenzollern KaiserS Wilhelm I." veranschaulicht und das auf Anregung einiger hiesiger Bis mark-Freunde aus den Eintrittsgeldern erworben und im "Namen der Besucher dem allvcrehrtcu Begründer de« deutschen Kaiserreiche«, Fürsten Bismarck, al« Ehrengeschenk überwiesen werden soll, um ihm ein Bild zu bieten von dem letzten Gang seine« Kaiserlichen Herrn, dem beizuwohnen ihm nicht gestattet war. Der Schöpfer de« Bilde« ist Professor Louis Braun. Der zahlreiche Besuch, der dem Bilde bisher zu theil geworden ist, scheint die Sympathien zu bestätigen, die man dem Unter nehmen hier entgegcnbringt. Und so darf man — schreibt das „Leipz. Tagcbl." — hoffen, daß die Idee jener Männer, die sich an die Spitze des Unternehmen« gestellt haben, ihre Verwirklichung finden wird. — Zwickau. Bei einem Hochzeitsschmause in einer hiesigen Bergarbeitcrsamilie gericthen die Thcilnehmer hart aneinander. Insbesondere zerschmetterte der Bräutigam ein großes Steingutgeschirr am Kopfe seine« Vater«, so daß Letzterer erheblich verletzt wurde und nach dem Stadtkranken hause gebracht werden mußte. — Großenhain. Ein rührendes Wiedersehen spielte sich am Weihnachtsheiligenabend vor dem Thore einer hiesigen Fabrik ab. Unter den von der Arbeit heimkehrenden Männern nnd Frauen befand sich auch die Frau H. au« Großenhain, aus welche plötzlich aus der Dunkelheit ein junger Mann zuschrcitet und fragt: „Nicht wahr, Sie sind Frau H.!" Die Frau, Anfangs erschrocken über da» jähe Dazwischcntrctcu des jungen Manne«, vermuthet nicht« Gute« und verneinte die an sie gerichtete Frage: „Nein, ich bin nicht Frau H.!" Da aber tönte es ihr mit bewegter Stimme ent gegen: „Und, Mutter, Du bist doch Frau H.!" und mit dem Ausrufe: „Mein lieber Junge!" umschlingt die Mutter den jungen Mann. Ein sehnendes Muttcrhcrz hatte den seit sieben Jahren verschollenen, längst todtgeglaubtcn einzigen Sohn wiedergesundcn. Die Freude de« Wiedersehens zwischen Mutter und Sohn, welch Letzterer zur See gegangen und sieben Jahre lang in den entlegensten Wcltlhcilcn umhcrgcschlagcn worden war, läßt sich leicht denken. — Lengefcld i. Gebirge. Aus dem hiesigen Kirchen chore ist mit Schluß des Jahre« ein Sänger ausgcschiedcn, welcher ihm 7 4 Jahre ohne Unterbrechung angehört hat. Dieser Nestor des Kirchengesang«, Ferdinand Schönhcrr, ist 6 Jahre Kurrendaner und 68 Jahre Kantorist gewesen. — Vom Vorstande de« 14. TurnkrciscS (Königreich Sachsen) ist von Beginn des neuen Jahre« an die Heraus gabe eines besonderen Kreisblatte« beschlossen worden, da« unter dem Namen „Der Turner au« Sachsen" erscheinen soll. Schon vor längerer Zeit hatte der KrciSturnrath die Herausgabe eine« eigenen Blatte« zur Förderung seiner inneren Angelegenheiten erwogen, seit jener Zeit ist aber der Krei« um Hunderte von Turnvereinen gewachsen, seine Organisation hat sich befestigt, und da« Verlangen nach einem innigeren Anschluß, nach einem regeren Gedankenaustausch der einzelnen Gaue und Vereine ist stärker geworden. Hierzu treten er munternd noch die günstigen Erfahrungen, die man in acht anderen Turnkrciscn Deutschlands mit der Herausgabe beson derer Kreisblättcr gemacht hat. Der „Turner au« Sachsen" soll ein geistiges Band um alle Turner unseres lieben, turn freudigen Sachsenlandc« schlingen, er soll ein Nathgebcr für den Turnplatz des Vereine«, wie der Schnle sein, ein Förderer und Vermittler für besondere organisatorische Aufgaben, ein Sprecher sür jeden Turner zum Austausch der Gedanken nnd Wünsche, ein Stifter dankbaren Gedächtnisse« für besonder verdiente Turner und Turnfreunde, keineswegs aber soll er eine Lockerung der Verbindung mit der großen deutschen M. 2 4 s 8 10 IS 18 «I 2» 37 4s «4 SS 2 » 4 S 6 7 8 8 10 II IS IS 14 Steuersatz M. 7S 82 «6 112 128 144 INI 178 ISS 212 228 24« 2«4 282 soo v. über bis M. 400 . SOO < 800 , 700 , 800 . 