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werthvoll «»«zustatten. „Da« ist eine Erzählung," schmunzelte Herr Baumann, „der alte August hat doch prächtige Mit arbeiter, ja unser Kaiser, unser lieber, guter Kaiser, so ist er, wie dieser da ihn hinstellt. Da« mögen seine Feinde lesen, die in ihrem eigennützigen politischen Gebühren da, wo sich dieser zweite Wilhelm ihnen entgegensteUt, seine Person in den Staub zu ziehen suchen. Wer diese hübsche Geschichte wohl geschrieben haben mag, ich möchte den Mann gern kennen." Während dieser Zeit saß die blonde Klara aus ihrem Zimmer und blätterte noch einmal die Briefe durch, die sic in den zwei Jahren, während welcher sie ihren Adolf nun schon kannte, von ihm empfangen hatte. Da« waren herrliche Maientagc gewesen, voll blüthenschwercr Pracht und sonnigen Glücke«, die Tage ihre« Aufenthalt« bei der Tante Klaußner in dem lippeschen Badeörtchcn Pyrmont. Da war er ihr begegnet, just an einem Tage, als die Vögel lauter denn sonst zwitscherten und jede Blume sich de« Frühlings freute. Wie stolz war er einhergegangen durch den jungbelaubten Wald und al« auf dem laubgewobenen Teppich fern seine Schritte verhallt waren, da hatte sie zur Tante erröthend gesagt: „Ein hübscher Mann." Und dann hatten sie sich aus einem Spaziergänge getroffen, die Tante war etwa« unpäßlich und mußte daheim bleiben. Wie hatte ihr Herz gejubelt, wie war sic glücklich gewesen, al« er nach trauten Worten über sein Streben, seine Zukunft«träume, über seine Einsam keit und über alle«, wa« sein Herz erzittern machte, seinen Arm um sie schlang und zu ihr sprach wie ein Engel, der die jungfräuliche Seele zum ersten Male fragt: „Weißt Du, wa« Liebe ist?" Sie hoffte, die Eltern würden Alle« billigen, ihrem Kinde gern da« geben, wa« ihre Jugendzeit »erklärt hatte. Papa hatte ja den Vater Alfred« gut gekannt und er hatte ja herrliche ZukunstSträume. So fuhr sie bangen Herzen« erwartungsvoll nach Hause und ihr veränderte« Wesen verrieth den Eltern bald, daß für ihr einzige« Kind jene Zeit angebrochen war, die entweder einen Sturz in« Elend oder einen Flug zum Himmel bedeutet. Die Mutter sagte nichts, der Vater schrieb ein paar Briese, erhielt die Antworten und sprach dann jene« Wort au«, da« wie ein Schreckgespenst sich in da« Nosendickicht ihrer LiebeSträume gedrängt hatte, da« häßliche Fremdwörtchcn „Existenz". Seit jener Zeit hatte sic Alfred nicht gesehen, aber treu war sie ihm geblieben, sie liebte mit einer Treue und Beständig keit, zu der nur ein Mädchen fähig ist, dem der erste LicbeS- traum über die Wimpern kommt, wenn die Backfischjahrc schon vorüber sind. Bor dem letzten Weihnachten hatte Alfred an den Koinmcrzienrath geschrieben, ihm seine Liebe zu Klara ge standen und ihn gebeten, ihm einen Weihnachtsbesuch in Lichtenroda zu gestatte». Alfred hatte einen guten Anwalt und die Mutter sprach auch zu seinen Gunsten, aber der Vater hatte ihm abgeschrieben und auch am NeujahrStagc hatte er sür die Thräncn der Tochter nur die Worte gehabt: „Sei vernünftig, Kind." Heute war nun der Geburtstag de« deutschen Kaiser«. Klara wußte, daß ihr Vater sich an diesen