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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 31.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-189501315
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-18950131
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-18950131
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1895
-
Monat
1895-01
- Tag 1895-01-31
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Monat
1895-01
-
Jahr
1895
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Volksichullehrer und Kandidaten der Volksschulen. Die selbe bestimm«, daß die Einübung mit den Massen auf ein Jahr ausgedehnt werde und die Volksschullehrer und Kandi daten thunlichst zu brauchbaren Unteroffiziere» hcrangebildct werden. Es wird damit eine neue Klasse „Einjähriger" ge bildet, die aber nicht sür ihren Unterhalt zu sorgen haben. — Ueber da« neue Tabakstcuergesctz, welche« so eben dem Reichstage im Entwurf zugegangeu ist, veröffentlicht die halbamtliche „Berliner Korresp." Folgende«: Der neue Entwurf eine» TabaksteucrgesetzeS, wie er dem Reichstage soeben zugegangen ist, deckt sich im Wesentlichen mit dem vor jährigen, der bekanntlich nicht verabschiedet wurde. Die Gründe, welche gebieten, au« der Tabaksteuer höhere Einnahmen zu erzielen, bestehen nach wie vor. Da indessen davon abgesehen ist, den Einzelstaaten über den jedesmaligen Betrag der Ma- trikularbeiträge hinan« Zuwendungen zu machen, viclniehr nur eine Balanzirung zwischen Matrikularbeiträgen und Ueberwcisungcn in« Auge gefaßt wird, so ist eine Erhöhung der Einnahmen au« der Tabaksteuer um nur 32 Millionen Mk. geplant. Zu diesem Behuse muß der Bruttoertrag der Tabakbesteuerung, der zur Zeit etwa 55 Millionen Mk. be trägt, da die Verwaltungskosten aus 4 Millionen Mk. zu schätzen sind, auf rund 91 Millionen Mk. erhöht werden. Da« ist aber bedeutend weniger, als in den übrigen wichtigeren Staaten Europa«. So erzielte England i. I. 1892 93 10,»° Millionen Pfund Sterling, Frankreich i. I. 1892 376/,- Millionen Frc»., Italien i. 1.1893 94 193/ Millionen Lire, Oesterreich i. I. 1893 85,?,: Millionen Gulden, Ungarn 49,5»» Millionen Gulden, Spanien i. I. 1892/93 95,»» Millionen Peseta«. Solchen Zahlen gegenüber hält sich auch nach dem neuen Gesetzentwurf die deutsche Tabaksteuer in durchaus mäßigen Grenzen. Indessen läßt sich bei der an gegebenen Steigerung de« Steucrcrtragc« da« bisherige Gc- wichtSstcuershstcm nicht bcibchalten, weil jede Erhöhung der GcwichtSsteucr, welche den gcringwcrthigcn Tabak gleich hoch belastet, wie den werthvollsten, die minderwcrthigcu Fabrikate überlasten und somit zum Rachthcil der Industrie und des Fiskus einen wesentlichen Rückgang des Verbrauchs herbci- sührcu würde. Die Einführung de« englischen System« der Tabakbesteucrung, nämlich die Erhebung eine« hohen Ein- gangSzoll« bei gleichzeitigem Verbot des Tabakbaues im Jn- lande, ist mit Rücksicht auf die Ausdehnung und die hohe wirthschaftliche Bedeutung unseres Tabakbau« unthunlich. Der Uebergang zuui Tabakmonopol ist au« verschiedenen Gründen nicht in Aussicht zu nehmen Es wird deshalb in dem Entwurf die Einführung der Fabrikatbcsteuerung in Vorschlag gebracht, deren Vorzüge an dem Beispiele der Vereinigten Staaten von Amerika bereit« im Jahre 1878 dargelcgt und vielfach anerkannt sind. — Frankreich. Die am Montag