8S0 - 1100 - I2S0 - 1400 , 1800 . 1800 , 2200 - 2S00 - 2800 - SIOO , Bei denjenigen Beitragspflichtigen, deren Einkommen den Betrag von 5800 M. nicht übersteigt, könne» besondere, die Steuerfähigkcit wesentlich vermindernde wirthschaftliche Ver hältnisse (außergewöhnliche Belastung durch Unterhalt von Kindern, durch Verpflichtung zur Unterhaltung armer Ange höriger, andauernde Krankheit und besondere Unglücksfälle) insoweit berücksichtigt werden, daß denselben eine Ermäßigung der vorgeschriebenen Steuersätze um höchstens drei Klassen oder, falls dieselben einer der drei untersten Steuerklassen angehören, gänzliche Steuerbefreiung gewährt wird. Einkommen «.über bis M. »400 S700 4000 4S00 4800 SSOO »800 8S00 8800 7S00 7800 8S00 8800 8400 10000 SOO 800 700 800 8S0 1100 I2S0 1400 1800 1800 2200 2500 2800 SIUO 3400 S700 4000 4300 4800 SSOO S800 8S00 8800 7S00 7800 8SOO 8800 8400 100t« IIOOO Turnerschaft hcrbciführen. Der „Turner aus Sachsen" wird aller >4 Tage zu dem vierteljährigen Bezugspreis von 60 Pf. erscheinen, die Hauptarbeit der Redaktion wird der Ver treter des Kreise«, der Direktor der Königl. Turnlehrcrbildungs- anstalt in Dresden, W. Bier, zu tragen haben. Sollte sich aus dem Untcruchmen ein Ueberschuß ergeben, so wird der selbe zur Halste der Unterstützungskasse, zur anderen Hälfte den Turngaucn zugewicsen werden. Da der Turnkrci« Sachsen gegenwärtig 800 Turnvereine mit über 90,000 Mitgliedern zählt, so ist wohl zu hoffen, daß das Unternehmen gelingen werde. — Am 1. Januar 1895 trat das Gesetz vom 10. März 1894 und somit die neue Einkommensteuerskala in Sachsen in Kraft, wonach ein Jahreseinkommen, das den Betrag von 400 M. nicht übersteigt, steuerkrci bleibt. Die Skala, nach welcher vom Jahre 1895 an die neue Einkommcn- sende: «I-ffe I» I« 17 18 18 20 21 22 2S 24 2S 28 27 28 28 steuer erhoben wird, ist folgi Klaffe Einkommen Steuersatz Sitzung des Bezirksausschusses der Königs. Ämtshauptmannschast Schwarzenberg, am 22. Dezember 1894. 1) 'Nach abgesetztem öffentlich mündlichen Verfahren unter Theilnahme der Königl. Straßen- und Wasserbau-Inspek tion wird das Gesuch der Holzschlcisercibesitzerin Amalie Rosalie Brückner in Obcrmittwcida um nachträgliche Genehmigung der an dem Bctricbsgrabcn Parzelle 639 de« Flurbuches für Mittweida vorgcnommcncn Veränder ungen, unter Abweisung der von der Firma Bley L Ficker in Obcrmittwcida hiergegen erhobenen Einwendungen bez. Verweisung derselben auf den Rechtsweg, genehmigt. 2) der Bezirksausschuß genehmigt u. die von der Firma Erdmann Kircheis in Zelle nach gesuchte Erlaubniß zur Anlegung eines Dampf hammers bedingungsweise, I). das Anlagen - Regulativ für die Gemeinden Niedcr- Affalter und Raschau vorbehältlich der Beachtung der dagegen gezogenen Erinnerungen vorläufig aus 2 Jahre und e. da« Statut der Bullengenosseuschast zu Bernsbach und Oberpsanncnstiel, 3) besürwortct die Gesuche von 18 Gemeinden des Bezirk« um Gewährung von Staatsbeihilscn zu Wcgcbauzweckcn auf da« Jahr >895, während >0 Gesuche nicht berück sichtigt werden konnten, 4) ist mit den Vorschlägen zur Wahl u. von Sachverständigen zur Ermittelung der Entschä digungen für wegen Seuchen getödteten Thiere und i>. von Mitgliedern für die Einschätzungs-Commission einverstanden, 5) stimmt der Versagung der Bestätigung der Wahl de« Tischlers Hermann Ferdinand Teubner in Sosa zum Gemeindeältestcn daselbst zu, 6) weist den von dem Rcvicrsörster Zeis zu Oberpfannen stiel gegen die Wahlliste zur Gemciuderathswahl erhobe nen Einspruch zurück, 7) genehmigt da« Statut für Schwarzenberg u. Wildenau, die Unterstützung