Tagen stet« bei guter Laune befand, liebte er doch sein Herrscherhaus, wie e« nur ein wahrer Patriot thun kann. Draußen kämpften die Laternen mit dem scharfen Nordoste, welcher den frischen Schnee in weißen Wellen durch die Straße trieb. Kein Stern glänzte am Himmel, der mit einem dunklen Wolkenschleier behangen war. „Ob da» wohl der Himmel meiner Liebe ist," dachte Klara, „aber nein, sie hatte noch keinen Grund, da« Vertrauen zu dem allmächtigen Lenker der menschlichen Schicksale, welche« ihr die Mutter in den frühesten Tagen ihrer Kindheit in die Seele gelegt hatte, zu verlieren. E« war ja so traulich in ihrem Zimmcrchen, die Lampe brannte und der durch einen rofarothen Schleier gedämpfte Lichtstrahl zog lange Ringel auf dem weißen Teppich. Im Ofen knisterte ein tüchtige« Feuer, so traulich, o noch viel traulicher mußte das Heim sein, in welchem sie an der Seite ihre- Alfred einst leben wollte. Ob sie ihrem Vater heute noch einmal ein gute« Wort gab? Heute am Geburtstage de« Kaiser« würde er vielleicht nicht mit dem häßlichen Wörtchen „Existenz" kommen. Ja, sie wollte es. — — — Langsam stieg sic die Treppe hinab, vielleicht sprach der Vater gerade mit der Mutter über ihre Zukunst, sie horchte, aber drinnen im Wohnzimmer war Alle« still. Da klingelte e« an der HauSthüre und um dem Dienstmädchen den Weg zu ersparen, öffnete Klara die Thüre. Draußen standen zwei über und über beschneite Gestalten, die mit einem freundlichen „Guten Abend" hereintraten. „Herr Korßd . .", das Wort blieb dem jungen Mädchen in der Kehle stecken, denn neben dem greisen Verleger des „Lichtcnrodaer Tageblattes" stand der junge Alfred Kronberg, der ernst und ruhig seinem Mäd chen die Hand bot. Nur einen Händedruck, dann verschwand Klara in der nächsten Zimmcrthürc und verbarg drinnen ihren glühend heißen Kopf in den Polstern eine« lauschigen Divan«. Die beiden Baumanns waren über diesen unerwarteten Besuch nicht wenig erstaunt, der Frau Kommerzicnrath über kam e« indessen wie die Ahnung einer glücklichen Stunde und sie war die erste, welche den beiden Gästen einen Stuhl bot. „Ich wollte nicht verfehlen. Dir als meinem langjährigen Freund und Gönner," nahm der alte Korßdorf, zum Kom- merzienrath gewendet, da» Wort, „meinen Nachfolger vorzu stellen, ich bin alt und habe schon seit Jahren da« Podagra in de» Gliedern, da ist e« Zeit, daß ich mich zur Ruhe setze. Herr Kronberg ist mir vortheilhast empfohlen worden und da denke ich, werden unsere geschäftlichen Angelegenheiten wohl auch in« Reine kommen. Ich brauche ja mein Geld nicht au« dem Geschäft zu ziehen. Herr Kronberg hat die heutige Nummer bereit« redigirt und auch die schöne Erzählung, von der ganz Lichtenroda spricht, versaßt." Ueber da« Antlitz de« Herrn Kommerzienrathe« lief ein zufriedene« Lächeln, er drückte dem jungen Manne die Hand und sagte recht warm: „Ich gratulire, Herr Kronberg." Da war ein Wink de« Schicksal« sür die Hausfrau, rasch war sic au« dem Zimmer und nach wenigen Minute» stand die blonde Klara neben ihr hinter dem Lehnsessel de« Vater«. Alfred blickte sie leuchtenden Auge« an, sic glich in diesem Augenblicke der