im Parlament zur Verlesung gekommene Botschaft von Faure enthält einen Appell zur Beruhigung der Parteikämpse und den aufrichtigsten Wunsch nach demokratischen Reformen ; sic betont ferner die ausgezeichneten Beziehungen mit den europäischen Staaten und den festen Willen Frankreich«, den Frieden zu erhalten und zu kräftigen. — Das neugebildete Ministerium Ribot hat sofort eine radikale, aber sehr volkSthümliche Forderung erfüllt, indem e« der Dcpulirtenkammer eine umfassende Amnesticvorlagc zugchen ließ, die allen wegen eines Komplotts oder Attentat« gegen die innere Sicherheit des Staates sowie den wegen Preß- und Strcikoergchen Verurtheilten vollen und ganzen Straferlaß bewilligt. Die Vorlage wurde angenommen. Run wird auch Rochefort wieder nach Frankreich zurückkchren dürfen. Locale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Am vergangenen Montag, den 28. Januar, sand in der Turnhalle unserer Schule die Nach feier des Geburtstage« Sr. Majestät des Kaisers statt. Dieselbe nahm ihren Anfang mit dem Gesäuge der ersten drei Strophen de« Liede«: „Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut". In begeistertem Wort und Lied fand die Feier diese« patriotischen und nationalen Festes ihre Weihe. Wir verbreiten un« in unserem Berichte in der Haupt sache über die Darbietung der „Sechs Altniedcrländischen Volkslieder", wie wir unseren wcrthcn Lesern schon mitgetheilt hatten. Diese Volkslieder sind ein LiedercykluS und ein Spiegelbild jener Zeitereignisse, welche man in der Geschichte unter „Abfall und Befreiung der Niederlande" begreift. Um diese Dichtung in ihrer wahren Bedeutung zu erfassen, muß man dieselbe im Rahmen ihrer Zeit betrachten, das heißt, den geschichtlichen Boden betreten, dem diese Dichtung ent wachsen ist. Die 'Niederlande war durch Verhcirathung Maximilian« I. mit der Erbtochter Karl« de« Kühnen an das Haus Habs burg gekommen. Es war dieses Land ein werthvoller Besitz diese« Herrscherhauses. Die Niederlande bestanden damals au« 17 blühenden Provinzen. Diese» dem Meere gleichsam ab gerungene Küstengebiet war durch Gewcrbfleiß und Handel seiner Bewohner im 16. Jahrhunderte der Hauptsitz des eu ropäischen Handels und somit das reichste Land Europas. Der außerordentliche Wohlstand hatte auch das Selbstgefühl der Bürger erhöht und eifersüchtig bewachten und erweiterten sie die ihnen von ihren Fürsten nach und nach erlangten Gerechtsame und Freiheiten. Die Niederländer waren ein freies Volk, sie wollten c« sein und bleiben. Da übernahm im Jahre 1557 der despotische Herrscher Philipp H. als Nachfolger de« Kaisers Karl V. mit der Herrschaft über Spanien auch die Regierung der Niederlande. Er war in Spanien geboren und stolz daraus, ein wahrer Spanier zu sein. Castilicn sah er al« da« Haupt seiner Reiche an; alle hohen Acmtcr übertrug er in seinen Neichen, wenn e« nur irgend möglich war, Spaniern; in Spanien selbst war er unumschränkter Herrscher und wollte e« auch in seinen übrigen Reichen sein. Die Protestanten — und in den Niederlanden hatte der Protestantismus schon eine sehr weite Ausbreitung gesunden — waren ihm so verhaßt, daß er erklärte, er »volle lieber sein ganze« Reich verlieren, al« über Ketzer herrschen. Da« mußte die Unzufriedenheit eine» freien Volkes, wie c« die Niederländer waren, zeitigen; es kam zu Unruhen und schließlich zu einer