der Hebammen bctr., so weit dasselbe letzteren Ort betrifft, bedingungsweise, 8) genehmigt die Gesuche n. Louis Hofmann'« in Mittweida um Erlaubniß zum Gast- und SchankwirthschastSbetricbc mit Tanzmusik halten vorbehältlich der Erfüllung der straßenpolizei lichen Bedingungen, st. Friedrich Ernst Klemm'« in Schönheide um Ucber- tragung der Hermann Albin Seidel daselbst er- thciltcn Erlaubniß zum Bier- und Brauntwcinschank, sowie zum Tanzmusikhalten auf seine Person, und e. Friedrich Hermann 'Neef'« in Schneeberg um Ueber- tragung der Gustav Anger in Lindcnau ertheilten Erlaubniß zum Bier- und Brauntwcinschank auf seine Person, 9) lehnt die Gesuche ii. Heinrich Bretschneidcr'S in Oberstützcngrün um Er laubniß zum Bier- und Branntweinschank, sowie zum Krippcnsetzen, d. Hermann Heidcnfclder« in WeitcrSwiese um Erlaub niß zum Bier- und Branntweinschank, o. der Besitzer der von Vultejus'schcn Glashüttenwerke in Carlsscld um Erlaubniß zum Branntweinvcrkaus an die in den Werken beschäftigten Arbeiter, und <l. de« BahnhossrestauratcurS Wagner in Schönheidcr- hammcr und der verehel. Zschäbitz in Carlsfeld um Erlaubniß zuni Kleinhandel mit Branntwein, sämmtlich im Mangel örtlichen Bedürfnisses ab, 10) ertheilt zu der erbetenen Grundstücks-Abtrennung von Fol. 20 des Grund- und Hypothekenbuches sür Beierfeld Genehmigung, 11) erledigt eine das Bezirksvermögcn betreffende Angelegen heit. Amtliche Alitthcilungen aus der Sitzung des Stadtraths vom 13. Dezember 1894. Vorsitzender: Bürgermeister I)r. Körner. Anwesend: 4 Rathsmitglieder. 1) Der Rath nimmt Kenntniß: s. von der erfolglosen Verhandlung mit dem Betriebs oberinspektor zu Zwickau wegen besserer Zugvcrbind- ung; d. von den Schenkungen, die der Schule aus Anlaß der Weihe de« neuen Gebäudes geworden sind, und beschließt den Schenkgebern den Dank des Rath« auSznsprechcn; o. von dem Ergebniß der Stadtverordncten-Wahl und ertheilt coinspekionSwcgcn die Erlaubniß, daß der Lehrer Herklotz die auf ihn gefallene Wahl al« Stadt verordneter annimmt; <1. von dem erzielten Gewinn bei Abschluß der Wasser leitungsanleihe in Höhe von 500 Mark; e. von dem Protokoll der Stadtverordneten-Sitzung am 30. November d. I«. und tritt dem Beschlüsse der Stadtverordneten, betreffend Anbringung von Gedenk tafeln im Rathssitzungszimmer und den Erlaß eine» vom Kohlenhändler Staab zu entrichtenden Schleußcn- baubeitrag« bei; » t. von der Entscheidung der Königlichen Kreishaupt- mannschas», die Theilnahme der Stadtgcmcinde an den Bczirkswahlen der Höchstbcsteuerten betr.; F. von den Kasscnübersichtcn der Spar- nnd Stadtkasse auf den Monat November; st. von dem Prüsungscrgcbniß der Sparkassenrcchnung und beschließt, die für die Prüfung zu gewährende Vergütung auf Vorschlag des Sparkasscn-Ausschusse« aus 100 Mark zu erhöhen. 2) Die Liste der neuerdings unter da« Schankstättenverbot zu stellenden Personen soll beim Rath in Umlauf gesetzt, und e« soll vorerst festgestellt werden, ob auch alle bereit« die übliche Warnung erhalten haben. 3) Der Rath genehmigt die veränderte Anlage des Stras- registcr-Vcrzcichnisscs und verwilligt die hierzu erforder lichen Kosten in Höhe von 50 Mark. 4) Da» Grab der Geipel'schen Eheleute soll nächstes Frühjahr hergestellt werden ; man verwilligt hierzu 30 Mark au« den Mitteln der Klüx-Stiftung. Die diesjährigen Zinsen von 90 Mark werden dem Armenausschuß zur Vcrtheilung überwiesen dergestalt, daß die zu vertheilenden Beträge nicht »»ter 10 Mark bemessen werden. 5) Die Rechnung über die Stadtkasse soll beim Rath in Um lauf gesetzt werden. 6) Da über die bisherige Form der Hundesteuermarken viel fach geklagt worden ist, will man für nächste« Jahr solche zum Anhängen ausgeben. 