Edeltanne, wenn der Frühling sein flimmern de« Morgenroth durch ihre Krone gleiten läßt. „Sie haben auch wohl noch etwa« Private« mit dem Herrn Kommerzienrath zu sprechen, Herr Kronberg," sagte jetzt der alte Korßdorf, „ich darf mich also wohl empfehlen." „Hier bleiben," rief Baumann, „Du darfst Alle« hören, denn „Dui büst de Nöachstc dotau," wie der große Fritz Reuter sagt." Dann klingelte er und ließ Wein auftragen und al« die Gläser gefüllt waren, ergriff er Kronberg« Hand, blickte seine Tochter liebevoll an und sagte: „Er lebe der Kaiser." Getrennt und verstoßen. Roman von Ed. Wagner. (9. Fortsetzung.) „Ja, Papa," versetzte Dora gefaßt, „der Unterschied ist groß, aber ich werde keinen Mann heirathen, welcher nicht die ganze Wahrheit weiß und welchem Dora Ehessom nicht mehr werth ist, al« jede andere Dame von Stand und großem Vermögen. Ich werde keinem Manne meine Hand schenken, welcher mich nur au« Mitleid heirathct," fügte sie stolz hinzu. „Ich bin heute noch so gut wie gestern — so gut, al« ob ich eine Prinzessin wäre. Verstehst Du mich, Papa? Ich schäme mich nicht einer Verwandtschaft mit jener Frau im Gasthofe, wenn sie rechtschaffen ist; aber ich schäme mich meiner Verwandtschaft mit ihrem todten Manne, der ein Fälscher und Betrüger war und ei» Flüchtling vor der weltlichen Gerechtigkeit. Man braucht nicht wegen armer Eltern zu erröthcn, wenn sie gut und achtcnSwerth sind." „Ich verstehe Dich, Dora." „Ich dachte. Du würdest mich vielleicht für stolz halten, weil ich vor Mrs. Farr zurückschrak, weil ich sie nicht als meine Mutter anerkennen kann. Aber um aus Felix Warner zurückzukommen, Papa," setzte sie mit tieferer Stimme hinzu, „so glaube ich wohl, daß er die Probe bestehen wird; zieht er sein Wort aber zurück, so werde ich mich freuen, ihn zur rechten Zeit kennen gelernt zu haben." „Du wirst keine so arme Braut sein, Dora, so ganz ohne Mitgift," sagte der Squire zärtlich. „Wa« ich für Dich thun kann, werde ich thun. Ich bin in der letzten Zeit nicht recht wohl gewesen und weiß, daß ich in dieser Beziehung nicht« ungeordnet hinterlassen darf; deshalb war ich heute beim Rechtsanwalt und wollte mein Testament machen." „O, Vater!" „Ich werde darum nicht früher sterben, wenn ich diese Sorge hinter mir habe," sagte der Squire, versuchend, sorglos zu erscheinen. „Ich habe schon zu lange gezögert; ich hätte schon vor Jahren sür Dich sorgen sollen, da ich weiß, daß Edmund nicht sehr großmüthig — vielleicht kaum gerecht — ist. Mein Sohn liebt das Geld mehr als ich," und der alte Squire seufzte, als ob ihn diese Thatsache schmerzte. „Aber der Advokat war nicht zu Hause, und so werde ich morgen zu ihm gehen. Ich werde sür Dich achttausend Pfund bestimmen, dasselbe, wa« Dir al« meiner eigenen Tochter zu käme. Ich werde die« Mr. Warner nicht verhehlen, da Du willst, daß er Alles erfahre. Gern möchte ich Dich vor meinem Tode verhcirathct sehen, damit Du nicht MrS. Farr in die Hände fällst." „Hält Dich der Doktor sür ernstlich krank, Papa!" Der Squire zögerte, aber ein Blick auf Dora'S bleiches, ernste« Gesicht, schien ihm zu sagen, daß c« da» Richtigste sei, frei zu ihr zu