offenen Empörung, die der König nicht überwältigen konnte. In furchtbar blutigen Kämpfen stritten die Niederländer um ihre Freiheit, al« Philipp den gefürch teten Herzog Alba mit HeereSmacht in die Niederlande schickte, um ein cmpöruugSsüchligc« Volk zu dcmüthigen und zu züch tigen. Ueber 100,000 Kaufleute und Fabrikanten »erließen da« Vaterland, da« ganze Meer war mit flüchtigen Schissen bedeckt. Mit unerbittlicher Strenge ließ Philipp Strafen verhängen und vollziehen. Hochverrath und Kctzerglaube waren die Urtheilssprüche der spanischen Tyrannen über viele Talisende, die am Galgen oder auf dem Schaflot oder aus dem Rad oder aus dem Scheiterhaufen den qualvollsten Tod erleiden mußten. Der edle Wilhelm von Oranicu, der die Spitze der patriotischen Partei der Niederländer war, flüchtete nach Deutschland. Wilhelm hatte sich offen zum Protestantis mus bekannt, der König ächtete ihn und setzte einen hohen Preis auf seinen Kopf. Wilhelm suchte auch seine Freunde, die Grasen Egmont und Horn, zur Flucht zu bewegen, aber sie blieben. Nur zu bald mußten sie ihre Kühnheit aus dem Schaff»! mit dem Lebe» büßen. Wilhelm von Oranien warb in Deutschland Soldaten und erkämpfte mit diesen Söldner truppen und mit Hilfe seiner tapferen, todtcsmuthigcn Lands leute die verlorne Freiheit wieder. Während des 30jährigen Kriege« brach der Krieg in den Niederlanden noch einmal au«, und erst der westfälische Friede hat den vereinigten Staate» der Niederlande die volle Anerkennung ihrer Unab hängigkeit gebracht, freilich zugleich auch ihre Loslösung vom Deutschen Reich. Da« sind in kurzen Zügen die geschichtlichen Thatsachen, au« welchen die Dichter eine so lebenswahre, ergreifende Dichtung geschossen und deren Lieder der Komponist Eduard Kremser so meisterhaft in herrliche Melodien zu kleiden wußte. Gewiß haben diese Vielen noch unbekannten Volkslieder in ihrer gut gelungenen Darbietung mit Zufriedenheit sür die Bedeutung derselben sür die gehaltene Feier und mit nach haltigem Eindrücke auf alle Besucher gewirkt. Mit dem all gemeinen Gesang der Licdstrophc: „Lob Ehr und Preis sei Gott" schloß die würdevolle Feier. — Eibenstock, 30. Jan. Am Montag Abend gab das Trompcter -CorpS de« Kgl. sächs. Carabinier-RgtS. au« Borna unter Leitung seines Dirigenten Hrn. A. Engel im Schicßhause Hierselbst ein Concert. Hatte das Publikum an den großen kräftigen Marssöhncn schon ein gewisse« Wohl gefallen, so war es nicht minder der Fall an den Leistungen der Capelle, wa« der lebhafte Beifall nach Beendigung jeder einzelnen Nummer hinlänglich bewies. Der Umstand, daß in dieser Woche 3 öffentliche Concertc und noch din Gesell- schaftSvcrgnügcn stattsindet, mußte selbstverständlich auf den Besuch dieses Conccrtcs mit einwirken, und war da« erschie nene Publikum daher auch nicht so zahlreich, wie c« unter andern Umständen unzweifelhaft gewesen sein würde, denn die Darbietungen waren in jeder Hinsicht wirklich gute. Es dürste unser» Musikfreunde» unbekannt sein, daß die Cavalleric- Capcllen jetzt meistens auch Streichmusik spielen, wie es hier der Fall ivar, und dürste dieser Umstand bei einem späteren Besuche de« Bornaischcn Trompeter-Corps nicht unwesentlich zu einem zahlreichen Besuche mit beitragen. — Eibenstock, 30. Januar. Gestern fanden hiesige Hausfrauen Gelegenheit, von einer vorthcilhafken Neuerung aus dem Gebiete