7) Gegen die Aufnahme de« Stickereifabrikanchn AloiS Klee- maier und Kaufmannes Schlegel in den Sächsischen StaatSangehörigkeits-Bcrband gehen dem Rath Bedenken nicht bei. Außerdem kommen noch 19 innere Berwaltungsangelegcn- heiten zum Vortrag nnd zur Beschlußfassung. Aus vergangener Zeit — für unser« Zeit. 2. Januar. (Nachdruck verboten.) Im Jahre 1895 sind bekanntlich 25 Jahre seit dem großen deutsch-französischen Kriege vergangen. E« wird in diesen kurzen Erinnerungs-Notizen vielfach aus jene große Zeit der Einigung des Deutschen Reiche« Bezug genommen werden und e« muß zum vollen Verständniß jener Zeit, ihrer Hoffnungen und Wünsche, ihrer vorgestcckten und erreichten Ziele auch die Entstehung, die Ursache des großen Kriege klar gelegt werden und damit auch die politische Lage, wenig sten« in Umrissen. An dem klaren politischen Himmel, der am 2. Januar >870 über Europa lagerte, konnten Uneinge weihte kein Wölkchen erblicken und selbst die Diploniatic von Fach besaß vor 25 Jahren nur einige wenige scharfblickende Köpfe, welche mit Aufmerksamkeit die in Frankreich sich ent wickelnden Verhältnisse zwar kaltblütig, aber nicht ohne Be- sorgniß beobachteten. Und doch war an jenem 2. Januar, an welchem Frankreich ein neue« parlamentarische« Ministe rium erhielt, in dessen Mittelpunkt der ebenso ehrgeizige, al» leichtherzige Emile Ollivier stand, bereit« soviel Zündstoff vorhanden, daß der endliche Ausbruch der Katastrophe in demselben Jahre kaum Wunder nehmen kann. Napoleon III. und seine Anhänger, — es waren derer in Wirklichkeit herz lich wenige, fühlten sich nicht mehr sicher; der auf Blut und Thränen und Gewalt errichtete Thron begann zu wanken und zum ersten Male hatte sich der übrigens damals bereit kranke Kaiser schwach gezeigt, indem er dem Parlamente nach gab und aus diesem heraus Ollivier, den Führer der Mit- tclpartci, mit der Bildung eine« neuen Ministerium« betraute. War schon zu jeder Zeit eine konstitutionelle parlamentarische Regierung unter einem Bonaparte ein seltsame« Ding, so wurde es zu dieser Zeit geradezu gefährlich; denn wie die Zukunft lehrte, konnte der große Krieg, zumal Jeder dem Anderen später die Verantwortung zuschob, ebenso leichtherzig begonnen werden, wie man leichtherzig den erstrebten Mini sterposten übernahm. Richtig ist cs allerdings, daß auch ein Anderer, als Ollivier, die Katastrophe in Frankreich nicht hätte abwendcn können; allein richtig ist es auch, daß er am geeignetsten war, mit schönen Worten Frankreich in sein Un heil hinein zu arbeiten. 3. Januar. Vor lOO Jahren, am 3. Januar 1795, wurde das Schicksal Polen« durch da« Wiener Traktat wenigsten« in den Grundzügcn festgestellt: Da» ehemals so mächtige König reich Polen hatte al« selbstständiger Staat von der Landkarte zu verschwinde», lieber die Art, wie der letzte Rest diese» einst so großen Reiches vertheilt werden sollte, unterhandelten und intriguirten Oesterreich, Preußen und Rußland noch ein ganzes Jahr. Das polnische Reich schwand au» der Reihe der selbstständigen Staaten al« ein Opfer selbst verschuldeter Schwäche und fremder, Recht verachtender Gewaltthat. Partci- wuth, Gesetzlosigkeit und die Unterdrückung de« Volk« durch einen übcrmüthigcn Adel waren die Quellen de« Unglück«. Der Mangel jede« volkrthiimlichcn Gesammtgesühl«, die volle Zersetzung alles dessen, was sonst einen Staat und eine Ge sellschaft LnSmacht, Verrath und grobe Bestechung sind selten so grell hervorgetrcten, wie in diesen letzten Tagen Polen«. Weshalb ich Junggeselle vtiev. Von Or. A. Berczik. Au« dem Ungarischen von L. Greiner. (Nachdruck verboten.) Irma besaß niedliche Keine Füße, die iu reizenden Stief- lcttchen steckten; ich dagegen hatte Herz und Auge am rechten