sprechen. „Du hast heute viel ertragen müssen, Dora," sagte er, „kannst Du noch einen andern Schlag ertragen?" Da» Mädchen athmete schwer. „ES ist doch nicht die erbliche Herzenskrankheit?" stammelte sie. „Ich dachte, ich wäre mit Schlagfluß behaftet," erwiderte der Squire. „Meine Schwindelanfälle brachten mich aus den Gedanken; aber unser Familienarzt sagt — sei gefaßt, Dora, — daß ich, wie mein Vater und Großvater, plötzlich am Herzschlag au« der Welt gehen werde. Sei ruhig, mein Liebling! Ich kann ja noch ein Jahr oder noch länger leben, ich werde hoffentlich noch so lange leben, um Deine Kinder zu sehen. Nur warnt mich der Arzt vor jeder Aufregung." „Du bist den ganzen Tag aufgeregt gewesen, Papa; Du bist jetzt noch ausgeregt." Der Squire lächelte schwach. „Die Ruhe einer Nacht wird Alle« wieder gut machen," sagte er. „Lege Deinen Kopf an meine Brust — so, mein Herz. Ich will ein wenig ruhen und nachdenken." Dora schwieg ; sie vernahm noch Stimmen von draußen, welche »ach und nach verstummten. Das Zwielicht wich der völligen Dunkelheit und die Nacht brach herein. Dora ent wand sich sanft den Armen de« Squire'« und richtete sich auf. „Zünde kein Licht an, Dora," sprach dieser mit seltsam ängstlicher Stimme. „Aber spiele mir etwas vor. Singe mir eins meiner Lieblingslieder." Dora ging an'S Piano und sang eine alte Ballade, welche in der Jugendzeit de« Squire« sehr beliebt gewesen war. Dieser folgte ein andere» Lied und noch ein«, so daß eine Stunde schnell dahinfloß. Dann schloß Dora da» Piano und ging zum Squire zurück, sich zärtlich über ihn beugend. „Fühlst Du Dich wohl, Papa?" fragte sie. „Ganz wohl, mein Liebling. Du kannst nun zu Bett gehen; e» ist schon spät. Du hast mich wieder erheitert; Gott vergelte Dir'». Nun gute Nacht, Dora!" Er sprach sanft und küßte sie mit seltsamer Inbrunst. „Gehst Du nun auch zu Bett, Papa?" „Sogleich; ich will nur noch einen Augenblick die fried liche Ruhe und die Annehmlichkeit dieser Stunde genießen. Geh' Dora!" Dora ging mit schwerem Herzen von ihm. Sie setzte sich am Fenster ihre» Zimmer« nieder und wartete, bi« sie seine Tritte auf der Treppe hören würde. Eine Stunde verging, und noch eine; die Uhr schlug zwölf, und noch hörte sie ihn nicht. Besorgt trat sie hinaus in die Halle und lauschte. „Er muß eingeschlafen sein," sprach sie zu sich selbst. Die Nachtluft wird ihm schaden. Ich will hinunter und ihn wecken." Sie schlich die Treppe hinab und trat in'» Familien zimmer. Der Squire saß noch in seinem Lehnstuhl am offene» Fenster und die kühle Akendlust umfächelte ihn sanft. „Papa!" rief Dora leise. Er antwortete nicht. Ein unheimliche« Gefühl erfaßte Dora'« Herz. „Papa!" wiederholte sic mit stärkerer Stimme. Doch ihr Ruf blieb wieder ohne Antwort. Sie eilte zu ihm und erfaßte seine Hand, aber diese war kalt und starr; da« liebevolle Herz hatte aufgehört zu schlagen, Dora « bester Freund, ihr Schutz und Schirm gegen Kummer und Noth war — tobt! Achtes Kapitel. Siu« Schlange. Bei seiner Zurückkunft in Horsham nach dem Besuch im Meierhof Chessom erwartete Felix Warner da« Telegramm Lord Champneh'S. Die Empfindungen zu beschreiben, unter