der Küchcneinrichningen Einsicht zu nehmen. In „Stadt Dresden" war von Hrn. Mechaniker DörricS in Schönheide eine neue patentirte Kartosfcl-Reibma- schine in Thätigkeit ausgestellt, die in ihrer Leistungsfähigkeit und Construclion alle Vorzüge enthält, die an eine solche Maschine überhaupt gestellt werden können. Wie un« bekannt, hat die Firma C. W. Friedrich den Verkauf dieser Maschine für Eibenstock übernommen und werden nicht nur Gastwirthe und Restaurateure, sondern auch unsere Hausfrauen dieselbe in Zukunft gern in ihren Dienst stellen. — Eibenstock. Unter dem Zollkampfe mit Spanien leidet ein Theil unserer crzgcbirgischen Stickerei-Industrie ganz empfindlich; denn die Artikel, die früher in Eibenstock für Spanien »-.gestellt wurden, so z. B. die buntbcsticktcn Cachemirtücher, die bunten Tüllspitzcn :c., werden jetzt meist in Böhmen angefertigt. Die Folge davon ist, daß viele Arbeiterinnen, die auf solche Artikel eingerichtet sind, Eiben stock verlassen und sich anderswo Arbeit gesucht habe». Jetzt steht eine Besserung namentlich in der Perinäherei bevor, die c« wohl ermöglichen wird, die Arbeitskräfte wieder voll zu beschäftigen. Selbst wenn die« aber möglich wäre, können für die Tüllnähcrci uno die Buntstickerei auf wollene Stoffe die böhmischen Arbeitskräfte nicht ganz entbehrt werden, weil sonst gewisse Artikel hier gar nicht mehr erzeugt werden könnte», sondern einfach in Böhmen bestellt werden müßten. — Leipzig. Am Montag und Dienstag dieser Woche fanden Felddienstübungcn in gemischten Waffen in der Gegend von Grimma, Naunhof und Fuchshain statt. E« nahmen daran außer Truppen der Garnison Leipzig Theil je eine Abtheilung de« Karabinier-Regiments in Borna, de« 19. Husarcn-RegimentS in Grimma u. de« 3. Jägerbataillons Nr. >5 in Wurzen. Etliche Abtheilungen dieser Truppen gattungen wurden in der 'Nacht vom Montag zum Dienstag in Fuchshain und Umgegend verquartirt. — Plauen. Da« Vorgehen des Vorstandes de« hiesigen FabrikantenvcrcinS der Stickerei- und Spitzen-Jndu- strie, demzufolge derselbe bei dem BundeSrathe um eine Ausnahme von den Bestimmungen des 8 137 Absatz 1 und 2 der Gewerbeordnung in der Weise gebeten hat, daß die Arbeitszeit der weiblicben Arbeiter in der Schiffchenstickerei de« Königreichs Sachsen in den Monaten Januar, Februar, März, April, November, Dezember von I > aus 12 Stunden ausgedehnt werden darf, daß diese verlängerte Arbeitszeit aber durch eine im Ermessen der einzelnen BetriebSunter- nehmcr liegende entsprechende Verkürzung der gesetzlichen I> stündigen Arbeitszeit in den übrigen Monaten wieder aus geglichen wird, wurde von dem Handelskammerpräsivcnlcn Georgi in der letzten Plenarsitzung der Handel«- und Gewerbe kammer Plauen al- ein sehr loben«- und nachahmenSwcrthe« sür andere Industriezweige bezeichnet. Durch eine derartige Regelung werde eine gleichmäßigere Arbeitszeit geschaffen und die zeitweilige Uebcrlaslung der Arbeiter vermieden. Herr StaatSministcr v. Boetttcher hat einer von ihm empfangenen Abordnung de« FabrikantenvcrcinS und einem von ihm gleichzeitig empfangenen Arbeiter eine wohlwollende Behand lung des Gesuch« zugcsagt. — Reichenbach, 27. Januar. Als der in Lengen feld wohnhafte Webermeister Eißncr in Reichenbach in diesen Tagen seine fertige Waare abgeliefert hatte, gesellte sich Nachmittag« ans den» Nachhausewege in der Nähe de« sogen, „kalten Felde»" ein in den zwanziger Jahren stehender Mann, der au» dem Walde kam, zu ihm, knüpfte mit ihm ein Ge spräch an und erbot sich, den mit Garn beladenen Schlitten Eißner'« mit schieben zu Helsen, da er ja auch nach Lengen feld gehe, um dort Arbeit zu suchen. Eißner war die« zufrieden. In der Nähe von Eißner'S Wohnung in Lengen feld sagte der Fremde, es friere ihn an die Füße und ob er sich bei Eißner nicht etwa« wärmen könnte, wa» dieser auch zusagte. Eißner'S Frau gab ihm auch Brot und Kaffee. Nach einiger Zeit entfernte sich der Fremde, kam aber bald wieder und veranlaßte Frau Eißner unter dem Vorgeben, ein kleine« Kind sei auf der Straße gefallen, sie möchte doch nachsehen, ob e« ihr Kind sei, auf die Straße zu gehen. Der in der Stube zurückgebliebene Strolch überfiel nun den aus dem Sopha liegenden Eißner und würgte ihn mit beiden fänden am Halse. Als unterdessen die Frau wieder in die Stube trat, flüchtete der Fremde. Die auf der Straße befind lichen Passanten ergriffen denselben und überlieferten ihn der Polizei. Er hatte die Absicht gehabt, den Eißncr seine« für die abgeliescrte Waare erhaltenen Geldes zu berauben. Aus der Polizeiwache ergab sich, daß man e« mit einem gefähr lichen Menschen zu thun hatte, welcher mehrere Jahre in der Besserungsanstalt Bräun-dorf war. Der Strolch war ein Handarbeiter au« Reichenbach und hatte bereit» wegen Haus friedensbruchs I Monat, wegen Schlägerei 4 Wochen und wegen Meuterei sechs Jahre Gefängniß (in der LandcS- strafanstalt Zwickau) verbüßt; er hatte beim 5. Infanterie- Regiment Nr. 104 gedient, war aber au« dem Soldaten stande ausgestoßen worden. — Wernitzgrün bei Markneukirchen. Am vorigen Sonntag Nachmittag wurde in der 'Nähe unsere» Orte« ein junger Mensch au« Schönbach in Böhmen, der in Markneu kirchen zwei Kistchen voll Bücklinge gekauft hatte, welche er, um sich durch Verkauf derselben in Schönbach einen kleinen Verdienst zu verschaffen, abseits der Zollstraße unverzollt über die Grenze hinüber tragen wollte, von zwei österreichischen Grenzjägcrn betroffen, von denen einer aus den jungen Men schen schoß und ihn schwer verwundete, so daß derselbe nach der nahe der Grenze liegenden Waldschänke getragen und von da mittel« Schlitten nach Schönbach i. B. geschafft werden wußte. — Bezüglich de« voraussichtlichen Umfanges der dies jährigen Hebungen der Mannschaften des Beur laubten stan de« giebt da« Königl. KriegSministerinm, um de» von der Einberufung betroffenen Mannschaften Gelegen heit zu bieten, ihre Beruf-Verhältnisse entsprechend regeln zu können, bereit« jetzt bekannt, daß im Lause de« Jahre« zu Hebungen im Bereiche de« XII. (Königl. Sächsischen) Armec- corp« vorbehältlich darüber noch zu erlassender cndgiltiger Bestimmungen an« den Jahresklassen 88 89 der Reserve, bezw. 83 84 der Landwehr vom Beurlaubtenstande der Infanterie zusammen II, 140, von dem der Jäger zusammen 800, von dem der Feldartillerie einschließlich bei derselben al« Fahrer zu verwendender ehemaliger Kavalleristen 1200, vom Be- urlaubtenstandc der Fußartillerie 540, von dem der Pioniere 250 Mann je auf 14 Tage einzuberuscn sind. Während der gleichen Zeitdauer und au« denselben JahreSklasscn werden au« der Reserve, bezw. der Landwehr de« Train« 480 Mann nach Beendigung der Herbslübungen, außerdem im Mai, und zwar auf 20 Tage 25 Mann