denen er die Botschaft la«, würde eine zu schwierige Aufgabe sein; am vorherrschendsten waren Wuth und Furcht. „Er ist nach Saltair gegangen, der liebeskranke Narr!" murmelte er grimmig. „Bin ich deshalb so viele Jahre lang bei ihm gewesen? Habe ich deshalb meine Jugendzeit geopserl und mich zu seinem Sekretär und Sklaven gemache? Zoll dies das Resultat all' meiner Pläne und meiner Arbeit sein? So manchmal würde Lord Champney, so stolz wie er war und ist, zu seiner Frau zurückgekehrt sein und sich ihr zu Füßen geworfen haben, hätte ich c« nicht vermocht, ihn von diesem Gedanken abzubringcn, seine alte Eifersucht immer wieder aufzufrischcn und ihn seiner sentimalen Schwäche wegen beschämt zu machen. Und nun ist er doch nach Saltair gegangen. Ich bin neugierig, wie seine stolze Frau ihn empfangen hat. Ob sie die Vergangenheit ganz bei Seite geworfen und ihn in Gnaden wieder angenommen hat? O, ich könnte sie Beide morden — diese 'Narren!" Er durchmaß mit raschen Schritten das Zimmer. In seiner Seele tobte und wühlte es und sein Hirn sann auf neue Pläne, um sein Werk zu Ende zu führe». „Da« kann ich nicht ertragen!" sprach er zu sich selbst. „Er ruft mich zu sich, und ich will gehen. Wenn sie sich vereinigt haben, können sie sich auch wieder entzweien. Beide stolz. Beide leidenschaftlich — die Eine kalt wie Ei«, der Andere eifersüchtig wie Othello — wird cs leicht sein, ihre Trennung zu erwirken. Ich habe das beste Material zu meiner Arbeit und will nicht lange zögern, cS zu benutzen. Er packte seine Sachen und machte sich zur Abreise bereit. „Ich will an Dora schreiben und ihr meine plötzliche Abreise mittheilen," dachte er. „Sie liebt mich ebenso sehr, wie ich sie liebe, und sic ist mir gewiß, wenn ich auch längere Zeit abwesend bin. Es ist keine schlechte Spekulation, mir die kleine Erbin zu sichern, in deren Adern so gute« Blut fließt, wie in denen irgend einer andern. Erst will ich die Geschäfte besorgen, dann kommt die kleine süße Dora und da« Vergnügen. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Machrichten. — Weimar, 24. Jan. Heute trafen nach zwei Jahren, einem alten Brauche folgend, die Jenenser Burschen schaften wieder in Weimar ein, um die Vorstellung der „Räuber" im Hoftheater zu „kommandiren". In langem Wagcnzuge rückten sie um die Mittagsstunde, ein Musikkorps und zwei Reiter in Wich« an der Spitze, in unsere Stadt und machten zunächst eine Rundfahrt durch die Hauptstraßen bi« zum Hotel Chennitius, wo ein gemeinsames Mittagessen ein genommen wurde. Um Uhr Nachmittags marschirten sie, wie der „Voss. Ztg." gemeldet wird, im Gänsemarsch nach dem Theater, wo ihnen im Parket Plätze reservirt waren, und „eröffneten" die Vorstellung durch Absingeu de» „OsuckeLmu-i igsitur". Nachdem der Präses der führenden Burschenschaft „Teutonia" mit den Worten: „Silentium, da« Spiel kann beginnen", die Erlaubniß zum Anfang gegeben hatte, ging der Vorhang in die Höhe und die Darstellung wickelte sich normal ab, bis zu der Scene de« zweiten Aktes, wo sich die Räuber im Walde lagern. Wiederum erhob sich da der Präside: Silentium, wir singen da« Lied „Ein freies Lebe» führen wir", worauf die Corona stehend sänimtliche Strophen de« RLuberlicdeS sang. 