au« der Reserve der Kavallerie, bezw. de« Train« einberufcn. Zur Bilduiig von Sanität«- dctachement« ist die Einziehung von 200 Mann, gleichfalls diesen Altersklassen angchörcnd, und zu einer Hebung bei den Garnisonlazarcthen von den Krankenwärtern der Reserve 25 auf 20 Tage, von denen der Landwehr die gleiche Anzahl auf 14 Tage in« Auge gefaßt. Der Arbeiterabtheilung werden 35 Arbcitersoldatcn aus 12 Tage zugewiesen. E« soll zu diesen Hebungen je die Hälfte der angegebenen MannschaftS- ziffer der Reserve, die andere Hälfte der Landwehr entnommen werden, wobei die betreffenden Mannschaften derart auSzu- wählen sind, daß die Einberufung möglichst in die letzten Jahre ihrer Dienstpflicht in der Reserve bezw. der Landwchr I. Aufgebot« fällt. Aus der Ersatzrescrvc werden zu einer ersten (zehnwöchigen) 60 UebungSpflichtige und die gleiche Anzahl zu einer zweiten (sechswöchigen) Uebung im Kranken wartedienste herangezogcn. Aus vergangener Zeit — für unser« Zeit. 30. Januar. (Nachdruck verboten.) Am 30. Januar 1869 ertheilte da« amerikanische Re präsentantenhaus den Farbigen da» volle Wahlrecht. Damit war die Emanzipation der ehemaligen Sklaven vollendet und die volle Gleichberechtigung der Schwarzen anerkannt. Daß diese selbst zunächst den Werth der Freiheit noch nicht im ganzen Umfange erkannten, war nach den Jahrhunderten der Sklaverei natürlich; heute, nach fast drei Jahrzehnten, wird an der Intelligenz der schwarzen Race nicht mehr gezweifelt. 31. Januar. Am 3l. Januar 1866 starb der cchtdeutsche Dichter Friedrich Rückert im Alter von 78 Jahren. Ausgezeichneter Lyriker, hat er auch viele politische Gedichte versaßt. Am meisten bekannt geworden und weit verbreitet sind seine Ge dichte .Liebesfrühling", von denen die meisten von namhaften Componisten in Musik gesetzt worden. Viele sind so Volks- thümlich geworden, daß man sie vielfach für Volkslieder im VolkSmundc entstanden hält und alle haben eine herzbewegende und dabei formvollendete Sprache. Rückert gehört fraglos zu den Poeten, deren Werke einen bleibenden Werth besitzen. Getrennt und verstoßen. Roman von Ed. Wagner. (10. Fortsetzung.) Er setzte sich nieder und schrieb ein Billet an Dora, worin er ihr seine Adresse ausgab und sic bat, an ihn zu schreiben. Dann siegelte er den Bries und sandte ihn zur Post. Mit dem nächsten Zuge, kaum eine halbe Stunde später, befand er sich aus der Reise nach London, wo er, ohne sich aufzuhalten, den sich an denjenigen, mit welchem er gekommen, anschließenden Zug nach Norwich benutzte. Dort kam er spät am Abend an und nahm im Bahnhosshotel für die Nacht Quartier. Die Aufregung ließ ihn jedoch nicht schlafen. Seine Gedanken streiften von Dora zu Lady Barbara, die er haßte, nicht weil sic ihm ein Leid zugefügt oder ihm Unrecht gethan hatte, sondern weil sie ihm im Wege stand. Er häufte Verwünschungen über da« Haupt Lord Ehampney'S, fluchte über sich selbst und seine Thorhcit, daß er seinen Cousin so lange sich selbst überlassen habe, und murmelte schließlich: „Nun, ich werde den Fehler, den Lord Champney begangen, bald wieder gut machen; dann heiraihe ich meine liebe Dora und gehe in die Gesellschaft. Ich bin überzeugt, die kleine wilde Rose wird Aufsehen erregen." Bei dem Gedanken an Dora wurde sein Gemüth ruhiger und er schlief endlich ein.
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