'Nachdem schließlich noch offiziell er klärt war, daß die Vorstellung „sx" sei, ging der Studenten zug nach dem Markt, wo „Deutschland, Deutschland über alle«" gesungen wurde; eiu solenner Kommers beendete die studentische Thcaterwallfahrt. Das eigenartige Schauspiel lockt stet« viele Neugierige aus die Straßen und ins Theater. — Klösterlicher Besitz in Oesterreich. Nach einer statistischen Zusammenstellung auf Grund der Steuerkataster besitzen die Klöster und Stifte EiSlcithanicnS nachstehende Werthe an Grund und Boden einschließlich beweglicher Güter: in Nieder-Oesterreich über 27 Millionen Gulden, in Ober- Oesterreich 8 Millionen, in Salzburg 3 Millionen, in Steier mark 3')2 Millionen, in Kärnthcn 2 Millionen, in Tirol 4 Millionen, in Böhmen 13'/« Millionen, in Mähren 14 Mill., in Schlesien 3'/, Millionen, in Galizien 10 Millionen. — Eine» hübschen Einblick in die Werthvcrhältnisse der fünfziger Jahre gestattet nachstehende Passeircr Wirths Hausrechnung. Nach einer Neiserechnung, die damals dem nachmaligen König Wilhelm I. von Preußen gemacht wurde, kostete da« Bcttgeld in Lazin» — für den Prinzen mit fünf Personen Begleitung — zusammen 12 Kreuzer RcichSwährung. Für den Friihstückskafsee kam auf die Person der gewaltige Preis von je 6 Kreuzer. Eine Schüssel Milch dagegen (ein halbes Maaß) kostete nur 3 Kr., ein Ei 1 Kr. Der Mittag« tisch in St. Leonhard erforderte für eine Portion Suppe und Fleisch 8 Kr., für ein „Brätele" 8 Kr., ein RahmmuS kostete 6 Kr. Der Wein erscheint mit 5 Kr. verzeichnet. Für Früh stück und Mittag gab die Reisegesellschaft die Unsumme von I Fl. 44 Kr. Reichswährung aus — ei» Bettag, mit dem heutzutage ein Einzelner kaum durchkommt. — Demnächst wird in Wien ein BelcidignngSprozeß stattsinden, der zwei jüdische GcschäftSantiscmitc» aus der An klagebank zeigt. In vielen Tausenden von Flugblättern wurde vor einiger Zeit da« rheinische SensenvcrsandthauS A. Württem berg in Köln al« eine unreelle, mit einem deutschen Namen sich deckende „jüdisch-polnische" Firma bezeichnet. Urheber und Verbreiter dieses Flugblattes waren die Gebrüder Lazar und David Münzer in Wien, Inhaber der Firma Münzer L Co., einer Handlung mit land- und forstwirthschaftlichen Geräthen. In jüdischen Blättern wird fortwährend von christlichen Ge- schäftSantiscmiten gesprochen, ohne daß dafür Beweise zu er bringen wären. Jetzt läßt sich zum ersten Male da« Auftreten wirklicher GeschäftSantisemitcn scftstellcn und — Wunder über Wunder! Diese gerichtsnotorischen GeschäftSantisemiten sind — Juden! — Ein unterirdischer Sumpfcypressenwald, der fortgesetzt interessante neue Ucbcrraschmigcn liefert, ist vor Kurzem bei Groß-Räschcn im Kreise Lübben aufgcdcckt worden. E« liegen drei Schichten von 1'uxvcklum ckmticdum in einer Braunkohlcnablagcrung von 20 m übereinander. In den beiden unteren Schichten erkennt man die abgebrochenen und gestürzten Baumriesen neben den aufrecht stehenden, noch jetzt im ursprüngliche» Boden wurzelnden Baumstümpfen ganz deutlich. Der oberste Wald aber ist, wie zahllose Kohlenreste